Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Andachtsbuch zum Biblischen Buch "Sprüche" vom Bestseller-Autor Timothy Keller. Im biblischen Buch der Sprüche geht es um ganz praktische Lebensweisheit. Timothy Keller hat sie nach Themen geordnet und nimmt den Leser ein Jahr lang mit, um Gottes Weisheit zu entdecken. Die Sprüche sind ein Aufruf zum Nachdenken, eine Einübung in die Disziplin, all unser Denken und Tun auf Gott auszurichten. Denn: Man lernt nie aus! Wer lernen will, wie aus Gottes Sicht das menschliche Leben funktioniert, muss die Sprüche nicht nur lesen, sondern verinnerlichen. In einem Jahr geht Timothy Keller mit dem Leser durch das biblische Sprüchebuch und behandelt dabei die großen Themen, die uns im Alltag beschäftigen: Beziehungen, Ehe, Partnerschaft, Singlesein, Macht, Umgang mit Geld und Reichtum, Geiz und Großzügigkeit, Karriere und Beruf, Leid und Krankheit und viele andere - und zeigt, wie die biblische Weisheit hilft, das Leben positiv und an Gottes Maßstäben auszurichten. Ein konkreter, praktischer Impus und ein Gebet schließen die Tagesandacht ab.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 574
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
TIMOTHY KELLER
mit KATHY KELLER
Ein Jahr mit dem
Buch der Sprüche
Titel der amerikanischen Originalausgabe:God’s Wisdom for Navigating Life: A Year of Daily Devotions in the Book of Proverbs© 2017 by Timothy Keller and Kathy KellerPublished by Viking, an imprint of Penguin Random House LLC, New York, USA
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Friedemann Lux
Wenn nicht anders angegeben, sind die Bibelstellen dem Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung (NGÜ) – Neues Testament, Psalmen und Sprüche entnommen. Copyright © 2015 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.Alle Rechte vorbehalten.
Sonst:
EIN: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.ELB: Revidierte Elberfelder Bibel© 1985/1991/2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.Hfa: Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica, Inc.®.Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Fontis – Brunnen Basel.LUT: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (LUT),NLB: Neues Leben. Die Bibel© 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
© der deutschen Ausgabe:2020 Brunnen Verlag GmbH, GießenLektorat: Uwe BertelmannUmschlagfoto: shutterstockUmschlaggestaltung: Jonathan MaulSatz: DTP BrunnenISBN Buch 978-3-7655-0748-9ISBN E-Book 978-3-7655-7571-6Edition Pulsmedienwww.brunnen-verlag.de
Für Bruce und Missy Terrell,zwei weise Leiter und Freunde,deren Weisheit und Liebe uns beidenund der Redeemer Presbyterian Churchviele Jahre lang Wegweisung gegeben haben.
Einleitung
Die Weisheit erkennen
Was ist Weisheit?
Was ist Torheit?
Wie wird man weise?
Plädoyer für die Weisheit
Gott erkennen
Die Ehrfurcht vor dem HERRN
Gottes Ordnung
Wenn Gottes Ordnung gestört ist
Wenn Gottes Ordnung verborgen ist
Das eigene Herz erkennen
Das Herz verstehen
Die richtige Hierarchie der Wünsche
Versuchung verstehen
Gefühle verstehen
Die sieben Todsünden: Zorn
Die sieben Todsünden: Neid
Die sieben Todsünden: Stolz
Die sieben Todsünden: Unmäßigkeit
Die sieben Todsünden: Trägheit
Die sieben Todsünden: Habsucht
Die sieben Todsünden: Unkeuschheit
Die Mitmenschen erkennen
Freundschaft
Worte
Klatsch und Tratsch
Zuhören
Konflikte
Die rechte Zeit erkennen
Gottes Führung; Planen und Entscheidungen treffen
Lehren für unsere Zeit
Die Lebensbereiche verstehen
Ehe
Sex
Kindererziehung
Geld und Arbeit
Macht
Gerechtigkeit
Jesus erkennen, die wahre Weisheit Gottes
Danke!
Anmerkungen
Vielleicht haben einige Leser dieses Buchs schon unser früheres Andachtsbuch, Ein Jahr mit den Psalmen, mit Gewinn gelesen. Vor allem für sie ist es hilfreich, über die Unterschiede zwischen den Psalmen und den Sprüchen nachzudenken. Die Psalmen sind voll von Gefühlen – Schmerz, Freude, Preis und Dank. Sie zeigen uns, wie wir das, was wir erlebt haben, im Angesicht Gottes verarbeiten können. Die Sprüche (in manchen Bibelübersetzungen auch: „Sprichwörter“) sind ein ganz anderes Buch. Sie sind ein Aufruf zum Nachdenken, eine Einübung in die Disziplin, all unser Denken und Tun auf Gott auszurichten. Eine der Hauptbotschaften der Sprüche lautet: Man lernt nie aus. In den Psalmen geht es darum, wie wir uns im Glauben ganz auf Gott werfen, in den Sprüchen darum, wie wir als Glaubende diesen Glauben ganz praktisch ausleben. Wenn die Bibel ein Medizinschrank wäre, dann wären die Psalmen eine Art Brandsalbe zum Beruhigen und Heilen der Haut, während die Sprüche eher ein Riechsalz sind, das die Sinne schärft und einen wach macht.
Wie kann man das Buch der Sprüche mit Gewinn lesen? Hier ein paar Hinweise:
Das Buch der Sprüche ist nicht ein Lebenshilfebuch zum raschen Durchlesen, vom Typ „sieben Schritte zu einem gelungenen Leben“. Ein Spruch ist eine sprachliche Kunstform, die mir, wenn ich mich geduldig mit ihr auseinandersetze, nach und nach Weisheit gibt. Die Sprüche sind ursprünglich auf Hebräisch verfasst, sodass der moderne deutsche Leser nicht die ganze Kraft des Originals spürt, aber wenn wir uns ein wenig über die Regeln der hebräischen Dichtkunst informieren, entdecken wir Bedeutungsebenen, die wir sonst glatt übersehen würden. Das vielleicht fundamentalste Merkmal der hebräischen Dichtung ist der sogenannte Parallelismus: Zwei Wortgruppen, Teilsätze oder Sätze werden so nebeneinandergestellt, dass sie einander modifizieren und präzisieren. Der zweite Teilsatz kann zum Beispiel den im ersten ausgedrückten Gedanken weiterspinnen und ausbauen – oder aber einen Kontrapunkt setzen, der den Gedanken abmildert oder relativiert. In beiden Fällen verdeutlichen und präzisieren die beiden Teile einander, sodass unsere Erkenntnis sich vertieft.
Sprüche 13,6 lautet zum Beispiel: „Rechtschaffenheit ist die beste Voraussetzung für einen tadellosen Lebenswandel, Ungerechtigkeit aber stürzt einen Menschen in Sünde.“ Der erste Teilsatz hilft uns, die „Ungerechtigkeit“ in dem zweiten Teilsatz genauer zu verstehen: als einen Mangel an Rechtschaffenheit. Aufgrund des Stilmittels des Parallelismus bedeuten die Worte „unrecht“ und „rechtschaffen“, aber auch „weise“ und „töricht“, die sich ständig und scheinbar unnötig in dem Buch wiederholen, in jedem Spruch etwas anderes. Uns wird viel von der Bedeutung eines Spruches entgehen, wenn wir nicht seine Teilsätze sehr sorgfältig miteinander vergleichen und untersuchen, wie die Worte zusammenspielen.
Ein weiteres wichtiges Merkmal der hebräischen Dichtkunst (wie wohl der Dichtkunst aller Sprachen) ist der Einsatz und hohe Stellenwert lebendiger Bilder. Da wird eine Frau mit viel Schönheit und wenig Anstand mit einem goldenen Ring im Rüssel eines Schweines verglichen (Sprüche 11,22), und ein arbeitsscheuer Angestellter ist wie Essig für die Zähne (10,26). Jedes neue Bild ist eine Einladung, darüber nachzudenken, mit was man eine Sache alles vergleichen kann. Der aufmerksame Leser kann fünf, zehn, oder noch mehr Arten aufzählen, auf die das Bild das Gemeinte illustriert.
Goethe hat einmal gesagt, dass der, der nur eine Sprache kennt, gar keine kennt. Was sehr wahrscheinlich richtig ist, aber noch richtiger ist es, dass der, der nur einen Spruch aus dem Buch der Sprüche kennt, keinen kennt.1 Wenn es in einem Spruch heißt, dass die Menschen, die moralisch anständig leben, es immer gut im Leben haben, und dann in einem anderen, dass die Guten manchmal leiden müssen, denkt der moderne Leser sofort, dass hier ein Widerspruch ist. Das liegt daran, dass er nur den einzelnen Spruch vor sich sieht, den er entweder als absolute, für sich stehende Verheißung oder als ebenfalls für sich stehenden Befehl deutet. Doch genau das sind die Sprüche in aller Regel nicht. Jeder Spruch ist vielmehr eine Beschreibung eines bestimmten Aspektes, wie das Leben funktioniert. Da lesen wir einen Spruch über das Eheleben, der, für sich genommen, für alle ehelichen Situationen zu gelten scheint, doch dann zeigt ein späterer Spruch, dass es eheliche Situationen gibt, in denen ein anderes Verhalten das richtige ist. Erst wenn man die Sprüche zusammen betrachtet, sodass sie einander so modifizieren und präzisieren, wie die Teilsätze innerhalb eines Spruches das tun, ergeben sie ein volles, multidimensionales Bild von einem bestimmten Thema oder Lebensbereich.
Kurz: Um die Bedeutung der Sprüche aufzuschließen, müssen wir sie zusammen betrachten. Keiner der einzelnen Sprüche ergibt das ganze Bild. Sprüche 29,19 besagt, dass Diener grundsätzlich dazu neigen, Anweisungen nicht zu befolgen, sodass man streng zu ihnen sein muss – aber 17,2 informiert uns, dass ein kluger Diener am Ende womöglich besser dasteht als ein missratener Sohn. Erst wenn wir die beiden Sprüche nebeneinanderstellen, erkennen wir, dass 29,19 gerade keine Aussage über alle Arbeitnehmer ist, sondern nur über die, die das Arbeiten nicht erfunden haben.2
Es kann sehr lohnend sein, die Aussagen, die die unterschiedlichen Sprüche über ein Thema machen, nebeneinanderzuhalten. In Kapitel 12 erfahren wir, dass der Weg in das sichere Unglück einem Narren wie der richtige Weg vorkommen kann, nur um in Kapitel 16 zu lesen, dass der falsche Weg jedem als der richtige erscheinen kann. Mit anderen Worten: Selbst wenn ich „alles richtig mache“, kann mein Leben trotzdem schiefgehen, weil ich in einer kaputten Welt lebe. Der Weise weiß, dass manchmal jeder Weg „ein Weg in den Tod“ sein kann (16,25). Wie wir noch sehen werden, gibt es eine Ordnung, die Gott der Welt gegeben hat, als er sie schuf, und der wir folgen müssen. Doch andererseits ist dies eine gefallene, von der Sünde entstellte Welt, und die Weisen wissen, dass die Schöpfungsordnung nicht immer funktioniert und auch nicht immer leicht zu erkennen ist.
Nur wenn wir sie alle zusammensehen, geben uns die Sprüche ein weises, differenziertes, theologisch reiches Bild von der Welt.
Viele Ausleger kommen zu dem Ergebnis, dass das Buch der Sprüche ursprünglich als Handbuch für die Erziehung junger Männer gedacht war. Die Adressaten werden jedes Mal „Söhne“ genannt. Wenn das stimmt, ist es nur sinnvoll, dass wir in den Kapiteln 5 bis 7 eindringliche Warnungen vor der fremden Frau und der Ehebrecherin finden, aber keine Warnungen vor entsprechenden Männern.3 Manche modernen Leser ärgern sich über diese „Männer-Orientiertheit“, aber es wäre falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass das Buch der Sprüche „frauenfeindlich“ sei oder dass nur Männer in der Weisheit unterwiesen werden sollten.
Wir haben gesehen, dass die Abfassung und die Verbreitung der Sprüche große Kunstfertigkeit und tiefe Weisheit erforderten. Nun, in Sprüche 1,8; 4,3; 10,1 und anderswo sind es der Vater und die Mutter, die ihren Sohn unterweisen. Die Mutter war bei den alten Hebräern „eine maßgebende Stimme, die neben dem Vater stand“.4 Was doch nur bedeuten kann, dass nicht nur Söhne, sondern auch Töchter in der pointierten Poetik und epigrammatischen Weisheit der Sprüche unterwiesen wurden. Was die ideale Ehefrau von Sprüche 31,26 sagt, ist „weise“, und (so wörtlich) „freundliche Weisung ist auf ihrer Zunge.“ Will sagen: Sie äußert sich ausführlich und feierlich und gibt die Weisheit der Vorfahren weiter.5 Während also die ursprünglichen Adressaten der Sprüche männlich waren, gelten die Weisheit und Unterweisung in diesem Buch allen Menschen und beiden Geschlechtern.
Bei all dem sollten wir eine weitere Tatsache nicht vergessen: Die Sprüche sind nicht für die private Lektüre geschrieben worden, sondern als eine Art Handbuch zum Durcharbeiten in einer Gemeinschaft von Schülern und zusammen mit älteren, weiseren Mentoren. Besonders empfehlenswert ist es daher, dieses Andachtsbuch für jeden Tag, wenn nicht zusammen mit Lehrern, dann mindestens zusammen mit Freunden, durchzuarbeiten. Dies könnte zum Beispiel so aussehen:
Suchen Sie sich einen oder mehrere Freunde und vereinbaren Sie, das Andachtsbuch gemeinsam durchzugehen, und zwar so, dass jeder von Ihnen am selben Tag denselben Abschnitt liest. Am Ende jedes Tagesabschnitts steht eine Frage, die Ihnen helfen soll, besser darüber nachzudenken, was das, was Sie da gerade gelernt haben, für Sie ganz persönlich bedeuten könnte. Notieren Sie Ihre Antwort in ein Tagebuch, und danach notieren Sie Ihre Antworten auf die folgenden zusätzlichen Fragen über den Spruch oder die Sprüche dieses Tages (sofern diese Antworten nicht schon in Ihrer Antwort auf die erste Frage enthalten sind):
1.Wo in Ihrem Leben oder im Leben eines anderen Menschen haben Sie diese Wahrheit schon illustriert gesehen?
2.Wie können Sie diese Wahrheit in die Praxis umsetzen – in Ihrem Denken, Ihrer Einstellung, Ihren Worten und Taten?
Wenn Sie mit Ihrem Tagebucheintrag fertig sind, beten Sie das Gebet am Ende der Buchseite. Diese kurzen Gebete sind als „Starthilfen“ gedacht, die Ihnen einen Einstieg geben in das persönliche Gespräch mit Gott über das, was er Ihnen da gerade in seinem Wort zeigen will. Formulieren Sie, wenn Sie wollen, das Gebet mit Ihren eigenen Worten, und dann reden Sie mit Gott darüber, was diese biblische Anweisung, die Sie da mitbekommen haben, konkret für Ihr Leben bedeuten sollte. Dies sollte eine tägliche Gewohnheit für Sie werden: erst lesen, dann nachdenken (unter Benutzung der Fragen) und zum Schluss beten.
Und dann treffen Sie sich, so oft wie möglich, mit Ihren Freunden, die ebenfalls dieses Andachtsbuch durchgehen. Tauschen Sie sich darüber aus, was Sie Wichtiges gelernt haben, machen Sie einander Mut, das Gelernte in den Alltag umzusetzen, und berichten Sie einander, was für Fortschritte Sie machen.
Wir reden vom „Buch“ der Sprüche, aber dieses Buch ist natürlich Teil eines viel größeren Buchs (der Bibel), das durch all seine verschiedenen Teile und Erzählungen hindurch eine einzige, zusammenhängende Geschichte erzählt. Diese Geschichte ist, dass die Menschen durch die Sünde Gottes gute Schöpfung beschädigt haben und jetzt Erlösung brauchen und dass diese Erlösung durch Jesus Christus (und durch ihn allein) geschehen ist. Was bedeutet, dass die Sprüche, wie jedes andere biblische Buch auch, sich uns in ihrer tiefsten Bedeutung erst dann erschließen, wenn wir sie im Licht der Person und des Werkes Jesu Christi lesen. Jesus verblüffte seine Zuhörer mit seiner Weisheit (Lukas 2,40.47; Markus 6,2). Er gab an, der neue Salomo zu sein, der die endgültige Weisheit gebracht hat (Lukas 11,31). Die personifizierte Weisheit, die die Welt erschuf (Sprüche 8,22-31), ist geoffenbart worden in Jesus, dem Wort Gottes, mit dem Gott die Welt erschuf (Johannes 1,1-4). Paulus nennt Jesus die Weisheit Gottes (1. Korinther 1,24.30) und den, in welchem alle Weisheit Gottes verborgen ist (Kolosser 2,3).
Beachten wir auch, dass der Anfang der Weisheit „die Ehrfurcht vor dem HERRN“ ist (Sprüche 1,7; 9,10). Eine lebendige Beziehung mit Gott ist die absolute Grundvoraussetzung für Weisheit. Diese „Ehrfurcht“ ist, wie wir noch sehen werden, keine kriecherische Angst, sondern eine Haltung des anbetenden Staunens angesichts der treuen Bundesliebe Gottes. Das Neue Testament zeigt uns, dass die Art Gottesbeziehung, die die Sprüche fordern, nur durch den Glauben an das Evangelium von Jesus Christus voll verwirklicht werden kann.
Die vielleicht schwierigste Aufgabe beim Studium des Buchs der Sprüche besteht darin, all die verschiedenen Aussagen, die sie zu einem bestimmten Thema machen, zu einem Ganzen zusammenzuführen. In diesem Andachtsbuch schauen wir uns in den ersten Wochen des Jahres die allgemeine Weisheitslehre in den ersten neun Kapiteln der Sprüche an. Danach habe ich die tägliche Lektüre nach Themengruppen geordnet, sodass Sie beim Lesen die verschiedenen Aussagen zu einem bestimmten Thema sammeln und zu einem Gesamtbild zusammenfügen können. Wundern Sie sich nicht, wenn manche Sprüche in mehr als einer Andacht vorkommen. Dies hängt damit zusammen, dass viele nicht nur ein Thema ansprechen, sondern zu verschiedenen Aspekten der Praxis des weisen Lebens etwas zu sagen haben. Hier ein Überblick über die Themen:
Die Weisheit erkennen: 1. Januar – 7. Februar
Was ist Weisheit?
Was ist Torheit?
Wie wird man weise?
Plädoyer für die Weisheit
Gott erkennen: 8. Februar – 23. März
Die Ehrfurcht vor dem HERRN
Gottes Ordnung
Wenn Gottes Ordnung gestört ist (Buch des Predigers)
Wenn Gottes Ordnung verborgen ist (Buch Hiob)
Das eigene Herz erkennen: 24. März – 12. Juni
Das Herz verstehen
Die richtige Hierarchie der Wünsche
Versuchung verstehen
Gefühle verstehen
Die Sieben Todsünden
Die Mitmenschen erkennen: 13. Juni – 10. August
Freundschaft
Worte
Klatsch und Tratsch
Zuhören
Konflikte
Die rechte Zeit erkennen: 11. August – 3. September
Gottes Führung; Planen und Entscheidungen treffen
Lehren für unsere Zeit
Die Lebensbereiche verstehen: 4. September – 14. Dezember
Ehe
Sex
Kindererziehung
Geld und Arbeit
Macht
Gerechtigkeit
Jesus erkennen, die wahre Weisheit Gottes: 15. Dezember – 31. Dezember
In den Tagesandachten sind bei Zitaten aus den Sprüchen jeweils nur Kapitel und Vers angegeben (also z. B. „10,13“, und nicht „Sprüche 10,13“). Bei allen anderen biblischen Büchern sind auch diese mit angegeben (z. B. „Psalm 37,29“). Worte und Abschnitte aus dem Text des Tages, die in der Andacht erneut zitiert werden, werden kursiv und nicht in Anführungszeichen wiedergegeben.
Dies sind die Sprüche Salomos; er war der Sohn Davids und König von Israel … Wer das Buch der Sprüche gelesen hat, versteht Sprichwörter und Gleichnisse, die Worte der Weisen und ihre Rätsel. (1,1.6)
Was ist ein Spruch? Ein Spruch (hebräisch masal) ist ein poetisch gestalteter, knapper und bündiger, zum Nachdenken anregender Satz, der mit wenigen Worten eine Wahrheit zum Ausdruck bringt. Es ist eine literarische Gattung, die dem modernen Menschen unbekannt ist. Sprüche sind weder absolute Befehle noch Versprechen, und oft sind sie unvollständig, in dem Sinne, dass man sie neben andere Sprüche zu dem gleichen Thema stellen muss, um ein vollständiges Bild zu bekommen. Sie sind Beobachtungen über das reale Leben; ein Spruch ist dazu da, dass der Hörer durch konsequentes Nachdenken die richtige Beziehung zur Realität bekommt. Ein Spruch ist ein wenig wie ein Bonbon: Wenn man hineinbeißt, hat man wenig davon (außer womöglich einen abgebrochenen Zahn). Man muss über den Spruch meditieren, damit das süße Aroma, das „Aha-Erlebnis“, sich entfalten kann.
Weisheit ist nicht nur etwas für Philosophen. Sie ist Schule für den Alltag. Sie hilft mir, wenn mein Kind mit einem blauen Auge von der Schule heimkommt oder wenn ich unverhofft zu Geld komme oder arbeitslos werde. Wie reagiere ich richtig, so, dass aus der Krise keine Katastrophe wird? Unsere Weisheit wird uns in dem Maße leiten, wie wir Gottes Sohn, Jesus, kennenlernen und ihm ähnlicher werden.
In welchem Bereich Ihres Lebens müssen Sie am meisten an Weisheit zunehmen?
Gebet:Herr, mir wäre es lieber, du sagtest mir durch eine innere Stimme, was ich tun soll. Oder durch ein Handbuch für alle Situationen des Lebens. Stattdessen rufst du mich dazu auf, ein weiser Mensch zu werden, der selber merkt, was er tun soll. Hilf mir, auf diesen Ruf zu antworten, und mache mich zu einem verständigen Menschen. Amen.
Dies sind die Sprüche Salomos; er war der Sohn Davids und König von Israel. Das Buch der Sprüche wurde geschrieben, damit die Menschen erfahren, was Weisheit ist. (1,1-2a)
Nicht nur Moral. Das wichtigste Wort für Weisheit in den Sprüchen (hebräisch hokma) beinhaltet moralisches Verhalten, aber geht noch viel weiter. Es geht darum, sich richtig zu entscheiden, auch dort, wo es keine eindeutigen moralischen Gesetze gibt, die mir sagen, was ich zu tun habe. Manche Entscheidungen erfordern lediglich das richtige Wissen (z. B. welche Medizin ich nehmen sollte), andere das Befolgen von Regeln (z. B. ob Ehebruch in Ordnung ist oder nicht). Aber kein Bibelvers wird Ihnen sagen, wen Sie heiraten oder welche Arbeitsstelle Sie annehmen oder ob Sie umziehen sollen – aber falsche Entscheidungen können hier gravierende Folgen haben. Es gibt auch keine moralischen Gebote gegen Charakterschwächen wie Schroffheit, Impulsivität, emotionale Labilität oder Unordnung, aber auch solche Dinge können unser Leben beeinträchtigen.6
Wenn Gott uns eine hundertbändige Enzyklopädie von Regeln für jede Situation gegeben hätte, würden wir uns auf dieses Werk und unseren Lesefleiß verlassen. Aber wenn wir begreifen, was Weisheit wirklich ist, kommen wir näher zu Jesus, von dem es hieß: „Was ist das für eine Weisheit, die ihm da gegeben ist?“ (Markus 6,2).
Haben Sie schon einmal einen guten, moralisch anständigen Menschen erlebt, der sich sehr unweise verhielt?
Gebet:Herr, ich bin in meinem Glauben oft selbstgefällig und meine, die Wahrheit zu kennen. Aber kenne ich sie wirklich? Und wo ich sie kenne, weiß ich oft nicht, wie ich richtig mit ihr umgehen soll. Bitte schenke mir in meinem Leben das, was ich brauche, um weiser zu werden, und lass mich nicht vergessen, dass ich es von dir bekommen habe. Amen.
Dies sind die Sprüche Salomos; er war der Sohn Davids und König von Israel … damit die Menschen erfahren, was Weisheit und Erziehung sind. (1,1-2a)
Disziplin. In diesen ersten Versen im Buch der Sprüche finden wir um das hebräische Wort hokma herum etliche mehr oder weniger synonyme Ausdrücke, die Licht darauf werfen, was Weisheit ist. Das hebräische musar (Erziehung in 1,2-3) meint eine Unterweisung, die den Schüler in die Pflicht nimmt – ein hartes Training mit einem Lehrer, der einen oft richtig fordert. Oft erwerben wir Weisheit dadurch, dass Freunde uns offen die Meinung sagen (27,5), oder wir lernen aus Fehlern (26,11) bzw. aus dem Leiden, das Gott, der große Erzieher, uns zu unserem eigenen Besten schickt (3,11-12). Mit jedem Mal, wo mein Auto eine Panne hat und ich mir überlegen muss, wie ich den Schaden behebe, wächst meine „Weisheit“ bezüglich Autos. Genauso ist es mit unserem Leben. Der Schriftsteller Marcel Proust schrieb, dass wir die Wahrheit „selbst entdecken“ müssen, „nach einer Reise durch die Wildnis, die niemand an unserer statt antreten, die niemand uns ersparen kann“.7
Weise werden heißt ein disziplinierter Mensch werden, der nicht impulsiv drauflosrennt, sondern sich selbst prüft, umsichtig ist, klar denkt. Ein Mensch, den das Leben widerstandsfähig, belastbar, erfinderisch gemacht hat. So wie man nur durch hartes Training ein guter Marathonläufer wird, will auch die Weisheit erarbeitet sein.
Wo hat Gott in Ihrem Leben schon Schwierigkeiten benutzt, um Sie weiser zu machen?
Gebet:Vater, Kinder brauchen Disziplin, auch wenn sie vielleicht dagegen aufbegehren. Ein Kind, das keine Disziplin gelernt hat, wird es schwer haben im Leben. Vergib mir, wo ich in den harten Schlägen und Enttäuschungen meines Lebens nicht deine väterliche Erziehung gesehen habe. Lass mich durch sie Weisheit lernen. Amen.
… damit die Menschen erfahren, was Weisheit und Erziehung sind, und merken, wie man verständige Rede von törichter unterscheiden kann. (1,2)
Unterscheidungsfähigkeit. Ein weiterer Aspekt der Weisheit ist Verständnis (hebräisch bina) – die Fähigkeit, Unterschiede und feine Schattierungen wahrzunehmen, wo andere nur einen Mischmasch sehen. Kathy kann kleine, aber wichtige Unterschiede zwischen verschiedenen Balletttänzern erkennen, die Tim nicht sieht, und er kann beim Baseball feine Nuancen beim Werfen des Balls ausmachen, die Kathy entgehen. Kathy ist „weiser“, wenn es um Ballett geht, Tim, wenn es um Baseball geht.
Die biblische Weisheit wendet die Kunst des differenzierten Wahrnehmens auf das Leben im Alltag an. Weise sein heißt eine Fülle von Optionen und möglichen Handlungsweisen sehen, wo andere vielleicht nur eine oder zwei sehen. Der Weise erkennt, dass Wesen und Motive seiner Mitmenschen vielschichtig sind, und teilt sie nicht einfach in „Gute“ und „Böse“ ein. Unterscheidungsfähigkeit ist auch die Fähigkeit, nicht nur zwischen „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden, sondern auch zwischen „gut“, „besser“ und „am besten“. Christen erleben es, dass in dem Maße, wie sie Christus liebgewinnen, auch ihre „Erkenntnis“ und ihr „Einfühlungsvermögen“ wachsen (Philipper 1,9). Christi Liebe heilt das nur mit sich selbst beschäftigte Ich und versetzt uns in die Lage, unsere Mitmenschen zu sehen und sensibel für sie zu werden.
Wo ist Gott gerade dabei, Ihnen feine Unterschiede zu zeigen, die Sie bisher nicht gesehen hatten?
Gebet:Herr, die Welt scheint aufgeteilt zu sein in Menschen, die alles schwarz-weiß sehen, und solche, für die alles grau ist. Erlöse mich von beidem – der Gesetzlichkeit und dem Relativismus. Beide sind nicht weise. Schenke mir die Demut und die Unterscheidungsgabe, die es für ein weises Herz braucht. Amen.
Dadurch erhält man eine gute Erziehung … So ist man imstande, den Unerfahrenen Klugheit zu vermitteln und der Jugend Erkenntnis und Besonnenheit. (1,3-4)
Besonnenheit. Die hebräischen Worte haskel (Klugheit), ormah (Erkenntnis) und mezimma (Besonnenheit) meinen alle ein Planen und Leben, das strategisch ist. So wie es hochanständige Menschen gibt, die nicht sehr weise sind, gibt es Visionäre, die das Ziel sehen, aber von den praktischen Schritten, die es zur Realisierung bräuchte, wenig Ahnung haben. Weise sein heißt Probleme voraussehen, ohne leichtsinnig zu werden oder sich davon lähmen zu lassen, dass man übervorsichtig ist. Der Weise weiß nicht nur, was er tun soll, sondern auch, wann er es tun soll. Ein Segen zur falschen Zeit kann wie ein Fluch wirken (27,14). Während Unterscheidungsfähigkeit (4. Januar) eine Art Einblick in die Herzen ist, ist Besonnenheit eine Form des Weitblicks; ich weiß, was für ein Verhalten zu welchen Ergebnissen führen wird (22,3).
Weisheit ist in einem gewissen Sinne das Wissen, wie man „erfolgreich“ lebt. Aber man verwechsele nicht, wie Adam und Eva, weltliche Klugheit mit göttlicher Weisheit (1. Mose 3,6). Die endgültige Weisheit finden wir in Jesus, dem leidenden Gottesknecht (Jesaja 52,13), dessen Erfolg absolut, aber den Augen der weltlichen Weisen seiner Zeit verborgen war.8
Hatten Sie einmal die nötige Unterscheidungsfähigkeit, um zu wissen, was Sie tun mussten, aber nicht die Besonnenheit, um zu wissen, wie Sie das machen sollten? Was haben Sie daraus gelernt?
Gebet:Herr, ich möchte Erfolg haben, aber oft aus den falschen Gründen. Bitte tue, was nötig ist – und wenn es große Enttäuschungserlebnisse sind –, damit es mir wichtiger wird, treu zu sein als Erfolg zu haben. Erst dann werde ich frei sein von dem Stolz und der Angst, die die Feinde wahren Erfolges sind. Amen.
Wer Weise ist, soll zuhören und sein Wissen erweitern, und wer Verstand hat, soll die Fähigkeit erwerben, ein gutes Leben zu führen! (1,5)
Wissen. Man kann moralisch gut, aber trotzdem nicht weise sein, und man kann viel wissen und doch töricht sein. Da ist die studierte Soziologin, die ein Buch über die Ursachen von Armut geschrieben hat, aber als sie einer armen Familie helfen will, macht sie alles nur schlimmer. Es gibt Wissen ohne Weisheit. Aber Weisheit ohne Wissen? Nein. Man muss sich mit einem Thema auskennen, bevor man es mit der Disziplin, Unterscheidungsfähigkeit und Besonnenheit der Weisheit angehen kann. Und so ruft das Buch der Sprüche die, die weise werden wollen, dazu auf, ihr Wissen zu erweitern. Das hebräische Wort leqah bedeutet ein ausgiebiges Studieren.
Um weise zu werden, müssen wir das menschliche Herz kennen und wissen, wie menschliche Beziehungen funktionieren; wir müssen Leiden und Tod kennen, ja das Wesen Gottes. Weisheit ist die Verschmelzung von Denken und Erfahrung, sodass wir „in den Realitäten des Lebens kompetent“ werden.9 Und wahre Weisheit erfordert wie nichts anderes eine tiefe Kenntnis der Bibel. Kein Geringerer als Jesus gründete alles, was er tat, auf die Bibel; mit ihr ging er in seinen Tod (Matthäus 27,46; Psalm 22,2). Wie können wir erwarten, weise zu werden, wenn wir uns nicht in das Wort Gottes vertiefen?
Was können Sie tun, um die Bibel besser kennenzulernen? Für welche Bereiche Ihres Lebens wäre sie gerade besonders wichtig?
Gebet:Herr, ich verbringe viel zu wenig Zeit damit, dein Wort zu lesen und darüber zu meditieren, und es gibt keine Entschuldigung dafür. Wir nehmen uns doch immer Zeit für das, was uns wirklich wichtig ist. Bitte vergib mir, dass ich dich und dein Wort nicht so liebe, wie du mich geliebt hast. Lehre mich deine Wahrheit. Amen.
„Ihr Einfaltspinsel, wie lange wollt ihr die Einfalt lieben? Wie lange noch gefällt den Angebern ihr selbstgefälliges Geschwätz? Wie lange noch hassen Toren10 die Einsicht?“ (1,22)
Das Gegenteil von Weisheit. Im Buch der Sprüche ist das Gegenteil der Weisheit die Torheit und das Gegenstück zum Weisen der Tor. Im heutigen Deutsch ist das Wort „Tor“ bzw. „Dummkopf“ eine Beleidigung; in den Sprüchen meint es einen Menschen, der so realitätsfremd lebt, dass er sich und seinen Mitmenschen das Leben schwer macht. Wir können nicht alles mit unserem Körper machen, was wir wollen, ohne dass dies Folgen hat. Wir können unsere Mitmenschen nicht überfahren und erwarten, dass wir gute Freunde und eine stabile Familie haben. Wir können nicht als Egoisten leben und erwarten, dass unsere Beziehungen intakt bleiben. Aber der törichte Mensch tut all dies – und damit sät und erntet er Zwietracht und Zerstörung.
Es gibt verschiedene Arten von Torheit, wie wir noch sehen werden. Aber die größte Dummheit von allen ist, wenn ich etwas anderes als Gott zum Mittelpunkt meines Lebens mache. Es ist der sichere Weg zu Enttäuschung und Not. Jesus hat den „törichten Mann“ als jemanden beschrieben, der sein Haus auf Sand baut statt auf den Felsen des Wortes und der Weisheit Christi (Matthäus 7,24-27). Der Törichte beachtet nicht, wo der feste Boden in seinem Leben ist (körperlich, seelisch, beziehungsmäßig und geistlich). Er verlässt ihn und wundert sich, warum er plötzlich einsinkt.
Wo haben Sie das letzte Mal (bei sich selber oder bei einem anderen) die bittere Frucht der Torheit erlebt?
Gebet:Herr, mein Herz möchte so oft die Realität verdrängen, aber das ist dumm. Die Realität in dieser gefallenen Welt ist beides – wunderbar und schrecklich. Hilf mir, sie richtig zu sehen, und lehre mich, weise in ihr zu leben. Amen.
„Ihr Einfaltspinsel, wie lange wollt ihr die Einfalt lieben? Wie lange noch gefällt den Angebern ihr selbstgefälliges Geschwätz? Wie lange noch hassen Toren11 die Einsicht?“ (1,22)
Der Angeber. Drei Arten von Toren werden in diesem Vers erwähnt. Die Angeber (hebräisch lesim, in anderen Bibelübersetzungen Spötter) zeigen, dass es nicht die geistige Kapazität ist, die darüber entscheidet, ob wir weise oder töricht werden, sondern die innere Einstellung.12 Tief im Herzen des Angebers ist ein hochfahrender Stolz, der sich niemand unterordnen will (21,24). Er ist der geborene Besserwisser, der sich in dieser Rolle bestens gefällt. Eigentlich ist er ein Narr, aber in den Augen der meisten Menschen ist er jemand, der den Durchblick hat und dem man so leicht nichts vormachen kann.
Natürlich gibt es Dinge, die Kritik, ja sogar Satire verdienen. Selbst Gott spottet gelegentlich. Aber „im Kreis der Spötter zu sitzen“ (vgl. Psalm 1,1) heißt, den Zynismus zu einem Lebensstil zu machen. Der chronische Spötter und Angeber bekommt ein verhärtetes Herz und vergiftete Beziehungen. Wie C.S. Lewis sagt. „Wer alles durchschaut, sieht nichts mehr.“13 Wir leben in einem postmodernen Zeitalter, das zum „Dekonstruieren“ ermuntert, und in einem Internetzeitalter, in dem Spott und Herabwürdigung immer leichter werden – und das vernünftige Gespräch schwerer. Wir stehen unter einem enormen kulturellen Druck, selber Spötter und Angeber zu werden, dem wir widerstehen müssen. Jesus war überhaupt kein Angeber: „Er wird nicht streiten und lärmen … Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. So wird er schließlich dem Recht zum Sieg verhelfen“ (Matthäus 12,19-20).
Wann waren Sie das letzte Mal versucht, jemanden achselzuckend abzutun, anstatt mit ihm zu reden?
Gebet:Herr, lass mich nicht die Scheinweisheit der Welt imitieren: den zynischen Blick, den Insider-Witz, das wissende Seufzen über die Blödheit der anderen. Lass mich niemanden verachten und alle respektieren – auch dann, wenn ich sie korrigieren muss. Amen.
„Ihr Einfaltspinsel, wie lange wollt ihr die Einfalt lieben? Wie lange noch gefällt den Angebern ihr selbstgefälliges Geschwätz? Wie lange noch hassen Toren14 die Einsicht?“ (1,22)
Der Einfaltspinsel. Jeder Tor ist realitätsfremd, aber jede Art Tor auf ihre eigene Art. Der Nächste in unserer Liste ist der Einfältige (hebräisch pĕthiy). Sein Laster ist die Leichtgläubigkeit: „Der Einfaltspinsel glaubt jedem Wort“ (14,15). Wie ein Kind lässt er sich von allem beeindrucken, das spektakulär und dramatisch ist. Oder er ist süchtig nach Anerkennung und rennt jedem hinterher, der sie ihm gibt und einen starken Eindruck auf ihn macht. Er unterstützt diktatorische „Führer“, die Frieden und Wohlstand versprechen. Oft ist er denkfaul und hat keine Lust, das Für und Wider einer Sache abzuwägen. Der Einfältige ist auch ein williges Opfer von Finanzbetrügern, die ihm schnellen Reichtum versprechen (12,11).15
Die Einfältigen können sich ändern und vernünftig werden (19,25), aber sie können auch Dummheit „erben“ (14,18) und zu richtigen Experten der Einfalt werden. Wir sollten uns jedoch hüten, Leichtgläubigkeit und Naivität mit Schlichtheit gleichzusetzen. Wir haben einmal in einer Gemeinde als Pastoren gearbeitet, deren Glieder eher einen niedrigen Bildungsstand hatten, aber keinesfalls einfältig waren. Man kann über keine besondere Bildung verfügen und nicht besonders „weltgewandt“ sein, aber trotzdem weise. Und man kann ziemlich „weltgewandt“ sein – gut situiert, gebildet und mit den richtigen Beziehungen – und trotzdem einfältig.
Haben Sie auch schon Menschen kennengelernt, die Sie zunächst für etwas einfältig hielten, und haben Sie dann Ihr Urteil revidieren müssen? Was für Tugenden hatten diese Menschen?
Gebet:Gott, ich sehe den „Spötter“ in mir, aber auch den „Einfältigen“. Ich bin süchtig nach Anerkennung. Ich bin auch ungeduldig und nehme mir nicht die Zeit, die Dinge bis zum Ende durchzudenken. Ich habe dich schon oft gebeten, mich von meiner Sünde frei zu machen. Jetzt bitte ich dich: Herr, mach mich frei von meiner Torheit! Amen.
„Ihr Einfaltspinsel, wie lange wollt ihr die Einfalt lieben? Wie lange noch gefällt den Angebern ihr selbstgefälliges Geschwätz? Wie lange noch hassen Toren16 die Einsicht?“ (1,22)
Der Starrsinnige. Das in den Sprüchen am häufigsten zur Bezeichnung von Toren gebrauchte hebräische Wort ist keciyl (der Sture). Der Tor ist der typische Rechthaber; er ist von sich und seiner Weisheit so eingenommen, dass er unfähig ist, zu lernen oder sich korrigieren zu lassen.
Der Kinderpsychologe Jerome Kagan entdeckte, dass Kinder mit drei Grundtemperamenten geboren werden, die ihre instinktive Reaktion auf Schwierigkeiten bestimmen.17 Die einen reagieren mit Angst und Rückzug, andere mit Aggression und Selbstbehauptung, wieder andere mit Optimismus und dem Versuch, sich auf die freundliche Art durchzusetzen.18 Jede dieser Standardreaktionen funktioniert in manchen Situationen gut. Aber – so Kagan – sofern die Eltern nicht einschreiten, sind die Kinder dermaßen von ihrem Grundtemperament geprägt, dass sie es nicht lernen, wie sie sich in Situationen, in denen diese Grundreaktion falsch, ja verhängnisvoll ist, richtig verhalten. Mit anderen Worten: Wir sind von Natur aus starrköpfig und damit töricht. Die moderne Kultur drängt uns, unsere Kinder „sie selbst sein“ zu lassen, aber was uns als das Natürlichste vorkommt, kann in manchen Situationen tödlich sein (22,15). Um weise zu werden, muss der Ängstliche es lernen, energischer zu werden, der Energische, vorsichtiger zu werden, und der mit dem sonnigen Gemüt, nachdenklicher zu werden. Allein in Jesus sehen wir jemanden, der nicht automatisch den Weg der Selbstbehauptung oder des Rückzugs geht, sondern mit perfekter Weisheit das tut, was die Situation verlangt (Johannes 11,23-25.32-35).
Wo sind Sie am ehesten rechthaberisch und am wenigsten für neue Ideen und Kritik offen?
Gebet:Vater, Jesus ist ohne ein falsches Wort oder einen falschen Schritt durch das Leben gegangen. Er hat genau gewusst, wann er zu schweigen und wann er zu reden, wann er zu korrigieren und wann er unnachgiebig zu sein hatte. Ich möchte so gerne auch so werden! Bitte fange an, mir etwas von seiner Weisheit zu geben, durch dein Wort und deinen Geist. Amen.
Wer umhergeht und Lügen verbreitet, ist ein nichtsnutziger, übler Mensch. Er verdreht hämisch die Augen, gibt Gleichgesinnten heimlich Zeichen mit seinen Füßen und Winke mit den Händen. Er hat ein falsches Herz, er schmiedet böse Pläne, und wo er auftaucht, stiftet er Streit. Deshalb wird das Unglück plötzlich über ihn hereinbrechen, ganz unerwartet wird er zerschmettert, ohne dass es Rettung gibt. (6,12-15)
Der Unruhestifter. Eine andere Art Tor ist der Unruhestifter. Sein Markenzeichen heißt Streit (6,14). Er ist das Gegenteil des Friedensstifters (Matthäus 5,9), des Brückenbauers, dessen bedachte, freundliche Antworten (15,1) Spannungen und Konflikte entschärfen. Der Unruhestifter schürt sie. Der Unruhestifter ist nicht jemand, der mit Ehrlichkeit einen falschen Frieden stört; er ist der prinzipielle Protestierer, der sich weigert, auch einmal über etwas hinwegzusehen (19,11). Im Streit bemüht er sich nicht um Fairness, sondern ergeht sich in Halbwahrheiten, selektivem Weglassen und hinterhältigen Andeutungen. Seine Körpersprache (die Winke) schaffen eine Situation der Feindseligkeit, die guten Lösungen abträglich ist.
Der Unruhestifter stellt sich gerne als jemanden dar, der für die Wahrheit kein Blatt vor den Mund nimmt. Doch es wird kein gutes Ende mit ihm nehmen (6,15). Mit der Zeit zeigt es sich, dass er selber ja der Grund für die Konflikte ist, die wie Kletten an ihm kleben. Begebenheiten, die aufdecken, wes Geistes Kind er wirklich ist, können seine Glaubwürdigkeit nachhaltig beschädigen. Doch die tiefste Ursache für seinen Sturz ist die Tatsache, dass Gott ein Mensch, der andere gegeneinander aufhetzt, ein Gräuel ist (vgl. 6,16.19).
Werden Sie immer wieder in Konflikte hineingezogen? Liegt das vielleicht daran, dass Sie ein Unruhestifter sind? Oder kennen Sie andere, die Unfrieden stiften und denen Sie entgegentreten sollten?
Gebet:Herr, danke für diese Warnung. Es ist gut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn die Leute sie nicht hören wollen. Aber zeige mir, ob ich die Wahrheit in Liebe sage oder in Ungeduld und Härte. Ich möchte die Wahrheit verteidigen, aber nicht Streit stiften. Gib mir die Weisheit, den Unterschied zu erkennen. Amen.
Beobachte die Ameise, du Faulpelz! Nimm ihr Verhalten zum Vorbild, damit du weise wirst. Sie hat keinen Anführer, keinen Aufseher oder Vorgesetzten, und doch sorgt sie im Sommer für ihre Nahrung und sammelt in der Erntezeit ihre Vorräte ein … „Ein bisschen will ich noch schlafen“, sagst du, „nur ein kleines Nickerchen halten, mal kurz die Hände in den Schoß legen und mich ausruhen“ – da ist schon die Armut im Anmarsch, und die Not überfällt dich wie ein bewaffneter Mann. (6,6-11)
Der Faulpelz. Eine andere Sorte Tor in den Sprüchen ist der Faulpelz. Der Weise geht von sich aus an die Arbeit, man muss ihn nicht dazu zwingen (6,7). Er muss seine Belohnung auch nicht sofort haben, sondern kann warten (6,8). Der Faule dagegen hat hundert Ausreden für scheinbar läppische Versäumnisse (ein bisschen … mal kurz) und wundert sich, wenn schließlich die Armut zuschlägt (6,10-11). „Er … betrügt sich selbst mit der Kleinheit seiner Kapitulationen; zentimeter- und minutenweise entgleitet ihm seine Chance.“19
In dem Buch Hillbilly-Elegie erzählt der Autor von Bob. Bob arbeitete mit seiner Freundin in einer Fliesenhandlung. Bob blieb einmal die Woche zu Hause, kam ständig zu spät und leistete sich viele Pausen von über einer halben Stunde. Seine Freundin kam jeden dritten Tag nicht zur Arbeit, ohne vorher Bescheid zu geben. Als sie nach vielen Abmahnungen die Kündigung kriegten, war Bob außer sich. Der Autor kommentiert, dass viele Zeitgenossen schlicht arbeitsunwillig sind; was früher als eine gute Arbeitsstelle galt, wird heute als unzumutbar empfunden.20 Das Ergebnis ist der gesellschaftliche Zerfall, wie schon die Sprüche vorhersagen. Ganz anders Jesus, der sagte: „Mein Vater hat bis heute nie aufgehört zu wirken, und weil er wirkt, wirke auch ich“ (Johannes 5,17).
Gibt es einen Bereich Ihres Lebens, der dabei ist, Ihnen zu „entgleiten“, weil Sie nicht an ihm arbeiten?
Gebet:Herr, es ist falsch, sich zu überarbeiten, um Karriere zu machen oder bei den anderen Punkte zu sammeln. Aber Faulheit ist genauso schlimm. Auch hier brauche ich deine Hilfe, um das rechte Maß zu finden. Herr, hilf mir dabei! Amen.
Denn sie laufen dem Bösen nach und sind schnell dabei, Blut zu vergießen. Nutzlos ist es, ein Fangnetz vor den Augen der Vögel auszubreiten – sie fliegen davon. Ebenso täuschen sich auch diese Verbrecher, denn in Wahrheit stolpern sie in ihre eigene Falle und setzen ihr Leben aufs Spiel. So geht es jedem, der unrechten Besitz an sich reißt: Das geraubte Gut raubt ihm selbst das Leben! (1,16-19)
Wie man sich selber eine Grube gräbt. Kein Vogel wäre so dumm, dass er in eine Falle fliegen würde, die er sehen kann (1,17). Doch selbst die Vögel sind weiser als die Menschen, die sich einbilden, dass sie die Leiter des Lebens hochsteigen können, indem sie auf ihren Mitmenschen herumtrampeln. Wer anderen Unrecht tut, stolpert in seine eigene Falle. Er gräbt sich selber eine Grube – etwas, was das dümmste Tier nicht tun würde.
Das Neue Testament sagt das Gleiche: Auf Kosten seiner Mitmenschen die Welt gewinnen zu wollen, heißt seine eigene Seele verlieren (vgl. Markus 8,36). Wie das funktioniert? Wer seine Mitmenschen skrupellos behandelt, gibt der Grausamkeit und dem Egoismus in seinem Herzen freie Fahrt, sodass diese Triebe außer Kontrolle geraten, was zu falschen Entscheidungen führt.21 Wenn ich nur für meine eigenen Wünsche lebe, werde ich in Ewigkeit keine echte Erfüllung finden. Unser größter Weisheitslehrer, Jesus, sagt uns: Wenn wir unser Leben finden wollen, müssen wir es im Dienst für Gott und für unsere Mitmenschen hingeben (Matthäus 16,25).
Haben Sie schon einmal etwas sehr Egoistisches getan, das dann auf sie selbst zurückfiel? Inwiefern illustrierte diese Begebenheit das Prinzip des Evangeliums „Verliere dich, um dich zu finden“?
Gebet:Herr, mein Herz sagt mir, dass ich zuerst an mich selber denken muss. Aber wenn ich das tue, bleibt mein Herz leer. Ich möchte nicht mehr glücklich werden wollen, sondern dich suchen, komme, was da will. Nur dann werde ich echtes Glück finden. Amen.
„Jeden Rat von mir habt ihr zurückgewiesen und meine Ermahnung in den Wind geschlagen … Ich werde lachen, wenn euch das Unglück trifft, ich werde spotten, wenn ihr in Angst und Schrecken geratet …“ (1,25-26)
Die große Absurdität. Die Weisheit lacht also, wenn der Tor vom Unglück ereilt wird. Ist das grausam? Nein. Die Weisheit ist hier eine symbolische Figur, und ihr Lachen ist nicht herzlos, sondern ein Ausdruck „der Absurdität, das Törichte zu wählen“.22 Albert Camus hat gesagt, dass unsere Herzen sich nach ewiger Liebe sehnen, aber dass ein Universum ohne Gott uns nur „die bewusste Gewissheit des Todes ohne jede Hoffnung“ gibt.23 Dieses chronische Fehlen von Erfüllung nannte Camus „das Absurde“. Für ihn war das Leben eine einzige lange Tragikomödie, in der die Menschen immer wieder Dinge suchen, die das Leben ihnen einfach nicht geben kann.
Camus glaubte an keinen Gott. Die Sprüche wissen, dass es Gott gibt, geben Camus aber recht, dass ein Leben ohne Gott sinnlos ist, weil die Dinge dieser Welt die tiefen Sehnsüchte unseres Herzens nicht stillen können. Ob Liebe, Geld oder Erfolg – sie geben uns nicht die Erfüllung, die nur eine echte Beziehung zu Gott uns geben kann. Das Leben in einer Welt ohne Gott kann sich nur nutzlos und absurd anfühlen. „Die Erwartung der Gerechten mündet in Freude, aber die Hoffnung der Gottlosen zerbricht“ (10,28).24
Erleben Sie gerade Frustration, Leere, ja Sinnlosigkeit? Gibt es etwas in der Welt, das Ihnen nicht das gebracht hat, was Sie erhofft hatten? Was können Sie da machen?
Gebet:Herr, früher endeten die Romane und die Filme damit, dass das Gute siegte; heute malen sie ein dunkles, sinnloses Leben ohne Happy End. Beide Weltsichten sind unrealistische Klischees. Du versicherst mir, dass die Geschichte meines Lebens beides enthalten wird: Schönheit und Absurdität. Und dass sie in die Ewigkeit münden wird. Erneuere heute diese Gewissheit in mir. Amen.
„Weil die Unerfahrenen sich von mir abwenden, werden sie umkommen, und die Selbstgefälligen25 richtet ihre Sorglosigkeit zugrunde. Aber wer auf mich hört, wird in Sicherheit wohnen, er kann ruhig bleiben, weil er kein Unglück fürchten muss.“ (1,32-33)
Selbstgefälligkeit. Wie wir sahen, ist es das Gütezeichen des Toren, dass er sich weise vorkommt. Dies führt in den tödlichen geistlichen Zustand der Selbstgefälligkeit hinein. Es gibt nichts Törichteres, als sich einzubilden, dass man sein Leben im Griff hat, wenn es in Wirklichkeit unbeherrschbar ist. Das klassische Beispiel ist Jesu Gleichnis von dem reichen Toren in Lukas 12,19-20. Egal, was für einen Lebenstraum Sie sich zurechtgezimmert haben, Tod, Krankheit, Enttäuschung und Finanzkatastrophen schlagen bei jedem zu, und noch so viel Reichtum, Erfolg, Macht oder Vorausplanen kann uns dagegen nicht immun machen.
Der Tor lebt in einer Traumwelt der Selbstsicherheit. Er glaubt, an alles gedacht zu haben, und dies führt ihn geradewegs in die Katastrophe. Doch das Gegenteil von Selbstgefälligkeit – sich ständig zu sorgen – ist auch keine Lösung. Wir können unser aufgeblasenes Selbstvertrauen ablegen und trotzdem gelassen und ohne Angst sein, wenn wir daran denken, dass der allmächtige Herr des Universums unser Vater ist. Und der Christ weiß auch, dass der Gott, der uns seinen eigenen Sohn gegeben hat, uns mit ihm auch alles andere geben wird, was wir brauchen (Römer 8,32).
Werden Sie leicht selbstzufrieden, wenn das Leben es gut mit Ihnen meint, und ängstlich, wenn es nicht so gut läuft? Wie können Sie beides vermeiden?
Gebet:Gott, ich werde hin- und hergerissen zwischen dem Glauben, dass ich alles im Griff habe, und dem panischen Gefühl, dass das Leben mit mir macht, was es will. Beides stimmt nicht. Du selber hast alles in der Hand, und solange ich mir das nicht klargemacht habe, bin ich ein elender Narr. Amen.
Mit den Spöttern treibt er Spott, aber den Bescheidenen schenkt er Gnade. (3,34)
Der die Spötter verspottet. Der Spötter „trägt ständig ein Grinsen spazieren.“26 Sein Talent für spitze Bemerkungen und Blicke sieht wie gepflegte Schlagfertigkeit aus, aber hinter der witzelnden Maske ist er aufgeblasen und von der eigenen Meinung und Intelligenz eingenommen. Deshalb werden den stolzen Spöttern in diesem Vers die Bescheidenen gegenübergestellt.
Den größten Einfluss übt der Spötter auf die Einfältigen aus, die ihn gerne zu ihrem Vorbild und Anführer küren. Die gefragtesten Leute in unserer heutigen Kultur sind die großen Spötter, Herabsetzer und Verächtlichmacher. Aber es gibt nichts Schlimmeres, als zu dem Spötter hochzuschauen, denn er macht uns jede Loyalität und Ehrfurcht unmöglich. Der Spötter zersetzt und zerstört, und er tut dies nicht mit ehrlichen Argumenten, sondern mit abfälligen Seufzern, spitzen Kommentaren und hochgezogenen Augenbrauen.
Gottes Gericht über sie ist tödlich und passend: „Mit den Spöttern treibt er Spott“ (3,34). „Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt er seine Gnade erfahren“ (1. Petrus 5,5). Das größte Vorbild ist hier Gott selber, der nicht als stolzer Spötter in die Welt kam, sondern als jemand, der „gütig und von Herzen demütig“ war (Matthäus 11,29).
Haben Sie Freunde oder Bekannte, für die Sie Bewunderung empfinden, weil sie Zyniker sind? Ist es dieser Zynismus, der sie Ihnen attraktiv macht?
Gebet:Herr, die Welt sagt uns, dass die Selbstsicheren und die, die sich vordrängen, die sind, die von allen geachtet werden, aber das ist nur vorübergehend. Tatsache ist, dass wir das ernten, was wir säen: Der Liebende wird geliebt, der Spötter verspottet. Hilf mir, das heute nicht zu vergessen; ich brauche es! Amen.
Verlange nach Einsicht und bitte um Verstand, suche nach ihnen wie nach Silber, forsche nach ihnen wie nach verborgenen Schätzen. Wenn du auf mich hörst, dann wirst du verstehen, was Ehrfurcht vor dem HERRN ist, und du wirst Gott erkennen. Denn der HERR schenkt Weisheit, von ihm kommen Erkenntnis und Urteilsvermögen. (2,3-6)
Lohn oder Geschenk? In Kapitel 2 bis 4 der Sprüche erfahren wir viel darüber, wie die Weisheit in uns wächst. Am Anfang werden wir mit einem Paradox konfrontiert. Die Weisheit ist etwas, was man suchen muss. So wie die Weisheit uns laut zuruft (1,20-21), sollen wir nach ihr rufen (2,3 wörtlich: „Erhebe nach Verstand deine Stimme“). Aber nach der Aufforderung, die Weisheit mit aller Kraft zu suchen (2,3-4), informiert uns 2,6, dass Weisheit letztlich ein Geschenk Gottes ist. Dies ist einer der roten Fäden der Bibel; Philipper 2,12-13 ruft uns auf, „alles daranzusetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt“, nur um fortzufahren: „Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.“
Dieses Paradox ist selber ein Stück Weisheit. Wenn wir alles selber schaffen müssten, würden wir unter dem Stress zerbrechen, und wenn es alles nur an Gott läge, würden wir uns zur Ruhe setzen. Das Paradox gibt uns den nötigen Anreiz und die nötige Gelassenheit, um das ganze Leben lang Gott zu suchen.
Suchen Sie die Weisheit? Und wenn ja, haben Sie genügend Geduld mit Gott? Er gibt sie uns zur rechten Zeit.
Gebet:Herr, du gibst uns die Gelegenheit und den Wunsch, selber etwas zu tun – damit wir anschließend zugeben müssen, dass es alles von dir kommt. Aber du rufst uns auch auf, alle unsere Kräfte zu mobilisieren, und indem wir dies tun, werden wir deinem Sohn, Jesus, ähnlicher. Gott, du bist wirklich genial! Amen.
Darum geh zusammen mit den guten Menschen deinen Weg und lebe wie die Rechtschaffenen. Denn die Aufrichtigen werden das Land bewohnen, und die Unbescholtenen werden darin bleiben. Doch die Gott verachten, werden aus dem Land geschafft, und die treulosen Menschen werden aus ihm herausgerissen. (2,20-22)
Sei rechtschaffen. Wenn die Sprüche von den Rechtschaffenen und den Gottlosen sprechen, denken wir an Menschen, die moralisch gut bzw. böse sind. Das stimmt nur teilweise. Die hebräischen Wörter für „rechtschaffen“ – tzedeq und mishpat – haben einen starken sozialen Aspekt. Bruce Waltke schreibt: „Die Rechtschaffenen sind bereit, Nachteile auf sich zu nehmen, um der Gemeinschaft zu dienen; die Gottlosen belasten die Gemeinschaft, um sich selber zu dienen.“27
Der Rechtschaffene sagt: „Ein Gutteil meines Eigentums gehört eigentlich den Menschen um mich herum, denn es kommt ja alles von Gott, und der will, dass ich meinen Nächsten liebe.“ Der Gottlose sagt: „Mit dem, was mir gehört, kann ich machen, was ich will.“ Gehen Sie, mit dieser Definition im Hinterkopf, einmal das Buch der Sprüche durch, und Sie werden es mit neuen Augen lesen. Es wird Sie motivieren, ein echt rechtschaffenes Leben zu führen – ein Leben, das nicht nur persönlich „anständig“, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet ist. Und es wird Ihnen den zeigen, der nicht kam, „um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben“ (Markus 10,45).
Was setzen Sie an Zeit und Geld für das Wohl der Gesellschaft ein, in der Sie leben?
Gebet:Herr, ich habe mir mein Geld mit den Talenten und Gelegenheiten verdient, die du mir gegeben hast. Hilf mir, meine Zeit, Geld und Beziehungen als Geschenke zu sehen, die du mir zum Besten der Menschen um mich herum anvertraut hast. Das wird nicht einfach sein, denn meine Kultur möchte mir einreden, dass ich doch nichts habe und niemand etwas schuldig bin. Lass mich das nicht glauben. Amen.
Mein Sohn, wenn Verbrecher dich verführen wollen, dann lass dich nicht darauf ein! Sie könnten zu dir sagen: „Komm mit uns! Wir verstecken uns und lauern darauf, dass wir Blut vergießen können. Lasst uns Jagd auf Unschuldige machen! …“ Mein Sohn, lass dich nicht darauf ein und tu nicht dasselbe wie sie! (1,10-11.15)
Es kommt in den besten Familien vor. Hier warnen Eltern ihren Sohn vor einem Leben der Gewalt (1,8-19). Wer zur gutbürgerlichen Mittelschicht gehört, findet vielleicht, dass seine Kinder hier nicht gemeint sein können. „Kann sein, dass eine Mutter in dem Problemviertel XY so etwas sagen muss, aber doch nicht ich …“ Das Buch der Sprüche weiß es besser: Jeder kann auf die schiefe Bahn geraten. Über so manchen Amokläufer oder Terroristen sagen die Nachbarn hinterher im Fernsehen: „Aber er kam aus einer so guten Familie!“
Für die Bibel ist die Herkunft keine Versicherung gegen das Böse. Sie lehrt auch nicht, dass die Bösen meistens aus den armen Schichten kommen. Gerade die Wohlhabenden treten (oft ganz legal) „den Kopf der Armen in den Staub“ (Amos 2,6-7). Auch Kinder aus bester Familie können versucht sein, bei einem Unternehmen zu arbeiten, „das seine Profite mit der Ausbeutung ihrer Arbeiter, der Zerstörung der Umwelt oder auf Kosten von Gerechtigkeit und Wahrheit macht.“28 Gehen Sie besser nicht davon aus, dass eine gute Herkunft ein anständiges Leben garantiert.
Könnte es sein, dass Sie gerade bei einer Sache mitmachen, von der Sie profitieren, aber die einem anderen Menschen Schaden zufügt?
Gebet:Herr, wie gerne bilden wir uns ein, dass unsere Freunde oder Verwandten so etwas niemals machen könnten. Sie können das sehr wohl – und ich auch. Hilf mir, mitzuarbeiten an einer Gemeinschaft von Menschen, die „einander täglich ermahnen“, damit wir „nicht verhärtet werden durch das betrügerische Wesen unserer eigenen Sünde“ (Hebräer 3,13).29 Amen.
Die Weisheit ruft laut auf der Straße, auf den Plätzen lässt sie ihre Stimme erschallen. Sie übertönt den Lärm und hält an den Stadttoren ihre Reden. (1,20-21)
Probier es aus. Hier lädt die Weisheit die Menschen ein, von ihr zu lernen, doch sie tut dies nicht im Elfenbeinturm, sondern draußen, auf der Straße und den Plätzen. Weisheit lernt man nur in der Praxis: Egal, wie viel Theorie sie gelernt haben – Mediziner, Juristen und Wirtschaftswissenschaftler werden erst „draußen“, im realen Leben, wirkliche Experten werden.
Die Sprüche sind kein „Ratgeber“ mit schnellen, einfachen Lösungen, die einem sofort in die Augen springen. Weisheit lässt sich nicht auf einem Wochenendseminar lernen. Wer zu beschäftigt für ihre Methode ist, findet keinen Zugang zu ihr. Man bekommt sie nur durch Erfahrung und das gründliche, ehrliche Nachdenken über diese Erfahrung. Sie wächst durch Fragen: Wo habe ich dies das letzte Mal in meinem Leben (oder im Leben eines anderen) beobachtet? Wo muss ich das in die Tat umsetzen? Was würde dadurch in meinem Leben anders? Was wird in meinem Denken falsch, wenn ich diese Wahrheit vergesse? Beachten Sie, wie oft Jesus, unser großer Lehrer, in Gleichnissen sprach und Fragen mit anderen Fragen beantwortete, um die Menschen zum Denken und inneren Wachsen zu bringen (Matthäus 13,10; Lukas 20,4; Johannes 16,29).
Was ist Ihnen in der letzten Zeit passiert, das besonders gut oder schwierig war? Haben Sie es mit anderen besprochen, um daraus zu lernen?
Gebet:Gott, ich kenne so viel aus der Bibel, das ich nicht in meinem Gebet und meinem Leben umgesetzt habe. Hilf mir, nicht bloß ein Hörer deines Wortes zu sein, sondern ein Täter. Hilf, dass ich mich nicht selber betrüge (Jakobus 1,22). Amen.
„Wenn man dann nach mir ruft, werde ich nicht antworten, man wird mich suchen, aber nicht finden. Denn sie haben sich jeder Erkenntnis verschlossen, und Ehrfurcht vor dem HERRN war für sie bedeutungslos.“ (1,28-29)
Schieb’s nicht auf. Da Weisheit nicht durch den Erwerb von Wissen kommt, sondern durch lange Erfahrung und Nachsinnen, braucht sie Jahre, um zu wachsen. Was, wenn Sie plötzlich in eine Krise kommen, die viel Urteilskraft und Selbstdisziplin verlangt? Sie haben die Wege der Weisheit – das Ruhen in Christus, wenn alles andere wegbricht, das Erkennen, welche Alternativen die schlechten, die guten und die besten sind – noch nicht gelernt? Sie können das nicht bei Bedarf über Nacht nachholen; man kann sich ja auch nicht in 24 Stunden auf die Olympiade vorbereiten.
John Newton schreibt: „Die Gnade Gottes ist genauso notwendig für das rechte Reagieren … auf das Zerbrechen eines Porzellantellers wie auf den Umgang mit dem Tod des einzigen Sohnes.“30 Nur dann, wenn wir Weisheit in den kleinen Enttäuschungen des Alltags einüben und in diesen kleinen Situationen lernen, uns auf die Gnade zu verlassen, werden wir für die großen gewappnet sein. „Es gibt einen ‚Point of no Return‘. Wenn das Gewitter über uns hereinbricht, ist es zu spät, sich in Sicherheit zu bringen. Die Augenblicke der Entscheidung kommen und gehen, und dann sind sie für immer vorbei. Nutze den Augenblick!“31
Wie viel Zeit investieren Sie in Ihr persönliches Weisheits-Wachstum? Wie viel Zeit investieren Sie in das Lesen der Bibel? Wie viel in das offene und ehrliche Gespräch mit christlichen Freunden, die Sie auch hinterfragen dürfen?
Gebet:Herr, ich weiß, dass du mir nicht mehr auflegen wirst, als ich tragen kann (1. Korinther 10,13). Aber mir kann es passieren, dass ich nicht alle Waffen nutze, die du mir für den geistlichen Kampf gibst (Epheser 6,10-17), und mich so unnötig in Gefahr begebe. Gib mir die echte, hart erarbeitete Weisheit. Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist, um sie zu bekommen. Amen.
Vertraue dem HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf dein eigenes Urteilsvermögen. (3,5)
Erkenne deine Götzen. Das dritte Kapitel der Sprüche nennt sechs Dinge, die das Markenzeichen eines weisen Menschen sind und zugleich Mittel zum Wachsen in der Weisheit. Das erste ist: Vertraue dem HERRN. Man kann gut an Gott glauben, aber den Sinn und das Glück seines Lebens an etwas anderes hängen, das dann mein wirklicher Gott ist. Wir gestehen uns das natürlich nicht ein, und erst wenn dieses „andere“ (z. B. unsere Karriere oder Familie) in stürmische Gewässer gerät, merken wir, dass es uns ja viel wichtiger ist als Gott.
Was hat das mit Weisheit zu tun? Sehr viel! Die Dinge, auf die mein Herz grundlegend sein Vertrauen aufbaut – mein Beruf, mein Geld, meine Ehe, meine Kinder oder meine große Liebe – sind mit massiven Gefühlen verbunden. Wenn irgendetwas sie bedroht, geht meine Welt unter und ich reagiere mit Angst, Wut und Depression. Die Götzen meines Herzens vernebeln mein Urteilsvermögen und die Art, wie ich die Welt und mich selber sehe. Götzen im Herzen führen zu Torheit im Leben. Das große Heilmittel gegen Götzen ist das Evangelium. Wir brauchen uns nicht mehr durch irgendwelche Leistungen – ob im Beruf oder in der Liebe – selbst zu erlösen, wenn wir im Glauben das Geschenk der Erlösung durch Jesus angenommen haben (Römer 3,21-24).
Was ist in Ihrem Leben der beste Kandidat für einen „Götzen“?
Gebet:Herr, als die Israeliten zu dir um Hilfe beteten, antwortetest du nicht, aber als sie „die fremden Götter von sich taten“, begannst du in ihrem Leben zu wirken (Richter 10,10-18). Auch ich bin mit meinen Bitten zu dir gerannt, ohne bereit zu sein, meine tiefen, falschen Götzen wegzutun. Herr, hilf mir, allein auf dich zu trauen und auf nichts anderes! Amen.
Vertraue dem HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf dein eigenes Urteilsvermögen. Achte auf ihn, was immer du tust, dann ebnet er dir den Weg. (3,5-6)
Achte auf sein Wort. Ein zweites Markenzeichen und Mittel der Weisheit ist, dass ich mich auf sämtlichen Gebieten meines Lebens nach Gott richte und nicht nach meinem eigenen Verstand. Unsere heutige Kultur fordert uns auf, alles an unserem Verstand zu messen, alles (auch die Bibel) zu „hinterfragen“. Aber jeder Mensch braucht etwas, das er nicht hinterfragt. Der moderne Mensch hinterfragt nicht sein Recht und seine Fähigkeit, alles zu bezweifeln. Jeder Mensch hat also eine höchste Autorität, an die er glaubt. Die Sprüche fordern uns auf, Gottes Wort zu dieser Autorität zu machen, und nicht unseren Verstand oder unser Gefühl.
Die Bibel kann uns in allen Lebenslagen den Weg weisen, auch wenn es nicht für jede Situation einen passenden Bibelvers gibt. Wenn Sie sich in die Geschichte vertiefen, die die Bibel von dem persönlichen Gott erzählt, der uns erschaffen und errettet hat, damit wir mit ihm leben, dann erscheint jeder Bereich Ihres Lebens – wie Sie Ihr Geld ausgeben, mit den Menschen umgehen, Ihre Zeit verplanen und sich selber sehen – in einem anderen Licht, als wenn Sie diese Geschichte nicht glauben. Wenn Sie sich Tag für Tag von der biblischen Geschichte und den göttlichen Realitäten prägen lassen, nimmt Ihre Weisheit zu.
Lassen Sie sich nicht nur von einzelnen herausgerissenen Bibelversen ansprechen, sondern suchen die roten Fäden und das „große Bild“?
Gebet:Herr, ich möchte dein Wort nicht bloß als Buch lesen, sondern innerlich verdauen, zu einem Stück von mir machen. Lass dein Wort in seinem ganzen Reichtum in mir wohnen, damit ich in deiner Weisheit mich und meine Lieben recht führen kann (Kolosser 3,16). Tu dies um Jesu willen, der das Fleisch gewordene Wort ist. Amen.
Halte dich nicht selbst für weise, sondern hab Ehrfurcht vor dem HERRN und meide das Böse. Das ist gut für deine Gesundheit und gibt Kraft wie ein erfrischendes Getränk. (3,7-8)
Sei lernfähig. Das dritte Kennzeichen der Weisheit ist die Bereitschaft, sich etwas sagen zu lassen. Der Tor hält sich selber für weise. Manche Menschen lassen sich gar nichts sagen. Andere hören nur auf ganz bestimmte Ratgeber. Teenager z. B. sind allergisch gegen den Rat Älterer; für sie gilt nur das, was ihre Clique sagt. Viele von uns hören nur auf Menschen unserer eigenen Klasse, Nationalität oder politischen Überzeugung.
Weisheit heißt, die Dinge durch so viele andere Augen zu sehen wie möglich: durch das Wort Gottes, die Augen meiner Freunde, die Augen von Menschen anderer Hautfarbe, aus anderen Schichten und mit anderen politischen Überzeugungen, ja durch die Augen meiner Kritiker. Weise Männer und Frauen umgeben sich mit Ratgebern – mit Mentoren, Freunden und anderen Menschen, bei denen sie eine „zweite Meinung“ einholen können. Nichts hilft uns so gut dazu, uns etwas sagen zu lassen, wie das Evangelium. Es zeigt uns, dass wir Sünder sind, und versichert uns gleichzeitig zutiefst der grenzenlosen Liebe, die Gott zu uns in Christus hat, womit es uns in die Lage versetzt, unseren Fehlern und Sünden ungeschönt ins Auge zu sehen.
Gibt es vielleicht einen Menschen (oder eine Personengruppe), deren Meinung Sie hören sollten, das bisher aber vermieden haben?
Gebet:Herr, ich habe ein Herz, das sich nicht gerne korrigieren lässt, und lebe in einer Gesellschaft, die mich anweist, nur meinen eigenen Gefühlen zu trauen. Alles in mir und außerhalb von mir scheint sich gegen meine Versuche, ein lernbereiter Schüler deines Wortes und des Lebens zu werden, verschworen zu haben. Gib mir ein bußfertiges, zerschlagenes Herz. Amen.
Erweise dem HERRN Ehre mit deinem Besitz, überlass ihm die besten Früchte deiner Ernte. Dann werden deine Vorratskammern reichlich gefüllt sein, und der Most in deinen Fässern wird überfließen. (3,9-10)
Sei großzügig. Das vierte große Kennzeichen der Weisheit ist die Großzügigkeit. Die Liebe zum Geld und das Vertrauen auf seine Macht machen blind, und die beste Methode, seine Macht über uns zu brechen, ist, es reichlich zu verschenken. Die besten Früchte (wörtlich: Erstlingsfrüchte) der Ernte gehörten bei den alten Hebräern Gott und den Armen – egal, wie groß die Ernte war.