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Die einfallenden Horden der Ash'Gul'Kon finden eine erstarkte Republik vor. Doch konnte die Space Navy ausreichend aufrüsten, bevor der Tachyonenschleier wieder gefallen ist? Und wie sieht es in den anderen Mitgliedssystemen der Allianz aus? Unterdessen befindet sich die HYPERION auf dem Weg zurück nach Alzir. Dabei muss insbesondere ein Crewmitglied erst zurückfinden in das alte Leben und sich über die Zukunft im Klaren werden. Dies ist der 40. Roman aus der Reihe "Heliosphere 2265".
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Seitenzahl: 133
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Table of Contents
»Schlacht um Alzir«
Was bisher geschah
Prolog
Trägerschiff APOLLO, im Außenbereich des Alzir-Systems (siebte Schale), 15. Januar 2270, 14:01 Uhr
IL HYPERION, Kommandobrücke, 15. Januar 2270, 14:42 Uhr
Alzir-System, PRÄSIDIALE RESIDENZ, Krisenraum, 15. Januar 2270, 15:38 Uhr
IL HYPERION, im Interlink-Flug, Klientenquartier von Doktor Janis Tauser, 16. Januar 2270, 16:13 Uhr
Alzir-System, an Bord der NOVA-Station, Kommandozentrum, 15. Januar 2270, 17:41 Uhr
IL HYPERION, in der Stellarkartografie, 17. Januar 2270, 11:09 Uhr
Alzir-System, an Bord der NOVA-Station, 15. Januar 2270, 21:48 Uhr
IL HYPERION, im Interlink-Flug Richtung Alzir, Shuttle 9-A, 18. Januar 2270, 19:56 Uhr
Alzir-System, Kommandozentrum der NOVA-Station, 15. Januar 2270, 23:02 Uhr
IL HYPERION, auf dem Weg nach Alzir, Krankenstation, 19. Januar 2270, 01:25 Uhr
Alzir-System, an Bord der APOLLO, 16. Januar 2270, 03:12 Uhr
IL HYPERION, auf dem Weg nach Alzir, Krankenstation, 19. Januar 2270, 07:51 Uhr
Alzir-System, an Bord der APOLLO, 16. Januar 2270, 18:09 Uhr
Alzir-System, IL HYPERION, 21. Januar 2270, 14:56 Uhr
Epilog I - Ende gut, alles gut?
Epilog II – Eine neue Reise
Vorschau
Seriennews
Die Charaktere von Heliosphere 2265
Impressum
Heliosphere 2265
Band 40
von Andreas Suchanek
Ende des Jahres 2268 steht die Menschheit am Abgrund. Der übermächtige Imperator Björn Sjöberg konnte bei einem Staatsstreich im Februar 2266 die Macht an sich reißen. Im Würgegriff von Überwachung, Geheimpolizei und absoluter Kontrolle gibt es auf den Kolonien der ehemaligen Union keine Freiheit mehr.
Nach zahlreichen Rückschlägen, verlorenen Freunden, Kämpfen und Gefangenschaft erscheint für die aus den Rebellen hervorgegangene Solare Republik endlich ein Lichtblick am Horizont. Präsidentin Jessica Shaw ist es gelungen, die Interstellare Allianz zu gründen. Gemeinsam mit den Rentalianern, den Parliden, den Aaril und den Kybernetikern bildet die freie Menschheit eine Schicksalsgemeinschaft.
Doch die gute Nachricht wird getrübt. Die Ash’Gul’Kon, Spinnenskorpione, die Äonen in einem Tachyonengefängnis eingeschlossen waren und im November 2267 entkommen konnten, holen zum großen Schlag aus. Ein lange vorbereiteter Plan wird umgesetzt. Die Tachyoneneinheit, bestehend aus zwei genetisch manipulierten Menschen, soll die Zeit im Bereich aller besiedelten Planeten der galaktischen Völker einfrieren, um den Ash’Gul’Kon den letzten Vernichtungsfeldzug zu ermöglichen.
Die HYPERION unter Commodore Jayden Cross und Captain Noriko Ishida fliegt ins System der feindlichen Aliens und verändert erfolgreich die Zieleinstellung des Geräts. Während den Welten der Allianz damit eine Ruhephase vergönnt ist, werden die Spinnenskorpione sowie das Imperium Björn Sjöbergs in der Zeit eingefroren.
Commodore Jayden Cross, Commander Noriko Ishida und die Crew der HYPERION können dank eines im Schiff integrierten Neutralisators so den fremden Weltraum erkunden, bewegen sich dabei aber massiv verlangsamt gegenüber dem normalen Zeitablauf auf dem Allianzgebiet.
Kurz vor der endgültigen Sicherheit für die Republik gelingt es einer Flotte aus Schiffen der Spinnenskorpione, in das System der Rentalianer einzufallen. Damit steht erneut alles auf dem Spiel. Denn mit dem Feind im eigenen Raum könnte der erste Dominostein fallen und in einer Kettenreaktion die gesamte Allianz in den Abgrund reißen.
Die Kämpfe im Rental-System stehen unter keinem guten Stern: die Allianz verliert eine der äußeren rentalianischen Welten. Nur knapp kann sie vor der Invasion evakuiert werden. Bevor eine Gegenoffensive startet, erreicht die Crew des Allianz-Trägerschiffs APOLLO eine folgenschwere Nachricht: Alus, die Hauptwelt der Hundealiens, wurde von einem Landeteam der Spinnenskorpione infiltriert, die sich rapide ausbreiten. Izzy Hernàndez erlebt hautnah mit, wie die Ash’Gul’Kon wüten. Am Ende gelingt es ihr aber, das Kriegsgebiet zu evakuieren und einen Virusanschlag der feindlichen Aliens abzuschmettern.
Die HYPERION fliegt durch den Schlund im Gebiet der Ash’Gul’Kon in jenen Bereich, der viele Jahrtausende eingeschlossen war. Hier sollen Tess Kensington befreit und Antworten auf die Fragen zum Virus, mit dem sich die Ash‘Gul‘Kon in anderen Rassen fortpflanzen, gefunden werden. Kurz nach dem Einflug bricht ein Raumschiff aus dem übergeordneten Phasenraum hervor. Es stellt sich heraus, dass es sich hierbei um die verschollen geglaubte JAYDEN CROSS handelt, die zudem einen Eriin-Kreuzer im Schlepptau hat. Die Crew besteht ein paar waghalsige Abenteuer und kann dabei Tess Kensington befreien, wichtige Informationen sammeln und ein Heilmittel gegen den Ash’Gul’Kon-Virus entwickeln.
Die Flucht aus dem Gebiet der feindlichen Aliens gelingt in dem Augenblick, als der Tachyonenschleier zusammenbricht.
Januar 2270
»Hör sofort auf!«
»Ich weiß, das ist unangenehm«, setzte Isa erneut an, »aber irgendwann müssen wir darüber reden.«
Joey steckte sich die Finger in die Ohren und rief laut: »Lalala, ich kann sowieso nichts hören.« Ein tiefer Rotton überzog sein Gesicht.
Isa atmete langsam ein und wieder aus, zählte bis zehn und hoffte darauf, das Gespräch schnell hinter sich bringen zu können. Als Admiralin und Leiterin der Space Navy hatte sie zahlreiche Schlachten geschlagen. Der Geschmack von Sieg und Niederlage war ihr vertraut. Das Managen problematischer Crews, das Ausarbeiten taktischer Szenarien, ein Raumschiff an vorderster Front in den Krieg zu führen; all das war nichts gegen die Rolle einer Mutter. Zumindest in diesem Augenblick. »Schluss damit!«
»Hör auf mich anzuschreien!«
»Ah, du kannst mich ja doch noch hören.«
»Ich bin keiner deiner Offiziere, die du herumkommandieren kannst.« Joey stand in ihrem Familienquartier, funkelte sie wütend an und reckte ihr das Kinn entgegen wie den Lauf eines Pulsers. Auf seinem Kopf saß eine neue Kappe. Darauf waren die Gesichter von Commodore Cross und Captain Noriko Ishida abgebildet. Darunter war zu lesen: »Wir retten Welten und Galaxien.«
Isa zwang sich erneut zur Ruhe, setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen in ihren Konturensitz und lächelte - wenn auch etwas künstlich. »Ich möchte nur klarstellen, dass wir die wichtigen Themen besprochen haben, damit es nicht zu«, sie räusperte sich, »ungewollten Problemen kommt. Einer Schwangerschaft zum Beispiel.«
»Oh, Mum! Was denkst du eigentlich von mir?!«, ereiferte sich Joey. »Der Tachyonenschleier kann jeden Augenblick fallen, die Ash’Gul’Kon massakrieren uns und Cross und Ishida sind fort. Wir würden also alle sterben.«
»Danke, für das Vertrauen, das du in deine Mutter setzt«, sagte Isa trocken. »Ohne den Commodore haben wir natürlich keine Chance zu überleben.«
Joey schien die Worte nicht zu registrieren. »Dachtest du wirklich, ich will als Jungfrau sterben? Das ist schon gelaufen, Mum. Was ich wissen muss, weiß ich aus dem GalNet. Und der Praxis.«
Diese Aussage beruhigte und schockierte Isa gleichermaßen. Andererseits wollte sie keinesfalls auf Details eingehen. »Aha. Nun, dann nehme ich an, die Glückliche trägt den Nachnamen Ishida?«
Joey wand sich unter ihren Worten. »Jaaaa. Aber ich will jetzt nicht mehr darüber reden.«
Der Alarm erklang.
Im ersten Augenblick atmete Isa erleichtert auf, da das Gespräch nun zwangsläufig beendet war. Im nächsten fuhr sie in die Höhe. Adrenalin peitschte durch ihre Adern.
Die androgyne Stimme des Hauptcomputers der NOVA-Station drang aus dem Interkom. »Achtung: Das Ash’Gul’Kon-Protokoll wurde aktiviert. Bitte begeben Sie sich zu den Ihnen zugewiesenen Sicherheitsbereichen. Weitere Informationen folgen in Kürze. Bitte bewahren Sie Ruhe.«
Isa riss das Hand-Com an die Lippen. »Jansen an Tarses.«
»Tarses hier«, kam es sofort zurück.
»Translokation zur PRÄSIDIALEN RESIDENZ vorbereiten, Gefechtsnetz aufbauen.«
»Aye, Ma’am«, bestätigte er. »Das Ash’Gul’Kon-Protokoll läuft gerade ab. Die ersten Minister werden in wenigen Minuten mit den Tendern zu den Sicherheitspunkten gebracht, ebenso die Parlamentsabgeordneten. Die Flotten stehen an den Sammelpunkten bereit, Verlegungen sind im Gange.«
»Sehr gut.« Sie wandte ihren Blick Joey zu. »Los, du kennst das Protokoll.«
»Boah, jaaaaa.« Unwillig trottete er davon.
»Captain, der Translokator der RESIDENZ soll mich erfassen und rüber holen.«
»Aye, Ma’am.«
Kurz darauf erschienen die rotgoldenen Funken.
Die Schlacht um Alzir begann.
Der Moment war also gekommen.
Anfangs hatte Isam jeden Tag damit gerechnet. Das beständige Einerlei aus Patrouille, Testgefechten und Änderungen an den Protokollen hatte die Angst jedoch in den Hintergrund treten lassen. »Zeit bis zur Ankunft?«
Seine I.O., Commander Izzy Hernández, erwiderte sofort: »Sechzehn Minuten, dreiundzwanzig Sekunden, Sir.«
»Befehle von Commodore North?«
»Bisher nichts. Die Formation bleibt bestehen, Angriff steht bevor. Wir sind die Speerspitze.«
Die lange Vorbereitungszeit trug nun Früchte. Es war trotzdem Zufall, dass ausgerechnet sie den vordersten Punkt der Verteidigung bildeten. Insgesamt 9622 Einheiten der Spikos rasten durch den Phasenraum zu ihnen heran. Da diese das vergangene Jahr in einem zeitlich fast absoluten Stillstand verbracht hatten, wussten sie weder, dass die Wanderschlünde nicht mehr existierten, noch, dass das System massiv aufgerüstet worden war. Sie konnten ihren Vektor nur noch minimal ändern.
Seit vor einigen Tagen die ersten temporalen Fluktuationen außerhalb des Systems zutage getreten waren, hatte sich immer ein Verband im Patrouillenflug um den vorausberechneten Eintrittspunkt befunden. Nur so war gewährleistet, dass eine Abfangflotte nicht lange beschleunigen musste. Da der Zeitpunkt des Austritts mittlerweile exakt kalkuliert worden war, würden sie auf 0,75 LG gehen und einen synchronen Vektor zu den Sporenschiffen anlegen; seitlich an dem Feindschwarm vorbeiziehen und diesen unter Beschuss nehmen. Natürlich würde das nur die erste Angriffswelle sein.
»Daten von der SANTANA PENDERGAST gehen ein«, meldete Lieutenant Commander Naruto Sotooka. Der glatzköpfige Mittdreißiger war der beste Taktik- und Waffenoffizier, den Isam sich nur wünschen konnte. »Der Absetzpunkt wurde festgelegt.« Die Taktiksphäre erwachte zum Leben. Eine gestrichelte Linie verdeutlichte, bis zu welchem Punkt der Verband den Synchronflug aufrechterhielt und ab wann er abdrehte.
»Wir decken die siebte Schale ab«, murmelte Isam.
Das Alzir-System war in insgesamt zehn Kugelschalen, ähnlich den Häuten einer Zwiebel, unterteilt worden, um die taktische Planung zu verbessern. Dazu waren sowohl Sicherheitspunkte für hochrangige Politiker und Militärs festgelegt worden als auch wahrscheinliche Angriffspunkte und Ausweichvektoren, die die Spikos vermutlich fliegen würden, sobald sie bemerkten, dass das All wieder ruhig war.
»Kurz vor dem ersten Torpedowall drehen wir ab«, vervollständigte Izzy seinen Gedankengang. »Die Spikos werden nicht wissen, was sie getroffen hat. Ein paar weichen aus und steuern so direkt in die Gravitationsminen.«
»Womit ein ziemlich großer Rest übrigbleibt«, ergänzte Naruto gnadenlos. »Die Abfangflotten werden viel zu tun bekommen.«
Den 9622 Einheiten der Spikos standen 4300 Schiffe der Republik und 1200 rentalianische Raumer gegenüber. Rechnete man noch die stationäre Defensivkraft und hinterlegten Minen dazu, standen die Chancen gar nicht schlecht. Allerdings hingen diese Chancen natürlich auch von der Offensivkraft der Angreifer ab, die man aktuell nicht einschätzen konnte. Die Spikos neigten zu massereichen Angriffen, wobei die einzelnen Sporenraumer je nach Größe ein gewaltiges Gefahrenpotenzial bargen.
»Sir, noch neun Minuten«, verkündete Lieutenant Moira Stone von der Sensorkonsole. Die Stimme der hochgewachsenen Endvierzigerin vibrierte.
Jeder wusste, was vom Ausgang der Schlacht abhing. Sie kämpften um nicht weniger als das Überleben der Republik, der Allianz, ja, der gesamten Menschheit. Die Rede der Präsidentin vor einigen Minuten hatte Eindruck hinterlassen. Klare Worte, ein Hauch Euphorie, nicht zu viel Pathos, stattdessen ein Aufzeigen der realen Hürden. Isam mochte die Frau.
»Sir, wir befinden uns auf einem hypothetisch synchronen Vektor zu den Ash’Gul’Kon«, meldete Lieutenant Shannon Steinbeck von der Navigation. »Der Verband bewegt sich auf den Austrittspunkt zu.«
Sie würden den Punkt in dem Augenblick erreichen, an dem die ersten Einheiten aus dem übergeordneten Kontinuum austraten. Die Staffelformation stellte sicher, dass sie gut die Hälfte der einfliegenden Sporenschiffe mit einem von Herzen kommenden Feuerwerk empfangen konnten.
»Ich erhalte aktualisierte Statusdaten«, meldete Naruto. »Gravitationswellengeneratoren laufen warm, Chondrit-Quader sind auf dem Einflugvektor der Spikos unterwegs, die Torpedoforts setzen soeben die ersten Täuschkörper ab.« Seine Finger glitten über die Konsole, ein Lächeln lag auf dem markanten Gesicht.
Damit erreichte das Ash’Gul’Kon-Protokoll den Abschluss der ersten Stufe.
Isam berührte ein Icon auf der Kommandokonsole. Die Prallfelder um die Sitze wurden aktiv, Gurte fuhren aus. Jeder auf der Kommandobrücke trug seinen Skinsuit, die Sensoren in den Kragen konnten die Falthelme jederzeit ausfahren.
»Sir, nur noch wenige Sekunden«, meldete Lieutenant Moira Stone schließlich.
Isam nickte in grimmiger Entschlossenheit.
Über ein Jahr hatten sie auf diesen Augenblick gewartet, ihn gefürchtet und gleichermaßen herbeigesehnt. Endlich würde die Ungewissheit ein Ende haben. Die Entscheidung stand bevor.
Das herabzählende Chronometer erreichte die Null.
Die Ash’Gul’Kon waren da.
*
Ein Riss im All entstand, durch den das rötliche Wabern des Phasenraums erkennbar war. Die Sporenschiffe rasten hervor, brachen ein in das Hoheitsgebiet der Republik, bereit, jedes Hindernis auf ihrem Weg zu zerstören.
Zusammen mit der SANTANA PENDERGAST, der JACKSON BROWN, der TÉQUAN II sowie fünf weiteren Schweren Kreuzern und acht Leichten Kreuzern, stieß die APOLLO auf die Feinde nieder. Da das Trägerschiff langsam und behäbig flog, bildete es das Zentrum der Staffelformation.
Insgesamt 97 JET-Schiffe waren ausgeschleust worden und umgaben die APOLLO wie ein Bienenschwarm sein Nest. Jedes der winzigen Angriffsschiffe war lediglich minimal gepanzert, besaß jedoch gefährliche Offensivwaffen.
Der Angriffsbefehl von Commodore Patricia North erfolgte fast zum gleichen Zeitpunkt, in dem die Sporenschiffe erschienen. Tausende und Abertausende Torpedos schossen aus den Magazinen des Verbands hervor und gruben sich in die Flanke des feindlichen Schwarms. Laserlafettencluster pumpten tödliches Licht in die Panzerungen der Sporenschiffe, Röntgenstrahlen zerfetzten Gewebe, Gamma-Gefechtsköpfe zerstörten mit ihrer Explosivkraft kleinere Einheiten. Die JETs schossen Chondrit-Quader in den anfliegenden Strom. Ein Geschoss, dem ein Raumschiff problemlos ausweichen konnte - normalerweise. Doch den Spikos blieb kaum Zeit, auf irgendetwas zu reagieren.
»Sir, wir nähern uns dem Randgebiet von Schale 7«, meldete Lieutenant Shannon Steinbeck. »Noch sechzehn Minuten und dreiundfünfzig Sekunden.«
»Erste Salve vollständig abgesetzt.« Narutos Gesicht wurde von dem feinen Hauch eines Lächelns überzogen. »Nachladen der Magazine 1 bis 8 erfolgt, 9 bis 13 feuern weiter. Verlustmeldung eines JETs geht soeben ein, acht haben ihre Munition verschossen und kehren für erneute Armierung zurück.«
Isam tat, was er in einem Gefecht immer tat. Er sah die Verlustzahlen als reine Zahlen und dachte nicht darüber nach, dass das Leben eines Menschen dahinterstand. Dafür war später Zeit.
Über das Gefechtsnetz, eine gerichtete Phasenverbindung zwischen den Raumern des Verbands, gingen ständig Sensordaten ein. Gleichzeitig bestand eine direkte Verbindung zu den Überlichtplattformen des Systems, womit sie die feindliche Flotte bis ins kleinste Detail beobachten konnten.
»Achtung: eingehender Beschuss«, rief Naruto.
Der Boden der Kommandobrücke erzitterte. Isam sah das Zahlenspiel auf seiner Kommandokonsole. Insgesamt 4300 Torpedos schossen auf sie zu. Dazu kamen Säure- und Enterkapseln. Laserfinger stachen gegen die Schutzschilde der APOLLO, ließen die Integrität des Schirms innerhalb von Sekunden unter die fünfzig Prozent Grenze fallen. 4200 der anfliegenden Torpedos konnten mit Täuschkörpern oder durch die Nahbereichsabwehr außerhalb der Schilde zerstört werden. Sechsundvierzig davon pumpten ihre tödliche Fracht gegen die Energieschilde, ließen den Schutz fluktuieren und destabilisierten das integrierte Prallschild. Fünfzig davon versuchten, die Lücken auszunutzen, scheiterten jedoch und detonierten in sicherer Entfernung. Säure- und Enterkapseln waren so langsam, dass sie von den Lasern der APOLLO problemlos im Flug zerschossen wurden. Vier Torpedos gelang allerdings der Durchbruch.
Sie explodierten direkt vor der Hülle des Trägerschiffs. Isam riss entsetzt die Augen auf, als gewaltige Explosionen Teile der Hüllenpanzerung perforierten und ihre tödlichen Krallen in die Eingeweide seines Schiffes schlugen.
Der Boden erzitterte, Warnmeldungen huschten über die Konsolen, Sekundärsysteme nahe der Hülle fielen aus. Kein letaler Schaden. Noch nicht.
»Vier Torpedos«, hauchte Izzy neben ihm. »Die hatten eine Sprengkraft von zehn unserer eigenen.«
Isam nickte schweigend. Er schloss die Augen, als in der Taktiksphäre die Icons von zwei Leichten Kreuzern erloschen. Die Schutzschilde und die Panzerung der APOLLO waren nach der Schlacht im Rental-System noch einmal aufgerüstet worden. Andernfalls wäre das Problem, das sie nun hatten, noch massiver gewesen.
Die TÉQUAN war angeschlagen, jedoch nicht ernstlich in Gefahr. Auch die neuen Liberty-Kreuzer der zweiten Generation schienen den Gegenangriff überstanden zu haben. Wie lange das noch so blieb, war allerdings fraglich, da immer mehr Sporenschiffe aus dem Phasenraum in den Normalraum wechselten. Jene, die hinter dem Verband flogen, richteten ihre Waffen ebenfalls aus und feuerten.
»Befehl von Commodore North, wir sollen auf einen divergenten Vektor zur Angriffsflotte gehen«, meldete Lieutenant Szerny.
Isam nickte. »Tun Sie es.«
Die JETs kehrten zurück und erreichten das Schwerefeld des Schiffes. Die winzigen Raumer schleusten in die Abwurfschächte ein.
Weit voraus trafen die ersten Spikos auf die Wachforts.
*
»Meldung von Fluchtpunkt Gamma.« Commander Mason Black fuhr sich durch das dichte Blondhaar und blinzelte. Der schmächtige Mann war ein Profi, doch seine Nerven lagen blank. »Die Admiräle Perkins und Sirkov sind eingetroffen. Ebenso der letzte Sammeltender mit den Befreiten.«