Zeitsprung II - Judith Hohmann - E-Book

Zeitsprung II E-Book

Judith Hohmann

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Beschreibung

Der Frieden hielt nunmehr knapp ein Jahr an, nachdem die Föderation einen Sieg gegen die Piratenallianz erringen konnte. Während dieser Zeit zog sich Susanne in ein Kloster weit oben in den Zerinenbergen auf Xanthin zurück, um dort unter dem orianischen Mönchkämpfer Meister Kwann ihre Ausbildung in alter Kampfkunst abzuschließen. Als der Frieden nun gefährdet ist, wendet sich der Rat der Föderation an die drei Freunde und bittet sie um Hilfe. Sie sollen sich Undercover bei den Piraten einschleusen, um herauszufinden, was die Allianz tatsächlich plant. Leider läuft nicht alles nach Plan und gerät sogar komplett aus dem Ruder. Ein Science-Fiction/Fantasy-Abenteuer mit eigenen Illustrationen.

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Seitenzahl: 134

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Für Mama & Polly

sowie alle,

die an mich glauben…

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Epilog

Die zweite Chance

ZEITSPRUNG II

Prolog

Die Waffen klirrten. Ehe ich fiel, wand ich dem alten Meister das Schwert aus den Fingern. Das Schwert stieß senkrecht nach oben und blieb in der Decke stecken. Für eine Weile betrachteten wir beide das Schwert über uns, dessen Griff noch zitterte. Dann schloss Meister Kwann seine Hand um mein Handgelenk.

„Hervorragend gekämpft…“ Er hielt noch immer meine Hand und zog mich schließlich nach oben.

Nun standen wir uns direkt gegenüber. Sein Mund lächelte. Kwann war ein brillanter, orianischer Mönchkämpfer. Ein kleiner drahtiger Kerl mit aschfahler Haut und mintgrünen langen Haaren, die ihm bis über die Schultern ragten. Niemand wusste, wie alt er genau war. Einige sprachen davon, dass er nunmehr seit über zweihundert Jahren eine Heimat auf Xanthin gefunden und die Kriege mit der Piratenallianz in ihren Anfängen miterlebt hätte. Welche Legenden sich auch alle um ihn rankten, er war der beste Kämpfer seiner Art und lebte schon viele Jahrzehnte zurückgezogen in einem kleinen Kloster weit oben in den Zerinenbergen, einer steil abfallenden und abweisenden Felslandschaft mit kaum vorhandener Flora und Fauna.

„Viel brauche ich dir nun nicht mehr beizubringen“, sagte er mit tiefer Stimme anerkennend.

Kwann nahm anfangs an, dass ich Anfängerin sei. Er wusste nichts davon, dass Tarek an Bord der Centaurius bereits damit begonnen hatte mich in verschiedenen Kampftechniken zu unterrichten. Sie dienten nicht nur dem Verteidigungszweck, sondern sollten mir auch dabei helfen, Selbstkontrolle zu erlangen. Manche dieser Kampfstile erinnerten mich außerdem an asiatische Kampfkunst auf meinem Heimatplaneten. Möglicherweise hatten genau all diese ihren einen Ursprung irgendwo im Universum? Wer wusste das schon genau. Egal welchen Stil ich auch praktizierte, auch Kwann sprach das Thema dieser Selbstkontrolle an.

Nun, da einige Tage vergangen waren, schien er letzten Endes darüber erstaunt zu sein, wie rasch ich mich entwickelt hatte. „Deine Ausbildung in alter Kampfkunst ist nun fast beendet.“

Nach Beendigung unseres Kampfes neigte ich meinen Oberkörper vor Kwann. Dieser gefühlvolle Umgang durch die Verbeugung voreinander implizierte Ehrfurcht und Respekt.

Die Tür auf der anderen Seite der Trainingshalle wurde krachend aufgestoßen. An dem tiefsitzenden Gürtel und der im Holster locker sitzenden Laserpistole erkannte man ihn zeitig: Tarek. Er wirkte mit seiner stets griffbereiten Pistole wie ein Revolverheld des Wilden Westens aus dem 19. Jahrhundert.

Ich senkte den Blick bei dieser Gedankenfolge und griente in mich hinein. Wie sollte ich ihn einordnen? Als Wyatt Earp? Oder gar Billy the Kid? Es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich hätte laut loslachen müssen. Als kauziger Hilfssheriff Festus Haggen aus einer meiner damaligen Lieblingsserien ging er nicht durch – so tollpatschig war er auch wieder nicht.

Meine Güte, welche geistige Arbeit mir doch Tarek bereitete. Anfangs war mein Herzenswunsch ihn umbringen zu wollen recht groß, und inzwischen hatte ich ihn tief ins Herz geschlossen. Er war für mich nicht nur zu einem guten Freund geworden.

Durch seine offene Art hatte er mein Vertrauen erschlichen und war ein Teil meiner Familie geworden.

Gegenwertig war es das erste Mal, dass ich ihn in einer hochgeschlossenen dunkelblauen Winterjacke und mit Fingerhandschuhen sah. Kein Wunder, denn das Kloster befand sich hoch oben und ausgestorben an einem felsigen und schroffen Bergmassiv und war für Fremde kaum zugänglich. Überdies herrschten dort beinahe eisige Temperaturen.

Kurz dahinter betrat eine zierliche, junge blonde Frau in winterlicher Uniform der Föderation den Saal.

Egal, wie mir Jenna auch gegenüberstand, ob in Uniform, Zivilkleidung oder auch nackt, wie Gott sie erschaffen hatte, für mich war sie die wunderschönste Frau Xanthins oder gar des gesamten Universums.

Zu keiner Zeit hätte ich gedacht, dass solch tiefe Gefühle einmal von mir Besitz ergreifen würden. Aber sie waren unerwartet da, und um nichts in der Welt mochte ich dies alles mehr missen. Nach Florian und einigen missglückten Versuchen nach ihm wollte ich keine feste Bindung mehr eingehen; ich wollte danach frei sein und bleiben. Und die große Liebe, das war vielmehr einfach nur zu einer Illusion für mich geworden.

Dann auf einmal stand sie mir gegenüber: Jenna – mit der alles über den Haufen geworfen war. In ihr hatte ich meine große Liebe gefunden.

Während ich Tarek und Jenna entgegensah, dachte ich so für mich, dass es einen besonderen Grund haben musste, dass die beiden mich hier aufsuchten. Und die beiden Gesichter wirkten alles andere als entspannt.

„Was führt euch hierher?“, fragte ich, nachdem sie nun direkt vor mir standen.

Ich beugte mich vor und küsste Jenna zur Begrüßung leidenschaftlich auf den Mund. „Du bist wunderschön - wie immer. Selbst wenn dein Gesichtsausdruck wie heute sehr ernst ist.“ Kurz darauf ergänzte ich mit einem kurzen, aber aufrichtigen Lächeln zu Tarek: „Ich hatte euch frühestens in einer Woche erwartet.“

„Der Rat der Föderation hat alle Offiziere zu dieser dringlichen Zusammenkunft geladen.“

Jenna war sehr ernst geworden, sprach aber relativ gelassen weiter. „Einige unserer Außenkolonien sind komplett ausgelöscht worden. Aus sicherer Quelle wissen wir, dass die Piratenallianz wieder sehr aktiv geworden ist.“

„Der Frieden hat also nicht mal ein Jahr angehalten.“

Ich senkte für einen Moment den Blick, schluckte, kniff die Lippen zusammen und bewegte sie langsam. „Warum sind Völker, egal von welchen Welten, nicht in der Lage, friedlich miteinander zu leben?“

Ich bemerkte, wie Meister Kwann links neben mich trat und seine Hand auf meine Schulter legte. „Die Feindseligkeit vieler ist tief verwurzelt. Sie lehnen die Politik des Rates der Föderation ab, dem seit Jahrhunderten nichts wichtiger ist als das friedliche Zusammenführen und Miteinander der Planeten und Galaxien. Daher wird es immer wieder welche geben, denen das widerstrebt. In ihrem abgrundtiefen Hass werden sie fortwährend versuchen diesen Kerngedanken zu erschüttern oder gar zu zerstören.“

Kwann hatte in allem recht was er sagte. Obwohl ich diesen Krieg, der schon seit Jahrhunderten tobte, erst für mich in den Anfängen erlebte, waren mein Körper und meine Seele jetzt schon erschöpft davon. In der Galaxie war es nicht besser als auf meinem Heimatplaneten. Natürlich konnte man niemanden dazu zwingen in Frieden miteinander zu leben, aber man konnte sich bemühen.

„Meister Kwann, schließen Sie sich uns bitte an.“ Jenna wandte sich dem Mönch zu. Ihre Stimme klang hilfesuchend und schon fast flehend. „Zhané bittet Sie durch mich um Ihre Hilfe. Niemand sonst kennt die Situation um die Allianz so gut wie Sie. Sie wäre gerne selbst gekommen, aber die aktuellen Gegebenheiten erforderten es, dass sie im Sicherheitsrat zurückbleiben musste.“

Kwann blickte an seiner dunklen Robe, die schlicht und schmucklos war, hinab. Die Kapuze hing locker über seinen Schultern, und um den Hals konnte man ein schmales Lederhalsband erkennen.

„Mein Kind“, er lächelte freundlich, „ich habe schon lange dem bewaffneten Kampf abgeschworen. Meine Waffen sind nur noch magischer Natur. Aus diesem Grund habe ich mich auch hierher zurückgezogen.“ Kwann griff um seinen Hals und zog das schmale Lederhalsband hervor. An ihm baumelte ein in Regenbogenfarben schillernder Edelstein. Darin schien die Quelle seiner Macht zu liegen. In einem Juwel, in dem enorme Mengen an magischer Energie gespeichert schienen.

Schließlich schenkte er uns ein trauriges Lächeln. „Alle aus meinem Orden sind durch Kriege mit den Piraten bereits auf die andere Seite gegangen. Ich werde euch nicht helfen können. Die Macht des Guten ist euch aber gegeben und wird euch stets begleiten.“

Kapitel 1

Wir betraten eine Liftplatte, die uns mehrere Etagen nach unten trug. Ein langer Korridor führte daraufhin durch eine Steigung leicht abwärts und endete schließlich vor einer weißen Sicherheitstür, die die Kommandozentrale abtrennte.

Jenna schaute ohne ein Wort zu sagen in die Kamera links neben der Sicherheitstür. Nachdem die Pupille gescannt und die gesamte Gesichtserkennung erfolgt war, ging schließlich die schwere Tür lautlos zur Seite auf und verschwand in der Korridorwand. Dahinter befand sich die Kommandozentrale.

Die Offiziere und Sensorcontroller, die dort ihren Dienst versahen, schauten uns an, als wir eintraten. Der Raum war ähnlich aufgebaut wie die Befehlszentrale des gigantischen Stützpunktes, der uns vor einem Jahr im Krieg gegen die Piratenallianz Schutz bot. Er war vollgestopft mit moderner Technik sowie einem großen Hologrammtisch inmitten des Raums.

Zhané erwartete uns bereits.

„Schön, dass Sie kommen konnten“, bedankte sich die Offizierin. „Es ist von sehr großer Wichtigkeit, dass wir leider auch Sie, Susanne, schnellstmöglich hierher beordern mussten.“

Etwas weiter hinten vor dem Hologrammtisch sah ich eine Frau mit hochgesteckten Haaren und weißer Robe bekleidet stehen. Als sie sich umdrehte, erblickte ich das Gesicht einer anmutigen Frau mittleren Alters. Ich wusste, dass sie ein hochrangiges Ratsmitglied war und erinnerte mich sofort an Ximena, die ich einst bei Ankunft auf Xanthin kennenlernen durfte. Sie war wie Ximena auch eine Frau von so auffallender Schönheit.

„Wie ich hörte“, wandte sich mir Orianna Xyzan zu, „hatten Sie sich für längere Zeit in das Kloster auf den Zerinenbergen zurückgezogen?“

Ihr Blick ruhte für kurze Zeit an meinem Schwert mit braunem Griff, das mit einem Lederband befestigt an meinem Rücken hing. „Es hätte mich verwundert, wenn Kwann Sie nicht erfolgreich in alter Kampfkunst unterwiesen hätte.“

„Ich gebe zu, dass ich der Laserpistole abgeschworen habe“, lächelte ich ein wenig verlegen. Dann fuhr ich fort: „Die alten Kampfmethoden, ob mit Stab oder Schwert, liegen mir mehr. Ich erkenne den Sinn in diesen Techniken, die sich allesamt in Legenden, Mythen und Geschichten wiederfinden lassen. Sie sind wahrlich Ausdruck des Charakters des Handelnden. Die Kunst, seinen Körper als Waffe zu benutzen, finde ich, ist ehrenvoller als mit einer Pistole.“

Die Stimmung in der Kommandozentrale war alles andere als gut. Sie war bleischwer, und es herrschte höchste Konzentration, als wir an den riesigen Hologrammtisch herantraten.

Eine schlanke, blasse Hand reichte mir einen Becher mit heißem Pucca, den ich dankend entgegennahm. Die Hand gehörte einem zierlichen Offizier, der daraufhin sofort wieder verschwand. Ich nippte an dem Getränk und stellte verwundert fest, dass es schmeckte. Hatte ich für diese Örtlichkeit hier eher Geschmacksleere erwartet, nur kein Aroma.

Ich blickte kurz in die Runde, danach zu Zhané. „Sollten wir uns nicht lieber dem zuwenden, weshalb wir hierher beordert wurden? Was ist vorgefallen, dass es so wichtig ist?“

Nach Anweisung der Offizierin an die Controller erschufen die holographischen Projektoren des Tischs vor uns die Illusion des Universums, in dem sich auch Xanthin mit seinen zwei Monden befand.

„Der Frieden hielt nunmehr knapp ein Jahr, nachdem wir einen Sieg gegen die Piratenallianz erringen konnten“, sagte das Ratsmitglied und wies mit der Hand auf Himmelskörper über dem Tisch, die farblich anders flackerten und plötzlich wie in ein unergründliches Nichts verschwanden.

Ein erschrockenes Raunen ging um den Tisch herum. Wie Jenna und Tarek war auch ich irritiert, konzentrierte mich aber mit gefurchter Stirn weiter auf Orianna Xyzans Worte.

„Was Sie hier sehen konnten, waren fünf unserer Außenkolonien. Patrouillen teilten uns mit, dass wir diese in kurzer Zeit verloren haben. Darunter auch eine große bemannte Raumstation. Die Anzahl der Toten lässt sich leider nicht exakt beziffern.“

„Wenn von der Allianz tatsächlich Aktivitäten kommen“, sagte Jenna besorgt, „dann war der Frieden nur von kurzer Dauer.“

Man konnte sehen, wie in Zhanés Wangen Röte stieg. In ihrer Stimme lag der Anflug einer Besorgnis. „Nicht auszudenken, wenn sich diese zerstörerischen Einzelfälle zu einem Flächenbrand auswachsen könnten.“ Mit einer Kopfbewegung wies sie die Controller an, die Anzeige über dem Hologrammtisch zu beenden.

„Was können wir tun, damit es nicht soweit kommt?“, wollte ich wissen.

Ich legte die Hände auf meinen Waffengurt, an dem das Holster mit einer Laserpistole sowie ein Messer mit beachtlichen Ausmaßen hing. Die Laserpistole war nur Dekoration. Ich hatte Jenna und Tarek die Zusicherung geben müssen, sie ununterbrochen bei mir zu tragen, selbst wenn ich sie nicht benutzen würde.

Um meine Mundwinkel zuckte es merklich.

Oriana wandte sich uns zu. Sie begegnete meinem Blick hilfesuchend. „Deshalb baten wir Sie hierher. Jemand muss Undercover gehen, um mehr über die Aktivitäten zu erfahren. Es wäre fatal, wenn es nicht nur bei den Zwischenfällen bleiben würde. Können wir auf Ihre Hilfe hoffen?“

Wir verließen die Kommandozentrale. Die Liftplatte trug uns zur Erdgeschossebene empor, und wir durchquerten die Eingangshalle, bis wir den Platz vor den Hauptgebäudekomplex betraten.

Nach der Zerstörung durch die Allianzjäger war dieser Bereich noch schöner angelegt worden. Das farbige Wasserlichtspiel des wieder aufgebauten magischen Springbrunnens war wie vor der Verwüstung auch tagsüber spektakulär: Ein beeindruckendes Farbenspiel mit leisen beruhigenden Klängen eröffnete sich jedem, der den Distrikt vor dem Hauptgebäudekomplex betrat.

Als wir in der Höhe des Springbrunnens waren, dachte ich unbeabsichtigt an Orianna Xyzan. Sie hatte mir noch hinterher geschaut, als wir die Sicherheitstür der Kommandozentrale passierten. Und der Blick, den sie mir zudem zuwarf, da war mehr als nur Sympathie. Dieser Blick hatte mehr gesagt als Worte je sagen könnten.

Orianna Xyzan war zweifellos eine faszinierende und aufreizende Frau und für jeden sicher eine Versuchung wert. Und wie Ximena wusste ganz sicher auch sie, dass ihr die Schönheit in ihrem Privatleben so manchen Nutzen erlaubte.

Nach dem über Jahrhunderte hinweg andauernden Krieg zwischen der Föderation und Piratenallianz wurde endlich ein Waffenstillstand herbeigeführt. Das politische Klima zwischen den beiden Allianzen drohte trotz guten Vermittleroffizieren und immer wieder aufflackernder Rivalitäten weiter abzukühlen.

Sollte das nun tatsächlich alles hinfällig werden und es nach einem Jahr eines halbwegs friedlichen Miteinanders erneut zu einem beachtlichen Krieg kommen?

Irgendwie musste das verhindert werden. Aber niemand wusste sich einen Rat, wie dies genau geschehen sollte.

Kapitel 2

Düster und langsam krochen die Nebelschwaden durch das dichte Unterholz. Es roch würzig nach Pilzen, Moos und Fichten. Funkelnde Sterne und zwei Monde beleuchteten über mir den nächtlichen Forst.

Der weiße Schleier legte sich fast behutsam auf den von Moos bedeckten Boden nieder. Als ob es kein Entsetzen dieser Welt geben würde, schillerte der Sternenhimmel unbeeindruckt der Ereignisse auf dem Boden wie eh und je.

Tief im dichten Wald, weitab von der Zivilisation standen zwei knöcherne und bizarr geformte Bäume, deren Wurzeln und Geäst ineinander übergingen.

Das Laub raschelte leise im Wind, so als wolle es das Geheimnis ausplaudern, das sich unter ihm begraben befände. Wie von Geisterhand bewegt regten sich eine Vielzahl von Blättern, flatterten zur Seite und gaben unter dem großen Haufen verdrehte Gliedmaßen frei.

„Susanne“, hörte ich wie aus weiter Ferne Jennas Stimme.

Mir stockte der Atem. Ich versuchte aus meinem Albtraum zu erwachen, aber es ging nicht. Ich war gefangen. Ein eiserner Griff, aus dem es kein Entkommen gab.

Jetzt endlich konnte ich einen Schrei ausstoßen. Ich erkannte den Leichnam, der darunter frei gegeben wurde. Weit aufgerissene Augen waren auf mich gerichtet, und vor mir lag ein schrecklich zugerichteter Körper. Die Person, die hier zu Tode gekommen war, war ICH.

Mein Herz hatte begonnen schneller und heftiger zu schlagen. Anhaltend lauter und heftiger.

Sodann folgte Herzrasen. Alles fühlte sich an, als würde mir das Herz sogleich aus der Brust herausspringen wollen. Ich wollte einfach nur weg von hier, zurück in die Wirklichkeit.

Abermals vernahm ich Jennas Stimme. „Beruhige dich doch. Bitte werde wach. Es handelt sich nur um einen gottverdammten Traum.“

Meine Brust hob und senkte sich schwer. Eine Hand legte sich auf meine Brust, während ich immer schneller und heftiger atmete.

Der Albtraum, er wollte mich einfach nicht loslassen. Ich fühlte mich wie in den Fangarmen eines schattenhaften und abscheulichen Monsters, das brutal nach meinem Leben trachtete. So stand ich einfach nur regungslos da und konnte nicht fassen, was ich da sah.

Blitzartig und unerwartet richtete sich die Daliegende auf und das gesamte Blätterwerk fiel von ihr ab. Die Untote streckte die Arme aus und versuchte nach mir zu greifen.

Aus meiner Kehle drang abermals ein Schrei voller Angst, wollte ich einfach nur weg hier.

Ich machte einen hastigen Schritt zurück und erfasste, wie ich nach hinten fiel. Eine der Wurzeln dieser bizarr geformten Bäume hatte sich wie eine Liane um meine Füße gerankt und mich geradewegs zu Fall gebracht.

Noch während ich fiel, hallte wie Trompetenstöße ein irres Lachen durch den Wald. Ich erkannte das Lachen. Es gehörte einer bestimmten Person: Ashe, den ich schon lange aus meinem Gedächtnis verbannt hatte.

Der Schmerz ließ mich in die Bewusstlosigkeit sinken.