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Die Erzählungen dieses Buches sind aus einem dreimonatigen Aufenthalt auf Malta - und intensiver Lektüre über seine Geschichte und Kultur - hervorgegangen. Sie richten sich an junge Leserinnen und Leser, können aber auch von Erwachsenen gelesen werden, die sich noch jung fühlen und mehr über Malta erfahren möchten. Geeignet sein kann das Buch auch zur Einstimmung vor einer Reise oder als Lektüre vor Ort.
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Seitenzahl: 95
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PAUL BALDAUF
HANNAH UND DER SELTSAME HERR SALIBA
ERZÄHLUNGEN AUS MALTA
© 2020 Paul Baldauf
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-347-12237-6 (Paperback)
978-3-347-12238-3 (Hardcover)
978-3-347-12239-0 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Inhalt
Kapitel 1: MIT HANNAH IN HAMRUN
Kapitel 2: Sechs Wochen später
Kapitel 3: Bitte setzen
Kapitel 4: Zeit für das Frühstück
Kapitel 5: Der Unterricht beginnt
Kapitel 6: Erstmals in Malta unterwegs
Kapitel 7: In Valletta
Kapitel 8: Was für eine Pracht
Kapitel 10: Ein Stuhl blieb unbesetzt
Kapitel 11: Das Bild des Großmeisters
Kapitel 12: Im Manoel Theatre
Kapitel 13: Casa Rocca Piccola
Kapitel 14: Über den Dächern Maltas
Kapitel 15: Armer Herr Buttigieg
Kapitel 16: Auf den Spuren der Ordensritter
Kapitel 18: Sag mal, dieser Nachbar
Kapitel 19: Ich kann es mir nicht erklären
Kapitel 20: Hannah verfolgt eine Spur
Kapitel 22: Kenne ich euch?
Kapitel 23: Das freut uns für Sie!
Kapitel 24: Ausflug nach Gozo
Kapitel 25: Und was noch seltsamer ist
Kapitel 26: Die Tempel von Hagar Qim
Kapitel 27: Wir bleiben in Kontakt
Kapitel 1: DER SELTSAME HERR SALIBA
Kapitel 2: Der Herr lachte vielsagend
Kapitel 3: Das Zimmer des Botschafters
Kapitel 4: Das gelbe Zimmer
Kapitel 5: Der Flur des Prinzen von Wales
Kapitel 6: Wenn ich mich vorstellen darf
Kapitel 7: Or should I say…to the knight?
Kapitel 8: Tut mir leid
Kapitel 9: Wirklich groß für die damalige Zeit
Kapitel 10: Unglaublich, gegen 40.000 Mann
Kapitel 11: Wenn Frau Camilleri wüsste
Kapitel 12: Seltsam, wirklich seltsam
Kapitel 13: Vor dem Palast angekommen
Kapitel 14: Ich kannte ihn! Er kam aus Aragón
Kurzes Nachwort
Über den Autor:
Kapitel 1: MIT HANNAH IN HAMRUN
Sein Vater erhob sich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Dann ging er mit ernster Miene durch den Raum. „So geht es nicht weiter, Florian!“ Er ging zum Schreibtisch, griff nach einem Schriftstück und hielt es in die Höhe. Florian wagte kaum, ihn anzusehen, versteckte seine Hände in den Hosentaschen und hielt den Kopf ein wenig gesenkt. „Eine Fünf in Englisch! Mangelhaft!“ „Ich weiß.“ „Mangelhaft!“
Jetzt wiederholt er es auch noch, dachte Florian. Was soll ich darauf antworten? Englisch liegt mir einfach nicht. Diese vielen schwierigen Wörter. Die Grammatik, die Aussprache: Ein Albtraum. „F l o r i a n?“ Sein Vater legte das Zeugnis wieder zurück und atmete tief durch. Dann rückte er seine flache Brille ein wenig näher an die Augen. „Hörst du mir zu?“ „Ja.“ Wenn ich nur bald hier herauskomme… Wer weiß, was für Noten mein Vater in Englisch hatte? Aber ich frage besser nicht. „Und weißt du, was deine Lehrerin mir geschrieben hat?“ „Nein. Sie hat ja an dich geschrieben.“
Sein Vater überhörte dies und sah ihn prüfend und durchdringend an. Dann zückte er den Brief der Lehrerin und las vor: «Ihr Sohn verliert im Fach Englisch langsam den Anschluss.» Den Rest des Briefes mag ich dir gar nicht vorlesen.
Um so besser, dachte Florian. Er blickte kurz auf, doch sogleich schlug er wieder die Augen nieder. Sein Vater blickte entschlossen in die Weite:
„Sag deiner Mutter, sie soll bitte zu mir kommen. Du kannst gehen.“ Florian verließ erleichtert das Zimmer. Geschafft, dachte er. Doch was wird er jetzt mit ihr besprechen?
„Unser Sohn braucht dringend Intensiv-Unterricht in Englisch. Hier, lies mal.“ Florians Mutter überflog den Brief und blickte nachdenklich vor sich hin. „Sag mal, hattest du nicht eine Freundin in Malta?“ „Ja, warum? Wir stehen immer noch in Kontakt.“ „Sie ist doch Englisch-Lehrerin?“ „Ja, das stimmt, aber ist Malta nicht etwas weit weg?“ Sein Vater wischte die Frage mit einer Handbewegung beiseite. „Ach, was! In seinem Alter, da war ich schon in…Nun, denn. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass unser Sohn langsam erwachsen wird. Er soll auch etwas von der Welt sehen.“ „Du hast recht.“ „Frage bitte bei deiner Freundin in Malta an, ob er kommen kann.“
Blick auf das Meer (Sliema)
Kapitel 2: Sechs Wochen später…
Florian blickte aus dem Flugzeug der AIR MALTA. Tief unter ihm erblickte er Festungsmauern und ein Hafendeck. Er war aufgeregt. War das schon Valletta? Hinter ihm saß ein anderer Junge: Michael, der ebenfalls nach Malta flog, um Englisch zu lernen. Sein Vater begleitete ihn und hatte Florians Eltern versprochen, unterwegs auf ihren Sohn aufzupassen. Nun erklang eine Durchsage. Alle schnallten ihre Sicherheitsgurte an: «Merba fuq I-ajruplan tu’ Air Malta, Nigbdulkorh lattenzjoni ghas sigurta taghkom… Malta Nawguralkom titjiru sabiha u grazzi talli ghaziltu ti tivjaggaw ma’ l-Air Malta…» Das hört sich aber seltsam an, dachte Florian.
Am Flughafenausgang verabschiedete er sich erst einmal von Michaels Vater. Dieser deutete auf ein Schild: «WELCOME FLORIAN!» Damit konnte nur er gemeint sein. Florian spürte, wie seine Aufregung wuchs. Jean, die Englisch-Lehrerin, kam auf ihn zu. „Herzlich willkommen, von uns allen! Dies ist mein Mann Adrian. Dies ist meine Tochter Hannah und dies mein Sohn Nicky.“
Florian drückte reihum die Hände. Adrian nahm ihm Koffer und Umhängetasche ab und ging voraus zum Auto. Die sprechen ja gleich Englisch mit mir, dachte Florian. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Wenn sie meine Aussprache hören…
„Du bist jetzt bestimmt müde von dem Flug, nicht wahr?“ Hannah und Nicky sahen ihn gespannt an. „Ja, ich bin ein wenig müde.“
Ufff, der erste Satz war heraus. Jean, Hannah und Nicky lächelten.
Die Fahrt bis nach «Sliema» dauerte gar nicht lange. Adrian hielt an und deutete geradeaus. „Dies ist unser Haus. Hier wirst du die nächsten drei Wochen verbringen.“ Florian schaute das Haus mit großen Augen an. In einer fremden Familie, für drei Wochen! Und sie sprachen kein Wort Deutsch! Vermutlich konnten sie das gar nicht. Ihm war etwas mulmig zumute. Adrian schleppte seinen Koffer nach oben. Auch an der Tür war ein großes Willkommens-Schild angebracht. «Schön, dass du da bist!» stand darauf. Die Buchstaben waren ganz bunt. „Meine Kinder haben das für dich vorbereitet“, sagte Jean. Florian blieb der Mund offen. Für mich? „Vielen Dank!“, sagte er auf Englisch. Er war froh, dass ihm überhaupt etwas eingefallen war. Hannah und Nicky liefen kichernd in die Wohnung. Als erstes zeigte Jean ihm das Bad. „Lass dir Zeit, Florian. Hier hast du ein Handtuch. Da in der Ecke ist die Dusche, daneben die Badewanne. Fühl dich ganz wie zu Hause.“ „Danke.“ Florian sah sich um. Das Badezimmer war so schön eingerichtet! Die Seifen dufteten wie frische Äpfel. Eine halbe Stunde später verließ er das Bad. Die Dusche hat gut getan, dachte er. Jetzt bin ich in Malta, sagte er zu sich selbst. Er konnte es noch nicht ganz glauben.
Im nächsten Raum wartete Jean schon auf ihn. „Zunächst zeige ich dir dein Zimmer. Folge mir bitte.“ Jean gab ihm ein Zeichen mit der Hand. Soll sie am besten immer so machen, dachte er. Das wäre leichter. Sie zeigte ihm zunächst das Treppenhaus. Florian gefielen die bunten Glasfenster. Im Treppenaufgang standen einige antike Möbel.
„Und dies ist dein Zimmer. Ich hoffe, es gefällt dir.“ Jean öffnete den Vorhang. Florian riss staunend die Augen auf. Da unten sah man die Meerespromenade! Jean schien seine Gedanken zu lesen. „Aber bitte, sei vorsichtig! Obwohl es in Malta meist warm ist, weht manchmal ein starker Wind.“ Zum Glück machte sie wieder einige Gesten. Es sah aus, wie wenn sich jemand einen Schal anzieht. Ahaaa, dachte Florian. „Natürlich“, sagte er. Jean lächelte ihn an. „Du wirst sehen, bald sprichst du so flüssig Englisch wie meine Kinder.“ „Ich hoffe“, gab Florian zurück. Er hatte nur die Hälfte verstanden. Aber irgendetwas musste man ja sagen. Jean sah ihn wohlwollend an und strich ihm über das Haar. „Ich lasse dich jetzt erst einmal allein. In einer guten halben Stunde essen wir zu Abend. Einen Stock tiefer, gleich links.“ „Einen Stock tiefer“, wiederholte Florian. Die Anspannung fiel langsam von ihm ab. „Downstairs“, prägte sich Florian das englische Wort ein, als Jean schon wieder im Haus unterwegs war: «Downstairs.»
Als Florian die Treppen hinunterschlich, überkam ihn auf einmal Heimweh. Ach, wäre ich jetzt nur zu Hause und könnte Deutsch sprechen, ging es ihm durch den Kopf. Sein Vater kam ihm in der Erinnerung auf einmal gar nicht mehr so streng vor. Er spürte, wie sich sein Bauch etwas zusammenzog. Jetzt kommt das Abendessen, das kann lange dauern. Wie soll ich mich da unterhalten? Am besten esse ich die ganze Zeit! Mit diesem Vorsatz beschleunigte er seinen Schritt.
Kapitel 3: Bitte setzen…
Der Tisch war schon gedeckt. „A d r i a n“, rief Jean mit lauter Stimme. Dann wandte sie sich dem Gast aus Deutschland zu. „Nimm ruhig Platz.“ „B i t t e s e t z e n“, sagte Hannah. Sie saß am Ende des Tisches und kicherte in sich hinein. „Hannah!“ Jean drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. „Sie macht sich nicht über dich lustig, sondern versucht nur, etwas Deutsch zu sprechen. Für uns ist es nicht leicht, deutsche Wörter auszusprechen.“ Florian zog einen Stuhl heraus und nahm Platz. „Oh, ich verstehe.“ Was hat sie gesagt? «To pronounce?» Was ist das denn? Uff!
Bald nahmen auch Adrian und Nicky ihre Plätze ein. Der Tisch war reich gedeckt: Baguettes und Eier, ganz viele Käsesorten, Salat und Nachtisch, Tee und Fruchtsaft. „Wir frühstücken morgens zwischen 8 und 9 Uhr. Die Kinder, je nach Schulbeginn, natürlich manchmal früher oder später. Mittags essen wir um 12 Uhr, Abends normalerweise um 18.00 Uhr. Ich hoffe, die Zeiten sagen dir zu.“ „Ja, das ist prima.“ Vielleicht hätte ich mir die Uhrzeiten besser mitgeschrieben, dachte Florian. Er sah sich etwas zaghaft um. Hannah war ganz mit dem Essen beschäftigt. Nicky schmierte sich Käse auf ein aufgeschnittenes Baguette. Adrian goss sich warmen Tee ein. Für eine Weile trat Stille ein. Dann sagte Jean: „Erzähl mal, Florian. Deine Heimatstadt in Deutschland, wie heißt sie?“
„Speyer.“ „S p e y e r“, wiederholte Hannah. Sie schüttelte sich und hielt sich eine Hand vor den Mund. Was für ein Wort! „Und wo liegt S p e y e r: In Nord- oder in Süddeutschland, oder wo?“ Die Frage ist zum Glück nicht so schwer, dachte Florian. Er legte sein Brot zur Seite und sagte: „Im Südwesten von Deutschland.“ „And your surname is?“ „?“„Our surname is B o n n i c i.“ „Ah, my surname is Müller.“ „Muller, I see. Very good!“ Gar nicht so schlecht, mein Englisch, dachte Florian. Sie hat «very good» gesagt!
Die erste Nacht schlief Florian ganz tief. Im Schlaf erschien ihm eine Stewardess der AIR MALTA. Sie forderte ihn auf, sich anzuschnallen: „Fasten your seatbelt. Your English lesson is going to start soon!“
Kapitel 4: Zeit für das Frühstück…
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