GzN Elf: Tagespostgeschichten - Alexander Glas - E-Book

GzN Elf: Tagespostgeschichten E-Book

Alexander Glas

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Beschreibung

Unter dem Deckmantel einer sogenannten Edition namens "Integrated Circuit Recorder" erscheinen und erschienen Publikationen aus der Reihe "GzN". Dieses Akronym steht für "Gedanken zur Nachtruh". Dahinter wiederum steckt das Weblog eines Bloggers, Alexander Glas. Die Texte jenes Internetauftritts entstanden und entstehen nahezu ausschließlich verbal. Die gesprochenen Worte wurden und werden auf/per ICR - altdeutsch: einem Diktiergerät - festgehalten, meist vor oder (hin) zur Nachtruh, gelegentlich auch dazwischen, aber niemals bei Tageslicht. In solchen (hellen) Stunden kam und kommt es hingegen oft zur Verwertung der Aufnahmen. Die Tondateien an sich sind nicht online und zur freien Verfügung zugänglich. Aus den Monologabhandlungen entstanden und entstehen Texte ohne nennenswerten Feinschliff. Lediglich die "Umwandlungssoftware" verlangt/e eine, mitunter zeitaufwendige, Korrekturlese. Der grundsätzliche Gedanke dahinter sei kurz zu erklären: Der Sprecher will und wollte dadurch die Authentizität wahren, ohne sich und vor allem der Leserschaft mit wohlgeformten Worten einen Stil aufzublenden. Selbstverständlich wäre/ist dies auch über einen Podcast oder gar einen Vlog zu bewerkstelligen. Solche Erscheinungen sind sicherlich eine schöne Angelegenheit, vor allem in einer medialen Welt, allerdings auch eine aufgebaut auf technokratischen Erzeugnissen, die möglicherweise neue Generationen nicht überleben werden. Ambivalentes Verhalten ("Doppelmoral") muss nicht immer widersprüchlich sein. Aus Gründen einer "Nachhaltigkeit" entschloss sich der, mitunter ambiguitätstolerante, Benutzer des technischen-analogen Sprachrohrs nach etwa vier Jahren des Schaffens seine Werke zeitlos in Form von kleinen, gedruckten Heftchen - in "CD-Booklet-Style" - und unter oben genannter Edition/Betitelung herauszubringen. Ob die Inhalte die Blätter wert sind, auf die sie gedruckt wurden und werden, ist eine durchaus berechtigte Frage, die nur eine Zukunft zeigen kann und auch wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 45

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Für Möger von Ver-Wörtern

INHALTSVERZEICHNIS

-TAGESPOSTGESCHICHTEN-

[Mittwoch] Tag 5059 - Vernunft [11.11.2020]

[Donnerstag] Tag 5060 – Versprechen [12.11.2020]

[Freitag] Tag 5061 – Vergnügen [13.11.2020]

[Samstag] Tag 5062 – Verstand [14.11.2020]

[Sonntag] Tag 5063 – Verunglimpfung [15.11.2020]

[Montag] Tag 5064 – Vergessen [16.11.2020]

[Dienstag] Tag 5065 – Vergewissern [17.11.2020]

[Mittwoch] Tag 5066 – Verlaufen [18.11.2020]

[Donnerstag] Tag 5067 – Verbellen [19.11.2020]

[Freitag] Tag 5068 – Verbalinspiration [20.11.2020]

[Samstag] Tag 5069 – Verharmlosung [21.11.2020]

[Sonntag] Tag 5070 – Verheddern [22.11.2020]

[Montag] Tag 5071 – Verdrängen [23.11.2020]

[Dienstag] Tag 5072 – Verschlissen [24.11.2020]

[Mittwoch] Tag 5073 – Verlinkst [25.11.2020]

[Donnerstag] Tag 5074 – Verderben [26.11.2020]

[Freitag] Tag 5075 – Verschieben [27.11.2020]

[Samstag] Tag 5076 – Verwüstung [28.11.2020]

[Sonntag] Tag 5077 – Verrannt [29.11.2020]

[Montag] Tag 5078 – Vergelt’s G‘tt [30.11.2020]

[Dienstag+Mittwoch] Anhang – Tagespostgeschichten [01.+02.12.2020]

TAG 5059

-VERNUNFT-

Der Goethe Portugals1 schrieb in den 30er Jahren des letzten Jahrtausends einmal etwas von einer Herberge zur Vernunft. Sie läge auf halber Strecke zwischen dem Glauben und der Kritik. Mit der Vernunft an sich implizierte er, vielmehr sein Heteronym, den Glauben an ein Etwas, welches man ohne Glauben verstehen könne. Verstehen setzt allerdings voraus, dass da irgendetwas ist, dass man verstehen könne. Wer also unfähig ist dieses Etwas zu verstehen, wird nicht befähigt sein zu glauben, und wer keinen Glauben hat, der wird zur großen Zahl derer gezählt werden, die ihr Leben unvernünftig verdingten. Das Leben, so stand es in seinem posthum veröffentlichten Werk, sei ohnehin mit einer Herberge zu vergleichen; wie man das wahrnimmt, bleibt einem Jeden selbst überlassen. Die Blitze der Vernunft sind jedoch deutlich heller als die Finsternis des Lebens. Es ist vernünftiger die Emotionen dem Denken unterzuordnen, denn so wird das Leben fühlbarer.

Mit der Vernunft hat man allemal vernünftig umzugehen, zu stark wäre sonst der Drang Althergebrachtes zu Mystizismen verkommen zu lassen, Besagtes auf eine Art und Weise niederzureden, die jeder vernünftigen Betrachtungsweise widerspräche. Vor allem aber negiere man das Leben in all seinen Schmerzen, handele man nach jenem anti-apostolischem Glaubensbekenntnis, das die Vernunft missacht, ja, bildlich mit dem Füßen tritt. Bernardo Soares war ein geistreicher Mann, ein Genius.

5059 Tage sind eine lange Zeitspanne; sie umfasst 13 Jahre, 10 Monate und 6 Tage. So alt ist heute meine Hündin. Es liegen ergo deutlich mehr Tage hinter ihr als vor ihr. Daher werde ich sprechen, nicht davon unbedingt - also von ihr, ihrem absehbar scheidenden Leben oder dergleichen -, aber hoffentlich für ein paar Minütchen vor jeder Nachtruhe, egal von oder über was auch immer, wie lange oder eher wie kurz. Heute war ich außerordentlich getrieben vom Buch der Unruhe. Doch nun werde ich schlafen, denn der Schlaf ist überhaupt das Wichtigste. Wer schläft, wird träumen – und mit einem Traum trägt man seinem Leben etwas hinzu, dass man durchaus als vernünftig und belebend bezeichnen darf. Ein Traum ist dieses Etwas, dem man, ohne es zu verstehen, Glauben schenken kann. Das Erinnern an das Geträumte, das Nachsinnen der subtilen Botschaften, ist der Zwischenraum an dem sich Glaube und Kritik begegnen. Beide Elemente sind sich - in aller Deutlichkeit gesprochen - nicht etwa einander zugeneigt, beinahe das Gegenteil ist der Fall. Die Kritik agiert emotional, und der Glaube ist vom Denken beflügelt; obsiegt der Glaube, so ist er Weg zur Herberge der Vernunft geebnet.

Nachsatz: Eigentlich sind das Dinge über die mein Heteronym schreiben sollte.

1 Fernando Pessoa, frei wiedergegeben aus >Das Buch der Unruhe<.

TAG 5060

-VERSPRECHEN-

Die deutsche Sprache ist ein Wunder des Versprechens, versprechen tut sie aber nichts. Menschen versprechen sich und versprechen Leidgenossen Dinge, ob der Tag kurz oder lang ist. Tatsächlich ist ein Tag immer gleich lang, es sei denn man ist gut in der Suggestion, denn das Erleben an sich ist ja zweifelsohne subjektiv, weil kein Wesen ein Objekt ist. Ich meine - also ich denke -, es gibt schon Objekte der Begierde, die oftmals mit einem Wunsch assoziiert werden. Ich jedenfalls bin mir meiner ziemlich sicher: Ich habe schon so einige Versprechen gebrochen, die ich in aller Beiläufigkeit äußerte. In den meisten Fällen würde ich meine Vergehen aus der Vergangenheit auf ein zeitweiliges unterbewusstes Unbewusstsein schieben.

Wie kann man aber Versprechen brechen, wenn man doch gar nichts getan hat? Eine mündliche Abmachung beginnt mit dem ersten Satz und endet mit dem letzten Punkt. Der Empfänger der Übereinkunft sollte keinesfalls davon ausgehen, dass sein adversativer Diskutant kein Wissen darum hätte. Eine nüchterne Einschätzung verspricht einen breiteren Zugang zum Zusagenden, beantwortet aber nicht die Frage. Ich würde sie eh nicht stellen, hätte ich eine Antwort.

Wenn ich mir selbst etwas verspreche, so hängt es davon ab, wie ich zu mir und meinen an mein Eigen herangetragenes Versprechen stehe. Hier tendiere ich zur Aussage, dass ich dem ungemein mehr abgewinnen könnte, vertraue