Himmelswelten und Kosmovisionen - Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen. - Gudrun Wolfschmidt - E-Book

Himmelswelten und Kosmovisionen - Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen. E-Book

Gudrun Wolfschmidt

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Beschreibung

Das Buch Himmelswelten und Kosmovisionen präsentiert die Vorträge der Tagung der Gesellschaft für Archäoastronomie in Gilching 2019 in 18 Kapiteln. Mit Kosmovision wird ein weiter kultureller Bogen gespannt von den symbolisch-mythischen Weltanschauungen urgeschichtlicher Kulturen über Indien und China bis zu Utopien und Science Fiction. Die Vorstellung vom Weltberg, dem kosmischen Berg, in den archaischen Kulturen war mit kosmologischen, spirituellen und religiösen Motiven verbunden. Ein Beitrag widmet sich der himmlischen Tierwelt, den Sternbildkulturen im Computerplanetarium Stellarium. Die Bildmotive Pottwal und Krummstab auf megalithischen Monumenten in der Bretagne werden als Polfinder für die Navigation gedeutet. Ferner wird ein "Steinzeit"-Teleskop mit einem Obsidianspiegel und die interessanten Beobachtungsmöglichkeiten vorgestellt. Sehr interessant ist die Untersuchung eines Meteoriteneinschlags im Chiemgau (900-600 v.Chr.) in der Keltenzeit. Weiterhin wird der Mithraskult sowie die Rezeption dieses persischen Sonnengottes Mithra im Römischen Kaiserreich mit den vielen astralen Anspielungen thematisiert. Die indische Kultur und Religion in Beziehung zur Astronomie/hinduistischen Astrologie wird diskutiert; den Planeten werden besondere Kräfte, die das Schicksal der Menschen beeinflussen, zugeschrieben. Aber auch die Bedeutung der eindrucksvollen indischen Observatorien (Jantar Mantar), erbaut 1733 in Delhi und Jaipur, zur Beobachtung der Himmelsphänomene wird präsentiert. Weiterhin wird Einblick in das Thema gegeben, ob Kirchen immer exakt nach Osten orientiert sind. Auch Goethes Römisches Haus in Weimar zeigt eine astronomische Verbindung zum Sonnenlauf - eine Lichtsymphonie. Seit alter Zeit entwickelten Menschen Kosmovisionen, in denen Unterwelten und Himmelswelten existierten. Mit der Entwicklung der Astronomie und Naturwissenschaft interessierte man sich für virtuelle Welten, aber auch für die Erforschung des interplanetaren, interstellaren Raumes.

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Himmelswelten und Kosmovisionen – Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen

Sky Worlds and Cosmovisions – Imaginations, Models, Worldviews

Abbildung 0.1:

Kosmovision

© Michael A. Rappenglück

 

Nuncius Hamburgensis

Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften

Band 51

Wolfschmidt, Gudrun (Hg.)

Himmelswelten und Kosmovisionen

Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen

Tagung der Gesellschaft fürArchäoastronomie in Gilching 2019

Hamburg: tredition 2020

Nuncius HamburgensisBeiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften

Hg. von Gudrun Wolfschmidt, Universität Hamburg, Arbeitsgruppe Geschichte der Naturwissenschaft und Technik (ISSN 1610-6164).

Diese Reihe „Nuncius Hamburgensis“ wird gefördert von der Hans Schimank-Gedächtnisstiftung.

Dieser Titel wurde inspiriert von „Sidereus Nuncius“ und von „Wandsbeker Bote“.

Wolfschmidt, Gudrun (Hg.): Himmelswelten und Kosmovisionen – Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen.

Sky Worlds and Cosmovisions – Imaginations, Models, Worldviews. Proceedings der Tagung der Gesellschaft für Archäoastronomie in Gilching 2019. Hamburg: tredition (Nuncius Hamburgensis –

Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften; Band 51) 2020.

Abbildung – Cover vorne: Kosmovision (© Michael A. Rappenglück)

Frontispiz: Kosmovision (© Michael A. Rappenglück)

Abbildung – Cover hinten: Exoplanet seen from its Moon – artist’s impression (© IAU, L. Calçada)

AG Geschichte der Naturwissenschaft und Technik,

Hamburger Sternwarte, MIN Fakultät, Universität Hamburg

Bundesstraße 55 – Geomatikum, 20146 Hamburg, Germany

https://www.physik.uni-hamburg.de/hs/group-wolfschmidt/

Dieser Band wurde gefördert von der Gesellschaft für Archäoastronomie und der Schimank-Stiftung.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg, Germany

ISBN: 978-3-347-02430-4 (Paperback), 978-3-347-02431-1 (Hardcover),

978-3-347-02432-8 (e-Book), © 2020 Gudrun Wolfschmidt.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Himmelswelten und Kosmovisionen – Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen

Wolfschmidt, Gudrun (Hamburg)

1 Imaginationen, Simulationen, Multiversen – Phantastische Welten zwischen Realität und Fiktion

Michael A. Rappenglück (Gilching)

HIMMLISCHE TIERWELT

2 Die Himmlische Tierwelt – Sternbildkulturen in Stellarium

Georg Zotti (Wien, Österreich)

2.1 Einleitung

2.2 Konzept „Sternbild“ in Stellarium

2.3 Sternbildkultur

2.4 Andere Völker – Andere Bilder

2.5 Sprachliche Probleme

2.6 Klassifizierung

2.7 Beiträge

2.8 Ausblick

2.9 Literatur

3 China’s Mythic Emperors and the Celestial Bear

Jörg Bäcker (Gummersbach)

3.1 China’s mythic rulers: originally a sequence of tribal leaders?

3.2 The mythic rulers Huangdi and Yao, and Chinese asterisms

3.3 Problems of the relative and absolute datability of these ‘ruling asterisms’

3.4 Huangdi and the celestial center

3.5 The many stars at the celestial pole

3.6 The pole stars and the mythic emperors

3.7 The clan ‘where the bear is’ and the role of the bear

3.8 The asterism of the Great Wagon / Big Dipper in China

3.9 Big Dipper / the Great Bear as a creator godhead in the center

3.10 Indian Parallels

3.11 The mythic rulers and precession

3.12 The stars of the Dipper as a chronological sequence

3.13 The congruence between celestial and terrestrial landscapes, animals etc

3.14 Conclusions

3.15 Addenda

3.15.1 Suiren, the inventor of fire, the ‘fire-borer’, and his realm

3.15.2 The ‘five emperors’ and the asterism of the same name

3.15.3 Nüwa and the Great Yu

3.15.4 The different ages caused by precession?

3.15.5 Is there a correspondence with Western Asian World Ages?

3.16 Annotations

3.17 References

4 „Pottwal und Krummstab“ – Zwei Dreh- und Angelpunkte für Navigation und Kosmologie in der Bretagne zwischen ca. 4800–4000 v. Chr.

Stefan Mäder (Riegel am Kaiserstuhl)

4.1 Einführung

4.2 Grundlagen

4.3 Archäologisches

4.3.1 Dolmen de Mané Lud, Locmariaquer

4.3.2 Dolmen de Mané Rutual, Locmariaquer (1)

4.3.3 Grand Menhir Brisé (GMB) (1), Locmariaquer

4.4 Astralsymbolisches

4.4.1 Zur Methodik

4.4.2 Ein Pottwal am Himmel?!

4.5 Zusammenfassung und Ausblick

4.6 Literatur

STEINZEIT ASTRONOMIE – IMAGINATION ODER REALITÄT?

5 Gibt es Zusammenhänge zwischen Schalensteinen und alpinen Brandopferplätzen?

Roland Gröber (Leverkusen)

5.1 Schalensteine

5.2 Brandopferplätze

5.3 Entstehung der Fragestellung

5.4 Gibt es Zusammenhänge zwischen Schalensteinen und Brandopferplätzen?

5.5 Wo gab es in Südtirol Brandopferplätze?

5.6 Sichtverbindungen zwischen den Brandopferplätzen

5.7 Vergleich der Schalensteinvorkommen mit Brandopferplätzen

5.8 Zusammenfassung

5.9 Literatur

6 Die Näpfchen auf dem Kalenderstein in Leodagger (Niederösterreich)

Irene Hager, Herta & Herbert Puschnik, Hans Katzgraber, Stefan Borovits (Österreich)

6.1 Einleitung

6.2 Die Näpfchen auf dem Plateau und Möglichkeiten zu ihrer Interpretation

6.3 Konkretes oder symbolisches Abbild?

6.3.1 A) Näpfchen stellen in konkreter Form Himmelskörper dar

6.3.2 B) Näpfchen stellen in symbolhafter Form Himmelskörper dar

6.4 Versuch, den Zeitrahmen der Entstehung der Näpfchen einzugrenzen

6.5 Fazit

6.6 Literatur

8 Demonstration: Teleskop mit einem Obsidianspiegel

Josef Vit (Oberbettingen/Vulkaneifel)

8.1 Literatur

SYMBOLE

9 „When you have continuous bad luck, worship the planets.“

Klaus Albrecht (Naumburg)

9.1 Planetengötter

9.2 Sonnengott – Surya

9.3 Observatorien (Jantar Mantar)

9.3.1 Die Legende von der Entstehung der Jantar-Mantars in Delhi

9.4 Städteplanung Jaipur und Jahresfeste

9.5 Religiöse Praxis

9.6 Schlussbetrachtung

9.7 Literatur

10 Zur Orientierung alter Kirchen: Ideen, Theorien und Interpretationen im Spannungsfeld zwischen Symbolik und Funktionalität

Christian Wiltsch (Wachtendonk)

10.1 Einleitung

10.2 Isidor von Sevilla (~560–636): Exakte Ostung

10.3 Patronatstheorie (seit 17. Jahrhundert, dominant seit 19. Jahrhundert)

10.4 Absteckung mit Kompass in Unkenntnis der Missweisung (Wehner 1905)

10.5 Multi-Patronats-Theorie (Eckstein 1992)

10.6 Grundsteintheorie (seit 18. Jahrhundert)

10.7 Achsknicktheorie (Reidinger, seit 1996)

10.8 Radioästhesie (Wünschelruten-Absteckung, Purner, Dissertation, 1981)

10.9 „Himmelsspiegel“ (z. B. Thiele und Knorr 1994)

10.10 Heilige Linien oder Ley-Lines (Watkins 1922)

10.11 Das Prinzip der Heliometrie (Wiltsch 2014)

10.12 Vertiefende Literatur

11 Goethes Testament ist mit Sonnenstrahlen geschrieben: Das Römische Haus im Park an der Ilm zu Weimar. Teil I: Archäoastronomische Befunde

Ettore Ghibellino (Weimar)

11.1 Voraussetzungen

11.2 Ostung am Schornsteinkopf

11.3 Cella mit Lichtsymphonie

11.4 Monumentale Ost-Sonnenuhr

11.5 Literatur

12 Zur Archäoastronomie und Machtarchitektur in der NS-Zeit: Lassen sich die Planungen der SS zum Umbau und Ausbau der Wewelsburg astronomisch-mythologisch deuten?

About archaeoastronomy and architecture of power in the Nazi era: Can the plans of the SS for the modification and expansion of Wewelsburg Castle be interpreted astronomically-mythologically?

Burkard Steinrücken (Recklinghausen)

12.1 Literatur

KOSMOVISION

13 Der Mithraskult und das Kultbild des Mithras

Rahlf Hansen & Christine Rink (Hamburg)

13.1 Die Sonne als Propagandamittel der Kaiser

13.2 Der Kult des Mithras

13.3 Warum ein persischer Gott?

13.4 Das Kultbild astronomisch betrachtet und die Bedeutung der Stiertötung

13.5 Kultische Handlungen im Mithraskult und das zugrunde liegende Weltbild

13.6 Und das Christentum?

13.7 Zwischenspiel: Harnack (1924)

13.8 Das historische Umfeld um 116 / 117 – die Reichskrise

13.9 Die drei Wellen

13.9.1 Erste Welle

13.9.2 Zweite Welle

13.9.3 Dritte Welle

13.10 Resümee

13.11 Anhang 1: Sieben Deutungen der Stiertötung

13.12 Anhang 2: Serapis

13.13 Literatur

14 Phantastische Inseln und imaginäre Himmelswelten – Kosmovision auf dem Okeanos

Harald Gropp (Heidelberg)

14.1 Vorbemerkungen

14.2 Ein Deutscher in Brasilien schon im Jahre 1500?

14.3 Andrea Corsali und Australien

14.4 Der Beginn der portugiesichen und spanischen „Entdeckungen“

14.5 Die ersten Europäer in Brasilien

14.6 Die Reisen des Amerigo Vespucci

14.7 Die dritte Reise Vespuccis

14.8 Himmelsbeobachtungen von Vespucci

14.9 Die brasilianische Flagge als Karte der Erde und des Himmels

14.10 Weltkarten um 1500

14.11 Schlußbemerkungen

14.12 Literatur

15 Homo sapiens under Many a Sky – Astronomy and E. J. Michael Witzel’s The Origins of the World’s Mythologies

Jörg Bäcker (Gummersbach)

15.1 Mythologies – Gondwana and Laurasia

15.2 Reconstructing the world-views of the ‘dark millenia’

15.3 Northern and southern astronomical conditions

15.4 Astronomical conditions for the Cosmic Tree and the Cosmic Pillar

15.5 Further typical Laurasian myths, cultural traits, and the context of astronomy

15.5.1 The myth of freeing the sun (and other cultural goods)

15.5.2 World-ages by analogy of seasons or caused by precession?

15.5.3 The house as a microcosmos

15.6 No history of the Gondwana groups?

15.7 The case of shamanism

15.8 Creator goddesses and Gondwana

15.9 Laurasia and Gondwana side by side in a single tradition

15.10 Conclusions

15.11 Annotations

15.12 References

16 Weltmodell und Lebensreise: Die Vorstellungen vom kosmischen Berg (der kosmischen Berge) in archaischen Kulturen (und heute)

Michael A. Rappenglück (Gilching)

16.1 Berge: Herausforderung für Körper, Seele und Geist

16.1.1 Der dreigliedrige Kosmos

16.1.2 Komplex von Bedeutungen

16.1.3 Berge, insbesondere der Weltberg, als komische Lebewesen

16.1.4 Berge als magische und heilige Orte kosmischer Kraft, Erleuchtung und Begegnung mit anderen Sphären

16.1.5 Weltberg und Welthöhle: Kosmischer Uterus und Portal in die Anderswelt

16.2 Kosmogonie: Der Urhügel, der Schoß der Welt, die Welthöhle

16.3 Weltberge, Wasserkreislauf, Milchstraße und Magnetberg

16.4 Die Form des Weltberges

16.5 Himmelskörper und der Weltberg

16.6 Der Weltberg, Transzendenz und das Jenseits

16.7 Fazit

16.8 Literatur

CHIEMGAU METEORITENKRATER

17 The Chiemgau Impact – a meteorite impact in the Bronze-/Iron Age and its extraordinary appearance in the archaeological record

Barbara Rappenglück (Gilching), Michael Hiltl (Oberkochen), Michael Rappenglück (Gilching), Kord Ernstson (Würzburg)

17.1 Introduction

17.2 Archaeological finds

17.2.1 Archaeological finds from the Chieming-Stöttham site

17.2.2 Archaeological finds from the Tüttensee, location “Mühlbach”

17.2.3 The Late Hallstatt site of Nußdorf, location “Moosholz”

17.3 Re-dating of the Chiemgau meteorite impact

17.3.1 Questions about the settlement history of Stöttham

17.3.2 Dating of the Chiemgau Impact

17.4 Artefacts overprinted by a meteorite impact and constituting part of an impact rock – the first evidence worldwide

17.5 Conclusions

17.6 Bibliography

18 Wo der Himmel einstürzte – Tagesfahrt zu den Relikten des Chiemgau Impakt Kraterstreufelds und zu kulturellen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg

Rappenglück, Michael A. & Barbara Rappenglück, M.A. (Gilching)

Programm der Tagung Himmelswelten und Kosmovisionen

19.1 Tagung Gesellschaft für Archäoastronomie in Gilching, 29.03.– 01.04.2019

Autoren

Nuncius Hamburgensis

Personenindex

Vorwort

Himmelswelten und Kosmovisionen – Imaginationen, Modelle, Weltanschauungen

Wolfschmidt, Gudrun (Hamburg)

Das Buch Himmelswelten und Kosmovisionen präsentiert die Vorträge der Tagung der Gesellschaft für Archäoastronomie in Gilching 2019 in 18 Kapiteln.1 Der einführende Beitrag zu Kosmovisionen von Michael Rappenglück „spannt einen weiten kulturellen und thematischen Bogen von den symbolischmythischen Weltanschauungen urgeschichtlicher Kulturen zu den virtuellen Welten der Gegenwart und Zukunft mit Bezug auf Geistes- und Naturwissenschaften, Technik, Kunst und Religionen“.

Die ersten drei Beiträge widmen sich der himmlischen Tierwelt. Georg Zotti beschäftigt sich mit den „Sternbildkulturen in Stellarium“ (Himmlische Tierwelten); dieses Computer-Planetarium ermöglicht auch die Präsentation der Sternbilder anderer Kulturen – ein bedeutender Beitrag zur Dokumentation, Erhaltung und Vermittlung des immateriellen Kulturguts „Sternbilderhimmel“.

Jörg Bäcker diskutiert in seinem Beitrag „China’s Mythic Emperors and the Celestial Bear“ die Beziehungen der acht mythischen Urkaiser (3. Jahrtausend v. Chr.) in Beziehung zur Astronomie, die Annahme einer ursprünglichen Schöpfergottheit in Gestalt eines Bären, und geht auf die mögliche Kenntnis der Präzession des Himmelsnordpols in China (seit etwa 3000 v. Chr.) ein. Speziell der Kaiser Huangdi ist mit Regulus (α Leonis) verbunden; während der Herrschaft von Yao wurden bestimmten Abschnitten des Himmelsäquators (Mondhäuser) die Äquinoktien und Solstitien zugeordnet.

Stefan Mäder präsentiert eine interessante Idee, er interpretiert die Bildmotive / Asterismen „Pottwal“ und „Krummstab“ auf megalithischen Monumenten (Menhiren oder Ganggräbern) als zwei Dreh- und Angelpunkte für Navigation und Kosmologie in der Bretagne; sie werden als Polfinder (um 4600 v. Chr.) mit dem Phänomen der Präzession des Himmelspols in Verbindung gebracht.

Die nächsten drei Beiträge betreffen die Astronomie der Steinzeit unter der Fragestellung Imagination oder Realität? Roland Gröber fragt Gibt es Zusammenhängezwischen Schalensteinen (am Pfitscher Sattel bei Meran) und alpinen Brandopferplätzen? Irene Hager et al. untersucht Die Näpfchen auf dem Kalenderstein in Leodagger (Niederösterreich) in Hinblick auf eine astronomische Bedeutung und vertritt die Hypothese eines auf dem Oktaëteris-Zyklus basierenden Zählkalenders. Josef Vit demonstriert nochmals eindrucksvoll sein „Steinzeit“-Teleskop mit einem Obsidianspiegel und die interessanten Beobachtungsmöglichkeiten.

Barbara Rappenglück et al. berichtet in Zusammenhang mit der Exkursion über den „Chiemgau Impakt – ein Meteoriteneinschlag in der Bronze- /Eisenzeit“ (Zeit der Kelten), datiert auf ca. 900–600 v. Chr. – bestätigt durch Funde von meteoritischem Material, auch in archäologischen Artefakten. Mehr als 100 Krater mit Durchmessern von 5 m bis zu mehreren hundert Metern verteilen sich über ein Gebiet von ca. 60 km Länge und 30 km Breite.

Das Thema Symbole steht in engem Zusammenhang mit der in Kooperation stattfindenden Symboltagung. Klaus Albrecht beginnt mit einem Zitat „When you have continuous bad luck, worship the planets“ und stellt ausführlich die indische Kultur und Religion in Beziehung zur Astronomie / hinduistischen Astrologie (Jyotisha) dar; den Planeten werden besondere Kräfte, die das Schicksal der Menschen beeinflussen, zugeschrieben. Die Planeten unterstehen in der hinduistischen Götterhierachie der Trinität der Schöpfungsgötter Brahma, Vishnu und Shiva; dazu spielt in den Veden Indra als Gott des Feuers oder Surya als Sonnengott eine Rolle. Aber auch die Orientierung indischer Tempelanlagen nach den Kardinalrichtungen, die eindrucksvollen indischen Observatorien (Jantar Mantar) des Maharadschas Jai Singh II. (1688–1743), erbaut 1724/33 in Delhi und Jaipur, sowie die Beobachtung der Himmelsphänomene, der Planeten und Tierkreiszeichen und der Sonnenauf- und Sonnenuntergänge wird präsentiert. Ziel war, mit Astrologie Regierungshandeln zu rechtfertigen.

Sind Kirchen immer exakt nach Osten orientiert? Warum gibt es so viele Abweichungen? Christian Wiltsch diskutiert dieses faszinierende Thema Zur Orientierung alter Kirchen: Ideen, Theorien und Interpretationen im Spannungsfeld zwischen Symbolik und Funktionalität und stellt verschiedene Hypothesen vor, z. B. die Orientierung zum Sonnenaufgang am Patronatsfest (Patrozinium), ein möglicher Wechsel des Patrons oder ein neuer Ansatz wie der beobachtete Achsknick zwischen Kirchenschiff und Chor ist eine geheime „Zeitmarke“. Wiltsch berücksichtigt in seiner Dissertation über heliometrische Orientierungen (2014) nicht nur die Patronatsfeste, sondern auch die Kirchweihfeste.

Ettore Ghibellino zeigt die astronomische Verankerung des Römischen Hauses im Park an der Ilm zu Weimar auf drei Ebenen als Lichtsymphonie (Orientierung, Sonnenauf- und -untergang sowie Ost-Sonnenuhr mit Lichtprojektionen) in seinem Beitrag Goethes Testament ist mit Sonnenstrahlen geschrieben.

Burkard Steinrücken untersucht in seinem interessanten, aufschlussreichen Beitrag Zur Archäoastronomie und Machtarchitektur in der NS-Zeit die Wewelsburg und stellt die Frage Lassen sich die Planungen der SS zum Umbau und Ausbau der Wewelsburg astronomisch-mythologisch deuten?

Die nächsten vier Beiträge stehen unter dem Thema „Kosmovision“. Rahlf Hansen & Christine Rink stellen den Mithraskult und das Kultbild des Mithras vor sowie die Rezeption dieses persischen Sonnengottes Mithra im Römischen Kaiserreich mit den vielen astralen Anspielungen (Tierkreis, Himmelsäquator, Sonne, Mond und Sterne), auch in Zusammenhang mit der „fallenden“ Schaltregel und dem Wechsel im Kalender.

Bedeutende Utopien nach der bekannten Utopia von Thomas Morus (1478–1535) (vgl. Abb. 0.2) waren La città del Sole (Sonnenstadt) 1602 von Tommaso Campanella (1568–1639), The New Atlantis 1524 von Francis Bacon (1561–1626), und Island von Aldous Leonard Huxley (1894–1963). Harald Gropp präsentiert Phantastische Inseln und imaginäre Himmelswelten – Kosmovision auf dem Okeanos. Die Verbindung der realen Welt zur fiktiven Welt wird z. B. gegeben durch die Aufnahme eines Reisebegleiters von Amerigo Vespucci (1451/54–1512) in die Utopie von Thomas Morus.

Jörg Bäcker beschäftigt sich mit „Homo sapiens under Many a Sky – Astronomy and E. J. Michael Witzel’s The Origins of the World’s Mythologies“, mit den unterschiedlichen Mythologien des Gondwana und des Laurasia-Typus.

Michael A. Rappenglück diskutiert Weltmodell und Lebensreise: Die Vorstellungen vom kosmischen Berg (der kosmischen Berge) in archaischen Kulturen (und heute). Die Idee des Weltberges war in verschiedenen Kulturen mit kosmologischen, kosmogonischen, soziologischen, spirituellen und religiösen Motiven verbunden. Seit alter Zeit entwickelten Menschen Kosmovisionen, in denen Unterwelten und Himmelswelten existierten. Mit dem wachsenden Verständnis für die Alltagswelt durch die Entwicklung der Astronomie, Naturwissenschaft und Technik interessierte man sich auch für virtuelle Welten, Utopien und Science Fiction (vgl. die „Reise von der Erde zum Mond“ von Jules Verne,2 Abb. 20.2, S. 384), aber auch für die Erforschung des interplanetaren und interstellaren Raumes (vgl. die Abb. Exoplaneten auf dem Cover hinten) und der Tiefen des Kosmos.

Abbildung 0.2:

Oben: Thomas Morus (1478–1535): Vtopiæ Insvlæ Figvra (1516), (vgl. Abb. 14.1, S. 264) – Abraham Ortelius (1527–1598): Insel (1595).

Unten: Amerigo Vespucci (1451/54–1512) vermisst das Kreuz des Südens

Oben: Portrait von Hans Holbein dem Jüngeren, 1527 (The Frick Collection,

New York – Google Art Project, Wikipedia), Ortelius (Wikipedia).

Unten: Jan Collaert II Museum Plantin-Moretus (Wikipedia).

1 Hier das Booklet of Abstracts, hg. von Michael Rappenglück: http://www. archaeoastronomie.org/content/abstractbooks-der-jahrestagungen/.

2 Vgl. auch die Beiträge von Gerd Küveler „Jules Verne und seine Astro-Romane als Comic“ und Susanne M. Hoffmann „(Tele)Visionen – ein Tango von Science und Fiction“ in: Wolfschmidt, Gudrun (Hg.): Popularisierung der Astronomie. Hamburg: tredition (Nuncius Hamburgensis; Band 41) 2017, S. 528 und 534.

Abbildung 1.1:

Collage: Phantastische Welten zwischen Realität und Fiktion

Fantastic worlds between reality and fiction

Grafik: Collage mit Bildern aus pixabay (C00);

Idee und Erstellung: Michael A. Rappenglück

Collage with pictures from pixabay (C00);

Idea and implementation: Michael A. Rappenglück.

 

Imaginationen, Simulationen, Multiversen – Phantastische Welten zwischen Realität und Fiktion

 

Michael A. Rappenglück (Gilching)

Abstract: Imaginations, simulations, multiverse – Fantastic worlds between reality and fiction

Since prehistoric times, people all over the world have developed cosmologies in which existed underworlds, middle worlds and upper worlds with associated landscapes, objects, living beings and other entities. These fantastic worlds were quite experienced as “real”. Especially sensitive people (shamans), souls and spirits, were able to move in and between these spheres and the normal level of perception: journeys to the otherworld and the hereafter.

There is a strange interrelation between inner states of organisms, especially the human perspective of the so-called first person, in which perception and different levels of consciousness appear, and outer effects that make representational worlds appear. In inner states and in contact with external objects, ‘worlds’ and the ‘self’ are experienced simultaneously. Imaginations, models, and simulations provide the mutual dynamic implementation. ‘Worlds’ are not simply there but are made continuously.

Whether something is real or exists virtual, if viewed closely, is only a question of the experience of objectivity. With the human being’s self-awareness, attempts to grasp objects and forces in models, imaginations and simulations as shortened, simpler images of complex phenomena both in their past and present interplay and their future possibilities also begin. Among their first and still effective forms of expression are symbols, myths, rituals, and art, which allow a “transfer” between the worlds.

With the progressive better understanding of the past and present ‘normal’ everyday world through science (especially natural sciences) and technology, a need to transcend them arose: other unusual, strange, even bizarre worlds could already be discovered ‘real’ on planet Earth and even more so in interplanetary and interstellar space, or in the depths of the cosmos. Different, artificial present and future “worlds” were dreamed and imagined in utopias, fiction (especially science fiction) and futurology. The accelerated progress in the realisation of virtual worlds since the end of the 20th century not only allows us to imitate and simulate the primary world ever better, but also to make fantasy worlds sensually concrete.

From here, it is not far away from now on to also consider the primary reality of the entire cosmos as a model or simulation of an unknown ‘X’. Parallel worlds and the multiverse that combines them are then a consequence of thinking that even seems physically possible. And at this outermost limit of our imagination we suddenly find symbols and myths of archaic cosmovisions and philosophical-religious basic models in a new guise. Finally, an age-old question remains: Is there a primary, a n actual world, so that copies remain recognisable as such, and do we have access to it?

The contribution spans a wide cultural and thematic range from the symbolicmythical worldviews of prehistoric cultures to the virtual worlds of the present and future with reference to the humanities and natural sciences, technology, art and religions.

This contribution will be published in the conference proceedings of the Symbolon Yearbook for Symbol Research, New Series, vol. 22,

https://www.symbolforschung.org/jahrbuch.html.

Zusammenfassung

Seit urgeschichtlicher Zeit entwickelten Menschen weltweit Kosmovisionen, in denen Unterwelten, Mittelwelten und Überwelten mit zugehörigen Landschaften, Gegenständen, Lebewesen und andere Wesen existierten. Diese fantastischen Welten wurden durchaus „real“ erfahren. Besonders sensitiven Menschen (Schamanen), Seelen und Geistern, war es möglich, sich in und zwischen diesen Sphären und der normalen Wahrnehmungsebene zu bewegen: Reisen in die Anderswelten und das Jenseits.

Es besteht eine seltsame Wechselbeziehung zwischen inneren Zuständen von Organismen, insbesondere der menschlichen Perspektive der ersten Person, in denen sich Wahrnehmung und verschiedene Bewusstseinsstufen zeigen, und äußeren Wirkungen, die gegenständliche Welten erscheinen lassen. In inneren Zuständen und im Kontakt mit äußeren Gegenständen werden zugleich „Welten“ und das „Selbst“ erfahren. Die wechselseitige dynamische Umsetzung leisten Imaginationen, Modelle und Simulationen. „Welten“ sind nicht einfach da, sondern sie werden kontinuierlich gemacht.

Ob real oder virtuell, ist dabei genau besehen nur eine Frage der Erfahrung von Gegenständlichkeit. Mit der Selbstbewusstwerdung des Menschen beginnen auch die Versuche, Gegenstände und Kräfte in Modellen, Imaginationen und Simulationen als verkürzende, einfachere Abbilder der komplexen Phänomene sowohl in ihrem vergangenen und gegenwärtigen Zusammenspiel, als auch ihren zukünftigen Möglichkeiten zu erfassen. Zu ihren ersten und nach wie vor wirksamen Ausdrucksformen gehören Symbole, Mythen, Rituale und Kunst, die ein „Über-setzen“ zwischen den Welten erlauben.

Mit dem fortschreitend besseren Verstehen der vergangenen und gegenwärtigen „normalen“ Alltagswelt durch Wissenschaften (insbesondere Naturwissenschaften) und Technik erwuchs ein Bedarf nach deren Überstieg: andere ungewöhnliche, seltsame ja bizarre Welten ließen sich bereits auf dem Planeten Erde „real“ entdecken und erst recht im interplanetaren und interstellaren Raum, oder in den Tiefen des Kosmos. Andersartige, künstliche gegenwärtige und zukünftige „Welten“ erträumte und erdachte man sich in Utopien, Fiktion (insbesondere Science Fiction) und Futurologie. Die beschleunigten Fortschritte in der Realisierung virtueller Welten seit Ende des 20. Jahrhunderts erlauben es nicht nur, die primäre Welt immer besser zu imitieren und zu simulieren, sondern Fantasiewelten sinnlich konkret werden zu lassen.

Von hier aus ist es nicht mehr weit, auch die primäre Realität des gesamten Kosmos als ein Modell oder eine Simulation von einem unbekannten X aufzufassen. Parallelwelten und das sie zusammenfassende Multiversum sind dann eine Konsequenz des Denkens, die gar physikalisch möglich erscheint. Und an dieser äußersten Grenze unserer Vorstellung finden sich plötzlich wieder Symbole und Mythen archaischer Kosmovisionen und philosophisch-religiöser Grundmodelle in neuem Gewand.

Zuletzt bleibt eine uralte Frage: Gibt es eine primäre, eine eigentliche Welt, so dass Kopien als solche erkennbar bleiben und haben wir einen Zugang dorthin?

Der Beitrag spannt einen weiten kulturellen und thematischen Bogen von den symbolisch-mythischen Weltanschauungen urgeschichtlicher Kulturen zu den virtuellen Welten der Gegenwart und Zukunft mit Bezug auf Geistes- und Naturwissenschaften, Technik, Kunst und Religionen.

Dieser Beitrag erscheint im Tagungsband Symbolon – Jahrbuch für Symbolforschung, Neue Folge, Bd. 22 (2021),

https://www.symbolforschung.org/jahrbuch.html.

Abbildung 2.1:

Möglichkeiten zur Darstellung der Sternbilder in Stellarium

Durch eine Mischung aus Linienzügen, Asterismen-Linien, Orientierungslinien, IAU-Sternbildergrenzen, künstlerische Darstellungen und unterschiedliche Beschriftungsgrade bietet das Programm hohe Flexibilität.

 

Die Himmlische Tierwelt – Sternbildkulturen in Stellarium

Georg Zotti (Wien, Österreich)

Abstract: Heavenly Animal Kingdom – Sky Cultures in Stellarium

Among the features of the free open-source desktop planetarium Stellarium is the presentation of switchable sky cultures, the collection of things, animals or mythological figures which adorn the night sky of many cultures. The free access and simple way to edit or create new sky cultures can help in documenting, preserving and communicating the immaterial heritage of indigenous constellations and star names when these are in danger of abandonment. However, not all concepts of constellations can currently be correctly handled, especially the Lunar Stations should be handled as special class in future versions. Another difficult area concerns the possible ways of translation for all sky culture features. Stellarium’s translation is handled online by volunteers, but the sky culture authors should pay attention to help translators with sufficient background information. In future versions, the object labels could be enhanced to show arbitrary combinations of original glyphs, transcription and translation.

Zusammenfassung

Das freie und quelloffene Computerplanetariumsprogramm Stellarium bietet unter anderem die Möglichkeit, auch Sternbilder anderer Kulturen zu zeigen. Ein derartiges Werkzeug kann einen Beitrag zur Dokumentation, Erhaltung und Vermittlung des immateriellen Kulturguts „Sternbilderhimmel“ leisten. Allerdings gibt es noch gewisse Einschränkungen bei Kulturen, deren Sternbildkonzepte über die der „westlichen“ Welt hinausgehen. Auch die korrekte und umfassende Behandlung aller möglicher Kombinationen der Übersetzungen sollte in künftigen Versionen noch verbessert werden.

2.1 Einleitung

Seit offenbar vielen Jahrtausenden [Rappenglück 1996] werden die hellen Sternpunkte des Nachthimmels zu Figuren verbunden, die oft Tiere, Personen oder Fabelwesen darstellen. In der Römischen Antike setzte sich die Griechische Sternbildkultur aus den Phainomena von Aratos von Soloi oder dem Poeticon Astronomicon des Hyginus durch, da auch die wissenschaftlichen Werke dieser Zeit, vor allem die bis in die Neuzeit dominierende Syntaxis (auch bekannt als Almagest) des Claudius Ptolemaios (um 130 n. Chr.) die Sterne anhand dieser Figuren katalogisierte.

Die abendländische Astronomie verwendet bis heute die meisten der 48 Ptolemäischen Sternbilder und ergänzte sie um weitere im Laufe der Jahrhunderte. Um einem Wildwuchs an neuen Figuren Einhalt zu gebieten führte die Internationale Astronomische Union (IAU) verbindliche Grenzen für 88 offizielle Sternbilder ein [Delporte 1930].

Üblicherweise zeigen moderne Astronomieprogramme genau diese Sternbilder und gegebenenfalls die Grenzlinienzüge. Das quelloffene Computerplanetarium [Stellarium 2019] ermöglicht aber schon seit vielen Jahren weit mehr. Die Vorgabe der „Westlichen“ Sternbildkultur (SBK) wird von eigens für Stellarium entwickelten Figurendarstellungen des Künstlers Johan Meuris geziert. Darüberhinaus gibt es einerseits Varianten der Westlichen SBK mit anderen Figurendarstellungen. Andererseits gibt es die Möglichkeit, den Sternbilderhimmel außereuropäischer Kulturen darzustellen, was einerseits für historische Erläuterungen, aber andererseits auch zur Dokumentation, Vermittlung und Erhaltung des Wissens und der Traditionen ethnischer Minderheiten auf diesem Gebiet sehr interessante Möglichkeiten bietet. Allerdings haben die Entwickler von Stellarium ursprünglich nur an Sternbilder im „europäischen“ Sinn gedacht, und einige nichteuropäische Konzepte sollten in den nächsten Jahren in Stellarium ergänzt werden.

2.2 Konzept „Sternbild“ in Stellarium

Ein Sternbild (Constellation) besteht in Stellarium aus mehreren Elementen:

Name Der Name kann in Originalsprache oder übersetzt dargestellt werden.

Abbildung 2.2:

Die Supernova 1054

Die Supernova 1054, deren Rest wir heute als Crab-Nebel (M1) beobachten können, wurde im Juli 1054 in China beobachtet. Entsprechend sollten „Entdeckungsbilder“ den chinesischen Sternbilderhimmel zeigen. Der Mond wurde zur Verdeutlichung 4× vergrößert.

Linienzug Ab dem 19. Jahrhundert erscheinen wissenschaftliche Sternkarten praktisch nur mehr ohne die früher übliche prächtige Figurenausstattung. Als Orientierungshilfe wurden stattdessen bestenfalls die hellsten Sterne zu mehr oder weniger gelungenen „Strichmännchen“-Zeichnungen verbunden. Diese Linienzüge sind von der IAU nicht normiert. In anderen Kulturkreisen, z. B. China oder Korea, werden solche Strichzeichnungen schon seit Jahrhunderten verwendet, und Illustrationen zu Himmelsbeobachtungen aus diesem Kulturraum können daher einfach mit diesen Sternbildern versehen werden (Abb. 2.2). In Stellarium werden die Linienzüge über die Katalognummer der Sterne im Hipparcos-Katalog beschrieben.

Künstlerische Darstellung(constellation art; optional) eine ansprechende künstlerische Darstellung der Sternbildfigur. Zur Darstellung historischer Atlanten auf dem Stellarium-Himmel sollten Koordinatenlinien, eingezeichnete Sterne etc. aus einem Scan des Atlas entfernt werden. Die Rasterbilder (Texturen) werden nur mittels dreier Sterne, deren Pixelkoordinaten im jeweiligen Bild ausgemessen werden müssen, mit dem Himmel verbunden, die Verzerrung für den Rest des Bildes wird durch dieses Dreieck bestimmt. Dies bereitet leider bei manchen Atlanten bzw. Bildern Schwierigkeiten, wenn die ursprüngliche Kartenprojektion starke eigene Verzerrungen aufweist oder das Bild sehr groß ist (z. B. Wasserschlange).

Grenzzüge Etwa ab dem 18. Jahrhundert finden wir in Sternatlanten diverse Grenzlinien zwischen Sternbildern, um die Zugehörigkeit von katalogisierten Sternen darstellen zu können. Die Linien waren aber in jedem Atlas etwas anders, was fallweise, besonders bei der Zuordnung Veränderlicher Sterne zu Sternbildern, zu Mißverständnissen führen konnte. Der Vorschlag von [Delporte 1930], weitgehend nach dem Vorbild der Uranometría Argentina die Sternbilder mit stückweise geraden, den Koordinatenachsen zum Äquinoktium 1875.0 folgenden Linien zu trennen [Paolantonio & García 2019], wurde letztlich von der IAU angenommen, und diese Linien zu für die Wissenschaft verbindlichen Grenzzügen normiert.

Daneben sind in den letzten Jahren noch „Asterismen“ dazugekommen. Das sind sternbildartige Linienzüge, derzeit ohne künstlerische Darstellung, meist Teile von Sternbildern (z. B. „Großer Wagen“ aus dem Hinterteil der Großen Bärin), die nicht in den offiziellen 88 Bildern geführt werden.

Zu den Asterismen zählen auch Sternbild-überspannende Figuren wie das Sommerdreieck oder das Wintersechseck, Figuren, die offenbar erst in jüngerer Zeit „erkannt“ wurden, als die lichtschwächeren Sterne in der zivilisatorisch bedingten Lichtverschmutzung der Städte dem Nachthimmel verlorengegangen waren.

Daneben gibt es „teleskopische Asterismen“, Sterngrüppchen, die meist von Amateur-Beobachtern des 20. und 21. Jahrhunderts benannt wurden, etwa den „Kleiderbügel“.

Auf der anderen Seite der Skala gibt es aber auch „Sternzug-Hilfslinien“, die sich als Orientierungslinien oft über große Bögen am Himmel spannen.

2.3 Sternbildkultur

Eine Sternbildkultur (SBK) in Stellarium umfaßt Namen von Sternen, Sternbilder, Asterismen, sowie eine möglichst vollständige Beschreibung in Text und Bildern. Diese kann geschichtliche oder ethnographische Angaben enthalten, die Sternbilder und ihre Bedeutung (Legenden oder z. B. praktischen Nutzen im Jahreskreis) umfassen und sollte auch Quellenangaben enthalten oder auf weiterführende Literatur oder andere Quellen verweisen.

Ein weiteres Merkmal von Stellarium ist die Mehrsprachigkeit. Im Programm lassen sich dutzende Sprachen auswählen. Die Übersetzung wird über ein Webservice durch ein freiwilliges Übersetzerteam durchgeführt. Die meist kurzen Texte wie Beschriftungen von Schaltflächen oder Objekten am Bildschirm werden hierbei von registrierten Übersetzern „nach bestem Wissen und Gewissen“ übersetzt. Im Prinzip kann hier also jeder mitmachen, und Stellarium kann damit auch in weniger verbreitete Sprachen übersetzt werden. Allerdings liegen gegenwärtig (Ende 2019) nur eine Handvoll Sprachen in zumindest annähernd vollständiger Übersetzung vor.

Für die SBK gibt es zusätzlich – technisch ähnlich wie bei den „Landschaften“ – die Übersetzung des Beschreibungstextes als HTML-ähnliche Datei.

2.4 Andere Völker – Andere Bilder

Viele Kulturen teilen den Himmel in andere Bilder ein, wobei es auch zu Überschneidungen mit den uns bekannten „Westlichen“ Sternbildern kommen kann.

Als quelloffene Entwicklung kann Stellarium in der Regel recht gut an neue Erfordernisse angepaßt werden. So sind auch im Laufe der Jahre Sternbildkulturen hinzugekommen, für die auch die Programmfunktionalität erweitert werden mußte. So gibt es die Möglichkeit, gewisse Sternbilder saisonal unterschiedlich darzustellen, beispielsweise einen laufenden bzw. brütenden Emu bei den Kamilaroi. Dieser Emu ist außerdem ein „Dunkelwolkensternbild“, also ein Bild, das sich aus dunklen Molekülwolken vor dem Hintergrund der Milchstraße abzeichnet. Diese können gegenwärtig nicht mit Linienzügen umrissen werden, eine künstlerische Darstellung mit Hilfe eines Rasterbildes ist jedoch möglich.

Für andere Erfordernisse stehen Änderungen noch aus. Einige Ideen für künftige Entwicklungen sollen aber hier schon genannt werden.

Bei einigen Kulturen sind bestimmte Sternbilder vor den anderen ausgezeichnet. In der griechisch-römisch-europäischen Tradition sind das die 12 Sternbilder entlang des Tierkreises, von denen die Tierkreiszeichen ihren Namen haben. Diese sind gegenwärtig aber nicht besonders markiert, auch um das Programm nicht aus allgemein-oberflächlicher Sicht in die Nähe astrologischer Anwendungen zu rücken. Es stellt sich auch gleich die „moderne“ Frage, ob jetzt mit dem Ophiuchus der Tierkreis nicht 13 Sternbilder habe.

In vielen asiatischen Kulturen spielt hingegen, manchmal auch zusätzlich zum Lauf der Sonne, der Lauf des Mondes eine besondere Rolle. Mondstationen, meist 27 oder 28, bieten dem Mond jeden Tag einen anderen Platz unter den Sternen.

Beide Sonderklassen von Sternbildern, und vielleicht auch noch andere, sollten wohl in künftigen Versionen von Stellarium gesondert hervorhebbar sein.

2.5 Sprachliche Probleme

Für ein allgemeinverständlich anwendbares Programm, das in mehrere Sprachen übersetzt werden soll, ergeben sich einige Herausforderungen. Das beginnt schon mit der Frage, wie zur Darstellung einer fremden Kultur anders benannte Sterne oder Planeten beschriftet werden sollen: sollen sie nur den fremden Namen bekommen, oder soll ein interessierter, aber mit der Kultur nicht vertrauter Anwender sowohl den fremden Namen, als auch – zur leichteren Identifizierung – den üblichen „westlichen“ Namen in seiner eigenen Sprache neben dem Objekt lesen können? Sollen hierbei, für Kulturen mit nicht-europäischen Schriftsystemen, die originalen Glyphen, eine – vielleicht auch noch von der Benutzersprache abhängige – Transliteration in ein phonetisches Alphabet oder in das Alphabet der Benutzersprache, sowie eine allfällige Übersetzung der Bedeutung des Namens in die Benutzersprache zu finden sein? Vermutlich wäre eine Mischung je nach Kenntnisstand des Anwenders wünschenswert, aber dafür müßten auch etliche programminterne Strukturen noch erweitert werden.

Die Übersetzung kann auch durch unvollständige Beschreibung der SBK-Elemente durch die originalen Autoren erschwert werden. Oft werden Sternnamen nur in der Sprache der Kultur präsentiert, und dann als Lesehilfe nur in einer Transliteration angeboten. Eine allfällige Übersetzung, die interessante Information über die Bedeutung des Gestirns liefern könnte, wird so unterbunden, da die wenigsten Community-Übersetzer der Ausgangssprache dieser Kulturen mächtig sind. Auch fehlende Hintergrundinformation zum Beispiel über mythologische Figuren oder die Bedeutung dargestellter Tiere kann die Weiterübersetzung aus dem Englischen behindern oder zu Mißverständnissen führen.

2.6 Klassifizierung

Eine kurze Rundschau durch alle gegenwärtig (V0.19.3) enthaltenen Sternbildkulturen läßt bald erkennen, daß einige Kulturen sorgfältig mit reichhaltigen Bildern und umfassenden Erläuterungen beschrieben wurden, bei anderen sehen wir nur ein paar Bilder ohne jeden Hinweis auf die Bedeutung der dargestellten Figuren für die jeweilige Kultur. Auch gibt es Darstellungen von nur mehr historisch faßbaren, erloschenen Kulturen oder auch von Beschreibungen von Ethnographen, also eine Sicht „von außen“ (etisch) neben Darstellungen von Angehörigen oft kleiner Völker, die das noch lebende, meist mündlich überlieferte Erbe ihrer Vorfahren „von innen heraus“ (emisch) darstellen.

Daher gibt es seit Version 0.19.0 ein Klassifizierungsschema:

unvollständig wird bei nach heutigen Maßstäben unzureichend dokumentierten SBK vergeben, die aber seit langem im Installationspaket enthalten waren und daher weiter angeboten werden.

persönlich selbstentwickelte SBK, die nicht auf publizierten historischen oder ethnographischen Belegen aufbaut, und selbst keine nennenswerte Anhängerschaft gefunden hat.

traditionell die meisten „lebenden“ SBK sind Sammlungen vielfältig überlagerter Überlieferungen. Generell können „von innen“ (emisch) beschriebene SBK dieser Klasse zugeordnet werden.

ethnographisch Darstellungen von SBK fremder lebender Völker durch ethnographische Feldarbeit (etische Darstellung).

historisch Darstellungen von SBK früherer Kulturen durch Aufarbeitung historischer Quellen

Einzeldarstellung Konkrete Umsetzung eines Werkes bzw. der zusammenhängenden Arbeiten eines Autors. Das ist üblicherweise genau ein Atlas eines bekannten Autors und somit oft eine Momentaufnahme einer traditionellen SBK zu einem konkreten Zeitpunkt. Diese SBK dürfen keine ergänzenden Elemente (Sternnamen, Asterismus-Linien etc.) enthalten, die im betreffenden Atlas nicht vorkommen. Als Beispiel sei die in den USA sehr populäre Darstellung Zwilling, Stier und Großer Bär – Sternbilder erkennen auf den ersten Blick von Hartmut Augusto Rey (1889–1977) genannt,1 in der die bekannten Sternbilder nur mit oft neu gefundenen Linienzügen besser erkennbar gemacht wurden, auch wenn diese an einigen Stellen klar gegen die Ptolemäische Tradition verstoßen.

Wünschenswert für die Zukunft wären die Aufarbeitung der bekannten Atlanten2 von Johann Bayer (1572–1625), Johannes Hevelius [Hewelcke], Johannes (1611–1687), John Flamsteed (1646–1719), Johann Elert Bode (1747–1826) oder auch der Christianisierte Sternenhimmel des Julius Schiller (1581–1627).

Gegenwärtig übernimmt das kleine Entwicklerteam die Klassifizierung und Entscheidung über die Integration in das reguläre Installationspaket. Eine intensivere Qualitätskontrolle durch Hinzuziehung externer Gutachter könnte sich im Klassifizierungssystem in weiteren Klassen darstellen lassen.

2.7 Beiträge

Die wenigen Programmentwickler von Stellarium können leider nicht auch noch ethnoastronomische Studien betreiben, aus denen neue Sternbildkulturen entstehen könnten. Die meisten neuen Sternbildkulturen werden von einfachen Anwendern erstellt. Es ist technisch nicht schwierig, kann aber doch – je nach Aufwand – einiges an Zeit kosten. Richtlinien zur Gestaltung sind im Stellarium User Guide [Zotti & Wolf 2019] zu finden.

2.8 Ausblick

Für viele Anwendungen im Bereich der ethnoastronomisch wichtigen Thematik der Erhaltung und Vermittlung des Wissens um Sternbilder anderer Völker und Kulturen bietet Stellarium bereits jetzt interessante Möglichkeiten. Einige bislang nicht vorgesehene Konzepte, z. B. die asiatischen Mondstationen oder „Dunkle Sternbilder“, aber vor allem die Multilingualität in vielen Kombinationsmöglichkeiten, stellen für die weitere Entwicklung noch gewisse Herausforderungen dar.

Natürlich wird bei einem „Community“-Projekt, das auf freiwillige Beiträge angewiesen ist, die Qualitätskontrolle der Beiträge auch zur Herausforderung. Wir vertrauen hier bis auf weiteres darauf, durch Darstellung aus den jeweiligen Kulturen bzw. durch fachkundige Historiker bzw. Ethnologen gute Beschreibungen von Sternbildkulturen rund um den Globus geliefert zu bekommen.

Danksagung

Das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (https://archpro.lbg.ac.at/) beruht auf einer internationalen Kooperation der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (A), des Amts der Niederösterreichischen Landesregierung (A), der Universität Wien (A), der Technischen Universität Wien (A), der ZAMG – Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (A), Airborne Technologies (A), 7reasons (A), des RGZM Mainz – Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (D), des LWL – Archäologie für Westfalen (D), NIKU – Norwegian Institute for Cultural Heritage (N) und Vestfold fylkeskommune – Kulturarv (N).

2.9 Literatur

[Delporte 1930] Delporte, Eugène: Délimitation scientifique des constellations. Cambridge: Cambridge University Press 1930.

[Paolantonio & García 2019] Paolantonio, Santiago & Beatriz García: Uranometría Argentina and the constellation boundaries. In: Sterken, Chris; Hearnshaw, John & David Valls-Gabaud (ed.): Under One Sky: The IAU Centenary Symposium (IAU S349). Proceedings IAU Symposium 349, Vienna 2019. Cambridge, UK: Cambridge University Press 2020, p. 505–509.

[Rey 2009] Rey, Hartmut Augusto: Zwilling, Stier und Großer Bär. Sternbilder erkennen auf den ersten Blick. Zürich, Hamburg: Arche Literatur Verlag AG 2009.

[Rappenglück 1996] Rappenglück, Michael A.: The Pleiades in the „Salle des Taureaux“, Grotte de Lascaux (France). Does a Rock Picture in the Cave of Lascaux Show the Open Star Cluster of the Pleiades at the Magdalénien Era, ca. 15.300 B.C.? Actas del IV Congreso de la SEAC – Proceedings of the IVth SEAC Meeting „Astronomy and Culture“. Ed. by CARLOS JASCHEK & F. ATRIO BARANDELA. Salamanca 1996, pp. 217–225.

[Stellarium 2019]Stellarium Website. https://stellarium.org (2019). Zugriff: 2019-12-30.

[Zotti & Wolf 2019] ZOTTI, GEORG & ALEXANDER Wolf (ed.): Stellarium User Guide, Version 0.19.3. https://stellarium.org, Dezember 2019.

1 [?].

2 Johann Bayer: Uranometria (Augsburg 1603), Johannes Hevelius: Firmamentum Sobiescianum sive Uranographia (Danzig / Gdańsk 1690), Prodromus astronomiae (Danzig / Gdańsk 1690), John Flamsteed: Historia coelestis Britannica (1725), Johann Elert Bode: Vorstellung der Gestirne auf XXXIV Kupfertafeln (Berlin, Stralsund 1782), Uranographia (Berlin 1801), Julius Schiller: Coelum Stellatum Christianum (Augsburg 1627).

Abbildung 3.1:

The Celestial Bear

(Speck & Moses 1945).

 

China’s Mythic Emperors and the Celestial Bear

 

Jörg Bäcker (Gummersbach)

Abstract

First we shall examine in the case of Huangdi and Yao the attribution of certain stars to these emperors, and attempt a chronological location of both. Due to a number of problems, this does not yield satisfactory results. What concerns the correlation with planets, as Huangdi with Saturn, it goes back to the relatively late five-elements theory, and will not be dealt with here. Further, the precessional trajectory of the celestial north pole and the respective stars near to it betray by their names that they were noticed as pole stars back to ca. 3000 BC. With regard to the utmost importance of the pole star in Chinese astronomy and its being held for the seat of the celestial ruler, a connection with the mythic emperors would look probable. However, an unequivocal relationship with the often insignificant pole stars seems not possible.

It seems that not only the pole star but the whole circumpolar region, and the asterism of the Dipper in particular, were considered as the center of the sky.

In this context it is highly remarkable that the lineage of the mythic emperors belongs to a ,i. e. “the clan which has the bear / where the bear is”. This has often been interpreted in the totemic sense. Without excluding this possibility one cannot ignore the astral connections where the bear turns out to be a godhead in the center and the north. This archaic layer of Chinese culture has later been superseded by other animals more akin to China’s agrarian culture.

It is of particular interest that the solstitial colure went through all the Dipper’s seven (or nine) stars since ca. 4000 BC. Besides, circumpolar stars, and particularly those of the Dipper, were used to determine equatorial , i. e. so-called “lunar mansions”. This all points to the central importance of the Dipper in Chinese astronomy and makes a connection with the mythic emperors highly probable. Finally we point to Indian, ancient Near Eastern, Greek, and Siberian parallels.

Zusammenfassung: Der irdische und der himmlische Bär. Zu einer frühen Schicht der chinesischen Mythologie

Am Anfang der geschichtlichen Überlieferung Chinas stehen acht sog. Urkaiser, meist die „drei Erhabenen und fünf Kaiser“ genannt. Zumindest in der Reihenfolge stimmen die verschiedenen Überlieferungen seit ca. dem 4. Jh. v. Chr. im wesentlichen überein, sodass man eine bestimmte zeitliche Abfolge ihrer ‚Herrschaft‘, die auch die Entwicklung der chinesischer Kultur widerspiegelt, annehmen darf. Die Überlieferung verbindet sie dazu mit einer Reihe astronomischer Attribute, die bisher kaum erforscht worden sind. So wurde der Urkaiser Huangdi, der ‚Gelbe Kaiser‘, mit Regulus (α Leonis) verbunden, und bei der Regentschaft des Yao wurden bestimmten Abschnitten des Himmelsäquators (sog. xiu Mondhäuser) die Äquinoktien und Solstitien zugeordnet. Daraus ergibt sich jedoch bis heute kein einheitliches Bild für eine zeitliche Festlegung der Herrschaft von Huangdi und Yao.

Da das chinesische Himmelsbild die Trasse der Präzession des Himmelsnordpols seit etwa 3000 v. Chr. andeutet, liegt es nahe, hier Verbindungen mit den Urkaisern zu vermuten. Obwohl einige Sternnamen zeigen, dass das Wandern des Himmelsnordpols bemerkt worden war, sind diese Sterne jedoch meist unscheinbar und es lassen sich keine Zusammenhänge mit den Urkaisern feststellen. Es fällt jedoch auf, dass die Genealogie der Urkaiser auf einen ‚Klan, wo der Bär ist‘ zurückgeht und in der Überlieferung verschiedene Urkaiser damit in Verbindung gebracht werden. Wenig bekannte Texte, wie etwa die Apokryphen zum Yi jing, das Seidenmanuskript aus Chu und Texte auf Seidenstreifen, legen die Annahme einer ursprünglichen Schöpfergottheit in Gestalt eines Bären nahe wie auch eine Beziehung zu den sieben Hauptsternen von Ursa maior, dem sog. Großen Wagen, Big Dipper u. ä.

Wir gehen möglichen Beziehungen zur Präzession nach und einer zeitlichen Abfolge dieser Sterne bei der Wanderung der Solstitialkolur. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die chinesische Messung der Durchgänge zirkumpolarer Sterne wie die des Großen Wagen, um äquatoriale xiu „Mondhäuser“ zu bestimmen. Wir gehen auf verschiedene indische, griechische und nahöstliche Parallelen zu dieser offenbar sehr alten chinesischen Kulturschicht ein, sowie auf irdische Abbilder chinesischer astronomischer Gegebenheiten, wie sie sich bis in die jüngste chinesische Überlieferung hinein finden.

3.1 China’s mythic rulers: originally a sequence of tribal leaders?

At the beginning of Chinese history we find a number of mythic emperors, as

There are variants of this sequence of rulers known from Chinese tradition (cf. Riftin 1979, 1982a, 1982b, Yuan Ke 2013, 17, 60), yet it is noteworthy that the relative sequential order of these rulers remains mostly constant.

These rulers are usually understood as originally tribal leaders or leaders of a tribal confederation (e. g. Huangdi dated to 2698–2598 BC) who have later been deified; cf. for instance, in the Chinese internet encyclopedia https://baike.baidu.com/; also Haloun 1925 (Annotation 1, p. 51). Yet in the case of Huangdi, in particular, one cannot but assume an originally god-like figure who later turned into a human ruler to become subsequently a mythic figure again (Le Blanc 1986, 58).

Most of these rulers are unique to the Han Chinese tradition and are, except Yu and Fuxi-Nüwa , unknown among China’s minority peoples.

Some of these rulers have since long been identified as rulers of definite cardinal directions, as Shaohao of the West, Zhuanxu of the North, Taihao of the East and Yandi of the South (cf. e. g. Ye 1992, 59–106).

Thus, the usual expression for this catena of mythic rulers, namely san huang wu di (Three Sovereigns and Five Emperors) implies not only a chronological sequence of emperors who have created Chinese culture successively but also sometimes – what concerns the five emperors – a pattern of the four cardinal directions and the center (cf. below).

What is most striking a characteristic of at least some of these rulers is the fact that they are described not only as successive inventors and creators of Chinese culture (hunting, fishing, agriculture, metallurgy, script, music instruments etc.) but also as organizers of the cosmos who give rules to the course of the sun, the moon and the stars. This sometimes takes place after a world catastrophe (Annotation 2, p. 51).

At first glance, it looks very improbable that a tribal leader is endowed with the capacity of creating the cosmic order which would mean that he is a kind of cosmocrator. To explain the consecutive reigns of these cosmocrators one has to assume that something has happened which had destroyed not only the order on earth, like a great inundation, but which has caused the whole cosmos to come ‘out of joint’, too. This, at least, is obvious for Nüwa, Yao and Yu. What could it have been which has caused all this?

3.2 The mythic rulers Huangdi and Yao, and Chinese asterisms

So far, attention has mainly been paid to the equation of Huangdi with Saturn (Santillana & Dechend 1969, 129, 135) which is twice documented in ancient Chinese documents (Le Blanc 1986, 61). There, Huangdi is also the controller of the 24 jieqi (seasonal periods).

What has received less attention is the identification of Huangdi with Xuanyuan, i. e. an asterism in Leo consisting of 17 stars. Xuanyuan denotes an ancient type of cart. Besides, this asterism means a celestial yellow dragon. In a narrower sense, however, Xuanyuan stands for the prominent star Regulus (α Leonis), in particular.

As to Yao, he is not directly identifiable with a certain asterism or star. In one of the oldest documents of Chinese astronomy, the Yao Dian ‘Charter of Yao’ (8th century BC ?), he appoints four brothers as controllers of the course of the sun of the four cardinal directions (the so-called ‘government commission text’). This text is interwoven with a ‘stars and seasons text’ which names four stars as representing the middle of the four seasons (zhong dongzhong chun, zhong xia, zhong qiu) to indicate the night of greatest length with the culmination of Mao (Pleiades) of the winter solstice, the day of greatest length with the culmination of Huo (Antares) of the summer solstice, the culmination of the star Niao (Bird constellation, α Hydrae) for the day of medium length, i. e. the spring equinox, and the star Xu (?) for the equinox of autumn.

The activity of Yao’s four helpers is usually understood in connection with creating a calendar, Yao being seen as a historical ‘ideal’ human ruler as he is preferably described in the Confucian historicizing tradition.

However, in view of his characteristics of an originally mythic deity – his four helpers who control the course of the sun have clearly been identified as the name of the ancient sun goddess (Maspero 1924) – he turns out to be a cosmocrator who organizes and orders the cosmos. For this sake he appoints his four helpers as ‘controllers’. This, of course, may be understood, in addition, as providing men with an ordered calendar.

The four stars which mark the middle of the seasons, in a way, define Yao’s role as a cosmocrator. These stars are all on the ecliptic and are considered by Chinese scholars as the initial components of a rudimentary Chinese zodiac. These ‘stars of the four seasons’ have also been suspected of a Babylonian origin (Needham & Wang 1959, 177, 246; cf. the Babylonian “four stars of the world’s-corners”).

3.3 Problems of the relative and absolute datability of these ‘ruling asterisms’

Having identified some of the mythic rulers with certain asterisms, one would like to know, of course, at what time these asterisms, so to speak, ‘ruled the sky’. First, let us take a closer look at the mid-winter Pleiades because midwinter (21–25th December, the winter solstice) meant, at least for some time, also the beginning of the year (with the homology of midnight as the beginning of the day, both denoted by the cyclical sign zi, originally meaning ‘child’). Most importantly, on this date, i. e. during the longest night of the year, the imperial offerings (jiào) to all of the emperor’s ancestors were performed at the Altar of Heaven in the capital.

Thus, the winter solstice looks like a suitable point of reference for determining the ‘ruling of an asterism’ in the sky.

‘Ruling the sky’ would mean a strikingly long period of an asterism’s visibility during the night. This could be best determined by a star’s midnight culmination. There is still disagreement as to the time of measuring the culmination of stars in ancient China. However, at least in China’s historical period, a star’s culmination was often measured at 6 o’clock p.m. (Needham & Wang 1959, 246). Whether the culmination was measured at 6 o’clock p.m. or at midnight would result in a difference of several thousand years.

There have already been made several attempts at calculating the time of culmination of the stars in the case of mythic ruler Yao, i. e. of the abovementioned Yao Dian ‘charter of Yao’ (Needham & Wang 1959, 177, 245), resulting in a space of time between 2400 BC and the 8th century BC (Needham & Wang 1959, 177, 246). Linguistic peculiarities of this text point to a time of the early oracle bones, i. e. century 1400 BC (id., 245, note b).

The case of Regulus, by contrast, should be considerably earlier than the one of Yao. Huangdi – Xuanyuan – Regulus is associated with the invention of metallurgy (cf. Mei 2003), which would point to a time at about 2500–3000 BC. If we take again the night of the winter solstice and a measurement of the star’s culmination at 6 o’clock p.m. as the point of reference, we arrive at a date of 8900 BC (Annotation 3, p. 51). Such an early date for the ‘rule’ of Huangdi – Xuanyuan – Regulus is, however, absolutely improbable.

As was said above, we have no knowledge of the time of measuring a star’s culmination in China’s prehistory. At any rate, the measurement at 6 o’clock p.m. looks rather early and somehow as an invention of professional astronomers. If we assume, on the other hand, midnight as the time of measuring the culmination of Regulus, we get a date of about 2400 BC, which would be more or less in accordance with the time of Huangdi’s cultural activities.

What concerns Huangdi-Xuanyuan’s identification as a cart, it is interesting to note that, according to archaeologists, the earliest occurence of the cart in China is in the Erlitou culture of Central China’s Henan province, not prior to 1700 BC (Ye 2015, 364).

Be this as it may, Regulus and the Pleiades stand at a distance of about one quarter of the zodiac from each other, thereby pointing to a much ‘later’ reign of Yao than that of Huangdi.

3.4 Huangdi and the celestial center

It is true, Huangdi is identified with the asterism Yellow Dragon or Xuanyuan, an ancient type of cart, i. e. 17 stars within the constellation Leo of Western astronomy, and with Regulus in particular. But at the same time he is always called the ruler in the center of the cosmos. This can mean nothing else but the region around the pole star, if not the pole star itself.

Thus we take Huangdi’s identification with Regulus and his shape as a Yellow Dragon or a type of cart – both considered as mediators between Heaven and Earth in the shamanistic sense (Ye 2015, 365) – as the manifestation after his death, i. e. after he had finished his reign in the cosmic center. Note the parallels with Kronos and Ea who continued a posthumous existence at the outskirts of the cosmos. Like the Babylonian cosmocrators and godheads Anu – Enlil – Ea – Marduk who, during their reign, had their seat at the celestial center, the Chinese mythic emperors, except those of the four cardinal directions, reigned from there, too.

3.5 The many stars at the celestial pole

There are a number of stars with ‘telling names’ ,which must have been recognized as pole stars in different periods: yuheng “Jade Sighting Tube” Alioth (ε Ursae Mai or is) on Han dynasty astrolabes, tiandixing “Star of the Celestial Emperor” Kochab (β Ursae Minoris), tianshu “Celestial Pivot” Dubhe (α Ursae Maioris), taiyi “the Great Unique” Thuban (α Draconis), tianyi “the Celestial Unique” (α Draconis), and youshu Pherkad (γ Ursae Minoris) and zuoshu (ι Draconis), i. e. “Right and Left Pivot” with the celestial pole in between, at about 3000 BC (de Saussure 1930, 494–525; Needham & Wang 1959, 238, 259–262; Didier 2009, 161–188 especially on taiyi, tianyi and di). All these stars mirror, though often in a rather approximate way, the trajectory of the celestial pole’s precession, and they certainly testify to the high age of Chinese astronomy.

However, many of these stars are not very bright, and despite their telling names their importance seems not to surpass that of the stars of the Big Dipper. The center of the sky and the seat of the mythic emperors apparently comprised this whole central region, and not only the pole star (cf. Didier 2009, 172), particularly at those times, when the celestial pole – due to precession – was in immediate vicinity of the Big Dipper.

It is noteworthy that Huangdi’s mother had become pregnant after gazing at the Dipper’s star Alioth or Dubhe (cf. Didier 2009, 155) “encircled by a large cloud”. This underlines the Dipper’s relevance for Huangdi’s clan you xiong shi “the clan where the bear is”.

Besides, it is Alioth (the third star of the Dipper’s handle, i. e. ε Ursae Maioris) which is marked as the celestial center on Han dynasty astrolabes (Didier 2009, 175), though it does not lie on the precessional trajectory of the celestial pole. The case of Alioth anyway points to the relevance of the Big Dipper / the Great Bear as a creator godhead in the center as the celestial center.

Figure 3.2:

The many stars at the Celestial Pole

(Private archive Jörg Bäcker)

3.6 The pole stars and the mythic emperors

In the case of the mythic emperors we clearly have a series of emperors in a chronological order, and it would be tempting indeed to correlate this sequence with the sequence of the different stars lying on the precessional trajectory of the celestial pole. However this is hardly corroborated.

For instance, the central star taiyi (the Great Unique) which was reintroduced for an important ritual of sacrifes (jiào) by Han emperor Wudi (Annotation 4, p. 51) seems to be Thuban (α Draconis) which had ceased to be pole star since long, namely since ca. 2800 BC (Didier 2009, 201).

Figure 3.3:

The Big Dipper

(Wikipedia)

However, taiyi has also been identified with Kochab (β Ursae Minoris) as the “new” star at the pole in Han time (Pankenier 2004). Apart from these two stars, there is another star, Alioth (ε Ursae Maioris) having its place at the central pole on Han dynasty astrolabes (Didier 2009, 175).

Therefore it seems improbable that an unequivocal correlation between the pole stars and the mythic emperors could have existed.

3.7 The clan ‘where the bear is’ and the role of the bear

It is remarkable that all the mythic rulers belong to the you xiong shi, i. e. the lineage which is ‘where the bear is’. This begins with Fuxi and goes on until the Great Yu (and even further up to Qin Shihuangdi ; Ye 2015, 175). This has been interpreted in connection with the Northern Asian and North American bear cult and the clan’s totemic origins.

Ye Shuxian has given ample evidence for the prominence of the bear in ancient Chinese culture (Ye 2015, 363–389) and its connections with Northern Asia. This no doubt points to a very ancient layer of proto-Chinese culture.

John C. Didier even suggested that the group of the seven mythic emperors, in the last resort, may go back to the seven stars of the Dipper which are sometimes seven hunters in a very archaic type of myth of Northern Asia and North America (Berezkin 1997; Didier 2009, 156–158). However, in this myth there is no hint at any chronological sequence nor does the bear necessarily appear here (Annotation 5, p. 52).

3.8 The asterism of the Great Wagon / Big Dipper in China

This asterism is usually named bei dou ‘Northern Dipper’ in China. Besides, the image of a wagon which is formed by the seven prominent stars of Ursa Maior and which is driven by the God of Heaven occurs in China at least since the 2nd century AD. This evinces the mural picture of the celestial emperor di (Needham & Wang 1959, 241) as well as the information of Sima Qian (century 145–86 BC) given in his Shi ji (Records of the Grand Historian), ch. ben ji (basic records/annals), p. 1. It is noteworthy that the Wagon has already been known in Sumero-Babylonian starlore (Sumerian MUL.MAR.GID.DA).

This constellation, conceived later as a ‘Big Dipper’, has been of utmost centrality in Chinese religions, astrology and mantics during China’s history. Thanks to its good circumpolar visibility since thousands of years it has evidently been a more impressive marker of the celestial center than the pole star itself which was “inexisting” for long periods due to precession. But is there any reason for the assumption that the Big Dipper has ever been conceived in China as a bear?

3.9 Big Dipper / the Great Bear as a creator godhead in the center

As we saw, all the mythic emperors belong to the bear clan (you xiong shi). According to the Shiji (Records of the Grand Historian), ch. (basic records/annals), p. 1, this has been the case starting with Huangdi . However, Fuxi , the first cosmocrator, had already been closely connected with the bear, too (Ye 2015, 370).

Figure 3.4:

The Celestial Emperor driving his chariot, i. e. the Dipper, stone carving from the Wu Liang Shrine, Eastern Han dynasty, 2nd century BC

(Private Archive Jörg Bäcker)

The cosmocrators among the mythic emperors had their seat at the center of the universe. All this suggests a background of the constellation Ursa Maior in their most ancient interpretation as a bear or seven hunters. cf. the Ancient Greek, Mesopotamian and Indian interpretations as a bear or seven wise men. As to Ancient China, Northern Asian influences are probable.

Ye Shuxian has demonstrated by three little known ancient cosmological texts and related materials that the bear must have been held for a primordial creator godhead at the center of the universe.

1. In the Yi jing apocrypha of Han dynasty (206 BC–220 AD), ch. Qian zuo du :

“Huangdi spoke: in utmost antiquity, all the emperors laid the foundations, writings and books came up in small number. In the beginning was the clan where the bear is. It understood the coming into being and transforming of the origins/roots. This was met with in the Heart/Center of Heaven. It deliberated with thought and in quiescence, it pondered about the ten thousand origins still incomplete, and consequently things occured and began to become different – this is the Utmost Change/Transformation. When the Utmost Change first became obvious, the Utmost Extremity/Pole became complete and Qian (the male/positive) and Kun (female/negative) came into action.” (Ye 2015, 368sq.).