Wer ein Herz verlässt, bleibt draußen? - Judith Hohmann - E-Book

Wer ein Herz verlässt, bleibt draußen? E-Book

Judith Hohmann

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Beschreibung

Natascha ist eingebildet und unnahbar. Sagt man zumindest über sie. Nur Miriam weiß, dass dies anders ist. Sie traf Natascha zum ersten Mal im Fitnessstudio. Egal ob Frau oder Mann, jeder drehte sich nach dieser 32jährigen um: mit einer stylischen Kurzhaarfrisur, die einen perfekten Rahmen für ihr wunderschönes Gesicht bildete. Dazu Sportdress, mit über die Schulter geworfener Sporttasche. Gewissermaßen eine Frau mit einer tollen Figur und Ausstrahlung, die Miriam sofort magisch anzog. Drei Jahre waren sie ein Paar. Danach trennten sich ihre Wege. Natascha ging aus beruflichen Gründen nach Schweden und Miriam blieb zurück. Als Natascha wegen ihres verstorbenen Bruders für kurze Zeit nach Deutschland zurückkehrt, muss sich Miriam nun ernstlich die Frage stellen, ob Natascha wirklich komplett ihr Herz verlassen hat.

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Natascha ist eingebildet und unnahbar. Sagt man zumindest über sie. Nur Miriam weiß, dass dies anders ist.

Sie traf Natascha zum ersten Mal im Fitnessstudio. Egal ob Frau oder Mann, jeder drehte sich nach dieser 32jährigen um: mit einer stylischen Kurzhaarfrisur, die einen perfekten Rahmen für ihr wunderschönes Gesicht bildete. Dazu Sportdress, mit über die Schulter geworfener Sporttasche. Gewissermaßen eine Frau mit einer tollen Figur und Ausstrahlung, die Miriam sofort magisch anzog.

Drei Jahre waren sie ein Paar. Danach trennten sich ihre Wege. Natascha ging des Berufes wegen nach Schweden und Miriam blieb zurück.

Als Natascha wegen ihres verstorbenen Bruders für kurze Zeit nach Deutschland zurückkehrt, muss sich Miriam nun ernstlich die Frage stellen, ob Natascha wirklich komplett ihr Herz verlassen hat….

Wer ein Herz verlässt,

bleibt draußen?

Von Judith Hohmann

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

Prolog

Miriam stand ein wenig abseits vom Rest der Trauergemeinde. Vor dem Grab hatten sie sich versammelt, allesamt in Schwarz gekleidet. Sie erkannte Natascha auf Anhieb. Natascha stand direkt neben ihrer Mutter, trug eine dunkle Bluse zu einem dunkelblauen Hosenanzug, der ihre Figur betonte. Dazu eine freche Kurzhaarfrisur mit blonden Highlights. Sie schaute mürrisch und unnahbar.

Verändert hatte sie sich kaum, sie war immer noch so bildschön wie damals, ehe sie nach Schweden gegangen war. Und sie hatte nichts von ihrer verführerischen Ausstrahlung verloren, auch wenn sie älter geworden war. Zweiundvierzig Jahre, ein immer noch attraktives Alter für diese zeitlos schöne Frau. Nichts von alldem hatte sie die Jahre, die sie weg war, eingebüßt.

Nachdem der Pfarrer das Amen gesprochen hatte, und die üblichen drei Schaufeln Erde und Blumen durch die wenigen Hinterbliebenen auf den Sarg geworfen waren, trennte Miriam sich von der kleinen Gesellschaft und wandte sich einem älteren Teil des Friedhofs zu.

Sie wollte Natasha nicht über den Weg laufen. Und jetzt, als sie am Grab ihrer Mutter stand, kamen ihr die Worte von Natascha in den Sinn, bevor sich ihre Wege trennten.

Fünf Jahre waren seither vergangen, und doch klangen die letzten Worte in ihren Ohren, als sei es erst gestern gewesen. „Ich habe ein super Angebot als Dozentin in Schweden an der Uni Lund erhalten“, hatte sie einst zu ihr gesagt. „Ich darf es nicht ablehnen. Miriam, ich bekomme solch eine Chance nicht noch einmal. Und ich möchte hier nicht stranden.“ Sie hatte eine kurze Pause gemacht und schaute Miriam direkt an. „Möchtest du nicht mitkommen? Wir könnten dort ein neues Leben beginnen. Du kannst doch auch in Schweden als Architektin arbeiten. Lund ist zudem eine wunderschöne Stadt.“

Und noch immer schmerzte es merklich in ihrer Herzgegend, obwohl sie immer dachte, endgültig damit abgeschlossen zu haben. Miriam wusste, dass sie nicht so Knall auf Fall Deutschland den Rücken kehren konnte. In diesem Architekturbüro war sie gerade einmal zwei Jahre angestellt und hatte die Chance, wie Natascha auch, die Karriereleiter nach oben zu klettern. An der Seite ihres Chefs Michael Borgmann, Mitte Vierzig, der zwar ein Auge auf sie geworfen hatte, sie ihm aber unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass nichts zwischen ihnen laufen würde.

Miriam stand bereits eine geraume Zeit dort, als sich Schritte näherten, die auf dem Kies knirschten. Eine Frau und ein Mann gingen auf dem schmalen Seitenweg an ihr vorbei. Sie gingen vorüber ohne zu grüßen. Erst nach ein paar Schritten schien die Frau sich zu erinnern. Miriam nahm wahr, wie sie sich ihrem Begleiter zuwandte und dann mit zögernden Schritten zurückkam. Hatte sie sie also auch wiedererkannt?

Indem sie der Herankommenden mit erwartungsfrohem Lächeln entgegensah, dachte Miriam, wie unnütz es möglicherweise sei, gerade dieses Stück ihrer Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Vielleicht hätte Natascha einfach weitergehen sollen.

Aber nun stand sie vor ihr: „Miriam?“

„Hallo Natascha“, Miriam streckte ihr die Hand entgegen und begrüßte sie, als lägen keine Jahre zwischen ihnen. „Hier sieht man sich also wieder. Es tut mir so unendlich leid wegen Jochen. Bleibst du für längere Zeit?“

„Etwa zehn Tage“, nickte Natascha. „Ich habe hier noch allerlei Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss. Vater lebt ja nun auch seit einem Jahr nicht mehr, und Mutter braucht mich deshalb hier. Es ist viel auf sie eingestürzt, als Jochen nun nach seiner schweren Krankheit die Augen für immer schloss.“

Natascha Schröder lächelte. Da war er wieder, dieser Blick, an dem Miriam haftenblieb. Wie damals, als sie das erste Mal direkt vor ihr stand, in ihre Augen sah und der erste zärtliche Kuss folgte. Sie war immer noch so wunderschön. Die Fältchen um die weichen Augen, die deutlich zu sehen waren, machten sie noch anziehender. Und mit einem Male war Miriam erneut verwirrt, verstand jedoch nicht weshalb.

Sie wollte dieses Verwirrtsein nicht. Es waren so viele Jahre seither vergangen. Jede von ihnen hatte ein eigenes Leben, fernab der anderen. Sie wusste nicht, ob da nicht schon lange eine neue Frau im Leben von Natascha war. Überdies hatte sie stets das Gefühl, dass sie diese Emotionen zu ihr im Griff hatte.

„Wir könnten uns mal für eine Stunde irgendwo in der Stadt treffen“, sagte Natascha plötzlich. „Wir hätten einander gewiss einiges zu erzählen.“

Miriam strich sich eine Strähne ihrer langen braunen Haare aus dem Gesicht. Sie biss sich dabei auf die Unterlippe. „Ja, in Ordnung. Wann würde es dir passen?“

„Am Mittwoch im Laufe des Nachmittags? Im Café Am Markt?“

Miriam Feller willigte ein.

Kapitel 1

Wie sehr hatte sich Miriam gewünscht, den Arbeitstag ganz alleine im Büro nach dem Meeting angehen zu können, aber daraus würde nichts werden. Der Schreibtisch war genauso, wie sie ihn verlassen hatte, die Arbeit ordentlich aufgestapelt. Und der Bildschirm ihres Rechners schaute sie nach Prüfen des Emaileingangs erwartungsfroh mit dem geöffneten Bauplanerprogramm an.

Gerade, als sie eine Akte aus dem Schrank holen wollte, polterte ihr Chef zur Tür herein, in der Hand zwei dampfende Tassen Kaffee, von denen er ihr eine davon reichte.

„Morgen, Miriam.“

„Guten Morgen Michael“, sie lächelte, aber es war kein glückliches, sondern eher ein recht trauriges Lächeln.

„Geht es dir gut?“ Für einen Moment sah er sie an, in den Augen Wärme, die jedoch eher von seiner Verliebtheit zu ihr herrührte.

Das hatte ihr gerade noch gefehlt, dass er sie fragte, ob es ihr gut ginge. Sie schluckte und blickte auf den Boden.

„Passt schon.“ Ihre Stimme hörte sich etwas rauh an. Zu mehr war sie nicht in der Lage.

Sie wollte einfach nur mit der Arbeit beginnen und den Tag so gut wie möglich hinter sich bringen.

Die Order, die sie vor einigen Tagen von ihm bekam, verlangte viel von ihr ab. Sie wusste, dass sie das nicht in den Sand setzen durfte und wollte sich deshalb beweisen.

Unter den Architekten herrschte ein erbitterter Konkurrenzkampf.

Dass Miriam hier gelandet war, war reiner Glücksfall. Bei diesem Büro handelte es sich um eines der besten und erfolgreichsten in Mittelhessen.

„Wollen wir heute Essen gehen? Beim Italiener hier um die Ecke? Nach der Arbeit gegen Fünf? Ich könnte uns einen Tisch bestellen.“

Da war es wieder, dieses Augenspiel von Michael. Wenn er sie mit diesem verliebten Dackelblick ansah. Er berührte leicht mit seiner Hand die ihre, die sie jedoch erschrocken und rasch zurückzog.

„Michael, ich mag dich sehr“, begann sie. Sie hasste es, wenn sie immer wieder mit diesem leidlichen Thema anfangen musste. „Aber ich kann dir nicht mehr Gefühle entgegenbringen als eine gute Freundschaft. Bitte, ich will dir nicht immer wehtun müssen.“

Miriam wusste, dass er seit Anbeginn ihrer Anstellung in sie verliebt war. Er hatte auch keinen Hehl daraus gemacht. Vielleicht hatte sie auch dadurch die Stelle bekommen.

Es kam, wie es kommen musste! Die Enttäuschung war ihm wie jedes Mal aufs Neue am Gesicht abzulesen. Er fasste sich, erhob sich kraftvoll vom Stuhl, die halbleere Tasse in der Hand und ging ein paar Schritte im Büro auf und ab. Wieder zum unterkühlten und gefühlskalten Chef geworden, richtete er seinen Anzug und fragte sachlich:

„Wie weit bist du mit den Entwürfen für das Großprojekt vorangekommen?“

Wie sie den Tag nach diesem misslungenen Start mit Michael überstanden hatte, wusste sie nicht genau. Allerdings war sie ein ganzes Stück vorwärtsgekommen. Die Terminabgabe der Entwürfe war für kommenden Freitag anberaumt worden. Das könnte sie, wenn sie sich ranhielt, gut einhalten können.

Miriam hatte sich früh zu Bett begeben, als das Smartphone neben ihr auf der Kommode zu vibrieren begann. Murrend winkte sie ab. Wie gut, dass es eine Rufumleitung gab, dachte sie so und drehte sich zur anderen Seite.

Der Anrufer gab nicht auf. Erneut fing es an zu vibrieren. Genervt drehte sie wieder dem Nachttisch zu und griff nach dem Smartphone.

Natascha? Überrascht blickte sie auf das Display. Es war kurz vor Neun. Sie war von dem Tag gerädert, wollte einfach nur noch zur Ruhe kommen und schlafen. Schließlich hatte sie erst gegen Sieben das Büro verlassen.

Der Weg hinauf zum Marburger Landgrafenschloss, das sich weithin sichtbar auf einem Bergplateau über die Universitätsstadt erhob, führte Miriam in Schrittgeschwindigkeit über alte Pflasterwege.

Schließlich erreichte sie über das Westtor das Schloss, das den Parkplatz mit dem Schlosspark verband, und stellte dort den Wagen ab.

Entgegen tiefgreifender Unsicherheit, ob es richtig war dies zu tun, hatte sie sich mit Natascha am Schlosspark verabredet.

Ehe Miriam zum Schlosspark ging, lud die Außenanlage sie noch einige Minuten zum Verweilen ein.

Das Panorama über die Universitätsstadt entlang des Flusses Lahn, zwischen hohen Wäldern und großen Bergen liegend, war wie immer atemberaubend. Unter ihr lag die Altstadt mit ihren schiefen Fachwerkhäusern, zahllosen Treppen und verwinkelten Gassen. Aber auch kleine Läden und Kaschemmen, die dazu einluden einzukehren. Marburg war bekannt als Studentenstadt, hatte aber auch für Touristen einiges zu bieten.

Obwohl Miriam hier geboren wurde, hatte die Stadt nichts an Ausstrahlung für sie verloren.

Die Hitze des Tages war gewichen, geblieben war ein traumhaft lauer Sommerabend.

Miriam stand vornübergebeugt an der Schlossmauer, ihre beiden Hände lagen auf der steinernen Brüstung. Hinter ihr lief ein verliebtes Pärchen Hand in Hand und stellte sich direkt neben sie.

Sie verweilte noch einen Moment, dann löste sie sich von dem Ausblick über das Marburger Bergland. Noch während sich die junge Frau umdrehte, sah sie Natascha langsam auf sich zukommen.

Sie sah einfach hinreißend aus, sie trug wie immer Jeans und einen hautengen pastellfarbenen Pullover. Der Ausschnitt war sehr gewagt, man sah nichts, man konnte nur erahnen, was sie darunter verbarg. Natascha hatte sich leicht geschminkt, ihre Augen strahlten tiefgrün. Sie wusste genau was ihr stand.

Als sie vor Miriam stand, begrüßte Natascha sie mit einem vertrauten Kuss auf die Wange. Ein bezauberndes Lächeln lag dabei auf ihren vollen Lippen, zwischen denen die weißen Zähne blitzten.

„Ich danke dir, dass du gekommen bist“, sagte Natascha. Sie errötete, und Miriam errötete auch. „Es lag mir sehr viel daran. Ich muss offen gestehen, ich hatte große Angst davor, dass du hättest Nein sagen können. Immerhin ist es Jahre her, dass wir uns das letzte Mal hier sahen.“

Sie machte eine kleine Pause, aber Miriam sagte nichts dazu. „Aber nun erzähl du mir erst einmal, wie geht es dir denn? Ich habe oft an dich denken müssen.“

Diese Frage klang fast ein wenig wie Hohn in Miriams Ohren. Sie senkte ihren Blick zu Boden und lachte bitter.

„Ich weiß nicht, was du dir unter der Frage vorstellst, wie es mir geht? Es tat damals richtig weh, als du gingst. Über dich hinwegzukommen dauerte entsprechend lange. Und heute fragst du mich allen Ernstes, wie es mir geht?“

Sie gingen ein ganzes Stück Richtung Schlosspark nebeneinander her. Dann blieb sie stehen und sah Natascha an. „Ich habe mich einigermaßen gefangen. Wir haben beide unser neues Leben. Du hast dich für deins freiwillig entschieden. Für mich hingegen gestaltete sich die Entscheidungsfreiheit etwas schwieriger. Nun ist es so wie es ist – und dabei sollten wir es auch belassen.“