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Dieses Buch hat eine wunderbare Botschaft: sich von Gott lieben lassen, um sich selbst und andere zu lieben! Die Liebe Gottes ist einzigartig, aber auch vielfältig: maßgeschneidert für jeden von uns. Wie können wir uns von ihm lieben lassen? Und wie seine Liebe erwidern? Das sogenannte Doppelgebot der Liebe zeigt uns, dass Gott lieben nicht nur bedeutet, unseren Nächsten lieben, sondern auch: uns selbst lieben. Manchmal ist das die größte Herausforderung. Wunderbar alltagsnah und pointiert zeigt Tina Tschage, wie ein Kreislauf der Liebe entstehen kann. Mit einem Herzen, das schlägt: für Gott, andere und uns selbst.
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Seitenzahl: 236
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SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22894-6 (E-Book)ISBN 978-3-417-26822-5 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth
© 2017 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT) Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT 2017) Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB) Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (NGÜ)
Umschlaggestaltung und Titelbild: Vitalli Peters, Hannover, www.vita-grafik.deSatz: Christoph Möller, Hattingen
„Ferner wollen wir unbeirrbar an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen; denn Gott ist treu und hält, was er zugesagt hat. Und weil wir auch füreinander verantwortlich sind, wollen wir uns gegenseitig dazu anspornen, einander Liebe zu erweisen und Gutes zu tun.“
Hebräer 10,23-24 (NGÜ)
Vorwort
Prolog
Nicht nur doppelt, sondern dreifach
Die Perversion von Liebe
Die Liebe: Gott packt mich
Kompass fürs Leben
Liebe und Barmherzigkeit: Das perfekte Team
Alles richtig gemacht?
Christliches Leben heißt: Agape
Ein Gott, viele Namen
Zweifel daran, dass Gott liebt
Gottes Liebe im Angesicht der Schrecken dieser Welt
„Wie hast du uns lieb?“
Glauben oder Nichtglauben?
Liebe, die Licht ins Dunkel bringt
In Indien habe ich verstanden, was es heißt, Gott zu lieben
Das höchste Ziel des Menschen
Viele Wege, Gott zu lieben
Als Ärztin bei der Bundeswehr: Ich und Gott – ein gutes Team
Eine Liebe, vier Formen
Herz mit Händen
Grenzenlose Nächstenliebe
„Wir schaffen das!“
Der Nächste ist jeder
Die Liebe in den Weg stellen
Lieben oder mögen?
Sechs Worte, die Konsequenzen haben
Das Band, das zusammenhält
Liebe verwandelt
Gemeinschaft: Dafür sind wir geschaffen
SegensReiches Leben
Eine Hausgemeinschaft, die bereichert und fördert
„Miteinanders“
Heißt einander willkommen
Gemeinschaft kann heilen
Wie ich lieben lerne
Aus der Mitte heraus
Einander Gutes tun
Einfach Glauben leben
Moderne Kirchtürme
Zum Herrn gehörig
Eine Liebe, die rechnet, rechnet sich nicht
Himmlisches Qualitätssiegel
… und das ist schön!
Das dicke Herz um mich selbst
Staub auf der Seele
Unterwegs auf schmalem Grat
Erinnerungshilfen
Mit Gottes Augen sehen
Liebe ich mich?
Gott stellt sich auf meine Stufe
Das Wesen der Liebe
Es geht ums Leben
Liebe ist alles
Lass die Liebe fließen
Was wäre, wenn?
Gott ist Liebe
Epilog
Über die Autorin
Literaturempfehlungen
Anmerkungen
DANKE
Noch ein Buch über die Liebe. Braucht es das? Ist nicht schon alles gesagt? Gesungen? Verdichtet und durchdacht? Das gilt doch auch für das Thema Liebe im christlichen Kontext – alles schon geschrieben. Woran liegt es dann aber, dass wir eher in einer Zeit der zunehmenden Lieblosigkeit leben? Es wirkt auf mich fast so, als würden wir auch in den christlichen Gemeinden im Theorieteil wunderbar abschneiden, bei der praktischen Fahrprüfung in Sachen Liebe aber eher kläglich scheitern … Mich selbst absolut eingeschlossen.
Deshalb hat mich Tina Tschage neugierig gemacht, als sie mir von ihrem Ansatz erzählte. In einer so pluralen Zeit braucht es vielleicht viele unterschiedliche Weisen, über Liebe jeweils aus eigener Erfahrung glaubwürdig zu reden und zu schreiben. Und das tut die Autorin: Sie spricht sehr offen über ihre Anmarschwege, Krisen, Sackgassen und Erkenntnisse. Tina Tschage redet nur so lange theoretisch über die Liebe, wie es theologisch verantwortlich sein muss, und taucht dann ein in ihre mehrdimensionale Liebesgeschichte mit Gott und Menschen. Und die lässt andere, gut eingewoben, mitreden über ihre Erfahrungen mit der Liebe Gottes, der Liebe zu Gott, der Liebe zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und über empfangene Liebe. Das ist berührend zu lesen und an vielen Stellen anregend, nachdenkenswert und motivierend.
Ganz nebenbei gelingt ihr in „Die anderen und ich“ ein geradezu inspirierendes Kapitel über gemeinsames, verbindendes Leben im 21. Jahrhundert. Ich halte das für eine der herausfordernden Fragen unserer Zeit, in der so viele Menschen, auch in christlichen Gemeinden, mit Etiketten wie „Single“ oder „alleinstehend“ (was für ein merkwürdiges Wort) versehen ihren Weg finden müssen und in der auch Paare und Familien nach neuen, verbindlichen und doch freisetzenden Gemeinschaftsmodellen fragen.
Kurz: Nicht jede und jeder braucht dieses Buch – klar. Aber wer einen ungeschminkten, ehrlichen und erfrischenden Zugang zum dynamischen Dreieck der christlichen Liebe sucht, wird hier fündig. Und lernt, wie die Liebe lebt. In uns und durch uns.
Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes
Irgendwann stand ich in einer deutschen Großstadt am U-Bahnsteig; wann und wo das war, weiß ich nicht mehr genau. Die Bahn fuhr weg und gab den Blick auf ein Plakat an der Wand frei. Und ich las in großen weißen Lettern auf schwarzem Grund:
„Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Gott.“
Dieses Motiv war für mich so eindrücklich, dass es mir durch Mark und Bein schoss.
Das passiert bis heute immer wieder. Momente im Zug, auf dem Sofa, beim Spaziergang oder wo auch immer, in denen ich plötzlich und meist völlig aus dem Nichts heraus überwältigt bin von der Liebe Gottes. Nicht selten fließen dann Tränen, verbunden mit einem wohligen Schauer oder einer kräftigen Gänsehaut.
Gott liebt mich! Was so pathetisch und romantisch klingt, war und ist für mich damals wie heute eines der größten Geheimnisse meines Lebens. Und dieser Welt! Ich bin auf einer Entdeckungsreise, lebenslänglich unterwegs, um sie zu finden, zu erleben, zu sehen, zu spüren: die Liebe Gottes.
Sie verfolgt mich. Schon immer. Und immer wieder. Und immer intensiver.
Und ich weiß, dass es vielen von Ihnen sehr ähnlich geht. Die Liebe insgesamt und auch die Liebe Gottes bergen eine Sehnsucht, die uns Menschen umtreibt. Jeder will sie erleben, jeder will sie geben, so gut es geht – aber niemand scheint wirklich zu wissen, wie es funktionieren kann mit der Liebe im Leben. Weder mit der Liebe zu den Menschen noch zu sich selbst. Und die zu Gott oder von Gott – die ist für die meisten von uns ein großes Geheimnis, das wir nicht greifen können. Manch einer sucht behäbig weiter, andere geben frustriert auf. Wieder andere versuchen es gar nicht erst, weil die Aufgabe zu groß scheint oder sie an die wirkliche, wahre Liebe ohnehin nicht (mehr) glauben können.
Ich hingegen bin mir sicher: Wer sucht, der findet. Und ich möchte Menschen anstoßen zu suchen. Ich möchte Sie anstoßen!
Dieses Plakat mit dem dreifachen „Ich liebe dich“ steht bis heute in kleiner Form, nämlich als Postkarte, auf meinem Schreibtisch. Es ist die Botschaft, mit der Gott mich immer wieder gepackt hat – oft leise, manchmal ganz intensiv.
Heute – also im Jahr 2017 – darf ich ein Buch veröffentlichen, das meine Reise beschreibt und die Liebe Gottes in diese Welt bringen will. Es ist nicht das erste Buch zu diesem Thema und es wird nicht das letzte bleiben. Es ist eines, das direkt aus meinem Herzen, aus meinem Erleben, auch aus meinem Lesen kommt. Und aus dem Herzen, dem Erleben und dem Lesen anderer. Ich freue mich, dass an diesem Buch einige andere mitgearbeitet und ihre ganz persönliche Geschichte beigesteuert haben. Denn die Liebe Gottes ist einzigartig, aber auch vielfältig: nämlich maßgeschneidert für jeden von uns. Gott sei Dank!
Auf vielen Seiten dieses Buches werden Sie am Rand dieses Zeichen entdecken.
Das ist der unverkennbare Hinweis, dass hier ein Anstoß zum Weiterdenken lauert. Dem können Sie sofort nachgehen oder auch später. Und wenn Sie dieses Buch gemeinsam mit anderen lesen, ist hier ein Anknüpfungspunkt für Ihr Gespräch.
Ich wünsche Ihnen, dass die Botschaft der Liebe Sie auch packt. Vielleicht zum ersten Mal, vielleicht wieder. Und dass Ihre Sehnsucht nach der Liebe durch jede Zeile dieses Buches geschürt wird. Begeben Sie sich mit mir auf eine Entdeckungsreise, wie das gehen kann: sich lieben zu lassen, selbst zu lieben und die Liebe zu leben. Wie das funktioniert mit der dreifachen Liebe, mit Gott, meinem Nächsten und mir.
Immer wieder bin ich ganz selig und glücklich, wenn ich als Theologin zur Liebe Gottes predigen und erzählen darf, wie Liebe-voll Gott ist.
So war das auch im Herbst 2015, als ich von der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Parchim (Mecklenburg) zum Predigen eingeladen wurde. Ich sollte eine Predigtreihe mit dem Thema „Liebesgeflüster“ eröffnen. „Nichts lieber als das!“, dachte ich und suchte nach einem passenden Text. Ich stieß einmal mehr auf das Liebesgebot im Neuen Testament:
Ein Gesetzeslehrer wollte Jesus auf die Probe stellen. „Meister“, fragte er, „was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“ Jesus entgegnete: „Was steht im Gesetz? Was liest du dort?“ Er antwortete: „ ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand!‘ Und: ‚Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst!‘ “ – „Du hast richtig geantwortet“, sagte Jesus. „Tu das, und du wirst leben.“
Lukas 10,25-28 (NGÜ)
Während des Theologiestudiums hatte ich dieses sogenannte „Doppelgebot der Liebe“ schon einmal genau untersucht. Für eine biblisch-theologische Seminararbeit hatte ich mir dieses Thema ausgesucht – Sie merken: Die Liebe Gottes lässt mich wirklich nicht los! Was mir damals nicht aufgefallen war, wurde mir 2015 umso deutlicher: Dieses Doppelgebot ist ja gar kein Doppelgebot. Es ist quasi ein Triple-Gebot! Da steht doch: Ich soll Gott lieben und meinen Nächsten wie mich selbst – also meinen Nächsten und auch mich selbst. Inwieweit dieses Dritte nun ein Gebot ist, darüber werde ich an dieser Stelle noch nicht viel sagen können. Aber Fakt ist: Die Liebe zu mir selbst spielt im großen Aktionsfeld der Liebe zu Gott und zu meinem Nächsten eine Rolle. Und dann bot sich mir auf einmal ein Bild mit vielen Herzen, und ich zeichnete diesen Liebeskreislauf einfach auf:
In dem Doppelgebot der Liebe, in dem ich so etwas wie ein Triple-Gebot finde, erkenne ich drei Personen, die hier eine Rolle spielen:
Diese drei – Gott, der Nächste und ich – sind miteinander verbunden. Auf ganz unterschiedliche Art und Weise – mal bedingungslos, mal bedingt, mal als Gebot, mal als Gefühl –, aber in jedem Fall immer mit dieser hier: der Liebe. Die einzelnen Formen dieser Liebe möchte ich auf den nächsten Seiten für Sie aufdröseln. Wenn wir jede einzelne gemeinsam im Detail angeschaut haben, werden Sie verstehen, wie es funktionieren kann mit der Liebe in Ihrem Leben.
Starten wir mit einer Übersicht, damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen:
Alles beginnt mit Gott. Gott ist die Liebe und Gott liebt mich. Ich bin davon überzeugt, dass Gott mich Menschlein geschaffen hat, damit er ein Subjekt für seine unerschöpfliche und unermessliche Liebe hat: nämlich mich (und Sie! Vgl. Johannes 3,16 und 1. Johannes 4,16). Gott schenkt mir sein Herz!
Seine Liebe mit meiner eigenen zu erwidern, ist der Kern meines Lebens. Und es ist der Kern des Wesens Gottes. Nichts wünscht er sich mehr, als dass ich ihn zurückliebe: „Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannes 4,19; NGÜ). Und es ist nicht nur ein Wunsch Gottes, sondern eines der Gebote, das er mir aufgibt und um das es in diesem Buch geht. Mein Herz für Gott!
Wenn ich von Gottes Liebe voll bin, dann habe ich ausreichend Liebeskapazität, auch meinen Nächsten zu lieben. Das ist das zweite Gebot, das Gott mir aufgibt: „Du sollst deine Mitmenschen lieben!“ Also ein dickes Herz für den Nächsten!
Und dann kommt das Zwischenmenschliche hinzu: Ich wünsche mir ja immer, dass mein Nächster mich auch liebt (und hier spreche ich weniger von erotischer Liebe). Wenn die Liebe Gottes ins Spiel kommt, steigen die Chancen dafür, davon bin ich überzeugt. Wie schön, wenn der Nächste mir sein Herz schenkt!
Wenn ich meinen Nächsten liebe, dann passiert im Idealfall auch Folgendes: Der Nächste erkennt, dass Gott ihn liebt, und beginnt, Gott zu lieben. Manche nennen das „evangelistischen Lebensstil“ oder „missionarisches Handeln“. Für mich ist es schlicht die Folge weiterfließender Liebe. Somit entsteht ein Kreislauf von Liebe, der einzigartig und wunderbar und sehr lebendig ist. Herzen in alle Richtungen!
Im Laufe meiner Arbeit an diesem vermeintlichen Doppelgebot der Liebe hatte ich schließlich mein persönliches Aha-Erlebnis, das mich letztlich zu diesem Buch motiviert hat: Ich selbst spiele in diesem Kreislauf eine nicht unerhebliche Rolle. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, steht im Doppelgebot der Liebe. „Wie dich selbst“ – der Liebeskreislauf funktioniert also nur, wenn ich mich selbst auch liebe. Dickes Herz um mich selbst herum!
Jetzt erkenne ich einen runden Kreislauf. Die Liebe kann in alle Richtungen zirkulieren und diese Welt erobern! Wenn das geschieht, dann passiert Leben, sagt Jesus. Wären da nicht zahlreiche Störungen, die den Fluss unterbrechen, die Strömung behindern und damit Lebendigkeit rauben.
Darum geht es in diesem Buch: um himmlisches Liebesgeflüster zwischen Gott, meinem Nächsten und mir; um einen Liebeskreislauf, der Leben schenkt – wenn er nicht gestört wird. Ein dickes Herz um uns alle herum!
Dieses Buch ist übrigens keine theologische Abhandlung. Aber die theologischen – also die biblischen, bibelwissenschaftlichen und von der Auslegung her wichtigen – Grundlagen der biblischen Texte werde ich anfangs erläutern. Denn hier geht es um nichts weniger als um ein biblisches Gebot: eine klare Aufforderung von Gott, was ich zu tun und zu lassen habe. Es ist Gott sehr ernst mit der Liebe. Er selbst will, dass es funktioniert zwischen mir und ihm, mit meinem Nächsten, mit mir selbst. Und er freut sich, wenn die Nächsten an mir sehen und erleben, wie es funktioniert.
Mit diesem Buch will ich Sie, liebe Leserin und lieber Leser, motivieren, die Liebe in Ihr Leben zu holen. Denn es gibt nichts Schöneres, nichts Erfüllenderes, nichts, was die Gegenwart mehr prägen und die Zukunft deutlicher verkünden könnte als ein Liebe-volles Leben!
Haben Sie das Wort „Liebe“ mal in eine Onlinesuchmaschine eingegeben? Ich habe es gerade getan. Da kommen als Erstes die Schlagzeilen aus der Promiwelt: wie es um die Liebe bei den Stars und Sternchen steht. Darunter erscheinen dann unendliche Einträge mit Überschriften wie „Liebe & Psychologie: Tipps für ein erfülltes Leben“ – „Liebe und Sex – Was ihr schon immer über Liebe wissen wolltet …“ – „Wie du die wahre Liebe findest“. Diese Schlagzeilen sind sehr amüsant – und irreführend! Zumindest für mich.
Mich nervt es sehr, dass wir Liebe fast immer mit erotischer Liebesbeziehung und Sex gleichsetzen. Wir Christen machen da viel zu oft fröhlich mit. Das führt uns immer mehr zu einer Abscheu und Abwertung des Liebesbegriffes, die uns und unseren Gemeinschaften sehr schaden. Wir trauen uns ja fast nicht mehr, über die Liebe zu sprechen! Und wenn, dann kommt irgendein verklärtes Bild dabei heraus. Und immer die vorsichtige, verschämte Abgrenzung zu allem, was mit Sexualität zu tun hat.
Papst Benedikt XVI. hat in seiner Ausarbeitung Liebe in Wahrheit etwas geschrieben, das ich voll unterstreichen kann:
Ich weiß um die Entstellung und die Sinnentleerungen, denen die Liebe ausgesetzt war und ist, mit der entsprechenden Gefahr, dass sie missverstanden, aus der ethischen Lebenspraxis ausgeschlossen und in jedem Fall daran gehindert wird, in rechter Weise zur Geltung zu kommen. Im gesellschaftlichen, rechtlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Bereich, also in den Zusammenhängen, die für diese Gefahr am anfälligsten sind, wird die Liebe leicht als unerheblich für die Interpretation und die Orientierung der moralischen Verantwortung erklärt.1
Ich erlebe immer mehr diese Perversion der Liebe. Erfülltes Liebesleben heißt doch für die meisten, dass ich spannende Partner im Bett liegen habe. Oder dass ich es gut organisiere, dass die Leute um mich herum meine Bedürfnisse befriedigen.
Aber das ist nicht Liebe, wie Gott sie in dieser Welt haben will: voll von Gnade, Barmherzigkeit, Sanftmut und so weiter (übrigens auch in Paarbeziehungen und ja, dann auch in allen sexuellen Bereichen).
Mit diesem Buch will ich zu mutigen Schritten in diese Richtung anspornen. Wir brauchen die Liebe in dieser Welt so dringend! Und jeder von uns ist in der Lage, seinen Beitrag zu leisten.
Lassen Sie uns doch gemeinsam daran werkeln, dass bei der nächsten Onlinesuche zum Thema „Liebe“ mehr zu der Liebe kommt, die wir in dieser Welt brauchen!
Wie war das bei Ihnen? Wie hat Gott Sie gepackt? Womit hat er Ihr Herz erobert? Ich hoffe, Sie haben das bereits erlebt. Falls nicht, legen Sie es auf jeden Fall darauf an! Es gibt nichts Schöneres, als an Gottes Seite durch diese Welt zu gehen. Da spreche ich aus jahrelanger begeisterter Erfahrung.
Bei mir war es die Liebe. Nicht, dass ich diese herzliche Umarmung Gottes dringend gebraucht hätte. Auch wenn ich während meiner Jugendtage unter Mobbing gelitten habe – ein Vakuum an Liebe gab es in meinem Leben eigentlich nie. Jemand hat mal treffend zu mir gesagt, dass man mir abspüre: Ich bin in ein Meer aus Liebe gebettet. Und das stimmt. Schon immer bin ich mit einer wunderbaren Familie beschenkt, mit tollen Eltern und einem wunderbaren großen Bruder. Heute kommen eine Schwägerin und gute Freunde dazu – und eine Lebensgemeinschaft, die ihresgleichen sucht. Auch wenn der Mann meines Lebens und meine eigene Familie noch fehlen – die Rahmenbedingungen meines Lebens in Sachen Liebe sind denkbar gut.
Trotzdem hat Gott mich genau hier gepackt: mit seiner Liebe. Es gab offensichtlich wohl doch auch in mir dieses Vakuum, von dem Blaise Pascal spricht: „Im Herzen eines jeden Menschen befindet sich ein von Gott geschaffenes Vakuum, das durch nichts Erschaffenes erfüllt werden kann als allein durch Gott, den Schöpfer, so wie er sich in Christus offenbart.“
Gott eroberte mein Herz, kurz bevor ich Abitur machte. Unsere gemeinsame Geschichte begann aber viel früher. Meine Entscheidung, mein ganzes Leben dem Herrn dieser Welt anzuvertrauen, hat sich über Jahre angebahnt. Zeit und Stunde meiner Entscheidung kann ich nicht nennen. Aber der Sommer im Jahr 2000 war ein Meilenstein – seitdem gehe ich ganz bewusst keinen meiner Schritte mehr ohne Gott. Und seine Liebe begleitet mich behutsam auf Schritt und Tritt.
Seit ich denken kann, betete meine Mutter mit mir und meinem großen Bruder jeden Abend dieses Gebet:
Müde bin ich, geh’ zur Ruh’, schließe beide Äuglein zu. Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein. Hab ich unrecht heut getan, sieh’ es, lieber Gott, nicht an! Deine Gnad’ und Jesu Blut machen allen Schaden gut.2
Das hat mich geprägt – diese Zeilen bete ich heute mit meinem Patenkind, und ich werde sie auch auf meinem Sterbebett noch aufsagen können, da bin ich mir sicher. Der Glaube war in unserer Familie nie wichtig – aber irgendwie doch sehr präsent. Vielleicht sollte ich eher sagen, dass die Kirche nicht so wichtig war. Jedenfalls nicht so wichtig wie der Sport. Sonntags waren wir alle eher in Turnhallen als in Kirchen zu finden. Aber im Kirchenchor sangen wir mit, und Weihnachten und Ostern gingen wir Tschages auch wie viele andere selbstverständlich zum Gottesdienst. Das mütterliche Abendgebet prägte mich über Jahre. Genauso wie der Kindergottesdienst, zu dem ich gemeinsam mit meinem Bruder immer wieder ging. Und wie die Kinderbibelwochen, die ich besuchte. Denn ich verbrachte meine Kindheit in Mittelhessen, einer sehr frommen Gegend Deutschlands. Unsere Nachbarn waren freikirchlich aktiv: Die Mutter der Familie im Haus nebenan versammelte regelmäßig Kinder in ihrem Wohnzimmer zum Kinderbibelkreis und lud dann auch zur örtlichen Kinderbibelwoche ein. Klein Tina ging hin – und es prägten sich Lieder wie diese ein, die ich genauso wie das Abendgebet bis heute mitsingen kann: „Ja, Gott hat alle Kinder lieb, jedes Kind in jedem Land. Er kennt alle ihre Namen, alle ihre Namen, hält uns alle, alle in der Hand.“
Aufgrund dieser Kirchenkarriere und der grundsätzlichen Affinität unserer Familie zu Kirche und Glaube entschloss ich mich wie selbstverständlich zur Konfirmation. Als drei Monate altes Kind war ich schon getauft worden, und ich bin bis heute überzeugt, dass meine Eltern im Herbst 1982 wussten, was sie taten. Also war meine Konfirmation als 13-Jährige der nächste Schritt in meiner Glaubenskarriere. In dieser Zeit begann ich, regelmäßig selbst in der Bibel zu lesen und so etwas wie „Stille Zeit“ zu halten. Zudem lud mich meine damals beste Freundin – Tochter der Frau, die mich und andere Kinder aus der Nachbarschaft zum Kinderbibelkreis versammelt hatte – in die örtliche Freikirche zum Teenkreis ein. Ich fühlte mich wohl in der Horde Heranwachsender, die sich mit Gott und seinem Wort beschäftigten. Meine Konfirmation im Mai 1996 erlebte ich dann sehr bewusst: Meine Entscheidung für Gott war gefallen. Irgendwie – und was immer das konkret für mein Leben bedeuten sollte. In den Folgejahren wuchs ich in den Jugendkreis der Freikirche hinein, wurde später Mitarbeiterin – und mein Eifer für den Herrn wuchs stets mit.
Wie war das bei Ihnen? Können Sie sich erinnern, inwieweit Sie möglicherweise als Kind mit Gott in Berührung kamen?
Es war das Millenniumsjahr, in dem sich bei mir eine Menge tat. Ich wurde auf der Osterfreizeit der kirchlichen Kreisjugend zur „Miss Osterfestival“ gewählt – was für ein Erlebnis! – und entschied mich anschließend, meine Sommerferien auf der Weltausstellung EXPO in Hannover zu verbringen. Der CVJM und andere christliche Werke hatten dort gemeinsam den „Pavillon der Hoffnung“ aufgestellt: ein Gebäude in Form eines großen Walfisches, in dem wir den Besuchern der Weltausstellung die biblische Geschichte von Jona als Zeichentrickfilm zeigten und auf vielfältig kreative und, wie ich bis heute finde, wunderbare Weise den christlichen Glauben vermittelten. Ich habe also im Sommer 2000 zahlreichen EXPO-Besuchern von Gott erzählt, mit Hunderten Volunteers meine Schichten abgearbeitet und mich irgendwie ganz nebenbei selbst einer wichtigen Entscheidung genähert. Ich weiß noch genau, wie ich damals mit irgendjemandem auf einer Steinmauer vor dem großen Walfisch saß und sagte, dass ich mein Leben mit Haut und Haaren an Gott abtreten möchte. Jetzt. Nicht, dass es nicht ohnehin schon ihm gehört hätte, ihm als meinem Schöpfer. Aber ich stand ein Jahr vor meinem Abitur und die Frage nach meiner Berufswahl beschäftigte mich sehr. In diesem Sommer wurde mir klar, dass ich hier keine einsame Entscheidung treffen würde, sondern dass es fortan Gottes Sache sein sollte, mich in dieser Welt einzusetzen. Auch, was meinen Beruf anging. Meine Liebe zu Gott war auf ein solch großes Maß angewachsen, dass diese Entscheidung für mich in diesem Sommer völlig eindeutig war.
Können Sie sich noch erinnern, wann, wie und mit wem Sie eine Entscheidung für ein Leben mit Gott getroffen haben? Vielleicht treffen Sie diese Entscheidung auch immer wieder? Oder sie steht noch aus?
In meinem Leben hat Gott über die Jahre still, heimlich, behutsam, aber sehr nachhaltig mein Herz erobert. Mit seiner Liebe. Die war und ist es, was mich an Gott bis heute am meisten begeistert. Auch seine Gnade, seine Barmherzigkeit, seine Treue, seine Vergebung und das alles sind mir sehr wichtig. Aber die Liebe fasziniert mich am meisten.
Was fasziniert Sie an Gott am meisten?
Manch einer meint ja, Christsein hätte was mit Religion zu tun. In Kanada habe ich hingegen gehört: „Christianity is not about religion, but about relationship“ – zu Deutsch: Im Christsein geht es weniger um Religion als um Beziehung. Was das heißen kann, entdecken Sie im nächsten Kapitel.
Ich begegne aufgrund meiner Arbeit sehr häufig Menschen, die mit der Kirche nichts (mehr) zu tun haben – oder bewusst haben wollen. Im Gespräch betonen sie dann aber häufig, dass sie schon noch glauben – an einen Gott, an die Liebe, an das Leben. Meist sind das meine Brautpaare, die Eltern oder Paten von Kindern, die ich segne, oder die Hinterbliebenen von Verstorbenen, deren Trauerfeier ich begleite. Je länger ich diese Arbeit mache, desto klarer wird mir: So ungläubig sind wir alle gar nicht. Aber mit Institutionen – oder auch Religion – tun sich die Menschen schwer.
Umso glücklicher bin ich, wenn gerade diese Institutionen – besonders Kirchen – Aktionen starten, die mich begeistern. Und die Menschen wieder dem Christsein und Christus näherbringen wollen.
Als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, flog mir Post ins Haus: Es war ein Bierdeckel, gestaltet von der Agentur „gobasil“.
Diese Aktion der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zielt ins Jahr 2017, dem 500. Reformationsjubiläum. Die Kirche will ihre Schäflein auf diese kreative Weise wieder zum gemeinsamen Gottesdienst einladen. Und zum Glauben.
Im begleitenden Brief schreibt Dr. Volker Jung, derzeitiger Präsident dieser Kirche, nach einer freundlichen Anrede:
Gibt es etwas, woran ich mich immer orientieren kann? Wer oder was sagt mir, worum es im Leben eigentlich geht? Die Bibel erzählt, dass Jesus genau dies einmal gefragt wird, und zwar mit den Worten: „Welches ist das höchste Gebot?“ Seine Antwort fällt kurz aus. Er zitiert zwei Kernsätze aus dem Alten Testament. Im Grunde genommen leicht zu merken: „Liebe Gott. Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Matthäusevangelium, Kapitel 22,34ff.) Damit – so sagt Jesus – sind alle Gebote zusammengefasst. Das heißt: Die Spitzenaussage aller Gebote ist die Liebe. Um die Liebe geht es im Leben. Und sie ist der Kompass fürs Leben.3
Ich freue mich immer noch sehr, dass eine große deutsche Landeskirche dieses Thema in so einer wunderbar kreativen Form aufgegriffen hat und ins Gespräch bringt. Dass sie damit die Leute ins Gespräch bringt. Und dass sie die Leute zum Bibellesen motiviert.
Volker Jung zitiert aus dem Matthäusevangelium. Tatsächlich kommt diese Spitzenaussage im Neuen Testament auch in den Evangelien von Markus und Lukas vor. Und auch Johannes hat zum Thema Liebe was zu sagen. In den vielen neutestamentlichen Briefen finde ich dann die praktische Umsetzung. Aber der Ursprung dieses Doppelgebots der Liebe liegt im Alten Testament, ganz am Anfang der Geschichte Gottes mit seinem Volk.
Das, was ich heute als „Doppelgebot der Liebe“ kenne, sind eigentlich zwei erst einmal völlig voneinander unabhängige Verse aus den Gesetzbüchern des Mose. Recht weit vorne in meiner Bibel finde ich das dritte Buch Mose und im 19. Kapitel in Vers 18 diese klare Aufforderung: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR“ (3. Mose 19,18b; LUT). Die Leute, die sich mit Bibelauslegung auskennen, sind sich einig: Hier geht es um Verhaltensregeln im täglichen Miteinander. Das Volk Israel war eine große Truppe – da ging es nicht ohne Regeln. Dieses Liebesgebot drückt die Forderung nach uneingeschränkter Solidarität in dieser Gemeinschaft aus. Mit „Nächstem“ war hier zunächst jeder im Volk gemeint. Aber auch die Fremden, die mit ihnen lebten und sich damit gleichermaßen an diese Regeln zu halten hatten – und denen gegenüber man sich an diese Regeln zu halten hatte. Klar, das Zusammenleben sollte ja funktionieren. Und Zusammenleben funktioniert nur, wenn man sich achtet. Darum ging es hier: um den Frieden in dieser großen Gemeinschaft von Menschen. Und darum, den umliegenden Völkern zu zeigen, dass sie ein anständiges Volk sind, selbst nette Nächste, also Nachbarn.
Wenn ich in meiner Bibel ein Stück weiterblättere und beim fünften Buch Mose im 6. Kapitel lande, dann lese ich in Vers 5 den zweiten Teil des Doppelgebotes: „Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6,5; LUT). Dieser kurze Satz ist eingebettet in das, was ich als das jüdische Gebet und Bekenntnis „Sch’ma Israel“, zu Deutsch „Höre, Israel“, kenne. Für gläubige Juden gehören diese Worte bis heute zum täglichen Gebet: „Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein“ (5. Mose 6,4; LUT). Ich merke: Hier geht es um viel mehr, als nur darum, anständig und verbissen alle Gesetze zu halten. Das Judentum ist voller Gesetze, es gibt weit mehr als die Zehn Gebote, die wir gemeinhin kennen. Dieser Vers 5 macht deutlich: Es geht um eine vollständige und bewusste Hingabe an Gott – und an seine Gesetze. Der biblische Autor drückt das mit „Herz, Seele und Kraft“ aus und will sagen: Gott fordert herzliche Loyalität statt sturer Gesetzestreue. Und: Zur Liebe zu Gott gehört auch immer die Liebe zum Nächsten. Damit das Leben in der großen Gemeinschaft funktioniert.
Lesen Sie diese beiden Gebote doch einmal an ihren Ursprüngen nach. Die Verse drum herum sind durchaus interessant!
Diese beiden Gebote haben die verschiedensten Lehrer – jüdische, christliche und philosophische – dann in der neutestamentlichen Umwelt übernommen und zu diesem Zweiklang zusammengefügt: „Du sollst den HERRN