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Gedichte erfreuen und ärgern, sind bescheiden und anmaßend, verspielt und ernsthaft, verleiten zum Streiten, sind schrill und banal; Gedichte benennen Traum und Wirklichkeit.
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Seitenzahl: 59
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Was nebenher entstand, dereinst man fand: hier.
Von Zeit zu Zeit
Weg der Dichtung
M (
Vierte Fassung
)
Mahlzeit!
Erdbeermond
Ich schließ die Augen
Später
Status
Vor der Invasion gerettet
Kollege Ruback
Nachts
Wahl der Gattung
Ich bin
Zirkus
Hinweis
Die alte Fabrik
Vorausschau
Liedermachers Leid
Alexander Grin:
Die funkelnde Welt
Fata Morgana
Resurrection
Eine Frau
Was wir vermissen
Noch lieg ich brach
Hoffnung
Wenn auf allen unsern Reisen
Künstlerdebatte
Im Ring
Antwort wird
Widmung für Jo Schulz
Abgrenzwertworte
wir laufen
Zu Andersens Nachtigall
Entwicklung
Zur Poesie gesagt
Kartengruß
Schlucht
Zwischen den Brücken
Allein
Mitte März
Antwort
Ergänzung eines Bildes
Der bekehrte Dichter
Fragment vom Wald
Unterdrückter Ausruf
Gefahr
So sieht es aus
Ein lokaler Maler
Fragment
Genesung
Waldarbeiter
Und Stille ufert in die Nacht
Das war wohl so
Doch sollen auch dann
Schneeweh
Erster Schnee
Der Therapeut
Noch ein Witz
Zukunft
1969 geschrieben
Eine Ballade
Neues Landserlied
Gewitter
Stationen
Philosophem
Das Jahr
N.
Sprung in den Sand
Diskuswerfer
Trauriges Märchen
Der Ringer
Zu schnell
Winter
Reinfall
Ziel
Definition
Sturz
Kugelstoßen
Streiflichter Sport
Erinnerung
Leere
Urlauber
Krieg
Verwöhnt
Der lange Schlaf
Ein Korb voll Kartoffeln
Soeben fiel
Nach wiederholter Erschaffung
Vom Tag und von der Nacht
Die Seefahrt
Wirklichkeit
Echo
Zigarettenverse
Mutter
Erwarte
Abendlicher Sang
Die Rache ist mein
Ignoranz
Frage
Sommer im Dorf
Hausnummer 17
Prolog in Schwerin
Reingelegt
Pierre de Coubertin
Gedicht zum Nachspielen
Nachts auf der Koppel
Eine Notiz
Fernstudenten
Alltags-Abend
Kurzer Wahn
Vom Tagebuch
Der Stunden Summe
Intermezzo
November
Komplize
Der Tag war schön
Geburtstag im Krankenhaus
Der Gewichtheber
Gefangen
So!
Vergessen
Echo
Vorhang
Beim Suchen
tritt man in Disteln.
Notwendigkeit des Irrens
durch Gärten.
Schwer zu entziffernde Gerüche,
Blumen mit doppelter Blüte.
Doch endlich
Gelangen
zum bestechenden Duft
der einfachen
Lupine.
Müdmalade Morgenmurmel,
Magermähre Modermond.
Multimalheurmusik, mordsmodern,
meßmelodisch märzmaimeliert,
mimosenmürrisch möglich.
Malvner Magnet, märchenmild,
manisch mindermutig,
manövermau, massakermatt:
Mythenmonster Meer.
Mörtelmengen, Mergelmarzipan,
Manganmolke, Magnesiummasut,
Molybdänmyzel,
Madenmolke, Mistelmilch,
Meisenmist, Machorkamarinade,
Makrelenmehl, Malachitmaltose,
Mammutmamillenmost,
Marmormarmelade, Messingmet,
Methanmixtur.
Mahlzeit!
Alle Tiere wollten sehen
diesen Erdbeermond aufgehen.
Ein Hase lief. Die Fledermaus
kam auch heraus.
Hoch im Baume richtete sich ein
die Amsel, dem Monde nah zu sein.
Die Fische sprangen.
Und zwei Sterne sangen.
Ich schließ die Augen, öffne Bildern
ihren Weg heran zu mir,
dass (eingerahmt von Vorfahrtsschildern)
regelbarer das Revier;
versuche dann, um abzulenken
Sinn und Wort und Formgewalt,
ins Rätselhafte einzuschwenken
dämmerdüstrer Satzgestalt.
Die Ordnung lacht; mir sind geblieben
Schatten nur und Bilder schief.
Ich hab, am Ende, nichts geschrieben,
augenöffnend... Klar, ich schlief.
Erklärt genug und immer noch bestritten,
versinkt der Frieden, liegt in Gräbern flach,
ein Silberling, verscharrt in starrer Erde,
zu nichts zunutze mehr als nur zum Trost
für jene, nach dem stummen Beben fühlen
versteckte Gabe, brandig hochgeworfen
ins ewig Unentschlossne. Zähmt die Zeit
die Flammenpferde, Kriegsgestalten, Tod?
Reift im Ruhm, der müde, blass am Morgen,
später grell der laute Tag, bespiegelt
von Liebe? Zählt von allen Augenblicken
der letzte nur, verbucht aus Siegersicht?
Die Zukunft wirft nur Schatten
auf stattgehabte Zeit,
und nagt, so als die Ratten,
an meiner Einsamkeit.
Könnt ich doch morgen leben!
Und gäb's das Heute nicht,
mit dem wir uns bekleben
die Sorgen im Gesicht!
(Ich will lebendig bleiben,
betrunkner Argonaut,
und bloß von Weibern schreiben
und deren feuchter Haut.)
Nicht mal in meinen Träumen
schaff ich den Zeiten-Sprung;
ich fasle was von „Räumen“,
und bleibe auch nicht jung.
Noch sieht mich keiner wanken,
obgleich die Zukunft bellt
verschrobne Giergedanken,
bevor das Licht zerfällt.
Ach, es standen nach dem Landen
Aliens vor den Skulpturen
Giacomettis. Und sie fanden
sonst keine Menschenspuren.
„Gehen, die hier stehen“,
sprachen sie, „nicht aus dem Leim?“
Lachten laut. Im Handumdrehen
flogen sie wieder heim.
PS. Nun kommt
ein Kunststudent,
dem gar nicht frommt,
was ich hier schreib. Er spricht vehement:
„Giacometti, von allen verehrt,
kehrt
den Menschen um,
zeigt uns sein Innenleben.“
Für eine Weile bin ich stumm,
sage dann: „Ja. Eben.“
Am Bock rotierten Scheiben. Abgetrennt
war hier der Raum, die Mauer ganz aus
grauem Stein. Den Rücken krumm, saß ich
am Schleifband, stundenlang nun schon.
Da kam der große Schweiger, Ruback
kam herein. Er schrie mir irgendwas ins Ohr.
Ich nahm die Watte raus. Die Spätschicht war
vorbei. Wir fuhren mit dem Zug. Die
Hafenkneipe war noch auf. „Ich gebe“,
sagte Ruback, „ich geb einen aus.“ Worauf
er schwieg, bis hin zum sechsten Bier.
Dann sagte er: „Ist das nicht sonderbar –
mir sind so viele Dinge schon passiert,
jedoch ich schwieg mich drüber aus,
gewiss weil sie alltäglich sind wie ich.
Da wär's wohl besser“, meinte er,
„man schreibt, was man sich denkt, ganz
einfach auf, mein Freund. Leider, ich
hab's nie versucht.“ Die Wanduhr stand
auf zwölf. Die Zeche war bezahlt, die
Rechnung schon zerknüllt. Und längst
war Ruback fort. Nur ich, den Rücken
krumm, saß immer noch am Tisch.
Die Zeit, sie will sich niemals wenden.
Bilder wehen und vergehen dann.
Er hielte sie gern fest mit seinen Händen,
doch klebt nur blanker Tag daran.
Die Blumen, die in seinem Herzen blühen,
werden Wachs und stauben langsam ein.
Und nachts, wenn Träume ihn verglühen,
wälzt traurig er den sturen Stein.
Was bleibt von all den langen Tagen?
Immer wieder schluckt man Milch und Brot.
Statt warmer Farben graues Unbehagen.
Manchmal wünschte er, er wäre tot.
Den Teufel kennt man schon von altersher,
und kluge Leute haben ihn beschrieben.
In Büchern, die ansonsten öd und leer,
hat er sich meisterhaft herumgetrieben.
Er handelt, wie man ihm stets nachgesagt,
mit mäßig strengem Glück und auch mit Tränen.
Wenn unsereinem etwas nicht behagt,
hängt er sich schmeichelnd drein. Mit seinen Zähnen
benagt, so will man wissen, er den Schlaf,
schafft düstre Träume und erweckt den Zweifel.
Verloren gilt, wer sich mit ihm mal traf.
Und doch ist Satan nur ein armer Teufel.
Er lebt ja bloß im Kreise des Romans,
der friedlich ihm gewidmet grad erschienen.
Vor jedem neuen Ausverkauf des Wahns
stellt er sich an, sein Beingerüst zu schienen.
Die Kurzgeschichten, drinnen er agiert,
Gedichte lassen ihn nur flüchtig schweben.
Zu festem Boden ein Roman ihn führt.
Nur dank der Schreibwut hält er sich am Leben.