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Helle Strände, grünes Land, Häfen und Hanse: Für diese Dinge ist die Ostseeküste Schleswig-Holsteins über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Wer aber denkt, dass sie nicht mehr zu bieten hat, wird bei diesem Buch staunen. Abseits bekannter Wege warten kleine und große Highlights und Geheimnisse, die Touristen und Einheimischen einen neuen Blick auf die Region ermöglichen. Besuchen Sie den Amazonas des Nordens und finden Sie heraus, wo der »Hühnergott« zu finden ist.
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Seitenzahl: 137
CHRISTINE LENDT
BESONDERES ABSEITS DERBEKANNTEN WEGE ENTDECKEN
Sand und Seeblick, gern mit Leuchtturm: So gefällt die Ostsee. Der Lieblingsstrand ist gefunden, die Ortschaften sind besichtigt. Man war Marzipan essen in Lübeck, Rum trinken in Flensburg, Cabrios gucken in Timmendorf, fuhr über Dörfer, sah Reetdachkaten und Rapsfelder. Es stimmt natürlich, die bekannten Plätze am Baltischen Meer lohnen auch wiederholte Besuche. Doch rundherum schlummert noch so viel anderes, Schönes, Spannendes, Interessantes, zu schade für ein Schattendasein jenseits der Strandkörbe: etwa die historischen Hohwachter Badehütten und eine der weltgrößten Muschelsammlungen. Oder der lauschige Picknickplatz, an dem Ziegel für den »Roten Elefanten« gebrannt wurden. Dieses Buch zeigt Ihnen besondere Pfade und auch Unbekanntes an bereits bekannten Orten. Und es führt Sie zu ganz besonderen Menschen der Ostseeküste.
Viel Freude beim Entdecken!
Ihre Christine Lendt
IMMER: EINE SÜNDE WERT!. MEINE LIEBLINGSLÄDEN ZUM ESSEN, TRINKEN, EINKAUFEN UND WOHNEN
01 GAUMENGLÜCK IN RIESEBY
02 FISCHERS FRITZ TISCHT KÖSTLICHE FISCHE …
03 FERIEN AUF DEM BAHNHOF
04 ECHT BIO: DIE KIELER FÖRDEMUSCHEL
05 TANGO IM SCHIFFERCAFÉ
06 KULTUR GUT HASSELBURG
07 DIE TROPENFRUCHT DER OSTSEEKÜSTE
08 SCHMUCK IM HOF BORGERFORENINGEN
09 LÜTT KAFFEESTUV
10 AUDIENZ BEIM NASCHIKÖNIG
11 DIE RETTUNG DER PASSAT
12 DIE BONBONS PRESSENDE FISCHWALZE
13 AUF DER SUCHE NACH DEEKELSEN
14 HOCHPROZENTIGES IN DER HÖKEREI
15 ES BEGANN MIT EINER GARTENRÄUCHEREI
16 EIN »UNFALL« AUS DER DESTILLE
17 LITERATUR AM MEER
18 LEIBLICHES WOHL AM FOSSILIENSTRAND
19 WIE AUS SCHORNSTEINEN EIN AAL WURDE
20 KONDITORKUNST STATT KARTOFFELERNTE
21 BAYERN OBERHALB DER KIELLINIE
FÜR: ENTDECKER. ERLEBNISSE FÜR FAMILIEN
22 BUNRAKU UND BAMBARA IN BACKSTEINGOTIK
23 OTTERBLENDEN UND STUFENLINSEN
24 VERGANGENE KINDHEITEN ERLEBEN
25 ALS SEEFAHRER EINEN RENNWAGEN ENTDECKEN
26 SCHLEIBLICK DURCH ESELSOHREN
27 KUPPELSHOW UND INTERMEDIALE SITZBÄNKE
28 FAHRT IN HERZOGLICHER HIMMELSKUGEL
29 MIT SCHNAUFEN UND TUTEN DURCH ANGELN
30 BESONDERE SEEBRÜCKENERLEBNISSE
31 DIE WUNDERBARE WELT DER WEICHTIERE
32 DEM DANEWERK ZUM HOLLINGHUUS FOLGEN
33 DAS DÄNISCHE PROTESTSCHWEIN
34 STEINERNE STANDLEITUNG ZU GÖTTERN
35 KRAULEN UND KÖPPER HISTORISCH
36 SCHUPPENLOSE UND ERLEUCHTETE
37 ARCHE DER ÄPFEL UND BIRNEN
38 SMAKKE-JOLLE UND DANSKE JAGT
39 IM BERNSTEINWALD VON BURG
40 DIE KRAFT DES PARABOLSPIEGEL-KOCHERS
41 MITBRINGSEL DER GLETSCHERMASSEN
42 KRAXELN IN PLATTER LANDSCHAFT
43 ERDOFEN-MENÜ IM TIPI VOR ARNIS
44 EINE BEGEHBARE KUGELALGE
45 SEENADELN UND GEFRÄSSIGE PLATTFISCHE
MAL WIEDER: ZEIT FÜR KULTUR!
46 IN PLUDERHOSEN VOR DEM BADEKARREN
47 SPUCKNAPF UNTER PREUSSENTISCH
48 RAUBTIERSZENEN UNTER DEM KIRCHTURM
49 ALS 50 JAHRE JÜNGERER GATTE VEREWIGT
50 DIE STRANDKIRCHE IN SCHARBEUTZ
51 GRIFFIGER BUTT, BEGEHBARES BUCH
52 WACHSENDE IDYLLE AUF ALTEM ZIEGELEIGELÄNDE
53 LIEBESSCHWÜRE PER FÄCHER
54 IN DER STEINSTUBE VON MAX
55 KOPFLOSE RÖSSER UND VERBRANNTE HEXEN
56 GESCHICHTE DER RELAIS UND TRANSISTOREN
57 NOSTALGISCHES KINO IM MITTELALTERLICHEN ERBE
58 POPPOSTEIN OHNE FINGERSPUREN
59 IN DER WINDMÜHLE DER MALEREI MÖLLER
60 VERNISSAGEN MIT HEILE-WELT-AMBIENTE
61 DER WALK OF FAME VON ECKERNFÖRDE
62 HOFKULTUR MIT SEEHANDELSTRADITION
63 »ES KOMMT EINFACH RAUS AUS MIR!«
64 KULTUR IN STÄDTEBAULICHER DOMINANZ
65 DER NACHBAR DER BUDDENBROOKS
66 DIE SCHUHWERFER DER NORDERSTRASSE
67 MOBY DICK HÄTTE IHN ZU TODE GEJAGT
68 IM WOHNHAUS VON HEINRICH BLUNCK
69 GELEGENHEIT FÜR JÜTISCHES URTEILEN
70 AM ELTERNHAUS DES LUFTFAHRTPIONIERS
71 OKTOGON MIT BLICK IN DAS UNENDLICHE
72 EINE SIEDLUNG AUF DEM MEERESGRUND
73 NIXE IN DER SHOPPINGMEILE
HEUTE: WILL ICH RAUS!
74 KAPITÄNSSPUREN IN JÜRGENSBY
75 WO DIE OSTSEELUFT SO RICHTIG SALZIG IST
76 OSTSEE QUADRATISCH UND FUSSSENSIBEL
77 EINE SEEBRÜCKE ALS PLATTFISCH
78 KONIKS UND EIN VORZEIGE-LEUCHTTURM
79 STILLES WASSER NAHE DEM MEER
80 DIE WEISSENHÄUSER BRÖK IM NOVEMBER
81 HISTORISCHES RADELN DURCH DIE PROBSTEI
82 BEI ANRUF FAHRRAD FÜR SCHÖNE SEENTOUR
83 SKIKEN ZWISCHEN WALD UND WELLE
84 DER AMAZONAS DES NORDENS
85 AUF DEM TREIDELPFAD NACH GOTHMUND
86 GEFLOCHTENE LAUBE MIT SEEBLICK
87 HÖHENREKORD AUF PLATTER INSEL
88 TROPEN ODER EISMEER IN DÜSTERNBROOK
89 WO DIE BEKASSINE RUFT UND SCHAFE WANDERN
90 FÜNFZIG BONBONFARBENE BADEHÜTTEN
91 BURNOUT-PRÄVENTION FÜR WERFTARBEITER
92 GESCHÜTZTES DÜNENKONSTRUKT
93 BRÜCKENWANDERUNG INS ØRE-LAND
94 HOSPITAL FÜR ECKERNFÖRDES WAPPENTIER
95 MAL EBEN NACH SCHWEDEN
96 DER KELTISCHE BAUMKALENDER
97 ABENTEUERDORF MIT UNSCHULDIGEM NAMEN
98 HIER STAND DER KONSUL HERMANN
99 HISTORISCHER ÜBERWEG ZUM AUFKLAPPEN
100 DIE OSTSEE, WIE SIE WIRKLICH IST
1
Gaumenglück in Rieseby
2
Fischers Fritz tischt köstliche Fische …
3
Ferien auf dem Bahnhof
4
Echt bio: die Kieler Fördemuschel
5
Tango im Schiffercafé
6
Kultur Gut Hasselburg
7
Die Tropenfrucht der Ostseeküste
8
Schmuck im Hof Borgerforeningen
9
Lütt Kaffeestuv
10
Audienz beim Naschikönig
11
Die Rettung der Passat
12
Die Bonbons pressende Fischwalze
13
Auf der Suche nach Deekelsen
14
Hochprozentiges in der Hökerei
15
Es begann mit einer Gartenräucherei
16
Ein »Unfall« aus der Destille
17
Literatur am Meer
18
Leibliches Wohl am Fossilienstrand
19
Wie aus Schornsteinen ein Aal wurde
20
Konditorkunst statt Kartoffelernte
21
Bayern oberhalb der Kiellinie
Es schmeckt süß und sahnig und nach sorgloser Kindheit. Gäste, die Rieseby verlassen, haben regionale Küche genossen und zum Abschied gab es Marias Karamellbonbons. Die Spitzenköchin machte aus dem Dorfkrug im malerischen Schleidorf ein gastronomisches Juwel.
Auf den Zehenspitzen stehend, in burschikosen Hosenträgern, rührt das Mädchen mit der Kelle im Henkeltopf. Die kleine Maria bemerkt nicht, dass Großmutter Eleonore hinter ihr sitzt und sie mit feinen Bleistiftstrichen zeichnet. »Sie kocht Karamellbonbons«, notierte die Großmutter auf dem Bild. Es könnte aus Astrid Lindgrens Bullerbü stammen, doch diese Geschichte ist wahr. Die gemalte Szene von anno dazumal ziert heute die Speisekarten im Riesby Krog. Aus Maria der Puppenköchin wurde Maria die Küchenchefin und Restaurantbesitzerin, und ihre Karamellbonbons gibt es noch immer. Ein paar davon überreicht sie jedem Gast zum Abschied.
Maria verkauft ihre Feinkost auch zum Mitnehmen, z. B. Landschaf im Rosmarinduft oder Bolognese vom Angler Sattelschwein im Glas.
Vor einigen Jahren entdeckte Maria von Randow den ehemaligen Dorfkrug, der ab dem Jahr 1850 als gesellschaftliches Zentrum von Rieseby diente. Sie hauchte den Gemäuern neues Leben ein, schuf einen heimeligen Ort mit Kamin, Tanzsaal, antiken Tischen und Silberbesteck. Maria kocht mit »feinheimischen« Zutaten, kennt Gemüsegärtner, Schäferin und Fischer persönlich. Sie wird im Guide Michelin empfohlen und im Genuss-Führer von Slow Food Deutschland. Auf der Karte stehen Speisen wie hausgebeizter Ostsee-Dorsch, confierte Gänsekeule oder Entrecôte vom Holsteiner Bullen, außerdem vegetarische und vegane Kreationen, und für Kinder gibt es »dicke fette Apfelpfannkuchen mit Zimt und Zucker«. So können Sie sich also in Rieseby genauso glücklich essen wie die Menschen in den Lindgren-Geschichten, die stets an üppigen Tischen schwelgen, gedeckt mit Liebe und Mamas guten Speisen.
Riesby Krog · Dorfstraße 37 · 24354 Rieseby · Mi, Do ab 17, Fr–So ab 12 Uhr · www.riesby-krog.de
Wenn Sie in Kiel richtig guten Fisch tafeln möchten, fahren Sie am besten landeinwärts. In der Vorortidylle von Mettenhof verbirgt sich ein Restaurant, das neben Meeresspezialitäten auch Feines vom Lande zelebriert. Es gehört zum mit Stilbewusstsein und viel Wärme geführten Tagungs- und Wellness-Hotel Birke.
Die Speisekarte im »Fischers Fritz« unterscheidet zwischen den Kategorien »vor dem Deich« und »hinter dem Deich«. Gäste können sicher sein, dass die Kunstwerke auf den Tellern aus Zutaten entstanden, die auf kurzen Wegen direkt aus Schleswig-Holstein kommen. Genießen können Sie hier etwa im Flensburger Bierteig ausgebackene Kieler Sprotte, gereicht zum Carpaccio von der Holsteiner Färse. Oder Angler Sattelschwein, Deichwiesenlamm, Käse von der nördlichen Käsestraße und als Aperitif vielleicht ein Kieler Algen-Elixier? Slow Food trifft auf Sterne-Erfahrung, das brachte auch Lob im Feinschmecker-Guide. Die Geschichte des Hauses begann 1802 mit Pfannkuchen. Nachdem der dänische König die erste Schankgenehmigung erteilt hatte, machte sich das Gasthaus, damals noch eine Kate, als Pannekokenkrog einen Namen. 155 Jahre später erwarb Eduard Birke das Anwesen, das sich inzwischen in Fachwerk und das Ausflugslokal Waldesruh verwandelt hatte. Anbau um Anbau folgte, so entstand ein liebenswert verschachteltes Hotel, in dessen Gängen es mancherlei zu entdecken gibt. Mit Einfallsreichtum sorgt die Inhaberfamilie für Überraschungen für Business-Gäste im mehrfach prämierten Tagungsbereich genauso wie für Urlauber. Manche Reisende übersehen das Hotel, da es nicht am Wasser liegt wie andere Viersternehäuser. Stattdessen gibt es Wald und Wildgehege vor der Tür, und das Meer hat Familie Birke ins Haus geholt: Seine Kraft können Sie im Day Spa auf sich wirken lassen. Die Produkte für Massagen und Beauty-Konzepte werden aus regionalen Rohstoffen des Meeres gewonnen. Sie basieren auf Laminaria-Algen, die der Hersteller selbst in der Kieler Bucht züchtet und erntet.
Restaurant Fischers Fritz im Ring-Hotel Birke · Martenshofweg 2–8 · 24109 Kiel · Reservierung unter Tel. 0431/533 14 35 · www.hotel-birke.de
Südlich von Lübeck hängen Züge in den Bäumen. Aus stillgelegten Bahnhöfen und 13,5 Gleiskilometern schuf ein passionierter Bastler eine Erlebniswelt mit bewohnbaren Waggons. Für Ausflüge in den Naturpark Lauenburgische Seen stehen Draisinen und andere verrückte Fahrzeuge bereit.
Die Züge auf diesen Gleisen haben sich vom Transportmittel zum Reiseziel gewandelt. In Pastellfarben leuchten Holzwaggons vor ländlicher Idylle. Bunte Steine funkeln, Vorhänge glitzern, ein Buddha lächelt milde von der Badtür: Die Gleisbauersuite Indien ist eine Ferienwohnung mit Küche, WC und Dusche. Exotisch sieht es auch in den Nachbarabteilen aus, wahlweise geht die Reise dort nach Afrika, Ägypten oder Hawaii. Gegenüber steht eine Badelok mit Sauna und Whirlpool, 100 Meter weiter bietet ein ehemaliger Mitropa-Schlafwagen nun unbewegte Nachtruhe für 30 Personen. Nebenan wurde ein Zug zu Doppelstocksuiten umgebaut.
Für ganz Sportliche gibt es geführte Ausflüge wie die »2 Seen sehen-Tour«, die »2 Gleise Reise« oder den »4 Radlon«, bei denen verschiedene Gefährte zum Einsatz kommen.
Die ungewöhnlichen Unterkünfte finden Sie auf dem stillgelegten Bahnhof Smilau, dem Herzstück der Erlebnisbahn Ratzeburg. Verpflegung gibt es im gläsernen Speisewagen und in kunstvoll gestalteten S-Bahn-Waggons. In einer alten Straßenbahn sind optische Täuschungen ausgestellt. Falls Sie aktiv sein möchten, mieten Sie sich eine Draisine, um mit Hebelkraft zum Ratzeburger See zu fahren, oder ein kreisförmiges Konferenzfahrrad für bis zu sechs Personen oder eines der vielen anderen verrückten Gefährte, die sich Oliver Victor ausgedacht hat. »Das hier ist meine Berufung und Lebenseinstellung«, sagt der Geschäftsführer, der sich mittendrin Wohnung und Büro in einem Güterwaggon einrichtete.
Erlebnisbahn Ratzeburg · Bahnhof Schilau · Am Bahnhof im Zug · 23911 Schmilau · April–Okt. · Tel. 04541/89 80 74 · www.erlebnisbahn-ratzeburg.de
Der Stadtteil Ellerbek am Ostufer der Kieler Förde war ab dem Mittelalter ein Fischerdorf. Als Kiel 1871 zum Kriegshafen bestimmt wurde, veränderten Werftindustrie und Marine das Bild. Nicht nur die Kieler Sprotte hat in Ellerbek Tradition: Schon im 18. Jahrhundert siedelten die hiesigen Fischer Miesmuscheln auf Baumstämmen an. Es sicherte ihren Lebensunterhalt in der kalten Jahreszeit, in der die Fischerei oft eingestellt werden musste. Am westlichen Fördeufer gedeiht die Meeresfrucht heute in einer ökologischen Aquakultur gemeinsam mit Algen für Schönheitsprodukte, um den Wildbestand zu schonen. Die erste Bio-Muschel Deutschlands können Sie auch direkt ab Kutter kaufen.
OceanBasis · Selbstabholung am Tiessenkai · 24159 Kiel-Holtenau · Mo, Do 17–18 Uhr · Vorbestellungen Tel. 0431/364 58 81 (Mo–Fr 8–12 Uhr) · www.oceanbasis.de
Ungewöhnliche Rhythmen klingen sonntags zwischen den alten Kontorhäusern am Tiessenkai und dem Leuchtturm Holtenau. Im Wiegeschritt und mit galanten Drehungen bewegen sich die Gäste über das Parkett. Inhaber Alexander Stieler ließ hier einen Tangoboden verlegen. Die Idee am Nachmittag zum leidenschaftlichen Tanze zu laden, anstatt steif am Tässchen zu nippen, kommt an bei den nur scheinbar kühlen Kielern. Kaffee und Kuchen bekommen Sie hier trotzdem, außerdem Fischbrötchen und andere Spezialitäten. Auch das museale Café ist sehenswert. Vor der Tür gleiten Segler und Containerschiffe in die Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals.
Schiffercafé im Haus Tiessen · Tiessenkai 9 · 24159 Kiel-Holtenau · Café tgl. 10–18, Tango So 16–19 Uhr · www.schiffercafe-kiel.de
Sie lag im Dornröschenschlaf, bis ein kulturbegeisterter Stifter sie wieder wach küsste. Seit einigen Jahren ist die historische Gutsanlage in Altenkrempe ein Zentrum für Musik, Theater und Kunst. Sie bietet auch Unterkünfte im Torhaus und ein Hofcafé.
Zum Veranstaltungsort wandelte sich die mächtige Reetdach-Scheune, landesweit die größte ihrer Art. Wie eine Kathedrale aus Holz wirkt ihr bis zu 17 Meter hoher Innenraum, in den sich nun dezent modernste Bühnentechnik, Garderoben und Sanitäranlagen einfügen. Schmuckvoll restauriert zeigt sich die Fassade mit ihren weiß gerahmten Rundbogentoren und Ochsenaugen. Das einstige Wirtschaftsgebäude, errichtet 1761 durch Graf Gerhard II. von Dernath, war lange dem Verfall preisgegeben. Den Abriss der Reetdachscheune verhinderten die Pächter, die in den 1970er-Jahren in das Herrenhaus einzogen: Prof. Dr. Andreas Beurmann, Musikwissenschaftler und Mitbegründer des Hörspielverlags Europa, und seine Ehefrau, die Hörspielproduzentin Heikedine Körting. Die Macher der Geschichten von Die drei ??? und anderen jugendlichen Helden pflegten bereits eine langjährige Freundschaft mit Dr. Constantin Stahlberg, Komponist und Vorstandsvorsitzender der Stahlberg Stiftung. Gemeinsam plante man die aufwendigen Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten, die 2011 begannen und zwei Jahre währten. Kultur hat Tradition auf Gut Hasselburg. Im Barocksaal des Herrenhauses lauschte ein verzücktes Publikum den Klängen von Georg Friedrich Händel, anno 1705 Geiger und Cembalist der Hamburger Oper. Mit der Sanierung entstanden Gästezimmer und Ferienwohnungen im Torhaus sowie das Hofcafé Cembalo als Ausflugsziel. Bleiben durfte auch das Gespenst von Gut Hasselburg. Bewohnern und Gästen trotz ihres herben Schicksals freundlich gesonnen, geistert die »Blaue Frau« des Nachts durch die Gewölbe des Herrenhauses und hinterlässt gelegentlich blaue Handabdrücke.
Kultur Gut Hasselburg · Allee 4 · 23730 Hasselburg (bei Altenkrempe/Neustadt i. H.) · Tel. 04561/528 19 66 · www.hasselburg.de
Im Herbst zelebrieren die kleinen Beeren ein großes Farbenfeuerwerk. Knallfarbige Sträucher in Gelb- und Orangetönen, können Sie mancherorts bei Spaziergängen entlang der Ostseeküste entdecken, ganz besonders auf dem Gebiet der neuen Bundesländer, aber auch im Südosten Schleswig-Holsteins.
Dass die Sanddornbestände Richtung Baltikum zunehmen, ist kein Zufall. In der ehemaligen DDR pflanzte man die bis zu sechs Meter hoch wachsenden Sträucher als Ersatz für Südfrüchte. 100 Gramm Sanddornbeeren enthalten – je nach Sorte – zwischen 200 und 900 Milligramm Vitamin C, ein Vielfaches mehr als Orangen oder Zitronen (nur 50 mg). Außerdem stecken in ihnen Provitamine, Vitamin E sowie Carotinoide, Flavonoide, Mineralien und Spurenelemente. Die Sträucher mit den Dornfrüchten gedeihen auch auf kargen, trockenen Böden, trotzen Wind und Kälte und sind deshalb wie geschaffen für die Ostseeküste. Hier unterstützen die angepflanzten Bestände auch den natürlichen Küstenschutz. Ihre flachen Wurzeln verzweigen sich bis zu zwölf Meter in alle Richtungen und befestigen die Dünen. Wer beherzt zum Strauche greift, um die leuchtenden Beeren zu kosten, schaut sauertöpfisch drein. Bei dem Geschmack zieht es jeden Mund zusammen. Verarbeitet aber schmeckt Sanddorn gut, und so sind seine Produkte in allen Varianten zu finden: Honig, Marmelade, Tee, Saft, Likör, sogar Gummibärchen. Die Ostseeküche nutzt die Beerenessenz als regionale Zutat für Suppen, Saucen und Desserts. Auch Hautpflegeprodukte werden daraus hergestellt und heilende Cremes, denn Sanddorn wirkt entzündungshemmend. Orte und Straßen wurden nach dem Gewächs benannt, etwa der Sanddornweg in Altenholz bei Kiel. Während die Frucht entlang der östlichen Ostsee auf großen Plantagen gedeiht, muss man sie an der westlichen Ostseeküste ein wenig suchen. Herbstliche Tropengefühle kommen zum Beispiel an der Küste von Bliesdorf bei Grömitz auf. In Lübeck hat sich eine Mosterei auf Sanddornsaft spezialisiert.
Mosterei-Lübeck bei Flora Nova – Das Gartenzentrum · Grootkoppel 4–6 · 23566 Lübeck · www.mosterei-luebeck.de
Idylle mit Kopfsteinpflaster zwischen leuchtend gelben Fassaden. Während sich Shoppende zwischen den beiden Märkten auf die Füße treten, geht es in dem versteckt an der Einkaufsmeile Holm liegenden Hof beschaulich zu. In einem der Häuser können Sie zeitlos Schönes betrachten. In Vitrinen glitzert der Schmuck von Sabin Stein. Es ist ihr Geburtsname, nomen est omen. Die Goldschmiedin und Schmuckdesignerin berät zu Neuanfertigungen, Umarbeitungen und Reparaturen. Direkt neben dem Schmuckgeschäft verlockt das Restaurant Borgerforeningen. Bei gutbürgerlicher Küche wird hier deutsch-dänische Gastfreundschaft gelebt.
Sabin Stein Schmuckdesign · Hof Borgerforeningen / Holm 17 · 24937 Flensburg · Mo, Mi–Fr 11–17.30, Sa 11–15 Uhr · www.sabinsteinschmuckdesign.de
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