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Kirchenkabarett mit Biss – mitten im Dschungel des Allzumenschlichen
Mit viel Wortwitz und Augenzwinkern, zwischendurch auch mal ganz ernsthaft, hält Matthias Schlicht uns den Spiegel vor. In seinen Geschichten aus dem Leben vor und hinter der Kirchenmauer geht es allzu menschlich zu: ob bei der Tupperparty der Schwiegermutter, beim Walken auf der Senioreninsel Föhr, beim 70er-Jahre-Telefon mit Samtbrokatkondom oder neben den eiskalten Füßen seiner Gattin. Und dann ist da noch der Hund, der christlich erzogen werden will …
Wer mal wieder herzhaft lachen möchte (gerne auch über sich selbst), ist mit den vorliegenden Kabinettstückchen von Matthias Schlicht bestens bedient.
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Seitenzahl: 141
Matthias Schlicht
GLAUBENSPFEFFER
Scharfes und Charmantes
zu Kirche und Religion
Gütersloher Verlagshaus
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Copyright © 2016 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlagbild: Borislav Sajtinac © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
ISBN 978-3-641-18830-6V001
www.gtvh.de
Kleinkunst, das kann alles Mögliche sein,
aber Kabarett, dachte ich, das ist eine klare Mission,
das ist das Wort für Kirche ohne Kanzel.
Hanns Dieter Hüsch
Für Christopher, Sebastian und Alexandra
INHALT
Margot Käßmann
Vorwort
Anonyme Tupperaner
Weinkenner
Kalte Füsse
Föhr
Tchibo
Neuer Mann
Ehe ab 50
Telephonitis
Sam
Gutscheine
Aussterbende Worte
Aufgewacht
Automat
Mitleidskrise
Oberharz
Clausthal Blues
Frisör
Dingedangtag
Ehrenamt
Demutsübung Tannenbaum
Führungsnörgler
Eisfabrik
Heiligabend
Kochen mit Rainer
Helden der Kindheit
Nachwort als Nischenkind
VORWORT
Der christliche Glaube ist von Haus aus keine lustige Religion. Das Lachen ist nicht gerade eine Hauptbeschäftigung des biblischen Gottes. Allerdings: Wir glauben an den Auferstandenen und nicht an einen Toten! Deshalb versuche ich, bei Predigten immer etwas einzubringen, was die Gemeinde zum Schmunzeln bringt.
Auch in der Kirchengeschichte ist es mit dem Lachen für lange Zeit nicht weit her. In der Regel des Benedikt von Nursia wird gemahnt, »vieles oder zu lautes Lachen nicht [zu] lieben«. Und noch in den Exerzitien des Ignatius von Loyola heißt es knapp: »Lache nicht und sage nichts, was Lachen hervorruft.«
Auch nachreformatorisch wurde das Lachen kritisch gesehen. Im Jahr 1685 hatte die Wittenberger Theologische Fakultät ein Gutachten zu erstellen, ob es einem Pastor erlaubt sei, in der Predigt »allerley Scherze, Fabeln und lächerliche Historien zu predigen, die das Lachen erregen«. Die Antwort war negativ: solche Geschichten hätten nicht die Kraft zu bekehren oder den Glauben zu erhalten, sondern sie »delectieren das Fleisch und machen die Einfalt göttlicher Weisheit verächtig«. Meine Predigten würden also nicht standhalten!
Ähnlich war es dann im Pietismus: Ein Rostocker Theologe dekretierte kurz und bündig: »Ein Christ soll nicht lachen, Jesus hat auch nicht gelacht.« Woher er das weiß, wenn Jesus doch wahrer Mensch war, bleibt mir ein Rätsel. Der große Theologe Schleiermacher hat in seiner Praktischen Theologie angeordnet: »aus der religiösen Rede ist alles auszuschließen, was Scherz heißen kann.« So ist es denn kein Wunder, dass etwa Goethe im Werther klagt: »Ich habe noch nie gehört, dass man gegen die üble Laune vom Predigtstuhl gearbeitet hätte.«
Besonders wichtig ist Martin Luther, der in seiner kraftvollen, erdverbundenen Weise immer eine Menge Humor bewiesen hat. »Wenn ich wüsste, dass der Herrgott keinen Humor hat, so wollte ich erst gar nicht in den Himmel kommen ... Gott aber hat keinen Gefallen an der Traurigkeit. Hat er doch seinen Sohn nicht gesandt, dass der uns betrübe, sondern unser Herz fröhlich mache.« Luthers Tischreden oder Briefe sind voller Humor, gespeist aus Glaubenszuversicht und nüchterner Lebenserfahrung. »Dieweil ich unter des Glaubens und Vaterunsers Schatten sitze, lache ich der Teufel und seiner Schuppen.«
Insofern: Ich freue mich über dieses Buch. Matthias Schlicht kenne ich viele Jahre als Pfarrer, als Studentenpfarrer, als Studiendirektor, aber auch als Kabarettist. Einmal saß ich in einem Kabarett in Hannover, als ich selbst Gegenstand seines Humors wurde – ich konnte herzlich lachen. Vielleicht ist das ein Geheimnis des Reformatorischen – es befreit sogar zum Lachen über sich selbst und führt so zur Freiheit.
Margot Käßmann
ANONYME TUPPERANER
Am Morgen lag Tau rings um das Lager. Und als der Tau weg war, siehe, da lag es in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu? Denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat. Das ist’s aber, was der HERR geboten hat: Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelte. Und die Israeliten taten’s und sammelten, einer viel, der andere wenig. Aber als man’s nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte. Und Mose sprach zu ihnen: Niemand lasse etwas davon übrig bis zum nächsten Morgen. Aber sie gehorchten Mose nicht. Und etliche ließen davon übrig bis zum nächsten Morgen; da wurde es voller Würmer und stinkend.
2. Mose 16,13-20
ICH gebe es zu: Ich bin Mitglied in einer Selbsthilfegruppe. Solche Gruppen gibt es ja für die unterschiedlichsten Zwecke und Nöte. Schon früh habe ich gelernt, dass man in Frauenversteherkreisen nur dann gut ankommt, wenn man sagen kann, in welcher man als Mann ist. Viele Männer sind bei den AA: Anonyme Alkoholiker. Aber da war schon alles voll. Ich bin bei den AT: Anonyme Tupperaner. Das sind Männer, die zwanghaft jede Woche zu einer Tupperwareverkaufsveranstaltung gehen müssen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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