Gesundheitsrisiko Klimawandel -  - E-Book

Gesundheitsrisiko Klimawandel E-Book

0,0
52,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Durchschnittstemperaturen und viele weitere Indikatoren für den Klimawandel erreichen immer neue Höchstwerte. Während große Teile der Bevölkerung sich vor Hitze, UV-Strahlung und anderen Risiken - etwa durch Aufsuchen kühler Räume - schützen können, sind klimabedingte Gesundheitsrisiken für Outdoor-Sportler, Außenbeschäftigte und andere Risikogruppen, die sich in ihrer Freizeit oder aus beruflichen Gründen im Freien aufhalten, besonders groß. Dies gilt beispielsweise für Fußball, Leichtathletik, Rad-, Wasser- und Wintersport genauso wie für Hoch- und Tiefbau, Landwirtschaft und Gartenbau, Rettungswesen und Kindertagesstätten. Diese Neuerscheinung vereint die Expertise von über 70 Autoren aus über 40 führenden staatlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Institutionen, Verbänden und Einrichtungen. Es bietet einen aktuellen und umfassenden Blick auf die Klimaveränderungen und die resultierenden Gesundheitsgefahren: Hitzschlag, Unfälle durch Blitzschlag oder Lawinen, UV-Erytheme, Hautkrebs, Atemwegserkrankungen durch Ozon und Feinstaub, Asthma durch Neophyten, Infektionen durch Zecken und Stechmücken bis hin zu psychischen Folgen. Wie können im Training, beim Wettkampf, bei Großveranstaltungen oder bei beruflichen Außentätigkeiten spezifische und übergreifende Schutzkonzepte (wie z. B. Hitzeaktionspläne) aussehen? Bundesweit sehen Verantwortliche in Sportvereinen und als Arbeitgeber akuten Handlungsbedarf. Sie alle stehen vor der Herausforderung, vor Ort Präventionsmaßnahmen zeitnah und effektiv umzusetzen. Politische Entscheidungsträger benötigen Informationen über den regulatorischen Rahmen auf lokaler, kommunaler oder überregionaler Ebene. Dieses Buch präsentiert aktuelle Informationen und Handlungsansätze. .

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 837

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sven Schneider

(Hrsg.)

Gesundheitsrisiko Klimawandel

Neue Herausforderungen für Sport, Beruf und Alltag

unter Mitarbeit von

Karim Abu-Omar

Xenia Augsten

Cornelia Baldermann

Matthias Baumann

Liza-Marie Beckers

Karl-Christian Bergmann

Denis Biró

Simon Blaschke

Henrik Brauel

Susanne Breitner-Busch

Berit Bretthauer

Carsten Butsch

Kersten Bux

Ulrich Clausing

Katharina Diehl

Johannes Dreesman

Stephan Drewes

Michael Eichinger

Vera Fieber

Holger Förster

Marieke Frassl

Leonard Fraunberger

Katharina Gabriel

Peter Gelius

Tatiana Görig

Carolin Götz

Alina Herrmann

Elke Hertig

Anja Hirschmüller

Karsten Hollander

Christian Imholt

Jens Jacob

Carmen Jochem

Artur Jöst

Irena Kaspar-Ott

Andreas Klingberg

Milan Klöwer

Nadja Knauthe

Eva Johanna Kubosch

Sebastian Lorenz

Julika Loss

Andreas Matzarakis

Filip Mess

Sven Messing

Tim Meyer

Ramona Moosburger

Hans-Guido Mücke

Enno Nilson

Dogukan Özer

Felix Peter

Lynn Pfeiffer

Harald Rehn

Carina Rösen

Daniel Rottke

Teresa Sofie Schick

Saskia Schmitz

Alexandra Schneider

Michael Schonnebeck

Edgar Schwarz

Jan Siegmeier

Friederike Stölzel

Christina Strube

Antonina Tcymbal

Rainer G. Ulrich

Thomas Weickert

Edda Weimann

Alexandra von Winning

Stefan Winter

Marc Wittlich

Heiko Ziemainz

Gesundheitsrisiko Klimawandel

Sven Schneider (Hrsg.)

Programmbereich Gesundheit und Medizin

Prof. Dr. phil. Sven Schneider, M. A.

Universitätsmedizin Mannheim

Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg

Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD)

Alte Brauerei

Röntgenstraße 7

68167 Mannheim

DEUTSCHLAND

E-Mail: [email protected]

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Copyright-Hinweis:

Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.

Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe AG

Lektorat Gesundheit

Länggass-Strasse 76

3012 Bern

Schweiz

Tel. +41 31 300 45 00

[email protected]

www.hogrefe.ch

Lektorat: Susanne Ristea

Bearbeitung: Thomas Koch-Albrecht, Münchwald/Hunsrück

Herstellung: Daniel Berger

Umschlagabbildung: skynesher, Getty Images

Umschlag: Claude Borer, Riehen

Satz: punktgenau GmbH, Bühl

Format: EPUB

1. Auflage 2024

© 2024 Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-96286-3)

(E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-76286-9)

ISBN 978-3-456-86286-6

https://doi.org/10.1024/86286-000

Nutzungsbedingungen:

Der Erwerber erhält ein einfaches und nicht übertragbares Nutzungsrecht, das ihn zum privaten Gebrauch des E-Books und all der dazugehörigen Dateien berechtigt.

Der Inhalt dieses E-Books darf von dem Kunden vorbehaltlich abweichender zwingender gesetzlicher Regeln weder inhaltlich noch redaktionell verändert werden. Insbesondere darf er Urheberrechtsvermerke, Markenzeichen, digitale Wasserzeichen und andere Rechtsvorbehalte im abgerufenen Inhalt nicht entfernen.

Der Nutzer ist nicht berechtigt, das E-Book – auch nicht auszugsweise – anderen Personen zugänglich zu machen, insbesondere es weiterzuleiten, zu verleihen oder zu vermieten.

Das entgeltliche oder unentgeltliche Einstellen des E-Books ins Internet oder in andere Netzwerke, der Weiterverkauf und/oder jede Art der Nutzung zu kommerziellen Zwecken sind nicht zulässig.

Das Anfertigen von Vervielfältigungen, das Ausdrucken oder Speichern auf anderen Wiedergabegeräten ist nur für den persönlichen Gebrauch gestattet. Dritten darf dadurch kein Zugang ermöglicht werden. Davon ausgenommen sind Materialien, die eindeutig als Vervielfältigungsvorlage vorgesehen sind (z. B. Fragebögen, Arbeitsmaterialien).

Die Übernahme des gesamten E-Books in eine eigene Print- und/oder Online-Publikation ist nicht gestattet. Die Inhalte des E-Books dürfen nur zu privaten Zwecken und nur auszugsweise kopiert werden.

Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Download-Materialien.

Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

1. Geleitwort

2. Geleitwort

Vorwort des Herausgebers

Teil I: Klimawandel und gesundheitsrelevante Folgen

1 Klimawandel in DeutschlandAndreas Matzarakis

1.1 Einleitung

1.2 IPCC-Sachstandsbericht

1.3 Klimaentwicklung in Deutschland

1.3.1 Temperatur

1.3.2 Niederschlag

1.4 Klimaszenarien möglicher Entwicklungen

1.4.1 Klimaszenarien im Fünften Sachstandsbericht

1.4.2 Klimaszenarien im Sechsten Sachstandsbericht

1.4.3 Auswirkungen der Treibhausgase

1.4.4 Klimaprojektionen für Deutschland

1.5 Klimaschutz und Klimaanpassung

1.5.1 Maßnahmen

2 Gesundheitsrelevante Klimafolgen im ÜberblickSven Schneider

2.1 Einleitung

2.2 Gesundheitsrelevante Auswirkungen des Klimawandels

2.2.1 Hitze

2.2.2 Weitere Extremwetterereignisse

2.2.3 UV-Strahlung

2.2.4 Luftqualität

2.2.5 Infektionen und Intoxikationen

2.2.6 Mentale Belastungen

2.3 Fazit

3 Klimawandel und HitzeHans-Guido Mücke

3.1 Einführung

3.2 Gesundheitsfolgen des Klimawandels

3.3 Hitzebedingte Gesundheitseffekte

3.3.1 Thermophysiologie

3.3.2 Risikogruppen

3.3.3 Leistungseinbußen, erhöhte Arbeitsunfähigkeit und Kosten

3.3.4 Morbidität

3.3.5 Mortalität

3.4 Synergien von Klima-, Gesundheits- und Hitzeschutz

3.5 Fazit

4 Klimawandel und ExtremwetterereignisseEnno Nilson, Carsten Butsch

4.1 Einleitung

4.2 Extremwetterereignisse im Klimawandel

4.3 Gesundheitsbezogene Risikokaskaden

4.3.1 Gesundheitliche Folgen von Überschwemmungen

4.3.2 Gesundheitliche Folgen von Stürmen

4.4 Fazit

5 Klimawandel und UV-StrahlungCornelia Baldermann, Sebastian Lorenz

5.1 Einleitung

5.2 Die gesundheitliche Wirkung von UV-Strahlung

5.3 Risikofaktoren für UV-bedingte Krebserkrankungen

5.4 Einfluss des Klimawandels auf UV-Strahlung

5.4.1 Stratosphärisches Ozon

5.4.2 Bewölkung

5.4.3 Veränderung der UV-Bestrahlungsstärke

5.4.4 Das menschliche UV-Expositionsverhalten

5.5 Gesundheitliche Auswirkungen einer veränderten UV-Strahlungsbelastung

5.6 Anpassungsmaßnahmen an eine veränderte UV-Strahlungsbelastung

5.7 Diskussion und Fazit

6 Klimawandel und bodennahes OzonIrena Kaspar-Ott, Elke Hertig

6.1 Einleitung

6.2 Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Ozon

6.3 Charakteristik des bodennahen Ozons

6.4 Bodennahe Ozonkonzentrationen in Deutschland

6.5 Empfehlungen zum Gesundheitsschutz

7 Klimawandel und FeinstaubAlexandra Schneider, Susanne Breitner-Busch

7.1 Einleitung

7.2 Partikuläre Luftschadstoffe

7.2.1 Definition von partikulären Luftschadstoffen

7.2.2 Eindringtiefe der partikulären Luftschadstoffe

7.3 Klimawandel und Feinstaub

7.3.1 Klima(-wandel) und Feinstaub

7.3.2 Feinstaub – Projektionen für Europa

7.4 Gesundheitseffekte von Feinstaub

7.4.1 Gesundheitseffekte von Luftschadstoffen

7.4.2 Potenzielle pathophysiologische Mechanismen

7.5 Interaktion zwischen Feinstaub und Hitze

7.6 Fazit

8 Klimawandel und AllergeneKarl-Christian Bergmann

8.1 Pollen – wichtigste Auslöser von Allergien

8.2 Messung luftgetragener allergener Pollen in Deutschland

8.3 Pollenflugvorhersage und Pollenflugkalender

8.4 Beginn, Ende und Konzentration des Pollenflugs

8.5 Tagesverlauf des Pollenflugs

8.6 Pollenallergene im Feinstaub

8.7 Veränderungen des Pollenspektrums

8.8 Hausmilben, Schimmelpilze und andere Allergene

9 Klimawandel und ZeckenChristina Strube

9.1 Systematik und Biologie der Zecken

9.1.1 Entwicklung und Wirtsfindung

9.1.2 Blutmahlzeit, Schadwirkung und übertragene Krankheitserreger

9.1.3 Zeckenhabitate und bevorzugte Wirte

9.2 Zecken und resultierende Gesundheitsrisiken im Klimawandel

9.2.1 Zecken der Gattung Ixodes

9.2.2 Zecken der Gattung Dermacentor

9.2.3 Zecken der Gattung Hyalomma

9.3 Infektionsrisiken nach Zeckenstichen und Präventionsmaßnahmen

9.3.1 Exponierte Personen(-gruppen)

9.3.2 Infektionsrisiko Zeckenstich

9.3.3 Schutz vor Zecken und zeckenübertragenen Erkrankungen

9.3.4 Schutz durch Impfung

10 Klimawandel und StechmückenArtur Jöst, Xenia Augsten

10.1 Stechmücken als Überträger von Krankheiten

10.1.1 Malaria

10.1.2 Denguefieber

10.1.3 Chikungunyafieber

10.1.4 West-Nil-Fieber

10.2 Einfluss des Klimawandels auf Stechmücken

10.2.1 Auftreten exotischer Stechmücken

10.2.2 Auswirkung auf einheimische Stechmücken

10.3 Mensch und Stechmücke treffen aufeinander

10.3.1 Alltag

10.3.2 Beruf

10.3.3 Sport

11 Klimawandel und HantavirenRainer G. Ulrich, Stephan Drewes, Jens Jacob, Christian Imholt, Johannes Dreesman, Saskia Schmitz

11.1 Hantaviren in Deutschland

11.2 Klimatische Bedingungen und Hantavirusinfektionen/-erkrankungen

11.3 Infektionsgefährdung in Sport, Beruf und Alltag

12 Klimawandel und WasserqualitätMarieke Frassl, Liza-Marie Beckers

12.1 Einführung

12.2 Klimawandelbedingte Einflüsse auf die Wasserqualität

12.2.1 Eintragsdynamiken von Stoffen und Erregern

12.2.2 Stoffkonzentrationen

12.2.3 Veränderungen des Ökosystems

12.3 Expositionswege

12.3.1 Direkte Expositionswege

12.3.2 Indirekte Expositionswege

12.4 Gesundheitsrisiken

12.4.1 Pathogene Erreger

12.4.2 Algen- und Cyanotoxine

12.4.3 Schadstoffe

12.4.4 Veränderte Ökosysteme

12.5 Fazit

13 Klimawandel und PsycheMichael Schonnebeck

13.1 Grundlagen: Psychisches Funktionieren in Krisen

13.2 Klimaveränderungen mit unmittelbaren psychischen Effekten

13.2.1 Verschmutzung

13.2.2 Hitze

13.2.3 Großschäden

13.3 Andauerndes psychisches Leiden

13.3.1 Angst und Sorgen (climate anxiety)

13.3.2 Trauer und Depression (und Solastalgie)

13.3.3 Empörung und Ärger (climate anger)

13.3.4 Erschöpfung und Resignation (activist burnout)

13.4 Besonders Betroffene

13.4.1 Naturnahe Berufe

13.4.2 Sportlerinnen und Sportler

13.4.3 Kinder

13.4.4 Ältere Menschen

13.5 Umgang mit der Klimakrise

13.5.1 Resilienz und Selbstschutz

13.5.2 Aktivitäten und Aktivismus

13.5.3 Notfallmanagement

Teil II: Sportspezifische Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel

14 Klimabedingte Gesundheitsrisiken im Sport im ÜberblickSven Schneider

14.1 Ausgangslage

14.2 Hitzerisiken im Sport

14.3 Unfall- und Verletzungsrisiken im Sport

14.4 UV-strahlungsbedingte Risiken im Sport

14.5 Inhalative Risiken im Sport

14.6 Infektions- und Intoxikationsrisiken im Sport

14.7 Mentale Risiken im Sport

14.8 Klimabedingte Gesundheitsrisiken im Überblick

14.9 Ausblick

14.10 Sportspezifische Benefits der Klimaveränderungen

14.11 Zukunft des Sports

15 Hitze als Risiko im SportHolger Förster

15.1 Einleitung

15.2 Temperaturregulation

15.2.1 Extrinsische Einflussgrößen

15.2.2 Intrinsische Einflussgrößen

15.2.3 Möglichkeiten der Wärmeabgabe

15.3 Veränderungen unter Belastung

15.3.1 Durchblutung

15.3.2 Leistungsfähigkeit

15.3.3 Flüssigkeitshaushalt

15.4 Hitzekrankheiten

15.5 Therapie, Akklimatisation

16 UV-Exposition als Risiko im SportTatiana Görig, Katharina Diehl

16.1 UV-Belastung im Außensport

16.2 UV-Schutz bei Außensportler*innen

16.3 Sonnenbrand und Hautkrebs bei Außensportler*innen

16.4 Implikationen

17 Präventionsfeld FußballEdgar Schwarz, Tim Meyer

17.1 Einleitung

17.2 Hitze und Leistungsvermögen im Fußball

17.3 Gesundheitsrisiken

17.3.1 Untersuchungen im Profifußball

17.3.2 Untersuchungen im Amateurfußball

17.4 Gegenmaßnahmen und Richtlinien

17.4.1 Gegenmaßnahmen

17.4.2 Richtlinien

17.5 Zusammenfassung und Ausblick

18 Präventionsfeld LeichtathletikKarsten Hollander, Milan Klöwer

18.1 Einleitung

18.2 Physiologische Anpassung an Hitze

18.3 Leistungen in der Leichtathletik

18.4 Möglichkeiten der Prävention

18.5 Vorhersage von gefühlten Temperaturen

18.6 Fazit

19 Präventionsfeld TriathlonHeiko Ziemainz, Leonard Fraunberger

19.1 Triathlon und seine Varianten

19.2 Entwicklung des Triathlons

19.3 Physiologische und psychologische Wirkungen/Anforderungen

19.4 Material

19.5 Wettkämpfe/Veranstaltungen

20 Präventionsfeld MarathonlaufAndreas Matzarakis, Carina Rösen

20.1 Einleitung

20.2 Methodik und Modelle

20.3 Ergebnisse

20.4 Diskussion

20.5 Fazit

21 Präventionsfeld RadsportDenis Biró, Matthias Baumann

21.1 Einleitung

21.2 Hitze

21.3 UV-Strahlung

21.4 Luftschadstoffe

21.5 Allergene

21.6 Extremwetterereignisse wie Unwetter oder Starkregen

21.7 Klimawandel als Herausforderung

21.8 Klimaschutz statt Klimawandelanpassung

21.9 Fazit

21.9.1 Exkurs: Trinken – auf einen Blick

21.9.2 Exkurs Hitze-Adaptation – auf einen Blick

21.9.3 Exkurs: Phänomen Bräunungskante

22 Präventionsfeld KanusportUlrich Clausing

22.1 Einleitung

22.2 Gefahren durch Niedrigwasser

22.2.1 Wildwasser

22.2.2 Kleingewässer

22.2.3 Ströme

22.2.4 Seen

22.3 Gefahren durch Hochwasser

22.3.1 Wildwasser

22.3.2 Kleingewässer

22.3.3 Ströme

22.3.4 Seen

22.4 Verhalten bei Niedrig- und Hochwasser

22.5 Gefahren durch verschmutztes Wasser

22.6 Verhaltensregeln zum Schutz vor Infektionen

22.7 Wetterbedingte Gefahren

22.8 Schutzmaßnahmen bei besonderen Wetterereignissen

22.8.1 Schutzmaßnamen bei Hitzewellen, Sonneneinwirkung und Ozon

22.8.2 Verhalten bei Gewitter und Sturm

22.9 Gefahren durch Insekten

22.10 Schutzmaßnahmen vor Insektenstichen bzw. -bissen

23 Präventionsfeld SchwimmsportHarald Rehn

23.1 Einleitung

23.2 Mögliche Folgen für organisationsspezifische Aufgaben

23.3 Temperaturanstieg in Deutschland

23.4 Ausgewählter Zusammenhang anhand empirischer Daten

23.5 Fazit

24 Präventionsfeld Berg- und WintersportStefan Winter

24.1 Einleitung

24.2 Die Alpen – Lebensort und Gefahrenraum

24.3 Bergsport – ein Klimawandel-Risikosport?

24.4 Klimawandel-Gefahren im Gebirge

24.4.1 Alpiner Permafrost

24.4.2 Berg- und Felsstürze

24.4.3 Steinschlag

24.4.4 Niederschläge

24.4.5 Muren

24.4.6 Schnee und Eis

24.4.7 Lawinen

24.4.8 Sonneneinstrahlung, Hitze

24.5 Komplexe Szenarien

24.6 Risiko und Unsicherheit „managen“

24.6.1 Risikomanagement

24.7 Präventive Maßnahmen

25 Präventionsfeld Paralympischer Sport und Special OlympicsAnja Hirschmüller, Berit Bretthauer, Johanna Kubosch

25.1 Entwicklung der paralympischen Bewegung

25.2 Physiologische autonome Thermoregulation

25.3 Individuelles thermoregulatorisches Risiko

25.4 Rückenmarksverletzung (Querschnittslähmung)

25.5 Extremitätenamputation

25.6 Special Olympics

25.7 Zusammenfassung und Lösungsstrategien

26 Präventionsfeld Kampf- und SchiedsrichterMarc Wittlich

26.1 Einleitung

26.2 Nationale und internationale Messungen

26.3 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter im deutschen Fußball

26.4 Zukünftiger Einfluss des Klimawandels

26.5 Hautkrebs als Berufskrankheit

26.6 Präventionsmöglichkeiten zum Schutz der Beschäftigten

27 Übergreifende Präventionskonzepte – Hitzeorientierungspläne für GroßveranstaltungenSven Schneider

27.1 Hintergrund

27.2 Risiken bei Hitze

27.3 Hitzeorientierungsplan

27.3.1 Bestandteile eines Hitzeorientierungsplans

27.3.2 Distributionswege

27.3.3 Erweiterungsmöglichkeiten

27.3.4 Einbettung in ein präventives Gesamtkonzept

28 Übergreifende Präventionskonzepte – Klimasport!Alexandra von Winning, Henrik Brauel

28.1 Einleitung

28.2 Folgen des Klimawandels für Sportvereine

28.3 Anpassung an den Klimawandel in Sportvereinen

28.3.1 Checkliste zur Erkundung des eigenen Vereins

28.3.2 Mögliche Maßnahmen zur Klimaanpassung der Sportvereine

28.4 Nächste Schritte

29 Übergreifende Präventionskonzepte – das SC3-Pyramiden-ModellSven Schneider

29.1 Hintergrund

29.2 SC3-Pyramiden-Modell

29.2.1 Technisch-bauliche Maßnahmen

29.2.2 Organisatorische Maßnahmen

29.2.3 Personenbezogene Maßnahmen

29.2.4 Querschnittsmaßnahmen

29.3 Diskussion und Fazit

29.3.1 Exkurs: Interview zum Präventionsfeld Golfsport

Teil III: Berufliche Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel

30 Klimabedingte Gesundheitsrisiken unter Außenbeschäftigten im ÜberblickTeresa S. Schick, Simon Blaschke, Filip Mess

30.1 Einleitung

30.2 Exposition und Sensitivität: klimabedingte Gesundheitsrisiken

30.2.1 Hitze

30.2.2 UV-Strahlung

30.2.3 Extreme Wetterereignisse

30.2.4 Luftverschmutzung und Änderungen der Aeroallergenexposition

30.2.5 Vektorübertragene Krankheiten

30.2.6 Entstehung neuer Industrien: erneuerbare Energien

30.3 Anpassungskapazität: ganzheitliche Prävention

30.4 Ausblick

30.4.1 Risikoübergreifender Präventionsansatz – Einsatz von Wearables

30.4.2 Stärkung der Environmental Health Literacy

30.4.3 Fazit

31 Hitze als Risiko am ArbeitsplatzKatharina Gabriel, Kersten Bux

31.1 Auswirkungen

31.1.1 Direkte Auswirkungen

31.1.2 Indirekte Auswirkungen

31.2 Maßnahmen

31.2.1 Staatliche Regelsetzung

31.2.2 Prävention

32 UV-Exposition als Risiko am ArbeitsplatzSven Schneider

32.1 Außenbeschäftigte als Risikogruppe

32.2 Gesundheitsrisiken durch UV-Strahlung

32.2.1 Hautalterung

32.2.2 Hautkrebs

32.2.3 Augenschädigungen

32.3 Berufliche UV-Exposition

32.3.1 Individuelle Sonnenschutzmaßnahmen

32.3.2 Kontextuelle Rahmenbedingungen

33 Präventionsfeld Hoch- und TiefbauMarc Wittlich

33.1 Einleitung

33.2 Studien im internationalen Umfeld

33.3 Neueste Messungen in Deutschland

33.3.1 Subberufe und Teiltätigkeiten

33.3.2 Jahreszeitliche Bestrahlung

33.4 Präventionsmöglichkeiten zum Schutz der Beschäftigten

34 Präventionsfeld Landwirtschaft und GartenbauMarc Wittlich

34.1 Einleitung

34.2 Messungen im internationalen Vergleich

34.3 Neueste Messungen in Deutschland

34.4 Arbeitsmedizinische Vorsorge

34.4.1 Die Arbeitsmedizinische Regel 13.3

34.4.2 Angebotsvorsorge – Betroffenenkreis

34.5 Präventionsmöglichkeiten zum Schutz der Beschäftigten

35 Präventionsfeld RettungskräfteAndreas Klingberg

35.1 Einleitung

35.2 Strömungsrettung

35.2.1 Entwicklung der DLRG Strömungsretter*innen

35.2.2 Ausbildung

35.2.3 Spezielle Schutzausrüstung der Strömungsretter*in

35.2.4 Einsatzgliederung im Bereich der Strömungsrettung

35.2.5 Aufgabenspektrum der DLRG Strömungsretter*innen

35.2.6 Fazit

35.3 Hubschraubergestützte Wasserrettung

35.3.1 Entwicklung der hubschraubergestützten Wasserrettung

35.3.2 Organisation

35.3.3 Einsatzzweck

35.3.4 Alarmierung

35.3.5 Aus- und Fortbildung

35.3.6 Einsätze

35.3.7 Fazit

35.4 Exkurs: Richtiges Verhalten bei Hochwasser

36 Präventionsfeld KindertagesstättenVera Fieber, Nadja Knauthe, Friederike Stölzel

36.1 Arbeitsfeld Kita

36.2 Wahrnehmung von Klimawandelfolgen

36.3 Hitze und UV-Strahlung als Hauptprobleme

36.4 Klimaanpassung und Klimaschutz

36.5 Ausblick

37 Präventionsfeld pädagogische FachkräfteFelix Peter

37.1 Pädagogik im Freien

37.2 Risiken im Freien

37.3 Potenzielle psychische Belastungen

37.4 Belastung durch Vulnerabilität junger Menschen

37.5 Resilienz stärken

Teil IV: Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel im Alltag

38 Klimabedingte Gesundheitsrisiken im Alltag im ÜberblickSven Schneider, Michael Eichinger

38.1 Einleitung

38.2 Kinder als vulnerable Gruppe

38.3 Seniorinnen und Senioren sowie Personen mit mehreren Vorerkrankungen als vulnerable Gruppen

38.4 Sozial Benachteiligte als vulnerable Gruppe

38.5 Obdachlose als vulnerable Gruppe

38.6 Klimagerechtigkeit

39 Präventionsfeld Kinder als vulnerable GruppeEdda Weimann

39.1 Hintergrund

39.2 Risiken und Herausforderungen für Kinder

39.3 Allgemeine Präventionsmaßnahmen

39.4 Präventive Maßnahmen beim Sport

40 Präventionsfeld Senior*innen und multimorbide Patient*innen als vulnerable GruppeAlina Herrmann

40.1 Besondere Gefährdung im Klimawandel

40.1.1 Hitze

40.1.2 Extremwetterereignisse

40.2 Schutzmaßnahmen

40.2.1 Setting Gemeinde

40.2.2 Setting stationäre Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser

40.2.3 Setting ambulante ärztliche Betreuung

41 Präventionsfeld sozial Benachteiligte als vulnerable GruppeDaniel Rottke, Lynn Pfeiffer

41.1 Einleitung

41.2 Klimawandel und soziale Determinanten von Gesundheit

41.3 Verfahrens-, Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit

41.4 Umweltgerechtigkeit

41.5 Klimagerechtigkeit und die globale Perspektive

41.6 Prävention

41.6.1 Mitigation

41.6.2 Adaptation

42 Präventionsfeld Obdachlose als vulnerable GruppeCarolin Götz

42.1 Hintergrund

42.2 Der Hitzebus

43 Übergreifende Präventionskonzepte: der HitzeaktionsplanHans-Guido Mücke

43.1 Hintergrund

43.2 Aktuelles aus Forschung und Anpassung

43.3 Instrumente für die praktische Umsetzung

43.4 Aktuelle politische Begleitentwicklung

43.5 Fazit

Teil V: Klimaschutz

44 Klimaschutz in Sportorganisationen: Sport als Leidtragender und Mitverursacher des KlimawandelsKarim Abu-Omar, Peter Gelius, Sven Messing, Antonina Tcymbal, Dogukan Özer

44.1 Einleitung

44.1.1 Klima und Sport

44.1.2 Planetare Gesundheit als Paradigmenwechsel

44.2 Umwelteinflüsse des Sports

44.2.1 Sportgroßereignisse, Profisport und Fantourismus

44.2.2 Freizeitsport

44.2.3 Sportanlagen

44.3 CO2-Reduktion – warum der Sport?

44.4 Wie wird der Sport klimaneutral(er)?

44.5 Wer trägt die Verantwortung?

44.5.1 Individuelle Verantwortung

44.5.2 Sportverbände

44.5.3 Politik

45 Klimaschutz im Alltag: Co-Benefits durch GesundheitsverhaltenJulika Loss, Carmen Jochem, Ramona Moosburger, Jan Siegmeier

45.1 Co-Benefits von Gesundheitsverhalten

45.2 Zusammenhang aktive Mobilität und Klimaschutz

45.2.1 Aktive Mobilität in Deutschland

45.2.2 Förderungsmaßnahmen für aktive Mobilität

45.3 Zusammenhang Ernährung und Klimawandel/Klimaschutz

45.3.1 Fleischkonsum in Deutschland

45.3.2 Maßnahmen zur Reduktion des Fleischkonsums

Fazit

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Autor*innenverzeichnis

Sachwortverzeichnis

|21|1.  Geleitwort

Alle Veränderungen des Klimas haben Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Witterungs- und Klimaveränderungen können indirekt dazu führen, dass Infektionskrankheiten (zum Beispiel übertragen durch Zecken, Mücken und Nagetiere, aber auch durch Lebensmittel und Wasser) sowie nicht übertragbare Krankheiten wie Allergien zunehmen oder sich die Symptome bei Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verstärken.

Auch die zunehmende Belastung durch UV-Strahlung und bodennahem Ozon kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.

Der Klimawandel führt zu einem Anstieg der Häufigkeit und Dauer von Extremwetterlagen, die Hitzewellen, Stürme, Sturmfluten, Starkregen oder Hochwasser verursachen. Als direkte Folgen können sie zu Unfällen, Verletzungen mit Todesfolge sowie sozialen und psychischen Belastungen führen.

Andererseits begrüßen wir als Gesellschaft aber natürlich auch die wärmeren Temperaturen, weswegen wir unser Alltagsleben und Freizeitaktivitäten vermehrt und länger in der Natur ausüben können. Doch darf dies nicht zu unbedacht sorglosem Verhalten führen. Denn wer im Freien arbeitet und Sport treibt, weiß: Im Sommer wird es heiß und man muss sich schützen. Klimawandel bedingt haben sich die Belastungen durch Hitze und UV-Strahlung in den letzten Jahren deutlich erhöht, wodurch sich die daraus resultierenden akuten gesundheitlichen Risiken und Auswirkungen auf Morbidität und Mortalität verschärft haben und sich neue Herausforderungen für Prävention und Schutzmaßnahmen ergeben.

Dass der Klimawandel uns Menschen unter Stress setzt, ist in diesen Jahren neuerlich deutlich geworden – und das in einem Ausmaß, das viele überrascht hat.

Jeder spürt – oftmals am eigenen Leib –, wie verästelt das Thema ist, welche Implikationen der Klimawandel hat – auch auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Insofern ist es wichtig und gut, dass die Bundesregierung hier auf sehr vielen Ebenen aktiv ist.

Das BMUV arbeitet seit langem an zahlreichen Maßnahmen, die unsere Gesundheit schützen und gegen Hitze, UV-Strahlung, Dürre und Wassermangel sowie auch gegen Starkregen vorsorgen und damit die Klimaanpassung in den Blick nehmen.

Charakteristisch dabei ist, dass viele Maßnahmen ineinandergreifen. Die Grenzen von Klimaschutz, Klimaanpassung, Gesundheitsschutz und Biodiversität sind fließend.

Aktuell wird die „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (DAS), die seit 2008 stetig fortgeschrieben wird, zu einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie weiterentwickelt und erstmals mit messbaren Zielen unterlegt. Gesundheit ist ein wichtiges Handlungsfeld dieser Strategie.

Im Juli 2023 hat das Bundeskabinett das Klimaanpassungsgesetz beschlossen und damit ei|22|nen strategischen Rahmen für die Klimaanpassung in Bund, Ländern und Kommunen gesetzt. Das Gesetz ermöglicht, dass die Klimaanpassung auf allen Ebenen und über Handlungsfelder hinweg vorangebracht wird und auch rechtlich eingebettet ist.

So ist u. a. vorgesehen, dass die Bundesregierung und die Länder jeweils eigene Klimaanpassungsstrategien vorlegen.

Ferner sollen die Länder dafür Sorge tragen, dass für die Gebiete von Gemeinden und Kreisen Klimaanpassungskonzepte aufgestellt werden.

Mit dem Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ werden die Synergien greifbar. Naturbasierte Lösungen zielen darauf ab, sowohl die Natur zu schützen, als auch die Speicherfähigkeit von CO2 zu erhalten bzw. zu erhöhen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Gerade im städtischen Bereich trägt eine grüne Infrastruktur dazu bei, Hitzestau und Hitzeinseln zu reduzieren, vor UV-Strahlung zu schützen sowie Kühle und Feuchtigkeit in der Stadt zu halten, mit all den vielfältigen Effekten für menschliches Wohlbefinden und Gesundheit.

Zudem hat die Bundesregierung im März 2023 die Nationale Wasserstrategie verabschiedet. Neben der Sicherung der Trinkwasserversorgung zielt sie darauf, durch gesunde Böden, naturnahe Wälder und intakte Moore Wasser zu speichern und es in der Landschaft zu halten. Das schützt zudem gegen Dürre und trägt zur Kühlung bei.

Darüber hinaus sollen Städte mit dem Konzept der wassersensiblen Stadtentwicklung – Stichwort Schwammstadt – so gestaltet werden, dass Wasser besser gespeichert wird und für die Bewässerung von Parks, Grünanlagen und Stadtgrün zur Verfügung steht. Bereits Anfang 2023 wurde das Wasserhaushaltsgesetz geändert und festgeschrieben, dass die Bürgerinnen und Bürger auch im öffentlichen Raum Zugang zu Trinkwasser, beispielsweise über Trinkbrunnen, bekommen.

Aktuelle Ergbnisse der kürzlich veröffentlichten repräsentativen Befragungsstudie zum Umweltbewustsein in Deutschland 2022 zeigen, dass das Gefahrenbewusstein in der Bevölkerung für die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, etwa durch Hitze- und Trockenperioden, Waldbrände oder Überschwemmungen, gestiegen ist. Dies verdeutlicht, dass die Folgen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt in den letzten Jahren auch in Deutschland zunehmend spürbar geworden sind und Prävention und Schutzmaßnahmen erfordern.

Im Fokus stehen daher naturbasierte Lösungen für Klimaschutz (Mitigation) und Klimaanpassung (Adaptation), um das Wohl und den Schutz der Gesundheit der Gesellschaft im Allgemeinen sowie für jeden Einzelnen im Alltag, Beruf und Sport zu unterstützen.

Jutta Maria Litvinovitch, Bonn,

im August

Referatsleitung T III 2 G

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)

|23|2.  Geleitwort

Liebe Leser*innen,

in den vergangenen Jahren hat sich der Klimawandel zu einer der größten Herausforderungen für unseren Planeten entwickelt und stellt uns vor immense Aufgaben; es gilt, die Auswirkungen auf unsere Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu bewältigen. Der gemeinwohlorientierte Sport unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit seinen über 27 Mio. Mitgliedschaften in rund 87 000 Sportvereinen bleibt von diesen Veränderungen nicht unberührt.

Die mannigfaltigen Klimaveränderungen haben bereits spürbare Auswirkungen auf den Sport. Extremere Wetterbedingungen, Hitzeperioden, Stürme und Überschwemmungen stellen neue Anforderungen an die Planung und Durchführung von sportlichen Aktivitäten. Wir sehen uns insbesondere mit Hitzebelastungen konfrontiert, die sowohl die Gesundheit als auch die Leistungsfähigkeit von Sportler*innen beeinträchtigen können. Die Anpassung an hohe Temperaturen erfordert von uns Maßnahmen wie verbesserte Wettkampfplanung, Überwachung der Hitzebelastung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Wahl geeigneter Trainings- und Wettkampfzeiten. Aber auch Faktoren wie zum Beispiel Luftverschmutzungen, UV-Strahlung oder Allergene beeinflussen Sportler*innen und bedürfen entsprechender Handlungsempfehlungen. Der DOSB trägt daher sehr gerne das an Sportvereine gerichtete Programm „Clever in Sonne und Schatten – UV-Schutz bei Sport und Bewegung“ mit, welches von der Deutschen Krebshilfe und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden, der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e. V. und der Universität/Uniklinik Köln initiiert wurde. Dabei werden Sporttreibende, Trainer*innen und Eltern für das Thema UV-Schutz im Sport sensibilisiert und dabei unterstützt, möglichst optimale und leistungsfördernde Bedingungen für Training und Wettkampf zu schaffen, ohne die Sporttreibenden und ihre Trainer*innen dem Risiko von zu viel UV-Strahlung auszusetzen.

Zudem greift der DOSB Themen wie „Bewegung bei Hitze“ oder „Gesundheit der Natur“ unter anderem auch in seiner Podcastreihe „Gesund in Sportdeutschland“ auf, um darüber zu informieren bzw. zu sensibilisieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schaffung klimaangepasster Sportinfrastruktur. Wir müssen uns dafür einsetzen, erneuerbare Energien zu nutzen, energieeffiziente und klimaangepasste Gebäude zu errichten sowie grüne Infrastrukturen und ausreichend Schattenplätze zu schaffen. Hier bedarf es noch entsprechender Erhebungen und Forschung im Sportstättenbereich, auch vor dem Hintergrund eines weit verbreiteten Sanierungsstaus, den wir in Deutschland feststellen müssen.

Die Idee zu diesem Buch entstand aus der Notwendigkeit, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Sport auseinanderzusetzen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie wir |24|uns als Sportler*innen, Sportvereine und Sportverbände an die neuen klimatischen Bedingungen nachhaltig anpassen können.

Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass sich die Autor*innen in diesem Grundlagenwerk explizit mit den großen Ziel- und Risikogruppen der Sportler*innen, der Berufstätigen und dem Präventionsfeld Alltag beschäftigt haben. Dieses Buch ist das Ergebnis umfangreicher Recherchen, fachkundiger Beiträge und persönlicher Erfahrungen von Expert*innen aus den verschiedensten Bereichen des Sports und des Klimawandels. Ich freue mich sehr, dass viele unserer Mitgliedsorganisationen einen Beitrag zu dem Buch leisten und eine Vorreiterrolle in dem Themenfeld einnehmen. Dieses Buch ist ein wegweisender Leitfaden für Sportler*innen, Trainer*innen, Mediziner*innen sowie alle Interessierten, die die Auswirkungen des Klimawandels auf den Sport verstehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen möchten. Im Fokus stehen dabei verschiedene Sportarten und die spezifischen Anpassungsstrategien, die für einzelne Disziplinen erforderlich sind. Ob Einzel- oder Mannschaftssport, Berg- und Wintersport sowie Sport mit Menschen mit Behinderung – für einzelne Sportarten werden die potenziellen Risiken beleuchtet und effektive Lösungsansätze vorgestellt. Von der Verbesserung der Wettkampfbedingungen über die Anpassung des Trainings bis hin zur individuellen Vorbereitung auf extremere Wetterbedingungen – dieses Buch bietet einen umfassenden Einblick in die Klimaanpassung im Sport. Es bietet fundiertes Wissen und praxisnahe Empfehlungen, um das Gesundheitsrisiko des Klimawandels zu minimieren und gleichzeitig die sportliche Leistungsfähigkeit zu erhalten. Sie werden erfahren, wie Sportler*innen und Sportorganisationen bereits Maßnahmen ergreifen, um sich den veränderten Umweltbedingungen anzupassen und gleichzeitig eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten.

Dieses Buch verfolgt u. a. das Ziel, Bewusstsein zu schaffen und zum Handeln zu inspirieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Sport eine unterstützende Kraft sein kann, um die globale Klimakrise zu bewältigen. Es liegt in unserer Verantwortung, unsere Leidenschaft für den Sport zu nutzen, um positive Veränderungen herbeizuführen und unseren Beitrag zur Schonung unserer Umwelt nachhaltig zu leisten. Dabei sind wir einerseits selbst als Sportler*innen und Sportorganisationen vom Klimawandel betroffen und müssen uns entsprechend anpassen – beim täglichen gesundheitsbewussten Training, durch Konzepte zur Anpassung unserer Sportarten auf der Ebene der Sportverbände und durch die Klimaanpassung unserer Sportstätten.

Auf der anderen Seite können wir aufgrund unserer Multiplikatorenwirkung im Sport zahlreiche Menschen erreichen und auf das Thema aufmerksam machen. Gleichzeitig können wir durch CO2-Einsparungen – bspw. im Bereich der Mobilität oder durch energieeffiziente Sportstätten – einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Ich möchte dem Herausgeber, Herrn Professor Sven Schneider, und allen Autor*innen, die zu diesem Buch beigetragen haben, meinen Dank aussprechen. Ihre Expertise und ihr Engagement haben es ermöglicht, dieses Werk zu einer wertvollen Informationsquelle und einem Leitfaden für die Praxis zu machen. Es ist uns ein Anliegen, auf die Dringlichkeit dieses Themas aufmerksam zu machen und gleichzeitig Lösungen anzubieten, um den Sport in Zeiten des Klimawandels nachhaltig zu gestalten. Denn der Sport spielt nicht nur eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, sondern kann auch als treibende Kraft für den Schutz unserer Umwelt und die Förderung nachhaltiger Lebensweisen dienen.

Nun hoffe ich, dass Sie von diesem Buch gleichermaßen inspiriert und informiert werden und dass es Ihnen wertvolle Einblicke und Anregungen bietet, wie Sie selbst zur Klimaanpassung im Sport beitragen können. Möge es dazu beitragen, den Weg zu einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Zukunft für den Sport und unseren Planeten zu ebnen.

|25|Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre und hoffe, dass dieses Buch dazu beiträgt, die Herausforderungen des Klimawandels im Sport zu meistern und einen positiven Wandel zu bewirken.

Thomas Weickert

Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes

|27|Vorwort des Herausgebers

Wir alle spüren es. Der Klimawandel schreitet mit enormem Tempo voran. Dabei leiden einige Bevölkerungsgruppen unter den Folgen des Klimawandels deutlich stärker als andere. Hierzu zählen Sportlerinnen und Sportler sowie Außenbeschäftigte. Auch gelten Kinder, multimorbide Personen, Ältere und sozial Benachteiligte ebenfalls explizit als Risikogruppe für klimabedingte Gesundheitsrisiken.

Diese Neuerscheinung beschreibt deswegen erstmals für den deutschen Sprachraum die wichtigsten Klimaveränderungen, die daraus resultierenden direkten und indirekten Gefahren für die Gesundheit und die konkreten Präventionsmöglichkeiten für die großen Bevölkerungsgruppen der Outdoor-Sportler*innen und der Außenbeschäftigten sowie für weitere vulnerable Risikogruppen.

Die Bewältigung des Klimawandels erfordert eine transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik, unmittelbar Verantwortlichen und betroffenen Individuen. Somit richtet sich dieses Buch zum einen an wissenschaftliche Expertinnen und Experten aus Medizin, Gesundheits- und Sportwissenschaften, Public Health, Klimaforschung, Biologie, Psychologie, Soziologie und Wirtschaft. Eine weitere Zielgruppe dieses Buches sind die zahlreichen politisch Verantwortlichen, die aktuell und neutral informiert u. a. über den regulatorischen Rahmen von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen auf lokaler, kommunaler oder überregionaler Ebene entscheiden sollen. In Deutschland sind in rund 90 000 Sportvereinen unzählige Funktionärinnen und Funktionäre, Trainerinnen und Trainer und Ehrenamtliche für die Gesundheit ihrer Mitglieder sowie für die Aufrechterhaltung des Sportbetriebes verantwortlich. Darüber hinaus stehen jeden Tag Arbeitgeber als Verbände, Firmen und Vorgesetzte in der Verantwortung, ihre Mitarbeitenden – u. a. als Maurerinnen und Maurer, Dachdeckerinnen und Dachdecker, Baufachkräfte, Hoch- und Tiefbauer*innen, Gärtnerinnen und Gärtner, Landwirtinnen und Landwirte, Zustellerinnen und Zusteller, Erzieherinnen und Erzieher und Sportlehrer*innen – vor den gesundheitlichen Risiken des Klimawandels zu schützen. Und sollten Sie als Leserinnen und Leser zu den rund 35 Mio. Bundesbürger*innen gehören, die organisierten oder nicht organisierten Sport treiben, zu den rund 7 Mio. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die regelmäßig im Freien arbeiten, oder selbst als Elternteile, vorerkrankte oder ältere Mitbürger*innen betroffen sein, laden wir auch Sie zu diesem gut lesbaren und äußerst praxisrelevanten Buch ein.

Dieses ist in fünf Teile gegliedert. In Teil I stellen führende Autorinnen und Autoren die wichtigsten erwarteten Klimaveränderungen und die daraus resultierenden direkten und indirekten Gefahren für die Gesundheit dar. Nach einer Einführung in grundlegende meteorologische und klimatologische Begriffe und |28|Entwicklungen werden die klimabedingten Gesundheitsrisiken in jeweils eigenen Kapiteln dargestellt. Dabei werden zunächst die direkten Folgen des Klimawandels – Hitze, weitere Extremwetterereignisse und UV-Strahlung – behandelt. Im Anschluss folgen die indirekten Folgen mit eigenen Kapiteln zu den Luftbestandteilen Ozon, Feinstaub und Allergenen sowie zu den Infektions- bzw. Intoxikationsrisiken durch Zecken, Stechmücken, Hantaviren und verunreinigtes Wasser.

In Teil II dieses Buches folgt eine ausführliche Darstellung der daraus resultierenden Gesundheitsgefahren für Sportlerinnen und Sportler. Diese reichen vom Hitzschlag und Hitzekollaps über Unfälle etwa durch Blitzschlag und Lawinen, über UV-Erytheme, verschiedene Formen des Hautkrebses bis hin zu Atemwegserkrankungen durch Ozon und Feinstaub, allergischem Asthma durch Neophyten, Infektionen und Intoxikationen durch Zecken, Stechmücken und verunreinigtes Wasser. Nach einem Überblick über das gesamte Gefahren- und Diagnosespektrum folgen dann ausführliche Einzelkapitel zu laut Mitgliederstatistik des Deutschen Olympischen Sportbundes beliebten Outdoor-Sportarten. Für den Fußball, die Leichtathletik, den Triathlon, den Marathonlauf sowie den Rad-, Kanu-, Schwimm-, Berg- und Wintersport stellen ausgewiesene Expertinnen und Experten sportartspezifisch Risikoprofile, Präventionsansätze und Anpassungsmaßnahmen vor. Mir als Herausgeber war dabei besonders wichtig, zwei besonders vulnerablen Gruppen eigene Kapitel zu widmen. Erstens betrifft dies die aufgrund der sportartspezifischen Gegebenheiten oft besonders schwer zu schützende Gruppe der Schiedsrichterinnen, Schiedsrichter und Kampfgerichte. Zweitens ist die aufgrund ihrer körperlichen, psychischen oder geistigen Spezifika besonders zu schützende Gruppe behinderter Sportlerinnen und Sportler zu nennen. Teil II schließt mit einem Interview mit dem Hamburger Golfverband, mit ergänzenden Ausführungen zu Indoor- und zu weiteren Outdoor-Sportarten und mit der Vorstellung sportartübergreifender Anpassungs- und Präventionskonzepte.

Teil III des Buches folgt im Aufbau derselben Logik. Zunächst werden die klimabedingten Gesundheitsrisiken aus Sicht der Arbeitsmedizin und des Arbeitsschutzes samt der einschlägigen Gesetzgebung, Verordnungen und Regularien ausführlich erörtert. Anschließend widmet sich das Buch exemplarisch besonders exponierten Tätigkeitsfeldern. Die jeweils eigenen Kapitel zu Hoch- und Tiefbau, zu Landwirtschaft und Gartenbau, zum Rettungswesen, zu Kindertagesstätten und weiteren erzieherischen Tätigkeitsfeldern umfassen ein breites Spektrum an Berufen. Dabei erstreckt sich die Analyse der weiter oben bereits genannten Gesundheitsgefahren bis hinunter in Subberufe und Teiltätigkeiten.

Teil IV befasst sich schließlich mit weiteren Bevölkerungsgruppen, die durch klimabedingte Gesundheitsrisiken besonders stark gefährdet sind, nämlich mit Kindern, Seniorinnen und Senioren, mehrfach Erkrankten, sozial Benachteiligten und Obdachlosen. So verbringen Kinder in Kindergarten, Schule und Freizeit oft einen großen Teil ihres Tages im Freien, Seniorinnen und Senioren, multimorbide Personen und sozial Benachteiligte sehen sich alters-, gesundheits- oder ressourcenbedingt in ihren Handlungs- und damit Anpassungsoptionen oft eingeschränkt, etwa weil sie auf Hilfe angewiesen sind oder in mangelhaft isolierten Wohnungen leben. Besonders anschaulich kumuliert die Gefährdung unter Obdachlosen, weshalb dem Stuttgarter Hitzebus als Best-Practice-Beispiel ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Teil IV schließt mit einem Kapitel zu den derzeit in vielen Kommunen entstehenden Hitzeaktionsplänen. Das bereits zuvor an mehreren Stellen im Buch dargestellte Potenzial eines verhältnispräventiven Ansatzes wird hier auf Bevölkerungsebene besonders anschaulich.

Das Buch mündet dann mit Teil V in ein ausführliches Kapitel zum Thema „Klimaschutz“. Damit soll abschließend verdeutlicht werden, dass wir alle in Sport, Beruf und Alltag nicht nur |29|Leidtragende, sondern auch Mitverursacher des Klimawandels sind. Teil V und damit auch das gesamte Werk schließt mit einem Fazit und einem persönlichen Appell an Sie, liebe Leserin und lieber Leser.

Vielleicht lag es an der Brisanz des Themas, vielleicht an der großen Verantwortung, die wir alle gegenüber unseren Mitmenschen und künftigen Generationen spüren: Für mich als Herausgeber verlief die Akquisition der Autorinnen und Autoren noch nie so reibungslos wie für dieses Buchprojekt. Auf den folgenden Seiten finden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, die Expertise von 70 Autorinnen und Autoren aus 42 Institutionen vereint. Dazu zählen nationale staatliche Einrichtungen wie das Umweltbundesamt, das Robert Koch-Institut, der Deutsche Wetterdienst, das Bundesamt für Strahlenschutz, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, die Bundesanstalt für Gewässerkunde, das Friedrich-Loeffler-Institut als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Julius Kühn-Institut als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen sowie das Helmholtz Zentrum München als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Außerdem sind zahlreiche Universitäten und Hochschulen – namentlich das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, die Universitäten Augsburg, Bonn, Dresden, Erlangen, Freiburg, Heidelberg, München, Regensburg, Saarbrücken sowie die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Hochschule Neubrandenburg und die Hamburg Medical School – mit ihrer ausgewiesenen Expertise an diesem Buch beteiligt. Unverzichtbar für ein fundiertes und differenziertes Gesamtbild waren neben weiteren Institutionen wie dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, dem Deutschen Polleninformationsdienst, dem Deutschen Roten Kreuz und der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage auch die wertvollen Erfahrungen von Landesämtern, Gesundheitseinrichtungen und Vereinen. So trugen die Spitzenverbände des deutschen Sports mit dem Deutschen Alpenverein, dem Bund Deutscher Radfahrer, dem Deutschen Kanu-Verband, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und dem Deutschen Behindertensportverband in jeweils eigenen Kapiteln ihre praktischen Erfahrungen und konkreten Empfehlungen zu dem Buch bei.

Dass tatsächlich alle Kapitel rechtzeitig bis zur internen redaktionellen Deadline eingetroffen waren, mag für die Leserinnen und Leser lediglich eine Marginalie sein. Für mein Team und mich als Herausgeber jedoch war dies eine entscheidende Erleichterung für die anschließende redaktionelle Arbeit. Frühzeitig „the big picture“ vor Augen zu haben, ermöglichte gewissenhafte Peer-Review-Prozesse, aktuelle Ergänzungen und kapitelübergreifende Querverweise in idealer Weise. So denken die Autorinnen und Autoren also Herausforderungen und Lösungen zusammen, die bislang oft getrennt betrachtet und angegangen wurden. Angesichts der Tatsache, dass alle Autorinnen und Autoren ihre Arbeit am Buch zusätzlich zu ihren sonstigen Pflichten so bereitwillig, diszipliniert und in hoher Qualität erbracht haben, gebührt ihnen mein höchster Respekt. Gleiches gilt für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und für den Deutschen Olympischen Sportbund für ihre Geleitworte. Sie unterstreichen die herausragende Bedeutung dieses Zukunftsthemas.

Dem Hogrefe-Verlag, insbesondere der Programmleiterin Susanne Ristea, gebührt das hohe Verdienst, die Bedeutung dieses Themas für den deutschsprachigen Raum sehr früh erkannt und mit diesem aufwendig produzierten Buch einen repräsentativen Rahmen für die Publikation zur Verfügung gestellt zu haben. Mit Klarheit, Engagement und Erfahrung hat sie das Entstehen dieses Buches durch konstruktive Hinweise, wichtige Fragen und entscheidende Fingerzeige begleitet.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Kolleginnen an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. |30|Marie Stark war eine unermüdliche und geduldige Hilfe bei der komplexen Organisation und dem aufwändigen Korrektorat. Bei ihr ebenso wie bei Xenia Rolof und Natalia Schwandt bedanke ich mich zum einen für die geduldige Mitarbeit bei Recherche, Text und Grafiken und zum anderen für fundierte Kommentare und kritische Diskussionen zu diesem Buch. Nicht zuletzt danke ich Melanie Lonski für die professionelle grafische Umsetzung eines beispielhaften Hitzeorientierungsplans.

Dieses Buch widme ich meinen Liebsten, Samantha, Pia und Ben, die mich mit ihrer Liebe und ihrem Lebensmut zu diesem Buchprojekt motiviert haben.

Wie werden wir morgen leben, arbeiten und Sport treiben? Und werden unsere Kinder dies übermorgen noch können? Der Klimawandel wird weiter voranschreiten und unser Leben gravierend verändern. Bisher fehlte ein umfassender, transdisziplinärer Überblick über die gesundheitlichen Folgen für die am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen in unserer Gesellschaft. Dieser liegt nun vor Ihnen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und viel Kraft bei Ihren künftigen Bemühungen für Klimaanpassung und Klimaschutz. Abwarten ist keine Option – handeln wir jetzt!

Sven Schneider

Mannheim/Heidelberg, im Januar 2024

Info

Um eine schnelle Orientierung und eine optimale Lesbarkeit zu gewährleisten, wird jedes Kapitel unter der Überschrift „Das Wichtigste in Kürze“ durch eine Zusammenfassung eingeleitet. Hintergrundinformationen und spezifische Aspekte werden innerhalb der Kapitel in Form von Info-Boxen dargestellt. Aus Platzgründen haben wir die Autorinnen und Autoren gebeten, nicht mehr als 15–20 Quellenangaben pro Kapitel anzufügen.

|31|Teil I: Klimawandel und gesundheitsrelevante Folgen

|33|1  Klimawandel in Deutschland

Andreas Matzarakis

Das Wichtigste in Kürze

Der Klimawandel steht jetzt auf der Agenda aller. Durchschnittliche klimatische Bedingungen und extreme Bedingungen variieren in ihrer Intensität, Häufigkeit und Dauer. Alle natürlichen Ökosysteme, die menschliche Gesundheit, das tägliche Leben und die Freizeit werden beeinflusst. Dies gilt auch für Sport-, Berufs- und Freizeitaktivitäten. Das Wissen um die Ursachen und deren Bewältigung ist notwendig, um das Verständnis und die Sensibilisierung für das Thema zu erhöhen. Änderungen sollten nicht nur auf globaler Ebene, sondern auch auf lokaler Ebene betrachtet werden. Besprochen werden die direkten und die indirekten Auswirkungen zukünftiger Klimabedingungen, die das alltägliche Leben (z. B. Freizeitaktivitäten), Gestaltungen und Transformationen (z. B. Stadien) beeinflussen können, sowie gezielte Anpassungsstrategien (z. B. hitzeresistente Städte).

Keywords

Klimawandel, Temperatur, Deutschland, Extreme, Treibhauseffekt

1.1  Einleitung

Der Klimawandel betrifft ganze Ökosysteme. Die globale Erwärmung verändert auch die gesamte atmosphärische Zirkulation. Dadurch verändert sich unter anderem die Niederschlagsverteilung [1]. Das Abschmelzen von Eismassen u. a. von Gletschern und Polareis führt zum Anstieg des Meeresspiegels. Die Vegetationszonen verändern sich in Bezug auf ihre Verteilung und die Vegetationsperioden. Aktuelle Beobachtungen zeigen, dass sich die Arktis schneller erwärmt als der Rest der Welt. Wenn das arktische Meereis verschwindet, heizt sich die Atmosphäre noch mehr auf, weil es weniger Eisflächen gibt, welche die Sonnenstrahlung reflektieren. Sie werden durch eine dunklere Meeresoberfläche ersetzt. Dadurch wird mehr Sonnenstrahlung absorbiert [2, 3].

Klima ist definiert als die Zusammenfassung meteorologischer Phänomene, die den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre über einen ausreichend langen Zeitraum an einem bestimmten Ort oder über ein mehr oder weniger großes Gebiet charakterisieren. Es gibt vielfältige Wechselwirkungen zwischen der Atmosphäre und der Hydrosphäre (Meer, Flüsse, Seen), der Biosphäre (Fauna, Flora), der Lithosphäre (feste, unbelebte Erde) und der Kryosphäre (Eis, Gletscher, Permafrost). Zusammen werden diese Komponenten als Klimasystem bezeichnet [3, 4].

Der Hauptantrieb des Klimasystems der Erde ist die einfallende Sonnenstrahlung. Ein Teil davon wird in der Atmosphäre und an der Oberfläche in Wärmestrahlung umgewandelt und erwärmt die oberflächennahe Luftschicht auf etwa –18 °C. Ein Teil der Wärmestrahlung wird ins All abgegeben und ein anderer Teil verbleibt in der Atmosphäre und wird durch bestimmte Gase absorbiert. Dieser Vorgang ist als Treibhauseffekt bekannt. Der natürliche Treib|34|hauseffekt wird hauptsächlich durch Wasserdampf in der Atmosphäre verursacht. Dies würde die globale Durchschnittstemperatur knapp unter 15 °C bringen und Leben auf der Erde ermöglichen. Dieses natürliche Gleichgewicht wird durch anthropogene Treibhausgasemissionen gestört. Der menschengemachte Treibhauseffekt führt zu einer weiteren Erwärmung der Atmosphäre [3, 5, 6].

Die einzelnen Komponenten des Klimasystems, darunter Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre und Biosphäre, interagieren miteinander. Interaktionen werden auf unterschiedlichen Zeitskalen dargestellt. Der untere Teil der Atmosphäre, in dem Wetterereignisse stattfinden, reagiert sehr schnell auf Veränderungen im Minuten- bis Tagebereich und weist die größte Variabilität auf. Tiefsee, Eisschilde und Böden sind die trägeren Elemente des Klimasystems, da sie Reaktionszeiten unterliegen, die sich über Jahrhunderte bis Jahrtausende erstrecken [3, 4].

Das Klimasystem ist ein offenes System. Dies bedeutet, dass es auch von externen Faktoren beeinflusst wird, wie z. B. von Vulkanausbrüchen, Schwankungen der Sonnenaktivität und Änderungen der Parameter der Erdumlaufbahn. Hinzu kommen menschliche Eingriffe in die atmosphärische Zusammensetzung und die Landnutzung [3, 4]. Wenn die Veränderungen menschlichen Ursprungs sind (z. B. Veränderungen der Emission von Treibhausgasen – CO2, CH4 etc. –, Landnutzung) spricht man vom anthropogenen Klimawandel bzw. anthropogenen Treibhauseffekt.

1.2  IPCC-Sachstandsbericht

Unter dem Dach der Vereinten Nationen operiert der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC). Mittlerweile hat sich die Bezeichnung Weltklimarat durchgesetzt. Er wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie gegründet [3, 4].

Der Weltklimarat hat die Aufgabe, den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel für politische Entscheidungsträger zusammenzufassen, um eine Grundlage für eine wissenschaftsbasierte Entscheidungsfindung zu schaffen. Darüber hinaus gilt es, internationale Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen der Erderwärmung, deren Risiken sowie zu Minderungs- und Anpassungsstrategien zusammenzustellen und wissenschaftlich zu bewerten. Zu diesem Zweck hat das IPCC Hunderte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt ernannt. Diese fassen alle Erkenntnisse der Klimastudien zum sogenannten IPCC-Statusbericht zusammen. Bis heute hat das IPCC fünf vollständige Bewertungsberichte und mehr als zehn Sonderberichte und Richtlinien zu Treibhausgasinventaren veröffentlicht.

Der Sechste IPCC-Sachstandsbericht (AR6) wurde 2021/2022 fertiggestellt und besteht aus drei Bänden, für die jeweils eine Arbeitsgruppe (WG) zuständig ist, und einem übergreifenden Synthesebericht:

WG I – naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels (Veröffentlichung im August 2021)

WG II – Folgen des Klimawandels, Verwundbarkeit und Anpassung (Veröffentlichung im Februar 2022)

WG III – Minderung des Klimawandels (Veröffentlichung im April 2022)

Synthesebericht – wichtigste Aussagen der drei WG-Bände und der drei aktuellen Sonderberichte (1,5 °C globale Erwärmung, Ozean und Kryosphäre, Klimawandel und Landsysteme; Veröffentlichung im September 2022).

1.3  Klimaentwicklung in Deutschland

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Deutschland eingetreten und es existieren hierzu zahlreiche Publikationen [1, 7] |35|und Zusammenstellungen als Bücher, Berichte, Informationsmaterial und öffentliche Webseiten. Da das Thema aktuell und brisant ist, werden insgesamt nur offizielle Quellen, z. B. der Weltklimarat [5, 8, 9], empfohlen. Für die Ermittlung des Klimawandels in Deutschland seit 1881 liegen ausreichend Daten vor. Daraus lassen sich durchschnittliche Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen [3].

1.3.1  Temperatur

Die Jahresdurchschnittstemperatur Deutschlands ist von 1881 bis 2022 statistisch um 1,6 °C gestiegen. Für den Zeitraum ab 1881 wurden die fünf heißesten Jahre in Deutschland ab 2000 verzeichnet. Damit sind die Temperaturen in Deutschland deutlich über den globalen Durchschnitt (ca. 1 °C) gestiegen. Dies liegt daran, dass sich Landgebiete im Allgemeinen schneller erwärmen als Meeresgebiete. In den letzten 50 Jahren hat sich der Temperaturanstieg in Deutschland (und weltweit) deutlich beschleunigt (vgl. Abbildung 1-1).

Abbildung 1-1:  Abweichungen des Jahresmittels der Lufttemperatur für Deutschland vom vieljährigen Mittel 1961–1990 für den Zeitraum 1881–2022. Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD) [3].

Im Durchschnitt hat sich in Deutschland die Zahl der „heißen Tage“ (Höchsttemperatur über 30 °C pro Tag) seit den 1950er-Jahren von rund 3 Tagen pro Jahr auf heute durchschnittlich 9 Tage pro Jahr verdreifacht. Auch signifikante Hitzeperioden (vgl. Abbildung 1-2) nahmen in dieser Zeit an Häufigkeit und Intensität zu. Die durchschnittliche Anzahl der Eistage (Tage mit maximaler Tagestemperatur unter 0 °C) ging dagegen im gleichen Zeitraum von 28 auf 19 Tage pro Jahr zurück.

1.3.2  Niederschlag

Im Gegensatz zu Temperaturänderungen weisen Niederschlagsänderungen in Deutschland nicht nur saisonal, sondern auch räumlich deutliche Unterschiede auf. Die durchschnittlichen Niederschlagsmengen im Sommer haben sich kaum verändert, aber die Winter waren besonders nass (vgl. Abbildung 1-3). Vor allem im Sommer hat die Zahl der aufeinanderfolgenden Sonnentage zugenommen. Infolgedessen hat die Häufigkeit von Trockenzeiten zugenommen.

1.4  Klimaszenarien möglicher Entwicklungen

Es werden Szenarien entwickelt, um die erwarteten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten abzuschätzen. Diese Szenarien bilden Veränderungen in der Landnutzung und in den atmosphärischen Treibhausgaskonzentrationen ab. Für solche Annahmen geben Klimaprojektionen Aufschluss über den zukünftigen Zustand des Klimasystems [3, 4, 10].

|36|

Abbildung 1-2:  Abweichungen des Jahresmittels heißer Tage vom vieljährigen Mittel 1961–1990 für den Zeitraum 1881–2022 in Deutschland. Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD) [3].

Abbildung 1-3:  Abweichungen des Jahresmittels des Niederschlags für Deutschland vom vieljährigen Mittel 1961–1990 für den Zeitraum 1881–2022. Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD) [3].

1.4.1  Klimaszenarien im Fünften Sachstandsbericht

Die im fünften Assessment-Bericht (AR5) verwendeten Klimaszenarien sind sogenannte „Repräsentative Konzentrationspfade“ (Representative Concentration Pathways, RCPs), die sehr unterschiedliche sozioökonomische Entwicklungen und damit verbunden den globalen Klimawandel abbilden und den Strahlungshaushalt und seine verschiedenen Auswirkungen auf die Energiebilanz darstellen. Diese sind im Wesentlichen auf unterschiedliche zukünftige Veränderungen der Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Der Bericht konzentriert sich auf vier Klimaszenarien: RCP2.6, RCP4.5, RCP6.0 und RCP8.5. Sie bilden die Grundlage, um das Ausmaß des zukünftigen Klimawandels abzuschätzen. Die Zahlen in den Szenarionamen repräsentieren den erwarteten zusätzlichen Strahlungsantrieb am Ende des 21. Jahrhunderts unter jeder Annahme, also die dem Klimasystem zusätzlich zugeführte Energie (z. B. 8,5 Watt pro Quadratmeter [W/m2] bei RCP8,5 im Jahr 2100 gegenüber 1861–1880) [2, 4, 10].

|37|1.4.2  Klimaszenarien im Sechsten Sachstandsbericht

Der sechste Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen verwendet Szenarien, die mit geeigneten gemeinsamen sozioökonomischen Pfaden (SSP: Shared Socioeconomic Pathway) im Rahmen des RCP verknüpft sind. Diese SSPs repräsentieren nachhaltige (SSP1) und intermediäre (SSP2) Pfade sowie regionale Wettbewerbspfade (SSP3) und fossile Ausbeutungspfade (SSP5). In Kombination mit den RCPs betrachtet der Sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats fünf dieser Szenarien mit höherer Priorität. C liegt über dem vorindustriellen Niveau. Die Szenarien SSP2-4.5 und SSP3-7.0 zeigen unterschiedliche moderate Emissionspfade. Der stärkste menschliche Einfluss ist das SSP5-8.5-Szenario. Dabei geht man davon aus, dass die Nutzung fossiler Energieträger den Lebensstandard weiter verbessern wird [3, 10].

1.4.3  Auswirkungen der Treibhausgase

Globale Emissionen von Treibhausgasen, z. B. CO2 und Methan, werden sich voraussichtlich in zukünftigen Perioden in den atmosphärischen Konzentrationen wiederfinden. Mit Klimamodellen können wir die Auswirkungen dieser Szenarien auf die Klimaentwicklung simulieren. Unterschiedliche Treibhausgaskonzentrationen in den Szenarien resultieren nachweislich aus Klimaprojektionen bei unterschiedlichen globalen Temperaturen im 21. Jahrhundert. Mit diesen unterschiedlichen Szenarien lässt sich also modellieren, wie sich die Welt erwärmen würde, wenn mehr oder weniger klimapolitische Maßnahmen ergriffen würden. Ein rascher Umstieg auf erneuerbare Energiequellen dürfte die Erderwärmung minimieren, indem der Material- und Energieverbrauch deutlich gesenkt wird. Um die Erwärmungsziele des SSP1-1.9-Szenarios zu erreichen, wird ab etwa der Mitte dieses Jahrhunderts auch eine verstärkte aggressive Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre erforderlich sein. In den Szenarien SSP2-4.5 (Einführung von Klimaschutzmaßnahmen) und SSP5-8.5 (verstärkter Einsatz fossiler Brennstoffe) wird die Erderwärmung deutlich stärker ausfallen. Ergebnisse von Klimamodellen zeigen, dass es etwa 15 bis 20 Jahre dauert, bis sich die Auswirkungen der Klimapolitik zeigen. Der menschengemachte Klimawandel vollzieht sich schneller als der natürliche Klimawandel. Er verursacht große Probleme in vielen Bereichen (wie etwa der Biodiversität). Aus den Ergebnissen verschiedener Modelle lässt sich abschätzen, dass mit jeder Tonne Treibhausgase, die nicht in die Atmosphäre emittiert wird, ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der Erderwärmung geleistet wird [3, 4, 10].

1.4.4  Klimaprojektionen für Deutschland

Klimamodelle verwenden Szenarien, um das zukünftige Klima vorherzusagen. Unter Verwendung eines ausreichend großen Korpus von Klimaprojektionen, der in Zusammenarbeit mit vielen Institutionen weltweit verfügbar ist, ist es möglich, statistische Aussagen über mögliche zukünftige Klimabedingungen zu treffen [3].

1.4.4.1  Ergebnisse der Klimaprojektionen

Unter Verwendung aktualisierter Szenarien und verbesserter Modelle werden regelmäßig neue globale und regionale Ensembles von Klimaprojektionen generiert. Eine zentrale Aufgabe ist die Ableitung robuster Änderungssignale für relevante Klimaparameter und Klimaindizes vor dem Hintergrund bestehender Szenario-, Klimasystem- und Modellunsicherheiten. Die aktuelle Auswertung der Klimaprojektionen für das Klimaszenario RCP8.5 zeigt einen Anstieg der bodennahen Lufttemperatur über Deutschland um 3,1 °C bis 4,7 °C im Zeitraum 2071–2100 gegenüber dem Basiszeitraum 1971–2000 (vgl. Abbildung 1-4). Im Jahresdurchschnitt wird für Deutschland eine Veränderung von –1 % bis +15 % erwartet. Im Rahmen eines vom Bundes|38|ministerium für Digitalisierung (BMDV) geförderten Expert*innennetzwerks werden Klimaprojektionen für Deutschland mit sehr hoher räumlicher Auflösung (ca. 3 km) berechnet. Daten aus diesen Simulationen stehen zur allgemeinen Verwendung zur Verfügung.

Abbildung 1-4:  30-Jahresmittel der 2m-Temperatur aus COSMO-CLM-Klimasimulationen mit 3 km Gitterweite für den historischen Zeitraum (1971–2000, links), die nahe Zukunft (2031–2060, Mitte) und die ferne Zukunft (2071–2100, rechts). Die Projektionen für nahe und ferne Zukunft wurden mit dem RCP8.5-Szenario gerechnet. Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD) [3].

1.5  Klimaschutz und Klimaanpassung

Die fünf Kerninfos zum Klimawandel können in nur 20 Worten zusammengefasst werden (Abbildung 1-5).

Abbildung 1-5:  Kompaktinformationen zum Klimawandel / Deutsches Klima-Konsortium, Deutsche Meteorologische Gesellschaft, Deutscher Wetterdienst, Extremwetterkongress Hamburg und Helmholtz-Klima-Initiative. Quelle: Deutsches Klima-Konsortium [5], klimafakten.de [11].

Bleiben die globalen Emissionen ungebremst, könnte der durchschnittliche globale Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts 4 °C überschreiten [2, 4, 5]. Der Klimagipfel der Vereinten Nationen 2015 in Paris entschied, dass der globale Temperaturanstieg „deutlich unter 2 °C“ im Vergleich zum vorindustriellen Niveau gehalten werden sollte, vorzugsweise auf 1,5 °C. Wenn sich die aktuellen Erwärmungstrends jedoch fortsetzen, könnte die 1,5 °C-Grenze in nur 10 Jahren überschritten werden [2, 10]. Länder auf der ganzen Welt müssen ihr Engagement für den Klimaschutz schnell und radikal erhöhen, wenn sie das Pariser Klimaabkommen umsetzen wollen. Die aktuelle Politik lässt voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg um etwa 3 °C erwarten: Bisherige staatliche Zusagen zur Emissionsminderung reichen lediglich aus, um die Erwärmung im Idealfall bei etwa 2,6 °C zu halten [12]. Vom Menschen abgegebenes CO2 bleibt sehr lange in der Luft. Je nach freigesetzter Menge verbleiben 15–40 % bis zu 2000 Jahre in der Atmosphäre [5]. Somit werden die bereits vom Menschen verursachten Er|39|wärmungseffekte Jahrhunderte bis Jahrtausende andauern. Langfristige Veränderungen im Klimasystem werden verursacht, einschließlich eines weiteren Anstiegs des Meeresspiegels und des Verlusts an Biodiversität, mit damit verbundenen schwerwiegenden Auswirkungen auf den Menschen [10].

1.5.1  Maßnahmen

Klimaschutz liegt nun in der Verantwortung aller, nicht nur der Regierungen und Entscheidungsträger. Dabei handelt es sich um Maßnahmen zur Eindämmung des anthropogenen Klimawandels, insbesondere zur Reduktion klimabedingter Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4). Dazu gehören nicht nur technologische Maßnahmen wie die Verbesserung der Energieeffizienz und der Ersatz fossiler Energieträger (Kohle, Gas) durch erneuerbare Energien (Sonne, Wind), sondern auch Maßnahmen zur Aufklärung und Verhaltensänderung. Ziel ist es, den globalen Temperaturanstieg unter 2 °C, idealerweise unter 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu halten. Wird dieses Ziel erreicht, können die schwersten Folgen des Klimawandels verhindert werden. Klimaanpassung umfasst Maßnahmen zur Anpassung an durch den Klimawandel verursachte Veränderungen der klimatischen Bedingungen. Dazu gehören Begrünung und Beschattung, Be- und Entwässerungsmaßnahmen sowie die Installation von Überwachungs- und Warnsystemen. Wir sollten uns in Zukunft auf mehr Hitzewellen, Dürren und häufigere Starkregen einstellen. Anpassungen sind erforderlich, um die Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme, die Infrastruktur und die menschliche Gesundheit zu begrenzen. Dafür müssen Infrastruktur und Menschen nicht nur global, sondern auch lokal vorbereitet werden. Beim Sport, am Arbeitsplatz und im Alltag sollten u. a. Maßnahmen zum Schutz von Sportlerinnen und Sportlern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und vulnerablen Bevölkerungsgruppen ergriffen werden [13, 14, 15].

Info

Populäre und wichtige Webseiten zum Klimawandel in Deutschland

DWD

https://www.dwd.de/zeitreihen (Zeitreihen und Trends von Gebietsmitteln der Parameter Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer und verschiedener Kenntage)

https://www.dwd.de/klimaatlas (Präsentation möglicher Szenarien unseres zukünftigen Klimas in einer Zusammenschau mit unserem früheren und derzeitigen Klima)

https://www.dwd.de/klimavorhersagen (Darstellungen der Klimavorhersage und Vorhersagegüte für unterschiedliche Zeit- und Raumskalen)

DWD: Datenportale

https://opendata.dwd.de (Modellvorhersagen, Radardaten, aktuelle Mess- und Beobachtungsdaten, Klimadaten)

https://cdc.dwd.de/portal/ (Climate Data Center des DWD; Daten zum direkten Download und interaktive Zugriffsmöglichkeiten)

https://www.dwd-geoportal.de (benutzerfreundliche Übersicht zum Open-Data-Angebot des DWD und verschiedene Open-Data-Quellen)

Deutsches Klimakonsortium

https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/kompaktinfo.html

Klimaschutz und Klimaanpassung

https://www.klivoportal.de

Daten und Informationen rund um das Thema Klimawandel und Anpassung

https://www.klimafakten.de

Literatur

Brasseur GP, Jacob D, Schuck-Zöller S. Klimawandel in Deutschland: Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. Hamburg: Springer Nature; 2017. Crossref

|40| Zwischenstaatlicher Auschuss für Klimaänderungen (IPCC) 2013/2014. Klimaänderung 2013/2014: Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger. Beiträge der drei Arbeitsgruppen zum Fünften Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC). Deutsche Übersetzungen durch Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle, Österreichisches Umweltbundesamt, ProClim. Bonn, Wien, Bern; 2016.

Deutscher Wetterdienst (DWD). Klimawandel – ein Überblick [Internet]. [abgerufen am 4. Mai 2023]. Verfügbar unter: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimawan​del/klimawandel_node.html

Zwischenstaatlicher Auschuss für Klimaänderungen (IPCC) 2021. Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung. In: Masson-Delmotte V, Zhai P, Pirani A, Connors SL, Péan C, Berger C, et al., Hrsg. Naturwissenschaftliche Grundlagen. Beitrag von Arbeitsgruppe I zum Sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen. Im Druck. Deutsche Übersetzung auf Basis der Druckvorlage, Oktober 2021. Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle, Bonn, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Wien, Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT, ProClim, Bern. Bonn, Wien, Bern; 2022.

Deutsches Klima-Konsortium (DKK) [Internet]. c2023 [abgerufen am 04. Mai 2023]. Verfügbar unter: https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/startseite.html

Kuttler W. Klimatologie. 2. Aufl. Paderborn: Ferdinand Schöningh; 2013. Crossref

Mücke H, Matzarakis A. Klimawandel und Gesundheit. In: Wichmann E, Fromme H, Hrsg. Handbuch für Umweltmedizin. Landsberg: Ecomed; 2017. 1–38.

Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle [Internet]. Bonn: Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt e. V.; [abgerufen am 04. Mai 2023]. Verfügbar unter: https://www.de-ipcc.de/

Umweltbundesamt [Internet]. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt; c2023 [abgerufen am 04. Mai 2023]. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/

Zwischenstaatlicher Auschuss für Klimaänderungen (IPCC) 2018. Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. In: Masson-Delmotte V, Zhai P, Pörtner HO, Roberts D, Skea J, Shukla PR, et al., Hrsg. 1,5 °C globale Erwärmung. Ein IPCC- Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau und die damit verbundenen globalen Treibhausgasemissionspfade im Zusammenhang mit einer Stärkung der weltweiten Reaktion auf die Bedrohung durch den Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und Anstrengungen zur Beseitigung von Armut. Genf: World Meteorological Organization. Deutsche Übersetzung auf Basis der Version vom 14.11.2018. Bonn, Bern, Wien: Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle/ProClim/SCNAT/Österreichisches Umweltbundesamt; 2018.

klimafakten.de. Klima. Sprechen wir darüber [Internet]. Berlin: 2050 Media Projekt gGmbH; [abgerufen am 04. Mai 2023]. Verfügbar unter: https://www.klimafakten.de/

climateactiontracker.org [Internet]. Cologne: Climate Analytics gGmbH and NewClimate Institute gGmbH; c2009–2023 [cited 2023 May 04]. Available from: https://climateactiontracker.org/

Matzarakis A, Frohlich D. Sport events and climate for visitors – the case of FIFA World Cup in Qatar 2022. Int J Biometeorol. 2015;59​(4):481–6. Crossref

Matzarakis A, Fröhlich D, Bermon S, Adami PE. Quantifying thermal stress for sport events – the case of the Olympic Games 2020 in Tokyo. Atmosphere. 2018;9(12):479. Crossref

Wu Y, Graw K, Matzarakis A. Comparison of thermal comfort between Sapporo and Tokyo – the case of the Olympics 2020. Atmosphere (Basel). 2020;11(5):444. Crossref

|41|2  Gesundheitsrelevante Klimafolgen im Überblick

Sven Schneider

Das Wichtigste in Kürze

Dieses Kapitel beschreibt die wichtigsten in Deutschland erwarteten Klimaveränderungen und die daraus resultierenden direkten und indirekten Gefahren für die Gesundheit. Direkte Effekte des Klimawandels umfassen die Zunahme thermischer Belastungen (z. B. durch Hitzewellen), die Zunahme weiterer Extremwetterereignisse und die Zunahme der UV-Exposition. Die daraus resultierenden Gesundheitsrisiken reichen vom Hitzschlag und anderen Hitzeerkrankungen über Unfälle und Verletzungen etwa durch Überschwemmungen, Vegetationsbrände, Sturmereignisse und Lawinen bis hin zu UV-Erythemen und Hautkrebs. Zu den indirekten Effekten des Klimawandels zählen die Zunahme der Ozon- und Feinstaubbelastung, die Zunahme allergischer Belastungen (z. B. durch Pollen), erhöhte Infektions- und Vergiftungsrisiken sowie vermehrte mentale Belastungen. Besprochen werden im Folgenden hierzu unter anderem Atemwegserkrankungen und allergisches Asthma, Infektionen durch heimische und neue Vektoren wie Zecken und die Asiatische Tigermücke, wasserbürtige Infektionen und psychische Folgen in Form von akuten Anpassungs-, Belastungs-, Angst- und Affektstörungen.

Keywords

Klimawandel, Auswirkung, Gesundheit

2.1  Einleitung

Der Klimawandel stellt die Menschheit vor die wohl größte Herausforderung dieses Jahrhunderts. Er zeigt bereits jetzt massive und komplexe Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheit. Sportlerinnen und Sportler, Außenbeschäftigte, Ältere, Kinder und Obdachlose zählen hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu den wichtigsten Risikogruppen [1]. Im Teil I dieses Buches stellen führende Expertinnen und Experten deswegen die für Sport, Beruf und Alltag gesundheitsrelevanten Folgen dar, die mit dem Klimawandel einhergehen. Die schnelle Leserin/der schnelle Leser findet hierzu auf den folgenden Seiten eine zusammenfassende Darstellung und in den darauffolgenden Kapiteln aktuelle themenspezifische Beschreibungen in aller Ausführlichkeit. Dabei orientiert sich die Reihenfolge der Themenfelder an der üblichen Systematisierung in direkte und indirekte gesundheitliche Folgen [2]. Direkte Effekte des Klimawandels sind die Zunahme thermischer Belastungen (z. B. durch Hitzewellen), die Zunahme von weiteren Extremwetterereignissen und die Zunahme der UV-Belastung. Zu den indirekten Effekten des Klimawandels zählen Veränderungen der Schadstoffbelastung der Luft, die Zunahme allergischer Belastungen (z. B. durch Pollen) sowie erhöhte Infektionsrisiken (z. B. durch Vektoren wie Zecken und Stechmücken sowie durch wasserbürtige Infek|42|tionen, vgl. Abbildung 2-1). Abschließend werden die Folgen des Klimawandels für die mentale Gesundheit erörtert.

Abbildung 2-1:  Direkte und indirekte gesundheitsrelevante Auswirkungen des Klimawandels.

2.2  Gesundheitsrelevante Auswirkungen des Klimawandels

2.2.1  Hitze

Auswirkungen des Klimawandels

In den Medien wird der Klimawandel oft zuvorderst als Anstieg der globalen Jahresmitteltemperatur beschrieben. In Deutschland etwa ist die Jahresdurchschnittstemperatur in den letzten 140 Jahren um etwa 1,6 °C gestiegen (vgl. Kap. 1). Hierzulande wird bis Mitte des Jahrhunderts ein weiterer Anstieg um +1 bis +3 °C und bis Ende des Jahrhunderts um +2 bis +4 °C prognostiziert. Diese mittlere Klimaerwärmung stellt aber nur einen Aspekt thermischer Veränderungen dar. Für die Gesundheit wesentlich bedeutsamer ist in diesem Zusammenhang die absehbare Zunahme, Ausprägung und Dauer von kurz- bis mittelfristigen Lufttemperaturextremen im Sommer (z. B. sog. Hitzewellen), was bereits für die letzten beiden Dekaden nachgewiesen werden konnte (vgl. Kap. 1 und Kap. 3). Eine international einheitliche Definition von „Hitzewellen“ steht noch aus. Absehbar ist aber, dass sich in Deutschland die Zahl sogenannter „heißer Tage“ mit Temperaturen von über 30 °C bis zum Ende dieses Jahrhunderts verdreifachen wird und Tal- und Kessellagen dabei besonders gefährdet sind.

|43|Gesundheitsrelevante Folgen

Höhere Außentemperaturen belasten grundsätzlich das Herz-Kreislauf-System, das Atmungssystem und den Stoffwechsel [3]. Grundsätzlich erhöht Hitze die Gefahr einer Dehydrierung, insbesondere wenn der durch körperliche Tätigkeit oft stark erhöhte Flüssigkeitsbedarf nicht in angemessener Form gedeckt wird. Ist der Körper durch Überhitzung dehydriert oder gar exsikkiert, steigt das Risiko für Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Herzrhythmusstörungen deutlich (vgl. Kap. 3). Der menschliche Körper reagiert auf derartige thermophysiologische Belastungen mit einer Akklimatisation, indem das Plasmavolumen zunimmt, die Schweißproduktion eher einsetzt und die Schweißrate ansteigt [4]. Zur Akklimatisation wäre ein Zeitraum erforderlich, der die – bisher – typische Dauer der meisten hiesigen Hitzewellen übertrifft. Für Sportlerinnen und Sportler etwa wird eine schonende Hitzegewöhnung durch regelmäßige Belastung über mindestens zwei Wochen empfohlen.

Wenngleich die Körperkerntemperatur nicht direkt von der Außentemperatur abhängt, ist die Thermoregulation insbesondere bei großer körperlicher Belastung (wie Sport oder schwerer körperlicher Arbeit), gleichzeitig hoher Außentemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit gefährdet [5, 6]. Da eine hohe Luftfeuchtigkeit die Schweißabgabe behindert, verbleibt die Hitze im Körper und erhöht die Körperkerntemperatur [4]. Ohne intakte Hitzebalance kann die Thermoregulation des Körpers entgleisen und zu einer akuten Notfallsituation führen. Typische gesundheitliche Folgen einer Hyperthermie sind Hitzschlag, Hitzekollaps, Hitzeerschöpfung und Hitzekrämpfe. Unter anhaltender Hitzeexposition leiden also beruflich oder privat Freiluftexponierte besonders. Die Vulnerabilität hängt zusätzlich vom Alter (Kinder, Ältere) und von Vorerkrankungen (Multimorbide mit einem geschwächten Thermoregulationssystem oder mit chronischen kardiovaskulären Erkrankungen) ab. So können sich bereits bestehende Vorerkrankungen durch Temperaturextreme verschlimmern. Im Vergleich etwa zum Hitzschlag, der ein lebensbedrohliches Ereignis darstellt, und zu den übrigen oben genannten Risiken erscheinen weitere in der Literatur besprochene Hitzefolgen eher marginal: Als dermatologische Folgen sind bspw. Hitzeausschläge (Miliaria) und Hefepilzinfektionen (v. a. Pityriasis versicolor) relevant.

2.2.2  Weitere Extremwetterereignisse

Auswirkungen des Klimawandels

Neben Hitzewellen ist eine Beschleunigung des Wasserkreislaufes mitsamt einer Erhöhung der Niederschlagsmengen eine weitere Folge des Klimawandels. Die bisher feststellbare Zunahme der Niederschlagsmenge verteilte sich in der Rückschau allerdings nicht gleichmäßig über das Jahr. Vielmehr erhöhte sich in der Vergangenheit die Niederschlagsmenge in den Winterhalbjahren, in denen außerdem eine Entwicklung hin zu mehr Regen und weniger Schnee auffiel. Im Sommer waren dagegen mehr Sonnentage, Dürreperioden und Starkregenereignisse zu verzeichnen (vgl. Kap. 4). Diese Entwicklung wird sich mit Fortschreiten der globalen Erwärmung fortsetzen. Konkret werden – teils mit starken regionalen Unterschieden – für die Zukunft mehr sommerliche Dürren, Brände, Starkregenereignisse, Flusshochwasser und Sturmfluten erwartet. Weitere Folgen der globalen Erwärmung sind abtauende Gletscher- und Permafrostgebiete, Bergstürze, Steinschläge, Gletscherspalten und Großlawinenlagen.

Gesundheitsrelevante Folgen

Von den genannten Phänomenen können vor allem drei zu Überschwemmungen führen: Sturmfluten, Flusshochwasser und Starkregen. Neben Todesopfern und Verletzten lassen Flutkatastrophen auch traumatisierte Personen, |44|Schäden an Hab und Gut, zerstörte Wasser-, Energie-, Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur zurück. Ein ähnliches Schadensprofil weisen großflächige Vegetationsbrände und Sturmereignisse auf. Hinzu kommen bei Hochwasserereignissen gesundheitliche Sekundärrisiken, etwa während der anschließenden Aufräumarbeiten durch schadstoff- und keimbelastete Wasser- und Schlammmassen (vgl. Kap. 4). In Bergregionen stellen Temperaturstürze, Murenabgänge, Felsstürze, Steinschläge, Gletscherspalten und Lawinen immer schwieriger kalkulierbare Risiken dar [7].

2.2.3  UV-Strahlung

Auswirkungen des Klimawandels

Im Freien ist man Strahlung vor allem in Form von UV-A- und UV-B-Strahlung ausgesetzt. Der Klimawandel dürfte die Menge an aufgenommener Strahlung u. a. für Sportlerinnen und Sportler sowie Außenbeschäftigte mindestens aus drei Gründen erhöhen: Erstens führte die jahrzehntelange Emission von Treibhausgasen – wie CO2, Methan und Lachgas – zum Abbau der stratosphärischen Ozonschicht (sog. Ozonlöcher) und damit zu einer Zunahme der bodennahen UV-B-Strahlung. Gefährlich sind u. a. stratosphärische Niedrigozonereignisse (sog. „Miniozonlöcher“), die in den gemäßigten Breiten der nördlichen Hemisphäre vor allem im Frühjahr über wenige Tage auftreten. Diese kurzfristigen Phänomene werden auch in Deutschland verzeichnet und belasten durch den sprunghaften Anstieg des UV-Index um mehrere Punkte die insbesondere zu dieser Jahreszeit noch nicht an derart hohe UV-Bestrahlungsstärken adaptierte Haut besonders [8]. Zweitens erhöht sich im Zuge des Klimawandels die Zahl sonniger Tage. Diese hat sich hierzulande in den letzten 70 Jahren um 24 Tage und mit ihr die mittlere Sonnenscheindauer um etwa 160 Stunden pro Jahr erhöht [8]. Und drittens dürfte aufgrund milderer Winter und einer längeren Outdoor-Saison die Aufenthaltsdauer im Freien und damit die UV-Jahresdosis von breiten Bevölkerungsgruppen (wie Sportlerinnen und Sportler, Außenbeschäftigte, Kinder usw.) insgesamt zunehmen [9].

Gesundheitsrelevante Folgen

Abgesehen von der Vitamin-D3-Synthese als der einzig bekannten positiven Wirkung umfassen die akuten Folgen einer übermäßigen, ungeschützten UV-Exposition vor allem das UV-Erythem (Sonnenbrand, Dermatitis solaris) sowie allergisch oder fototoxisch bedingte Fotodermatosen (polymorphe Lichtdermatose; vgl. Kap. 5).

Als chronische Folgen einer langjährigen UV-Exposition können aktinische Keratosen, maligne Melanome und nichtmelanozytärer Hautkrebs (Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome, sog. „weißer Hautkrebs“) entstehen [10]. Insbesondere die Entstehung bestimmer Formen des weißen Hautkrebses wird durch eine langfristige Einwirkung der UV-Strahlung begünstigt. Langfristig kumulierte UV-Strahlung (sog. Lebenszeitdosis) steht mit einem höheren Risiko für die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen in Verbindung, während die Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Basalzellkarzinomen häufige Sonnenbrände sowie hohe intermittierende UV-Exposition sind. Letzteres gilt auch für die Entstehung von malignen Melanomen [10]. Darüber hinaus forciert eine verstärkte bzw. häufigere Exposition gegenüber UV-Strahlung die Lichtalterung der Haut (Photoaging). Neben dem Ausmaß der Sonnenexposition spielt hierbei die Hautpigmentierung eine Rolle, sodass Personen mit einer hellen Haut einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind [10].

Ebenso akut erfolgt lokal begrenzt als auch systemisch eine Unterdrückung des Immunsystems (vgl. Kap. 5). Im Winter kann eine UV-Exposition unter hoher Schneereflexion zu rezidivierendem Herpes labialis führen. Die UV-Strahlung ist ein potenter Stimulus und führt regelmäßig zu einer Reaktivierung der la|45|tenten Herpes simplex-Infektion. Nicht nur die dermatologischen, sondern auch die ophthalmologischen Folgen übermäßiger Sonnenlicht-Exposition sind vielfältig. Personen, die sich ungeschützt hoher UV-Strahlung exponieren, riskieren vor allem Schädigungen der Hornhaut (Fotokeratitis) und eine Bindehautentzündung (Fotokonjunktivitis) als akute Folgen sowie die Linsentrübung (Katarakt) als chronische Folge [11]. Neben Personen mit hellem Hauttyp und Immunsupprimierten sind vor allem Kinder besonders vulnerabel gegenüber UV-Strahlung, da sie eine gegenüber Erwachsenen deutlich höhere Empfindlichkeit der Haut und der Augen aufweisen.

2.2.4  Luftqualität

Zwischen Hitze, Ozon und Feinstaub bestehen starke synergistische Wechselwirkungen. Trotz aller Bemühungen zur Luftreinhaltung gehen aktuelle Studien davon aus, dass die gesundheitlichen Risiken durch eine Verschlechterung der Luftqualität insgesamt künftig weiter zunehmen werden. Eine zentrale Rolle spielen in diesen Zusammenhang Ozon und Feinstaub. Darüber hinaus beeinträchtigen Allergene verschiedenen Ursprungs die Qualität unserer Atemluft.

Ozon
Auswirkungen des Klimawandels

In den letzten Jahrzehnten sind deutschlandweit die Konzentrationen vieler Luftschadstoffe aufgrund technischer Entwicklungen flankiert von umweltpolitischen Maßnahmen deutlich zurückgegangen. Dies gilt allerdings nur eingeschränkt für das bodennahe – troposphärische – Ozon. Bodennahes Ozon (O3) ist ein entzündlich wirkendes Reizgas und ein sekundärer Luftschadstoff, der aus den Vorläufersubstanzen Stickoxid und Kohlenwasserstoff, die weit überwiegend vom Kraftfahrzeugverkehr emittiert werden, unter Einwirkung der UV-Strahlung gebildet werden. Da bei dem photochemischen Prozess der Ozonbildung die Sonneneinstrahlung eine ausschlaggebende Rolle einnimmt, treten adverse bodennahe Ozoneffekte vor allem im Sommerhalbjahr und da in den Nachmittagsstunden auf. Während die Spitzenbelastungen in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind, ist die mittlere Ozonbelastung weiter angestiegen. Weil bedingt durch die Klimaerwärmung eine Zunahme von stabilen Hochdruckwetterlagen und damit verbunden höhere Durchschnittstemperaturen sowie Perioden extremer Hitze erwartet werden, prognostizieren Klimamodelle eher keine bedeutsame Reduktion der durchschnittlichen Ozonbelastung in Deutschland. An heißen Tagen besteht außerdem üblicherweise eine geringere Luftzirkulation, sodass Luftschadstoffe nicht abgeführt werden und sich in der Luft ansammeln (vgl. Kap. 6).

Gesundheitsrelevante Folgen

Die Empfindlichkeit des Menschen gegenüber Ozon unterliegt starken individuellen Schwankungen. Gesundheitsrelevant ist Ozon deswegen, weil es auch noch tief in den Alveolen zu einem Entzündungsprozess führt, den Körper gegenüber Infektionen anfälliger macht und insbesondere bei körperlicher Belastung zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion, Schleimhautreizungen, Husten, Müdigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit führen kann. Das Ausmaß der Gesundheitsbelastung durch Ozon wird primär durch die Expositionsdauer und -stärke in der ozonbelasteten Luft bestimmt (vgl. Kap. 6). Eine Adaptation