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Die Nanocrusher greifen die Bunker der überlebenden Terraner weltweit an, während die JAYDEN CROSS führerlos durchs All treibt - direkt auf ein Trümmerteil zu. Doch niemand an Bord ist noch bei Bewusstsein. So scheint die vernichtende Kollision unausweichlich. Unterdessen befindet sich Captain Belflair in der Gewalt des Rückkehrers auf dem Weg tiefer in das ewige Eis der Polarregion. Dort soll sie Antworten erhalten. Können beide ihr Ziel rechtzeitig erreichen, bevor ihnen die Witterung zum Verhängnis wird? Dies ist der dritte Roman der sechsteiligen Miniserie "Heliosphere 2265: Das Marsprojekt", die parallel zum dritten Zyklus der Mutterserie (Bände 25-36) spielt.
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Seitenzahl: 131
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Heliosphere 2265
- Das Marsprojekt -
Band 3
von Andreas Suchanek
Nach der Havarie der JAYDEN CROSS im September 2267 steht die Crew vor zahlreichen Herausforderungen. Die Mannschaft muss eine Verstrahlung des Maschinenraums verhindern, Verwundete versorgen und Verluste akzeptieren. Gleichzeitig stellt Captain Kristen „Kirby“ Belflair überrascht fest, dass sie offenbar in einer Kopie des Sol-Systems gelandet sind. Hier ist die Mars-Diktatur nie gestürzt worden. Freeman ist am Leben, Terra entvölkert, und ein gigantisches Schild umgibt das System.
Als wäre das nicht genug, erinnert die Kommandantin der JAYDEN CROSS sich an eine Begegnung in ihrer Vergangenheit. Einst traf sie mit Yuna Ishida zusammen. Ein Kontakt, der ihr Leben für immer veränderte. Die mysteriöse japanische Frau scheint mehr über das Mars-2-System zu wissen, hält sich jedoch bedeckt.
Das Schiff wird schließlich von einem marsianischen Raumschiff entdeckt. Den folgenden Kampf entscheidet die JAYDEN CROSS nur knapp für sich, flieht daraufhin in den Kuipergürtel des Systems.
Bevor Kirby überlegen kann, wie es weitergeht, findet sie die Leiche eines Brückenoffiziers im Lift. Es wird klar, dass es einen Saboteur an Bord gibt, der mit Freeman zusammenarbeitet.
Sofort wird Agent Jake Fooley mit der Suche nach dem Mörder betraut. Niemand kann verhindern, dass zwei weitere Attacken erfolgen. Sowohl Sienna McCain als auch Kirby kommen nur knapp mit dem Leben davon. Am Ende entpuppt sich Jake Fooley selbst als der Verantwortliche. Er nimmt Kirby gefangen und flieht auf die Erde. Hier, am Nordpol, sucht er scheinbar etwas. Um Sie zur Mitarbeit zu bewegen, verspricht er Kirby Antworten.
Wovon die Kommandantin nichts ahnt: Bei seiner Flucht setzte Fooley auf der JAYDEN CROSS ein Betäubungsgas frei. Das Raumschiff trudelt führerlos einem Trümmerteil im All entgegen.
Gleichzeitig befinden sich Commander Nymba, Fähnrich McAllister und Marines im menschenleeren Paris. Es stellt sich heraus, dass für die Entvölkerung der Erde Naniten verantwortlich sind, die im Erde-Mars-Krieg entwickelt und nun eingesetzt wurden. Zwar kann eine Attacke der dahinterstehenden K.I. vereitelt werden, doch am Ende lässt diese ganze Gebäude auf die Bunker niedergehen, in denen die überlebenden Terraner hausen. Gelingt der Durchbruch, bedeutet das das Ende allen Lebens auf Terra. Nymba, McAllister und Corporal Kowalczyk fliehen gemeinsam mit Sylv in eine der verlassenen Wissenschaftsstationen auf die Oberfläche.
...
Leichter Kreuzer FEARLESS, zwischen Mercatur I und Pasel IV, 4. März 2237
(Vor 30 Jahren)
Der Holotank im vorderen Bereich der Brücke flimmerte. Captain Alexander Stein verzog abschätzig die Mundwinkel. Aufseufzend stellte er seinen ViKo-Becher zurück in den Getränkehalter und bemühte sich nach vorne. Ein Tritt gegen das Gehäuse genügte, das Flimmern verschwand.
Der Captain befand sich seit acht Stunden auf der Kommandobrücke, wirkte aber kein bisschen müde. Im Gegenteil: Vermutlich würde er nach seiner Schicht in die Sporthalle gehen, um überschüssige Energie loszuwerden, wie sie alle. Der Patrouillendienst war einfach langweilig.
„Wenn die verdammten Werftheinis auf SOL-4 mir beim nächsten Mal wieder sagen, dass wir auf der Liste nach hinten gerutscht sind, drehe ich denen den Hals um.“ Stein sank in den Sitz des Kommandanten. Er strich sich die Uniform glatt und eine Strähne seines schulterlangen schwarzen Haares aus der Stirn.
„Ein Wunder, dass wir überhaupt noch fliegen“, warf Commander Patricia North ein. Die I.O. schaute mit gerunzelter Stirn zum Holotank. „Man könnte doch meinen, dass Inspektionen in Friedenszeiten schneller gehen.“
Insgeheim pflichtete Lieutenant Aliou Nymba ihnen bei. Seit dem Ende des Parlidenkrieges waren die Ausgaben für den Militärhaushalt rigoros zusammengestrichen worden. Neubauten lagen auf Eis, Schiffe blieben länger im Einsatz als vorgesehen und wurden mit gewaltigen Verzögerungen gewartet. Die FEARLESS hätte vor vierzehn Monaten komplett überholt werden sollen. Der Missmut des Captains war nachvollziehbar.
„Lieutenant Nymba, wie sieht es dort draußen aus?“, fragte Commander North.
„Alles ruhig“, sagte er nach einer Konsultation der Sensordaten. „Keine Signaturen in Reichweite, außer der FUGGER.“
„Die sollten einfach jedes Handelsschiff mit ordentlicher Bewaffnung ausstatten“, bemerkte Captain Stein. „Und dazu kleine Einsatzstationen an der Galaktischen Seidenstraße errichten.“
Die FEARLESS patrouillierte entlang des zentralen Transportkorridors. Über diese Hauptroute wurden Waren zwischen den inneren Welten der Solaren Union bis zu den Randkolonien verschifft. Ab und an gelang es Plünderern bedauerlicherweise, Schiffe zu kapern. Erst seit dem Ende des Parlidenkrieges hatte der Hauptkorridor den Namen ‚Galaktische Seidenstraße‘ erhalten – nach dem berühmten Handelsweg auf der Erde. In den zurückliegenden Jahren war es immer öfter zu Überfällen auf Handelsschiffe gekommen, da nach dem Ende des Krieges die Schutzverbände verkleinert worden waren. Das gipfelte darin, dass nur noch einzelne Schiffe – wie aktuell die FEARLESS – Schutzdienst versahen.
„Das wird unter Präsident Leclerc nichts“, sagte Commander North. „Der setzt ganz auf Diplomatie und wird keinen neuen Krieg riskieren.“
Der Captain seufzte. „Diplomatie ist eine feine Sache, Patricia. Aber wir konnten fünf Angriffe zweifelsfrei der Eriin-Allianz zuweisen. Irgendwann muss er härter durchgreifen. Eine Wirtschaftsallianz ist ja schön und gut, aber die entwickelt sich eher zu einem Piratensumpf.“
„Sein Wahlkampfslogan war eindeutig“, sagte Aliou. „‚Friede für die Solare Union. Kein Krieg mit Leclerc.‘ Manchmal ...“ Ein blinkendes Icon auf seiner Konsole ließ ihn innehalten. „Eine nicht identifizierte Signatur in einem Abstand von 1,1 AE.“
„So nah“, entfuhr es Commander North.
„Gefechtsalarm“, sagte Captain Stein.
Sofort leuchteten die Streifen in der Wand rot auf. Die androgyne Stimme des Hauptcomputers verkündete den Gefechtszustand. Alle Stationen wurden doppelt besetzt, die Schilde aktiviert und Waffen scharf geschaltet. Aliou hatte in den neuen Berichten von SOL-4 gelesen, dass es auf dem Reißbrett Akulas der nächsten Generation gab, auf denen es Zweitbrücken geben sollte. Außerdem sollten beim Gefechtsalarm automatisch Skinsuits angelegt werden.
„Täuschkörper aussetzen“, befahl der Captain. „Torpedorohre bereit machen für einen Warnschuss, Laser vorbereiten. Lieutenant Nymba, Sensordaten in den Holotank.“
„Aye, Sir.“ Der Tank flimmerte – und Aliou fürchtete, dass die Anzeige nun gänzlich zusammenbrach –, doch dann stabilisierte sich die Übertragung.
Die flache Silhouette eines Leichten Kreuzers wurde sichtbar, an den breite Triebwerke rückwärtig angeflanscht waren. Die Hülle wies massive Schäden auf.
„Soll das ein Witz sein?“, sagte Commander North laut.
Stein schnaubte. „Lieutenant Berg, stellen Sie mir eine Verbindung zu diesem Spaßvogel her. Und warnen Sie die FUGGER trotzdem. Die sollen sich auf ein Gefecht vorbereiten.“
„Aye, Sir.“
Lieutenant Commander Ken Powers, der Waffen- und Taktikoffizier, etablierte einen Datenstrom zwischen seiner und Alious Konsole. „Sir, ich habe den Bandit in der Zielpeilung. Soll ich einen Warnschuss abgeben?“
Der Captain nickte. „Beschränken Sie sich aber auf einen gewöhnlichen Sprengkopf.“
„Bereit.“
„Feuer.“
Im Holotank löste sich ein Punkt von der FEARLESS und raste auf die feindliche Einheit zu. In einer Entfernung von 500 Kilometern detonierte der Gefechtskopf.
„Reaktion?“, fragte der Captain.
„Nichts“, erwiderte Commander North.
Aliou verstand den gegnerischen Kommandanten nicht. Warum gab er nicht auf?
„Die müssen wahnsinnig sein“, sagte die I.O. kopfschüttelnd.
„Oder verzweifelt“, gab Stein zu bedenken. „Die Randkolonien haben absolut nichts. Und während Leclerc große Reden schwingt, versinken die im Chaos und werden daher immer dreister.“
„Sir, Bandit I kommt in den nächsten vier Minuten in Waffenreichweite zur FUGGER“, meldete Powers.
Drei weitere Minuten lang versuchten sie, das feindliche Schiff per Funk zu überreden, den Angriff abzubrechen. Sie gaben einen weiteren Warnschuss ab. Doch dann wurde es zu gefährlich.
„Commander Powers“, sagte Stein, „zielen Sie auf deren Triebwerke.“
„Aye, Sir.“
Augenblicke später, das feindliche Schiff unterschritt soeben den Mindestabstand zur FUGGER, schlug ein Torpedo in der Triebwerksektion von Bandit I ein. Sekundärexplosionen zogen sich durch den Raumer, dann explodierte er. Nur Trümmer blieben zurück.
„Verdammt“, fluchte Stein.
„Sir“, meldete Aliou, „einige der Trümmerteile haben die FUGGER getroffen.“
„Der Kommandant bittet um Unterstützung bei der Reparatur“, warf Berg ein. „Was kann ich ihm sagen?“
„Dieser Tag hat schon beschissen begonnen“, murmelte der Captain. „Die armen Schweine hatten doch keine Chance.“ Er ballte die Fäuste. „Ich setze mit einem Schadenskontrollteam zur FUGGER über. Gefechtsalarm beenden. Patricia, Sie haben das Kommando.“
Zehn Minuten später legte ein Shuttle von der FEARLESS ab. Zwanzig Minuten später entdeckte Aliou endlich die Haftmine, die von Bandit I kurz vor dessen Zerstörung zur FUGGER geschickt worden war. Genau einundzwanzig Minuten später verging die FUGGER in einer grellen Explosion und riss einhundertvierzig Männer und Frauen mit sich in den Tod. Darunter auch Captain Alexander Stein.
Noch während die Trümmer in die Schwärze des Alls davontrudelten, schwor sich Lieutenant Aliou Nymba, dass er nie wieder den Fehler begehen würde, auf friedliche Lösungen zu setzen. Mitleid war eine Schwäche. Eine, die Feinde nicht kannten.
Und so prägte der tragische Verlust seines kommandierenden Offiziers ihn für sein weiteres Leben. Und sorgte dafür, dass er einen grauenvollen Fehler beging.
(Gegenwart)
Captain Kristen „Kirby“ Belflair war mittlerweile bei der neunten Todesart angekommen, die sie sich ausmalte. Irgendwie musste sie ihre Wut schließlich kanalisieren. Nie zuvor war sie derart von einem Menschen getäuscht worden, dem sie vertraut hatte.
Das Ziel ihres Hasses stapfte vor ihr durch das ewige Eis der nördlichen Polarregion von Terra und hörte auf den Namen Jake Fooley. Der angebliche Agent des Exekutivkommandos hatte sich als Parlide im rentalianischen Pelz entpuppt – metaphorisch gesprochen. Er hatte die Anschläge auf ihre Besatzungsmitglieder verübt und Lieutenant Bai Yun getötet. Am Ende hatte er sie geschnappt, mittels einer Quantenprojektion auf ein marsianisches Schiff entführt, und von dort ging es weiter in das ewige Eis der Arktis.
„Ich hoffe, unser Ziel ist nicht mehr allzu weit entfernt“, sagte Kirby.
„Machen Sie schon schlapp? Ich bin enttäuscht.“ Er grinste böse. Hinter dem Äußeren eines Modells – dunkles Haar, Dreitagebart, symmetrische Gesichtszüge – verbarg sich ein eiskalter Killer.
„Netter Versuch.“ Sie ließ sich gar nicht erst von seinen Sticheleien provozieren. Stattdessen zog sie die mit Fell gefüllte Kapuze tiefer in die Stirn. „Aber ich bezog mich eher auf das da.“ Sie deutete in die Ferne.
Fooley folgte ihrem ausgestreckten Finger mit dem Blick. Eine dunkle Gewitterfront kam rasch näher. „Das ist ärgerlich. Aber Sie haben Glück, Captain, wir haben unser Ziel beinahe erreicht.“
Sie hatten viele Stunden damit zugebracht, durch das ewige Einerlei aus Weiß zu stapfen. Kirbys Magen knurrte, trotz der Proteinriegel, die sie verschlungen hatte. Die Kälte zehrte ihre Kräfte rasend schnell aus.
„Dort vorne steigen wir ab.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Meinen Sie in die Gletscherspalte?!“
„Exakt.“
„Jede ihrer Ideen toppt die vorherige“, sagte sie spöttisch. „Ich bin beeindruckt.“
„Netter Versuch.“ Er ließ sich ebenfalls nicht provozieren. „Aber wenn Sie nicht brav sind, schupse ich Sie einfach dort hinein.“
„So viel zum Thema: Sie brauchen mich lebend.“
Fooley winkte ab. „Keine Sorge, Sie reichen mir auch mit gebrochenen Beinen und Armen.“
Bei jedem Anderen hätte Kirby eine solche Aussage für eine Provokation gehalten. Nicht jedoch bei ihm. Fooley hatte bewiesen, dass er ohne Zögern tötete. Das hatten neben Bai Yun auch zwei Offiziere auf dem marsianischen Schiff feststellen müssen, von wo sie zur Erde weiter transportiert worden waren. Fooley hatte beide kaltblütig erschossen.
In der Ferne verschluckte die schwarze Wolkenwand die ersten Gletscher. Dichte Schneeflocken wirbelten umher, der eisige Wind wurde – sie hätte es nicht für möglich gehalten – noch eisiger. Ihre Wangen glühten. Tausend winzige Dornen schienen sich in ihre Poren zu haken.
Sie taumelte.
Fooley ergriff ihren Arm und zog sie zur Gletscherspalte.
„Danke“, sagte sie.
„Gerne“, kam es zurück.
Dann gab er ihr einen Stoß. Mit rudernden Armen kippte sie hintenüber und fiel in die Tiefe. Ihr Schrei hallte zwischen den Wänden des ewigen Eises wider, bis er verschluckt wurde.
Irgendwann bemerkte Kirby, dass ihr Fall sich verlangsamte und in ein Schweben überging. Die Wände glitten langsamer an ihr vorbei. Schließlich kam sie auf.
Während sie schwer atmend auf dem Boden saß, ihr Puls schneller raste als ein Schiff auf Interlink und ihre Arme zitterten, kam Fooley neben ihr auf. „Sie widerlicher, elender ...“
„Ein wenig Spaß muss sein“, sagte er trocken. „Für lange Erklärungen blieb einfach keine Zeit. Dort oben tobt gerade die Hölle. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob der Antigrav nach all der Zeit noch funktioniert. Scheinbar tut er das.“
Ich werde dich bei der erstbesten Gelegenheit eigenhändig erwürgen!„Es gab tatsächlich eine Zeit, da mochte ich Sie.“
Ringsum zogen sich glatte, vereiste Wände in die Höhe. Fünf Meter entfernt war ein Schott mitten ins Eis eingepasst. Fooley ging ohne ein weiteres Wort darauf zu.
„Bewegen Sie sich, Captain“, befahl er. „Ich brauche Sie hier neben mir.“
Kirby kam der Aufforderung nach. „Warum?“
„Sparen Sie sich die Fragen. Freuen Sie sich lieber darüber, noch am Leben zu sein.“
Erst als sie neben ihm stand, streckte er die Hand aus und begann, mit dem ausgestreckten Zeigefinger Muster auf die Tür zu malen. Ihr lag ein hämischer Kommentar auf der Zunge, als sie das Glühen bemerkte. Wo Fooleys Finger Linien zog, entstand ein rotgoldenes Glimmen.
„Was ist das?“
„Das gesamte Schott besitzt eine auf das Metall aufgebrachte Touch-Oberfläche“, sagte er. „Was Sie sehen, ist nichts weiter als ein … taktiles Feedback. Allerdings ein weitaus fortschrittlicheres als jene, die Sie kennen.“
Tatsächlich war das erste Wort, das Kirby – obgleich sie wissenschaftlich erzogen worden war – in den Sinn kam, „Magie“. Natürlich war das Humbug. Andererseits mutete das Auftauchen von Yuna Ishida kurz vor Kirbys Erwachen auf der Kommandobrücke nach der Havarie nicht minder unglaublich an. Welche Mächte steckten hinter all dem? Ihre Neugierde wurde mit jedem Zipfel, den sie von dem Rätsel freilegte, nur noch größer.
Fooley hatte das Symbol scheinbar fertiggestellt. Nun trat er einen Schritt zurück. Kirby wollte ihm folgen, doch er bedeutete ihr, stehen zu bleiben. Ein blassblaues Licht manifestierte sich in Strahlenform und tastete sie ab.
Es knirschte, als das Schott zur Seite rollte.
„Sie wollten mich dabeihaben, weil sich der Zugang für mich öffnet?“, sagte sie verblüfft.
Fooley lächelte nur.
Dann trat er an ihr vorbei in den dahinterliegenden Gang.
Kirby folgte ihm.
Das Eis des Bodens ging in eine Gitterkonstruktion über, die Wände wuchsen konvex gewölbt in die Höhe. Bei jedem Schritt, den sie taten, erstrahlten runde Lichtquellen im Wandmetall. Wände und Boden waren stellenweise aufgerissen, Schnee und Eis hatten sich den Weg in das Innere der geheimen Station gebahnt.
„Hier hat sich nichts verändert“, sagte er verächtlich.
„Was ist das hier?“ Kirby flüsterte instinktiv. „Wer hat die Station erbaut?“
Fooley lachte. „Fast, Captain. Das hier ist keine Station, es ist ein Raumschiff. Allerdings wird es nie wieder fliegen.“
„Es ist abgestürzt.“
„Offensichtlich.“
Der Gang zog sich immer weiter, es gab keine Abzweigungen. Ein weiteres Schott fuhr vor ihnen in die Wand. Dahinter kam ein runder Raum zum Vorschein, von dem zahlreiche weitere Schotts abzweigten. Konsolen ragten in die Höhe, dazwischen gab es Sitzflächen.
In einer fließenden Bewegung kam ein grauhaariger Mann in die Höhe. „Du solltest nicht hier sein!“, blaffte er Fooley an.
„Darf ich vorstellen, Captain Belflair, das ist der Wächter. Pardon, war.“ Damit zog er seinen Pulser und schoss dem wütenden Mann einen Partikel in den Schädel.
Kirby schrie auf.
Der Wächter fiel rückwärts in seinen Sitz und blieb mit offenen Augen darin liegen.
„Also gut. Damit wäre das Wichtigste erledigt. Nun brauche ich Sie nicht mehr.“ Er hob den Pulser und schoss erneut.
Die Wucht des Einschlags warf Kirby rücklings gegen die Wand. Dort prallte sie ab und fiel nach vorne zu Boden. Ein grauenvoller Schmerz raste durch ihren Körper, ausgehend von ihrem Bauch. Überall um sie herum war Blut; ihr eigenes.
„Jede Reise endet eines Tages, Captain.“
*
Er konnte es noch immer nicht fassen. Die Ereignisse hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt wie Blitzlichter auf die Netzhaut.
Der Hass und die Wut verpufften in einem Moment der grauenvollen Erkenntnis. Fassungslos starrte Außenminister Tian Chang Agent Jake Fooley an, den wahren Mörder von Fähnrich Bai Yun. Er hatte den Sturm auf das Sicherheitsbüro orchestriert, bei dem Tian von den Marines beinahe erschossen worden war.
Natürlich!