Heliosphere 2265 - Band 24: Endspiel - Der letzte Schlüssel (Science Fiction) - Andreas Suchanek - E-Book

Heliosphere 2265 - Band 24: Endspiel - Der letzte Schlüssel (Science Fiction) E-Book

Andreas Suchanek

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Beschreibung

Endlich sind die Identitäten von vier Genschlüsselträgern enthüllt, doch wer ist der fünfte? Die Jagd auf die betreffenden Personen beginnt und führt durch die Solare Republik, das Solare Imperium, die Randwelten und den Ketaria-Bund. In einem letzten verzweifelten Versuch, Richard Meridian aufzuhalten, gibt die Crew der HYPERION alles. Doch ist das genug? Am Ende wird sich entscheiden, wer lebt und wer stirbt, und das Schicksal einer Hauptfigur wird sich für immer verändern. Dies ist vierundzwanzigste Roman aus der Serie "Heliosphere 2265", das finale des zweiten Zyklus.

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Table of Contents

Heliosphere 2265

Was bisher geschah

Der letzte Schlüssel

Prolog

Angelica Sjöberg

Terra, SOL-CENTER, Ebene 13, 05. September 2267, 21:30 Uhr

Terra, Residenz des Imperators, 05. September 2267, 22:16 Uhr

Terra, SOL-CENTER, Ebene 13, 05. September 2267, 23:01 Uhr

Terra, Hoch über Neu Berlin, 05. September 2267, 23:55 Uhr

Doktor Amon Isaak

Alzir-System, MINDLAB I, 08. September 2267, 21:30 Uhr

Alzir-System, Leichter Kreuzer FROST, 08. September 2267, 22:16 Uhr

Alzir-System, NOVA-Station, 08. September 2267, 23:01 Uhr

An Bord des Dreadnoughts SJÖBERGS UNTERGANG

An Bord der SJÖBERGS UNTERGANG

An Bord der NOVA-Station

Lieutenant Commander Natasha Yost

IL JAYDEN CROSS, Im Interlink-Flug, 19. September 2267, 21:30 Uhr

JAYDEN CROSS, Im Interlink-Flug, Auf dem Erholungsdeck, 22:16 Uhr

JAYDEN CROSS, In unbekanntem Territorium, 19. September 2267, 23:55 Uhr

Zwischenspiel

John Kartess

Irgendwo, Eine unbekannte Raumstation, 29. September 2267, 21:30 Uhr

Ein Wüstendorf, Irgendwo zwischen den Zeiten

Eine unbekannte Raumstation im Sonnenorbit, 19. September 2267, 23:55 Uhr

Epilog - Der Kreis schließt sich

Endspiel

Stiller Sektor, 12. Februar 2317, 19:22 Uhr

IL HYPERION, Arctica-System, 30. September 2267, 03:16 Uhr

Terra

Tikara II

IL HYPERION, Auf dem Weg nach TrES-2 (750 Lichtjahre von Terra entfernt), 01. November 2267, 09:08 Uhr

Die Schlüsselstation, TrES-2 (750 Lichtjahre von Terra entfernt), 01. November 2267, 11:08 Uhr

Die Schlüsselstation, TrES-2 (750 Lichtjahre von Terra entfernt), 01. November 2267, 14:50 Uhr

IL HYPERION, TrES-2 (750 Lichtjahre von Terra entfernt), 01. November 2267, 15:59 Uhr

Kurz zuvor

Epilog I - Die Rückkehr der Dunkelheit

Epilog II - Leb wohl

Epilog III - Das Ende des Jahres 2267

Vorschau

Nachwort

Impressum

Heliosphere 2265

Band 24

»Endspiel - Der letzte Schlüssel«

von Andreas Suchanek

Was bisher geschah

 

Ende des Jahres 2266 hat Imperator Björn Sjöberg seine Macht als Diktator gefestigt und die Solare Union in ein Schreckensregime verwandelt, das Solare Imperium.

Auf der NOVA-Station kommt es am 8. Mai 2267 endlich zur lang ersehnten Wahl eines Staatsoberhaupts für die neu gegründete Solare Republik, die aus der Rebellion gegen den machthungrigen Imperator hervorging.

Trotz zahlreicher Attacken von Sjöberg – ein Virus, angreifende Flottenverbände, und schließlich die Dunkle Welle – kann sich der neue galaktische Staat behaupten, wenn auch auf einem fragilen Fundament.

Nach ihrer abenteuerlichen Reise ins Jahr 2317 ist die HYPERION in die Gegenwart zurückgekehrt. Im letzten Moment entging die Besatzung gemeinsam mit dem Volk der Aaril und 24 Raumschiffen rebellierender Imperiums-Offiziere der Vernichtung. Das gesamte System der Element-Aliens, mit allen Bewohnern, wurde mit in die Gegenwart versetzt. Das Wissen um die wahren Absichten von Richard Meridian könnte die letzte Phase von dessen Jahrhundertplan nun verhindern.

Der Interlink-Kreuzer fliegt durch einen Phasenraumtunnel zurück ins Alzir-System, wo bisher jeder von der Zerstörung der HYPERION ausging. Beinahe kommt es zur Konfrontation, da man in den einfliegenden Raumschiffen eine Flotte des Imperiums vermutet. Das Missverständnis kann jedoch im letzten Augenblick aufgeklärt werden. So trifft Captain Cross wieder auf Kirby, Lukas Akoskin auf seinen in Gefangenschaft sitzenden Bruder und Noriko Ishida auf ihre Familie. Lieutenant Commander Tess Kensington muss allerdings erkennen, dass ihre große Liebe - John Kartess - nicht mehr im Alzir-System weilt; er hat sich auf die Suche nach dem Ketaria-Bund gemacht.

Um Richard Meridian aufzuhalten, soll ein kurzzeitiger Pakt mit dem Imperium geschlossen werden. Doch der Informationsaustausch gerät zum Debakel. Die Außenministerin der Republik stirbt und Captain Jayden Cross wird lebensgefährlich verletzt. Da die Zeit drängt, wird die HYPERION zu den Kybernetikern geschickt. An Bord sind auch der verwundete Captain Cross und der mit einem Virus infizierte Alpha 365.

Cassandra Bennet soll die verschlüsselte Kristallspeicherplatte mit dem alten Datenmaterial des Imperiums dechiffrieren und die Identität der übrigen Genschlüsselträger endlich offenlegen. Das Vorhaben gelingt und so kennt die Crew der HYPERION alle Nachfahren der Verlorenen Kinder - bis auf einen. Wer ist der fünfte Schlüssel? Kurz bevor Sjöbergs Raumschiffe die Heimatwelt der Kybernetiker bombardieren, werden die Bewohner evakuiert. Cassandra Bennet verliert bei einem Kampf gegen die Assassinen ihr Leben, Lieutenant Michael Larik wird entführt.

Einzig der Imperator und Abigail Rosen finden durch einen Zufall die Identität des letzten Schlüsselträgers heraus. Um kein Risiko mehr einzugehen, offenbart Sjöberg diese dem Obersten Assassinen. Er soll den fünften Schlüssel töten und damit den Jahrhundertplan, einst geschmiedet in der alternativen Zukunft des Jahres 2317, verhindern. Doch dann gibt sich der OA zu erkennen und Björn muss feststellen, dass er dem Meisterspieler erneut unterlegen ist – denn hinter der Maske aus schwarzem Ebenholz verbirgt sich niemand anderes als Richard Meridian selbst. Die Jagd nach den Genschlüsselträgern beginnt ...

 

 

 

 

 

 

 

 

I

Der letzte Schlüssel

 

 

 

 

Prolog

 

Björn nannte ihm den Namen.

Der OA nickte. »In der Tat handelt es sich dabei um die letzte Identität, die uns bisher noch unbekannt war. Damit kennt der Bund alle fünf Genschlüsselträger.«

Er lachte.

Björn sah der Zukunft weniger optimistisch entgegen, gestattete sich aber ein Lächeln. »Dann hoffe ich darauf, dass Sie die Geschichte zu einem Abschluss bringen.«

»Oh, keine Sorge, das ist versprochen. ... – Es ist geradezu ironisch.«

Eine Pause entstand. Aus irgendeinem Grund wusste Björn plötzlich, dass er einen Fehler gemacht hatte.

Nur, warum? Das Schweigen dehnte sich ewig und wurde zunehmend unangenehm.

Nach einer Weile sprach Oberste Assassine weiter. Er lächelte. »Nach allem, was ich bisher auf mich nehmen musste, um den Plan zu vollenden, hast du, Björn, mir am Ende also den größten Dienst erwiesen.«

Das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, lastete immer schwerer auf Björn. Er musste sich zur Ruhe zwingen, doch seine Stimme schwankte trotzdem, als er die Frage stellte: »Wovon sprechen Sie?«

»Aber, aber, wer wird denn unter alten Freunden so förmlich sein? Oh natürlich, ich vergaß, der Vocoder und die Holzmaske. Aber die brauchen wir jetzt nicht mehr, oder?« Mit einer Fingerbewegung außerhalb des Kamerafeldes deaktivierte er den Stimmverzerrer.

Dann nahm der Oberste Assassine die Maske ab.

Ein böse lächelndes Antlitz schaute vom Bildschirm herab.

In diesem Augenblick begriff Imperator Björn Sjöberg, dass er den größten Fehler seines bisherigen Lebens begangen hatte. Was bis eben nur ein unangenehmes Gefühl gewesen war, wurde zu schrecklicher Gewissheit, als auf einen Schlag die ganze Katastrophe und all ihre Folgen auf ihn einstürmten.

Seine Stimme war nur noch ein ersticktes Röcheln, als er den Namen des Mannes aussprach, der hämisch lächelnd vom Monitor herabblickte.

»Richard ...«

»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe«, sagte Doktor Richard Meridian im Körper von Captain James Stark. »Dein Gesichtsausdruck entschädigt mich für so vieles.«

»Aber ...« Björn hatte das Gefühl, von einem Hochgeschwindigkeitsshuttle getroffen worden zu sein, doch aus irgendeinem Grund bewegte sein Geist sich mit der Geschwindigkeit einer weganischen Schnecke. »Wie ...?«

»Ach, weißt du, es ist prinzipiell recht einfach«, erklärte Richard. »Über die Jahrhunderte hinweg hat der Bund, der eigentlich dazu gedacht war, jene Schlüsselträger zu töten, die das Tachyonengefängnis öffnen können, sich zerstritten. Die üblichen Machtstreitigkeiten irgendwelcher Idioten, die ihre Taten dadurch zu rechtfertigen suchen, dass sie ihre Zwecke zur Ersatzreligion erheben.« Er winkte ab. »Da ich damals auf dem Mars unter diesem Trottel Freemann die Verlorenen Kinder geschaffen hatte, besaß ich meine Nachschlüssel bereits. Und ja, in der Tat gibt es einen ... nun, nennen wir es Sicherheitsmechanismus, der mich im Falle des Ablebens eines der Nachfahren gewarnt hätte. Aber das war unnötig, sie erfreuten sich bester Gesundheit.«

Er kicherte wie ein kleiner Junge, dem ein böser Streich gelungen war. »Was mir jedoch fehlte, war eine Armee. Genaugenommen war der Ketaria-Bund ein Plan B, falls du, mein lieber Björn, Probleme machst. Ich tötete einen abtrünnigen Kybernetiker, der gerade durch die Solare Union zog, nahm seinen Platz ein und vereinte die Splittergruppen der blauäugigen Killer. Es dauerte Jahrzehnte, die Infrastruktur im Verborgenen aufzubauen, die Machtbasis zu etablieren und den Mythos des Obersten Assassinen zu schaffen.«

»Die ganze Zeit«, hauchte Björn, »hast du daran gearbeitet? Erst in deiner Identität als Melnikow, später als Captain Stark?«

»Absolut«, sagte Richard. »Zwei Leben, zwei Aufgaben. Meine Verletzungen durch diese Schlampe Anika Magnus machten es schwerer, doch da der OA sowieso oft für Wochen oder Monate verschwand und meist über Monitor zu seinen Leuten sprach, ließ sich das machen.« Er neigte den Kopf zur Seite, und runzelte die Stirn. »Hast du dich denn niemals gefragt, warum die Assassinen uns beim Umsturz halfen? Wieso sie auf Sol-22 Yoshio Zhang und die anderen Admiräle sowie all die Mitglieder der Regierung und des Parlaments getötet haben?«

Nein, das hatte Björn nicht. Ein Auftrag wie jeder andere, hatte er gedacht. In diesem Moment fühlte er sich zurückversetzt in die Zeit, als er noch ein junger Hänfling gewesen war und seine ersten Schritte im Militär tat. Damals hatte er zwei linke Hände gehabt, zumindest hatte das Brüllen der Ausbilder darauf schließen lassen. Nichts wollte ihm gelingen.

Björn räusperte sich, dann begann er zu applaudieren. »Schön, du hast es uns allen gezeigt. Und nun kennst du sogar alle fünf Identitäten. Aber es kann doch unmöglich dein Plan sein, die Galaxis von den Ash'Gul'Kon zerstören zu lassen.«

»Ehrlich gesagt«, sagte Richard nach kurzem Schweigen, »werde ich genau das tun.«

»Weshalb?! Du bist ein Mensch und du lebst hier unter uns. Was sie dir auch angeboten haben, gerade du kannst doch nicht so dumm sein, diesen Kreaturen zu trauen.«

Er lachte leise, als spreche er mit einem kleinen zurückgebliebenen Jungen, der einfach nicht verstehen wollte, dass er - Richard - doch so viel mehr wusste und es für alles einen guten Grund gab. »Sie werden mir etwas ganz Besonderes geben.«

»Was?! Die Unsterblichkeit? Die Herrschaft über die Galaxis?«

»Bah.« Richard winkte ab. »Wer will diesen Drecksklumpen denn tatsächlich beherrschen? Diese undankbaren kleinen Kreaturen beschweren sich doch nur den ganzen Tag, schmieden Pläne für deinen Sturz und gründen kleine ›Wer hasst Sjöberg am meisten‹-Clubs.« Er schüttelte den Kopf. »Und die Unsterblichkeit ist kein Hexenwerk. Im Jahre 2317 hatten wir das Aetas-Serum so weit weiterentwickelt, dass der Alterungsprozess eines normalen Menschen vier Mal so langsam ablief wie ursprünglich. Du denkst zu klein, Björn.«

»Erhelle mich.«

»Nicht doch. Ganz so einfach mache ich es dir nicht. Nur eine Enthüllung pro Phasenfunkkontakt.« Er lachte, als handle es sich um einen besonders gelungenen Witz. »Jetzt muss ich mich noch um ein paar Dinge kümmern. Danke, dass du so freundlich warst, mir die Identität von Genschlüsselträger Nummer 5 zu nennen. Wir sehen uns bald wieder, Björn.«

Die Verbindung erlosch, der Monitor wurde schwarz. Björn sackte in seinem Konturensessel zusammen.

Richard hatte gewonnen.

Schmerzhafte Stille breitete sich aus. Vor dem Panaromafenster seines Büros ging der Abend in die Nacht über, die Lichter des fernen Paris waren zu erkennen.

Es war vorbei ...

... oder?

Wütend ballte Björn die Fäuste und schmetterte seine rechte auf die Tischplatte. Als durch den Kontakt die Holosphäre aktiviert wurde, schlug er direkt ein weiteres Mal zu. Das Bild des Acrux-System erlosch wieder.

Noch hast du nicht gewonnen, alter Freund.

Björn erhob sich. Möglicherweise war es an der Zeit, tatsächlich einen Pakt zu schmieden. Gegen Richard, die TRION-K.I. und den Jahrhundertplan. Er lächelte böse. Verloren hatte er erst, wenn die Galaxis in Trümmern lag.

Aber dazu wird es nicht kommen.

Er würde verhindern, dass dieser Wahnsinnige die uralte Plage namens Ash'Gul'Kon aus dem Tachyonengefängnis befreite. Was es auch kosten mochte, er würde die Genschlüsselträger finden und jeden Einzelnen davon desintegrieren.

Björn erhob sich und verließ sein Büro.

Das Wettrennen begann.

 

 

 

 

 

 

 

 

Angelica Sjöberg

5'-GCCAACGGGGAACUUAUCUGCGCC-3'

 

 

 

 

 

 

Terra, SOL-CENTER, Ebene 13, 05. September 2267, 21:30 Uhr

 

Angelica Sjöberg stand ein wenig abseits und beobachtete, was um sie herum geschah. Wie jedes Mal, wenn sie das SOL-CENTER aufsuchte, war sie unsichtbar. Björn kümmerte es nicht, ob sie sich hier, in der Villa, auf Terra oder sonst wo aufhielt. Für öffentliche Auftritte benötigte er sie, natürlich, immerhin musste irgendwer ihm in den Augen der Bürger des Imperiums zumindest einen Hauch Menschlichkeit verleihen.

Jahrelang hatte Angelica als Journalistin gearbeitet. Das alles hier - sie sah sich um - hätte sie verhindern können.

Als Tochter eines reichen Medienmoguls hatte sie das Handwerk von der Pike auf gelernt. Bewaffnet mit einer Kameradrohne, Aufnahmelinsen und Implantaten der ersten Generation war sie durch die Solare Union gereist, hatte Nachforschungen betrieben und Artikel geschrieben.

Ein Leben, das ihr gefiel. Doch dann, eines Tages, rief Ione Kartess Angelica zu sich. Bei diesem Treffen erfuhr sie zum ersten Mal etwas über das geheime Schattennetzwerk. In der folgenden Zeit recherchierte sie akribisch, während Ione die Kensingtons dort einschleuste. Die Freundin und spätere Präsidentin war damals Innenministerin unter Präsident Victor Stone gewesen.

Die Kensingtons bezahlten ihren Einsatz als Doppelagenten innerhalb des Schattennetzwerkes mit dem Leben. Angelica war untröstlich und recherchierte weiter, nur um festzustellen, dass ihr eigener Ehemann, Björn Sjöberg, der aufstrebende Space Navy-Offizier, das Netzwerk übernommen hatte. Gemeinsam mit einem Mann namens Captain Stark.

Angelica setzte ihm den metaphorischen Pulser auf die Brust. Er sollte das Schattennetz deinstallieren, die Firmen zerschlagen, diesen Quell dunkler Macht zerstören. Andernfalls wollte sie einen Artikel darüber schreiben. Sicherheitshalber flog sie zu den Randwelten, um einem befreundeten Journalisten das Material zuzuspielen.

Eine Reise ohne Wiederkehr.

Die Parliden überfielen die Kolonie und nahmen die Bewohner gefangen, ebenso Angelica. Heute wusste sie, dank der Omega-Datei von Sarah McCall, dass ihr Ehemann die Gefangenschaft geplant hatte. Er wollte sie loswerden. Offiziell wurde sie für tot erklärt, das Vermögen fiel an ihn.

Die Erinnerungen brodelten am Rande ihres Bewusstseins empor. All die Menschen in der Gefangenschaft der Sternköpfe, die Rüstungen, die Dunkelheit. Wie gerne hätte sie mit Marjella Cruz darüber gesprochen, aber die Psychologin war mittlerweile in die Solare Republik geflohen.

Angelica atmete langsam ein, hielt die Luft an, atmete dann wieder aus, um eine Panikattacke zu vermeiden. Um sich abzulenken, trat sie näher an Harrison Walker, Abigail Rosen und Björn heran. Natürlich bemerkte sie die Spannung sofort.

Der Imperator des Imperiums war wütend. Die Wissenschaftlerin strich ein, zwei Mal beruhigend über seinen Oberarm. Angelica hatte längst begriffen, dass sich zwischen den beiden etwas anbahnte.

Wenigstens etwas, dann lässt er mich in Ruhe.

»... mir Details«, verlangte Björn.

»Die Jungs und Mädels von der IT glauben, dass es die HYPERION ist, die versucht, mit der NOVA-Station Kontakt herzustellen«, sagte Harrison. »Die benutzen einen Einmalschlüssel, um in das Phasennetzwerk des Imperiums einzudringen. Dafür wollen sie allerdings eine Sicherheitslücke nutzen, die nicht mehr existiert. Wir haben den Algorithmus dahinter quasi ausgehebelt, alle daraus generierten Schlüssel sind nutzlos.«

Angelica glaubte für einen Moment ein wütend ausgestoßenes »Cross« zu hören, doch möglicherweise hatte sie sich auch getäuscht. »Gewähre ihnen Zugang zur Relaiskette«, befahl Björn. »Und mach aus der Verbindung eine Konferenzschaltung.«

»Willst du ihnen sagen, wer der fünfte Schlüsselträger ist?«, fragte Harrison, während seine Finger über die Touch-Konsole eines Terminals glitten.

»Auf keinen Fall.« Björn schüttelte entschieden den Kopf. »Dann konzentrieren sie sich nur noch auf diesen.«

Auf der linken Seite des Splitscreen war das verblüffte Gesicht von Captain Cross zu sehen, daneben das in eine zweidimensionale Ansicht umgebrochene Bild seiner Besatzung. Auf der rechten Seite starrten Admiral Jansen und Präsidentin Shaw in das Aufnahmefeld.

Angelica riss die Augen auf. Tess, die Tochter ihrer alten Freunde, war auf der HYPERION! Sie musste die Tränen wegblinzeln. Wie gerne hätte sie kurz mit dem Kind gesprochen, aber das würde Björn natürlich niemals zulassen.

»Ah, schön Sie alle wiederzusehen«, sagte er in seiner ganzen schleimigen Freundlichkeit. »Ich dachte, das wäre der richtige Moment für ein Konferenzgespräch.«

»Soviel zu unseren Einmalschlüsseln«, bemerkte Jansen trocken. »Es gelingt Ihnen einmal mehr, mir den Tag zu verderben, Björn. Ist das Ihr neues Hobby?«

»Aber, aber, meine liebe Isa«, sagte er zuckersüß. »Ich habe dich gar nicht so kratzbürstig in Erinnerung. Damals bist du immer brav in der Ecke gesessen und hast meine ... Umstrukturierungen der Navy abgesegnet. Hättest du nur genauer hingeschaut.«

Admiral Jansen verzog abschätzig die Mundwinkel. »Besprechen wir das Thema doch einfach demnächst auf Terra. Wenn ich mit einer Flotte vor der Haustür stehe und dir deinen Thron unter dem Hintern wegschieße.«

»Ich kann es kaum erwarten.«

Angelica bemerkte, dass sie bei den Worten ihres Mannes wütend die Fäuste geballt hatte. Sie mochte Jansen. Sie hasste Björn.

»Schön«, mischte Präsidentin Shaw sich ein. »Also, warum haben Sie dieses kleine Stelldichein initiiert, Imperator Sjöberg?«

»Nett, dass Sie fragen, Präsidentin Shaw.« Als Angelica zu Björn hinübersah, glaubte sie, das Lächeln ihres Mannes sei auf seinem Gesicht eingemeißelt, so falsch kam es ihr vor. »Unser letzter Versuch der Zusammenarbeit ist ja bedauerlicherweise aufgrund von Missverständnissen gescheitert.« Er fixierte Cross, der aber kein Wort sagte. »Lassen Sie es mich noch einmal probieren. Ab sofort erhält die Solare Republik uneingeschränkten Zugang zum Phasenfunk-Relaisnetz, Sie dürfen Ihren Funk gerne verschlüsseln, natürlich werden wir jede Verschlüsselung knacken und die Übertragungen speichern. Vorratsdatenspeicherung, Sie wissen schon.«

Nun wirkten die Gesprächspartner verblüfft. »Woher kommt die plötzliche Großzügigkeit, Imperator?«, fragte Kommandant Jayden Cross.

»Verzweifelte Zeiten, Captain. Sie haben da eine böse Prellung am Auge, sind Sie gestürzt?« Björn sagte das mit einer Anteilnahme und einem Ernst in der Stimme, als würde er es tatsächlich so meinen.

Natürlich war Angelica bekannt, dass ihr Mann Cross zusammengeschlagen hatte. Mittlerweile war keine Prellung mehr zu sehen, doch mit der provozierenden Bemerkung wollte er den Kommandanten der HYPERION augenscheinlich wütend machen.

Der Angesprochene zog jedoch nur die Brauen in die Höhe und schwieg.

»Schön«, sagte Björn. »Ich gewähre Ihnen den Zugriff, damit wir die Genschlüsselträger schneller finden. Immerhin steht noch immer unsere Galaxis auf dem Spiel. Da müssen persönliche Ressentiments hintanstehen.«

Als Cross den Blick zu seinen Vorgesetzten drehte, hielt Angelica den Atem an. Täuschte sie sich oder hatte Cross wirklich einen Augenblick inngehalten, um sie anzusehen?

»Eine Kooperation ist nicht mehr notwendig«, sagte Cross dann nach einer kaum merklichen Pause. »Lieutenant Michael Larik wurde im Verlauf der Ereignisse auf Acrux II von den Assassinen gefangengenommen. Vermutlich ist er bereits tot.«

Björn ballte die Fäuste. »Verflucht!«

»Sollten Sie sich darüber nicht freuen?«, fragte Admiral Jansen.

Björn ging nicht darauf ein. »Damit kommen wir zum zweiten Punkt, der für eine Zusammenarbeit spricht«, sagte er stattdessen. »Hinter der Maske des Obersten Assassinen steckt Richard Meridian.«

»Was?!« Es war die Stimme eines anderen Mannes, ein Offizier auf der HYPERION, der nun entsetzt in das Kamerafeld blickte. »Woher wissen Sie das?«

»Ah, Mister Akoskin«, sagte Björn. »Wie läuft es so als ehemaliger Killer? Genießen Sie Ihren Ruhestand? Ich fürchte, meine Aussage entspricht den Tatsachen. Er hat die Maske vor mir abgenommen.«

Auf diese Enthüllung folgte Schweigen.

Angelica selbst war nicht weniger verblüfft. Hinter der Maske des großen OA steckte niemand anderer als der alte gebrechliche Mann, den sie auf Fotos in einem lebenserhaltenden Biobett gesehen hatte, der später auf mysteriöse Weise geheilt worden war?

»Das bedeutet«, sagte Cross schließlich pragmatisch, »dass mein Offizier noch lebt. Meridian benötigt Larik.«

»Was nach wie vor heißt, dass wir die übrigen finden und schützen müssen«, bemerkte Jansen.

»Oder töten«, warf Björn ein.

»Ihre Identität ist uns bekannt, nachdem Cassandra Bennet die Kristallspeicherplatte entschlüsselt hat.«

»Aber das ist ja ausgezeichnet!«, rief Angelicas Mann.

Erneut hatte sie das Gefühl, als würde der Blick von Cross für einige Sekundenbruchteile auf ihr ruhen.

»Natürlich werden wir die Identitäten Ihnen gegenüber niemals offenbaren, Imperator.« Der Captain richtete die weiteren Worte direkt an Admiral Jansen. »Wir senden ein Kurierboot ins Alzir-System.«

Angelica wusste kaum etwas über Raumfahrt, aber dass ein Schiff im Phasenraum vor dem Ziel praktisch nicht abgefangen werden konnte, war Allgemeinwissen. Indem der Captain es Björn sagte, provozierte er nun seinerseits ihn, ging jedoch keinerlei Risiko ein.

»Schön, das ist nicht meine Sache, Cross«, spuckte ihr Mann förmlich aus. »Machen Sie doch, was Sie wollen. Aber wenn dadurch wertvolle Zeit verloren geht, haben Sie die Galaxis auf dem Gewissen.«

Er machte eine Handbewegung, worauf Harrison die Verbindung beendete.

»Dieser blöde kleine Scheißkerl«, fluchte Björn. »Mit unseren Ressourcen würden wir die Schlüsselträger innerhalb von Stunden ausgelöscht haben. Aber nein, die wollen weiterhin Pfadfinder spielen. Wie konnte es eigentlich kommen, dass derart unfähige Gutmenschen eine Republik zum Laufen bekommen?«

»Man möchte es kaum glauben«, sagte Abigail, »aber damit müssen wir erstmals wirklich hoffen, dass Cross Erfolg hat.«

»Jetzt dreh die Laserklinge nicht auch noch in der Wunde«, erwiderte Björn. »Der Tag war schon schlimm genug. Schön, immerhin kennen wir neben dem OA als Einzige die Identität der fünften Person. Auf der Kristallspeicherplatte war die glücklicherweise nicht aufgeführt.«

Angelica zuckte zusammen, als er den Namen nannte. Sie hörte nicht länger darauf, was ihr Ehemann weiter plante, sie musste handeln. Die Vorbereitungen hatte sie bereits vor Wochen getroffen, bisher jedoch immer aus Angst gewartet.

Aber jetzt geht es um ein unschuldiges Leben!

Sie wandte sich ab, und ging.

 

*

 

Terra, Residenz des Imperators, 05. September 2267, 22:16 Uhr

 

Das Gebäude besaß drei Stockwerke, mehrere Seitenflügel und insgesamt 312 Zimmer. Der Schwebegleiter landete vor der im alten Kolonialstil gehaltenen Villa, wo Angelica ausstieg.

Ein Zusammenspiel aus verschiedenen Prallfeldern und Antigravfeldern sorgte dafür, dass das Wasser des Springbrunnens, der vor dem von Säulen eingerahmten Eingang sprudelte, kunstvoll ineinander und aneinander vorbei floss. Oftmals stand sie stundenlang davor und beobachtete das Spiel des Wassers versonnen.

Bei den Parliden gab es kein Wasser.

Blitzartig kehrte die Erinnerung zurück. Die winzigen Schlafröhren, die Zeit im Anzug, in dem man zur Unbeweglichkeit verdammt war. Abrupt wallte das Bedürfnis in ihr auf, sich zu kratzen; eine Unmöglichkeit während der Gefangenschaft.

Seit ihrer Rückkehr wachte sie oft mitten in der Nacht panisch auf, blutig gekratzt, mit dem Gefühl zu ersticken. Die K.I. war mittlerweile darauf programmiert, die Wände in einem solchen Fall durchsichtig zu schalten, das Geräusch fließenden Wassers einzuspielen und einen starken Luftstrom zu generieren.

Freiheit, das höchste Gut des Menschen.

Nie zuvor war Angelica so klar gewesen, was es bedeutete, wenn einem die Freiheit genommen wurde. Es hatte sie entsetzt, was Björn mit der Solaren Union getan hatte.

Mein eigener Mann hat die gesamte Menschheit in ein Gefängnis gesteckt.

Zügig ging sie zum Eingang der Villa. Hinter ihr stieg Peter Corman aus dem Gleiter. Er war ihr Bodyguard und ständig an ihrer Seite, wenn sie sich nicht auf Ebene 13 aufhielt. Selbst zu Hause war er immer in ihrer Nähe. Seitdem ihre Psychologin Marjella Cruz den Häschern der I.S.P. entkommen war, hielt Björn Angelica 24/7 unter Beobachtung.

»Er ahnt noch immer nichts?«, fragte Peter.

»Nein«, erwiderte Angelica.

Sie gingen schweigend weiter; ihre Absätze klackten auf dem Parkettboden, die weichen Sohlen des Bodyguards blieben lautlos. Während sie ihre privaten Räumlichkeiten ansteuerten, nahm Peter Zugriff auf die K.I. der Residenz und aktivierte einen Schleifenzyklus. Vorgefertigte Video- und Audioaufnahmen legten sich über die echten Aufzeichnungen, damit sie frei sprechen konnten.

»Der Zeitpunkt ist gekommen«, sagte Angelica. »Björn ist mit seiner Jagd nach den Genschlüsselträgern beschäftigt, da ist seine Frau ihm egal.«

»Ist sie das nicht immer?« Sanft strich ihr Peter über den Rücken. »Die anderen wissen Bescheid. Der Widerstand wird dich schützen und mit dem nächsten möglichen Flug zum Alzir-System bringen. Nur in der Republik bist du sicher.«

Sie lächelte, genoss das Gefühl seiner Hand, die zuerst sanft ihren Nacken knetete, dann die Wirbelsäule entlangfuhr. Ein gehauchter Kuss erzeugte wohligen Nachhall, wo zuvor die Hand entlanggestrichen war. Sie bekam eine Gänsehaut.

»Danke für alles«, sagte sie.

»Nein.« Er schüttelte vehement den Kopf, legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. »Wenn wir irgendwann lebend auf der NOVA-Station sitzen, dann, und erst dann, darfst du dich erkenntlich zeigen.« Er zwinkerte.

»In Ordnung.« Sie kuschelte sich in eine Umarmung, wohl wissend, dass sie die Nähe nicht lange ertragen konnte. Nähe war gleichzeitig auch Enge. »Shaw wird etwas unternehmen, ich weiß es.«

»Was meinst du?«

»Sie wird die anderen dort rausholen«, erklärte Angelica. »All jene, die noch immer in den Rüstungen stecken, die gehalten werden wie Nutzvieh.« Sie schluckte. Ihr Puls beschleunigte. »Du hättest es sehen müssen. Dunkle Himmel, dunkle Gebäude, alles ist düster. Die Niederen Parliden - wir Menschen - sind steuerbare Puppen.« Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken, nicht darüber reden, doch die Worte sprudelten einfach so aus ihrem Mund. »Einmal ist ein Reaktor auf gefährliches Niveau angestiegen. Sie haben ein paar Niedere dorthin gesteuert, die das Leck in der Kammer schlossen. Danach wurden sie entsorgt. Strahlung hatte sich in den Rüstungsschichten abgelagert - die sind sowohl organisch als auch metallisch.«

In jenen Momenten vermisste Angelica Marjella Cruz am meisten. Die Gespräche, die tröstenden Worte, die neue Kraft, die aus einer Konsultation hervorging.

Peter verstärkte den Druck seiner Hände. Er wusste, dass ein körperlicher Reiz ihre Aufmerksamkeit von den Erinnerungen abzog.

»Danke«, sagte sie erneut. Er lächelte nur. Dann ertönte ein Audiosignal. »Was ist los?«

»Endlich.« Er atmete auf. »Die Incept-K.I. konnte den Schlüssel zum in dir implantierten ARFID-Chip auslesen. Damit können wir deinem Ehemann ein falsches Ortungssignal vorgaukeln. Während er glaubt, dass du noch immer hier bist, fliegen wir längst mit einem Schnellshuttle zu einer der Kolonien im Sol-System und von dort weiter zu einem Schiff.«

Endlich. »Wann geht es los?«

»Jetzt.«

»Was?!« Sie schreckte auf, brachte Abstand zwischen sich und ihn. »Aber ... Ich habe nichts gepackt. Kleidung, Essen ...«

Er hob sanft die Hand. »Hör auf, Ausreden zu suchen. Seit Wochen bereiten wir diesen Tag vor. Es ist so weit. Denk nicht darüber nach, glaub einfach deinem Gefühl.«

Sie lachte auf. »Mir ist noch nie ein Mann begegnet, der so einfühlsam ist wie du.« Langsam ging sie zu ihm hin, legte ihre rechte Hand auf Herzhöhe an seine Brust. »D...«

»Wenn du jetzt ‚Danke‘ sagst, muss ich dir wehtun.«

Sie kicherten beide.

Angelica atmete noch einmal tief durch, ließ ihren Blick schweifen und straffte die Schultern. Sie würde diesen Ort nicht vermissen.

»Gehen wir.«

 

*

 

Terra, SOL-CENTER, Ebene 13, 05. September 2267, 23:01 Uhr

 

»Sir.« Ein junger Kerl in schwarzer Uniform und kurzem roten Haar hatte sich leise von der Seite genähert. Auf der linken Brustseite trug er ein Emblem, das ihn als einen der IT-Jungs kennzeichnete. Er hielt sein Pad umklammert wie einen Rettungsring und schaute strikt zu Harrison.

Björn lächelte innerlich. Sie fürchteten ihn, das war gut.

»Was gibt es?«, fragte der Chef der I.S.P. gereizt. »Ich beschäftige mich gerade mit dem Dilettantismus Ihrer Kollegen, denen es nicht gelungen ist, den Standort der HYPERION aufzuspüren. Dabei bin ich grundsätzlich der Meinung, dass es hätte möglich sein müssen.« Leise, wie zu sich selbst sprach er weiter. »Vermutlich ist diese blöde K.I. schuld, die sie mittlerweile an Bord haben.«

Der junge Kerl räusperte sich wieder. Björn freute sich bereits, auf das, was nun kam. Harrison würde den Milchbubi in Grund und Boden stampfen.

Der Chef der I.S.P. ließ von seinem Monitor ab und richtete seine Aufmerksamkeit erwartungsgemäß auf den jungen Mann. »Sie glauben also, dass Sie etwas Wichtiges beizusteuern haben. Geht es bei der Sache um die HYPERION?« Er deutete auf das Pad.

»Nein«, krächzte der Milchbubi. »Es ... Angelica Sjöberg.«

»Was?!«, fragte Harrison.

»Was?!«, stieß Björn gleichzeitig hervor.

»Ähm.«

»Reden Sie!«, polterte der Chef der I.S.P. los.

»Natürlich ... äh, Sir. Bei unserem Kontakt mit der HYPERION bemerkte ich, dass der Blick von Cross zwei Mal auf die First Lady gerichtet war.« Er sprach so schnell, als halte jemand einen Pulser an seine Schläfe. »Das erschien mir seltsam. Also habe ich die Überwachungsdaten von Angelica Sjöberg geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass wir nicht die Einzigen sind, die sie unter Beobachtung halten.«

»Es gibt noch andere?«, fragte Björn. Dann atmete er schwer aus. »Natürlich, der Widerstand. Sie haben sie als Ziel ausgewählt, weil sie an mich nicht herankommen.«

»Aber nach der vollständigen Zerstörung der Kybernetiker haben die sich von allem zurückgezogen«, sagte Harrison schnell. »Es gibt kaum noch E-Letter im GalNet, keine Anschläge, es ist vollkommen ruhig.«

»Wie erklärst du dir das dann?«, fauchte Björn.

»Ähm«, meldete sich der Rotschopf. »Genau genommen war es keinesfalls der Widerstand. Die hochwertige Technologie deutet auf jemand anderen hin.«

»Die Republik?«, überlegte Harrison.

»Nein«, sagte der Milchbubi. »Anhand der wirklich sehr fortgeschrittenen Technologie gibt es nur zwei Optionen. Entweder die Zukunftsrebellen oder der Ketaria-Bund.«

Der Chef der I.S.P. grapschte sich das Pad. »Geben Sie her.«

Björn runzelte nachdenklich die Stirn. Die Zukunftsrebellen waren nie und nimmer an Angelica interessiert, ihre Agenda beruhte darauf, die Randwelten dem eigenen kleinen Sternenreich einzuverleiben. Danach würden sie das Imperium angreifen, nicht vorher.

Die Ketaria-Assassinen - also Richard - konnten aber ebenfalls kein ... Björn schnappte entsetzt nach Luft. »Harrison, Generalbefehl an alle Einheiten der I.S.P. und die hiesige Exekutive. Ich will, dass jedes