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Auf der ersten Eisenbahnstrecke Deutschlands wandern, auf Kaisers Spuren zur nächsten Königspfalz wandeln oder durch den Wald zu Schneewittchen laufen: Alles das ist auf unseren historischen Pfaden in Franken möglich. Mit von der Wanderpartie durchs Frankenland sind bekannte UNESCO-Stätten und weniger bekannte Ruinen, Römerlager und Reichsstädte, Wallfahrtskirchen und Klöster, Burganlagen und Keltensiedlungen. Allesamt historisch wertvoll!
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Seitenzahl: 163
Barockstadt Bamberg (Tour 30)
Benedikt Grimmler
30 Wanderungen zu Orten mit Geschichte
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Die geheimnisvolle Felsburg Rotenhan (Tour 8)
Vorwort
Willkommen in Franken
Bruckmann Tourenfinder
Piktogramme und Schwierigkeitsgrade
Kurzer Streifzug durch die fränkische Geschichte
Tipps und Infos für unterwegs
Unter- und Tauberfranken
1Klosterschicksale im Odenwald
Von Amorbach nach Weilbach
2Mittelalter in Ruinen
Von Wertheim zur Kartause Grünau
3Karolinger und Kurgäste
Von Bad Kissingen nach Euerdorf
4Unter dem Schutz der Heiligen Jungfrau
Von Münnerstadt nach Fridritt
5Prachtbauten des Fürstbischofs
Von Waigolshausen nach Werneck
6Auf Wallfahrt mit Schneewittchen
Von Lohr nach Mariabuchen
7Zwischen zwei Bischöfen
Von Haßfurt nach Zeil am Main
8Kegelspiel und Felsenburg
Von Ebern zur Ruine Rotenhan
9Das Kleinod der Riesen
Von Tauberbischofsheim nach Grünsfeld
10Bayerisch-badisches Tauberfranken
Von Weikersheim nach Laudenbach
Mittelfranken
11Renaissance und Gegenreformation
Von Markt Bibart zum Schloss Schwarzenberg
12Zwischen Knoblauchsland und Autobahnen
Von Eltersdorf nach Großgründlach
13Auf den Spuren des Adlers
Von Nürnberg nach Fürth
14Am Ludwig-Donau-Main-Kanal
Von Burgthann nach Schwarzenbruck
15Glanz der Vergangenheit
Von Altdorf nach Gnadenberg
16Wälder und Schreine
Von Burg Veldenstein nach Velden
17Im »bayerischen« Franken
Von der Bühlkirche nach Weißenohe
18Kelten und Doggerstollen
Von Hersbruck auf die Houbirg
19Der Pfahl im Fleische
Von Wicklesgreuth über Lichtenau nach Sachsen
Oberfranken
20Römer, Ritter, Reichsstädter
Von Ellingen nach Weißenburg
21Höllisch schön
Von Lichtenberg ins Höllental
22Auf die schiefe Bahn geraten
Von Neuenmarkt nach Marktschorgast
23Auf Halsgerichts-Wallfahrt
Von Stadtsteinach nach Marienweiher
24Der letzte Weg der Weißen Frau
Von Kulmbach nach Himmelkron
25Wanderung durch die Burgenzeitalter
Von Kronach nach Mitwitz
26Zwischen Barock und Bronzezeit
Von Staffelstein nach Banz zum Staffelberg
27Auf dem Weg der Könige und Kaiser
Von Forchheim nach Seußling
28Fränkische Volksfrömmigkeit
Von Kersbach nach Effeltrich
29Mini-Rothenburg und Wildpark
Von Seßlach nach Tambach
30Kaiser Heinrichs liebstes Bistum
Bamberg und die Altenburg
PS:
Register
Impressum
Mondänes Weltkulturerbe: Bad Kissingen (Tour 3)
Leicht
1Von Amorbach nach Weilbach
3Von Bad Kissingen nach Euerdorf
4Von Münnerstadt nach Fridritt
5Von Waigolshausen nach Werneck
6Von Lohr nach Mariabuchen
7Von Haßfurt nach Zeil am Main
8Von Ebern zur Ruine Rotenhan
9Von Tauberbischofsheim nach Grünsfeld
11Von Markt Bibart zum Schloss Schwarzenberg
12Von Eltersdorf nach Großgründlach
13Von Nürnberg nach Fürth
14Von Burgthann nach Schwarzenbruck
15Von Altdorf nach Gnadenberg
16Von Burg Veldenstein nach Velden
19Von Wicklesgreuth über Lichtenau nach Sachsen
20Von Ellingen nach Weißenburg
24Von Kulmbach nach Himmelkron
27Von Forchheim nach Seußling
28Von Kersbach nach Effeltrich
29Von Seßlach nach Tambach
30Bamberg und die Altenburg
Mittel
2Von Wertheim zur Kartause Grünau
10Von Weikersheim nach Laudenbach
17Von der Bühlkirche nach Weißenohe
18Von Hersbruck auf die Houbirg
22Von Neuenmarkt nach Marktschorgast
23Von Stadtsteinach nach Marienweiher
25Von Kronach nach Mitwitz
26Von Staffelstein nach Banz zum Staffelberg
Schwer
21Von Lichtenberg ins Höllental
leicht
mittel
schwer
Gehzeit
Höhenunterschied
Weglänge
Wandertour mit Laufrichtung
Tourenvariante
Ausgangs-/ Endpunkt der Tour
Wegpunkt
Bahnlinie mit Bahnhof
S-Bahn
Tunnel
Seilbahn, Gondelbahn
Bushaltestelle
Parkmöglichkeit
Hafen
Autofähre
Personenfähre
Flugplatz
Kirche
Kloster
Burg/Schloss
Ruine
Wegkreuz
Denkmal
Turm
Leuchtturm
Windpark
Windmühle
Mühle
Hotel, Gasthof, Restaurant Jausenstation
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer/Winter)
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer)
Unterstand
Grillplatz
Jugendherberge
Campingplatz
Information
Museum
Bademöglichkeit
Bootsverleih
Sehenswürdigkeit
Ausgrabung
Kinderspielplatz
schöne Aussicht
Aussichtsturm
Wasserfall
Randhinweispfeil
Maßstabsleiste
Barocke Pracht: das Schloss in Ellingen (Tour 20)
Schon der Name lässt Franken als alte Kulturlandschaft erkennen, erinnert er doch an das Frankenreich, aus dessen Überbleibseln sich die francia orientalis, also Ostfranken, und später das kurzlebige Herzogtum und der längerlebige Reichskreis Franken bildeten. Diese Region galt immer als dem Kaiserhaus eng verbunden, aber auch als arg zersplittert, herrschten hier doch Bischöfe und Fürsten, Grafen und Ritter, Stadtobere und Klosteräbte nebeneinander. Für uns, die wir auf Spurensuche in die Vergangenheit gehen, ist das heute von Vorteil, denn Vielfalt bietet natürlich auch so einiges fürs Auge.
So muss man sich, wenn man sich auf historische Wanderungen begibt, hin und wieder entscheiden, ob es mehr historisch oder mehr Wanderung sein soll, zumindest wenn man sich unter Letzterem den klassischen Fußmarsch über Berg und Tal in freier Natur vorstellt. Denn mancher historische Pfad führt durch Großstadtlandschaften – wie etwa Deutschlands erste Eisenbahnstrecke –, und wo einst Kaiser und Könige oder handeltreibende Kaufleute auf alten Verbindungswegen von Stadt zu Stadt zogen, sind heute Autobahnen und ICE-Strecken zu finden. Doch keine Sorge, dies sind Ausnahmen, die meisten Wanderungen dieses Buchs führen durch ruhige und beschauliche Landstriche. Und da das kulturelle Interesse im Vordergrund steht, muss man auch keine Sorge vor sportlicher Überforderung haben. Wert wird auf die historischen Stätten gelegt und die Möglichkeit, diese ausführlich und stressfrei genießen zu können. So sind die zu bewältigenden Strecken von überschaubarer Länge, damit für die Historie genügend Zeit bleibt; sie verlangen zwar eine gewisse körperliche Fitness, aber keine Marathonkondition, schließlich gibt es im hügeligen Franken nicht wenige Anstiege, aber Kletterkünste bleiben außen vor. Und viele der Touren sind so angelegt, dass auch Familien hoffentlich ihre Freude daran und Kinder einiges zu entdecken haben werden.
Entdecken ist ein gutes Stichwort. Natürlich sind einige Klassiker unverzichtbar, Bamberg oder Nürnberg etwa, aber es sollen in diesem Buch vor allem auch Orte und Objekte vorgestellt werden, die von Bedeutung sind, aber nicht immer im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit stehen. Die große Fülle an historischen Stätten in Franken ermöglicht es, an vielen verschiedenen Orten durch die Jahrhunderte zu wandern und dabei sozusagen immer noch »neues Altes« kennenzulernen.
Konstanz/Stadtsteinach,
Wo – und wann – fängt Franken eigentlich an? Was macht den Landstrich aus und ist typisch für die Fränkinnen und Franken? Ein kurzes Potpourri
Franken ist nicht …
… gleich »Nordbayern«. Obwohl das Kerngebiet tatsächlich zum heutigen Freistaat gehört, liegen große Teile Frankens außerhalb der bayerischen Grenzen: Sowohl im Süden Thüringens als auch im Nordosten Baden-Württembergs finden sich mehrere Landkreise, die sprachlich und kulturell fränkisch geprägt sind. Dazu zählt auch ein kleiner Teil Hessens. Verbunden sind die Franken aller Landesteile durch ihren gemeinsamen Dialekt, historische Bande und kulturelle Eigenheiten, zugleich sind sie untereinander wiederum durchaus verschieden.
Der berühmteste Franke …
… galt manchem Neider lange als mögliche Fälschung. Die Zweifel an der Echtheit des erstmals im Altmühltal gefundenen Flugdinosauriers Archaeopteryx (ca. 150 Mio. Jahre v. Chr.) sind längst ausgeräumt. Tatsächlich gefälschte Fossilien waren die seltsamen »Würzburger Lügensteine« aus dem 18. Jahrhundert – sie sind zwar etwas häufiger als die Exemplare des Archaeopteryx, aber heute nicht minder begehrte Sammlerstücke.
»Fei wärglich woa!«
Im Jahr 2013 erschien die Startseite der Deutschen Bahn für eine kurze Zeit im fränkischen Dialekt. Der Grund: Die Kunden des Unternehmens hatten diesen zum beliebtesten in Deutschland gewählt. Wahrscheinlich, weil dieses Deutsch ohne P, T und K und damit ohne harte Laute, dafür aber mit seinem schönen rollenden R einfach sanfter und gemütlicher klingt – zumindest, wenn man nicht weiß, was ein »Hundsgrübbl« ist …
Mit hoher Wahrscheinlichkeit …
… befindet sich irgendetwas Fränkisches direkt in Ihrer unmittelbaren Nähe. An ihren Füßen nicht nur, aber besonders beim Sport (oder zumindest im Schuhregal oder Kleiderschrank), auf ihrem Schreibtisch in Form eines Stifts, im Kinderzimmer als Holzspielzeug, Plüschtier, als buntes Plastikfigürchen aus Zirndorf oder als kleines rotes Auto zum Draufsitzen. Und schauen Sie mal in Ihren Kühlschrank oder Getränkekeller! Die Tradition typisch fränkischer Handelsware wie Spielzeug geht bis ins Mittelalter zurück.
Kulinarische Rekorde
Oberfranken nennt sich Genussregion und hat damit Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO gefunden. Aus gutem Grund: Hier herrscht nicht nur die weltweit größte Dichte an Brauereien, sondern auch an Bäckereien, Metzgereien, Konditoreien, Brennereien und noch aktiven Mühlen. Damit nicht genug: Hier liegen das größte Sauerkirschen- und Meerrettichanbaugebiet des Globus. In Mittelfranken befindet sich mit der Spalter Region eines der wichtigsten Hopfenanbaugebiete und dann wäre da noch …
Goethes Lieblingsgetränk …
… war der Frankenwein. Als solches bezeichnete er diesen explizit in einem Brief an seine spätere Gattin. Seit jenen Tagen des Weimarer Genies, der sich aus Franken – er bevorzugte die Würzburger Lage Stein – den für ihn unverzichtbaren Wein importieren ließ, hat sich an dessen Qualität wenig verändert. Und wenn, dann höchstens zum Besseren. Regelmäßig werden die edlen Tropfen des Main- und Taubertals mit Preisen ausgezeichnet und bei internationalen Wettbewerben hoch dekoriert.
Grenzkuriositäten
Bad Orb im Spessart wurde erst 1866 – nach dem durch Bayern verlorenen Krieg – hessisch. Das gilt ebenso für Kaulsdorf, mitten in Thüringen gelegen, aber bis zu jenem Jahr ebenfalls bayerisch. Marktredwitz dagegen war böhmisch, gehörte also zu Österreich, bis es 1816 getauscht wurde. In Unterfranken liegt das beliebte Postkartenmotiv Ostheim vor der Rhön, es war jedoch bis 1945 thüringisch – endgültig zu Bayern kam es erst 1972 mit der Gebietsreform. In dieser wurde wiederum die uralte fränkische Bistumsstadt Eichstätt samt Umgebung von Mittelfranken getrennt und dem Regierungsbezirk Oberbayern zugeordnet.
Am Staffelberg innerhalb der Befestigungsanlagen (Tour 26)
INFO
PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK
Gehzeit
Länge
Höhenunterschied
Einkehr
kindergeeignet
Sehenswürdigkeit
wintergeeignet
viel Sonne
schattiger Weg
ÖPNV
ANFORDERUNGEN
LEICHT
Technisch einfache Wanderungen auf Pfaden und Wegen, die teilweise auch unmarkiert sind. Ausgesetzte oder schwierige Stellen sind hier nicht vorzufinden.
MITTEL
Mittelschwierige Bergwanderungen auf Pfaden und Wegen, die aufgrund von Länge und Höhe eine gewisse Kondition sowie Trittsicherheit fordern und auch sehr steile Hänge durchqueren können. Diese Wege sind teilweise unmarkiert. An manchen Passagen sind Drahtseilsicherungen vorzufinden, oder die Zuhilfenahme der Hände ist erforderlich. Schwindelfreiheit wird nur auf einzelnen Touren vorausgesetzt.
SCHWER
Anspruchsvolle Bergtouren auf Wegen und Pfaden mit alpinem Charakter, die Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen. Stellen können sehr steil, der Untergrund kann lose und felsig sein. An manchen Passagen sind Drahtseilsicherungen vorzufinden, oder die Zuhilfenahme der Hände ist erforderlich. Die schwierigste Passage ist maßgebend für die Einstufung der jeweiligen Tour, auch wenn nur einzelne Komponenten aus den Angaben der Einstufungen zutreffen.
Romanische Überreste am Kloster Aura (Tour 3)
Die ältesten menschlichen Funde in Bayern stammen aus Franken, seien es nun erste primitive Steinwerkzeuge aus dem Frankenwald oder ein einzelner Zahn, den der erste bekannte Franke um 120 000 v. Chr. in der Hersbrucker Schweiz zurückgelassen hat. In den Steinzeiten war Franken mal mehr, mal weniger dicht besiedelt, in den Fokus tritt die Region dann vor allem wieder durch ihre großen keltischen Festungen wie dem Staffelberg, der Ehrenbürg bei Forchheim oder der Houbirg im Nürnberger Land. Die Römer durchzogen um die Zeitenwende das Land am Main, dauerhaft konnten sie sich jedoch nur im Westen um Miltenberg und im Süden um Weißenburg etablieren, der Limes streifte hier die fränkischen Randgebiete.
Dann kamen unsere Namensgeber, die Franken – sie etablierten durch viele Ortsgründungen eine engere Besiedelung und trieben gleichzeitig die Missionierung d/es noch teils heidnischen Gebiets voran. Die Bistümer Würzburg und Eichstätt wurden gegründet, das Land mit Kirchen, ersten Klöstern und vielen Königshöfen an wichtigen Verbindungsstraßen überzogen. Eine Pfalz wie Forchheim spielte eine wichtige Rolle bei Königswahlen, Ostfranken wurde zu einem Kerngebiet des sich herausbildenden Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, gestärkt durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007 auf Geheiß Heinrichs II. oder die kurz darauf erfolgte Ansiedlung um einen Felsen im Regnitztal, aus der die mächtige Reichsstadt Nürnberg hervorgehen sollte.
Wie erwähnt, war das Herzogtum Franken nur kurzlebig, lediglich der Titel verblieb beim Würzburger Bischof. Ansonsten entstanden in Ostfranken, das bald nur noch Franken hieß, zahlreiche Territorien, wovon die drei geistlichen Herren aus Würzburg, Bamberg und Eichstätt, aber auch der Mainzer Kurfürst einen Großteil ausmachten. Dieser stand vor allem in Konkurrenz zu den Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth und Ansbach, aber auch zur Reichsstadt Nürnberg. Dazwischen tummelten sich noch allerlei Grafen, Freiherren, Reichsritter und sogar Reichsdörfer, mal halbwegs selbstständig, mal in Abhängigkeit von den großen Nachbarn. Fehden und Kleinkriege waren keine Seltenheit, Besserung trat durch die Gründung des Fränkischen Reichskreises 1500 ein, neue Konflikte kamen dann jedoch durch die Reformation, deren Gedankengut vor allem in vielen weltlichen Herrschaftsgebieten Frankens auf fruchtbaren Boden fiel.
Das Barockzeitalter sorgte für einen Bauboom, den insbesondere die Fürstbischöfe vorantrieben: Unter anderem entstanden die Würzburger Residenz, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und Schloss Werneck, auch kleine Residenzen wie der Deutschordenssitz Ellingen ließen sich nicht lumpen. Die schönen Fassaden verbergen aber auch ein Zeitalter der grausamen Auseinandersetzungen wie im Dreißigjährigen Krieg oder die in Franken besonders exzessiven Hexenverfolgungen. Mit dem Niedergang zu kämpfen hatten die Reichsstädte, doch noch früher verschwand die Markgrafschaft: Sie wurde durch Verkauf 1791 ein Teil Preußens.
Dann kamen die napoleonischen Kriege und die Säkularisation, denen Fürstbischöfe, Klöster und städtische Patrizier zum Opfer fielen. Franken ging ab 1803 in großen Teilen an das neue Königreich Bayern, doch nicht unwesentliche Gebiete im Norden und im Westen fanden sich in anderen Staaten wieder, den heutigen Bundesländern Thüringen und Baden-Württemberg (und ein kleines Stück in Hessen). Neubayern sollte durch große Infrastrukturprojekte enger an das Königreich angebunden werden, wie den Ludwigskanal und natürlich die Eisenbahn, die bekanntlich hier das allererste Mal überhaupt in Deutschland fuhr: von Nürnberg nach Fürth. Beide Städte wurden zu wichtigen industriellen Zentren – aus Fürth, um 1800 nur ein kleiner Markt, wurde eine Großstadt. Im 20. Jahrhundert machte Franken ambivalente Schlagzeilen: Nürnberg steht stellvertretend für die Reichsparteitage der NSDAP, die Nürnberger Gesetze, aber auch für die erste Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen in den Nürnberger Prozessen ab 1945. Mit der deutschen Teilung plötzlich Randgebiet, wurde Franken schließlich nach Ende des Kalten Kriegs wieder dorthin gerückt, wo es hingehört: in das Herz Europas.
Der steile Aufstieg wird belohnt: Kloster Banz in Oberfranken (Tour 26).
Bis auf alpines Hochgebirge bietet Franken alle Varianten geografischer Verhältnisse. Am stärksten geprägt ist die Region natürlich durch ihre Mittelgebirge, sodass Wege ohne Anstiege Seltenheitswert haben und bei den Touren insgesamt mit viel Auf und Ab zu rechnen ist – das dementsprechende Schuhwerk ist folglich Pflicht. Die Mittelfranken sagen: »Gehst Du nach Oberfranken, vergiss die Jacke nicht!« – für das raue Klima von Herbst bis Frühjahr sollte man also mittels angemessener warmer Kleidung gut vorbereitet sein, denn insbesondere in den dichten Wäldern von Spessart, Fichtelgebirge und Frankenwald kann die Temperatur schnell abfallen.
Die fleißigen Wandervereine der verschiedenen Landschaften der Region haben im Allgemeinen für eine recht gute und verlässliche Markierung der Wege gesorgt. Dies gilt auch für die Beschaffenheit und den Zustand der Wege. Da es mancherorts recht einsam zugeht, sollte man sich an die Beschreibungen und die gekennzeichneten Wege halten – was sich aber, gerade in den Naturschutzgebieten, ohnehin von selbst versteht.
Die Karten des regionalen Fritsch-Verlags, in vielen Buchhandlungen und Zeitschriftenläden zu finden, sind sehr detailreich und von den Wandervereinen mitgestaltet. Sie decken das gesamte (bayerische) Franken ab. Die üblichen Formate mit dem Maßstab 1:50 000, die meist eine Region (z. B. Nördliche Fränkische Schweiz) abdecken, sind ausreichend; zudem gibt es flächendeckend auch noch kleinere, detailreichere Ausgaben im Maßstab 1:35 000. Vergleichbar sind die auf der Grundlage der Staatlichen Vermessungsämter Bayerns und Baden-Württembergs herausgegebenen Karten in den Maßstäben 1:50 000 und 1:25 000. Naturgemäß sollte man darauf achten, jeweils die neueste Auflage zu verwenden.
Viele Wanderwege bieten zusätzlich spannende Informationen.
Unter- und Tauberfranken ist Weinland.
Tipp
IMMER IM RUCKSACK
•Wanderkarte
•Rucksack
•Erste-Hilfe-Set
•Warme Kleidung
•Regenschutz
•Wasserflasche
•Proviant
•Sonnenschutz
•Insektenschutz (Zecken!)
•Geld
•Uhr
KEIN MUSS, ABER OFT NÜTZLICH
•Schreibzeug
•Handy
•Wechselkleidung
•Kleines Reparaturset (mit Schere, Schnüren etc.)
•Taschenmesser
•Fotokamera
NUR FÜR BESONDERE TOUREN
•Wander-, Trekkingstöcke
•Für spontane Grenzübertritte (z. B. nach Tschechien): Ausweis, Wörterbuch und evtl. tschechische Kronen
•Kulturbeutel
Die grenzüberschreitende Region ist vom warmen Klima verwöhnt. Beherrscht vom Main, wird sie aber auch von Spessart, Rhön und Odenwald geprägt.
Renaissanceschloss Weikersheim mit Barockgarten (Tour 10)
Von Amorbach nach Weilbach
Zwei prächtige Kirchen und eine Ruine erwarten uns auf dieser kürzeren Tour im Odenwald rund um Amorbach. Alle drei sind über die lange Geschichte der einst mächtigen Abtei miteinander verbunden.
Blick auf das von der Klosteranlage dominierte Amorbach
VOM BAROCKKLOSTER ZUR KLOSTERRUINEWir starten am Schloßplatz neben der Abteikirche. Von hier gehen wir über die Schmiedsgasse ins Stadtzentrum und dann rechts via die Straße Am Stadttor weiter zur Kirche St. Gangolf. An der Fassade vorbei laufen wir geradeaus hinunter zur B 47, biegen links und erreichen durch die Unterführung die Weilbacher Straße. Auf dieser geht es bis zur Kurve und dann geradeaus auf dem Gotthardsweg weiter, der sich in einer großen Linkskurve ansteigend auf den Wald zubewegt und kurz vor diesem endet. Wir wählen hier den rechten Fußpfad mit den Steintreppchen. An der nächsten Kreuzung geht es den mittleren Weg hinauf und die letzten Meter bis zur Gotthardsruine.
Die Innenstadt bietet malerische Winkel.
Fundamente der Klosterbauten am Gotthardsberg
WALD- UND FELDWEGENach der Besichtigung gehen wir auf der anderen Seite den breiteren Weg wieder hinunter und kommen wieder zu der uns schon bekannten Kreuzung. Dieses Mal halten wir uns scharf links bergab und gehen an der nächsten Abzweigung dann wiederum scharf nach rechts. An einer Trimm-Dich-Station wechseln wir links auf einen Pfad, der uns erst aus dem Wald und dann auf eine Wiese führt. Wir treffen auf einen Feldweg und wandern links in Richtung Weilbach weiter, wobei wir uns auch hier stets links halten.
Durch Gassen geht es auf die imposante Klosterkirche zu.
Die Kirchenruine auf dem Gotthardsberg dient auch als Aussichtsturm.
Über den Beunsweg erreichen wir die Straße Zu den Volksäckern, gehen hier nach rechts und halten uns gleich wieder rechts in die Reuenthaler Straße; dort gelangen wir links zur Kirche in Weilbach. Von der Kirche folgen wir rechts der Hauptstraße, die eine Linkskurve hin zu den Gleisen macht und uns zum Bahnhof Weilbach bringt. Von dort können wir mit dem Zug nach Amorbach zurückfahren.
INFO
TOURENCHARAKTER
An- und Abstieg auf unbefestigten Wegen hinauf zum Gotthardsberg, sonst sehr ruhige Strecke. Für Familien geeignet
AUSGANGSPUNKT
Schloßplatz in AmorbachGPS: 49.642749, 9.219831
ENDPUNKT
Weilbach
ANFAHRT
ÖPNV: Mit der RB Miltenberg–Walldürn zum Bahnhof Amorbach. Rückfahrt mit der Bahn ab WeilbachAuto: A 81 bis Ausfahrt Tauberbischofsheim und weiter über B 27 und B 47 nach Amorbach
GEHZEITEN
Schloss Amorbach – St. Gangolf 0.05 Std., Gotthardsberg 0.40 Std., Weilbach 0.45 Std.
EINKEHR
In Amorbach
Die Anfänge der Abtei Amorbach verschwimmen etwas in legendarischen Geschichten: So wurde sogar die spätere lateinische Bezeichnung rivus amoris