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Mord auf der Reeperbahn! Wo Sex sells und Triebe toben lauert das Verbrechen an jeder Ecke. Warum musste ein Schweizer DJ sterben? Ging es um Rache? Um Eifersucht? Um Geld? Die Hamburger Kripo macht sich im Labyrinth des Lasters auf die Suche nach dem Mörder – leider ohne Plan und roten Faden. Dumm gelaufen ... »Neubrandenburger Sandalenlatscher gehen in die Knie, gönnen sich den Klappenblick auf Kaugummi kauende Nymphen. Sparta Shop, Seventh Heaven, World of Sex. Commix und Kondome, Dildos in Euroformat und chinesische Orgasmuskugeln für die ›Krönung Kaffee‹ trinkende Bankerin, schmatzfit im Schritt unterm lindgrünen Kostüm. Die neunschwänzige Peitsche, die Lederkorsage, das Nietenhalsband. Eintritt frei.« Auf Hamburgs sündiger Meile herrscht ein erbitterter Nahkampf – um Kunden, Freier, Publikum, Drogen oder um ein profitables Plätzchen am richtigen Ende des Goldesels von St. Pauli. Hier gilt das Gesetz des Geldes, und wer nicht spurt, wird abkassiert und ausgemistet oder anderweitig entsorgt. So auch das umschwärmte Schweizer Sternchen der DJ-Szene Urs, der eines unschuldigen Morgens mitten auf dem Kiez tot aufgefunden wird. Kriminalhauptkommissar Fedder und sein Exkollege Gottschalk ermitteln in alle Richtungen. Zunächst ohne Erfolg, doch bald zeigt sich eine Gestalt am Ende des Täter-Tunnels. Fragt sich nur, ob es das richtige Ende ist ... »Goldene Meile« ist der zwölfte Band der Kurzkrimi-Reihe hey! shorties – Flanieren für Fortgeschrittene!
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Seitenzahl: 65
Copyright der eBook-Ausgabe © 2013 bei Hey Publishing GmbH, München
Originalausgabe © 2000 by Hamburger Abendblatt in der Reihe Schwarze Hefte erschienen, herausgegeben von Volker Albers
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic®, München
Autorenfoto: © privat
ISBN: 978-3-942822-31-2
Goldene Meile ist der zwölfte Band der Krimireihe hey! shorties. Jede Folge ist in sich abgeschlossen. Eine Auflistung der bereits erschienenen Titel befindet sich am Ende dieses eBooks.
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Goldene Meile
Mord auf der Reeperbahn! Wo Sex sells und Triebe toben lauert das Verbrechen an jeder Ecke. Warum musste ein Schweizer DJ sterben? Ging es um Rache? Um Eifersucht? Um Geld? Die Hamburger Kripo macht sich im Labyrinth des Lasters auf die Suche nach dem Mörder – leider ohne Plan und roten Faden. Dumm gelaufen ...
»Neubrandenburger Sandalenlatscher gehen in die Knie, gönnen sich den Klappenblick auf Kaugummi kauende Nymphen. Sparta Shop, Seventh Heaven, World of Sex. Commix und Kondome, Dildos in Euroformat und chinesische Orgasmuskugeln für die ›Krönung Kaffee‹ trinkende Bankerin, schmatzfit im Schritt unterm lindgrünen Kostüm. Die neunschwänzige Peitsche, die Lederkorsage, das Nietenhalsband. Eintritt frei.«
Auf Hamburgs sündiger Meile herrscht ein erbitterter Nahkampf – um Kunden, Freier, Publikum, Drogen oder um ein profitables Plätzchen am richtigen Ende des Goldesels von St. Pauli. Hier gilt das Gesetz des Geldes, und wer nicht spurt, wird abkassiert und ausgemistet oder anderweitig entsorgt.
So auch das umschwärmte Schweizer Sternchen der DJ-Szene Urs, der eines unschuldigen Morgens mitten auf dem Kiez tot aufgefunden wird. Kriminalhauptkommissar Fedder und sein Exkollege Gottschalk ermitteln in alle Richtungen. Zunächst ohne Erfolg, doch bald zeigt sich eine Gestalt am Ende des Täter-Tunnels. Fragt sich nur, ob es das richtige Ende ist ...
Hamburg, St. Pauli, morgens zwischen sechs und sieben. Der Gastronom zählt die schmierigen Lappen, die Einnahmen der letzten Schicht, wäscht sich noch einmal die Hände und steigt in seine vor dem Lokal geparkte Mercedes-Limousine, den Packen Scheine in der Tasche, die Knete, den Knödel, zusammengesteckt mit einer silbernen Spange. Ein räudiger Köter pinkelt auf das zerfledderte Boulevardblatt vom Vortag: »Treffpunkte«, »Treffpunkte«. Torkelnde Stadtstreicher übergeben sich in den Rinnstein, Zigarettenkippen werden mit weggespült. In der Herbertstraße sind auch diesmal wieder zig gebrauchte Präservative in Servietten geknautscht und im Klo entsorgt worden. Kaltes Fritteusenfett platscht in die Kanalisation, schleimt, schlunzt, schliert durch die Kloake, vermengt sich mit dem übrigen Dreck, den Ausscheidungen der Nacht, der stinkenden Brühe, spratzt in Risse und schadhafte Stellen, dringt durch schon poröse Dichtungen ins Erdreich, sickert ein, sackt ab, verseucht das Grundwasser, das hochgepumpt und umgewälzt und vermeintlich frisch und klar schließlich aus verchromten Hähnen fließt, aus Duschköpfen sprüht: »Guten Morgen, Hamburg.«
Der Radiowecker hatte sich eingeschaltet, die Ziffern leuchteten rot.
Die junge Frau zog T-Shirt und Slip aus, duschte ausgiebig und wusch sich das kräftige, dunkelbraune Haar. Sie frottierte sich ab, schlang das Badetuch um die Hüften und goss sich in der Küche von dem inzwischen durchgelaufenen Kaffee ein. Draußen war es noch dunkel. Ohne Eile kleidete sie sich an. Sie hatte sich bereits gestern für den kurzen Glockenrock, das mit Silberfäden durchwirkte Top und schwarze Kniestrümpfe zu flachen Schuhen entschieden. Vor dem letzten Schluck Kaffee entnahm sie ihrer Pillendose ein schmal gefaltetes Briefchen, legte zwei Linien und schniefte das weiße Pulver durch einen fingerlangen Strohhalm. Erst jetzt zündete sie sich eine Zigarette an, inhalierte tief und öffnete die Tür zum Inn enhofbalkon . Es dauerte nicht lange, bis der Stoff wirkte. Sie fühlte sich leicht und nun endlich bereit, das zu tun, was sie schon längst hätte tun sollen. Es war Samstag, der 25. September, sechs Uhr dreiundzwanzig .
Okay, wir sehen uns dann«, sagte Pat. Sie hatte einen Blick über den Hafen geworfen und machte jetzt Anstalten, die Bernhard- Nocht -Straße wieder zu überqueren. Urs stoppte sie mit erhobener Hand. Er hörte seine Mailbox ab.
»Wir gehen noch frühstücken, oder?«, näselte er.
»Ich geh pennen«, sagte sie.
Sie schaute demonstrativ auf die Uhr. Es war kurz vor sieben, die Luft war klar, es versprach ein schöner Tag zu werden. Es war ein durchweg sonniger Herbst, ungewöhnlich für Hamburg, immer noch hohe Temperaturen. Cabrio-Wetter.
»Rainer ist in Tanger«, teilte Urs ihr mit. »Ich hab dir von Rainer erzählt, der München-Rainer, wir waren zusammen in Berlin, oder? Rainer mixt einen Supersound, er nimmt da unten die Stadtatmo auf, hört sich gut an, was er sagt, er ist Mittwoch zurück in Frankfurt, midnight , wir können dabei sein, oder?«
»Bei was?«, fragte Pat, obwohl es sie eigentlich keinen Deut mehr interessierte. Irgendwelche Dates, irgendwelche Grooves, Thekenstehen mit dem München-Rainer, dem Freaky-Easy, dem bleichen Boris, dem Speed-Doc, den Bond-Girls. Sie hingen doch nur rum und sabbelten über die Totalverblödung, die kaputten Szene-Kaputten, die Knallkaputten, die kaputtesten der Kaputten, die voll krassen Alkies , die hirnlosen Fleischfresser, die Hirn stau -Normalos.
»Unter der Mainbrücke macht ein neuer Club auf, oder? Da wär auch mal was für mich drin.«
Pat winkte ab. Urs aber nickte bekräftigend. Er steckte sein Handy in die aufgenähte Seitentasche seiner US-Army-Hose und streifte entschlossen die Ärmel seines XXL-Holzfällerhemdes hoch. Seine Arme waren stark behaart, sein schmaler Schädel glatt rasiert. Er trug eine übergroße Sonnenbrille, deren Augengläser neonweiß umrandet waren.
Pat ließ es zu, dass er einen Finger in ihren Gürtel hakte, saulässig wie niemand sonst. Er wiegte sich cool in den Hüften.
»Ich muss mich mal wieder um Gabriella kümmern«, sagte sie.
Urs kniff sie in die Seite.
»Du willst mich provozieren, oder? Du bist schräg drauf, das ist mir schon aufgefallen, die ganze Zeit über. Du fährst auf nichts richtig ab, oder? Hast du was Abartiges geschmissen, bist du total aus der Spur? Ich find das nicht komisch, das ist öde, total öde, oder?«
»Genau«, sagte Pat patzig und gab ihm einen Klaps in den Schritt.
Urs zog sie an sich. Er brachte sein Doktor-Schiwago-Lächeln zustande. Seine Zähne waren echt klasse, da gab es nichts. Alles in allem war er schon ganz okay, obwohl er die meiste Zeit über fett zugeknallt war. Er machte mit der Zunge den flinken Gecko, stupste sie mit der feuchten Spitze an die Nase.
Pat hatte eine sehr markante Nase und einen überaus breiten Mund, hohe Wangenknochen und langes, glatt fallendes, tiefschwarzes Haar. Für Gabriella war sie »die Navajo«. Bei Gabriella trug sie oft weiches Leder und verfiel bei schmachtender Bitte in theatralische Ekstase. Gabriella hatte es gern, wenn die »amerikanische Ureinwohnerin« ihr wildes und bei entsprechender Gelegenheit auch grausames Gesicht zeigte.
Tatsächlich aber war Pats Mutter in Boston zu Hause, und ihr Vater war ein NDR-Orchester-Musiker, der schon seit neunzehn Jahren von der damaligen Gaststudentin geschieden war. Pat war bei den Niendorfer Großeltern aufgewachsen und hatte als Kind nur hin und wieder die Löwen im nahen Tierpark brüllen hören.
»Du willst Action, oder?«, stellte Urs fest und nickte sogleich, als habe er etwas ganz Riesiges gerafft. »Das ist es, ich hätte es mir eigentlich schon denken können, du willst den vollen Höllendrive, den puren Wahnsinn, oder?« Er legte den Kopf zurück und jaulte wie ein Werwolf den Frühmorgenhimmel an.
Pat machte sich kopfschüttelnd von ihm los.
»Du kannst mir ein bisschen Geld leihen«, sagte sie. »Ich hab noch 'ne Menge zu erledigen. Ich komm dann morgen vorbei, ich könnte uns Sushi mitbringen.«
Urs machte Anstalten, sie erneut zu klammern, doch sein Handy hatte Vorrang. Es orgelte in seiner Seitentasche die ersten Takte von Beethovens Neunter.
Kriminalhauptkommissar Jörg Fedder erwachte und stellte als Erstes entsetzt fest, dass er nicht allein auf dem breiten Futon lag. Links neben ihm schnarchte sein ehemaliger Kollege Pit Gottschalk.
Was war geschehen?