High Society - Made in Germany - Judith Hohmann - E-Book

High Society - Made in Germany E-Book

Judith Hohmann

4,9

Beschreibung

Eine Privatdetektivin, die von so manch einer unangenehmen Situation in die andere stolpert, verursacht nicht zur zuletzt durch ihre etwas "zurückhaltende" Art, und eine junge Frau, die es mit Charme versteht, an Informationen jeglicher Art heranzukommen, sowie ein angesehener Rechtsanwalt, der den beiden hoch brisante Fälle zukommen lässt, versprechen ein interessantes Team zu werden, das sich in der High Society genauso wie in den tiefsten Schichten der Gesellschaft zum Grundsatz gemacht hat: Kampf dem Verbrechen... Drei Episodengeschichten in einem Band.

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Seitenzahl: 124

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Für

Mama & Polly

Eine Privatdetektivin, die von so manch einer unangenehmen Situation in die andere stolpert, verursacht nur zuletzt durch ihre etwas zurückhaltende Art, und eine junge Frau, die es mit Charme versteht, an Informationen jeglicher Art heranzukommen sowie ein angesehener Rechtsanwalt, der den Beiden hoch brisante Fälle zukommen lässt, versprechen ein interessantes Team zu werden, das sich in der High Society genauso wie in den tiefsten Schichten der Gesellschaft zum Grundsatz gemacht hat: Kampf dem Verbrechen…

…Einfach Made In Germany…

Hauptdarsteller:

Kirsten BergerDetektivinSusanne MarquartDetektivinDr. Ulf ReuterRechtsanwaltStefan HagenEx-Lover von Kirsten

Aus dem Inhalt:

Teil

1

Nacht der Versuchung

Eine junge Frau gerät in die Hände eines skrupellosen Rauschgifthändlers, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt…

Teil

2

Nur ein kurzer Augenblick

Eine Designerin will vor ihrem Ex-Verlobten fliehen, der sie, egal um welchen Preis, zur Rückkehr zwingen will…

Teil

3

Zukunftsträume

Der Tod seiner Verlobten treibt einen jungen Mann in ein fast tödliches Spiel: Er will ihren Tod rächen…

Teil 1

Nacht der Versuchung

Detektivin werden kann doch gar nicht so schwer sein, denkt sich die attraktive Kirsten Berger, als sie sich selbständig machen will. Und Dank Ihres Auftraggebers, eines renommierten Rechtsanwaltes, der ihr den Hof macht, stolpert sie von so manch einer gefährlichen Situation in die andere.

Als sie jedoch eines Tages Susanne Marquart kennenlernt, ahnt sie noch nicht, dass sie von nun an in einen wirklich richtigen Fall verwickelt sein wird, um den sie nicht einmal die Polizei beneiden würde: Ein Fall, in dem es um Leben und Tod geht…

Nacht der Versuchung

Susanne Marquart wusste nicht mehr genau, wie lange sie dort am Fenster gestanden hatte. Sie hatte die Zeit genutzt, um ihre Augen mit Eis zu kühlen und ihr Gesicht zu lindern. Dennoch konnte sie nicht verbergen, dass sie Kummer, aber auch Angst hatte. Die Bindehaut ihrer Augen war leicht gerötet, die Lider noch ein wenig geschwollen, und um ihre Mundwinkel zuckte es.

‘Warum dies alles?’, begann sie sich zu fragen. Dabei musste sie doch froh sein, dass sie diesen Kerl nun endlich aus ihrem Leben streichen konnte. Nein, sie liebte ihn nicht mehr, aber sie hasste ihn umso mehr. Der Schmerz brannte noch genauso wie zu Anfang. Zwei Wochen waren seither vergangen, und doch dachte sie immer wieder daran zurück, wie der Streit wegen dieses blonden Fotomodells begonnen hatte. Und nun war es aus und vorbei zwischen ihnen.

Die junge Frau drehte sich um und blickte auf ein Bild, das auf einem Beistelltisch stand und einen gutaussehenden jungen Mann zeigte. Noch mehr Wut als zuvor stieg in ihr empor. Kurz entschlossen ging sie darauf zu, nahm es in die Hand und starrte wortlos darauf.

„Ich hasse dich, Jürgen Bennent!“, schrie sie plötzlich, und fast im selben Augenblick knallte das Bild gegen die Wand.

Ein Scherbenregen prasselte auf den Fußboden, und ein Abschnitt ihres Lebens war beendet.

Es begann bereits zu dämmern, als Susanne wieder zu sich kam. Ihre Augenlider waren schwer wie Blei, und nur mühsam konnte sie sich an das entsinnen, was geschehen war. Sie richtete sich auf und sah sich im Zimmer um.

Wie es hier aussah’, dachte sie.

Sie kroch vom Bett und ging in die Küche. Dort bereitete sie sich einen starken Kaffee zu.

Während sie die Tasse mit beiden Händen umfasste, fing sie an zu lachen. Es war eher ein erleichtertes Lachen. Sie war froh, dass sie nun endlich alles überstanden hatte.

Danach ging sie ins Badezimmer, hielt einen Lappen unter das fließende Wasser und presste ihn gegen die Stirn, als es plötzlich an der Haustüre klingelte.

Susanne blickte verwundert auf. Wer konnte das um diese Zeit denn nur sein? Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es erst Viertel vor Sieben war.

„Ja“, rief sie, als es erneut schellte. „Ich komme ja schon.“

Eine junge dunkelhaarige Frau drehte sich zu ihr um, als sie Tür rasch öffnete, und starrte sie nicht wenig überrascht an.

„Guten Morgen“, sagte Susanne mit etwas leiser, fast zittriger Stimme. „Was kann ich für Sie tun?“

„Aber ist das nicht...“, ihr Gegenüber wirkte etwas irritiert. „Ist das nicht die Wohnung von Herrn Doktor Reuter?“ Es schien sie verwundert zu haben, dass nicht Ulf Reuter, sondern eine junge blonde Frau vor ihr stand.

Susanne sah sie an. „Es tut mir schrecklich leid, aber Doktor Reuter wohnt schon seit geraumer Zeit nicht mehr hier.“

Für einen Moment war der ganze Kummer von gestern Abend vergessen. Sie sah diese lustigen Augen unter den wuscheligen Haaren.

„Sie wissen nicht rein zufällig, wohin Herr Reuter verzogen ist?“

„Halt!“, sagte Susanne plötzlich. „Ja, aber natürlich doch.“

Röte stieg ihr ins Gesicht. Ihr war die Visitenkarte eingefallen, die ihr der Rechtsanwalt für Notfälle hinterlassen hatte. Darauf war auch die neue Anschrift vermerkt. „Treten Sie doch näher“, sie bat sie herein.

„Ich möchte Ihnen nun wirklich keine Umstände machen“, ein zögerndes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Iwo, Sie machen mir doch keine Umstände“, Susanne schüttelte heftig ihre langen Haare. „Möchten Sie vielleicht einen Kaffee, Frau...?“ Sie schaute sie fragend an.

„Berger. Kirsten Berger.“

Sie wechselten noch ein paar belanglose Worte miteinander, ehe sich Kirsten Berger von ihr verabschiedete. „Vielen Dank“, sagte sie höflich und reichte ihr die Hand. Für einen Moment ruhte ihr Blick auf ihrem Gesicht, und es schien, als wollte sie die Hand nicht mehr loslassen.

Susanne Marquart fühlte sich ein wenig verunsichert und zog ihre Hand rasch zurück.

Noch einmal blieb die junge Frau stehen und griff in ihre Jackentasche. Dann hatte sie ebenfalls eine Visitenkarte hervorgezogen und ihr gereicht. „Wenn Sie einmal Hilfe benötigen“, sagte sie zögernd. „Ich stehe Ihnen immer und gerne zur Verfügung“, fügte sie hinzu. „Also auf Wiedersehen, Frau...“

„Marquart. Susanne Marquart. “

Sie waren es beide, die schließlich zu lachen anfingen.

Susanne Marquart schloss sanft die Türe hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken gegen sie. Die lustigen Augen dieser Frau, sie sah sie immer noch vor sich. So ein Mensch konnte niemals irgendwelche Probleme haben, oder?

Sie konnte nicht ahnen, dass sie Kirsten Berger schon bald wiedersehen würde.

Sie erinnerte sich an die Visitenkarte in ihrer Hand und las, was darauf geschrieben stand: „Detektei Berger, Schillerstraße.“

Ulf Reuter lehnte sich in seinen Sessel zurück und fing an, sorgfältig seine Lesebrille zu polieren.

Kirsten Berger ließ sich ihm gegenüber in einem bequemen Sessel nieder und warf einen großen, braunen Umschlag vor ihn auf den Tisch. „Hier sind Ihre Aufnahmen“, sagte sie scharf.

Der schon etwas graumelierte Mann lachte hell auf. „Sie sind vielleicht süß, Kirsten. Ich verstehe einfach nicht, wie eine junge Frau wie Sie, Sie sehen doch gut aus, noch nicht in festen Händen ist? Aus Ihnen werde ich einfach nicht schlau.“

„Muss denn jede Frau, die gut aussieht, auch gleich vergeben sein? Sie wissen nur zu gut, wie sehr ich meine Freiheit liebe, Herr Reuter.“

„Ulf, bitte.“

„Gut, Ulf“, sagte sie mit ruhiger, gelassener Stimme. Sie schwieg für einen Augenblick.

„Wenn ich etwas jünger wäre“, er nahm den Umschlag zur Hand und öffnete ihn, „dann wäre ich sicherlich nicht so dumm...“

Aber Kirsten ließ ihn gar nicht erst ausreden und schnitt ihm spöttisch das Wort ab: „Ich weiß, dann hätten Sie mich vor den Traualtar geschliffen oder zumindest schon einmal versucht, mich ins Bett zu bekommen, nicht wahr?“ Sie warf einen Blick auf den Umschlag. „Wäre es nicht besser, wir würden zum geschäftlichen Teil übergehen? Denn wir haben das andere Thema schon oft genug ausdiskutiert, oder?“

Ulf Reuter nahm einige Fotos aus dem Briefumschlag zur Hand und betrachtete eines nach dem anderen sehr aufmerksam.

„Die Unschuld von Borgmann dürfte nun endgültig bewiesen sein“, sagte er nach einer Weile. „Das haben Sie, wie übrigens immer, wirklich fabelhaft gemacht. Was das Honorar betrifft, darüber könnten wir uns doch einmal abends bei einem Glas Champagner unterhalten?“

„Nein!“, ihre haselnussbraunen Augen hatten sich zu Schlitzen verengt und schimmerten gefährlich. „Sie wissen genau, wie meine Bankverbindungen lauten.“

„Leider“, sagte er mit einem leisen Seufzer. „Könnten Sie doch einmal das Geschäftliche mit dem Privaten verbinden?!“

„Ich glaube, dies wird kaum möglich sein“, sie hatte sich bereits erhoben und war zur Tür gegangen. „Sie wissen genau, wie meine Einstellung zu Ihnen ist: ‘rein geschäftlicher Natur. Und so wird es auch weiterhin bleiben, Ulf.“ Kirsten Berger sah ihn kurz stumm an. „Ach so, bevor ich es vergesse: Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir demnächst Ihre neue Adresse zukommen ließen, bevor Sie sich wieder einmal dazu entschließen sollten, umzuziehen.“

Kirsten Berger hörte nicht mehr, was Ulf Reuter noch alles sagte. Die Tür fiel laut ins Schloss.

Im Wagen überlegte sie, warum sie sich immer auf Geschäfte mit ihm einließ, die nicht einmal so ganz legal waren. Was die Aufträge angingen, sie konnte sich ganz gut damit über Wasser halten. Schon viele Male hatte sie sich vorgenommen, den Hörer aufzulegen, wenn er wieder bei ihr anrief.

Zehn Minuten dauerte die Fahrt von Ulf Reuters Anwaltsbüro zu ihrer Detektei. In einer Nebenstraße hatte sie ihr rotes Cabriolet abgestellt und war durch einen Hinterhof in den Altbau zu ihrem Büro, das zugleich ihre Wohnung darstellte, gelangt.

Als sie die beiden letzten Stufen genommen hatte, sah sie diese beiden Männer dort oben vor ihrer Wohnung stehen. Sie sah die beiden von oben herab an. „Die Herren wollen zu mir?“ Ein mulmiges Gefühl überkam sie.

„Man hat meine Geschäfte aufgedeckt“, sagte der große Hagere mit grauem, schütterem Haar. „Und wissen Sie weshalb? Einige Fotos einer gewissen Detektei Berger sind in den Umlauf der Behörden gelangt.“

Ehe sich Kirsten auf irgendeine Weise dazu äußern konnte, hatte sie der zweite zu sich heraufgezogen und ihr gerade in die Augen gesehen. Um Kirstens Mundwinkel zuckte es. „Ein Mann macht so etwas mit mir nicht, er wäre bereits tot“, sagte er und kaute auf einer Zigarre herum.

„Welch’ ein Glück für mich, eine Frau zu sein, wie?“, die junge Frau versuchte zu lächeln.

„Eine kleine Lektion kann ich dir dennoch nicht ersparen, Kleine“, sagte der andere. „Schließlich solltest du dir merken, dass man die Nase aus anderen Leuten Dinge herauslässt."

Kirsten Berger wurde zurückgestoßen und stürzte kopfüber die Stufen hinab. Die junge Frau konnte sich nur schwer aufrichten; alle Glieder taten ihr weh.

„Merk’ dir das für alle Zeiten, meine Süße“, sagte der kleinere und verpasste Kirsten einen Tritt in den Magen, als beide an ihr vorüber schlenderten.

„Verdammt“, Kirsten Berger spürte, wie Blut aus ihrer Nase drang.

Es mochte bereits geraume Zeit vergangen sein. Doch Kirsten Berger wusste es nicht genau. Sie lehnte immer noch mit dem Rücken an der Hauswand und hatte sich mit der rechten Hand das Blut aus dem Gesicht gewischt. Recht schwerfällig hatte sie sich aufgerichtet.

Stefan, ihr Ex-Freund, hatte es immer wieder versucht, sie wegen der Gefahren, die ihr bevorstanden, davon abzubringen, eine eigene Detektei zu eröffnen. Vermutlich hatte er recht. Aber es war der Reiz an der Gefahr, dem Abenteuer, der sie dazu bewegte, sich selbständig zu machen. Auch wenn sie es einmal mit dem Leben bezahlen sollte, hatte sie damals zu ihm gesagt, wollte sie um alles in der Welt diesen Traum Wirklichkeit werden lassen.

Der Eisbeutel auf der Nase tat gut. Bis auf einige geprellte Rippen und Abschürfungen, die sie sich beim Sturz zugezogen hatte, fühlte sie sich fast wie neugeboren.

Sie hatte sich auf das bequeme Sofa im Wohnzimmer gelegt und starrte die Decke an. Nach einer Weile jedoch war sie vor Erschöpfung eingeschlafen.

Es war das Klingeln an der Wohnungstüre, das sie aufschrecken ließ. Benommen ging sie zur Tür und öffnete sie.

„Sie?“, sie konnte ihre Überraschung kaum verbergen.

„Ich hoffe, ich störe nicht?“ Susanne Marquart lächelte fragend.

„Aber nein“, Kirsten bat sie herein. Sie nahm den Eisbeutel von ihrer Nase.

Während Susanne an ihr vorüberging, bemerkte sie die Verletzungen in ihrem Gesicht.

„Du liebe Zeit, was ist denn mit Ihnen geschehen?“ Susanne schien besorgt. „Lassen Sie mich mal sehen.“

„Es ist nicht weiter schlimm“, wehrte Kirsten ab. Sie bat Susanne, sich zu setzen, als sie das Wohnzimmer betraten.

„Wirklich?“ Susanne berührte eher etwas ungewollt eine ihrer Wunden im Gesicht. Sofort verzog Kirsten das Gesicht zu einer Grimasse. „Wo ist das Bad?“, fragte Susanne.

Kirsten wies mit dem Kopf auf eine Tür neben dem Wohnzimmer und gab einen leisen Seufzer von sich, weil die Bewegung ihr Schmerzen bereitet hatte.

„Ich frage mich nur“, sagte Susanne, als sie nach einem Augenblick mit einer Flasche Jod und einigen Papiertaschentüchern in der Hand aus dem Badezimmer kam, „wie Sie das angestellt haben?“

„Berufsrisiko“, Kirsten misslang ein Lächeln.

Susanne hatte sich neben sie auf das Sofa gesetzt. Sie schraubte den Verschluss des Fläschchens auf, ließ ein paar Tropfen Jod auf ein Tuch träufeln und strich damit über eine Wunde in ihrem Gesicht. Sie registrierte dabei, dass Kirsten zusammengezuckt war, als sie die Wunde mit dem Jod desinfizierte. „Das tut mir leid.“ Ein zartes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie behandelte Kirstens Wunden sehr behutsam, denn sie wollte ihr nicht mehr als unbedingt notwendig weh tun.

„Wissen Sie, weshalb ich immer wieder in diese chaotischen Situationen komme?“

„Nein.“

„Ich kann einfach nicht ‘Nein’ zu Rechtsanwalt Reuter sagen.“

Für einen Augenblick sahen sie sich schweigend an und fühlten sich aller Sorgen ledig.

Erst das Telefon, das kurz darauf läutete, ließ sie das Gefühl überkommen, als seien sie verraten worden. Wieso sie dies dachten, wussten sie nicht genau. Und bevor Kirsten den Hörer abnehmen konnte, verstummte das Telefon auch schon wieder.

Kirsten hatte nicht bemerkt, wie sie aufgestanden und ins Bad gegangen war.

Susanne sah leer vor sich hin, ihre Augen blind vor Tränen.

‘Ich muss mich zusammenreißen’, dachte sie verzweifelt. Sie nahm eines der Papiertücher zur Hand und wischte sich die Tränen ab, die ihr über das Gesicht liefen.

„Alles in Ordnung?“, vernahm sie plötzlich Kirstens fragende Stimme im Hintergrund. Sie drehte sich um und sah wieder jene Augen, die sie seit jenem Morgen nicht mehr vergessen konnte. Es war dieses unbeschwerte Lächeln, das sie so fasziniert hatte.

Susanne nickte. Sie wusste, dass sie log. Warum sie dies jedoch tat, konnte sie nicht sagen. Ihr wäre aber wohler gewesen, sie hätte eher die Wahrheit gesagt und Kirsten um ihre Hilfe gebeten, die sie doch so dringend brauchte. Aber irgendetwas in ihr hinderte sie daran. Sie wollte diese Frau nicht auch noch in Schwierigkeiten bringen. Sie selbst steckte schließlich schon tief genug drinnen.

„Was ist los? Sie haben doch irgendwelchen Kummer?“, fragte Kirsten besorgt.

„Kann ich Ihnen wirklich nicht helfen?“

“Es ist wirklich nichts“, sagte Susanne heftig. „Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Es ist schon spät.“ Susanne machte einen Schritt zur Tür. Sie wirkte ein wenig hilflos. Aber sie durfte nicht nachgeben, nicht jetzt.

Dann warf sie ihre Jacke über die Schulter, griff nach ihrer Handtasche und warf Kirsten ein erstarrtes Lächeln zu.

“Sie wollen sicher schon gehen?“ Kirsten war näher an sie herangetreten und sah sie an. Sie tat ihr leid, und sie wusste, wie banal diese Worte in dieser Situation klangen.