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Seit über 60 Jahren lagert das deutsche Staatsgold im Ausland. Dieses Buch ist erstens ein dokumentarisches Werk zur bis vor Kurzem fast völlig intransparenten Geschichte dieses Goldes. Es ist zweitens das persönliche Kampagnentagebuch von Peter Boehringer, dem Initiator der Bürgerinitiative "Holt unser Gold heim!". Und es ist drittens auch seine zukunftsgerichtet notwendige Kampfschrift für die aus nationalökonomischen, juristischen, bilanziellen, geldtheoretischen, staatsrechtlichen, macht-, finanz- und geopolitischen Gründen dringend erforderliche Heimholung des Staatsgolds. Minutiös zeichnet das Buch aus der Insider-Perspektive Boehringers fünfjährigen harten Kampf ums Staatsgold nach, der seit 2011 einem realen Kriminalfall gleicht und der nach Jahrzehnten des Mauerns der Gold haltenden Zentralbanken endlich den entscheidenden erfolgreichen Präzedenzfall setzte: Die deutsche Heimholungsbewegung löste inzwischen weltweit mehr als ein Dutzend nationaler Bewegungen zur Gold-Transparenz und "Repatriation" aus, die im Buch in einer exklusiven Zusammenstellung erstmals alle dargestellt werden. Das Gold der Nationalbanken ist kein barbarisches Relikt, sondern ein zentraler Baustein in der Statik des globalen Finanzsystems. Arbeiten wir dafür, dass das Gold trotz des erbitterten Widerstands der Zentralbanken in unsere starken Hände kommt. Denn für schwache ist es nicht gemacht.
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Seitenzahl: 549
»Gold bei Zentralbanken ist so schwer zu finden wie Wahrheit in der Politik; und wenn, dann nur in kleinsten Körnchen.«
Widmung:Für die Elterngeneration, deren in Gold geronnene Arbeitsleistung erhalten werden muss.Für die Kindergeneration, der von diesem Erbe noch etwas bleiben soll.Für meine Eltern. Für meine Kinder.Für alle Generationen, denen eine teilweise Deckung der Währung mit Staatsgold gutes Geld und damit faires, arbeitsteiliges und wohlstandsförderndes Wirtschaften gewährleisten kann.
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1. Auflage 2015
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Redaktion: Ulricke Kroneck
Lektorat: Sonja Rose
Umschlaggestaltung: Maria Wittek
Umschlagabbildung: unter Verwendung von Shutterstock-Bildern
Satz: inpunkt[w]o, Haiger
E-Book-Umsetzung: Georg Stadler, München
ISBN Print: 978-3-89879-915-7
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86248-741-7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-86248-740-0
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»Seit Jahren kämpft Peter Boehringer für mehr Transparenz und Offenheit beim Bundesbankgold. Es ist sein Verdienst, dass dieses Thema nicht nur in Deutschland eine immer größere Beachtung findet. Mit Recht, denn es geht beim Gold um den ultimativen Anker einer möglichen neuen Währungsordnung.«
Frank Schäffler, Politiker (FDP), Geschäftsführer der Denkfabrik »Prometheus«
»Die Bundesbank reagierte auf massiven Druck der Öffentlichkeit, Deutschlands Gold heimzuholen. Doch das ist nicht alles: Die Tatsache, dass dieser öffentliche Druck existiert – und sich sehr gut organisiert darstellt – ist Beleg für einen Vertrauensbruch zwischen den nationalen Demokratien und den [supranationalen] Wirtschaftsmächten. Das ist ein neues politisches Faktum im globalen System.«
Ambrose Evans-Pritchard, The Daily Telegraph (UK)
»Die politische Welt wird ebenso wie die Finanzstruktur des Westens täglich fragiler. Gold ist ein unbestechlicher Anker in einer destabilisierten Welt, der jederzeit notwendiges Vertrauen begründen und verteidigen kann. Derartige Güter, Ausdruck des Erfolgs der Nachkriegsgeneration, müssen aus Selbstbestimmungsrecht und nationalem Interesse selbst verwaltet und kontrolliert werden.«
Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt, Bremer Landesbank
»Peter Boehringer ist der Wortführer dieser extrem wichtigen und bereits erfolgreichen Bewegung zum deutschen Staatsgold: Wir gratulieren aus der Schweiz.«
Luzi Stamm, Schweizer Nationalrat (SVP), Co-Initiator »Rettet unser Schweizer Gold«
»Gold bewegt sich. Will die Bundesbank ihr wichtigstes Gut, das Vertrauen der Bundesbürger, nicht verspielen, wird sie weitere Mengen Gold nach Deutschland bringen müssen. Wenn das System zusammenbricht, erleichtert ihr dann das Gold im eigenen Tresor den Aufbau einer neuen Währung.«
Frank Doll, Wirtschaftswoche
»Peter Boehringer hat ein wichtiges Buch vorgelegt, das hoffentlich vom Volk und auch von den Volksvertretern genau gelesen wird: Deutschland muss seine Verfügungsgewalt über die eigenen Edelmetallreserven zurückbekommen und sein Gold zügig repatriieren – das gehört zum Kernbestand unserer nationalen Souveränität.«
Jürgen Elsässer, Chefredakteur COMPACT-Magazin
»Ich vermute, das Gold ist nicht bei der Fed. Die Deutschen fragten danach – und sie haben es noch nicht bekommen. Wir können unserer Regierung nicht glauben, was sie uns zum Gold erzählen. Die Tatsache, dass sie jede Überprüfung verweigern, zeigt, dass es hier ein Problem gibt. Audit the Fed!«
Dr. Ron Paul, ehemaliger US-Kongressabgeordneter und Präsidentschaftkandidat
»Gold ist Geld, es ist das ultimative Zahlungsmittel. Das Zentralbankgold ›heim‹zuholen, ist ein unverzichtbarer Zwischenschritt, um zu einer marktwirtschaftlichen Geldordnung zurückzukehren: Das Gold muss wieder in die Hände der Bürger kommen. Peter Boehringer leistet mit seinem Buch einen wichtigen Aufklärungsbeitrag dazu.«
Prof. Thorsten Polleit und Andreas Marquart, Ludwig von Mises Institut Deutschland
»Die Loslösung des Papiergeldes vom Gold hat die ganze Menschheit ins Unglück gestürzt. Wenn die Menschen schon keine Wahl haben, ihr Geld frei zu wählen, so sollte es doch zumindest mit einem Sachwert wie Gold gedeckt sein. In diesem Zusammenhang gibt es niemanden, der das Thema kompetenter bearbeiten könnte als Peter Boehringer.«
Oliver Janich, Autor von »Die Vereinigten Staaten von Europa«
»Gold bei Zentralbanken ist so schwer zu finden wie Wahrheit in der Politik; und wenn, dann nur in kleinsten Körnchen.«
Frank Meyer, Journalist, n-tv und Metallwoche
»Die Kampagne ›Holt unser Gold heim‹ hat gezeigt, dass trotz größter Widerstände durch Politik und die Deutsche Bundesbank sich ein gemeinsamer Kampf von Organisationen und sachkundigen Persönlichkeiten letztendlich dann auch lohnt. Die jetzt erreichten Erfolge sind das Ergebnis langjähriger harter Arbeit und ich freue mich, dass ich als Nummer 1 auf der Kampagnenliste daran mitwirken konnte. Peter Boehringer gebührt Dank und Anerkennung für sein Buch, in dem er den langjährigen Kampf um die Rückholung des deutschen Goldes beschreibt und deutlich manifestiert, dass die Deutschen auch in Zukunft die Lagerung und Verwaltung dieses Schatzes in der eigenen Hand behalten müssen.«
Rolf Baron von Hohenhau, Präsident der Taxpayers Association of Europe
»Peter Boehringers Verdienste im Kampf um eine ordentliche Prüfung und Rückführung der deutschen Goldreserven, immerhin Eigentum aller Bürger, sind kaum zu überschätzen. Ohne ihn wäre nicht nur die deutsche, sondern auch die internationale Goldszene deutlich leichter an intellektuellem Gewicht – sein Buch macht dies mehr als deutlich.«
Dagmar Metzger, Vorstandsvorsitzende »Stiftung für Freiheit und Vernunft«
»GoldbesitzteinenzeitlosenGlanz,aberdafürmussmanesauchbesitzen.ScheinheiligsinddasGebarenvonBundesbankundMedien,wiePeterBoehringerdokumentiert.SeineBürgerinitiativegleichtdemBuch:spannend, Standardssetzend,Mutmachend.«
Dr. Michael von Prollius, Publizist und Gründer »Forum Freie Gesellschaft«
»Die völlig verantwortungslose Geld- und Staatsschuldenpolitik der vergangenen Jahre führt zum Zusammenbruch des Weltwährungs- und Finanzsystems. Für den anschließenden Neuanfang braucht Deutschland seinen Goldschatz. Deshalb dürfen wir nichts unversucht lassen, um unser Gold möglichst schnell heimzuholen.«
Roland Leuschel und Claus Vogt, Chefredakteure von »Krisensicher Investieren« und Autoren des Bestsellers »Das Greenspan Dossier«
»Von ›Die Kreatur von Jekyll Island‹ bis zu ›Deutschland schafft sich ab‹: Zu fast allen wichtigen Themen gibt es sogenannte Referenz- und Standardwerke. Niemand anderes hätte das Buch der Bücher zur deutschen Staatsgoldaffäre so kenntnisreich schreiben können als jener Peter Boehringer, der zuvor die Initiative ›Holt unser Gold heim!‹ gegründet und somit die breitere Öffentlichkeit für das wichtige Anliegen sensibilisiert hat. Dass dieses Buch denselben Kommandonamen trägt, ist nur folgerichtig. Möge der selbstgestellte Auftrag mit seiner weiten Verbreitung von Erfolg gekrönt werden!«
André Lichtschlag, Chefredakteur von »eigentümlich frei«, Träger der »Roland Baader Auszeichnung« 2015
»Die Informationen zu Lagerstätten und zur Verfügungsgewalt über das Gold der Zentralbanken sind viel geheimer als die zu Lagerstätten und zur Verfügungsgewalt über Atomwaffen. Denn die Kontrolle dieses Goldes ermöglicht die Kontrolle des Goldpreises, damit die Kontrolle aller Märkte, die Kontrolle des Wertes allen Kapitals, aller Arbeitsleistung, Waren und Dienstleistungen der Welt!«
Chris Powell, Gründer und Geschäftsführer der GATA (Gold Anti-Trust Action Committee)
»Peter Boehringer hat Großes angestoßen – jetzt liefert er die spannenden Hintergründe und begründet die Notwendigkeit weiterer Schritte.«
Dimitri Speck, Autor »Geheime Goldpolitik«
»Jede Währung in der Menschheitsgeschichte ist bisher untergegangen. Das Einzige, was blieb, ist Gold. Umso wichtiger, diese letzte Reserve im eigenen Land zu haben. Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu.«
Michael Mross, Publizist
»Gold ist der Antagonist ungedeckter Papiergeldwährungen. Es ist der einzige liquide Vermögenswert, dem keine Verpflichtung oder Gläubigerbeziehung gegenübersteht und hat jeden Krieg und Staatsbankrott überlebt. In einem Umfeld globaler Geld-Experimente bildet Gold das monetäre Rückgrat eines Staates. Die Lagerung der Goldreserven im eigenen Lande sollte in einem solchen Umfeld oberste Priorität haben. Peter Boehringer hat mit seiner »Holt unser Gold heim«-Initiative heldenhafte Pionierarbeit geleistet, seine Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen. Dieses Werk ist eine Pflichtlektüre für jeden besorgten/verantwortungsvollen Staatsbürger.«
Ronald Stöferle, Fondsmanager und Goldanalyst, Incrementum AG
»Das Buch ist ein wertvoller Beitrag, um mit der Märchenstunde im Mainstream aufzuräumen. Fakten und Aufklärung, statt Nebelkerzen zu zünden und die Weltöffentlichkeit hinter die Fichte zu führen, wie es der heutige Geldadel tut!«
Thorsten Schulte, Referent, Buchautor, Edelmetallexperte: »Der Silberjunge«
»Dieses umfassende Werk zeigt, wie Politik und Medien die Bevölkerung täuschen, um die Frage nach dem Verbleib des bundesrepublikanischen Staatsgoldes nicht beantworten zu müssen. Wohlstand und Freiheit sind untrennbar mit Gold als Geld verbunden. Die Wahrheit über das deutsche Staatsgold würde vermutlich Regierungen stürzen und dem ungedeckten Papier- und Kreditgeldsystem den Todesstoß versetzen, weshalb es eines der größten Staatsgeheimnisse ist.«
Markus Blaschzok, Ökonom, Autor, Gold-, Rohstoff- und Finanzmarktexperte
»Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund auf der Welt, warum Deutschland auf sein Gold nicht selbst aufpassen könnte.«
Jim Sinclair, Veteran der US-Goldanalysten
»Auch wenn Politik und Bankenwesen es noch nicht wahrhaben wollen, strebt das Fiat-Money-System seinem natürlichen Ende entgegen. Gold wird seine ureigenste Aufgabe als Kontrollorgan der Geldpolitik und zur Eindämmung der aus allen Fugen geratenen Verschuldungsorgie wieder übernehmen. Diese Rollen kann es aber nur dann erfüllen, wenn es im jeweiligen Land ist. Peter Boehringer kämpft als profundester »Patriierungsexperte« im deutschen Sprachraum seit Jahren dafür, dass das Gold der Nationalbanken seinen Weg zurück in die Heimat findet. Mit diesem schon jetzt als Standardwerk zu bezeichnenden Œuvre beleuchtet er alle wesentlichen Aspekte des Themas ›Staatsgold‹.«
Thomas Bachheimer, Europapräsident Goldstandard Institute
Manchmal benötigen Themen, selbst solche von essentieller Bedeutung, eine lange Inkubationszeit. Es ist inzwischen zwölf Jahre her, dass in dem von mir herausgegebenen Informationsdienst Gold & Money Intelligence eine dreiteilige Serie mit dem Titel »Das Gold der Deutschen« erschien. Behandelt wurde der seltsame Umstand, dass keine Zentralbank einen so großen Teil ihrer Goldreserven in New York lagerte wie die Deutsche Bundesbank und dass alles, was damit zu tun hatte, in Deutschland einem Tabu unterlag. Als der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann diesbezügliche Fragen an die Regierung stellte, erhielt er nicht nur keine konkreten Antworten, sondern machte sich auch noch sehr unbeliebt bei den herrschenden Kreisen. Deutschland war auch nach der Wiedervereinigung nicht wirklich souverän. Alle hüteten sich, den Großen Bruder zu reizen. »Die Amerikaner betrachten das deutsche Gold als eine Art Pfand«, sagte mir damals ein früheres Mitglied der Bundesregierung. Und ich zitierte einen Bundesbank-Insider mit den Worten, das Gold könne allenfalls unter einem Vorwand und nur in kleinen Mengen aus New York abgezogen werden. Alles andere werde als Misstrauensbekundung aufgefasst.
Meine damalige Recherche wurde von verschiedenen Medien zitiert und geisterte lange durch das Internet. Es geschah allerdings nichts. Bundesregierung und Bundesbank mauerten. Es durfte weiterhin gerätselt werden, wo wie viel deutsches Gold lag, welcher Teil davon ausgeliehen war und ob sich die Amerikaner vielleicht an den in Manhattan gebunkerten Barren vergriffen hatten, um im Zuge des damaligen »Goldkrieges« die Goldpreise zu manipulieren und zu drücken.
Peter Boehringer kommt ein wesentliches Verdienst daran zu, dass das heikle Thema doch Gegenstand der öffentlichen Diskussion wurde und blieb, dass die Währungshüter in Frankfurt den Schleier der Geheimhaltung ein wenig lüfteten und dass – allerdings unter seltsamen Begleitumständen – 2013 tatsächlich mit der Repatriierung begonnen wurde. Boehringer engagierte sich, gründete 2011 die Bürgerinitiative »Holt unser Gold heim!«, sammelte Unterschriften, publizierte unermüdlich und knüpfte Kontakte ins Ausland. Letztlich genügt es eben nicht, zur Feder zu greifen – man muss auch aktiv werden, Zeit und Energie einbringen.
Warum sind die deutschen Goldreserven so wichtig? Warum ist jeder Bürger und jeder Anleger betroffen? Ganz einfach, weil Gold den größten und werthaltigsten Teil der deutschen Währungsreserven ausmacht, weil es, obwohl im Eigentum der Bundesbank, als Lohn des deutschen Wirtschaftswunders deutsches Volksvermögen ist und weil dieser unvergleichliche Schatz nur wirklich sicher ist, wenn er auf eigenem Boden liegt. Nur dann kann Gold seinen Vorzug, keine Forderung an einen Dritten darzustellen, in jeder denkbaren Krise ausspielen.
Nicht nur Jahrzehnte alte amerikanische Gesetze1 , auch eine einfache »Executive Order« des US-Präsidenten ohne Einschaltung des Kongresses in Washington würden es ermöglichen, ausländische Goldreserven über Nacht zu blockieren – auch wenn dies schwer vorstellbar ist, solange Schönwetter herrscht. Manche Schweizer erinnern sich noch daran, dass im Zweiten Weltkrieg die Guthaben der Eidgenossenschaft, auf die die Amerikaner Zugriff hatten, willkürlich eingefroren wurden, obwohl das Land neutral blieb und obwohl die Devisen dringend benötigt wurden, um überlebenswichtige Nahrungsmittel einzuführen.
Heute wie damals ist Gold der einzige effiziente Markt für einen homogenen, international akzeptierten Sachwert höchster Bonität. Es unterliegt keinem Länderrisiko, aber nur, sofern es sich im eigenen Besitz befindet. Bloße Lieferansprüche genügen nicht. Die können im Notfall honoriert werden oder auch nicht. Und nachdem die Bundesbank entmachtet und die eigene Währung aus politischen Gründen skrupellos geopfert wurde und der Bundestag seine Gesetzgebungskompetenz de facto weitgehend an Brüssel abgegeben hat, bleibt das Gold der Deutschen eines der letzten Merkmale und Symbole nationaler Souveränität.
Ich wünsche diesem verdienstvollen, notwendigen Buch eine weite Verbreitung und dem Leser eine nutzbringende und nachdenklich machende Lektüre, die sicherlich auch – über den deutschen Aspekt hinaus – zum tieferen Verständnis dieses faszinierenden Goldmarktes beitragen wird.
Bruno Bandulet
Bad Kissingen, im Februar 2015
Das vorliegende Buch behandelt drei Aspekte einer nur auf den ersten Blick »engen« Thematik: Es ist erstens eindokumentarisches Werk zur inzwischen durch unsere beharrliche Arbeit nicht mehr völlig intransparenten Geschichtedes deutschen Staatsgolds von 1945 bis heute, 2015. Es ist zweitensmein persönlicher Rechenschaftsbericht unserer überparteilichen, unabhängigen und öffentlichen Bürgerinitiative »Holt unser Gold heim!« in ihrem nunmehr fünften Jahr. Und es ist drittens eine leiderweiterhin notwendige Kampfschrift für die aus nationalökonomischen, juristischen, bilanziellen, geldtheoretischen, staatsrechtlichen, macht- und finanzpolitischen, geopolitischen und inzwischen auch sehr praktischen und dringlichen Gründen erforderliche Heimholung des globalen Staatsgolds. Zügig und vollständig – nach Deutschland ebenso wie in die anderen Länder, die im Ausland Gold gelagert haben.
In Kapitel I wird zunächst die Bedeutung von Gold und vor allem von Staatsgold beleuchtet. Warum muss uns unser Gold im Ausland kümmern – obwohl in der Tat andere Währungs- und Bilanz-Themen in EURoland, wie z.B. die billionenschweren skandalösen »permanenten Rettungen« des Euros für Deutschland, noch potenziell zehn- bis zwanzigmal riskanter sind als eine maximal mögliche Voll-Abschreibung unseres Staatsgolds im Wert von derzeit ca. 100 Milliarden Euro? Die Gründe liegen in der geldtheoretisch überragenden Bedeutung von Gold als ultimativem Geld – und speziell von Staatsgold als potenzieller Deckung ansonsten heute völlig ungedeckter Währungen.
Psychologisch betrachtet ist es übrigens sehr interessant, dass meine Artikel zum deutschen Gold trotz dessen rein quantitativ heute relativ geringer Bedeutung viel mehr öffentliche Beachtung erfahren als die notwendigerweise komplex-abstrakten Artikel zu ESM, EZB, Garantie-Kaskaden und anderen Konstruktionen zur Aufschuldung in unserem betrügerischen Kreditgeldsystem. Auch hieran zeigt sich gut der bis heute ungebrochene Nimbus des Goldes als echtem Geld in der Wahrnehmung der meisten Menschen. Physische Greifbarkeit, Haptik und Optik sind eben intuitiv (aber nicht irrational) und unauslöschlich ins menschliche Stammhirn der Gelddefinition und Geldwahrnehmung eingebrannt!
Die Bedeutung des Staatsgolds im internationalen Währungsgefüge ist trotz aller inzwischen seit 44 (wahlweise auch 300) Jahren anhaltenden Leugnungs- und Verdrängungsversuche durch die Papiergeldherren der Zentralbanken derartüberragend, dass dieses berühmte Zitat des GATA-Gründers Chris Powell keineswegs übertrieben ist:
»Die US-Regierung würde eher die Disposition ihrer Atomwaffen-Systeme offenbaren als die Disposition ihres Golds und ihre heimlichen Eingriffe in den Goldmarkt. Infos zu Lagerstätten und Bewegungen des Staatsgolds sind strenger geschützt als analoge Atomwaffen-Infos!«2
Wir können nach vier Jahren des Kampfes um Transparenz bei den deutschen und ausländischen Goldlagerstätten diese Feststellungen aus eigener intensiver Erfahrung bestätigen. Nicht nur für die US-Fed, sondern auch für die Bundesbank.
Zentralbankgold ist die Schlüsselkomponente zur Stabilität oder eben Instabilität des globalen Geld- und Finanzsystems! Speziell der im vorliegenden Buch vorrangig behandelte große deutsche Goldbestand unter treuhänderischer Verwaltung der Deutschen Bundesbank und ihrer ausländischen »Partnerbanken«3 ist dabei ein letzter substanzieller, absolut kritischerBasisstein in der Statik des weltweiten (Zentral-)Bank-Konglomerats. Dessen weltweit verbundenes Kreditgeldsystem mit seinen seit Jahrzehnten explodierenden Geldmengen ist nach Abschaffung fast jeder realen oder auch nur potenziellen (Gold)Deckung und durch die hochkomplexen gegenseitigen Kredit-»Garantien« künstlich-hohl geworden, substanzlos-fragil und latent einsturzgefährdet. Was die sogenannten »Goldbugs« schon seit 1971 nach eben dieser Abschaffung sagten, ist seit dem offenen Ausbruch der inzwischen permanenten Dauerkrise des Systems 2008 fast schon Allgemeinwissen. Spätestens seit dem »Lehman-Moment« wird von allen Zentralbanken mehr oder weniger offen das selbstverschuldete Feuer mit immer noch mehr Benzin (bzw. ohne Goldanker geschöpftem und »fraktional« noch vermehrtem Falschgeld) bekämpft. Wir brauchen darum dringend Beweise für die unkompromittierte Existenz und Verfügbarkeit des deutschen Goldes!
Die Bürgerinitiative »Holt unser Gold heim!« hat seit 2011 Sensationelles erreicht: Bis dahin waren praktisch keine Fakten zur Geschichte und zum Soll- und Ist-Status des deutschen Goldes verfügbar! Der objektive und nachprüfbare Wissensstand der deutschen Öffentlichkeit war noch bis 2012 nahezu null ! Praktisch alles, was wir heute über den Status des deutschen Goldes wissen (oder den Bundesbank-Veröffentlichungen seitdem glauben müssen), konnte nur unter unserem Druck und dem des Internets, des aufmerksamen Auslands und des Bundesrechnungshofs ans Licht geholt werden. Sowohl die Veröffentlichung unserer Soll-Bestände an allen Lagerorten – als auch einiges zur Lager-Geschichte dieses Goldes seit 1951. Und ganz besonders natürlich die Teilrückholung des Goldes, die im Rahmen des neuen »Lagerstellenkonzepts« der Bundesbank seit 2013 endlich langsam anlief – und seit 2014 beschleunigt läuft. Der Bundesbank-Vorstand braucht leider permanent öffentlichen Druck, um seinen selbstverständlichen Job zu erledigen: »uns-die-Eigentümer« des Goldes transparent zu informieren, das Gold zu auditieren, oder es eben schnell, vollständig und glaubhaft heimzuholen, damit die 50-jährige Farce der risikoreichen Auslandslagerung endlich ein Ende findet und die Bundesbank-Bilanz danach wieder glaubhaft wenigstens mit 15–20 Prozent an goldener Substanz hinterlegt ist!
Der Witz des Jahres 2014 war übrigens ein Statement des fürs Staatsgold zuständigen Bundesbank-Vorstands Thiele im Focus:
»Die Bundesbank habe nicht etwa auf öffentlichen Druck reagiert, betont Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele: ›Das Lagerstellenkonzept beruht auf einer autonomen Entscheidung des Bundesbank-Vorstandes.‹«4
Tatsächlich war es nichts anderes als eben dieser öffentliche Druck. Warum sonst hätte die Bundesbank am 24. Oktober 2012, zwölf Monate nach dem Start der Aktion »Holt unser Gold heim!« und just zwei Tage nach der gegen ihren Willen erzwungenen Veröffentlichung des Bundesrechnungshof-Berichts, ganz plötzlich das Jahrzehnte alte Staatsgeheimnis der Lagerstätten gelüftet (vgl. Kapitel III.2.5)? Warum sonst hätte sie wohl nach 50 Jahren arrogantem Nichtstun im Januar 2013 ganz plötzlich ein »umfassendes neues Lagerstellenkonzept« mit mehr Gold in Deutschland benötigt, wovon sie bis dahin nie etwas hatte wissen wollen, da doch die unser Gold lagernden »Partnerbanken« Zentralbanken »höchster Reputation« sind, wie die Bundesbank seit 2011 immer und immer wieder gebetsmühlenhaft wiederholt …?
Trotz einiger wichtiger Erfolge stehen sowohl bei den geforderten Audits als auch bei der zügigen,vollständigen und glaubhaften Heimholung unseres Staatsgolds noch viele weitere Schritte an, zu der wir die Deutsche Bundesbank als Treuhänderin unseres Goldes bewegen müssen. Schon von daher kann und will dieses Buch keine rein rückblickende Dokumentation sein, sondern es ist notwendigerweise auch ein zukunftsgerichteter Appell ganz speziell in Richtung Deutsche Bundesbank: Sie soll endlich die (wenn denn alles in Ordnung ist mit der seit 50 Jahren passiv verwahrten und unangetasteten Goldreserve an allen Standorten) im Prinzip sehr einfach zu erbringenden Nachweise beibringen für ihre immer noch viel zu lückenhaften, nebulösen, unplausiblen und zum Teil widersprüchlichen Angaben! Bei treuhänderisch zu verwahrendem Volksvermögen im Wert von etwa 100 Milliarden Euro ist dies keine überflüssige Petitesse!
Obwohl also dieses Buch ein sehr sauber recherchiertes und in weiten Teilen ein dokumentarisches Werk ist – kann es kein wissenschaftliches sein. Denn obwohl es den Zentralbanken der Welt sehr einfach möglich wäre, Transparenz zu schaffen, meiden sie genau diese Transparenz wie der Teufel das Weihwasser.
Wir erläutern fast alle Thesen dieses Buches anhand offizieller Angaben, glaubhafter Quellen oder über selbst erlebte und verbürgte Anekdoten aus unserer vierjährigen Initiativarbeit (vgl. Kapitel II und III). Alle faktischen Angaben und Zitate sind ohnehin wahr, belegt, minutiös referenziert und weitgehend öffentlich zugänglich oder leicht nachprüfbar.
Die von uns im Rahmen der Initiative »Holt unser Gold heim!« seit Jahren vorgebrachten kritischen Fragen und Thesen sind alle durch Indizien, Rechts- oder Bilanzvorschriften oder wegen logischer Widersprüche in offiziellen Aussagen und Dokumenten gerechtfertigt. »Verschwörungstheorien« oder vermutlich unwahre Thesen [Dritter] wird man in diesem Buch nur finden, soweit ich sie selbst als solche thematisiere und aufdecke (v.a. in Kapitel V.4).
Die Bundesbankselbstverhindert durch permanente Verweigerung jedes Nachweises der Richtigkeit ihrer z.T. sehr dubiosen, unglaubwürdigen oder garoffen erkennbar falschenAussagen eine wirklichwissenschaftlicheAufarbeitung der Geschichte und Gegenwart des deutschen Goldes.
Das begünstigt in der Folge leider auch unqualifizierte Thesen. Es ist darum nicht die Schuld seriöser Frager und Dokumentierer wie uns, wenn weltweit zum Zentralbankgold zum Teil wilde Gerüchte ins Kraut schießen. Wie schon seit dem Beginn unserer Kommunikation mit der Bundesbank 2011 stellen wir absolut angebrachte Fragen, auf die wir als Eigentümer des deutschen Staatsgoldes höchst angebrachte Antworten einfordern. Unsere Fragen sind das Selbstverständlichste der Welt. Wie der Leser vor allem in der Dokumentation der direkten und indirekten Reaktion der Bundesbank (Kapitel V.1 bis V.3) leicht erkennen wird, ist es in erster Linie die z.T. groteske Art der Antwortverweigerung der Zentralbanken selbst, welche die teilweise wirklichabwegigen Halbwahrheiten und unhaltbaren Gerüchte zum Staatsgold befördert. Es läge absolut in der Hand von Federal Reserve (Fed), Bank of England (BoE), Banque de France (BdF) und Bundesbank, durch völlig transparente Offenlegung aller Barrenlisten und historischer Goldtransaktionen samt zugehöriger Transaktionsbelege und Lagernachweise (!) endlich ein wirklich geschichts- und wirtschaftswissenschaftlich dokumentierendes Werk zum Thema zu ermöglichen!5 Das vorliegende Buch bewegt sich im Rahmen des verfügbaren Wissens zum Thema, das seit 2011/12 eruiert wurde und heute immerhin eine Basis darstellt, auf der man sinnvoll aufbauen kann. Der Stand von vor 2011 beförderte zahllose Gerüchte und echte Verschwörungstheorien (»VT«), die sich die Bundesbank durch ihr jahrzehntelanges Mauern selbst zuschreiben muss!
Wer vor diesem Hintergrund bereits unsereFragenals »VT« diffamiert, ist offenbar ein böswilliger Schreiber oder jemand, der einem aufgeklärten Erkenntnisgewinnungsprozess im Wege stehen will! Speziell in Kapitel V.3 müssen wir diese »VT«-Behaupter minutiös outen und widerlegen – es waren speziell in der harten ersten Kampfzeit unserer Bürgerinitiative enorm viele und plärrend-laute. Einige Schreiber der dem Papiergeld-System devot ergebenen Mainstream-Medien gossen 2012 und 2014 ganze Kübel an verleumderischer Kritik über uns aus. Immer mit dem durchschaubaren Ziel, schon unsereFragen und zweifelnden Thesenals unzulässig bezeichnen zu können und sie so z.B. mit der »VT«-Waffe niederzukeulen anstatt sich inhaltlich mit ihrer Validität beschäftigen zu müssen!
Sowohl das dialektisch fragende Arbeitsprinzip der Geisteswissenschaften »These – Antithese – Synthese« als auch seinnaturwissenschaftlichesAnalogon der per Experiment zu testenden und dann gegebenenfalls zu falsifizierenden These sind in der Wissenschaftstheorie absolut anerkannte Methoden der Erkenntnisgewinnung – und selbstredend kein Vorgehen von Verschwörungstheoretikern! Zweifel, Fragen und (noch) unbelegte Thesen sind zentrale Elemente in einem aufgeklärten Prozess der Erkenntnisgewinnung! Wer die VT-Keule dennoch bereits gegen Zweifler und unbequeme Fragensteller auspackt,verschwört sichselbst: gegen Sokrates, Augustinus, Descartes, Rousseau, Kant, Hegel, Popper und gegen viele andere Erkenntnistheoretiker,die alleinsbesonderezweifelnde Fragen als absolut legitim, ja geradezuzwingendansahen, um sich dem wahren Zustand der Welt (oder eben des Zentralbankgolds) zu nähern! Jedes Kind, die Wissenschaft und auch die ganze Menschheit kann nur durch Fragen zu Erkenntnis kommen.
Da jedoch leider viele Antworten (obwohl sie von der Bundesbank oder von der Fed sehr leicht lieferbar wären) fehlen, muss das vorliegende Buch als »unvollendet« bezeichnet werden. Es reflektiert den Diskussionsstand nach 50 Jahren deutscher Goldlagerung im Ausland, die leider erst seit 2011 intensiv öffentlich hinterfragt und inzwischen auch international aufgearbeitet wird. Wirklich zufrieden ist der Verfasser erst, wenn eines Tages das deutsche Staatsgold möglichst unvermindert gegenüber den heutigen 3384 Tonnen in Deutschland liegt – in deutschen Tresoren öffentlich und transparent auditiert sowie verfassungsrechtlich geschützt ist gegen missbräuchliche Nutzung im Staatshaushalt. Bitte arbeiten Sie, liebe Leser, darum alle daran mit, dass der Tag nicht mehr 30 Jahre entfernt ist, wie es derzeit die Bundesbank plant! »Holt unser Gold [bald] heim!«
Seit etwa 2012/13 bekommt unsere ursprünglich vorrangig auf Deutschland fokussierte Initiative zudem zunehmend eine internationale Dimension, die dieses Buch in Kapitel IV dokumentiert. Unsere Pressemappe umfasst inzwischen weit über 1000 Berichterstattungen aus über 40 Ländern! Noch immer (und sich sogar noch ständig intensivierend) treten fast jeden Tag neue Presseanfragen aus aller Welt an uns heran. Zu meinem eigenen Erstaunen auch immer mehr Berichte über analoge Bürgerinitiativen, Volksabstimmungen oder erfolgte oder verweigerte Rückholungen in anderen Ländern, die es Deutschland nachmachen wollen. Nach unserer letzten Zählung Anfang 2015 wurden seit 2012 über zehn Nachahmer-Initiativen vom inzwischen voll fahrenden Auditierungs- und Repatriierungs-Zug inspiriert. Nach dem Präzedenzfall in Deutschland 2012/13 haben 2014 immerhin bereits zwei weitere erfolgreiche Teil-Heimholungen von Staatsgold stattgefunden.
Und auch weiterhin herrscht international enormes Interesse und Misstrauen gegenüber der Goldlagerung bei Fed und BoE. Weltweit will offenbar inzwischen kein Land mehr das letzte sein, das sein Gold zurückfordert, das dann unter Umständen nicht mehr für alle reicht, weil Fed & Co. das bei ihnen gelagerte Gold buchhalterisch möglicherweise mehrfach entliehen haben. Den Letzten in diesem »fractional gold banking«-System beißen dann die Hunde – oder die Kellerasseln in den dann leeren Goldtresoren der angelsächsischen Zentralbanken. Diese Dinge publik zu machen, ist nicht nur aus deutscher Bürger-Sicht elementar. Das Interesse am Thema nimmt weltweit bei immer mehr Menschen stark zu. Was auch gerechtfertigt ist – siehe dazu Kapitel I »Warum Staatsgold?«
Das von vielen Beobachtern vermutete fractional gold banking-System der Zentralbanken ist eine Form der Währungskontrolle durch planwirtschaftliche Goldpreiskontrolle. Wenn dem Goldpreis erlaubt wird, sich in einem freien Markt zu bilden, wird er schnell den Wert aller anderen Währungen bestimmen. Ebenso die Zinssätze und damit auch die Kurse von Staatsanleihen. Absurd niedrige 0 Prozent Verzinsung auf zehnjährige Staatsanleihen und künstliche Allzeit-Höchstkurse wie derzeit (2015) bei Bundesanleihen (Kurs nahe 160 Punkten, entsprechend 0 Prozent Rendite) wären dann nicht mehr möglich.
Sie sehen in der folgenden Abbildung ein Beispiel aus dieser größten Blase der Welt – dem globalen Anleihenmarkt.
Abb. 0 a: Zinsen zehnjähriger Bundesanleihen 1972 - 2015 in Prozent
Glaubt ernsthaft jemand (was diese Zinsniveaus implizieren), deutsche Bundesanleihen seien in historischer Präzedenzlosigkeit völlig risikofrei? Oder portugiesische mit ebenfalls historisch tiefen Zinsen bei 1,8 Prozent?! Italienische bei 1,3 Prozent?! Spanische bei 1,2 Prozent? Nein: Diese Absurditäten sind nur durch die EZB, durch deren permanente Markteingriffe und durch die künstliche Geldmengenschwemme bei gleichzeitiger Golddrückung erklärbar. Das geht nur mit Falschgeld der Zentralbanken – also mit Kapital, das ohne vorherigen Arbeits- und Ansparvorgang in die Welt kam.
Wenn diese Blasen über diverse Maßnahmen der »financial repression«noch weiterausgedehnt werden, erleben wir gigantische realwirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen. Planwirtschaftliche Bond-, Währungs- und damit Geldkontrolle hat Folgen. Schlechtes Geld verändert eine Gesellschaft. Es zerstört die Märkte und damit die Produktion. Es verändert menschliches Verhalten zuletzt bis in den letzten Winkel der Moral und Psyche. Menschen machen schlechtes Geld, und das Geld macht schlechte Menschen. Gewonnen wird entgegen der systemischen Propaganda der Zentralbanken und ihrer devoten Presse gar nichts: Am Ende müssen immer und ausnahmslosalleVerwerfungen per Währungscrash, Niedergang der Zivilisation und nicht zuletzt Krieg rückabgewickelt werden. Dies ist derübergeordneteGrund, warum die Zentralbanken nicht nur toxische Anleihen und Target2-Schrott (2011 derAnlassfür die Initiative»Holt unser Gold heim!«,vgl. Kapitel III.1.1), sondern unbedingt auch goldene Substanz auf der Bilanz brauchen!
Warum sollte man sich als »moderner« Leser überhaupt mit etwas so »Barbarischem« wie Gold oder gar Staatsgold oder gar einem dadurch potenziell ermöglichten Goldstandard beschäftigen? Der wohl einflussreichste Ökonom des 20. und des bisherigen 21. Jahrhunderts John M. Keynes sprach bekanntlich schon 1923 vom »barbarischen Relikt« des Goldstandards.6
Ich würde Ihnen liebend gerne viele Stunden lang die generellen Vorzüge von Gold nahebringen. Als einer der meistgelesenen unabhängigen Publizisten zu Edelmetallthemen im deutschsprachigen Raum sowie als Gründungsvorstand der nicht profit-, sondern nur aufklärungsorientierten »Deutschen Edelmetall-Gesellschaft e.V.« (Gründung 2006) mache ich genau das seit mehr als zwölf Jahren. In Hunderten von Artikeln und Veranstaltungen mit Lesern und Teilnehmern aller sozialen Ebenen vom Hilfsarbeiter bis hin zur materiellen, funktionselitären, akademischen und intellektuellen Oberschicht. Aber erstens habe ich so eine Ahnung, dass die Leser dieses Buches diese Vorzüge gar nicht mehr hören müssen und geistig ohnehin schon viel weiter sind. Und zudem gibt es inzwischen zum Thema »Vorzüge des Goldes als Anlageklasse und als politisch relevantes Metall« bereits eine große Menge guter Literatur, sodass ich mich im hier vorliegenden Buch auf die Bedeutung von Staatsgold beschränke – nicht nur auf das der Deutschen Bundesbank (BuBa) – aber mit Ausnahme der wichtigen Kapitel I und IV doch mit einem Schwerpunkt auf Deutschland. Und wie schon im Vorwort angedeutet: Deutschland war seit 2011 sowohl das Vorreiterland der inzwischen internationalen Schlacht um Transparenz beim Staatsgold – als auch haben wir den weltgrößten Einzelhort außerhalb der eigenen Grenzen (2192 Tonnen – oder etwa 65 Prozent unserer 3384 Tonnen). Was hierzulande geschieht, wird sofort weltweit registriert – teilweise sogar überinterpretiert (vgl. etwa Kapitel V.4.8): Ich bekomme nach fast jeder der oftmals nebulösen oder faktisch inhaltsfreien Mitteilungen der Bundesbank zum Gold-Thema eine Flut an drängenden Fragen in die E-Mail-Inbox und muss regelmäßig »Sensations«-Kommentare der ausländischen Presse dementieren, um die Erwartungshaltung zu deutschen (behäbigen) Entwicklungen wieder auf ein realistisches Maß zu stutzen.
Man könnte zwar auch umgekehrt fragen: Warum sollte gerade das deutsche Staatsgold mit einem Wert von derzeit »nur« 100 Milliarden Euro so relevant sein? Und ja, oberflächlich und rein quantitativ gesehen wären schon das (von uns ebenso bekämpfte) absurde ESM-(Bank-)Gesetz mit seinen nominal 700 Milliarden Euro oder die derzeit ca. 500 Milliarden Euro schwere Target2-Problematik auf der Bilanz der Deutschen Bundesbank (dazu Kapitel III.1.1) erheblich bedeutender. Von den inzwischen billionenschweren planwirtschaftlichen »Rettungsaktionen« der weltweiten Notenbanken für sonst längst unverkäufliche Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und sonstigen toxischen Bilanz-Schrott ganz zu schweigen!
Doch wie im Vorwort bereits geschrieben: Artikel zum deutschen Gold bekommen trotz dessen quantitativ relativ geringer Bedeutung regelmäßig viel mehröffentliche Beachtungals die notwendigerweisekomplex-abstrakten Artikel zu Euro-Rettungen, ESM, EZB, Garantien, Aufschuldungen per fiat Money. Physische Greifbarkeit, Haptik und Optik von Gold als wahrem Geld sind einfach unauslöschlich ins menschliche Stammhirn eingebrannt. Diese historisch-empirisch-archaisch-psychologische Vorprägung haben die allermeisten Menschen einfach; völlig ungeachtet jeglicher Geldtheorien – ob rational oder irrational. Wer möchte auch darüber richten, ob diese Prägung »rational« ist oder nicht? Es macht keinen Sinn, diese jahrtausendealte normative Kraft des Faktischen in Frage zu stellen!
2012 sagte ich zu diesem Un-Sinn der ständigen Infrage-Stellung des natürlichen Geldes Gold in einem Interview7 einmal Folgendes. Weiterführende Ausführungen dazu entnehmen Sie bitte meinen ca. 250 Veröffentlichungen zum Thema im Goldseitenblog8 und anderswo:
»Eine Gold-Deckung der Währungen, wenn auch nur teilweise, wäre nichts anderes als eine Rückkehr zum natürlichen Zustand, denn Gold und Silber sind natürliches Geld. Also das einzige Geld, das zu seiner Durchsetzung keine staatlichen Zwangsmaßnahmen, sprich Monopolgesetze, benötigt. Wer etwas anderes behauptet, soll seinen Geldfavoriten einfach dem natürlichen freien Wettbewerb stellen, der uns seit etwa 1914 konsequent verweigert wird. Dies gilt übrigens nicht nur für die heutigen keynesianistischen Machtgeldler der Notenbanken, sondern auch für alle sogenannten alternativen Geldtheoretiker – also zum Beispiel ›Freigeldler‹, Fans des ›fließenden Geldes‹ oder die sogenannten ›Monetativisten‹. Das entscheidende Kennzeichen von ›natürlich‹ und ›menschlich‹ ist auch bei Geld die Freiwilligkeit! Nicht einmal wir Goldgeld-Überzeugten würden uns die Intoleranz erlauben, einen – gar staatlich verfügten – Goldstandard zu fordern! Wir fordern lediglich von den Geldtheoretikern jeder Couleur die Ablehnung eines gesetzlichen Zwangsmonopols ›ihrer‹ jeweiligen Gelder! Dann und nur dann kann der Mensch freiwillig wählen – und innerhalb weniger Monate wird sich das beste Geld durchsetzen. Wer heute sagt, das sei ›unmöglich‹, der argumentiert aus der kurzsichtigen Brille des seit 100 Jahren verblendeten – weil im Papierfalschgeld sozialisierten – ›Experten‹. Wir werden uns an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Natur die Rückkehr auch des heute pervertierten Geldes zu ihr erzwingen wird – völlig unabhängig vom gewiss nicht kleinen Kollateralschaden, den das 100-jährige Falschgeldexperiment hinterlassen wird. Es spielt keine Rolle, was die Professor Hubers, die Popps, die Bernankes oder Draghis oder die Gesellianer oder die BüSo oder die Boehringer-Goldbugs an Ideal-Vorstellungen haben. Es spielt übrigens auch keine Rolle, dass der Anthropologe und derzeit von interessierter Seite medial überhöhte Autor David Graeber in ›Schulden: Die ersten 5000 Jahre‹ das gegenseitige Ur-Vertrauen in einer Familien- und Stammesgesellschaft absurderweise als ›Entstehung von Kreditgeld‹ schon vor Tausenden von Jahren darstellt. Nehmen wir uns alle nicht so wichtig! Am Ende sind die ökonomischen Gesetze inklusive der des natürlichen Geldes Naturgesetze.«
Gegen den Markt heißt immer gegen menschliche Wahlfreiheit und damit gegen die Menschen! Der frei wählende Mensch wählt(e) aber fast immer Warengeld zu seinem freiwillig adaptierten Geldstandard. Ungedecktes und gar fungibles Kreditgeld kam jenseits kleiner lokaler Strukturen historisch auf freiwilliger Basis nie vor. Erst seit dem 20. Jahrhundert, dann massenhaft und seit 1971 weltweit alternativlos: durch staatlichen Zwang in Form staatlicher Monopolgeld-Gesetze.9
Selbst der tagaus, tagein gegen das »barbarische Relikt« Gold hetzende Mainstream kommt um die Anerkennung der Wirkung von Gold auf die Massen als etwas Wertvolles nicht herum. Am einfachsten sieht man dies an Werbebotschaften, die immer massenpsychologisch optimiert sind. Nehmen wir eine Anzeige von Mazda in der BILD-Zeitung von Herbst 2014. Für die Werbekunden erinnert sich die Presse entgegen aller sonst üblichen Anti-Gold-Agitation ganz plötzlich daran, dass Gold das ultimativ Beste ist.
Abb. I a: Goldenes Lenkrad10
Wahlweise auch bei der Vergabe »goldener Schallplatten«, bei der Feier »goldener Hochzeiten« oder bei der Feier unserer »Goldjungs-/mädels« bei Olympia. Die über Jahrtausende ungesteuert entstandene Sprache und ihre Sprichwörter (»Morgenstund’ hat Gold im Mund«) und Märchen (»Goldmarie«, »Goldene Gans«) tut eine Wahrheit kund, an der auch der Mainstream nicht vorbeikommt. Nur als Geld soll Gold plötzlich etwas Schlechtes sein, das unbedingt und mit aller Gewalt aus unseren Köpfen soll …
Doch trotz aller massenmedialen Umerziehungs-Anstrengungen: Gold hat als staatlich nicht auf Dauer kontrollierbares Geld seit Jahrtausenden und auch weiterhin nach (lächerlichen) 44 Jahren seit seiner formalen »De-Monetisierung« 1971 immernoch eine sehr spezielle Bedeutung in der globalen Volkswirtschaft, in der Geopolitik – und eben in den Köpfen der Menschen! Staatsgold spielt dabei eine noch wichtigere Rolle – und das deutsche Staatsgold gar eine extrem zentrale, um die es in diesem Buch gehen soll.
Gold ist materialisierte Arbeit und verbürgt dem Individuum Freiheit und eine gewisse Unabhängigkeit.Staatsgoldist (soweit nicht geraubt oder mit unfairen Seigniorage-Gewinnen aus gedrucktem Papiergeld bezahlt) materialisierte Steuersubstanz aus früheren Wirtschaftserfolgen einer arbeitenden Nation und verbürgt einer Nation folglich und gerechterweise ein Stück Souveränität. Misstrauen und Argwohn der Bürger gegen entwertbares Papiergeld sind angesichts der massenhaft negativen Erfahrungen mit ungedecktem Geld und der praktischausnahmslosen Wertlosigkeit aller Papiergeld-Währungen meist schon nach wenigen Jahrzehnten darum völlig berechtigt!
Gold ist also sowohl individuell als auch für eine Gesellschaft wichtig zum Erhalt der erarbeiteten und ersparten Substanz – sowie zum Erhalt der Freiheit, denn ohne Vermögen ist Freiheit in der Praxis wenig wert. Dies ist übrigens politisch ein originär linkes Argument – klar ausformuliert etwa vom früheren Berliner SPD-Abgeordneten Momper: »Nur reiche Leute können sich einen armen Staat leisten.«11 Übertragen auf unser Souveränitätsproblem (vgl. Kapitel V.4.9) sollte man für die Zwecke dieses Buches eher umformulieren: »Nur ohnehin (= militärisch) souveräne Staaten können sich Goldarmut leisten« – doch welcher Staat ist schon militärisch voll souverän? Und sogar jene, die es tatsächlich sind oder werden wollen (USA, China, Russland, arabische Staaten) wissen ganz genau um die Bedeutung von Gold als Souveränitätsfaktor – und halten darum trotz militärischer Stärke auch an ihrem Gold fest bzw. kaufen fleißig zu.
Für Nationen also bedeutet ihr Staatsgold ein Stück Freiheit. Ein Synonym für diese Staatsfreiheit ist »Souveränität«. Souveränität ist immer auch vermögensabhängig: Überschuldete Staaten sind nicht frei, damit nicht souverän und können abgeschafft werden: kriegerisch-gewaltsam – oder auch mit subtil-schleichenden Methoden, welche aber nicht weniger kriegerisch sind und die heutige supranationale Weltelite nach Möglichkeit bevorzugt. In beiden Fällen ist eine vorherige Schwächung der wirtschaftlichen Potenz der Staaten Voraussetzung für den Erfolg der Abschaffungs-Vorhaben.
Bruno Bandulet schrieb bereits 1996 in »Die Finanzkrise und die Zukunft des Goldes«12:
»Eine solide, gesunde eigene Währung ist Grundlage der Freiheit: Politische Selbstbestimmung ohne Souveränität über die eigene Währung ist undenkbar. Verliert eine Nation die Souveränität über ihre Währung, ist die Gleichschaltung mit anderen nicht mehr aufzuhalten.«
Im Gegensatz zu Staatsgold im eigenen Tresor und ohne Drittparteien-Risiko sind ungedeckte Papiergeld-Forderungen niemals sichere »Vermögens-Substanz«, sondern nur mehr oder weniger unsichere Versprechungen!
Jeder Wirtschaftsprüfer lernt darum in der ersten Stunde seiner Ausbildung zum Grund und zur Existenzberechtigung seiner Profession: Versprechenskontrolle, Missbrauchskontrolle, Machtkontrolle! Prüfungen zur Vermeidung von Ausfallrisiken sind völlig normal – auch wenn Mainstreamschreiber das ahnungsfrei oder vollideologisiert anders sehen wollen. Sprüche wie die Folgenden disqualifizieren jedenfalls für jeden ernsthaften Diskurs (auch) zum Thema Staatsgold.
»[Wer] die deutschen Goldreserven zählen lassen will, leistet damit einer uralten deutschen Paranoia Vorschub.«
»[Ein Goldaudit wäre eine] Beschäftigungstherapie für gelangweilte Notenbanker.«
»Wenn die Bundesbank Goldbestände für 130 oder mehr Milliarden bilanziert, ist es völlig unwichtig, ob das Metall tatsächlich irgendwo liegt oder ob es sich um Zertifikate handelt.«
Alle Quellenangaben dazu und noch viele weiteren dieser unsäglichen, aber im Mainstream verbreiteten Gedanken finden Sie in Kapitel V.3.
Freiheitliche Gesellschaften müssen nicht nur schlanke Staatsstrukturen haben – sondern ein ausgeprägtes gesundes Misstrauen gegenüber der Macht: Missbrauchskontrolle gegenüber jeder staatlichen und sonstigen Macht ist im Gegensatz zu den devot-peinlich-gefährlichen Sprüchen der oben genannten Auftragsschreiber der Bundesbank geradezu konstitutiv für ein bürger- und freiheitsverbundenes Gemeinwesen: Klar ausformuliert wurde die Notwendigkeit der Missbrauchskontrolle bereits 1774 durch den späteren US-Präsidenten und Verfassungsvater Thomas Jefferson. – Schon damals basierte das auf direkter Erfahrung des Machtmissbrauchs durch den englischen Kolonialherren, der bekanntlich der amerikanischen Kolonie schon seit 175113 die Ausgabe einer souveränen Währung untersagt hatte. Die Kolonialherren wollten den Geldschöpfungsgewinn selbst behalten, den es in gewissem Umfang sogar bei einer edelmetallgedeckten Währung gibt. Das war übrigens der eigentliche und Haupt-Grund für den späteren Unabhängigkeitskrieg.
»Eine freiheitliche Regierung ist auf Argwohn aufgebaut, nicht auf Vertrauen: Es ist Argwohn und nicht Vertrauen, der begrenzte Verfassungen [und Bilanz-/ Lagerprüfungen!] vorschreibt, um jene zu binden, denen wir Macht überantworten müssen.«14
Professor Max Otte ging im Dezember 2014 noch ein Stück weiter – und hatte dabei durchaus die totalitären Überwachungs-, Überfremdungs- und Auspressungs-Anmaßungen der Leviathans diesseits und jenseits des Atlantiks (USA, EU) gegen die Menschen vor Augen:
»Es geht hier um nationale oder zumindest europäische Souveränität und Handlungsspielräume, um Dominanz und Abhängigkeit. Faktisch wird doch schon im Ausland entschieden, wo und für wen deutsche Soldaten sterben. So war es auch bis 1815. Nach 200 Jahren nähern wir uns diesem Zustand wieder an.«15
Sogar der eigentlich immer und konsequent gold- und russlandkritische Holger Zschäpitz von der WELT musste im Dezember 2014 feststellen:
»Während Amerika mit seiner Leitwährung die eigenen politischen Interessen durchsetzen kann und damit auch Sanktionen, gibt es beim Gold keinen derartigen Hegemon. Der Aufbau von Goldreserven ist damit auch eine Art Unabhängigkeitserklärung gegenüber Amerika.«16
Sogar der Mainstream gibt also in lichten Momenten die Bedeutung von Staatsgold offen zu. Was ihn paradoxerweise (?) aber nicht davon abhält, Gold in den »falschen« Händen konsequent zu kritisieren. Dazu gehören auchunsereHände – also praktisch jedwedes Volksgold im Eigentum der Bürger und auf eigenem Territorium. Wo kämen wir da auch hin, wenn sich Bürger oder bürgernahe Zentralbanken erdreisteten, ihr Gold im eigenen Besitz halten zu wollen?
In einem Artikel zum Schweizer Staatsgold-Referendum von November 2014 thematisierte ich die Bedeutung des Referendums für die Souveränität (nicht nur) der Schweiz – weswegen das Referendum aus verdammt »gutem« Grund von den supranationalen Eliten im Vorfeld bis aufs Messer bekämpft wurde (vgl. zu Details Kapitel IV.3):
»Es wird wohl eine ›Hohle Gasse‹von 2014 erfordern – analog zu Schillers legendärer Gasse von Küssnacht, in der Tell damals 1307 den Gessler besiegte. Die Gesslers von heute heißen Jordan oder Widmer-Schlumpf und haben ebenso wie damals der Original-Gessler Tausende Söldner zu ihrer Verteidigung. Heute sind dies die schreibenden Täter der menschen-, freiheits- und marktfeindlichen Anti-Gold-Mainstreampresse – und sie schießen ebenso wie in Deutschland in einer üblen Schlammschlacht mit Worten statt mit Armbrüsten auf Uns-das-Volk! Sonst hat sich gegenüber der damaligen Habsburger Knechtschaft der Schweiz nicht viel geändert: Wieder erleben wir einen Kampf der Eliten und ihrer gekauften Parteien und Medien gegen das Volk und gegen die Freiheit und Souveränität, welche (Staats-)Gold seit Jahrhunderten zuverlässig verbürgt.«17
Abb. I 2 a: Zentralbank-Goldbarren, Quelle: Deutsche Bundesbank
Abb. I 2 b: Zentralbank-Goldbarren, Quelle: Deutsche Bundesbank
Abb. I 2 c: Gold ist ein weiches Metall – aber eine harte Währung
Abb. I 2 d: »Gold ist Geld und nichts anderes« (John Piermont Morgan)
»Gold ist Geld – und nichts anderes.« Oder »Gold ist Geld – alles andere ist Kredit.« Diese bekannten Zitate stammen nicht von irgendwelchen verschwörungstheoretischen Goldbugs, sondern von John Piermont Morgan, dem Namensgeber der heute größten amerikanischen Bank – und sind über 100 Jahre alt. Dennoch sind sie zeitlos aktuell – genauso wie seit Tausenden von Jahren. Bezogen auf die Bundesbank-Bilanz gilt dasselbe: Die einzige Position auf der Aktivseite der Bundesbank-Bilanz ohne Gegenparteienrisiko sind eben unsere Goldreserven. Derzeit mit einem Wert von nur noch etwa 15 Prozent aller Aktiva – 85 Prozent sind also heute mehr oder weniger unsichere Forderungen gegen mehr oder weniger kreditwürdige Drittparteien. Schon etwa eine Abschreibung von nur 20 Prozent der Target2-Forderungen an die PIFGS-Länder auf der Bundesbank-Bilanz würde buchhalterisch unsere Goldposition auslöschen – oder 20-fach das Eigenkapital der Bundesbank! Zu Details siehe Kapitel III.1.1. Den Bundesbank-Verantwortlichen ist dies auch wohl bewusst. Im Gegensatz etwa zum früheren Fed-Chef Ben Bernanke, der am 13. Juli 2011 in einer Kongressanhörung auf Ron Pauls Frage, warum die Zentralbanken Gold hielten, ernsthaft antwortete »It’s tradition …«18, sind die offiziellen Bundesbank-Präsentationen zum Thema doch etwas realistischer und ehrlicher. Dort heißt es etwa zum Thema:
Abbildung I 2 e: Quelle: Deutsche Bundesbank, aus Vorstandspräsentation seit 2013
Die Bundesbank sieht Gold also ganzoffiziell als universelles Geld, als klassische Währungsreserve und als wichtigen Baustein für Vertrauen in eine Währung. Sie steht damit nicht nur in Einklang mit Tausenden von Jahren Geldgeschichte, sondern auch mit einer früheren Tradition der Federal Reserve: Deren ehemaliger Gouverneur John Exter stellte nicht nur eine monetäre Rolle für Gold und Staatsgold fest, sondern sah in Gold das ultimativeGeld- oder »Power Money«, wie er es in seiner berühmten Liquiditätspyramide bezeichnete, die nach ihm benannt ist:
Und auch die akademischen Sonntagsreden der Bundesbanker klingen immer durchaus geschichts- und verantwortungsbewusst: Ein halbes Jahr nach dem Start der Bürgerinitiative »Holt unser Gold heim!« und inmitten der harten Debatte um Forderungen des Bundesrechnungshofs nach besserer Transparenz beim deutschen Staatsgold (siehe dazu Kapitel III.2) hielt etwa Bundesbank-Chef Weidmann im Herbst 2012 eine staatstragende Rede mit dem Titel »Money Creation and Responsibility«19, in der er Gold als »zeitlosen Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel« bezeichnete – also als gutes Geld. Die Wirtschaftswoche bezeichnete diese absolut wahre Aussage damals als »unglaublichen Tabubruch für einen Bundesbanker«20. Nun, rein formal war es das keineswegs – es war schlicht die offizielle (aber eben nur ungern ausgesprochene) Bundesbank-Position, die Weidmann inmitten dieses heißen Herbstes 2012 mit den vehementen Diskussionen zum Staatsgold wieder einmal meinte, äußern zu müssen. Der langjährige Mitarbeiter im Bundeskanzleramt (2006–2011) versteht es ebenso gut wie seine ehemalige Chefin Merkel, rhetorisch die richtigen Töne zur allgemeinen Beruhigung des deutschen Michels zu treffen – während die Taten und die Lagevöllig anders aussehen! Seit 2011 etwa meint Weidmann fastmonatlich, sich öffentlich verbal von den Euro-»Rettungs-Maßnahmen« per EFSF oder ESM distanzieren zu müssen; ebenso »warnt« er ständig vor diversen Risiken – etwa aus inzwischen unlimitierten Staats- und Schrottanleihe-Käufen der EZB (»OMT«). Niemals jedoch sind diesem ostentativen Protest für die Öffentlichkeit je Taten gefolgt. Der Vertreter des mit Abstand größten Zahlerstaates und Garanten der Euro-Rettung lässt sich im EZB-Rat seit Jahren ganz regelmäßig bei jeder weiteren der inzwischen billionenschweren und permanenten »Rettungen« überstimmen, ohne zurückzutreten! In einem Artikel bezeichnete ich Weidmann schon 2011 einmal als »Hofnarren«, dem es zwar erlaubt wird, zur Beruhigung der Öffentlichkeit manchmal die Wahrheit zu sagen – der aber ansonsten keinerlei Willen oder gar die Macht zur Durchsetzung seiner wichtigen Forderungen hat – und eben nur für dieses Staatsschauspiel engagiert ist. Wäre es anders, hätte Weidmann spätestens 2012 zurücktreten müssen, als sein extrem berechtigter und demonstrativ vorgetragener verbaler Protest gegen ESM & Co ebenso demonstrativ von Draghis EZB mit »Ist zu Protokoll genommen – und jetzt gib Ruhe!« beantwortet wurde.
Just dieses schlechte Staatsschauspiel erleben die Bundesbürger seit 2012 nun auch beim Staatsgold. Die Bundesbank tut rhetorisch alles, um den Michel zu beruhigen. Die Botschaft der nachfolgend in Kapitel III und V ausführlich beschriebenen Show der Bundesbank für die Bürger (oder besser: für die infantil behandelten Untertanen) ist eindeutig: »Wir kümmern uns [also müsst ihr es nicht selbst tun]! Das deutsche Gold ist bei uns bestens verwahrt [glaubt uns einfach] – ebenso bei den integren Partnerlagerbanken [glaubt denen einfach]. Und wenn ihr [tumben Deppen] es partout wollt, dann können wir gerne auch so tun, als ob wir bis 2020 ein paar Hundert Tonnen des Goldes zurückholten.«
Dies also ist die aktuelle Lage beim deutschen Staatsgold. Und sie istvöllig unangemessenbei dereinzigen substanziellenPosition auf der Bilanz der Deutschen Bundesbank.
Zur Verdeutlichung der Bedeutung des Staatsgoldes sehen wir noch einmal die oben genannte Exter-Pyramide in etwas anderer Darstellung an:
Abb. I 2 g: Inverse Liquiditätspyramide nach Exter
Wir erkennen: Lediglich auf den ersten (quantitativen) Blick hat das Gold der weltweiten Zentralbanken eine nur »kleine« Bedeutung: ca. 31.000 Tonnen – oder gut eine Billion Euro bzw. 1150 Milliarden Dollar. Diese 31.000 Tonnen werden übrigens seit 1971 von den Zentralbanken praktisch unverändert angegeben. Die Zahl wurde schon vor über 15 Jahren vom amerikanischen Goldexperten Frank Veneroso stark angezweifelt. Und falls Teile der Goldreserven der USA und der in den USA fremdgelagerten Bestände mehrere Eigentümer haben sollten (dazu mehr in den Folgekapiteln), dann würde sich diese ohnehin schon winzige substanzielle Basis der inversen Pyramide noch weiter verkleinern!
Dieses Gold ist die – implizite aber sehr relevante – Basis des Welt-Geldsystems! Es sei wiederholt: Das sagen nicht wir Goldbugs, sondern John Exter, ehemaliger Gouverneur der Fed. Seine Pyramide ist zwar schon 50 Jahre alt. Doch heute (nach dem Ende der Goldbindung der Währungen 1971) gilt sie mehr denn je.
Ludwig von Mises hatte in seinem berühmten »Regressionstheorem« schon vor über 100 Jahren21 bewiesen, dass Papiergeld überhaupt nur deshalb einen Wert haben kann, weil die Menschen irrationalerweise noch immer an eine Deckung von Papiergeld glauben. Dieser Glaube ist zwar seit 1971 objektiv falsch – aber die implizite bzw. theoretische Möglichkeit einer Deckung der Welt-Geldmengen durch Gold steckt auch weiterhin unbewusst in den Köpfen der Menschen. Irrational – aber doch real – wie ich z.B. 2009 einmal schrieb:
»Ungedecktes Papiergeld wird heute nur deshalb noch als Geld mit Wertspeicherungsfunktion akzeptiert, weil die Menschen – seit 1971 ungerechtfertigterweise – noch immer von der Golddeckung der Währungen ausgehen. Diese falsche Annahme ist ein ›Nachhallen‹ der Welt vor 1971 bzw. vor 1913 und sie ist noch immer kollektiv im Gedächtnis der meisten Menschen verankert.«22
Darum gilt auch heute noch und mehr denn je: Auf dieser physischen Basis von höchstens 31.000 Tonnen / einer Billion Euro (10 hoch 12) ruht die Weltkreditmenge von inklusive Derivaten heute über einer Billiarde Dollar, also 1000 Billionen oder 1 Million Milliarden (engl.: quadrillion / 10 hoch 15)! Ein Bekanntwerden eines fractional gold banking-Systems durch Mehrfach-Eigentümerschaften der Barren der Zentralbanken, Geschäftsbanken, Goldkonten und Gold-ETFs würde den globalen Geldmengen-Hebel »Welt-Kredit zu Welt-Zentralbankgold« von bereits perversen 1000 zu 1 in noch viel groteskere Größenordnungen bringen! Vor diesem hochbrisanten Hintergrund haben wir sogar ein gewisses Verständnis dafür, dass sich der amtierende Bundesbank-Vorstand bislang noch nicht zur formalen Mitzeichnung unserer Forderung nach sofortiger Heimholung und bilanziell transparenter, exklusiver Lagerung des gesamten deutschen Goldes im Inland durchringen konnte …
Dieses Zögern ändert jedoch nichts an der gewaltigen Bedeutung des Staatsgolds für unser Welt-Finanzsystem – allein nur wegen der alles entscheidenden Vertrauensfrage in die Integrität der Zentralbanken, deren Papiergeld und damit auch des Staatsgoldes!
Transparenzfragen bzw. Vertrauen oder Misstrauen in zentrale Lagerstellen von Gold sind seit vielen Jahren aus sehr guten Gründen intensiv diskutierte Dauerthemen in den einschlägigen Internet-Foren. Dies gilt beim Staatsgold ebenso wie bei privatwirtschaftlichen Lageranbietern. Nur beispielhaft steht nachfolgendes Posting des Verfassers aus einer Forendebatte von 2007 im Goldseitenforum. Adressat der so formulierten Fragen von »Pauli« zur Seriosität der Lagerhaltung des damals neu aufgelegten ersten deutschen börsennotierten Goldlagerungs-Anbieters »Xetra Gold« (Emittenten u.a. Deutsche Börse AG, Deutsche Bank AG, Vontobel AG, Umicore) war dessen Produktmanager »BOPeters«. Der nahm an dieser leicht googlebaren Forendebatte sehr ernsthaft teil und beteiligte sich offen mit vollem Namen im Forum, weil darin die gerade in der Startphase von Xetra-Gold so wichtigen Grundsatzfragen diskutiert wurden. Es sind weitgehend dieselben Fragen, die auch heute von der Deutschen Bundesbank zu unserem Staatsgold minutiös beantwortet werden müssten, und die Antworten müssten akribisch belegt werden!
Goldseitenforum, 14. Dezember 2007, 15:34 – Posting von »Pauli«/Peter Boehringer:23
»Fragen @BOPeters: Da wir in einem anderen Thread schon vor Monaten die Problematik›glaubhafte physische Lagerung und Auslieferung von GoldSilber‹anhand diverser ETF- und Inhaberschuldkonstruktionen AUSFÜHRLICH diskutiert haben, stelle ich die dort entwickelte›Checkliste für seriöse Produkte‹auch hier ein (s.u.). Ich bitte vor allem BOPeters um EXAKTE PUNKT-FÜR-PUNKT Bestätigung, dass die geforderten Eigenschaften durch Xetra-Gold erfüllt werden (oder eben nicht). Es mag übrigens sinnvoll sein, auch meine Postings zum neuen Silber-ETF SLV (die von Barclays trotz Kenntnis seit 2006 bis heute unwidersprochen sind!) unter http://www.goldseiten-forum.de/index.php?page=Thread&postID=204250#post204250 (Datum ab 21.9.07) vor Beantwortung zu lesen. Evtl. finden sich ja doch einige Ähnlichkeiten zwischen den SLV-Bedingungen und den Xetra-Bedingungen.
›Checklist‹für seriöse Produkte:a)Einkauf von Gold/Silber/ etc. zu 100 Prozent entsprechend den Nettoneueinlagenb) Einkauf sehr zeitnah zu den Neueinlagen c) Einkauf ausschließlich physisch d) Maximale Cashquote 10 Prozent e) Einlagerung am Sitz der Gesellschaft in eigenen Tresorräumen f) Einlagerung in geographischer Nähe zur Mehrheit der Anleger g) Einlagerung »allocated«, d.h. in eigenem Tresorraum und klar physisch abgegrenzt von Drittbeständen h) Regelmäßige vollständige Veröffentlichung der Barrennummern mit Ankaufdatum (ggf. auch Veröffentlichung der Barrenabgänge)i) Ermöglichung des Zugangs von unabhängigen Auditoren mit max. 1 Tag Vorankündigung j) Expliziter Verzicht auf jegliche Derivatgeschäfte, die bei einem immer (annähernd) voll investierten physischen Produkt, das 1:1 den Gold/Silberpreis repräsentieren soll (muss!), auch gänzlich überflüssig sind! k) Haftungsbewehrte explizite Garantie, dass kein Barren mehrfach verkauft oder entliehen ist l) Kurzfristige physische Auslieferung des Metalls auf Anforderung eines Anlegers
All diese Anforderungen müssen im Prospekt und in den AGBs explizit erwähnt sein und abgesichert sein und die Emittentin muss auch mit einer hohen Haftungssumme für die Erfüllung und Einhaltung all dieser Punkte haften! [Die Liste erhebt noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit; sie muss ggf. noch um weitere Anforderungen ergänzt werden].«
Was für die Privatwirtschaft gilt, müsste natürlich erst recht für Volksgold gelten. In einem Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten erläuterte ich einmal, wie fatal die Bestätigung auch nur des leisesten Verdachts auf irgendwie kompromittierte Staatsgold-Bestände wäre:
»Deutsche Wirtschafts Nachrichten:Was würde passieren, wenn die Bundesbank erklären würde, dass das deutsche Gold nicht mehr in New York ist? Welche Konsequenzen hätte dies für Deutschland und für die Welt?
Peter Boehringer: Nun, wir sprechen bei 1.500 Tonnen in New York und bei weiteren 800 Tonnen in London und Paris immerhin von knapp einer Weltjahresproduktion aller Minen und von über 10 Prozent der geschätzten Gesamt-Goldbestände westlicher Zentralbanken. Und wir sprechen von sehr knappem PHYSISCHEN Material: Im etwa einhundert Mal größeren PAPIERgoldmarkt wäre das zwar eine sehr GERINGE Menge: Merrill Lynch etwa verkaufte am 12.4.13 in wenigen Minuten 124 Tonnen Papiergold (!).
Aber in Zeiten, in denen der Bundesbank offenbar bereits die (Wieder-)Beschaffung von nicht einmal 50 physischen eigenen Tonnen in einem Jahr Schwierigkeiten bereitet und in denen Indien zur Erhaltung eines Angebots-Nachfrage-Gleichgewichts mit massivsten administrativen Maßnahmen die physische Nachfrage um 80 Prozent abwürgen musste, wären 2.300 Tonnen physischer Fehlbestand schon rein markttechnisch ENORM viel. NOCH wichtiger wäre allerdings der Vertrauensverlust der Welt sowohl in die Existenz des (physischen, unverliehenen) Goldbestands der Zentralbanken, als auch in die Vertrauenswürdigkeit der Fed und der USA. Wir überlassen es der Phantasie Ihrer Leser, sich auszumalen, was dies einerseits für den Goldpreis, andererseits für den Dollar und übrigens auch für das betrügerische »fractional reserve«-Papier-Falschgeldsystem insgesamt bedeuten würde.«24
Diese Worte waren keineswegs im Ton einer Kassandra und ohne Anlass gewählt. Indizien und Belege für Manipulationen beim Gold(preis) bzw. fürmögliche Fehlbestände beim Staatsgold gibt es seit vielen Jahren mehr als genug! Man könnte dazu etwa die Tausende (!) von Belegen einsehen, die die GATA seit 1999 gesammelt und dokumentiert hat (ein ganz kurzer Anriss dazu in Anhang A2). Oder man könnte zur uralten Realität der Goldpreis-Manipulation seit den Jahren des London Gold Pools der 1960er-Jahre (nicht nur, aber auch mit physischem Material) in Wirtschafts-Geschichtsbüchern nachschlagen oder etwa in Dimitri Specks realitätsnaher, fast durchgängigbelegter Buchdokumentation »Geheime Goldpolitik«25.
Manchmal wird das betrügerische fractional gold banking-System von offiziellen Stellen sogar ganz offenzugegebenund gar nochverteidigt. Die Datensammlung der GATA26ist hierfür eine echte Fundgrube. Die Manipulationen, vernebelnde Medienpropaganda, direkten Markteingriffe und sonstigen Betrügereien sind auchkeineswegsein Problem der tiefenVergangenheit. Wie salonfähig ganz offene Aufrufe zur »kreativen Bilanzierung« oder gar zum offenen Rechtsbruch auch heute noch sind, soll ein »Empfehlungspapier« der Deutschen Bank (UK)27an die Adresse der Schweizer Nationalbank (SNB) aufzeigen, das hier nachfolgend nur in kurzen kommentierten Auszügen abgedruckt wird.
Veröffentlich wurde dieses ganz offizielle DB-»Analyse«-Stück zu einem Zeitpunkt, als das Schweizer Referendum zum Staatsgold und zu einer 20-prozentigen Hinterlegung der SNB-Bilanz mit Gold in Umfragen von November 2014 nahe an einer Mehrheit war (warum es am Ende nicht durchging – dazu siehe Kapitel V.2).
Das ganze Analysestück ist durchzogen vor einer (natürlichunausgesprochenen) Angst vor Transparenz und physischen Goldkäufen, sodass der SNB ernsthaft und explizit etwa Folgendes empfohlen wurde: Buchgold-Vervielfachung durch Goldleihe und Gold-Swaps; bilanzielle Verschiebebahnhöfe; Derivate statt physischem Goldkauf; Window-Dressing zum Inventur- und Bilanzstichtag!
Meine Kommentierung von damals, November 201428:
In Wirklichkeit plant die SNB im Falle einer Niederlage beim Referendum allerdings vorrangig den Kauf von Gold-Derivaten– und nur extrem ungern vonphysischemGold! Genau in diese Richtung geht auch ein aktuelles »Empfehlungs«-Papier der Deutschen Bank zum Thema.Interessanterweise ist es trotz des detailliert behandelten Themas »Goldreferendum in der Schweiz« nur auf Englisch verfügbar »Peg worth its weight in gold: a detailed analysis of the Swiss gold referendum« – was u.U. daran liegt, dass die beiden (recht jungen und akademisch meritierten) Autoren in der »FX/Foreign Exchange«-Abteilung der DB in London arbeiten – und darum Gold und das Referendum aus einem sehr engen reinen Währungsblickwinkel analysieren. Es geht ihnen vor allem um die Auswirkungen einer nicht mehr unmöglichen Annahme des Referendums auf den Erhalt der planwirtschaftlich-künstlichen (aber das wird so nicht erkannt) Untergrenze des Euro zum Franken von 1,20 Euro/CHF (»Peg«).Im Prinzip kann und muss die ganze Studie der DB-Analysten als dringende Empfehlung an die SNB verstanden werden, wie diese sich selbst im Falle einer Niederlage beim Referendum gegen große Goldkäufe stemmen kann [sic!]und übrigens auch dann keineswegs den seit 2011 mit allen Mitteln (und inzwischen mit fast 400 Mrd. Franken an Geldeinsatz) verteidigten Peg aufgeben muss.Eiskalt und knallhart-pragmatisch zählen die Autoren der DB dabeiUngeheuerlichkeitenauf: Die marktwirtschaftliche Konformität, die juristische Legalität oder gar die diemoralischeLegitimität der empfohlenen Maßnahmen der SNB wird dabei nichtansatzweisehinterfragt! Und wenn sich doch im Schwunge der flotten Analyse einmal Probleme bezüglich der Legalität der Empfehlungen auftun, dann werden sehr sophistisch Wege gesucht (und gefunden), diese Klippen kunstreich zu umschiffen.Das Schweizer Volk wird also selbst im Falle eines »Ja« beim Referendum solche Perfiditäten im Auge behalten müssen! Ähnlich wie auch die Bundesbank schon heute würde die SNB danach ALLES versuchen, große Gold-Heimholungen zu verzögern und physische Käufe weitestgehend zu vermeiden – sprich: den Bürgerwillen nicht umzusetzen! Übrigens prognostiziere ich heute keineswegs einen Sieg der Initiative und schon gar keinen schnellen Anstieg des Goldpreises danach selbst in diesem unwahrscheinlichen Fall, denn Gold darf schon seit 30 Jahren niemals gerade dann steigen, wenn es nach klassischer Krisenlogik oder auch infolge überraschender neuer Nachfrage steigen müsste – die Elite sorgt an diesen psychologisch so wichtigen Stellen immer für gegenteilige bzw. unlogische Reaktionen des Goldpreises! Die SNB hätte ohnehin sogar gemäß Initiativentext zwei volle Jahre Zeit zur Heimholung ihrer Goldbestände aus Kanada und England (was übrigens ein trivialer »non-event« sein sollte, falls (!) das Gold dort unkompromittiert und nicht an Dritte entliehen lagert) – und sogar fünf volle Jahre zur Aufstockung der Teil-Golddeckung ihrer Bilanz bis auf 20 Prozent.
Doch auch unabhängig vom Ausgang des Referendums ist das DB-Papier höchst aufschlussreich. Das Schweizer Volk sollte unbedingt schon heute wissen, welche »kreative« und auch kriminelle Energie gegen den Volkswillen die Falschgeld-Jünger aufbringen können.Gehen wir im Folgenden nur einige wenige dieser Ratschläge der Deutschen Bank an die SNB durch:
1. »Goldkäufe durch die SNB in der Folge einer Annahme der Goldinitiative im Referendum am 30. November 2014 haben höchstwahrscheinlich keinen großen Einfluss auf den Goldmarkt, denn dieKäufe … würden vom offenen Goldmarkt ferngehalten und direkt durch die Zentralbanken durchgeführt, die ständig untereinander Gold kaufen. Große Staatsgold-Käufe und -Verkäufe werden oft außerhalb der offenen Goldmärkte durchgeführt, entweder direkt mit anderen Zentralbanken oder mit supranationalen Institutionen wie der BIZ oder dem IWF. … [Die SNB würde] Gold-Swaps [Leihegeschäfte] nutzen, um das [neue, 20-prozentige] Deckungserfordernis zu erfüllen. [Das wäre auch] konsistent mit internationalen Bilanzierungs-Standards [der Zentralbanken]. Gold-Swaps sind anerkannt vom IWF als legitimes Mittel zum Management von Zentralbank-[Gold-]Reserven. …«29