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Solferino, 24. Juni 1859. Napoleon III. besiegt nach blutiger Schlacht die Österreicher. Am Tag darauf stößt der durchreisende Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant, Mitbegründer des CVJM-Weltbundes, auf zahllose Verwundete, Sterbende, Tote. Hingebungsvoll versorgt der gläubige Christ die Verletzten. Zutiefst angerührt, veranlasst er die "Genfer Konvention" und gründet das "Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege", später "Internationales Komitee vom Roten Kreuz". Eine fesselnde Romanbiografie über Henry Dunant, den ersten Empfänger des Friedensnobelpreises. Die Romanbiografie wurde geschrieben anlässlich des 99. Todestages von Henry Dunant am 30.10.2009.
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Seitenzahl: 366
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Lothar von Seltmann
Henry Dunant – Visionär und Vater des Roten Kreuzes
Eine Romanbiographie
Lothar von Seltmann
Henry Dunant
Visionär und Vater des
Roten Kreuzes
Eine Romanbiographie
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Bestell-Nr. 395.017
ISBN 978-3-7751-7014-7 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5017-0 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book:
Fischer, Knoblauch & Co. Medienproduktionsgesellschaft mbH, 80801 München
© Copyright der deutschen Ausgabe 2009 by
SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de
E-Mail: [email protected]
Umschlaggestaltung: krausswerbeagentur.de, Herrenberg
Titelbild: © Henry-Dunant-Museum Heiden
Bilder im Innenteil: © Deutsches Rotes Kreuz: 1, 2, 3, 4, 5, 6
© Henry-Dunant-Museum Heiden: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16
Satz: typoscript GmbH, Kirchentellinsfurt
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
Printed in Germany
Die Bibelverse sind folgender Ausgabe entnommen:
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer
Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Wir danken dem Henry-Dunant-Museum in Heiden (Asylstr. 2 in CH-9410 Heiden) für die Bereitstelllung einiger Bilder im Innenteil.
… ich war mir damals wie immer bewusst,
dass ich nur ein Werkzeug in der Hand Gottes
gewesen bin.
Henry Dunant in seinen Lebenserinnerungen
Teil I
1828 – 1855
Waisenkinder im Park
»Henri! Henri! Wo steckst du nur wieder, mein Junge?«
Die lauten Rufe der Mutter nach ihrem Sohn blieben ohne Antwort. Aber wie sollte der Junge ihren Ruf in dem fröhlichen Kinderlärm, der das weite Gelände erfüllte, auch hören? Mit einer tiefen Freude im Herzen und einem glücklichen Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht schaute Anne-Antoinette Dunant, geborene Colladon, von der Terrasse des Haupthauses hinüber in den schönen Park. Ihr geliebter Mann Jean-Jacques hatte ihn vor ein paar Jahren auf dem Landgut La Monnaie hier draußen vor der Stadt in Montbrillant anlegen lassen. Vor einiger Zeit hatte er ihn für einen Nachmittag in der Woche für die Kinder des Waisenhauses von St. Gervais geöffnet. Dieser Teil von Genf, der ehrwürdigen Stadt am See, der nach ihr benannt ist, war eine Arbeitervorstadt mit maroden Gebäuden in schmutzigen, verwinkelten Gassen und mit einer Bevölkerung, die von Wohlergehen und Wohlstand nur träumen konnte.
Anne-Antoinette war stolz auf ihren Mann, dem als angesehenem Mitglied des städtischen Rates, als ehrenamtlichem Armenpfleger und Verwalter der Almosenkasse seiner Stadt das eltern- und mittellose Völkchen besonders am Herzen lag. Der erfolgreiche, fromme Kaufmann fühlte sich für seine Schützlinge und ihre Betreuer verantwortlich. Sich um ihr Wohl zu kümmern, betrachtete der Mittvierziger als eine heilige Pflicht. Und nicht nur die städtischen Gelder sollten für die Waisenkinder sinnvoll und gut verwendet werden, nein, auch sein eigener Wohlstand und Überfluss an irdischen Gütern sollte ihre Lage ein wenig verbessern helfen. Zudem war es Jean-Jacques Dunant ein Anliegen, ihnen die unverbrüchlichen Wahrheiten seines evangelisch-calvinistisch geprägten Glaubens zu vermitteln und ihnen die Erfahrungen weiterzugeben, die er selbst mit seinem Gott gemacht hatte, dem Geber aller guten Gaben. Seine Frau, zwölf Jahre jünger als er, unterstützte ihn dabei mit großem Eifer und Einsatz. Sie bemühte sich, diese armen Kinder ähnlich zu lieben, wie sie ihre eigenen liebte, und sie war für sie da, wo immer sie sie antraf – heute eben hier auf dem eigenen Gelände. Sie hatte die Zeit dazu, weil sich Isabelle, ihr freundliches Kindermädchen, in dieser Nachmittagsstunde um die dreijährige Sophie-Anne und den einjährigen David kümmerte. Die junge Hausangestellte hatte sich mit den beiden in einen ruhigeren Teil des weitläufigen Geländes zurückgezogen, und in der Küche bereitete derweil Jungfer Claire die kommende gemeinsame Mahlzeit vor, damit sich die Hausherrin des Landgutes La Monnaie ihren kleinen Gästen widmen konnte.
Anne-Antoinette Dunant rief noch einmal erfolglos nach ihrem Sohn, raffte dann ihren weiten Rock ein wenig hoch und stieg die Stufen der Freitreppe zum Hof hinunter, um zu den Kindern hinüberzugehen. Henri hatte die fröhliche Schar eigentlich herbringen sollen, wie er das immer gegen Ende des Nachmittags tat. Aber heute hatte er seine Pflicht offenbar vergessen. Der Junge vermochte den Ruf der Mutter wohl auch gar nicht zu hören. Es war laut und lebhaft im Park, und die Kinder ließen sich ohnehin nur ungern in ihren Spielen stören. Sie hatten doch nur einmal in der Woche die Gelegenheit, hier draußen unter den noch jungen edlen Laub- und Nadelbäumen und im bereits üppig wuchernden Gesträuch nach Herzenslust zu laufen und zu springen, Fangen und Verstecken zu spielen, ihre Bälle und Reifen zu treiben und dabei den Mief und die bedrückende Enge ihres traurigen Heims und das strenge Regiment ihrer Aufsichtspersonen für ein paar Stunden zu vergessen. Jetzt aber ging die Zeit leider schon wieder zu Ende, und die Kinder sollten bei Kuchen und heißer Schokolade, bei Obst und Saft und mit der wie immer zum Abschluss erzählten oder vorgelesenen Geschichte wieder zur Ruhe kommen, ehe ihre Betreuer sie in die Stadt zurückholten.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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