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Commodore Jayden Cross wird nach Alpha Centauri gebracht, wo ihn ein Schauprozess erwartet. Captain Ishida bleibt nicht viel Zeit, um alte Freunde um sich zu vereinen und einen Rettungsplan zu ersinnen. Dabei wird vor allem Commodore Hawking zu einem ernsten Problem. Unterdessen verhandeln die Völker der Milchstraße auf der NOVA-Station über eine interstellare Allianz. Aber es sieht schlecht aus, werden die Bemühungen doch von Alexis Cross immer wieder aufs Neue torpediert! Dies ist der dreiunddreißigste Roman aus der Serie "Heliosphere 2265".
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Seitenzahl: 146
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Heliosphere 2265
Band 33
von Andreas Suchanek
Anfang des Jahres 2268 herrscht Chaos in der Milchstraße. Das übermächtige Solare Imperium, mit Imperator Björn Sjöberg an der Spitze, hält seine Welten im Würgegriff. Gleichzeitig greifen die zurückgekehrten Ash’Gul’Kon – Spinnenskorpione, die ihrem temporalen Gefängnis entkommen konnten – alle Völker an.
Um überhaupt eine Chance gegen die Gegner zu haben, versucht die Präsidentin der Solaren Republik, Jessica Shaw, eine Allianz zwischen den kleineren Sternennationen zu formen. Parliden, Aaril, Rentalianer und die Kybernetiker sollen mit der Republik in einer interstellaren Gemeinschaft vereint werden. Doch das Ziel ist fern, die Hürden groß.
Fernab der Politik formt die Space Navy einen Verband, bestehend aus der SJÖBERGS UNTERGANG, der IKARUS, der IONE KARTESS und der HYPERION. Im NORTHSTAR-System geraten die Schiffe in einen Kampf mit einem imperialen Schiffsverband unter dem Kommando von Admiralin Kendra Ironstone. Während seine Leute entkommen, ergibt sich Commodore Jayden Cross der feindlichen Admiralin, erschießt sich jedoch kurz vor der Gefangennahme selbst. Einzig dem bioneuralen Tattoo in seinem Körper ist es zu verdanken, dass die Verletzungen geheilt werden können. Er wird an Imperator Sjöberg übergeben.
Im Alzir-System hat Alexis Cross erfolgreich den Körper mit Präsidentin Shaw getauscht. Damit regiert sie unerkannt als Staatsoberhaupt die Solare Republik. Sie hat nur ein Ziel: Sie will Republik und Imperium vereinen. Und dieses Ziel verfolgt sie rücksichtslos. Um Chaos zu säen, entlässt sie Isa Jansen und gliedert die Admiräle Juri Michalew und Yoshio Zhang wieder in den Rat ein. Nun steht die größte Herausforderung an. Sie muss verhindern, dass die Interstellare Allianz Realität wird.
Auf Terra wird Commodore Cross von Imperator Sjöberg massiv gefoltert – physisch und psychisch. Doch obwohl sein Geist dabei auch neuronal restrukturiert wird, kann das bioneurale Tattoo auch diese Veränderung umgehend rückgängig machen. Cross kann seine Angreifer überwältigen und einen Orbitalkampfjet in das SOL-CENTER steuern. Damit zerstört er das Wahrzeichen des Imperiums und tötet Doktor Florian von Ardenne. Jetzt hat Imperator Sjöberg endgültig genug – er will Cross nach Alpha Centauri bringen lassen, wo ihm ein Schauprozess gemacht werden soll. Die Todesstrafe wartet.
Unterdessen konnte der neue Verband unter Commodore Hawking Kontakt zu den Assassinen herstellen. Dabei wird deutlich, dass Hawking Ishida und der Mannschaft der HYPERION feindlich gesinnt ist. Einzig Lukas Akoskin ist es zu verdanken, dass eine friedliche Lösung den Konflikt beendet. Zurück im Alzir-System offenbart Sam Drake Agentin Jane Winton, dass Cross noch lebt. Als Ishida diese Information erreicht, beschließt sie zu handeln. Sie will die Unterstützer der HYPERION-Crew vereinen, um ihren Vorgesetzten und Freund gemeinsam mit ihnen zu befreien.
Fernab der Konflikte ist es ein sechzehnjähriger Junge, der das große Geheimnis enthüllt. Der Adoptivsohn von Admiralin Jansen offenbart durch einen Computerhack, dass die Präsidentin und Alexis Cross die Körper getauscht haben. Isa Jansen ist entsetzt. Doch was kann sie tun?
Es gab Tage, an denen verfluchte er seinen Job. Zugegeben, in letzter Zeit waren das verdammt viele. Die Geheimdienste zu koordinieren und zu kontrollieren, gehörte grundsätzlich in die Kategorie „müßig“. Ständig versuchten die einzelnen Dienste, ihr eigenes Spiel zu spielen. Einzig auf die Agenten des Exekutivkommandos war Verlass, sie unterstanden ihm persönlich. An Tagen wie diesen wurde ihm das besonders klar.
Die Zugangsluke des Shuttles rastete ein. Er schloss wie vorgeschrieben seinen Gurt und nahm das Pad auf. Es war an der Zeit, der Präsidentin die neuesten Berichte zukommen zu lassen. Er hatte dafür gesorgt, dass Agent Winton und Captain Ishida einen gewissen Vorsprung bekamen. Doch jetzt musste er seiner Pflicht nachkommen.
Leider konnte er nicht mehr prognostizieren, wie die Präsidentin handeln würde. Seit dem Anschlag auf ihr Leben wirkte sie kalt, hart und abweisend. Man hätte ebenso gut Kirkov an ihre Stelle setzen können.
In einem alten Buch aus der Zeit vor der Einheit hatte er einmal gelesen, dass die Schwierigkeit nicht darin bestand, eine Diktatur zu stürzen. Früher oder später verloren Diktatoren die Bodenhaftung, wollten noch mehr Macht, einen Zugewinn an Einfluss. Dann begannen sie, sich Feinde zu schaffen. Gab es davon erst genug, griffen diese Feinde ein. Aber was kam danach?
Echte demokratische Strukturen zu etablieren war schwer. Nur allzu leicht pendelte eine geknechtete Bevölkerung politisch in die entgegengesetzte Ecke, von rechts nach links. Und wieder konnten sich Diktatoren festsetzen. Gelang der Demokratisierungsprozess, musste man trotzdem vorsichtig sein. Es gab stets machtgierige Individuen, die sich in den neuen Strukturen festsetzten, um auf ihre Chance zu warten.
Die Attacke von Alexis Cross auf Jessica Shaw bewies genau das. Shaw hatte dabei ihre Weggefährtin, Priscilla King, verloren. Trauer war also nur zu verständlich. Doch es schien, als verneble diese Trauer aktuell Shaws Sicht auf das Wesentliche. Nicht zuletzt deshalb wirkten die Verhandlungen zur interstellaren Allianz festgefahren, weil sie ständig neue Forderungen stellte und sich nicht auf eine Linie festlegen wollte – oder konnte.
Das Shuttle löste sich von seinem Büro auf der NOVA-Station und steuerte über einen orbitalen Vektor die PRÄSIDIALE RESIDENZ an. Normalerweise war es ein Leichtes, sich zwischen den Habitaten, der NOVA-Station, der Residenz oder den Raumstationen hin und her zu translozieren. Seit den Wanderschlünden und Gravitationstrichtern, ausgelöst von der Dunklen Welle, befanden sich alle im Orbit von Pearl. Kam einer der Schlünde jedoch zu nahe, konnte er den Phasenraum verzerren. Da die Translokation in irgendeiner Form Wurmlöcher durch diesen etablierte, war der Transfer dann untersagt.
Das Shuttle ruckelte.
Sam Drake bereute, dass er keinen Piloten verpflichtet hatte. Der Weg zwischen den Stationen konnte innerhalb von zwölf Minuten im Leitstrahl zurückgelegt werden. Die Steuerung wurde auf halbem Weg von NOVA, auf dem Rest von der RESIDENZ übernommen.
Wieder ruckelte es.
Er umklammerte sein Pad heftiger.
Der Flug stabilisierte sich. Aufatmend konzentrierte er sich auf die Fakten, die er der Präsidentin übermitteln wollte. Jayden Cross lebte. Die Neuronale Restrukturierung durch das Imperium war fehlgeschlagen.
Der Commodore hatte das SOL-CENTER zerstört und ihnen einen Schwung an Daten zur militärischen Aufstellung der Navy des Imperiums geschickt. Die Flotte der Republik hatte das sofort genutzt und alle feindlichen Basen in unmittelbarer Nähe ausgehoben. Schiffe waren aufgebracht worden, Gefangene konnten befreit werden, Horchposten waren nur mehr Trümmer. Alle Spione der Inner Security Police auf dem Gebiet der Republik waren enttarnt worden.
Ich hätte so gerne Sjöbergs Gesicht gesehen, als er davon erfahren hat.
Unnötig zu erwähnen, dass ein Teil der Informationen an die Presse durchgesickert war. Der Commodore hatte schon vorher den Status eines Helden besessen. Nach der Rückkehr aus der Zukunft war ein regelrechter Hype um ihn entstanden. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was jetzt geschah.
Wenn wir ihn dort lebend herausbekommen, wird er begeistert sein.
Cross verabscheute den Hype um seine Person.
Sam schmunzelte.
Es war sein letztes Schmunzeln für eine lange Zeit.
Ruckartig löste sich das Shuttle aus dem Leitstrahl und raste in die Atmosphäre von Pearl.
„Warnung: Dieses Gefährt ist nicht für den Atmosphärenflug geeignet. Bitte ändern Sie umgehend den Vektor“, erklang die Stimme der Steuerkontrolle.
Sam löste seinen Gurt, wollte nach vorne ins Cockpit stürmen, doch das Schott schloss sich direkt vor ihm.
„Warnung: Hitzeschild bei maximaler Toleranz. Strukturelle Integrität gefährdet. Sofortige Notevakuierung wird empfohlen.“
Sam aktivierte seinen Hand-Com, indem er die dünne Folie auf seinem linken Handrücken kurz berührte. Das rote Signalicon machte ihm umgehend klar, dass kein Signal mit einer Gegenstation zustande kam. Er konnte weder um Hilfe rufen, noch einen Translokator aktivieren.
Das Shuttle verwandelte sich in einen glühenden Pfeil, als es weiter durch die Atmosphäre schoss. Dann wurde es zu einem expandierenden Feuerball. Nichts außer Wrackteilen blieb zurück, die wie ein Meteoritenregen auf die schmutzig braune Oberfläche von Pearl niedergingen.
*
„Sie können die Augen jetzt wieder öffnen“, sagte sie.
Vor ihr auf der Ein-Mann-Translokationsplattform stand ein Mann. Seine Muskeln waren angespannt, als erwarte er, jeden Augenblick auf hartem Formbetonboden aufzuschlagen.
Ein Blinzeln, dann: „Admiralin Jansen?“ Verwirrt schaute er zwischen ihnen hin und her. „Doktor Damato? Admiral Pelsano?“ Sein Blick verharrte direkt neben Isa.
„Hi.“ Ihr Adoptivsohn winkte fröhlich. „Ich bin Joey.“
Vorsichtig machte Drake ein paar Schritte von der Plattform hinunter. „Wo bin ich? Was ist da gerade passiert?“
„Jemand hat versucht, Sie zu töten“, kam Mario Pelsano ihr mit einer Antwort zuvor. „Und es war verdammt knapp. Einen Translokationstunnel durch die Störfelder zu etablieren und sie nicht versehentlich in einen Wanderschlund zu setzen, da hat unser Mister Damato hier großartiges geleistet.“
Isa hatte seit Joeys Entdeckung keine Zeit verloren. Es war sofort klar gewesen, dass sie Damato benötigte. Der Mann war vertrauenswürdig – er hatte ihr schon einmal geholfen, als es darum ging, Santana zu befreien. Die Admiräle im Rat waren zu gefährlich. Es gab nur einen unter ihnen, dem sie wirklich vorbehaltlos vertraute, weil sie ihn bereits so lange kannte. Glücklicherweise hatte Mario nach der Analyse der Daten genickt und jede Unterstützung zugesichert.
Joey hatte sie nicht dabeihaben wollen. Doch er hatte nur die Arme verschränkt und erklärt: „Dann mache ich eben alleine weiter.“
Kurz – etwa eine Sekunde lang – hatte Isa überlegt, ihn in die nächstbeste Besenkammer einzusperren. Andererseits war er ein Ass im Hacken. Vermutlich würden sie bald darauf angewiesen sein.
Drake nahm die Offenbarung mit einem Nicken zur Kenntnis. Es war für Isa offensichtlich, dass er längst einen ähnlichen Gedanken hegte. „Wer?“
Sie wechselte einen kurzen Blick mit Mario. „Die Präsidentin.“
Der Chef des ZSR – des Zentralen Sicherheitsgremiums der Republik – lachte auf. „Das ist nicht Ihr Ernst.“
„Nun“, sagte Isa. „Genau genommen war es die Person, die im Körper von Shaw steckt.“
Drake wollte widersprechen, stoppte sich aber selbst. Sie sah es in seinem Gesicht arbeiten. Er war einer der intelligentesten Menschen, die sie kannte.
„Die Körpertauschmaschine?“, sagte er dann. „Alexis Cross …?“ Kurz blieb es still. Isa nickte ihm bestätigend zu. „Haben Sie Beweise?“
Guter Mann.„Kommen Sie.“
Sie führte ihn zu einem der Terminals. Erst vor wenigen Tagen war der erste Tender fertiggestellt worden, auf dem die Präsidentin nun immer mehrBefreiteeinpferchte. Panische, paranoide, depressive Menschen, die eng auf eng vegetieren mussten. Die rechte Opposition jubelte. Da zudem immer mehr Bürger der Republik unzufrieden mit der Wohnungsknappheit waren, kippte auch die Stimmung in der Bevölkerung zuungunsten derBefreiten.Damit konnten die Regierungsparteien gar nichts anderes tun, als den Kurs von Shaw – respektive Alexis – schweigend mitzutragen. Und so veränderte sich unwillkürlich die Strömung in der Gesellschaft.
Seitdem dieBefreitenvon diesem Deck der Station evakuiert worden waren, stand die Lagerhalle, in der sie gewohnt hatten, leer. Mit der Hilfe von Damato und Mario war es ihr gelungen, mobile Terminals und einen Notfallserver hierher zu bringen.
So war eine geheime Einsatzzentrale entstanden, von der aus sie operieren konnten.
Sam Drake nahm in einem einfachen Stuhl Platz.
Sie zeigte ihm die Daten, die bewiesen, dass ein Transfer stattgefunden hatte. Ebenso die Szene aus der Ich-Perspektive, die Joey aus einem Segment des neuralen Datenstroms extrahiert und dechiffriert hatte.
„Alexis Cross steht an der Spitze der Republik“, flüsterte er. „Und eine K.I. hilft ihr dabei.“
Isa nickte. „Wir stehen vor einer Katastrophe. Wenn es uns nicht gelingt, den Transfer rückgängig zu machen,bevordie Verhandlungen zur Allianz scheitern, wird es die Republik im kommenden Jahr nicht mehr geben.“
Drake lehnte sich zurück. Nach einigen Augenblicken, in denen er verzweifelt wirkte, straffte er seinen Rücken. „Was kann ich tun?“
„Wir könnten ihn entführen“, schlug Doktor Irina Petrova vor. „Dann injiziere ich ihm etwas, das ihn benebelt, wir setzen seinen Daumenabdruck unter eine Missionsautorisierung und schon geht‘s los.“
Für einen Augenblick war sich Noriko nicht sicher, ob sie entsetzt das Gesicht verziehen oder lachen sollte. Doch die weißhaarige, energiegeladene und resolute Chefärztin der HYPERION schien es ernst zu meinen.
„Theoretisch wäre ein solches Szenario denkbar“, sagte Alpha 365 überraschenderweise. Er stand gedankenverloren vor dem Bücherregal und begutachtete die aufgereihten Buchrücken. Alle Romane waren bei der Umstrukturierung des Schiffes in der alternativen Zukunft entstanden. Damit wiesen sie meist auch ein anderes Ende auf als jene der hiesigen Zeitlinie. Sein Blick fixierte den ersten Teil einer Krimiserie aus der Zeit vor der Einheit. „Natürlich nur unter der Prämisse …“
„Nein“, unterbrach ihn Noriko. „Hier wird niemand entführt.“
McCall seufzte. „Sie sind immer noch so eine Spielverderberin wie früher.“
Doktor Tauser schmunzelte in seinen Bart, während Alpha 365 lediglich eine Braue nach oben zog. Akoskin schien der Gedanke, Hawking zu entführen, sichtlich zu amüsieren, denn er lachte herzlich. Sie saßen nebeneinander auf der Besuchercouch. Larik lehnte daneben an der Wand und runzelte nur die Stirn, schwieg aber sonst. Task schien einmal mehr in anderen Gefilden zu schweben.
Norikos Bereitschaftsraum war brechend voll. Giulia und sie saßen auf der Tischkante des Schreibtischs.
„Um das klarzustellen“, sagte Noriko, jedes Wort betonend, „wir kämpfen hier nicht gegen das Imperium. Unser Ziel ist es, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten einen Weg zu finden, den Verband zu verlassen. Nur so können wir uns mit unseren außerirdischen Freunden treffen. Unter dem Radar. Solange das niemand ausdrücklich verbietet, sind wir noch auf der sicheren Seite. Das hier ist keine Rebellion. Ein Fehltritt und wir machen uns strafbar. Das würde Commodore Cross nicht wollen. Und ich sicher auch nicht.“
„Natürlich nicht“, lenkte Petrova schnell ein. „Das war auch mehr als Scherz gedacht. Oder Traum. Ein schöner Traum. Aber Hawking beobachtet uns mit Adleraugen. Wie also sollen wir den Verband verlassen? Wir bräuchten eine Mission, die uns aus dem Alzir-System fortführt.“
„Möglicherweise hilft uns dabei etwas, das man gegenläufige Psychologie nennt“, sagte Alpha 365. Er warf dem Krimi noch einen sehnsuchtsvollen Blick zu – zumindest interpretierte Noriko das kurze Aufflackern in seinem Blick so -, dann wandte er sich wieder der Gruppe zu. „Ich nutze das häufiger, um Sarah McCall zu bändigen.“
„Wie bitte?“, fragte diese prompt.
„Es ist schwierig, funktioniert aber in der Regel.“
„Hallo, ich bin hier!“
„Das ist mir stets bewusst“, erwiderte der Sicherheitschef trocken. Obgleich er mittlerweile kein typischer Alpha mehr war und zu gelegentlichen emotionalen Ausbrüchen neigte, wirkte er ansonsten vollständig rational und logisch. Es gab jedoch Situationen, in denen Noriko ihm das nicht so ganz abnahm.
„Ich lasse mich von niemandem manipulieren“, sagte McCall nachdrücklich.
„Ach, nein?“
„Nein!“
„Erinnern Sie sich an mein Gespräch zu den Raumaufteilungen?“
„Ha, natürlich!“
„Ich dagegen habe keine Ahnung, wovon Sie beide sprechen“, sagte Doktor Tauser. „Obgleich mir der Begriff der gegenläufigen Psychologie natürlich bekannt ist.“
„Miss McCall kam vor einigen Tagen zu mir“, erklärte Noriko. „Sie wollte einen der neuen Räume beziehen, die auf Deck 4 durch die Neuaufteilung entstanden sind. Sie wollte den größeren Raum, das Ehepaar Dyck ebenso. Kurz darauf änderten Sie jedoch Ihre Meinung, richtig?“
„Natürlich! Aber das war mehr ein Zufall. Ich kam im Sicherheitsbüro vorbei, als Alpha 365 mal wieder an die Wand starrte“, sagte McCall. „Auf dem Tisch lagen die Pläne für die nächste Raumaufteilung, wenn Alzir-12 uns das Phasen-Interlink-Modul der kommenden Generation einbaut. Er wollte mich nicht hineinsehen lassen.“
Alpha 365 schaute triumphierend in die Runde. „Ich machte Miss McCall im Gespräch klar, dass sie unbedingt auf ihrer Meinung bestehen und den großen Raum nehmen solle. Schließlich habe sie Rechte.“
„Sie wollten, dass ich den großen Raum nehme, weil demnächst ein weiterer Upgrade-Zyklus ansteht! Ich wette, der große Raum wird dann noch mal angepasst. Also habe ich natürlich den kleineren …“ Stille senkte sich herab. „Sie elender kleiner …“
„Wir verzichten im Bereitschaftsraum der Kommandantin auf farbige Metaphern“, sagte der Sicherheitschef trocken.
„… Mistkerl. Ich sollte Sie in die Petrischale stecken, aus der Sie gekrochen sind. Es gibt gar keine weitere Umstrukturierung, richtig?“
„Nun, da müssen Sie die Ingenieure auf Alzir-12 fragen. Was Ihren Raum betrifft, fürchte ich allerdings, dass er nicht größer werden wird. Das war lediglich Ihre Interpretation auf meine Weigerung, Ihnen die neuen Unterlagen zugänglich zu machen und Ihnen zuzustimmen.“
„Sie stimmen mir nie zu!“
„Das ist absolut richtig“, sagte Alpha 365. „Und auch zu diesem Zeitpunkt tat ich das nicht.“
„Jetzt verstehe ich“, sagte Larik und lenkte damit die Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema. „Sie wollen ein solches Kunststück an Hawking ausprobieren.“
„Es wäre einen Versuch wert“, stimmte Noriko zu. „Leider macht es das nicht einfacher. Der Mann ist ja nicht dumm. Entschuldigung, Miss McCall, das war nicht als Beleidigung gedacht. Hm. Er wird darauf warten, dass wir etwas unternehmen.“
So schnell sie wütend gewesen war, so schnell verfiel McCall wieder in ihre schnippische überlegene Art. „Dann darf der Trick nicht von uns kommen.“
„Schön. Und haben Sie auch jemanden, der uns helfen würde? Denn wenn wir nicht schnell handeln, wird unser kleiner Plan zunichtegemacht. Dann ist Commodore Cross tot, bevor wir etwas tun können.“
„Nicht zu vergessen: Wir werden zum 128. Mal in einem Schlachtszenario besiegt“, kommentierte Akoskin.
„Sie führen Buch?“ Lorencia wirkte gequält. „Warum tun Sie sich das an?“
„Ich denke mir eine entsprechende Anzahl an Todesarten für Hawking aus.“
„Und das von einem ehemaligen Killer des Ketaria-Bundes“, sagte McCall. „Erzähl mir doch bei Gelegenheit mal die Top 3. Vielleicht lässt sich da was machen.“
„Miss McCall!“, rief Noriko.
„Entschuldigung. Wo waren wir? Ach, ja“, sie lächelte. „Sie wollten einen Namen.“
*