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»Ethan Hawke ist ein wahrer Schriftsteller und ›Hell strahlt die Dunkelheit‹ ein großartiger Roman.« Patti Smith. »Hell strahlt die Dunkelheit« ist der bisher persönlichste Roman des vierfach oscarnominierten Schauspielers, Regisseurs und Schriftstellers Ethan Hawke und dazu eine Ode an das Theater. Ein erfolgreicher Kinoschauspieler ist nach dem Scheitern seiner Ehe mit einer weltberühmten Sängerin vor allem von sich selbst angewidert, denn seine Untreue hat dazu geführt, dass die Familie zerbricht – und das unter den Augen der Öffentlichkeit. Ungeschickt versucht er, die Trümmer seines Lebens mit Whiskey und Sex zusammenzuhalten. Was ihn rettet, ist das Theater: Die Proben für eine Inszenierung von »Heinrich IV« am Broadway unter der Leitung eines brillanten Regisseurs fordern ihn wie nie zuvor. Als einziger Kinostar unter sehr routinierten Theaterschau- spieler*innen mit ständigen Selbstzweifeln konfrontiert, wächst er über sich hinaus. Hybris und Demut im Dauerkampf. Ist es möglich, weltberühmt und gleichzeitig ein guter Mensch zu sein? »Hell strahlt die Dunkelheit« ist ein Roman über Scham, Glamour und den Glauben an die moralische Kraft der Kunst. Das Porträt eines Rosenkriegs, eine Erzählung von Vaterschaft und Männlichkeit, ein Roman, durchtränkt von Wut und Sex, Sehnsucht und Verzweiflung; und ein leidenschaftlicher Liebesbrief an die Welt des Theaters.
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Seitenzahl: 369
Ethan Hawke
Roman
Buch lesen
Titelseite
Inhaltsverzeichnis
Über Ethan Hawke
Über dieses Buch
Impressum
Hinweise zur Darstellung dieses E-Books
Hinweis
Widmung
Prolog Erschüttert, wie wir sind
Erster Akt Aufrührerisch Getränk ins Blut
1. Szene
2. Szene
Zweiter Akt Crush Collision March
1. Szene
2. Szene
3. Szene
Dritter Akt Abschuss der gefallsüchtigen Rakete
1. Szene
Dritter Akt The Blue-Jeans Kid
2. Szene
Vierter Akt Höllenbrei im Kessel glühe
Fünfter Akt If Wishes Were Horses
Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Alle im Roman angeführten Shakespearezitate stammen aus:
W. Shakespeare: Dramatische Werke (Berlin 1800) übersetzt von August Wilhelm Schlegel
Nur das Hamlet-Zitat wird zitiert nach: William Shakespeare: Hamlet – Prinz von Dänemark Aus dem Englischen übersetzt von Theodor Fontane (Manesse 2005)
W.H. Auden: Das Zeitalter der Angst. Ein barockes Hirtengedicht Übersetzer: Kurt Heinrich Hansen (Limes 1947/Neuauflage bei Heyne 1985
Namen, Figuren, Orte und Begebenheiten dieses Romans sind das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen, Örtlichkeiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig.
Inhaltsverzeichnis
Für Jack
Inhaltsverzeichnis
Wenn man einen Film beendet, vergessen sie immer, einen Wagen zu bestellen. Wenn man einen Film anfängt, läuft alles perfekt – Limousinen, Hotelzimmer, Tagesspesen –, aber sobald die Dreharbeiten abgeschlossen sind, ist es ihnen scheißegal. Ich kam am späten Nachmittag des ersten Sonntags im September zu Hause an. Am nächsten Tag würden die Proben für Heinrich IV. beginnen. Ich sollte besser sagen, ich kam in New York an. Nach Hause fuhr ich nicht. Ich stieg vor dem JFK-Terminal für International Arrivals in ein Taxi und sagte dem Typen, er solle mich ins Mercury Hotel bringen.
Der Fahrer starrte mich im Rückspiegel an.
»William Harding?«, fragte er mit einem schwachen indischen Akzent.
»Yep«, antwortete ich.
»Stimmt das, was man über Sie und Ihre Frau sagt?«
Ich war in Kapstadt in Südafrika gewesen und hatte noch keine Ahnung von dem Medienrummel um mein einstürzendes Leben.
Für den Fahrer war mein Schweigen ein Schuldeingeständnis.
»Leute Ihrer Sorte machen mich immer nur wütend.« Er sprach zum Spiegel. »Sie haben alles, aber … das ist nicht genug. Sie sind gierig, mein Freund, habe ich recht? Von Gier getrieben?«
Wir fuhren auf den Highway.
»Sie kennen mich nicht mal«, sagte ich leise.
»Verzeihung?«, rief er.
»Sie kennen mich nicht mal«, wiederholte ich lauter.
»Ich kenne Sie. Ich mochte Ihre Filme früher sehr gern.«
Ich sah, wie er den Blick aus seinen braunen Augen von der Straße löste und im Spiegel über mein Gesicht und meine Kleidung wandern ließ.
»Ich bin ein großer Fan des Kinos. Ich dachte, Sie wären anders als diese künstlichen Glitzertypen. Ich mochte den futuristischen Film – mit der Musik. Ahh … tolle Musik. Und der mit dem russischen Mädchen, sehr sexy, aber ein guter Film, schlau. Den mochte ich. Leute wie Sie sind verwöhnt, deshalb fällt es ihnen schwer, ein sinnvolles Leben zu führen. Sie verdienen Ihren Lebensunterhalt mit dem, was Sie lieben; Sie werden gut dafür bezahlt; Sie bekommen Preise. Glauben Sie, ich hätte irgendwelche Preise zu Hause? Glauben Sie, das liegt daran, dass ich es nicht verdient hätte?«
»Gucken Sie auf die Straße, Kumpel«, sagte ich.
»Denken Sie daran, wenn Sie sich das nächste Mal beklagen«, fuhr mein Taxifahrer fort. »Niemand will Ihnen zuhören! Ich habe eine Siebzehnjährige, die mir das Leben den lieben Tag lang zur Hölle macht. Ich bezahle Rechnungen, andauernd. Ich habe zwei Jobs, und wenn Sie wollen, dass ich Ihrem Gejammer zuhöre – dann sprechen Sie mit dem falschen Taxifahrer. Haben Sie mich verstanden? Ich weine keine bitteren Tränen für Sie, mein Freund.«
Ich hatte meinen ersten Film mit achtzehn gedreht und war mit jetzt zweiunddreißig schon mein ganzes erwachsenes Leben lang irgendwie berühmt. Ich lebe also schon seit einer ganzen Weile damit, dass Fremde mich erkennen. Normalerweise bin ich ziemlich versiert darin, es zu ignorieren. Meine Verdrängungsmechanismen sind beachtlich. Das müssen sie auch sein. Wenn einem jemand erzählen würde, dass er, wohin er auch geht, höre, wie die Leute hinter seinem Rücken seinen Namen, Details über sein Leben und seine Ex-Geliebten flüstern, könnte man meinen, er leide unter wahnhafter paranoider Schizophrenie. Aber das war meine Wirklichkeit.
»Warum feiern wir nicht Güte, Ehrlichkeit, Substanz? Warum nicht?«, fragte mein Fahrer. »Warum finden wir nicht jemanden, der keine selbstzufriedene Plastikhülle von einem Menschen ist, drucken sein Bild auf den Titel des People-Magazins und verkaufen zwanzig Millionen Exemplare davon? Wie wäre es, wenn ein demütiger Mensch zwanzig Millionen Google-Treffer haben könnte? Warum gibt es keine Preisverleihungsgalas mit lauter Erwachsenen, die über erwachsene Ideen sprechen? Zum Beispiel warum wir geboren werden? Es ist nicht alles Ihre Schuld«, versicherte er mir. »Wenn über mich in Entertainment Tonight berichtet würde, wäre ich dann so ein Arsch wie Sie? Das ist die zentrale Frage.«
»Ich weiß nicht«, sagte ich.
Ich wollte nicht nach Hause kommen. Wenn meine Kinder nicht gewesen wären, wäre ich für zwanzig oder dreißig Jahre nicht in diese Stadt zurückgekehrt. Nach New York zurückzukommen war jedes Mal, als würde ich meinen Kopf in eine sauber geknüpfte Schlinge stecken.
Mein Fahrer fuhr mich zur Thirty-second Street, Ecke First Avenue. Er zitierte die Bhagavad Gita, redete über Eli Manning und die New York Giants und erklärte mir, dass Sex nicht entscheidend sei. Er war seit achtzehn Jahren treu, und seine Frau war lesbisch.
Ich sagte nichts. Ich blickte ihm bloß im Rückspiegel in die Augen und nickte.
»Wenn Ihre Frau Sie verlässt, ist das in Ordnung«, dozierte er. »Sie haben ein heiliges Versprechen gebrochen, den Bund der Ehe, und Sie müssen ihre Entscheidung respektieren, mein Freund. Wir müssen die Freiheit des anderen respektieren, und damit ist auch jeder einverstanden, bis diese Freiheit uns Schmerzen bereitet. Wenn sie uns dann verletzt, nehmen wir ihr ihre Freiheit übel und reden davon, dass unsere Ex verrückt geworden, durchgedreht ist oder ›Probleme hat‹. Sie ist nicht verrückt, sie hat keine Probleme – sie hat nur ihren eigenen Willen.« Er lachte und hielt vor dem Mercury Hotel, einem alten Gebäude, das sich über einen halben Block erstreckt, geheimnisvoll und schaurig, wie ein Ort, zu dem man kommt, um verrückt zu werden oder sich zu erschießen, wie es auch viele getan hatten. Ich romantisierte dieses Hotel schon seit meiner Kindheit; berühmte Schriftsteller, Dichter, Musiker und Maler hatten hier gelebt und gearbeitet. Erbaut kurz nach dem Bürgerkrieg, mittlerweile heruntergekommen und vergammelt, voller Touristen aus Tokio und Deutschland, lebte es allein von seinem Ruf.
»Wenn Sie Ihre Frau respektieren, lassen Sie sie ihren eigenen Weg gehen. Sie ist im Moment nicht die wichtige Person. Sie haben Kinder. Ihr Sohn braucht Sie. Ihre Tochter braucht Sie. Bitte duschen Sie und riechen Sie mehr besser. Sie sehen aus wie ein Penner und stinken nach Pisse und Zigaretten! Machen Sie einen Entzug!«
»Seien Sie nicht so streng mit mir, Mann.« Ich schüttelte den Kopf. »Es war ein langer Flug.«
Ich schob das Geld durch den Schlitz in der kugelsicheren Scheibe.
»Nur noch eine Sache«, sagte er. »Kann ich ein Foto von Ihnen machen?«
Ich betrat das Hotel und ging zum Empfang. Die Lobby war mit dunklem, tiefbraunem Holz getäfelt. Es roch nach weichem Moos an einem alten Baum. An der Decke war ein Gemälde mit Cherubinen, die auf Wolken ritten, als wären es Pferde. Es waren freundliche Engel, doch es war unklar, ob sie die Lebenden oder die Toten willkommen hießen.
»Wow, sieh an, wer da ist, Hester Prynne persönlich«, sagte Bart Asher. Auch mit vierundsiebzig saß er immer noch am Empfang. »Als ich in der Post über dich gelesen und gesehen habe, dass du alles vermasselt hast, war ich ganz aufgeregt, weil ich mir dachte, dass wir dich vielleicht sehen.«
»Hast du ein Zimmer?«, fragte ich.
»Das beste Zimmer in New York City«, sagte er stolz.
Bart führte mich zum Apartment 714, billig möbliert mit einer Wohnzimmergarnitur aus der Eisenhower-Ära. Der Raum war dunkel, aber warm und behaglich, mit einer hohen Decke und dicken Zierleisten. Schmutzig gelbes Licht sickerte durch die trüben Fenster. Daneben gab es eine Küche, ein Arbeitszimmer und zwei Schlafzimmer; eins für mich und eins für meine Kinder.
»Wie viel?«, fragte ich.
»Wie lange bleibst du?«
»Welche Chancen hat die Post meiner Ehe gegeben?«
Er blickte zu meinem Gepäck, betrachtete die Stofftiere und afrikanischen Malbücher und sah mich mit einem warmen Lächeln an.
»Ich bin ein Romantiker. Ich lass dir die Zimmer für einen Monat umsonst. Bis ihr wieder zusammenkommt.«
»Was passiert, wenn wir nicht wieder zusammenkommen?«
»Ihr müsst wieder zusammenkommen«, sagte er schlicht.
Inhaltsverzeichnis
Die Proben für Shakespeares Heinrich IV. begannen pünktlich um zehn Uhr. Ich hatte überhaupt nicht geschlafen, und meine Kehle brannte noch immer vom Kotzen. Mein erster Abend im Mercury hatte nicht gut geendet. Ich machte mir Sorgen, dass die Leute den Alkohol riechen konnten, der aus meinen Poren sickerte, als ich den Fahrstuhl verließ und den Probensaal betrat.
Ich mag alte Theater und stickige Kirchenkeller, Orte, an denen man die Geschichte an den Wänden riechen kann. Dieser Raum war antiseptisch. Er erstreckte sich über die Hälfte des siebenundzwanzigsten Stocks eines Bürogebäudes. Unser Probenbereich war etwa so groß wie ein Baseball-Feld. Die beiden Wände am anderen Ende waren komplett verglast. Lichter, Bullen und das Chaos vom Times Square brüllten stumm auf einen ein. Es war höllisch ablenkend.
Am früheren Morgen hatte ich meine Tochter zur Vorschule gebracht. Vor dem Upper-East-Side-Kindergarten blieben wir stehen. »Wohnst du in einem Hotel, weil es näher zu den Proben ist?«, fragte sie mich.
Ich stand verkatert und stumm da.
»Das ist der einzige Grund, der mir einfällt«, fügte sie hinzu.
»Nun, das ist einer der Gründe.«
»Bleibst du da wohnen?«
Ich starrte sie schweigend an.
»Denn ich hab mir überlegt«, fuhr sie fort, »wenn du und Mommy nicht mehr zusammen wohnt, wäre das super! Dann kann ich einen kleinen Hund bekommen, und Mommy hätte keine Allergie.«
»Heute Nachmittag, wenn der Kindergarten und die Probe zu Ende sind, gehen wir ins Tierheim und retten einen kleinen Hund. Abgemacht?«
»Darf ich seinen Namen aussuchen?«
Ich nickte, und wir gaben uns die Hand.
Einem Kind einen kleinen Hund zu versprechen. Erbärmlich.
In dem Probenraum waren Tische zu einem großen Quadrat zusammengeschoben, um das Klappstühle aufgestellt worden waren. Der erste Tag der Proben für ein Stück läuft immer gleich: Bagels, Kaffee, Orangensaft, Bleistifte, Formulare der Schauspielgewerkschaft, nervöses Schwatzen, Menschen, die sich seit dieser langweiligen Inszenierung von Der Eismann kommt 2004 nicht mehr gesehen haben, die Wahl eines Gewerkschaftsvertreters, die Rede des Inspizienten über Pünktlichkeit und Arbeitsunfälle.
An diesem Morgen war es nur deshalb ein wenig anders, weil da so viele Menschen waren, das neununddreißigköpfige Ensemble und etwa fünfundzwanzig weitere Leute für Ausstattung, Assistenz und Produktion. Der »Star« saß bereits auf seinem Platz, als ich eintraf. Man weiß, dass man zu spät kommt, wenn ein Filmstar wie Virgil Smith vor einem da ist. Man musste ihm anrechnen, dass er ungefähr vier Textbücher dabeihatte, alles unterschiedliche Fassungen des Stücks – und das Stück war verdammt lang –, sodass er von Papierstapeln umgeben war. Sein Gesicht war von einem dichten Bart bedeckt, den er offenbar seit einem Jahr hatte wachsen lassen. Er sah aus wie Orson Welles; oder in Wahrheit sah er vermutlich aus wie Falstaff, was auch der Plan war. Als er mich sah, stand Virgil auf und kam zu dem Tisch, an dem ich stand. Er umarmte mich kräftig. Ich weiß, es war nett gemeint, aber es fühlte sich peinlich an, wie Mitleid. Ich war so verkatert und durcheinander, dass ich in seinen Armen heulen oder ihm ins Gesicht hätte schlagen können. Er war wahrscheinlich der einzige veritable Filmstar, der gleichzeitig ein universell gefeierter und geachteter Theaterschauspieler war. Er war alles, was ich hatte sein wollen, seit ich alt genug war, etwas zu wollen. In England ist es gewöhnlich, nehme ich an, aber in Amerika ist Virgil Smith einzigartig. Ein Rhodes-Stipendiat, Absolvent der Yale Drama School, der seinen ersten Oscar für seine Darstellung eines Gangsters gewann, in einem Film, der wohl als der beste amerikanische Film seit Citizen Kane galt. Er hatte dreimal den Tony-Award gewonnen, einmal für seinen Macbeth und zwei weitere Male für seine Rollen in Uraufführungen. Wir waren uns nie zuvor begegnet, aber da ich vage berühmt war und er super berühmt, dachten wir wohl, dass wir uns umarmen sollten.
»Stimmt es?«, fragte er mit einem Blick aus seinen großen, feuchten Oscar-gekrönten Augen.
»Stimmt was?«, fragte ich.
»Was ich in den Zeitungen lese.«
»Kommt drauf an, was du liest.«
»Nun …«– er hielt inne und lächelte; ich hatte ihn schon in hundert Filmen so gucken sehen – »Ich habe gelesen, dass du deine Frau betrogen hast und sie die Scheidung verlangt.«
»Ja, das kommt ungefähr hin. Das ist die Story«, sagte ich und ließ ihn dort stehen. Das war nicht die Unterhaltung meiner Träume.
Ich setzte mich auf den mir zugewiesenen Platz, packte mein Textbuch aus und versuchte, nervös zu sein wegen der Leseprobe, die in Kürze beginnen sollte. Es gab vieles in meinem Leben, weswegen ich sinnvollerweise nervös sein konnte, und dies war von allen der sanfteste Anlass.
Der Abend zuvor war schlimmer gewesen, als ich erwartet hatte. Ich war vom Hotel nach Hause gefahren, um meine Kinder zu sehen und mit meiner Frau zu sprechen. Sie kam nicht nach unten, um Hallo zu sagen, doch ich konnte sie über uns herumstampfen hören. Sie trug dem Kindermädchen auf, mir zu sagen, dass ich mit den Kindern essen gehen und sie ins Bett bringen könne. Sie würde mich dann um zehn in der Bar gegenüber treffen. Die Kinder und ich gingen in den Park. Wir hatten ziemlich viel Spaß bei unserem Wiedersehen. Ich saß in dem Sandkasten am Union Park, die beiden schoben Sand hin und her und beobachteten den Sonnenuntergang.
»Sie hat wieder gedunkelt!«, rief mein dreijähriger Sohn und zeigte auf die Sonne, die hinter die Gebäude sank, während ihre letzten goldenen Strahlen uns ins Gesicht fielen.
»Das macht sie jeden Tag, Dummerchen«, sagte meine Tochter.
»Aber sie hat wieder gedunkelt!«, sagte er, zupfte an meinem Hemd und blickte mir nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt direkt in die Augen.
»Ich weiß, Kumpel. Das macht sie jeden Tag so.«
»Nein, macht sie nicht. Heute Morgen nicht«, sagte er.
»Die Sonne geht abends unter«, entgegnete meine Tochter.
»Es ist ein Wunder«, sagte er.
»Nein«, verbesserte meine Tochter ihn, »es ist ein Wunder, wenn sie aufgeht.«
»Ich mag es, wenn sie untergeht.«
Meine Liebe zu diesen beiden Menschen war leicht, unkompliziert und endlos wie die Liebe zu Wasser, Sternen, Licht, Atmen und Nahrung. Die Ehe hatte für mich nicht gepasst, Elternschaft dagegen ein spontaner erfreulicher Reflex. Sandwiches mit Peanutbutter und Jelly machen, mit Wasserfarben malen, Woody Guthrie und Elizabeth Cotton hören, einen Ball hin und her werfen, Karten und Esel in der Mitte spielen, Schuhe zubinden, Schatzsuchen, durch Pfützen laufen, Lieder singen, Papierflugzeuge. All das konnte ich. Meine Verantwortung für die beiden zu erfüllen war nahrhafter als Schlaf.
Nachdem ich die Kinder ins Bett gebracht, ihnen Geschichten vorgelesen und ihnen den Rücken gekrault hatte, ging ich in die Bar gegenüber und wartete auf meine Frau. Mary kam nicht, und ich saß mehr als drei Stunden alleine da und kippte Whiskey in mich hinein, bis ich sturzbetrunken und stinkwütend darüber war, versetzt worden zu sein. Ich glaube nicht, dass es der Alkohol war, ich glaube, es war die eklige Gazpacho, die ich gegessen habe; trotzdem endete mein erster Abend zurück in New York damit, dass ich mir die Seele aus dem Leib kotzte und vor der Kloschüssel des Mercury Weinkrämpfe hatte. Wie sich herausstellte, war ich in der falschen Bar gewesen. Mary hatte eine Ecke weiter gewartet. Das Seltsame war, dass keiner von uns beiden versuchte hatte, den anderen anzurufen.
Es hatte wirklich gedunkelt.
Ein muskulöser Mann Ende vierzig nahm neben mir am Probentisch Platz. Er hieß Ezekiel. Er trug eine gehäkelte Rastafari-Beanie, fünf oder sechs goldene Armbänder und eine olivgrüne US-Army-Jacke. Alles an ihm strahlte eine vitale Männlichkeit aus. Die nächsten paar Stunden saßen wir da und gingen all die Informationen der Schauspielergewerkschaft durch, die man klären muss, bevor eine Produktion beginnen darf. Die Neonlichter über uns summten in einer Frequenz, die einen mordlustig machte. Unsägliche Langeweile, während wir Punkt für Punkt durch unsere Verträge gelotst wurden. Wie viele Wochen man gearbeitet haben musste, bis man bei der Gewerkschaft versicherungsschutzberechtigt war. Der Arbeitnehmervertreter hielt seine lange Rede über die Entlohnung der Arbeiter und die Zukunft der Gewerkschaft. Diese Typen waren immer arbeitslose Schauspieler und trugen ihre Solidaritätsappelle stets mit ernsthaftem Bemühen um Ausdruck vor, als wären sie bei einem Vorsprechen. Anschließend gewährte man dem Ensemble eine Viertelstunde Pause, bevor die Probe offiziell beginnen sollte. Zeit mit mir alleine war das Letzte, was ich wollte.
Ich fuhr mit dem Aufzug die siebenundzwanzig Stockwerke zur Forty-second Street hinunter und stand zum Rauchen mitten auf dem Times Square. Wellen von Menschen wogten an mir vorbei, rempelnd und Einkaufstüten schwenkend, auf dem Weg zu irgendeiner Touristenattraktion. Madame Tussauds Wachsmuseum, der Disney Store – es war alles da. Mein Sohn hat mich einmal gefragt: »Mommy hat zwei Figuren im Wachsmuseum, und du hast gar keine. Warum?«
Ich zündete meine Zigarette an. Ein paar andere Mitglieder der Truppe lungerten ebenfalls herum, rauchten oder kauften sich ein Stück Pizza, doch ich wollte nicht mit ihnen reden.
Zwei Tage zuvor war ich noch bei Dreharbeiten in Kapstadt gewesen. Es hätte eine bedeutungsvolle, erhellende Erfahrung sein sollen. Ich hatte südafrikanische Townships mit herzzerreißender Armut gesehen: ein neunjähriger Junge, der zu einer Stromleitung am Rand eines Highway hochkletterte, um Strom für seine Familie abzuzapfen; ein kleines Mädchen, das ihre Eiscremeschnitte für ihre Brüder in drei Stücke teilte, während alle aussahen, als hätten sie seit einem Monat nichts gegessen. Ich habe eine Safari gemacht und in die Augen eines nur einen Meter entfernten Löwen gestarrt; ich habe gesehen, wie eine Leopardin eine Antilope fraß und den Kadaver für ihre Jungen auf einen Baum schleppte, während Hyänen versuchten, ihn ihr zu entreißen; ich war vier Tage auf dem Meer und habe wilde Pinguine, Wale und Delfine beobachtet; ich habe die Gefängniszelle gesehen, in der Nelson Mandela achtzehn seiner siebenundzwanzig Gefängnisjahre verbracht und still eine ganze Nation verwandelt hatte. Aber ich konnte immer nur daran denken, dass meine Ehe sich auflöste.
Mary und ich hatten uns sechs Jahre zuvor nach einem ihrer Konzerte backstage kennengelernt, während des größten Schneesturms seit Menschengedenken. Ich hatte sie tanzen und singen gesehen und war gebannt, dass jemand aus meiner eigenen Generation so selbstbewusst sein konnte. Das ganze Irving Plaza war erwärmt von ihrem Leuchten. Auf der Bühne hatte sie eine leidenschaftliche, glühende Intensität. Im Green Room war sie genauso. Sie war noch verschwitzt von ihrem Auftritt. Unsere gegenseitige Anziehung war unmittelbar und unbehaglich. Das war kurz nach der Veröffentlichung meines ersten Films bei einem großen Studio. Sie machte mir Komplimente zu dem Streifen. Ich lobte ihr letztes Album. Sie begriff alles, was mir widerfahren war. Wir lebten beide im Trubel des Ruhms und fühlten uns von dem anderen verstanden. Unsere gemeinsame Verbindung war klar und unvermeidlich, wie die Schwerkraft. Ich war dankbar, eine Freundin zu haben. Nach stundenlangem Gespräch sah ich mich um und bemerkte, dass wir als Einzige im Green Room übrig geblieben waren. Ihre Bandkollegen und ihr Manager warteten im Bus. Wir gaben uns zum Abschied die Hand, doch es kostete echte Überwindung, sich nicht auszuziehen und gleich an Ort und Stelle auf den Tischen zwischen Snacks und Bier zu vögeln. Es war, als könnte ich unsere Kinder schon riechen. Ich ging nach Hause in meine Wohnung im East Village und guckte aus dem Fenster. Im Licht der Laternen konnte ich den still fallenden Schnee sehen. Ich betete:
Wer immer diese Frau erschaffen hat, ich bete dich an.
Ich widme dir mein Leben. Bitte, Gott-Schöpfer,
Lass mich der Ehemann dieser Frau sein. Ich werde für deine
Schöpfung sorgen.
Ich werde jeden ihrer Schritte ehren.
Der Himmel schien seine Schleusen zu öffnen für allen Schnee auf der Welt.
»Yo, Dude, bist du nicht der Typ aus dem verdammten Film?«, sprach mich ein Akne-geplagter junger Mann an und rief quer über den ohrenbetäubenden Lärm des Time Square hinweg ein paar Freunde.
»Mach dir deswegen keine Gedanken, Mann. Ich bin niemand.«
»Doch, bist du. Komm schon, Dude, lass mich ein Foto von dir machen.« Er trug einen knallroten Adidas-Trainingsanzug und hatte eine Aggressivität an sich, die beunruhigend war.
»Du willst kein Foto von mir machen«, sagte ich, damit er sich von dem Strom der Leute um uns herum weiterziehen ließ.
»Doch, will ich«, sagte er schlicht, zückte sein Handy und versuchte weiter winkend, seine Kumpel herbeizurufen.
»Du kennst nicht mal meinen Namen«, sagte ich.
»Du bist der aus dem Film«, sagte er aufgeregt. »Ich kenne dich.«
»Ja, also, ich mach nicht gern Fototermine, weißt du? Ich komme mir vor wie ein Freak, verstehst du, was ich meine?«, fragte ich und wollte schnell weggehen.
»Sei kein Arschloch, Bro.« Er packte meine Schulter und drehte mich um. »Es ist das Mindeste, was du für deine Fans tun kannst.«
»Ja, nun …« Ich versuchte, mich davonzuschlängeln.
»Lass uns nur ein Foto von dir machen, Dude«, sagte sein größerer, kräftigerer Freund, der zu uns rüber geschlurft war.
»Du warst Hammer in dem verdammten Film, Dude. ›Yo, Jackie, give me the kiss-ash!‹« Ein weiterer Kumpel trat hinzu und imitierte mich in der Rolle, die ich von all meinen Filmfiguren am wenigsten mochte. Es gibt einen direkt umgekehrten Zusammenhang zwischen der Qualität eines Films und der Höhe der Gage. Je dümmer der Film, desto mehr zahlen sie. Der Film war mein lukrativster gewesen.
»Ja, vielen Dank, Jungs«, sagte ich und bot ihnen meine Hand an. »Sehr freundlich. Ich freu mich, euch alle zu treffen. Ich will bloß nicht, dass irgendein beschissenes Foto von mir für immer im Internet steht, versteht ihr?« Ich lächelte.
Sie starrten mich ausdruckslos an.
»Aber trotzdem vielen Dank«, fuhr ich fort.
Davon wollten der Typ in dem roten Adidas-Trainingsanzug, die beiden Kumpel und jetzt auch noch zwei ihrer Freundinnen nichts hören. Alle legten die Arme um mich. Jemand anderes, ein älterer Typ, nahm ein Handy, um ein Foto zu machen.
Ich gestehe, dass ich als Kind Fantasien hatte, Autogramme zu geben oder fotografiert zu werden. In der Regel malte ich mir aus, dass die Menschen mich bewunderten. Hatemail habe ich mir nie vorgestellt.
Der Typ in dem roten Adidas-Trainingsanzug flüsterte mir ins Ohr: »Du bist ein beschissener Idiot, Mann.« Einen Arm über meine Schulter gelegt, während wir fotografiert wurden, fuhr er fort: »Du solltest dankbar sein. Lächel einfach, verdammt noch mal.«
Im Fahrstuhl zurück zur Probe lehnte ich mich an die Wand der Kabine und weinte. Nun habe ich mich im Leben, wann immer ich geweint habe, normalerweise hinterher besser gefühlt, aber derzeit konnte ich gar nicht aufhören zu weinen, und nichts veränderte sich. Als ich mich gerade zusammengerissen und die Augen abgewischt hatte, ging die Fahrstuhltür auf, und mein Puls schlug sofort schneller aus Angst, zu spät zu kommen. Ich enttäuschte den Regisseur. Ich stellte mir vor, wie er mich demütigte und meine Verspätung benutzte, um für den Rest des Ensembles ein Exempel zu statuieren. Irgendwann in den letzten paar Tagen hatte ich komplett vergessen, dass ich ein zweiunddreißigjähriger erwachsener Mann war.
Als ich im siebenundzwanzigsten Stock ausstieg, schlenderten alle noch rum und tranken Kaffee. Niemandem fiel auf, dass ich zu spät war. Eine Hand berührte sanft meine Schulter. Ich drehte mich um.
»Ich werde deine Gattin spielen.« Eine junge Frau mit makellos frisiertem rotem Haar blickte zu mir auf. Ihre durchscheinende Haut, die teure Kleidung und ihre hellgrünen Augen waren berauschend; sie sah aus, als wäre sie aus einem Renaissance-Gemälde gestiegen. Sie roch sogar nobel. Das ist also Lady Percy, dachte ich. Von ihr muss ich mich um jeden Preis fernhalten.
»Wer hat dich verlassen?«, fragte sie mit warmer, bühnentrainierter Stimme.
»Was meinst du?«
»Deine Mutter oder dein Vater? Ich habe noch nie einen Schauspieler kennengelernt, der irgendwas taugt, der nicht von der einen oder dem anderen verlassen wurde.« Sie zwinkerte mir zu und ging davon. Ich strengte mich an, ihr nicht hinterherzustarren.
Ich wandte mich ab, ging zu dem »Begrüßungs«-Tisch, goss mir noch eine Tasse Kaffee ein und stellte mich neben Ezekiel.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Die Diva ist drinnen und beschwert sich noch ein bisschen«, sagte er und meinte unseren Falstaff. Den ganzen Vormittag hatte unser »Star« verschiedene Exemplare des Textbuches durchgeblättert und mit dem Dramaturgen über minimale Diskrepanzen im Text diskutiert.
»Hoffentlich ist er auch so gut wie angekündigt.« Ezekiel seufzte.
Ich nickte.
»Hast du ein Stück von dem Plundergebäck abbekommen?«
»Nee, ich hab keinen Hunger«, sagte ich, um Distanz bemüht.
»Wie hältst du dich so?«, fragte er ernster.
»Mit Mühe«, murmelte ich und nippte an meinem Kaffee.
»Du siehst mager aus.« Er lächelte. »Vergiss nicht zu essen.«
Wir schwiegen lange, während wir beobachteten, wie der Rest des Ensembles lustlos herumschlenderte. Ezekiel schien über meine Lage nachzudenken. Schließlich beugte er sich zu mir und flüsterte verschwörerisch: »Hatte sie eine rasierte Muschi?«
Ich sah ihn an und nahm seine warmen, lächelnden Augen wahr. »Ja.« Ich nickte.
»Jesses Maria«, klagte er. »Heutzutage sind sie alle rasiert.« Er nickte verwundert. »Eigentlich ist es traurig … ich bin mit dem Busch aufgewachsen. Die Mädchen heutzutage wachsen mit Pornos auf. Sie haben kleine schmutzige Münder und schicken versaute kleine SMS, die einen Matrosen erröten lassen würden. Tattoos?«
»Yep.« Ich nickte bei der Erinnerung.
»Natürlich«, tadelte er sich selbst. »Also, lass mich einer der Ersten sein, die dir sagen: gut für dich.«
Meine junge Geliebte war entzückend gewesen wie ein Heißluftballon, das Geräusch von hinabstürzendem Wasser, der Duft von Kirschblüten – all der dumme uralte Klischeescheiß. Nur wenige Augenblicke, nachdem man mich dieser jungen südafrikanischen Frau in einem Club in Kapstadt vorgestellt hatte, wusste ich genau, was ich tun würde. Und denkt nicht, mir sei nicht bewusst, dass jede Sekunde dieser geschmacklosen ehebrecherischen Ausgelassenheit furchtbar oberflächlich ist. Ich weiß, dass es unmöglich ist, meine Untreue rückblickend in einer Weise zu präsentieren, die ihr Substanz verleihen würde, doch so hat es sich nicht angefühlt. Es fühlte sich an wie Tolstoi-Stoff – großartig, mitreißend, episch. Sie war eine Zeitmaschine. Ich war wieder jung; ich roch gut. Das Leben war pulsierend, gefährlich, unbekannt, und ich zündete mir meine Zigaretten auf eine coole Art an. Diese junge Frau gab mir mein Leben zurück, und sie genoss es. Und um das ganz klar zu sagen: Ich floss über vor Dankbarkeit. Ihr Vater war ein ANC-Mitglied und Besitzer des örtlichen Buchladens, den sie führte. Gemeinsam veröffentlichten sie eine literarische Zeitschrift und organisierten diverse politische Veranstaltungen. Sie war krass. Ihre ältere Schwester war im neunten Monat schwanger und lag in den Wehen. Sie guckte immer wieder auf ihr Handy und war ganz aufgeregt, Tante zu werden. Ich forderte sie zum Tanzen auf, lauschte ihrem Atem, wartete den richtigen Zeitpunkt ab und zählte die Sekunden, bis ich sie küssen würde. Wie ein Zehntklässler, der bei der Schuldisco einen Steifen kriegt, zog ich sie dicht an mich, um öffentliche Peinlichkeiten zu vermeiden. Sie blickte mit wissenden feuchten Augen zu mir auf, als sie spürte, wie ich mich an sie presste.
»Bist du nicht verheiratet?«, fragte sie.
Ich schmuggelte meine Tanzpartnerin sicher durch die Hintertür des Clubs. Mir war nicht bewusst, dass Leute uns beim Tanzen in dem Club fotografiert hatten, bis die Fotos überall im Internet auftauchten. Wir schlichen eine Feuertreppe zum Parkplatz hinunter und küssten uns, sobald wir außer Sichtweite waren. Ich hatte vergessen, wie ein Kuss sich anfühlte; ich hatte vergessen, wie es war, eine Frau in den Armen zu halten, die gehalten werden wollte; die sich unter meiner Berührung auflöste; die wollte, dass man ihr die Hand unter den Rock schob, und hoffte, dass man noch ein Stück weiter tastete; die kleine Laute machte. Nun bin ich intelligent genug, um zu wissen, dass das blinde Verfolgen von Spielchen solcher Art nicht zu irgendeiner Form von authentischer, substanzieller und erleuchteter Existenz führt. Ich schätze, das weiß ich. Also, vielleicht weiß ich das. Oder sollte ich sagen, dass ich das lange für wahr gehalten habe, aber in diesem Moment wäre ich lieber gestorben – eine Kugel in die Großhirnrinde, mein Blut verspritzt auf dem Asphalt – als die Hand dieses Mädchens loszulassen. Sie fühlte sich an wie ein Werkzeug des Göttlichen. Sie führte mich durch eine Tür. Eine Tür, die hinter mir zufallen und mein Leben, so wie ich es kannte, beenden würde, die meine Familie zerbrechen und alles, was ich jahrelang aufgebaut hatte, hinwegraffen würde. Ich würde verzweifelt und mit Selbstmordgedanken zurückbleiben und das Leben meiner Kinder dauerhaft beschädigt haben. Ich wusste ziemlich genau, dass all das geschehen würde, und trotzdem wollte ich diese junge Frau so unbedingt, dass ich komplett ohne so etwas wie Zweifel war.
»Du bist mit dieser Rocksängerin verheiratet, richtig?«, fragte sie schlicht.
»Wir machen eine ›Trennung auf Probe‹«, antwortete ich ausdruckslos.
»Du trägst immer noch einen Ring?«
»Das stimmt«, sagte ich leise. »Unser Ehetherapeut hat vorgeschlagen, dass wir nichts überstürzen; wir sollen also nicht mit jemand anderem schlafen, nur getrennt leben. Ich hoffe immer noch, dass sich unsere Ehe vielleicht retten lässt. Aber ich hoffe auch, dass ich aus Versehen sterbe, damit ich den Sturm nicht durchleben muss, von dem ich weiß, dass er kommt. Meine Frau hasst mich abgrundtief. Sie hat mir erklärt, das Wort ›Ehefrau‹ sei wie eine Gabel, die zwischen ihren Schulterblättern steckt. Ich habe zwei Kinder, die ich über alles liebe, und die Gründung einer Familie war das Wichtigste, das ich je versucht habe – das Einzige, das mir etwas bedeutet. Ich habe mir versprochen, dass ich nie so dumm und egoistisch sein würde wie meine eigenen Eltern … ich weiß, dass ich verheiratet bleiben will, aber ich liebe meine Frau nicht mehr, und ich habe eine Scheißangst. Ich weiß nicht, was ich ohne diese Liebe machen soll.«
Sie willigte ein, mich nach Hause zu fahren.
Wir hielten vor meinem Haus. Ich hoffte immer noch, dass sie meine Einladung ablehnen und mich vor dem retten könnte, was ich zu tun versuchte.
»Wenn ich mit hochkomme, tanzt du noch mal mit mir?«
Meine Wohnung in Kapstadt war im dritten Stock in einem Haus ohne Fahrstuhl, und wir brauchten zwanzig Minuten für die Treppe. Auf jeder Stufe knutschten und fummelten wir rum. In der Wohnung machte ich Musik an, die sie »traurig und sexy« fand. Meine Frau hasste diese Musik; verdammt, sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn ich nur das Radio anmachen wollte.
»Melancholie«, flüsterte diese junge Frau mir ins Ohr.
»Wie meinst du das?«
»Du weißt schon«, sagte sie mit einem angedeuteten Lächeln.
Sie stand auf meinen Füßen, während ich mit ihr durch das Zimmer tanzte. Ich wollte in ihren Lungen sein, wollte in ihr schwimmen. Ich hob sie hoch und trug sie in mein Schlafzimmer. Ich weiß, wenn ich zuversichtlicher wäre, selbstbewusster, dann hätte es mich nicht so gepackt. Das war keine Lust; so einfach war es nicht. Zum ersten Mal seit Jahren kam ich mir vor wie ein menschliches Wesen – in diese Welt geboren und auf der Durchreise –, aber hier, gegenwärtig und lebendig. Ich legte sie auf mein Bett, hob ihren dünnen Baumwollrock an, zog ihren Slip herunter und enthüllte eine vollkommen glatt rasierte Muschi mit einem kleinen Tattoo in Form eines altmodischen Schlüssels direkt unter ihrem Beckenknochen. Ich küsste ihren Schlüssel, streifte mein Hemd ab und fing an, mich aus meiner Jeans zu winden.
»Hast du ein Gummi?«, flüsterte sie süß und zog ihren Rock aus.
»Nein«, sagte ich und hoffte, dass das die Glocke sein würde, die mich von dem Betrug abhalten würde oder, wie immer man das, was ich machte, verdammt noch mal nennen will.
»Sekunde, ich hab eins im Auto.« Sie sprang auf und rannte aus der Wohnung und die Treppe hinunter auf die Straße, bekleidet nur in einem T-Shirt, das sie sich über ihren nackten Hintern zog. Ich lag dort auf dem Bett, und die Angst ergriff die Gelegenheit – Was mache ich? Was mache ich? Was mache ich? Aber ich wusste genau, was ich machte.
Als meine junge Geliebte mit einem Kondom in der Hand wieder in mein Loft in Kapstadt kam, war sie entzückt, weil ihre Schwester ohne Komplikationen ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hatte. Ich war eine Katastrophe. Meine Erektion war verschwunden, und ich wusste, dass sie nicht zurückkehren würde. Dafür hasste ich meine Frau noch mehr als ein paar Stunden zuvor. Dieses Mädchen sah so hinreißend aus, nackt bis auf ein leuchtend blaues T-Shirt über ihrer dunklen Haut. Ich fühlte mich elend, weil ich sie enttäuschen würde. Kurz zuvor hatte ich mich noch groß und männlich gefühlt. Jetzt war ich klein und zerbrechlich. In einem Versuch, meinen Körper durch schiere Willensanstrengung zum Funktionieren zu zwingen, legte ich mich auf sie und tat dominant und selbstbewusst, doch mein Penis verriet mich. Er schrumpfte mit jedem unechten Kuss. Das war lächerlich, dachte ich. Ich wollte meine Frau betrügen und meine Familie in den Wind schreiben, doch ich war nichts Manns genug dafür. Ein Versager an allen Fronten.
»Alles okay?«, fragte sie.
»Ich glaube, ich sterbe«, sagte ich.
»Dein Herz schlägt so schnell«, flüsterte sie.
Ich blickte nach unten und sah, dass meine Brust ratterte wie eine Waschmaschine in einem alten Zeichentrickfilm.
»Ich glaube, ich sterbe«, wiederholte ich.
»Lass dich in den Arm nehmen«, sagte sie mir ins Ohr. Ich vergrub mein Gesicht an ihrer Brust und weinte und weinte und weinte. Es waren die ersten Windstöße von dem, was bald zum Wirbelsturm werden sollte. Ich weiß nicht, wie lange die Tränen mein Gesicht hinunterströmten, aber als ich Stunden später das Bewusstsein wiederfand, wand sie sich unter mir, und wir fickten.
»Ich hol kurz die Gummis«, sagte ich.
»Mach dir deswegen keine Sorgen«, hauchte sie mir ins Ohr. »Komm einfach auf meinem Bauch.«
Ich lag in der Dunkelheit und saugte das undeutliche Bild ihrer tiefen braunen Augen auf, die so mitfühlend und leidenschaftlich waren. Ihre junge Brüste, ihre glänzende Haut, ihre Arme, die meine hielten – ihr Geruch – der Geruch von Sex. Warum hatte ich das so lange nicht gerochen? Ich rieb mein Gesicht an ihrem Haar, zog ihn heraus und kam auf ihrem Bauch, wie sie mich so höflich gebeten hatte. Dann vergrub ich mein Gesicht zwischen ihren Beinen und hielt ihren Arsch gepackt, während sie sich wand und kam. Ich umarmte sie fest, und sie schnurrte in mein Ohr. So hielten wir uns vielleicht eine Stunde umschlungen. Dann legten wir wieder los.
»Wohin soll ich jetzt kommen?«, flüsterte ich.
»Auf meine Brüste, Liebster.«
Und das tat ich.
Bevor mein Schwanz erschlaffte, glitt ich wieder in sie. Ich konnte nicht aufhören. Nicht, dass ich ein super mega Casanova wäre. Es war eher wie eine manische Episode oder ein Anfall. Ich wusste, sobald ich aufhörte, mit dieser jungen Frau zu vögeln, würde eine hässliche neue Realität auf mich einstürzen. Also fickte ich weiter.
»Jetzt komm auf meinem Gesicht«, sagte sie. »Auf meine Lippen, auf meinen Hals.«
Und das tat ich. Und ich war noch nicht fertig.
»Jetzt werde ich auf deinem Arsch kommen«, sagte ich.
Und in dem stillen Raum zwischen uns, einem tief unterirdischen Reich, fragte sie mich ergeben: »Möchtest du mir wehtun?«
»Ja«, antwortete ich gedankenschnell.
»Ich hab solche Angst«, sagte sie.
»Ich auch«, sagte ich.
Und ich kam zum letzten Mal. Sie war in mir gebadet.
»Melancholie«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Du bist schon wie eine Erinnerung.«
Der Inspizient verkündete, dass die Arbeit augenblicklich beginnen würde. Wir gingen alle zurück in den Probenraum und setzten uns, Kaffee und Wasserflaschen vor uns, Textbücher aufgeschlagen, Bleistifte gespitzt. Die neununddreißig Ensemblemitglieder warteten stumm, während der Inspizient den Produzenten ihre Plätze anwies. Wir starrten uns quer über das große Quadrat hinweg an, um das wir als Ensemble saßen, und schätzten uns gegenseitig ab. Wer wird mein Freund sein? Wer wird versuchen, mich daran zu hindern zu bekommen, was ich will? Etliche blätterten mit gezücktem Textmarker nervös durch ihr Textbuch. Als Letzte nahmen die Ausstatter und Bühnenassistenten ihre Plätze entlang der Wände ein. Im Zentrum von allem saß wie im Rampenlicht Virgil Smith samt Bart und seinen Papierstapeln.
Mein erstes Shakespeare-Erlebnis hatte ich mit dreizehn. An einem Abend blieb ich lange auf und guckte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Laurence Oliviers König Lear. Es war eine billige Produktion, und ich verbrachte die erste Stunde in gelähmter Langeweile. Ich verstand kein Wort und begriff nicht, was die ganze Aufregung sollte. Dann schlug mich das Stück irgendwie in seinen Bann. Als drei Stunden später der Abspann lief, saß ich schluchzend da. Ich verstand Shakespeare nicht, aber ich liebte ihn. Ich liebte das Geheimnis, etwas nicht zu begreifen, das so offensichtlich meisterhaft war. Es schien wie ein Versprechen, dass es vielleicht Antworten gab für jene, die hungrig genug waren, aufmerksam zu sein. In jenem Jahr schenkte meine Mom mir zu Weihnachten ein Exemplar von Laurence Oliviers On Acting. An einer Stelle kurz vor dem Ende fordert Olivier junge Schauspieler heraus, erklärt ihnen, dass er der herrschende König sei … und wenn junge Schauspieler es ernst meinten, sollten sie sich an die Arbeit machen und ihm die Krone entreißen. Er würde sie nicht freiwillig hergeben. Nun, Laurence Olivier war lange tot, und seine goldene Krone saß hinter Papierstapeln fest auf dem Kopf von Virgil Smith.
Unser Regisseur J.C. Callahan erhob sich. Er war Anfang sechzig, das schüttere Haar auf seinem Schädel war glattrasiert, und er trug eine Fliege und einen maßgeschneiderten Tweedanzug. Er war ein eleganter, mächtiger Mann mit großen, freundlichen, feuchten Augen. Sein imposantes Selbstvertrauen war ein Rätsel. Mit seinen 1,65 Meter stand er vor uns wie ein irischer Buddha. Unter seinen Füßen und unter unser aller Tische, Stühle und Schuhe waren Streifen in wahrscheinlich zehn verschiedenen Farben und seltsamen geometrischen Mustern auf den Boden geklebt worden, die verschiedenen Markierungen. Rot für die erste Szene, Gelb für die zweite, die grüne Markierung für die Schlacht und so weiter. Es sah aus wie eine Landkarte unserer Zukunft. Stumm drängte der Times Square ins Bild, seine wilden, blinkenden Lichter fielen durch die makellos sauberen Fenster.
»Also, da wären wir«, begann J.C. und machte eine außergewöhnlich lange und unbehagliche Pause, bevor er fortfuhr. »Ich weiß, was alle erwarten – die übliche ›Lasst uns anfangen‹-Rede.« Er bewegte sich kaum beim Sprechen. »Aber ich habe keine Zeit, euch allen zu sagen, dass ihr es locker angehen sollt. Ich habe keine Zeit zu sagen: ›Lasst uns einander kennenlernen.‹ ›Lasst uns entspannter miteinander werden.‹ Die Zeit habe ich schlicht nicht.« Er erinnerte mich an einen Löwen, den Blick fixiert, sein Körper absolut reglos, während sein Schwanz hinter ihm hin und her peitschte.
»Ich habe sechs Wochen, um dieses Stück vorzubereiten. Ich will nicht, dass ihr es locker angehen lasst. Heute werden wir das Stück durchlesen … und ich weiß, was gute Regisseure sagen: ›Wir wollen uns mit dem Text vertraut machen‹; ›Wenn ihr irgendwo stolpert … wiederholt die Stelle‹. Aber ich bin kein ›guter‹ Regisseur. Ich sage: Ihr sollt nicht stolpern. Ich sage, ihr solltet bereits ›mit dem Text vertraut‹ sein. Sechs Wochen. Das ist nichts. Ich will, dass wir heute damit anfangen, das Stück bei seinen überaus bedeutenden Eiern zu packen und so fest zuzudrücken, dass die Welt es schreien hört. Habt ihr mich verstanden?« Sein Tonfall war schnörkellos und klar.
»Es gibt nur zwei Arten von Shakespeare-Inszenierungen: solche, die das Leben ihrer Zuschauer verändern, und solche, die bloß beschissen sind. Dazwischen ist nichts. Denn wenn die Inszenierung das Leben des Publikums nicht verändert … ist sie gescheitert.« Er machte eine dramatische Pause und ließ den Blick prüfend durch den Raum wandern. Er war nicht ängstlich, nicht übertrieben selbstsicher, bloß ungeheuer wach. Ich hatte ihn erst einmal zuvor getroffen, um bei einem Kaffee über die Idee zu sprechen, dass ich Henry Percy, genannt Hotspur, spielen sollte. Ich erklärte ihm, ich sei Filmschauspieler. Ich könne es mir nicht »erlauben«, das Stück zu machen. Ich hatte nicht die entsprechende Ausbildung. Ich trug einen Haufen Ausreden vor. Dann sprach er eine halbe Stunde über den Wert, große Rollen zu meistern, unseren Anspruch gegenüber der Geschichte abzustecken, unser Feuer an dem vorheriger Generationen zu messen, uns selbst anzuspornen, unser Bestes zu geben und die Grenze unseres Talentes auszuloten. Bis ich unvermittelt sagte: »Ich bin dabei.« Ich gab ihm gleich an Ort und Stelle meine Hand darauf.
»Shakespeare ist nicht schön«, fuhr er fort. »Er ist nicht poetisch. Shakespeare ist der größte Geist des Theaters überhaupt. Shakespeare ist Natur, wie die Niagarafälle, das Nordlicht, der Grand Canyon. Shakespeare ist Leben, und Leben ist – wenn es ein großes Leben sein soll – nicht sanft. Leben ist voller Blut, Pisse, Schweiß, Sperma, Scheidenflüssigkeit und Tränen, und ich will all das auf der Bühne sehen.« Ein paar Leute kicherten verhalten. »Lacht nicht. Wir werden es tun. Ich will, dass das Publikum euch riechen kann. Wenn euer Freund stirbt, will ich hören, wie eure Tränen auf den Boden platschen. Wenn ihr kämpft, möchte ich das Adrenalin in meinem Blut spüren. Gewalt elektrisiert einen Raum. Ich will, dass eure Kämpfe so real sind, dass die Leute überlegen, das Theater zu verlassen, und« – betonte er – »ich will, dass sich niemand verletzt. Das ist die Rasierklinge, auf der wir balancieren werden. Wir können es schaffen, weil wir ernsthafte Handwerker und Künstler sind, die ihr Leben einer Sache gewidmet haben, die größer ist als sie selbst.«
Er lächelte zum ersten Mal. Im Raum war es totenstill.
»Für ein paar kurze Monate werden wir Nonnen und Mönche sein, die sich ganz ihrer Berufung widmen. Alles, was uns kümmert, ist Schönheit. Schönheit definiert als vollkommene Ehrlichkeit. Wir werden das Beste im jeweils anderen feiern, wir werden es zum Vorschein bringen und auf der Bühne pflanzen, wachsen lassen und dann sterben.«
Er blickte zu einem älteren Schauspieler, der direkt rechts von ihm saß. In dem Blick, den sie wechselten, wurde offensichtlich, dass sie sich schon viele Jahre kannten. Dieser Schauspieler spielte Heinrich IV. Er hatte ein paar Hunderttausend Theaterpreise gewonnen. Wenn ich ihn zu lange ansah, wurde ich nervös. Er war nicht der größte Star des Ensembles (dieser Platz war wie erwähnt für den A-Promi-Filmstar reserviert, der den Falstaff spielte), aber er war unser bester Schauspieler.
»Einige von euch denken vielleicht, ahh, er spricht zu den Leuten mit den großen Rollen … Ich versichere euch, das tue ich nicht. Wir sind ein Ensemble. Nichts löst in mir so sehr den Wunsch aus, mir mit einer Betonplatte auf den Kopf zu schlagen, wie eine Inszenierung des schottischen Stücks, in dem alle rumsitzen und dem Than beim Schauspielen zugucken. Übertrieben lachen bei Witzen, die sonst keiner kapiert. Davon wird mir körperlich schlecht. Unser Ziel ist ein gemeinsames Ziel als Ensemble. Nämlich Leben auf die Bühne zu bringen. Shakespeare und seine Dichtung werden uns leiten – wie eine Beschwörungsformel –, aber wir, jeder und jede von uns, müssen präsent sein. Wenn wir nicht glauben, dass Kunst und Schönheit wichtig sind, wer dann?«
Wir saßen schweigend da.
»Das Stück ist für das Ohr bestimmt, nicht für das Auge. Das Auge kann vorausschauen, es kann zurückblicken. Es kann sich ablenken lassen. Es kann sich schließen. Aber das Ohr ist immer nur in der Gegenwart. Es hört, was ist. Der Schauspieler muss die Absicht des Autors für die Zuhörer ›sichtbar‹ machen. Das erreicht man durch klare Aussprache und durch Atmen – am Ende, nie in der Mitte – eines Verses. Hört ihr mir zu?«
Das taten wir.
»Wir werden Shakespeares Stimme werden. Ich mache das schon mein ganzes Leben. Meine erste Inszenierung dieses Stücks habe ich mit einer Jugendgruppe im Keller meiner Methodistenkirche in Minneapolis aufgeführt, als ich vierzehn war. Ich wurde geboren, um das hier zu machen, und ich sage: Man braucht Gemeinschaft. Wir müssen uns gegenseitig inspirieren. Dieser Scheiß ist nichts für Schüler. Er ist für Erwachsene. Deswegen wird es auch immer so schlecht aufgeführt. Und mit dieser Gruppe von Menschen, die in diesem Raum sitzen, haben wir die Gelegenheit, uns zu übertreffen. Wie ein schmelzender Schneeball, der durch die Feuer der Hölle fliegt, haben wir die Gelegenheit, Teil der Lösung zu sein. Wir werden auf diese Stadt niedersausen wie Gottes verdammte Faust und den größten amerikanischen Shakespeare aller Zeiten abliefern. Das ist unser Ziel. Wir werden heute damit anfangen. Mit dem ersten Akt, Szene eins.«