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Beschreibung

Als Liturgie wird der übliche Ablauf eines öffentlichen Gottesdienstes einer religiösen Gemeinschaft bezeichnet. Als religiöses Phänomen stellt die Liturgie eine gemeinschaftliche Antwort auf das Heilige und eine Teilhabe daran dar, indem sie Aktivitäten wie Lobpreis, Dank, Gedenken, Fürbitten oder Buße zum Ausdruck bringt. Sie bildet die Grundlage für die Herstellung einer Beziehung zu einer göttlichen Instanz sowie zu den anderen Teilnehmern der Liturgie. Dieser Band beinhaltet alte, griechische Liturgien, die nochmals unterteilt sind in kleinasiatisch-byzantinische, syrische, und ägyptische Liturgien.

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Seitenzahl: 363

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Griechische Liturgien

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Griechische Liturgien

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660734

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Vorwort zu den Liturgien. 4

Einleitung zu den Liturgen. 5

Einleitung Syrische Liturgien. 6

Einleitung: Das achte Buch  der apostolischen Konstitutionen. 19

Das achte Buch der  Apostolischen Konstitutionen. 24

Einleitung: Die griechische Jakobusliturgie. 71

Die griechische Jakobusliturgie. 74

Einleitung: Ägyptische Liturgien. 109

Einleitung: Das Euchologium des  Bischofs Serapion von Thmuis. 116

Das Euchologium des Serapion. 120

Einleitung: Die griechische Markusliturgie. 137

Die griechische Markusliturgie. 137

Einleitung: Die kleinasiatisch- byzantinischen Liturgien. 164

Einleitung: Die griechische Chrysostomusliturgie. 170

Die griechische Chrysostomusliturgie. 176

Einleitung: Die griechische Basiliusliturgie. 222

Die griechische Basiliusliturgie. 225

Einleitung: Die orientalische Messe der vorgeheiligten Elemente. 235

Die Messe der vorgeheiligten Elemente. 240

 

 

Griechische Liturgien

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: Einleitung zu den Liturgen Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung zu den Liturgen In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung Syrische Liturgien Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung Syrische Liturgien In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Das achte Buch der apostolischen Konstitutionen Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Das achte Buch der apostolischen Konstitutionen In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Das achte Buch der Apostolischen Konstitutionen (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Das achte Buch der Apostolischen Konstitutionen In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Die griechische Jakobusliturgie Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Die griechische Jakobusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Die griechische Jakobusliturgie (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Die griechische Jakobusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Ägyptische Liturgien Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Ägyptische Liturgien In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Das Euchologium des Bischofs Serapion von Thmuis Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Das Euchologium des Bischofs Serapion von Thmuis In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Das Euchologium des Serapion (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Das Euchologium des Serapion In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Die griechische Markusliturgie Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Die griechische Markusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Die griechische Markusliturgie (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Die griechische Markusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Die kleinasiatisch-byzantinischen Liturgien Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Die kleinasiatisch-byzantinischen Liturgien In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Die griechische Chrysostomusliturgie Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Die griechische Chrysostomusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Die griechische Chrysostomusliturgie (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Die griechische Chrysostomusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Die griechische Basiliusliturgie Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Die griechische Basiliusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Die griechische Basiliusliturgie (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Die griechische Basiliusliturgie In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Einleitung: Die orientalische Messe der vorgeheiligten Elemente Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung: Die orientalische Messe der vorgeheiligten Elemente In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Rudolf Heumann.

 

Titel Version: Die Messe der vorgeheiligten Elemente (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Die Messe der vorgeheiligten Elemente In: Griechische Liturgien. Übers. von Remigius Storf ; mit Einl. versehen von Theodor Schermann. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 5) München 1912. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann.

 

 

 

 

 

 

Vorwort zu den Liturgien

Es darf als eine günstige Fügung betrachtet werden, daß derselbe Mitarbeiter der letzten Ausgabe der Kirchenväterbibliothek, Herr Geistl. Rat Storf, auch für diese Neubearbeitung die Übersetzung der griechischen Liturgien übernommen hat. Der Plan ist ein etwas anderer geworden. Es sollte nicht bloß das Euchologium des Bischofs Serapion von Thmuis, sondern auch jenes des achten Buches der apostolischen Konstitutionen dieser Sammlung einverleibt werden, wogegen die Übersetzung des ganzen syrischen Rechtsbuches unterbleibt. Den einzelnen Liturgien wurden ausgreifendere Einleitungen vorangeschickt, in denen eine kurze Geschichte und übersichtliche Behandlung der wichtigsten Fragen der orientalischen „Messen“ angestrebt wurde. Da letztere Aufgabe einen ständigen Aufenthalt an einer größeren Bibliothek erfordert, so hat sich ihr der zweite Unterzeichner unterworfen, während Rem. Storf eine sachliche Erklärung des zum Verständnis Notwendigen in einem „Anhang“ besorgte.

Remig. Storf.

Theod. Schermann.

  

 

 

Einleitung zu den Liturgen

„Sehnlichst habe ich verlangt, mit euch dieses Paschah zu essen, ehe denn ich leide“1, das waren die Worte, mit denen der Herr seine Stiftung2 am Abende vor seinem Tode einleitete; und „Tut dies zu meinem Andenken“3, war der Schall seines Mundes, der im Osten und Westen der Christenheit sein Echo fand. Das Opfer seines Leibes und Blutes im Abendmahl galt im ersten Jahrhundert als die Erfüllung der Malachiasprophetie (1, 11): „Denn vom Aufgange der Sonne bis zum Untergange wird mein Name groß werden unter den Völkern, und an allen Orten wird meinem Namen geopfert, und ein reines Opfer dargebracht werden, denn groß wird mein Name werden unter den Völkern, spricht der Herr der Heerscharen.“ Bereits die erste Instruktion, welche wir über die „Eucharistie“ in der christlichen Gemeinde haben, Didache 14, 24, macht sich den Inhalt dieser Weissagung zur Charakteristik des Herrnmahles als eines Opfers zu eigen.

 

Fußnoten

 

1.       (1.) Luk. 22,15.

2.       (2.) Mt. 26, 26—29; Mc. 14, 22— 25; Luk. 22, 15—20; I Kor. 11, 23 ff. Wilhelm Koch, Das Abendmahl im N. T. (Biblische Zeitfragen 4. Folge Heft 10) Münster 1911.

3.       (3.) I Kor. 11, 25; Luk. 22, 19 f.

4.       (4.) s. Th. Schermann,εὐχαριστία [eucharistia] und εὐχαριστείν [eucharistein] in ihrem Bedeutungswandel bis 200 n. Chr., Philologus LXIX (N. F. XXII) 1910. 392 u. 398 f. (Justin).

 

 

 

 

Einleitung Syrische Liturgien

 

1.

 Die römische Provinz Syrien umfaßte die Gebiete von Antiocheia bis hinunter nach Jerusalem. Die Christengemeinden dieser beiden Städte waren auch die Träger der Tradition der christlichen Abendmahlsübung. Verrät uns Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte und Evangelist, daß die Christen in Jerusalem zum Brotbrechen zusammenkamen, um die Speise in Freude und Einfalt des Herzens zu genießen (Act. 2, 42, 45— 47a)1, und weiß Papst Klemens von Rom in seinem (ersten) Korintherbriefe2 ums Jahr 96 von einem Opferritus zu Jerusalem, den von Gott eingesetzte Liturgen vornehmen, zu berichten (c. 41,1), so gibt der Apostelschüler und Martyrer Ignatius von Antiocheia in seinen Briefen uns Kunde, daß die Eucharistie, deren Kernpunkt das Fleisch des Herrn3 war, wie es gelitten hat, unter dem Vorsitz des Bischofs gefeiert wurde. Die Teilnehmer genossen dabei Leib und Blut des Herrn, als Heilmittel der Unsterblichkeit4.

War hier die Idee des Opfers charakterisiert, so tritt in andern syrischen Quellen der Gebetskomplex, mit dem der Liturge das Mahl umgab, uns entgegen. Die zwei Kapitel der Didache5, dieses frühesten „Katechismus“, c. 9 und 10 zeigen, wie eng die christliche Sprache an jüdische Formulare sich anschloß, und wie weit sie doch in den bezeichneten Momenten davon abweicht. Darüber dürfte doch kein Streit mehr entstehen, daß gewisse jüdische Gebete, wie sie bei den Sabbatmahlen zur Verwendung kamen, in den christlichen Formeln verarbeitet sind. Und auch darüber scheint man einig zu sein, daß das Kapitel 9 Gebete zu einer christlichen Agape und daß Kapitel 10 ähnliche Gebete mit einer höheren Weihe der dargereichten Speise und des Trankes enthält. Was liegt näher, als beide Mahle in der Weise in Verbindung zu bringen, daß zuerst eine Agape nach Analogie des jüdischen Sabbatmahles  gefeiert wurde, an die sich nach reichlichem Genusse das eucharistische Mahl, zu dem Brot und Wein zurückgelegt wurde, anschloß. Nicht allein das Vorbild des Herrn, der ja auch das Passah nach jüdischer Art feierte und diese Gelegenheit benützte, um damit sein Gedächtnismahl zu verbinden, sondern auch die in Ägypten bis ins 4. und 5. Jahrhundert übliche Verbindung beider Mahle an den Sabbaten läßt eine solche Interpretation uns wahrscheinlich erscheinen. Gab dieses Gebetsrituale dem weniger begabten Liturgen die sprachliche Fassung an die Hand — die Propheten (Geistbegabten) konnten eigene Gebete sprechen: Did. 10, 7 — so gibt eine andere Stelle (c. 14,1) die Bedeutung des Herrnmahles am Sonntag an: „Wenn ihr euch am Sonntage des Herrn versammelt, so brechet Brot, feiert unter Dankgebeten das Mahl, bekennet vorher eure Vergehen, damit euer Opfer rein sei“, worauf Malach. 1, 11 zitiert wird.

Ein halbes Jahrhundert später, um die Mitte des zweiten Jahrhunderts finden wir bereits eine feststehende Gruppierung von Gebeten, deren Kern die Rezitation der Abendmahlsworte ausmacht. Es dürfte verwundern, daß damit der Bericht Justins6 in seiner ersten Apologie an den Kaiser und Senat (c. 65, 66, 67) zum Bereiche syrischer liturgischer Denkmäler gerechnet wird. Glaubte man bisher in diesen Kapiteln Zeugen ausschließlich römischer Liturgie erblicken zu dürfen, so scheint doch die ehemalige Heimat des späteren christlichen Philosophen und Märtyrers, Sichem (Flavia Neapolis) in Palästina, der dann wahrscheinlich in Ephesus zum Christentum übertrat, ferner die damals so ziemlich einheitliche Liturgie — wie wir aus der Übereinstimmung der Messe des liturgischen Papyrus mit dem Berichte Justins schließen können – uns die Berechtigung zu geben, auch in Syrien eine gleichmäßige Entwicklung annehmen zu dürfen.

Zwar ist c. 65 eine Beschreibung der Messe, an welcher die Neugetauften zum erstenmal teilnehmen durften, allein der Nachtrag in c. 67, welcher vom sonntäglichen Gottesdienst handelt, läßt uns unschwer erkennen, welche Bestandteile bereits feste Form  angenommen haben, und welche nur akzidentell sind. Zudem bietet c. 67 insoferne mehr, als da auch der Wortgottesdienst ausführlich beschrieben ist, der bei der Taufmesse nicht mitgeteilt ist.

Nur am Sonntag wurden für alle Anwesende von Stadt und Land (c. 67) vom Vorleser neutestamentliche oder alttestamentliche Stücke verlesen, welche dann vom Vorsteher mit einer Homilie und Nutzanwendung kommentiert wurden. Dann steht alles auf und verrichtet das Bittgebet; über den weiteren Ritus verweist Justin auf die soeben gegebene Beschreibung der Taufmesse.

 

2.

Nach dem allgemeinen Gebet küssen sich alle, worauf dem Vorsteher Brot, Wein und Wasser in Mischung als Opfergaben gebracht werden. Der Vorsteher verrichtet nun die weiteren Gebete, welche unter den Termini* αἶνοςκαὶδόξα* [ainos kai doxa], als Lobgebet an Gott Vater, das im Namen des Sohnes und des Hl. Geistes emporgesandt wird, verborgen sind, unter* εὐχαριστία* [eucharistia] als die Rezitation des Einsetzungsberichtes mit Epiklese, und unter* εὐχαί* [euchai] als die daran anschließenden Fürbitten. Ist diese Gebetsreihe vom Vorsitzenden vollendet, dann ruft das Volk* ἀμήν* [amēn]. Damit hat der offizielle Gebetsteil sein Ende erreicht. Sofort beginnt die Austeilung der geweihten Elemente an das ganze anwesende Volk; den Abwesenden werden sie ins Haus gebracht (c. 65, 67).

In den Partien, in welchen Justin zwischen der Beschreibung der beiden Feiern (nach der Taufe und am Sonntag) eine dogmatische Definition der gesegneten Speisen gibt, der Eucharistie, des Fleisches und Blutes des menschgewordenen Jesus, führt er diese Übung seit Apostelzeiten auf den Auftrag des Herrn τοῦτοποιεῖτεεἰςτὴνἀνάμνησινμου. τουτέστιτὸσῶμάμου.. τοῦτόἐστιαἷμαμου [touto poieite eis tēn anamnēsin mou. toutesti to sōma mou….touto esti haima mou] zurück und identifiziert damit diese Handlung mit jener Christi.

Es liegt hier ein fest geordnetes System von Handlungen und Gebeten vor, welche seit der Entdeckung eines ägyptischen liturgischen Papyrus uns vollends vor Augen tritt. Neben den Teilen, welche unmittelbar auf den Vorgang und Worte des Herrn zurückgehen, treten andere auf, die mehr menschlicher Kombination entsprechen; zu ihnen gehören der Friedenskuß zu  Beginn der eigentlichen Opferhandlung, durch apostolische Formeln (1 Kor. 16, 20; 2 Kor. 13,12; 1 Petr. 5, 14* ἀσπάσασθεἀλλήλουςἐνφιλήματι [ἁγίῳ][aspasasthe allēlous en philēmati [hagiō]) vorgebildet, das allgemeine Gebet, welches vom Volke verrichtet, und das große Dankgebet, das demπροεστώς* [proestōs] reserviert bleibt7.

 

3.

Die Lesungen stammten aus den Denkwürdigkeiten der Apostel (c. 67), welche er kurz zuvor mit den Evangelien identifiziert (c. 66) oder (ἢ) [ē] aus den Schriften der Propheten. Aus ihnen wird vorgelesen, bis es genügt, d. h. solange die Zeit reicht. Justin gibt nicht an, ob wir uns unter den Lesungen bereits ein Perikopensystem zu denken haben oder eine lectio continua, indem einzelne Bücher ganz mit der Zeit zur Verlesung kamen.

Über manche Teile der Liturgie gibt uns eine Quellenschrift aus der Mitte des dritten Jahrhunderts Kunde, die sog. Didaskalie8, welche P. de Lagarde 1854 syrisch herausgab und in einer späteren Rechtssammlung, den sog. Apostolischen Konstitutionen des ausgehenden vierten Jahrhunderts l. I—VI, überarbeitet vorliegt. Neben einer ausführlichen Beschreibung des Gotteshauses und der darin vollzogenen Verteilung des Raumes und der Plätze (c. 12 u. 13) sind es nur zerstreute Notizen, die uns einen Einblick in die Abendmahlsfeier am Sonntag und in der Osternacht geben. Immerhin genügen sie, um konstatieren zu können, daß Justins Beschreibung der Abendmahlsfeier auch syrischen Gepflogenheiten vollauf entspricht. Eine Entlassung der Katechumenen und Büßer geschah nach dem Wortgottesdienst, zu dessen Bestandteilen alt- und neutestamentliche Lesungen gehörten. Leider spricht die Didaskalie nur einmal in eingehenderer Weise davon. In der Liturgie der Osternacht war die ganze Gemeinde versammelt „unter Gebeten und Bitten, unter Vorlesung der Propheten, des Evangeliums und der Psalmen, in Furcht und Zittern und eifrigem Flehen“ (Achelis-Flemming S. 288).

Diese Lücke in der Beschreibung des Wortgottesdienstes füllt die Überarbeitung der syrischen Didaskalie in dem zweiten Buch der apostolischen Konstitutionen (c. 57 u. 58) aus, deren Nachrichten einer Entwicklung von mindestens hundert Jahren später als der ihrer Quellen entsprechen. Damit ist aber nicht gesagt,  als ob sie aufs genaueste mit der Liturgie des achten Buches der apostolischen Konstitutionen übereinstimmen müßten, da der Redaktor des ganzen syrischen Werkes verschiedene Quellen und Vorlagen zu einem Werke verschmolz, ohne daß er die früheren nach den jüngeren korrigierte. Der Versuch* A. Baumstarks9, in den liturgischen Stücken von AK I—VII einen ägyptischen Liturgietypus erblicken zu wollen, darf als gescheitert gelten. Durch die Notizen dieser Überarbeitung gestalten sich manche Angaben der Didaskalie greifbarer; insbesondere wird dem Ausbau des Wortgottesdienstes mehr Raum geschenkt. Der Lektor verliest von erhöhtem Orte aus zwei Lesungen aus dem A. T., und zwar kamen namentlich historische Bücher, wie jene des Moses, Jesu Nave, der Richter, Könige, Paralipomenon und die über die Rückkehr des Volkes, wie auch die Bücher Job und Salomons und der 16 Propheten zur Verlesung. Danach wird ein Psalm Davids vorgetragen, dessen Schlußverse das Volk wiederholt. Weiter kommt ein Stück aus der Apostelgeschichte, den Briefen Pauli und dem Evangelium zur Verlesung. Diese Anhäufung von Lesungen ist spezifisch syrisch. Die übrigen Angaben in AK II weichen nicht stark von denjenigen ihrer Quelle ab; jene über die Predigt des Bischofs, über Katechumenen- und Büßerentlassung, über die Gabendarbringung durch den Diakon, die Rufe vor der Erteilung des Friedenskusses (μὴτιςκατὰτινος. μὴτιςἐνὑποκρίσει)* [mē tis kata tinos. mē tis en hypokrisei], die Ektenien des Diakons für die Kirche, die ganze Welt, für die Fruchtbarkeit der Erde, für Priester und Fürsten, für Bischof und König, für den allgemeinen Frieden, die Segensformel des Bischofs vor dem Beginne des Dankgebets (der Anaphora), jene Angaben über die Kommunion, all das sind Mitteilungen, welche sich mit denen der syrischen Didaskalie decken oder eine organische Weiterbildung anzeigen.

 

4.

Ganz anders steht es mit den liturgischen Stücken des achten Buches der apostolischen Konstitutionen10, welche nicht bloß jüngeren Datums als jene ersten sieben Bücher sind, sondern auch eine andere Herkunft verraten. Sie sind das Werk eines Gelehrten, dessen Heimat Syrien war, der aber durch Verschmelzung mit  andern Riten, insbesondere auch jenen der ägyptischen Kirchenordnung, ein syrisches Gegenstück schuf zu dem Euchologium des Serapion von Thmuis. Diese beiden Euchologien sind zwei Antipoden, von denen der Ägypter beim Syrer Anleihen machte, der Syrer (vielleicht nur indirekt durch die Redaktion des Römers Hippolyt) beim Ägypter. Beide haben das gemeinsam, daß sie gelehrte Arbeit waren und blieben. Ihre Verwendung in der Praxis ist mehr als zweifelhaft, jedenfalls war sie von keiner langen Dauer. Und doch ist ihr Wert zur Kenntnis der syrischen Liturgie am ausgehenden vierten Jahrhundert unschätzbar, da sie das allgemein Gültige in nicht zu verkennender Weise erhalten hat.

Allgemein wird die Abfassung dieses achten Buches nach Antiocheia verlegt, während uns für die Liturgie Jerusalems11 eine andere Quelle zu Gebote steht, welche man als die fünfte mystagogische Katechese des hl. Cyrill von Jerusalem bezeichnete und in das Jahr 348 datierte. Nach den Aussagen der ältesten Handschrift, welche die Katechesen überliefert, eines cod. Monac. gr. 394 (saec. X) und anderer jüngeren Handschriften scheint aber als Verfasser der mystagogischen Katechesen auch der Nachfolger Cyrills auf dem bischöflichen Stuhle mit dem Namen Johannes, der bis 417 dort tätig war, in Betracht zu kommen. Die bezeichnete Katechese teilt nur* die* Eigenheiten mit, welche für die Messe, an der zum erstenmal die Neugetauften teilnahmen, charakteristisch sind. Deshalb knüpft die Erklärung an den Ritus an, daß nach der Erteilung von Taufe und Firmung, wenn es zur Feier der Messe überging, der Diakon dem Bischof ein Handwasser darreichte, wobei letzterer Ps. 25 [hebr. Ps. 26] „lavabo inter innocentes manus meas“ rezitierte. Die Symbolik dieser Handlung bezog sich nicht bloß auf die innere Reinheit der Liturgen, sondern auch der Neugetauften, die nun an der Liturgie teilnahmen. Die Neophytenmesse begann sofort mit dem Friedenskuß und der Opferdarbringung, denen die Responsorien zum Dankgebet folgten. Die Praefation selbst bewegt sich in Gedanken, die in der Liturgie der Apostolischen Konstitutionen l. VIII vorkommen. Von den  Abendmahlsworten wird nichts erwähnt; sondern nur die Epiklese, die Bitte um Verwandlung der Gestalten durch den Hl. Geist mit einem Opfergebet, woran sich die Litanei für die Anliegen der ganzen Kirche und aller möglichen Stände mit den Totendiptychen anschließt. Dann wird das „Vater unser“ rezitiert, worauf der Gläubige mit „Amen“ antwortet. Die übrige Vorbereitung zur Kommunion besteht aus einigen Ausrufen des Liturgen* τὰἅγιατοῖςἁγίοις* [ta hagia tois hagiois] mit dem Bekenntnis* εἷςἅγιος, εἷςκύριοςΙησοῦςΧριστός* [heis hagios, heis kurios Iēsous Christos] und aus dem Gesang von Ps. 33 [hebr. Ps. 34]. Die Art und Weise, wie der Gläubige sich zur Kommunion nähern soll, wird im Detail beschrieben; die Faltung der Hände und die Berührung der Augenlider mit der Hostie, die Benetzung von Auge und Stirne mit der vom Genuß des Blutes herrührenden Feuchtigkeit der Lippen bilden Gegenstand der Unterweisung. Mit einer Wunschformel hat die Katechese ihr Ende erreicht.

Eine Ergänzung zu diesen Quellen, welchen sich noch Notizen bei Eusebius, Epiphanius12, für den antiochenischen Ritus bei Johannes Chrysostomus (von 386 bis 397 Presbyter von Antiocheia)13, und auch in den Schriften des im Orient weilenden Hieronymus beigesellen, bildet der Pilgerbericht einer südgallischen Nonne Aetheria14, der uns speziell über die Feier der Karwoche in Jerusalem und Umgebung Aufschluß gibt. Die Datierung dieser von Gamurrini nach einer Handschrift von* Arezzo* zuerst 1887 edierten „Peregrinatio ad loca sancta“ scheint wiederum, nachdem* Karl Meister* gewichtige Gründe für das sechste Jahrhundert vorbrachte, mehr Anhänger für das ausgehende vierte Jahrhundert zu finden. Zwar sind die Angaben über den üblichen Ritus der Abendmahlsfeier sehr spärlich, dennoch gewähren sie in manche Eigenheiten uns einen Einblick, die uns sonst nicht ohne weiteres verständlich sind. Zum Sonntagsgottesdienste scheinen zwei Kirchen in Jerusalem nötig gewesen zu sein. In der einen wurde der Lese- und Predigtteil abgehalten, welcher oft lange Zeit in Anspruch nahm, da jeder Presbyter, wie auch der Bischof, zum Worte kommen konnte. Die Katechumenen wurden entlassen und trennten sich von den Gläubigen. Diese kamen zur eigentlichen  Abendmahlsliturgie in einer zweiten Kirche zusammen, wohin der Bischof von der ersten geleitet wurde. Der Gottesdienst fing da erst um die vierte oder fünfte Stunde an, also um 10―11 Uhr, manchmal auch erst um die sechste. Der weitere Verlauf ist nur in den dürftigsten Zügen angedeutet: Dankgebet, Gebet für alle, Inklinationsgebet zum Schlusse, worauf der Bischof alle segnet. Eingehender berichtet die Nonne von bestimmten Festzeiten: Epiphanie, dem Feste der praesentatio, dem achtwöchigen Fasten vor Ostern, von der Begehung des Palmsonntags und der Karwoche, Ostern und Pfingsten. Was da an Eigenheiten des Ritus außerhalb der Abendmahlsliturgie erwähnt wird, hat nicht allein für Jerusalem Interesse, sondern läßt auch deutlich erkennen, wie weit so manche Eigentümlichkeit von Sion aus nach Westen drang und auf den ganzen christlichen Erdkreis Einfluß gewann.

Hatten wir bisher der westsyrischen Liturgie Aufmerksamkeit geschenkt, so kann auch die* ostsyrische* Christenheit unser Interesse nach dieser Richtung in Anspruch nehmen. Wir wissen zwar, daß bereits seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts Katechetenschulen in* Edessa* und* Nisibis* blühten; allein von den dort geübten Liturgien haben wir bis auf die zersprengten Nachrichten bei Ephrem dem Syrer15, Diakon in Edessa (c. 300—379), keine Notizen. Soweit er uns aber über die Lesungen aus dem A. T., dem Apostolos und den Evangelien, über die Gabendarbringung, über Trisagion und Abendmahlsworte, Epiklese, Fürbittengebete und gewisse Gebete zum Kommunionakte unterrichtet, ersehen wir, daß die seinen Ausführungen zugrunde liegende Form der Liturgie so ziemlich mit der antiochenischen Messe übereinstimmte. Von Antiocheia aus erfolgte wohl auch die Missionierung dieser Gegenden. Anzeichen gewisser Eigentümlichkeiten der ostsyrischen Messe scheinen allerdings auch schon bei ihm hervorzutreten: die Stellung der Fürbitten schon vor der Epiklese, welcher die Exomologese mit Rezitation der ersten Verse des Psalmes „miserere“ folgte.

 

5.

Mit dem fünften Jahrhundert16, den nestorianischen und monophysitischen Strömungen, trat in der syrischen  Kirche eine Trennung ein. In den christologischen Streitigkeiten blieb ein Teil auf der Seite des kaiserlichen Hofes von Byzanz, der damals die Orthodoxie vertrat: sie hießen daher Melchiten. Ostsyrien bildete die Heimat nestorianischer Ideen, dessen Schule in Edessa der Neuerung Vorschub leistete. Die Monophysiten, welche nach dem Konzil von Chalcedon sich selbständig machten, breiteten sich in West- und Ostsyrien aus. Gerade in Edessa hatte der frühere Mönch, spätere Bischof Jakob Baradai (541—578) den Verfolgungsmaßregeln des Kaisers Justinian Trotz geboten und dadurch der Bewegung neuen Halt gegeben, die fast ganz Syriens sich bemächtigte. Die Monophysiten nannten sich nun auch Jakobiten.

Eine weitere Spaltung in der syrischen Christenheit verursachte die Lehre der Monotheleten, welche durch das 6. Konzil 681 verurteilt wurde. Ihr Mittelpunkt war das Kloster des Johannes Maron auf dem Libanon. Die Maroniten traten im Jahre 1182 zur römischen Kirche über.

Dieser religiösen Zerklüftung entspricht auch die Verzweigung der syrischen Liturgien, deren Grundstock zwar zu Beginn des fünften Jahrhunderts wesentlich gleich war; es scheint, daß auch die großen Linien der Weiterentwicklung dieselben blieben.

 

6.

Die geradlinige Fortbildung der alten Liturgien Jerusalems und Antiocheias verraten die griechischen Liturgien, welche Ps. Dionysius Areopagita überliefert17 und jene, die unter dem Namen des Herrnbruders Jakobus bekannt ist.

Nach dem Urteil der Forscher* H. Koch* und* Jos. Stiglmayr* dürfte der Ps. Areopagita um die Wende des 5. zum 6. Jahrhundert (c. 485—515) geschrieben haben. Das Schwanken der Ansichten, ob wir in seiner Meßerklärung einen ägyptischen oder syrischen Ritus vor uns haben, hat sich durch Vergleich mit andern Dokumenten dahin konsolidiert, daß es syrische, und zwar westsyrische Liturgie ist. In seiner „Kirchlichen Hierarchie“, welche* P. Stiglmayr* in dieser „Kirchenväterbibliothek“ in Übersetzung vorgelegt hat, ist c. 2 und 3 der Beschreibung der Liturgie gewidmet. Es kann  hier nicht unsere Aufgabe sein, den Ritus vollständig aufzuzählen; wir wollen nur charakteristische Momente der Entwicklungsstufe namhaft machen, welche das ausgehende fünfte Jahrhundert beherrschten. Zur Enarxis gehört bereits eine Beräucherung des ganzen Raumes durch den Bischof, die Anfänge der* μικρὰεἴσοδος* [mikra eisodos]. Zu Beginn der Gläubigenmesse, wenn die Diakonen die Türen geschlossen haben, wird das Symbolum von der ganzen Versammlung rezitiert, worauf die Gabendarbringung folgt und die Erteilung des Friedenskusses. Die Verlesung der Diptychen, das Händewaschen der Liturgen schließt sich an; dann beginnt der Hierarche mit dem Dankgebet. Der übrige Teil des Gottesdienstes unterscheidet sich nicht wesentlich von den andern syrischen Quellen, die wir bereits verhört haben. Der Ritus des Ps. Dionysius scheint die Rezitation des „Vater unsers“ noch nicht gekannt zu haben.

Vergleichen wir die von Ps. Dionysius gegebene Beschreibung des Ritus mit den Aussagen syrischer Schriftsteller18, wie des Hesychius, Presbyter von Jerusalem († 438), des Cyrill von Skythopolis (c. 555), des Anastasius Sinaita (c. 600), des Johannes von Damaskus (c. 685—765), des Johannes Moschus († 620), welche* F. E. Brightman* sorgfältig zusammengestellt hat, so sehen wir, daß er manche Gebete und Gesänge, welche Johannes von Damaskus zu Beginn des achten Jahrhunderts erwähnt, noch nicht kennt; so z. B. das Trisagion* ἅγιοςὁθεὸςκαὶπατὴρ, ἅγιοςἰσχυρός* [hagios ho theos kai patēr, hagios ischyros] in der Enarxis; daß ihm dagegen Einrichtungen geläufig sind, deren Einführung dem fünften Jahrhundert noch angehörte, wie die Rezitation des Glaubensbekenntnisses, welches nach der Kirchengeschichte des Theodoros Anagnostes (II 48) Petrus der Walker, Patriarch von Antiocheia (476—488), vorgeschrieben haben soll. Auch die Reihenfolge — Friedenskuß, Diptychen, Gabendarbringung — findet durch etwas spätere Aussagen ihre Bestätigung. Die Rezitation des „Vater unsers“ vor dem Brechungsakte bezeugt um 600 Anastasius Sinaita.

Alle diese jüngern und älteren Bestandteile bringt die syrische Normalliturgie des ausgehenden sechsten Jahrhunderts zum Ausdruck, welche die Handschriften  Jakobus dem Herrnbruder zuschreiben. Als solche wird sie zum erstenmal ausdrücklich im 32. Kanon der TrulIanischen Synode 692 genannt. Es ist derselbe Prozeß, den wir bei allen orientalischen Liturgien verfolgen können: Die Liturgie hatte sich organisch aus einem gewissen Kern heraus entwickelt und erweitert, sodaß wir bald da, bald dort direkte Berührungen mit früheren Zitaten feststellen können. Dies scheint z. B. auch mit einer Stelle bei Hieronymus zuzutreffen (adv. Pelag. II 23), welche in den Diptychen der Jakobsliturgie sich wiederfindet. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß auch die ganze Liturgie bereits zu dessen Zeit vollentwickelt war oder den Namen des Herrnbruders führte. Beides scheint übrigens in der Mitte des sechsten Jahrhunderts der Fall gewesen zu sein, da die Jakobiten, die syrischen Monophysiten, welche sich um diese Zeit trennten, sie fast unverändert erhielten.

 

7.

Die Weiterentwicklung der Anaphora, insbesondere aber der voranaphoralen Teile, wie auch der Partien des Kommunionritus bis zum Schluß der Liturgie, ging vom siebten Jahrhundert ab bei den monophysitischen Liturgien Syriens wie Ägyptens in ähnlicher Weise vor sich. Es bildete sich ein Normalschema für Prothesis und Enarxis heraus, das bei allen Monophysiten West- wie Ostsyriens im Gebrauche war. Nur die Anaphora wechselte19. An immer neuen Kompositionen versuchten sich eine Reihe monophysitischer Theologen und Patriarchen, sodaß wir über 60 westsyrische Anaphoren kennen. Selbstverständlich sind hier oft sehr alte Bestandteile verarbeitet, aber auch ganz junge Bildungen anzutreffen.

Die Abendmahlsliturgie Ostsyriens entwickelte sich vom fünften Jahrhundert ab jener Westsyriens parallel, geringe Eigenheiten, welche wir schon an der Hand der Notizen Ephrems kennen gelernt haben, ausgenommen. Ein scheinbar äußerlicher und nichtssagender Unterschied lag darin, daß hier schon früh die syrische Sprache auch die liturgische war. Die darin sich offenbarende Selbständigkeit wurde in den nestorianischen Streitigkeiten verhängnisvoll; die Ostsyrer, die Vertreter nestorianischer Ideen, machten sich von dem bisherigen  Kirchenverbande los, behielten aber im wesentlichen ihre Liturgie bei, wie wir aus den neu zugänglich gemachten liturgischen Homilien des Narsai schließen können20. Es entwickelte sich mit der Zeit eine Normalliturgie, welche aber nicht unter dem Namen des Jakobus, sondern der Begründer ostsyrischen Christentums, der hl. Addai und Maris, gestellt wurde21, offenbar um ihre Apostolizität außer Frage zu stellen; denn Addai war nach der zu demselben Zwecke verfaßten Abgarsage Apostelschüler. Andere Anaphoren tragen die Namen des Diodor von Tarsus und Theodor von Mopsuestia22, während in einer Hs des Britischen Museums eine ostsyrische Anaphora23 eines früheren Entwicklungsstadiums vorliegt.

Die Expansionspolitik der Nestorianer24 trieb aber weit über Syriens Grenzen hinaus, bemächtigte sich zunächst der Gebiete jenseits des Euphrat und drang bis nach Indien und China vor25. Ein Teil kehrte zur katholischen Kirche zurück, die Chaldäer26 mit dem katholischen Patriarchen in Mossul, während die Nestorianer mit einem Nationalpatriarchen in den Gebirgen Kurdistans ihr Dasein fristen.

 

Fußnoten

 

1.       (5.) s. * Derselbe* [Th. Schermann], Das Brotbrechen im Urchristentum, Biblische Zeitschrift VIII 1909, 164, 167, 169 f.* Ephr. Baumgartner,* Eucharistie und Agape im Urchristentum, Solothurn 1909.

2.       (6.) s. Philologus LXIX S. 393.

3.       (7.) ebenda [Philologus LXIX], Philologus 395.

4.       (8.)* Th. Schermann,* Zur Erklärung der epist. ad Ephes. 20, 2 s. Theologische Quartalschrift Tübingen 1910, 13 ff.

5.       (9.) * Derselbe,* [Th. Schermann] Die Gebete in Didache Kap. 9 und 10, Festschr. für AI. Knöpfler, Veröffentlichungen aus dem Kirchenhist. Seminar München III. Reihe, Nr. 1 1906, 225—239;* Ephr. Baumgartner,* Eucharistie a. a. O. S. 271 ff.;* H. Lietzmann,* Liturgische Texte I: Zur Geschichte der oriental. Taufe und Messe im 2. und 4. Jahrh. Bonn, 2. Ausgabe 1907, S. 4.;* G. Klein,* Die Gebete in der Didache, Zeitschr. f. neutest. Wissensch. und die Kunde des Urchristent. IX 1908, 132—147;* G. Rauschen,* Florilegium patristicum fasc. VII. Monumenta eucharistica et liturgica vetustissima 1909;* J. P. Bock,* in Zeitschr. f. kath. Theologie 1909, 417 ff., 669 ff.; s. Philologus LXIX S. 390 ff.

6.       (10.) Ausgaben s. bei* Lietzmann,* Liturgische Texte I a. a. O. [ Zur Geschichte der oriental. Taufe und Messe im 2. und 4. Jahrh. Bonn, 2. Ausgabe 1907] und* Gerh. Rauschen,* Floril. patrist. VII a. a. O. [ Monumenta eucharistica et liturgica vetustissima 1909]. Zur Frage einer einheitlichen Liturgie um c. 150 s.* Rietschel,* Lehrbuch der Liturgik I 1900, 252 ff.* Drews,* Götting. Gelehrten-Anzeigen 1906, 773.

7.       (11.) Ed. Freih. * von der Goltz,* Das Gebet in der ältesten Christenheit, Leipzig 1901.* A. Baumstark,* Das eucharistische Hochgebet und die Literatur des nachexilischen Judentums, Theologie und Glaube II. Jahrgang 1910, 353—370 (3 Macc. c. 2 und 6; Sap. Sal. IV, Esra etc.).

8.       (12.)* H. Achelis* und* Joh. Flemming,* Die syrische Didaskalie (Texte und Untersuchungen N. F. X. Band Heft 2), Leipzig 1904, wo über die von* E. Hauler* gefundene lateinische Übersetzung und über weitere syrische Handschriften berichtet wird S. 243 ff., 250 ff. Die Beschreibung der Abendmahlsliturgie s. S. 284—288. Über Korrespondenz der Teile in der syr. Didaskalie und Apost. Konstit. lib. I—VI s.* Ferd. Probst,* Lit. der drei ersten Jahrh. 1870, 180 ff.

9.       (13.)* A. Baumstark,* Ägyptischer od. antiochenischer Liturgietypus in AK I—VII, Oriens Christian. VII 1907, 388—407; es handelt sich um AK II 57, VII 25 f.; 33—38.

10.    (14.) s.* Ed. Schwartz,* Über die pseudoapostol. Kirchenordnungen (Schriften der wissensch. Gesellschaft zu Straßburg Heft 6), 1910.

11.    (15.) s. Ausgabe:* Jos. Rupp,* Cyrilli Hierolym. archiep. opera quae supersunt omnia, vol. II, Monac. 1860, S. 398 (tituli der mystag. Katechesen) und 344 Anm. 2. Die fünfte mystagog. Katechese S. 380 ff.—395, s.* F. E. Brightman,* Liturgies Eastern and Western vol. I Oxford 1896, appendix B S. 464 ff. und bei* H. Lietzmann,* Liturgische Texte s. o. [ Zur Geschichte der oriental. Taufe und Messe im 2. und 4. Jahrh. Bonn, 2. Ausgabe 1907] und bei* G. Rauschen,* Florileg. patrist. VII s. o. [Monumenta eucharistica et liturgica vetustissima 1909] ――.

12.    (21.) s.* Ferd. Probst,* Liturgie des vierten Jahrh. und deren Reform, Münster 1893, 98, 161 f, 196 f.

13.    (22.) s.* Brightman,* a. a. O. [Liturgies Eastern and Western vol. I Oxford 1896] S. 470͟―481 app. C.* Ferd. Probst,* Die antiochen. Messe nach den Schriften des Joh. Chrysost. dargestellt, Zeitschrift f. kathol. Theologie 1883, 250 ff.* J. Lebreton,* Le dogme de la Transsubstantiation et la christologie antiochienne du Vme siècle in Report of the nineteenth eucharistie congress held at Westminster 1909, 326; Prinz* Max von Sachsen,* La doctrine de S. Jean Chrysostome sur la divine eucharistie in Report of the euch. congr. 1909 ebenda S. 121 ff.

14.    (23.)* P. Geyer* CSEL XXXIX 1898 S. 76, 25 (c. 25, 10) s.* Brightman,* Liturgies a. a. O. S. 467 (append. B); über Ausgaben und Literatur, s.* O. Bardenhewer,* Patrologie 3. Aufl. 1910, 368.* F. Cabrol,* Les églises de Jérusalem. La discipline et la liturgie au IVme siècle. Etude sur la pérégrinatio Silviae. Paris 1895. Über die neueste Datierungsfrage s.* A. Baumstark,* Das Alter der Peregrinatio Aetheriae in Oriens christianus, Neue Serie I. Band 1911, 32—77, worin auch die Untersuchungen von* K. Meister, E. Weigand u. a.* genannt sind. Vgl.* A. Baumstark,* Rom oder Jerusalem? Eine Revision der Frage nach der Herkunft des Lichtmeßfestes. Theol. u. Glaube 1909, 89—105.

15.    (24.) s.* Ferd. Probst,* Liturgie des 4. Jahrh. und deren Reform, Münster 1893.

16.    (25.)* Cyr. Charon,* Le rite byzantin par les patriarchats melkites,* Χρυσοστομικά* [Chrysostomika] 1909, 485 ff.

17.    (26.) s.* O. Bardenhewer,* Patrologie 3. Aufl. 1910, 462—467.* Jos. Stiglmayr,* Kirchenväterbibliothek II. Bd. 1911, XXI u. 117—145; derselbe, Eine syrische Liturgie als Vorlage des Ps. Areopagiten. Zeitschr. für kath. Theologie 1909, 383 ff.* Brightman,* Liturgies Eastern and Western, appendix E S. 487—490.

18.    (27.)* Brightman* app. D S. 481—487.

19.    (28.)* F. Probst,* Liturgie des 4. Jahrh. und deren Reform, S. 81 A. 2 zählt nach* Bickell* die monophysitischen Anaphoren auf; ebenso* Brightman,* Liturgies a. a. O. p. LVll ff.; LXI f. Die Liturgie der syrischen Jakobiten bei Brightman S. 68—110.* A. Baumstark,* Eine syrische Liturgie S. Athanasii, Oriens Christian. II 1902, 90—120. Über die Liturgien des „hl. Ignatius“ und der „12 Apostel“ s.* Baumstark,* Altlibanesische Liturgie. Or. christ. IV 1904, 190 ff.* Karl Kaiser,* Die syrische Liturgie des Kyriakos von Antiocheia (793 n. Chr. Patriarch daselbst), Or. christ. V 1905, 174—197.* A. Baumstark,* Die liturgischen Handschriften des jakobitischen Markusklosters, Or. christ. Neue Serie I. Bd. 1911 S. 103 f., 108 f., 286 f. Ein Brief eines Jakob von Edessa über die Liturgie (640—708) bei Brightman, appendix F p. 490 (nach Assemani).* F. W. Broocks,* James of Edessa, the hymns of Severus of Antioch and others. Syriace edidit. Paris 1910 [Patrologia orientalis tom. VI fasc. 1 (S. 1—179)]. Vgl.* A. Baumstark,* Festbrevier und Kirchenjahr der syrischen Jakobiten, Paderborn 1910;* derselbe,* Karwoche und Osternacht im Kirchengesangbuch des Severus von Antiocheia, Cäcilienvereinsorgan 1911, 63—66.* Fr. Cöln,* Eines Anonymus Abhandlung über Feste und Fasten etc. in der syrischen Kirche. Or. Christian. VIII 1908, 230 ff. Kommentare zu den monophys. syr. Liturgien s. Brightman p. LXI f. Ausgabe des Kommentars des Dionys. bar Salibi († 1171) von* Labourt* im Corp. Script. christ. Orient., script. syr. series II tom. XCIII, 1903. Über maron. Missalien s. Or. christ. IV 1904, 191 u.* Maxim. Princ. Saxoniae,* Missa Syro-Maronitica 1907.

20.    (29.)* R. H. Connolly,* The liturgical homilies of Narsai (with an appendix by Edm. Bishop). Texts and studies vol. VIII nr. 1 Cambrigde 1910; s.* A. J. Maclean,* The Journal of theolog. studies vol. XI 1910, 315 ff.

21.    (30.) Brightman p. LXVII f.

22.    (31.) Brightman p. LXXX; Realencyklop. von Hauck 19³, 603, 25, 30 ff.* (Loofs).*

23.    (32.) Zuerst von Bickell aus Brit. Mus. Add. 14 669 herausgegeben, siehe jetzt Brightman p. LXXIX und appendix L S. 511—518.

24.    (33.)* W. A. Wigram,* An introduction to the history of the Assyrian church, 100—640 p. Chr. London 1910.* J. Labourt,* Le christianisme dans l’empire perse sous la dynastie Sassanide (224—632), Paris (Lecoffre) 1904.* Hieronym. Labourt,* De Timotheo primo Nestorianorum patriarcha (728—823) et christian. oriental. condicione sub caliphis Abbasidis, Paris 1904.* Sachau,* Studien zur syrischen Kirchenliteratur der Damascene. Berliner Sitzungsberichte der Akademie der Wissensch. 1899.* G. Diettrich,* Bericht über neuentdeckte handschriftliche Urkunden zur Geschichte des Gottesdienstes in der nestorian. Kirche. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philol.-hist. Klasse 1909, 160―219, darunter ein neutestam. Evangeliar mit Perikopenverzeichnis, Homilien zu den Can. des Patriarchen* Jso’jahbs* III († 660), über die wichtigsten christl. Feste und ihre Liturgien S. 170 f. 196.* A. J. Maclean,* East Syrien Epiphany rites London 1905. Nestor. Lektionarien s. Brightman p. LX;* G. Rothstein,* Der Kanon der bibl. Bücher bei den babylon. Nestorianern, Zeitschrift der deutsch-morgenländischen Gesellschaft tom. LVIII 1904, 634—663; 770—779.* A. Baumstark,* Die nestorianischen Schriften über das kirchl. Festjahr in der syr. Kirche. Oriens. christian. I 1901, 320.

25.    (34.) s.* C. M. Kaufmann,* Handbuch der christlichen Archaeologie, Paderborn 1905, S. 85, 190 (Facsimile der Stele aus dem 8. Jahrh.).

26.    (35.) Ausgaben der chaldäischen Messe s.* Brightman* p. LXXVII und* Maxim. Princeps Saxoniae,* Missa Chaldaica 1907.* Konr. Lübeck,* Die christlichen Kirchen des Orients (Sammlung Kösel 43). Kempten 1911.

 

 

 

Einleitung: Das achte Buch der apostolischen Konstitutionen

 Das achte Buch der apostolischen Konstitutionen1 zog seit der ersten Ausgabe (1563) die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich; enthielt es doch ein Euchologium und Kanones, deren apostolische Herkunft, wie man allgemein vermutete, außer allem Zweifel stand2. Erst mit dem Wachsen kritischer Forschung wagte man die Apostolizität in Frage zu stellen und nach Datierungskriterien sich umzusehen. Bis in die jüngste Zeit behauptete auf diesem Gebiete* F. X. Funk* 3 das Feld, nachdem ihm die Tübinger* K. J. Hefele* und* Seb. Drey* als Wegweiser vorangingen. Das Resultat seiner Studien, die er in einer Reihe von Aufsätzen und größeren Einzeluntersuchungen niedergelegt hatte, lautete dahin, das achte Buch ist c. 400 entstanden. Hielten auch einige der von ihm aufgestellten Gründe näherer Untersuchung4 nicht stand, so blieb doch bis heute die Mehrzahl der Forscher bei dieser Datierung bestehen, wobei man bis gegen 370 für die Abfassung Spielraum ließ. Weniger glücklich war die Art und Weise, mit welcher er die Priorität von AK VIII gegenüber anderen Euchologien zeitlebens verteidigte. Nicht allein bedeutende dogmengeschichtliche Versehen5 liefen ihm da unter, sondern es stand ihm absolut fest, daß eine Reihe anderer Kirchenordnungen und Euchologien, wie die sog. ägyptische Kirchenordnung, die Constitutiones per Hippolytum, das Testament unseres Herrn, die arab. Canones des Hippolyt, Syrien angehören6 und nur unter einem andern Aushängeschild in verkürzter oder überarbeiteter Fassung in Umlauf gesetzt wurden. Damit hatte er aber ägyptische Originalquellen, teilweise früher Zeit, einfachhin in ihrer Selbständigkeit vernichtet. Widerspruch blieb ihm natürlich nicht erspart.* Ad. Harnack* und* H. Achelis* ließen ihre These von der Abfassung der sog. ägyptischen Kirchenordnung um c. 300 oder noch früher nie fallen, und die Anhaltspunkte, daß der Römer Hippolyt einen Teil der Kirchenordnungen inauguriert habe7, ließen sich nicht aus der Welt schaffen. Diese und jene Bedenken verstummten nie, bis* Ed. Schwartz* 8 die Frage aufs neue auf Grund des handschriftlichen und überlieferungsgeschichtlichen Befundes dahin entschied, daß in AK VIII frühere Quellen, auch die sog. ägyptische KO, eingearbeitet sind. Die arab. Canones Hippolyts stellen ägyptische Weiterbildungen auf dem Fundament der sogen. ägyptischen Kirchenordnung dar9.

In der folgenden Übersetzung, welche* Rem. Storf* uns fertigte, sind jene Teile wiedergegeben, welche zum Euchologium gehören, während die apostol. Kanones nicht beigezogen wurden: es sind die Bestimmungen von den Charismen (c. 1—2)10 und von den Weihen und Stufen des Klerus (c. 3—26), des Bischofs (c. 4—5), des Priesters (c. 16), des Diakons (c. 17—18), der Diakonissin (c. 19—20), des Subdiakons (c. 21), des Lektors (c. 22). Mit c. 23 beginnen Verordnungen über Bekenner, über die Jungfrauen (c. 24), über die Witwen (c. 25), den Exorcisten (c. 26). In den übrigen Kapiteln (c. 27—46) sind alle möglichen Bestimmungen untergeordneter Natur gegeben, welche Ergänzungen zu den Weihebestimmungen darstellen, z. B. eine Verordnung, wie viele bei der Bischofsweihe mitwirken sollen (c. 27), über Erstlinge und Zehnten (c. 30—40), über Eulogien und das was von den Opfergaben übrig blieb (c. 31), über die Vesper (c. 35 f.), über Totenoffizien und Jahrestage (c. 41 f.) bis in c. 47 noch die 85 „kirchlichen Kanones der hl. Apostel“ aufgezählt werden.

Für uns ist hier noch zweierlei von Interesse. Es gibt einen Auszug aus AK VIII, welcher aus fünf Teilen besteht11, von denen aber jeder eine eigene Überschrift trägt. Der zweite Teil, welcher AK VIII 4—5; 16—18; 30—31 entspricht, ist überschrieben:* διατάξειςτῶνἁγίωνἀποστόλωνπερὶχειροτονιῶνδιὰἹππολύτου* 12 bringt also die Verordnungen über die Weihen mit Hippolyt in Verbindung, dieser Teil stellt zugleich eine Überarbeitung der sog. ägyptischen Kirchenordnung dar13. Da nun unter dem Schriftenkatalog Hippolyts von Rom eine Schrift* περὶχαρισμάτωνἀποστολικὴπαράδοσις* [peri charismatōn apostolikē paradosis] genannt ist, so lag die Vermutung nahe, die Grundschrift, die sog. ägyp. KO, als Werk Hippolyts zu betrachten14. Wir dürfen aber diesen Schluß nicht als absolut bindend betrachten, zumal deutliche Anzeichen dafür sprechen, daß die sog. ägyptische Kirchenordnung wirklich in Ägypten unter dem Einflusse eines Klemens und Origenes entstand15 und dann erst von Hippolyt übernommen sein mochte. Es scheint, daß in Syrien das mit dem autoritativen Namen des Hippolyt versehene Werk bekannt und verarbeitet wurde16.

Nach Art ägyptischer Quellen (der sog. ägyptischen KO, der arabischen Kanones des Hippolyt, des Testaments unseres Herrn), verleibt auch AK VIII die Beschreibung der Messe jenem Abschnitt über die Bischofsweihe ein, als dessen erste Funktion die Feier der Liturgie erscheint. Da die einzelnen Partien jeweils einem Apostel zugeteilt werden, so übernimmt Andreas die Rolle, den Wortgottesdienst angeordnet (c. 6), Jakobus der Herrnbruder jene, die Anaphora bestimmt zu haben (c. 12)17.

Die Meßliturgie selbst hat die verschiedensten Beurteilungen erfahren. Solange man noch an eine Abfassung des syrischen kirchenrechtlichen Oktateuchs in apostolischer Zeit glaubte, wurde sie als Dokument von höchster liturgiegeschichtlicher Bedeutung betrachtet, dessen Spuren man bei allen Kirchenschriftstellern wiederzufinden sich bemühte18. Die natürliche Folge davon war, daß man in Worte und Sätze dieser sekundären Zeugen vieles hineinlas, was sie nicht besagten, und daß chronologische Fehler mitunterliefen. Eine Entwicklung dieser oder jener Gebete und rituellen Handlungen schien es im Altertum nicht zu geben, ebensowenig wie die Annahme lokaler Eigenheiten verpönt werden mußte. Die Richtung blieb lange Zeit die maßgebende. In allerneuester Zeit stehen sich zwei Theorien gegenüber. Die eine sieht in der Messe AK VIII ein literarisches Produkt eines Verfassers, der seine heimatliche Liturgie am Ende des vierten Jahrhunderts am Studiertische mit andern ihm bekannten ägyptischen oder kleinasiatischen oder römischen verglich und zu einem Ganzen zu verschmelzen suchte. Diese Liturgie stand auf dem Papier, ohne in dieser Form in die Praxis auf längere Zeit überzugehen. Eine zweite Richtung kombiniert die alte Theorie, daß in AK VIII Bestandteile aus apostolischer Zeit sich vorfinden, welche schon damals eine ausgebildete Form besaßen — dazu gehört besonders das langausgedehnte Dankgebet —, mit dieser neuen soeben vorgetragenen Ansicht19. Die Entwicklung soll demnach vornehmlich in der Verringerung des Umfangs mancher Gebete, aber auch in einer zeitgeschichtlichen Mehrung mancher rituellen Gepflogenheiten bestanden haben. Wir haben jetzt durch die Auffindung neuer liturgischer Dokumente einen Maßstab zur Beurteilung beider Theorien gewonnen. Es darf als ausgeschlossen gelten, daß in den ersten vier Jahrhunderten eine rückgängige Entwicklung in den Liturgien anzunehmen ist. Die Gebete werden mit der Zeit nicht kürzer, sondern länger. Das ausnahmsweise lange Dankgebet mit der ausführlichen Schilderung des alttestamentlichen Heilsplanes war nicht von Anfang an so gebildet, sondern ist erst im Laufe der Zeiten so geworden. Lassen sich zu diesem oder jenem Teile desselben Parallelen aus Kirchenschriftstellern anführen, so ist damit noch nicht eine Abhängigkeit aus einer mit AK VIII adäquaten Grundliturgie erwiesen. Solche Heilstatsachen, die bei den biblischen Lesungen überall vorgetragen wurden, und zwar in demselben Wortlaut, ließen sich bald da, bald dort verwenden, oder waren in einem Grundriß biblischer Geschichte aufgezeichnet20. All diesen Stücken liegt eine gemeinsame Quelle zugrunde. Eine zweite Quelle ist liturgischer Natur. Nicht allein das Gemeindegebet des ersten Klemensbriefes (aus dem Jahr c. 96)21, sondern auch eine Normalliturgie, wie sie Justin der Martyrer (c. 156) bezeugt22 und der neuaufgefundene Papyrus uns vor Augen hält23, gaben für andere Gebete (Fürbitten, Rezitation der Abendmahlsworte mit Epiklese, Gebete vor der Kommunion) eine allgemeine Grundlage von Ideen und einen Wortschatz für alle Länder der damaligen Christenheit, so daß wir sie hier und dort antreffen. Ebenso darf uns nicht verwundern, wenn von dem Dankgebet der sog. ägyptischen Kirchenordnung die wesentlichsten Sätze nicht bloß in ihrer Heimat, sondern auch in Rom und Syrien auftreten, wo wir wissen, daß ein lebhafter Austausch all dieser Produkte stattfand24. Wir dürfen daher die Messe des achten Buches der apostolischen Konstitutionen als eine Redaktion betrachten, deren Grundlage schon, die syrische Liturgie, aus diesen Quellen herausgewachsen ist, die aber in stilistischer Beziehung wie auch in der Mehrung des Umfanges einem leitenden Manne ihr Dasein verdankt.

 

Fußnoten

 

1.        (1.) Ausgabe von* F. X. Funk,* Didascalia et Constitutiones apostolorum vol. I. Paderbornae 1905/06, S. 460 ff. Ausgabe der Liturgie von* H. Lietzmann,* Liturgische Texte VI. Die klementinische Liturgie mit Anhängen. Bonn 1910 (Kleine Texte Heft 61).* O. Bardenhewer,* Patrologie 3. Aufl. Freiburg 1910, 319 ff.

2.       (2.)* Bardenhewer* S. 321.

3.       (3.) Ebenda S. 322.

4.       (4.) Die Gleichstellung des Sabbats mit dem Sonntag geht schon auf frühere Zeit zurück, vgl.* G. Rauschen,* Grundriß der Patrologie. 2. Aufl. Freiburg 1906, 181. A. 2 (3. Aufl. 1910) und* Th. Schermann,* Der ägyptische Festkalender vom 2.—5. Jahrh. in Theologie und Glaube 1912.

5.       (5.)* Th. Schermann,* Ägyptische Abendmahlsliturgien in ihrer Überlieferung dargestellt (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums, herausgegeben von* Drerup, Grimme* und* Kirsch,* VI. Bd. Heft 1—2), Paderborn 1912,17 ff.

6.       (6.)* Bardenhewer* a. a. O. S. 323 f.

7.       (7.) In einer Epitome der Apostolischen Konstitutionen, in den sog. Konstitutionen per Hippolytum, trägt der Teil, welcher die Weihen behandelt (AK VIII 4—5; 16—18; 30—31) den Titel:* διατάξειςτῶνἁγίωνἀποστόλωνπερὶχειροτονιῶνδιὰἹππολὐτου