Hohle Gasse - Peter Beutler - E-Book

Hohle Gasse E-Book

Peter Beutler

4,3

Beschreibung

Margrit Estermann, Gefreite der Kantonspolizei Luzern, wird im Meggerwald ermordet aufgefunden. Kommissar Lauber und Wachtmeister Minder, gerade von Bern nach Luzern versetzt, tappen lange im Dunkeln. Erst als sie herausfinden, dass Margrit Mitglied der Elite-Polizeitruppe "Pit Bull" war, kommen sie auf die richtige Fährte. Bei der Festnahme von zwei angeblichen Schwerverbrechern in der Hohlen Gasse machte Estermann Videoaufnahmen. Gleich danach wurden die Aufnahmen manipuliert. Hat sie etwas gesehen, das nicht für sie bestimmt war.

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Peter Beutler, geboren 1942, ist in Zwieselberg aufgewachsen, einem kleinen Dorf in den Berner Alpen. Als promovierter Chemiker war er Lehrer am Gymnasium Musegg/Luzern. Seit 2007 lebt er mit seiner Frau in Leissigen am Thunersee. Im Emons Verlag erschien »Weissenau«.

Dieses Buch ist ein Roman, dessen Handlungen und Personen frei erfunden sind, wenngleich er zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.  

© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: fotolia.com/Alex Carr Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-205-0 Originalausgabe

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Im Meggerwald

Die Dämmerung setzte ein. Aber das war es nicht, was das tiefe Unbehagen der Joggerin auslöste, sondern die immer stärker werdende Ahnung, verfolgt zu werden. Schon wieder! Bereits am Tag zuvor hatte sie nach der Weggabelung, dort, wo die Bäume näher zusammenrücken und das Unterholz auf beiden Seiten des Weges dichter wird, genau dasselbe eigenartige, quälende Gefühl gehabt. Es war so stark gewesen, dass sie kehrtmachen musste und wieder auf das offene Land zurückgewichen war, etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte. Daraufhin hatte sie ein paar Runden auf dem Feldweg um den Bauernhof gedreht. «Aber das war ein Weg ohne Steigungen, nicht nach ihrem Geschmack und schon gar nicht nach ihren Bedürfnissen. Für das nächste Wochenende hatte sie sich beim Waldlauf angemeldet. Dreimal war sie bereits Zweite geworden, nun wollte sie endlich gewinnen.

Sie ging in die Knie. Sie tat so, als ob sie die Schuhbändel fester anziehen wollte, drehte sich dabei ganz langsam um und versuchte herauszufinden, ob sich jemand im Dickicht versteckt hatte. Doch wie sollte man in diesem verdammten dicken Novembernebel irgendetwas erkennen? Die Sichtweite betrug höchstens zehn Meter.

Angst war für Margrit Estermann kein Fremdwort, aber sie redete sich ein, damit umgehen zu können. Wie war es diesmal? Hatte sie überhaupt einen Grund, sich zu fürchten? War da ein Verfolger irgendwo in den Nebelschwaden, oder spielten die Nerven ihr nur einen Streich? Sie erinnerte sich an das schreckliche Ereignis vor einigen Jahren, daran, wie sie vor Angst schier verrückt geworden war und sich monatelang einer psychiatrischen Behandlung unterziehen musste.

Damals war es ihre berufliche Zukunft gewesen, die sie sich damit verbaut hatte, heute wären es bloss ihre sportlichen Ziele. Diesmal war sie aber nicht bereit, sich von versagenden Nerven ins Bockshorn jagen zu lassen. Sogar dann nicht, wenn da wirklich jemand lauern sollte, sagte sie sich. Sie war immerhin eine gute, durchtrainierte Läuferin. Auch die meisten Männer konnten mit ihr nicht Schritt halten. Folgte ihr jemand, dann musste er schon in ähnlich guter Form sein, um die paar Kilometer bis Tschädigen durchzuhalten.

Margrit sprang auf und setzte zu einem Spurt an. Bei einem Rennen wäre das keine gute Taktik, da durfte man sich nie schon zu Beginn verausgaben. Aber bei diesen vielen Seitenwegen war es schon richtig. Ein Verfolger musste ihr von Anfang in hohem Tempo nachsetzen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, und die Chancen standen gut, dass seine Kräfte schneller schwinden würden als ihre. Auf diese Weise konnte sie ihm wohl entwischen – falls es ihn wirklich gab.

Nach einigen hundert Metern begegnete Margrit einer anderen Joggerin, die in die entgegengesetzte Richtung lief. Jetzt fühlte sie sich sicher genug, das Tempo zu drosseln. Noch drei Kilometer bis zur Busstation Tschädigen, das sollte zu schaffen sein, ohne eingeholt zu werden. Mit den Armen kreisend drehte sie sich tänzelnd um die eigene Achse, um feststellen zu können, ob ihr weiter hinten jemand folgte, aber den eventuellen Verfolger gleichzeitig auch im Glauben zu lassen, dass sie nichts von seiner Anwesenheit ahnte. Zu sehen war aber gar nichts. Vielleicht war alles bloss Einbildung gewesen? Der Nebel hatte sich immer noch nicht gelichtet, ganz im Gegenteil, und es war sogar dunkler geworden.

Die Begegnung mit der Läuferin war kaum einige Minuten her, als sie auf einmal fast sicher war, hinter sich Schritte zu vernehmen. Weit entfernte Schritte, sie mussten gar nichts mit ihr zu tun haben. Trotzdem schien es Margrit auf einmal lebenswichtig, sich so weit wie möglich von ihnen zu entfernen. Sie beschleunigte ihr Tempo wieder, und zwar auf eine Geschwindigkeit, von der sie genau wusste, sie würde sie nicht lange halten können. Das brachte sie bald ernstlich ausser Atem. Als aber einige Meter vor ihr zwei Leute auftauchten, diesmal keine Jogger, sondern ein eng umschlungenes Liebespärchen, erkannte sie die Chance: Jetzt konnte sie anhalten und sich den beiden im gemächlichen Spazierschritt anschliessen. Wer auch immer hinter ihr war, in Gegenwart dieser beiden war sie sicher. War ihr Verfolger harmlos, dann dachte er sich ohnehin nichts bei der Begegnung, war er aber gefährlich, würde sie in Gegenwart von zwei Zeugen jedenfalls nicht mehr riskieren, von ihm angegriffen zu werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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