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Die Ash'Gul'Kon lassen den Völkern der Milchstraße keine Zeit und setzen sich in Bewegung. Erbarmungslos arbeiten sie sich voran, löschen ganze Kolonien aus. Um den neuen Feind aufzuhalten, benötigt die Republik Unterstützung. Captain Jayden Cross erhält den Auftrag, die Heimat der Parliden aufzusuchen, um die Chancen für ein Beistandsabkommen auszuloten. Wie werden die Sternenköpfe auf die diplomatische Mission reagieren? Dies ist der sechsundzwanzigste Roman aus der Serie "Heliosphere 2265". Im November 2265 übernimmt Captain Jayden Cross das Kommando über die Hyperion. Ausgerüstet mit einem neuartigen Antrieb und dem Besten an Offensiv- und Defensivtechnik, wird die Hyperion an den Brennpunkten der Solaren Union eingesetzt. Heliosphere 2265 erscheint seit November 2012 monatlich als E-Book sowie alle 2 Monate als Taschenbuch. Hinter der Serie stehen Autor Andreas Suchanek (Sternenfaust, Maddrax, Professor Zamorra), Arndt Drechsler (Cover) und Anja Dyck (Innenillustrationen).
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Seitenzahl: 152
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Heliosphere 2265
Band 26
von Andreas Suchanek
Ende des Jahres 2267 ist es Richard Meridian gelungen, den Jahrhundertplan zu vollenden. Er konnte das Tachyonengefängnis der uralten Rasse der Ash'Gul'Kon öffnen, worauf die gefährlichen Aliens in die Milchstraße zurückkehren.
Die galaktischen Mächte sind zersplittert wie nie zuvor und liegen untereinander im Krieg. Die Solare Republik, das Imperium, die Zukunftsrebellen, die Rentalianer und die Aaril sind damit keine wirklichen Gegner für den gnadenlosen neuen Feind.
Auf der Schlüsselstation in der Nähe des Tachyonengefängnisses kommt es zu einem letzten Zweikampf zwischen Björn Sjöberg und seinem ehemaligen Mitstreiter. Der Imperator trägt den Sieg davon und tötet Richard Meridian, bleibt aber selbst schwer verletzt auf der Station zurück.
Der Gruppe rund um Captain Cross gelingt es im letzten Augenblick, Lieutenant Michael Larik zu retten, die übrigen Genschlüsselträger werden jedoch von der gnadenlosen Künstlichen Intelligenz der Raumstation, hinter der sich die Kriegshand der Ash'Gul'Kon verbirgt, getötet.
Nach einer waghalsigen Flucht kann das Außenteam von der Station geborgen werden. Captain Cross schafft es dabei sogar, wertvolle Daten von Sjöbergs Raumschiff, der EMPIRE, zu bergen. Die HYPERION fliegt zurück ins Alzir-System. Dort angekommen empfangen sie eine Übertragung der Ash'Gul'Kon. Die Aliens beginnen sofort mit ihrem Vernichtungsfeldzug und zerstören die verbliebene Flotte des Ketaria-Bundes. Den Heeren der Spinnenskorpione fallen die letzten Streiter der Assassinen zum Opfer. Dann offenbart sich die geheimnisvolle Stimme, die die gegnerischen Einheiten befehligt. Es ist Tess Kensington, die auf der anderen Seite des Tachyonentunnels körperlich und geistig verändert wurde. Sie steht nun offenbar an der Spitze des feindlichen Heeres, dazu bereit, die Völker der Milchstraße auszulöschen.
Das Abenteuer geht weiter …
Der Raum ähnelte der Kommandobrücke eines Raumschiffes. Nur gab es mehr Monitore. Viel mehr. Spezialisten in der dunkelblauen Uniform der Space Navy, mit dem Abzeichen, das sie als IT'ler auswies, saßen dicht an dicht hinter den Konsolen.
Eine große Holosphäre stand im rückwärtigen Bereich, in der sich die dreidimensionale Oberfläche von Pearl abzeichnete. Die einstige Paradieswelt war seit dem Angriff der Sternenschiffe im Jahre 2266 zu einer radioaktiven Hölle geworden. Sjöberg nutzte das aus und hatte Gefangenenlager errichtet, die Monate später durch die Rebellen aufgelöst worden waren. Dabei war ein sich permanent selbst erzeugender elektromagnetischer Impuls auf der Oberfläche freigesetzt worden. Einzig diesem war es zu verdanken, dass der Mensch-Parliden-Hybrid noch immer dort unten festsaß. Er konnte die geheime Kaverne nicht verlassen, die einst durch Ilja Melnikow angelegt und später von Doktor Petrova entdeckt worden war.
Die Spannung im Raum war mit den Händen greifbar. Die Spezialisten starrten auf ihre Anzeigen, dazu bereit, sofort auf alles zu reagieren. Vom Erfolg der Mission hing eine Menge ab. Hier und da unterhielten sich einzelne Personen leise und flüsterten sich gegenseitig Interpretationen der Analysedaten zu.
„Das Shuttle taucht soeben in die Ionosphäre von Pearl ein“, meldete ein Sensorspezialist.
Admiral Isa Jansen nickte nur. Sie behielt sowohl die primären als auch sekundären Sphären im Auge. In einer davon wurden die durchscheinenden Silhouetten von zwölf Männern und Frauen in militärischen Skinsuits, ihre Lebenszeichen sowie die Offensiv- und Defensivwerte der Suits angezeigt. Die Monitore zeigten unterstützende Skalen und Daten.
Immer mehr Spezialisten unterhielten sich flüsternd, besprachen die Werte und prognostizierten Szenarien, um gegenüber allen Eventualitäten gewappnet zu sein. Es war seit etlichen Monaten der erste Ausflug hinunter auf Pearl.
„Wir haben viel zu lange damit gewartet“, sagte Angelo Angelosanto. Der Verteidigungsminister trug einen maßgeschneiderten Anzug, sein schwarzes kurzes Haar lag nach hinten gegelt an.
„Derartiges sollten Sie mit der Präsidentin besprechen, Herr Minister“, sagte Isa. Sie verabscheute den aalglatten Typ. „Ich persönlich befolge Befehle, die mir gegeben wurden.“
Er lachte amüsiert. „Sie mögen mich nicht, Admiral.“
„Das ist richtig.“
„Dann herrscht ja Einigkeit zwischen uns. Ich kann Sie ebenfalls nicht ausstehen. Jayden Cross, die neue Admiralität und Sie, das ist doch alles ein Klüngel. Sie sind Anachronismen. Ihr Idealismus mag in einer Holoromanze schön anzusehen sein, aber die Realität bietet keinen Platz für Romantiker. Es geht hier um mehr. Harte Entscheidungen müssen getroffen werden.“
Er hört sich wirklich gerne reden.„Ich habe bereits schwere Entscheidungen getroffen, als Sie gerade mal Ihre ersten Schritte in der Politik taten. Wenn Sie etwas entscheiden, geht es immer um Stimmenfang. Tue ich das, stehen Leben auf dem Spiel. Sparen Sie sich also Ihren Atem, Herr Minister. Ich lasse mich nicht in politische Ränkespiele hineinziehen oder instrumentalisieren.“
„Wir werden sehen“, sagte er. „Immerhin trugen Sie die Befehlsgewalt über die Space Navy, als die Ash'Gul'Kon zurückkehrten. Womöglich hätten Sie deutlich mehr tun können. Aber das mag ein Untersuchungsausschuss klären.“
Das Panzerschott rollte zur Seite und unterbrach ihren netten kleinen Plausch.
„Ist alles soweit bereit?“, fragte die Präsidentin.
Jessica Shaw betrat COMMAND, wie der Krisenraum genannt wurde. Sie trug ein anthrazitfarbenes Kostüm, die blonden Haare fielen ihr auf die Schulter. An den Ohren baumelten dezente grüne Smaragdohrringe. Eine elegante, aber nicht protzige Erscheinung.
An ihrer Seite ging Priscilla King, die Stabschefin. Wie immer hielt sie ihr Pad in der Hand, hatte ein Headset aufgesetzt und wirkte, als habe sie viel zu viel zu tun.
„Das Shuttle erreicht in wenigen Minuten den Eingang der Kaverne“, sagte Isa. „Die Marines sind instruiert und ausgerüstet. Der Hybride soll geborgen werden, die von Melnikow alias Meridian zurückgelassene Technologie wird gesichert.“
„Sehr gut.“
Angelosanto räusperte sich. „Sollte es allerdings zum Äußersten kommen, wird dem Parliden mit letaler Gewalt begegnet.“
„Das entscheide letztlich ich, Angelo“, sagte die Präsidentin ruhig. „Die Sicherheit unserer Marines geht natürlich vor. Aber wir wollen uns doch nicht zu Schnellschüssen hinreißen lassen.“ Sie standen gemeinsam rund um die zentrale Holosphäre. „Hat der Trupp dieGeheimwaffean Bord?“
Isa nickte.
„Geheimwaffe?!“ Der Verteidigungsminister funkelte die Präsidentin wütend an. „Wovon sprechen Sie da?“
„Ruhig, Angelo. Lehnen Sie sich einfach zurück“, kam es von Shaw. „Wir haben hier doch alle das gleiche Ziel. Oder etwa nicht?“
Treffer.Isa behielt ihr Pokerface aufgesetzt. Natürlich wusste sie, dass Angelosanto mit Alexis Cross verheiratet war, die über ihren Ehemann immer wieder versuchte, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Als ehemalige Größe der terranischen Wirtschaft war sie mit allen Wassern gewaschen. „Madam Präsident, das Shuttle setzt zur Landung an.“
In der Holosphäre sank das Fluggefährt langsam, vom Antigrav gebremst, zu Boden. Die Seitentür glitt nach hinten auf. Nacheinander sprangen die Marines hinaus.
Der Flug nach Pearl war nur in Spezialshuttles möglich, die mit einem Schutz gegen den permanenten EMP ausgerüstet waren. Ein solches Gefährt brachte mehr Tonnage mit sich und war daher nicht so wendig wie gewöhnliche Shuttles.
Auf zwölf sekundären Holosphären erschienen nun die Übertragungen aus den Helmkameras der Marines. Taktische Einschätzungen wurden angezeigt, Objekte im Gesichtsfeld markiert und von Algorithmen klassifiziert.
„Wir sind bereit, Ma'am“, meldete Corporal Guneta.
„Sie haben ein ‚Go‘“, sagte Isa. Als ranghöchste Admiralin leitete sie den Einsatz von hier aus. Die Präsidentin konnte natürlich als Oberbefehlshaberin der Streitkräfte jederzeit einen gegenteiligen Befehl geben, den Isa dann an die Marines weitergeben musste.
Die Männer und Frauen verteilten sich strategisch, brachten ihre Pulsergewehre in Anschlag und betraten die Kaverne.
*
Corporal Jagdev Guneta war auf alles gefasst, als er mit seinen Männern die Kaverne betrat. Seitdem Commander Noriko Ishida und Doktor Siu Damato den Hybriden aufgeweckt hatten, der hier von Richard Meridian in einer seiner früheren Inkarnationen erschaffen worden war, hatte niemand mehr das Areal betreten. Das seltsame Wesen kam nicht heraus, sie gingen nicht hinein.
In der Folgezeit waren sie damit beschäftigt gewesen, den Erhalt der Republik zu sichern. Da war keine Zeit für solche Kleinigkeiten wie ein gefangenes Mischwesen.
Scheinbar hatte Admiralin Jansen die Situation nun neu evaluiert. Aus irgendeinem Grund hatte der Hybride an Wichtigkeit gewonnen.
Ringsum gingen Klarmeldungen ein.
Auf seinem taktischen Display im Helm konnte Guneta genau verfolgen, wo seine Leute gerade waren und was sie taten. Als Truppführer musste er das große Ganze im Auge behalten. Immer wieder wurden zudem neue Daten von NOVA eingeblendet. Dank eines neuen satellitengestützten Systems, das gegen EMP-Strahlung geschützt war, konnte eine Kommunikation stattfinden.
In den letzten Wochen hat MINDLAB uns mit neuer Technik überflutet. So langsam zahlt das Ding sich aus.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Transpondersignal von Private Cole schlagartig erlosch. „Eli, Jan, was ist bei euch los? Ich habe das Signal von Martin verloren.“
„Bestätige einen Verlust“, kam es von Eli Jenkins.
Bisher war nicht ein Schuss gefallen. „Was zur Hölle ist passiert?“
„Hab ihn gerade gefunden, Corp. Keine äußeren Wunden feststellbar“, sagte Eli. „Todesursache unbekannt.“
Jagdev fluchte haltlos. Dabei war es ihm egal, ob die feinen Damen und Herren im COMMAND-Center pikiert zu Boden sahen. Der Hybrid musste Waffen besitzen, die sie nicht kannten. Martin trug einen Skinsuit. Wie hatte der Scheißkerl den Anzug penetriert? Toxine, kinetische Projektile, Laser; all das hätte Spuren hinterlassen.
„Corp, ich habe etwas in der Ortung“, kam es von Michaela Perkins. Sie war ein Sensorass und heute dafür zuständig, den Hybriden aufzuspüren.
„Na endlich!“
„Keine Biosignatur“, sagte sie. Ihr Blick haftete angestrengt auf dem Display des Handsensors, der zu mehr Leistung fähig war, als die in den Anzügen integrierten Sensoren. „Meine Einschätzung: eine mobile Kampfeinheit.“
Im Stillen verfluchte Jagdev Richard Meridian und seine ganzen perfiden Pläne. Was hatte er ihnen jetzt wieder hinterlassen?
„Corp“, erklang die Stimme von Eli aus dem Helmmikro. „Ich glaube, wir haben …“ Seine Stimme brach abrupt ab. Dann begann er, zu brüllen.
„Status!“, bellte Jagdev ins Aufnahmefeld.
„Der Hybrid!“, rief Jan. „Das sind seine Gedanken.“ Dann schrie auch er.
„Drohne auf 1300!“, rief Michaela. Mit einem Hechtsprung brachte sie sich hinter einem Felsbrocken in Sicherheit.
Jagdev sprang ebenfalls. Glücklicherweise war die Höhle übersät von Stalagmiten und Stalaktiten.
Dann brach Chaos aus. Die Schreie von Eli und Jan ebbten ab. Kurz darauf erloschen auch ihre Transpondersignale. Gleichzeitig glitt eine kugelförmige Drohne aus einem der Gänge. Die Außenhülle wies Hunderte winzige Löcher auf, aus denen sie Pulserpartikel abschoss.
Einer seiner Privates wagte sich aus der Deckung, um mit dem Pulsergewehr zu feuern. Eine Sekunde später krachte er zu Boden.
„Die Partikel durchsieben unsere Suits“, sagte Michaela. „Ich orte keine elektrische Ladung. Oh, Shit! Die Projektile bestehen aus einem mit Diamantadern durchsetzten unbekannten Polymer. Abschuss bei fünffacher Schallgeschwindigkeit.“
Jagdev riss entsetzt die Augen auf. Einem solchen kinetischen Druck konnten die Skinsuits nicht standhalten. Insgesamt bestand der Servosuit aus drei Materialschichten. Die Außenschicht war aus Teflon-Polymeren zusammengesetzt, die stabiler und reißfester waren als die Spinnenfadenstoffe, die bis vor einigen Jahren Verwendung gefunden hatten.
Elektronisch gesteuerte Polymere, die als chemische und mechanische Sensoren fungierten, ermöglichten es im Zusammenwirken mit veränderbaren Polymeren, dass weiche Nanostrukturen, sobald kinetische Kraft auf sie einwirkte, an bestimmten Stellen hart wurden, um so als Schutz oder Kompressor für Wunden zu dienen.
Die verhärtende Schicht schützte auch vor kinetischen Einschlägen. Es sei denn, diese überschritten eine gewisse Toleranzgeschwindigkeit.
Jagdev fokussierte ein Icon auf seinem Helmdisplay, das dadurch aktiviert wurde. Damit erhielt er Zugriff auf die Muskelverstärker.
Durch Nanomoleküle, die sich mit Strom öffnen und schließen ließen, wurden Exo-Muskeln geschaffen, die in den Handschuhen, Uniformen und Schuhen eingearbeitet waren und Jagdev eine größere Kraft verliehen.
Eines war sicher: Wenn sie nicht schnell handelten, rieb der Hybrid sie mit seinem Spielzeug auf. Zwei weitere Transponder erloschen, als die Schallpartikel Skinsuits durchschlugen. Damit gingen Eli, Jan und Martin auf das Konto des Mischlings, die anderen waren der Meridian-Waffe zum Opfer gefallen.
Jagdev griff nach dem Felsen vor sich, hob ihn mit Unterstützung der Exo-Muskeln an und schleuderte ihn auf die Drohne. Ein letzter Regen aus Schallpartikeln schoss hervor, dann explodierte ein Aggregat des Geräts.
„Das war knapp“, sagte Michaela.
„Zu knapp“, bestätigte Jagdev.
„Ich spreche euch Mut zu“, erklang eine seltsam verzerrte Stimme. „Aber das wird euer Leben nicht retten.“
Der Hybrid erschien.
*
Mit jedem erlöschenden Transpondersignal gruben sich die schmerzhaften Klauen des Verlustes in Isas Eingeweide. Sie zwang sich dazu, mit gelassener Miene weiter zuzuschauen. Jagdev war ein Profi. Natürlich hatte der Hybrid weitreichende Vorteile. Er konnte die Maschinen von Meridian einsetzen, zumindest jene, die noch funktionierten. Die Kaverne war über die Jahrzehnte eher zu einem Mausoleum geworden.
Hier und da fand sich ein kostbares Stück - sie gingen davon aus, dass auch eine Körpertauschmaschine darunter war -, aber der Rest gehörte zum Altmetall.
„Aber das wird euer Leben nicht retten“,erklang es aus den Lautsprechern.
Angelosanto keuchte auf, die Präsidentin zuckte zusammen. Isa starrte wie gebannt auf die Holosphäre, wo die Aufnahme von Jagdevs Helmkamera übertragen wurde.
Da kam er.
Selbstsicher und hoch erhobenen Hauptes. Der Hybrid.
Sein Körper besaß humanoide Form. Die Haut wirkte, als sei sie aus angeschmolzenem Metall und schimmerte blau; nicht wie bei seinen Artgenossen schwarz. Er wirkte eher wie ein Parlide als ein Mensch. Doch aus den bisherigen Erkenntnissen wusste sie, dass zu seiner Erschaffung menschliche und parlidische DNA gekreuzt worden war.
Das Ziel von Meridian war es gewesen, einen Körper für die Kriegshand zu erschaffen. Damit wären Meridian im Körper von Sjöberg als Mensch-Ash'Gul'Kon-Hybrid und die Kriegshand als Mensch-Parliden-Hybrid zu Eckpfeilern der neuen Macht geworden.
Wenigstens ein paar seiner Pläne konnten wir vereiteln.
Alle Pulsergewehre waren auf den Hybriden gerichtet, der langsam näherkam.„Eure Waffen sind lächerlich.“
„Admiral Jansen, ich denke, wir haben genug gesehen“, sagte die Präsidentin.
„Die Geheimwaffe?“
„Sofort“, bestätigte die mächtigste Frau der Republik.
In der Holosphäre hob der Parlidenhybrid beide Arme, als könne er eine unsichtbare Macht entfesseln. Im gleichen Augenblick glitten die Pulsergewehre aus den Händen der Marines, weil sie die Hände gegen die Helme pressten.
„Er benutzt das Whispernetz als Waffe“, sagte die Präsidentin. „Wie vermutet.“
„Jansen hier“, sprach Isa in ein Mikrofonfeld. „Gehen Sie vor, wie besprochen.“
Die Marines gingen auf die Knie. Einige lagen bereits am Boden. Die übertragenen Biowerte fluktuierten.
„Unsere Leute sind in Lebensgefahr“, meldete eine Paramedic. „Das halten die nur noch ein paar Sekunden aus, nicht länger.“
Isa starrte auf die Holosphäre und ballte die Fäuste.
*
Kiesel knirschten unter ihren Stiefelsohlen, als sie die Kaverne zum zweiten Mal betrat. Ihr letzter Besuch lag viele Monate zurück. Vor dem Flug der HYPERION in die Zukunft, im Zuge dramatischer Ereignisse rund um das Erios-Virus III, war sie mit Doktor Damato hier gelandet.
Sie erreichte die Höhle.
Der Hybride blickte in ihre Richtung. „Du!“
„Ja, ich“, sagte Commander Noriko Ishida. „Es ist lange her.“
Sie konnte den Hass spüren, der ihr durch das Whispernetz entgegenbrandete. Dank der künstlichen Biomaterie in ihrem Schädel besaß sie Zugriff auf den telepathischen Bereich, in dem die Parliden sich verständigten.
„Mörderin meines Volkes“, flüsterte der Hybrid.
„Genau genommen bist du Mensch und Parlide“, sagte Noriko. „Aber was die Bombe angeht, habe ich versucht, den Anschlag auf deine Heimatwelt zu verhindern. Johnston …“
„Ich habe alles gesehen“, sagte er, die Fäuste in einer ganz und gar menschlichen Geste geballt. „Duhattest das Kommando. Dafür wirst du zahlen.“
Die Erinnerung an jenen Moment, als der Hybride in ihre Gedanken eingedrungen und alles Wissen, das sie besaß, in sich aufgenommen hatte, ließ ihren Magen verkrampfen.
„Dieses Mal werde ich dich töten“, sagte er.
Dann brandeten seine Gedanken mit der Gewalt eines Hurrikans heran. Noriko taumelte, hielt ihre Gedankenmauer aber aufrecht. In den letzten Wochen hatte sie mit Doktor Tauser verschiedene Szenarien besprochen und sich von Sarah McCall Informationen über telepathische Interaktion geben lassen - immerhin hatte diese ihr Raumschiff lange Zeit über eine neurale Schnittstelle gesteuert.
„Du hast keine Chance gegen mich“, sagte er.
„Nein“, stieß Noriko keuchend hervor. Schweiß lief ihr über die Stirn und tropfte zu Boden. Ihr war heiß. „Aber das muss ich auch nicht. Meine Aufgabe ist es lediglich … dich abzulenken.“
Die Wut des Hybriden wurde zu Verblüffung.
Pulsersalven schlugen synchron auf ihn ein. Er ging zu Boden. Sein Geist erlosch.
Noriko brach schwer atmend in die Knie, saugte gierig Luft in ihre Lungen.
„Alles in Ordnung, Commander?“, fragte Corporal Jagdev.
„Bestens“, sagte sie schließlich.
Grimmig lächelnd half er ihr in die Höhe. „Wir haben es geschafft.“
„Geschafft?“, echote Noriko. „Wie kommen Sie darauf? Nein. Jetzt fängt es erst an.“
*
(20 Tage später)
„Es wird auch langsam Zeit“, sagte Captain Jayden Cross. „Wir sitzen hier und warten darauf, dass die HYPERION instand gesetzt wird, während dort draußen bereits ein Krieg tobt.“
Gemeinsam mit Noriko Ishida schlenderte er über Deck vier zum Treffpunkt. Um sie herum wuselten die Werftheinis - Ingenieure, Techniker, Protokollanten und die Testcrew - umher, um letzte Einstellungen vorzunehmen. Wie immer war die Zeit zu knapp. Und doch war Jayden froh, endlich wieder in den Einsatz geschickt zu werden.
„Wir können uns glücklich schätzen“, sagte Ishida. Sie wirkte frisch und ausgeruht. Ihr langes Haar glänzte seidig, die Augen funkelten. „Bei der Ressourcenknappheit, der wir uns immer noch gegenübersehen, sind zwei Monate nichts. Trotzdem …“ Sie seufzte. „Mir geht es genauso.“
„Haben Sie die Berichte Ihrer Freigabestufe gelesen?“ Jayden strich seine Uniform glatt.Wie macht sie das nur, ständig wie aus dem Ei gepellt zu wirken? Das muss von Lorencia abfärben.
Sie nickte. „Das ehemalige Heimatsystem des Ketaria-Bundes ist dicht. Alles abgeriegelt, kein Spähschiff kommt durch.“
„Es ist, wie Lorencia vermutet hat, die temporale Diskrepanz wird uns zum Verhängnis. Da die Zeit auf der anderen Seite des Schlundes schneller vergeht, haben die innerhalb der letzten zwei Monate eine Anzahl an Raumschiffen produziert, für die wir zwei Jahre benötigen.“ Er ballte die Fäuste. „Egal, was wir aufbieten, die werden schneller sein.“
„Gibt es Informationen über weitere Angriffe?“
Jayden schüttelte den Kopf. „Der militärische Geheimdienst und die Spähschiffe leisten gute Arbeit. Da Sjöberg uns wieder aus dem Phasenfunknetz geworfen hat, benötigen die Informationen trotzdem länger. Mittlerweile sind Sporenschiffe im Sol-System, bei Wega, Alpha Centauri sowie im Gebiet der Rentalianer gesichtet worden.“ Er hielt einen Moment inne. Als Captain besaß er Zugang zu Datenmaterial, das Ishida unzugänglich war. In manchen Fällen durfte er nach Ermessen entscheiden, seine I.O. einzuweihen. „Vor zwei Tagen wurde ein Spähschiff am Rand des Alzir-Systems gesehen.“
„Bei uns?!“ Sie blieb verblüfft stehen und starrte ihn an. „Und das wurde nicht bekannt gegeben?“
„Nein. Die Präsidentin will keine Panik auslösen. Es handelte sich immerhin nur um ein Spähschiff. Wir können nicht voraussagen, was das erste Angriffsziel außerhalb des ehemaligen Assassinenraums sein wird, allerdings herrscht Einigkeit darüber, dass der Angriff kurz bevorsteht.“
Sie gingen weiter.
„Kaum zu glauben“, sagte Ishida schließlich. „Auf der Kommandobrücke erwarte ich immer, dass Kensington Meldung macht.“
Jayden schwieg.