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**Wenn Liebe zu Hass wird und Hass zu Liebe…** Sie standen einst für die besten Gefühle im Menschen: die sechs Probas, die der Erde geschenkt wurden, um das Gute zu unterstützen. Doch nach ihrer Entführung erkennt Hope ihre bislang so bildhübschen und sanftmütigen Schwestern kaum noch wieder. Modesty strotzt vor Überheblichkeit, Love sprüht vor Aggression und die anderen sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Dafür lernt Hope am sonst so düsteren Despair Seiten kennen, die sie niemals für möglich gehalten hätte, und entwickelt immer tiefere Gefühle für ihn. Aber als einige ihrer Schwestern plötzlich verschwinden und die Leiche eines blonden Mädchens aufgefunden wird, bei der es sich eigentlich nur um eine Proba handeln kann, nimmt alles eine unerwartete Wendung… //Textauszug: Seine ganze Aura, seine ganze Ausstrahlung … Es war irgendwie schwer zu beschreiben, doch wenn ich ein Wort benennen müsste, welches ich mit ihm assoziierte, wäre es Dunkelheit gewesen. Denn ich wusste mittlerweile, dass viel mehr hinter dieser eiskalten Schale steckte. Ich schaute ihn an, in seine schwarzen Augen, und alles, an was ich gerade denken konnte war Licht.// //Alle Bände der packenden Science-Fantasy-Reihe: -- Hope & Despair 1: Hoffnungsschatten -- Hope & Despair 2: Hoffnungsnacht -- Hope & Despair 3: Hoffnungsstunde -- Hope & Despair: Alle Bände in einer E-Box// Die »Hope & Despair«-Reihe ist abgeschlossen.
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Im.press Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2016 Text © Carina Mueller, 2016 Lektorat: Konstanze Bergner Umschlagbild: shutterstock.com / © AS Inc / © Meyer George Umschlaggestaltung: formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral
Für alle,
die Hoffnung gefunden haben,
finden
und finden werden.
Selbst auf den aussichtslosesten Wegen solltet ihr versuchen sie festzuhalten. Ihr schafft das! <3
»Treason? TREASON? – Verdammt! Ich wusste es!« Mit einem Satz sprang ich von der Couch, auf der ich geschlafen hatte. Dieser Arsch hatte sich also tatsächlich aus dem Staub gemacht.
Ich hastete hinüber zu dem Bett, welches ich Treason für die Nacht überlassen hatte, und fühlte, ob die Liegefläche noch warm war.
Kalt. Fuck!
Er war demnach schon länger weg.
Warum zum Teufel hatte ich das nicht mitbekommen? Ich hörte doch sonst jede Stecknadel fallen, selbst wenn ich schlief! Offensichtlich waren meine ausleibenden Albträume nicht das einzige, was sich an meinem Schlafverhalten geändert hatte.
Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich an den vermeintlichen Grund dafür dachte: Hope. Ich wusste nicht, wie das Ganze mit ihr zusammenhing. Ich wusste nur, dass meine jahrelangen Albträume seit unserem ersten Kuss wie weggeblasen waren.
Schnell schob ich diesen Gedanken beiseite, warf mich in meine Klamotten und hetzte hinüber zum Nachbarappartement, wo Hope und ihre Schwestern die Nacht verbracht hatten.
»HOPE?«, rief ich lautstark und hämmerte gegen die Eingangstür. »Mach sofort auf!«
Voller Ungeduld wartete ich, doch den Geräuschen nach zu urteilen schälten sich die Mädels gerade erst aus ihren Betten.
Ich begann unruhig mit dem Fuß zu wippen. Teufel noch mal! Wie konnte man nur so langsam sein?
Auch wenn vermutlich erst zwei oder drei Minuten vergangen waren, polterte ich erneut gegen die Tür: »Wir müssen weg! Sofort! Treason ist –«
Da wurde die Tür geöffnet. Hope schaute mich aus müden Augen heraus an und fuhr sich verschlafen durch ihre hellblonden Haare. »Was ist denn los?«, fragte sie und konnte dabei ein Gähnen nicht unterdrücken.
Ich lächelte. Bei ihrem Anblick wurde mir direkt warm ums Herz – ein Gefühl, das ich bis vor Kurzem nicht kannte. Gern hätte ich sie umarmt. Gern hätte ich ihr einen Guten-Morgen-Kuss gegeben. Doch irgendwie traute ich mich nicht.
Hope wirkte reserviert. Es herrschte eine merkwürdige Spannung zwischen uns und ich konnte nicht einschätzen, woran es lag. Vielleicht bereute Hope, den Kuss gestern zugelassen zu haben? Vielleicht schämte sie sich jetzt dafür? Vielleicht war sie einfach nur von dem Gefühl, der Freiheit wieder so nah zu sein, überwältigt gewesen?
Mir blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Treason war abgehauen und das bedeutete allerhöchste Alarmstufe. Alles andere musste warten …
»Wir müssen sofort los. Treason ist getürmt und ich habe keine Ahnung, wie schnell er mit den anderen Improbas hier auftaucht«, erklärte ich so ruhig wie möglich.
Zuerst machte Hope große Augen. Dann schien sie zu begreifen, was ich soeben gesagt hatte, und wandte sich eilig an ihre Schwestern:
»Habt ihr das gehört? Wir müssen hier weg! Beeilung!«
»Ach, wer hat dich denn auf einmal zum Kommandeur erklärt?«, widersetze Modesty sich direkt, was Hope einen leisen Seufzer entlockte. Love hingegen blieb einfach nur stumm auf ihrem Sessel sitzen. Die Einzigen, die den Ernst der Lage zu realisieren schienen, waren Mercy und Honesty. Fast zeitgleich rannten sie ins Badezimmer und schubsten sich gegenseitig vom Spiegel weg. Frauen!
»Bist du schon fertig?«, fragte ich vorsichtig, nachdem Hope keinerlei Anstalten machte, sich an diesem Gerangel zu beteiligen.
Sie nickte. »Um ehrlich zu sein, bin ich schon seit fünf Uhr auf«, antwortete sie matt.
»Besonders erholt siehst du wirklich nicht aus«, entgegnete ich, während ich sie so betrachtete.
Hope hatte leichte Augenringe und wirkte insgesamt ziemlich erschöpft. Dabei hätte sie schlummern müssen wie ein Baby. Immerhin hatte sie zum ersten Mal wieder die Nacht in einem richtigen Bett verbracht. Oder war die Sorge um ihre verschwundene Schwester Loyalty zu präsent gewesen?
Hope schüttelte den Kopf. »Ich habe ziemlich besch…eiden geschlafen.«
»Ich, ich, ich … Kennst du eigentlich noch ein anderes Thema?«, platzte Modesty dazwischen.
Hope machte eine fast unmerkliche Kopfbewegung in Richtung ihrer Schwester.
Ich verstand sofort. Modesty war also der Grund ihrer ruhelosen Nacht.
»Weshalb konnte Treason überhaupt abhauen? Wie konnte dir das entgehen, du Möchtegern-Genie?«, zeterte Modesty weiter.
Ich zog pikiert die Augenbrauen hoch. Zuerst wollte ich ihr verbal richtig eine verpassen, doch Hope sah mich ebenfalls fragend an, also antwortete ich schuldbewusst, an Hope gewandt: »Es tut mir leid!« Dabei würdigte ich Modesty keines Blickes, nicht, dass sie noch auf die abstruse Idee kam, ich würde mich auch bei ihr entschuldigen. Ich entschuldigte mich für gewöhnlich gar nicht. Bei niemandem! »Normalerweise werde ich nachts vom kleinsten Geräusch wach, doch irgendwie … Ich hätte besser aufpassen müssen. Sorry …«
»Scht«, machte Hope und legte behutsam ihre Hand um meinen Nacken. Zuerst versteifte ich mich, doch dann zog sie mich sanft zu sich herunter und gab mir einen zärtlichen Kuss, welchen ich nur allzu gern erwiderte.
Ich lächelte an ihren Lippen, erfreut darüber, dass wir uns offensichtlich doch noch auf dem gleichen Level wie gestern befanden.
»Gott, muss das sein?! Da wird einem ja schlecht!«, meckerte Modesty offenkundig angewidert.
Hope unterbrach den Kuss und senkte den Blick. Zu gern hätte ich gewusst, was gerade durch ihr hübsches Köpfchen ging, doch sie sah nicht so aus, als würde sie dazu etwas sagen wollen. Sie wirkte einfach nur … enttäuscht. Nicht genervt, nicht böse oder wütend. Nein: enttäuscht.
Ich warf Modesty einen zornigen Blick zu. Die Alte war so ätzend!
Für mich war es absolut nicht nachvollziehbar, warum Hope ihre Schwestern hatte unbedingt retten wollen. Gut, wenn ich an Greed und an die augenscheinlichen Folgen seiner »Umschulung« bei Modesty dachte, war es mir auch lieber, dass sie nicht mehr in den Fängen meiner Brüder waren und alle Impros am Ende noch mit doppelter Stärke auf die Menschheit einwirken könnten. Aber wegen der Mädchen selbst? – Nein. Bis jetzt hatte sich in meinen Augen noch keine als würdig erwiesen, das Risiko, welches Hope für sie eingegangen war, wert gewesen zu sein. Gerade Modesty war schier unerträglich! Und das nicht erst, seit Greed sie in den Fingern hatte, wie ich zu behaupten wagte. Natürlich hatte seine »Behandlung« die Sache nicht verbessert, aber die alleinige Schuld trug auch er nicht. Dazu war Greed viel zu … schwach. Ich hatte von Anfang an gemerkt, dass Modesty nicht hundertprozentig hinter ihrem Pro stand. Sonst wäre ich gar nicht erst auf die Idee gekommen, ihr das Angebot »Verrate Hopes Aufenthaltsort gegen Freiheit« zu machen. Ob es ein Fehler war, sie hier zu haben, würde sich noch zeigen. Ich für meinen Teil war davon überzeugt …
Honesty und Mercy kamen derweil wieder zurück aus dem Badezimmer. Ich betrachtete sie nachdenklich, konnte ich sie doch nur sehr schwer einschätzen. Sie schienen irgendwie neutral. Weder Proba noch Improba. Bei ihnen standen somit die Chancen, wieder vollends zu sich selbst zu finden, nicht schlecht. Cruel und Lie waren zum Glück ja auch keine Hates.
Das größte Sorgenkind von allen war meiner Meinung nach Love. Sie saß völlig apathisch auf einem Sessel und starrte vor sich hin. Es war aber nicht einfach nur ein Blick ins Leere, den man schon mal aufsetzte, wenn man am Grübeln war. Nein: Er hatte etwas Krankes, etwas Psychotisches. Und ich hoffte inständig, dass Hopes Liebe zu ihr uns nicht allen das Genick brechen würde. Aber gut: Was vermochte ich schon dazu zu sagen? Ich kannte keine von ihnen wirklich und sollte mir eine Vorverurteilung auch nicht anmaßen.
»Seid ihr jetzt soweit? Es wird Zeit«, erinnerte ich mit einem Blick auf die Uhr. Mittlerweile waren schon fast zehn Minuten vergangen und da ich keine Ahnung hatte, wann Treason unser Domizil verlassen hatte, konnte es genauso gut sein, dass er jeden Augenblick wiederkam.
»Ja, wir sind startklar«, antwortete Hope.
Ich drehte mich um, wollte gerade das Appartement vor den Mädchen verlassen, als Treasons Jeep vorgefahren kam. Ich hielt kurz die Luft an. Dieser Schweinehund hatte wirklich ein Gespür fürs richtige Timing.
»Ich wusste es!«, fluchte ich leise, während Hope wie versteinert neben mir stand und sich an meinem Arm festklammerte. Gerne hätte ich ihr etwas Tröstendes gesagt, sie schützend in meine Arme genommen, doch für das, was uns erwartete, gab es keine Hilfe.
Wieder fühlte ich mich wie in der Zeit zurückversetzt. Nur, dass Hope Hate war; Hate, wie er morgens mit tränenüberströmtem Gesicht aus den Räumlichkeiten des Obersts geführt und mit einem Fußtritt wieder in seinen Käfig befördert wurde. Er hatte mir schrecklich leidgetan. Damals. Ich war noch zu klein gewesen, zu hilflos, und konnte nichts für ihn tun. Doch nun waren wir älter. Und verdammt: Ich war eins der tödlichsten Geschöpfe auf diesem Planeten!
Eigentlich hatte ich den Willen, anderen zu helfen, schon lange aufgegeben. Ich war es leid gewesen, immer nur der Geber zu sein, doppelte Strafen zu kassieren und nie etwas dafür zurückzubekommen. Doch bei Hope war das nicht so. Sie hatte mir geholfen. Ja, sie hatte mir sogar mein Leben gerettet! Ich würde nicht zulassen, dass ihr etwas Ähnliches oder am Ende gar das Gleiche wie uns passierte.
Ich spürte, wie eine unbekannte Kraft mich durchfloss und meinen Willen wieder zum Leben erweckte. Ich bekam Gänsehaut. War sie das? Die Hoffnung?
Blitzschnell begann ich unsere Möglichkeiten abzuwägen: Vor uns Treason – und wer sonst noch alles in dem Wagen saß –, hinter uns ein Appartement, dessen Mauern zu fragil waren, um uns verschanzen zu können.
»Hat er uns tatsächlich verraten?«, fragte Hope leise. Ihre Stimme klang betroffen.
»Sieht ganz so aus«, stellte ich bitter – wenn auch im Gegensatz zu ihr weniger überrascht – fest.
Hope schluckte laut.
»Versucht unauffällig, aus einem der hinteren Fenster zu fliehen. Eine nach der anderen. Seid dabei so leise wie nur möglich. Ich versuche, Treason abzulenken«, flüsterte ich ihr zu.
Sie nickte leicht.
»Wenn ihr einen schwarzen Dodge mit goldenen Felgen seht, lauft so schnell ihr könnt. Das ist unser Oberst.«
Wieder nickte sie.
»Dann los.«
Sie drückte noch einmal kurz meinen Arm. Meine Muskeln spannten sich ungewollt an. Das Gefühl, alles schaffen zu können, war auf einmal so stark wie ich es niemals zuvor gespürt hatte. Hoffnung …
Langsam bewegte sich Hope zurück, während ich mich so in der Tür positionierte, dass der Blick in das Appartement erschwert wurde.
Treason stieg aus.
»Na, du Verräter?«, grüßte ich kühl.
Treason zog arrogant die Brauen nach oben. Diese Geste war so typisch für ihn. »Ich hab dich auch vermisst«, entgegnete er hochmütig.
»Du hast echt keine Zeit verstreichen lassen.«
»In Bezug auf was?«
»Jetzt stell dich nicht so dumm! Du weißt genau, wovon ich spreche!« Meine Stimme klang aggressiv. Zu Recht.
»Nein, das weiß ich nicht«, antwortete Treason gelassen.
»Wo ist er?«, fragte ich barsch.
»Wer?«
Ich knirschte mit den Zähnen. »Unser Oberst.«
»Zum Glück weit weg von hier«, erwiderte Treason.
Argwöhnisch sah ich ihn an. »Und wo warst du dann, wenn nicht im Quartier?«
»Frühstück holen?«, entgegnete er, auf einmal ebenso ungehalten.
»Na klar. Und wo ist es?«
»Du bist echt lästig, Despair!« Genervt schlug er die Fahrertür zu und ging um das Auto herum zum Beifahrersitz.
»Für wie blöd hältst du mich?« Ich stürmte auf ihn zu, wollte ihn von dem abhalten, was auch immer er vorhatte, doch da öffnete er auch schon die Tür – und holte eine Bäckertüte sowie ein Tablett voll mit Kaffeebechern hervor.
Verdutzt blieb ich stehen.
Mit dem Fuß schlug er die Tür zu und trat mir entgegen.
Hinter mir kam Hope zum Vorschein und beäugte Treason neugierig.
»Solltest du nicht schon längst über alle Berge sein?«, zischte ich ihr zu.
»Ich wollte erst mal abwarten, ob das wirklich nötig ist«, erklärte sie reumütig.
Ich seufzte genervt. Dann ging ich an Treason vorbei zu seinem Fahrzeug und warf einen Blick in den Innenraum. Nicht, dass wir gemütlich frühstückten und klammheimlich ungebetene Gäste aus dem Auto stiegen. Hate – oder am Ende noch der Oberst persönlich.
»Kofferraum?«, rief ich Treason zu, welcher verständnislos mit dem Kopf schüttelte.
»Ist alles offen, du Zweifler!«
Zweifel? Pfft! Ich würde es eher Erfahrung nennen …
Ich sah mir den Wagen genauer an. Er schien tatsächlich clean zu sein. Trotzdem glaubte ich Treason nicht. Er führte etwas im Schilde. Ich wusste nur noch nicht, was …
Hope wartete vor dem Appartement auf mich.
»Sei doch froh«, sagte sie mit einem Lächeln, da sie meinen skeptischen Blick richtig gedeutet hatte, und nahm meine Hand.
Ich entzog sie ihr wieder. »Froh bin ich erst, wenn er weg ist. Und das solltest du auch sein.«
Sie nahm meine Hand erneut. Hielt sie diesmal fester.
»Ich denke, wir beide müssen noch viel lernen«, sagte sie und zog mich mit sich ins Appartement.
Überrascht sah ich sie an. Dann musste ich lächeln. Hope war wirklich ungewöhnlich. Im positiven Sinn.
Treason verteilte derweil Kaffee und Croissants, was begeisterten Anklang fand.
»So gut habe ich schon ewig nicht mehr gegessen«, schwärmte Mercy.
»Ich auch nicht. Vielen Dank, Treason«, fügte Honesty hinzu. Selbst Love und Modesty ließen es sich schmecken.
»Ach, da ist ja unser Verschwörungstheoretiker«, schnappte Modesty in meine Richtung, nachdem sie mich erblickt hatte.
Dummes. Weib.
»Willst du auch was?«, fragte Treason und hielt mir einen der Kaffeebecher hin.
»Nein«, antwortete ich. Nicht, weil ich ihn nicht mochte, sondern weil ich nach dem Vorfall heute Morgen schon wach genug war.
»Echt jetzt?! Hast du Schiss, dass Treason da was reingetan hat? Soll ich ihn für dich probieren?«, foppte Modesty mich. Honesty und Mercy kicherten.
Ich holte tief Luft. Schön ruhig bleiben, Despair. Schön ruhig bleiben.
Hope schien meine aufkeimende Wut zu spüren und drückte sanft meine Hand. Es wirkte.
»Ein Croissant würde ich aber nehmen«, lenkte ich ein. Auch wenn ich keinerlei Hunger verspürte, spielte ich mit. Dabei war mir egal, was diese dämliche Modesty, Honesty oder sonst wer von mir hielten. Ich hatte nur das Gefühl, dass es Hope wichtig war. Ein kleines Stück Normalität, ein bisschen Harmonie. Und das wollte ich ihr nicht verwehren.
Hope lächelte mich dankbar an.
»Bist du auch so ein Croissant-Fresser wie Hope?« Wieder Modesty. »Sollten echte Männer nicht eher Wurst essen? Oder bist du einfach nur kein Mann?«
Ich nahm das Croissant, welches Treason mir reichte, und biss herzhaft hinein. Ignorier sie einfach, Despair, sagte ich mir. Sie ist ein dummes, kleines Mädchen. Weiß vermutlich nicht einmal, was sie da redet.
»Gut. Es kann schon mal zu Verwirrungen kommen, wenn man nur mit einer Horde Männer aufwächst«, machte sie weiter.
Ich ballte so kraftvoll eine Faust, dass meine Fingerknöchel knackten. Was redete sie da nur für einen Müll?! Doch Modesty war nicht zu stoppen. Im Gegenteil. Meine Ignoranz schien sie sogar noch anzuspornen.
»Da ist sexuelle Verirrung und Frustration ja quasi vorprogrammiert.«
Honesty und Mercy hielten inne. Obwohl sie die ganze Zeit über am Kichern waren, schien ihnen das Lachen nun vergangen zu sein.
Hope drückte meine Hand fester, doch es nutzte nichts mehr: Die Luft war bis zum Zerreißen gespannt. Sollte Modesty noch einen Ton sagen – Nur einen einzigen! –, würde ich ihr das Maul gehörig stopfen! – Nein, ich schlug keine Frauen. Also, theoretisch. Die Sache mit Hope war eine furchtbare Ausnahme gewesen, also wahrlich keine Freude. Ganz im Gegenteil! Aber niemand hatte etwas davon gesagt, dass man eine verrückte Proba nicht rauswerfen oder in der Badewanne kalt abbrausen durfte.
»Es reicht jetzt, Modesty!«, ging Hope plötzlich harsch dazwischen. »Was gibst du nur für intolerante, sinnbefreite Sachen von dir?«
Erstaunt sah Modesty sie an. Dann fing sie an, regelrecht hysterisch zu lachen.
»Gott, Hope! Von sechs hübschen Männern hast du dir ausgerechnet das fehlgeleitete Exemplar ausgesucht! Du bist wohl doch nicht so toll, wie Barry immer dachte!«
Hope schluckte merklich, als Barrys Name fiel. Ihre Augen begannen verdächtig zu schimmern.
Doch. Ich würde dieser ätzenden Tussi sehr gern den Hals umdr…
»Jetzt komm«, platzte Modesty heraus. »So schlimm war es auch nicht, was ich gesagt habe. Heul hier nicht rum«, motzte sie genervt.
Ich machte gerade den Mund auf, um etwas »Passendes« zu erwidern, als Love sich erhob. Love, welche die ganze Zeit über keine Regung von sich gegeben hatte, ging zielstrebig auf Modesty zu und gab ihr eine schallende Ohrfeige.
Wenigstens war ich nicht der Einzige, der vollkommen fassungslos aus der Wäsche schaute:
»Ich … Love …«, begann Hope loszustammeln, doch die Angesprochene schaute nur abwertend in die Runde.
»Was? Tut nicht so, als wäre ich die Einzige, die sich dieses miese Gelaber nicht mehr anhören möchte!«
Ungläubig runzelte Hope die Stirn. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch schwieg dann.
»Ja, ich weiß Hope. Das hätte man anders regeln können. Gewalt ist keine Lösung, niemand muss zu Schaden kommen, bla bla bla … Aber soll ich dir mal was sagen? Manchmal kommen Leute zu Schaden. So ist das eben. Und je eher du dich damit abfindest, desto besser.«
Da ließ Hope meine Hand los, erhob sich wie in Trance, vollkommen fassungslos, wie es schien. Sie bewegte sich keinen Zentimeter, sondern schaute mit leicht geöffnetem Mund auf Love.
Diese hatte sich mittlerweile wieder in ihren Sessel gesetzt und starrte vor sich hin, als wäre nichts geschehen.
Ich stand auf, wollte Hope die Hand auf die Schulter legen, da meldete sich Love doch noch einmal zu Wort:
»Übrigens: Ich hab das nicht für dich getan. Sondern für Despair. Nur, damit das klar ist.« Dann verfiel sie zurück in ihre Starre.
Modesty schien nicht minder erschrocken zu sein als der Rest von uns. Sie rollte zwar mit den Augen, als wenn sie das alles nicht tangieren würde, doch ihr unsteter Blick dazu und das schlagartige Schweigen sprachen eine andere Sprache.
»Will jemand noch Croissants?«, fragte Treason vorsichtig.
Ich unterdrückte ein Grinsen. Love hatte es doch tatsächlich geschafft, selbst Treason zu beeindrucken.
Ein betretendes Kopfschütteln ging durch die Runde.
»Okay. Bleibt mehr für mich!« Mit diesen Worten schob Treason sich ein weiteres Gebäckstück in den Mund, doch diese Geste wirkte eher gezwungen.
Hope räusperte sich. »Hat jemand von euch schon das Handy angehabt?«
Treason hielt ihr sofort seins hin. Ich fand, er war ein bisschen zu nett zu ihr.
»Nein, ich meinte die Mädels«, lehnte sie dankend ab.
Honesty war die einzige, die daraufhin nickte. »Loyalty hat sich noch nicht gemeldet«, antwortete sie niedergeschlagen.
Ich wandte mich an Hope, einem spontanen Impuls folgend. »Können wir mal kurz nach nebenan gehen?« Mir war klar, dass ich Treason so mit den anderen Mädchen alleinlassen würde. Aber sei's drum. Mir brannte etwas auf der Seele, was keinen weiteren Aufschub duldete.
Fragend blickte sie mich an.
»Ich würde gerne mal mit dir unter vier Augen reden«, erklärte ich.
Zögernd sah Hope zwischen den Mädels hin und her, die uns anglotzten, als hätte ich sie gerade um eine Organspende gebeten.
Ich schüttelte genervt den Kopf. »Nein, ich will ihr nicht an die Wäsche. Ich will nur mit ihr REDEN.«
Modesty schien etwas sagen zu wollen, blickte aber wie ertappt in Loves Richtung, welche sie grimmig anschaute, und verkniff sich dann jeglichen Kommentar. – Gut! So wie ich sie bis jetzt kennengelernt hatte, wäre da auch nichts Gescheites rausgekommen.
»Also?«, fragte ich Hope noch einmal und bot ihr meine Hand an.
»Ich …«, begann sie, doch brach den Satz wieder ab.
»Ich will wirklich nur reden«, bekräftigte ich noch einmal.
Warum stellte sie sich so an? Sie hatte mich doch vorhin geküsst. Nicht umgekehrt.
»Das ist es nicht …«
»Was dann?«
»Ich wäre gerne dabei, falls Loyalty sich in den nächsten Minuten meldet«, sagte sie kleinlaut. »Nur eine kleine Hoffnung, ich weiß. Aber …«
Ich nickte verstehend. »Könnt ihr uns einfach Bescheid sagen, falls Loyalty sich meldet?«, fragte ich in die Runde.
Keines der Mädchen antwortete.
»Gibt ihr dann wenigstens jemand das Handy?«, murrte ich genervt.
Ausnahmslos alle schauten jetzt in eine andere Richtung.
»Was zur Hölle ist los mit euch?! Ihr tut immer so, als wärt ihr alle ach so gut miteinander befreundet und als würde sich jede für die andere aufopfern. Aber euer Scheißhandy wollt ihr eurer Schwester nicht einmal für zehn Minuten borgen?«, fuhr ich sie an.
Ich wusste, dass ich damit nicht gerade bei Hope punktete. Doch ich konnte mir das leider nicht verkneifen. Die Tussen wirkten gerade furchtbar heuchlerisch auf mich und das war etwas, was ich auf den Tod nicht ausstehen konnte.
»Ist schon gut«, sagte Hope und nahm meine Hand, damit wir gehen konnten. »Sie können ja auch nichts dafür, dass mein Handy irgendwo in der Pampa liegt.« Die Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Ich empfand Mitleid für Hope – ein Gefühl, das ich in meinem Leben nur sehr selten gespürt hatte. Am liebsten hätte ich die Weiber hintereinander übers Knie gelegt. So behandelte man doch niemanden, der alles für einen riskiert hatte! So behandelte man keine Hope …
Ich schaute ihre sogenannten »Schwestern« der Reihe nach an und legte so viel Verachtung in meinen Blick, wie ich nur konnte. Sollten sie ruhig spüren, was ich von ihnen hielt. Nur Love sparte ich aus. Es schien, als hätte sie genug eigene Dämonen, mit denen sie gerade zu kämpfen hatte …
Dann zog ich Hope sanft an mich und geleitete sie zur Tür.
Plötzlich sprang Treason auf: »Ich werde dir Bescheid sagen, wenn Loys sich gemeldet hat, Hope.«
Hope blieb abrupt stehen. »Loys?«
Treason wich ihrem Blick aus.
»Wie hast du sie soeben genannt?«, hakte Hope noch einmal nach.
»Loys … Ihr Spitzname«, antwortete er leise.
Hopes Augen begannen zu leuchten. Sie löste sich kurz von mir, ging zu ihm. »Danke, Treason. Das weiß ich sehr zu schätzen.« Sie nahm seine Hand und drückte sie kurz. Dazu schenkte sie ihm ein breites Lächeln.
»Ja, danke Treason«, murrte ich und schob Hope vor mir her ins Nachbarappartement, wo er und ich übernachtet hatten.
Nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte, setzten wir uns auf die Couch. Ich überlegte noch, wie ich am besten anfangen sollte, da übernahm Hope die Initiative:
»Treason hat einen Spitznamen für Loyalty«, sagte sie lächelnd. Sie sah zwar immer noch niedergeschlagen aus, doch das schien sie aufzuheitern.
Ich zog die Brauen nach oben. »Und?«
»Wie und? Weißt du nicht, was das bedeutet?« Sie lächelte immer noch. Schelmisch, wie ich nun fand.
»Nein?«, entgegnete ich.
»Ich wusste es. Er mag Loyalty.«
»Weil er einen Spitznamen für sie hat?« Ich blinzelte ungläubig.
Hope nickte verschmitzt.
»Du meinst also, dadurch zeichnen sich Gefühle aus?«, fragte ich beinahe anklagend.
Hope schaute nun etwas verunsichert.
»Ich habe keinen Spitznamen für dich«, fügte ich leise hinzu.
Da starrte sie mich an. Die plötzliche Stille legte sich über uns wie ein klobiges, dunkles Tuch.
Warum sagte sie nichts? Fühlte sie nicht, wie schwer mir das hier fiel?
Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Warum hatte ich überhaupt reden wollen? Ich wollte nie reden! NIE! Schon gar nicht über Gefühle. Und jetzt? Was machte diese Frau nur mit mir?!
Ich schaute aus dem Fenster und wünschte mir, die Unterhaltung noch mal auf Anfang drehen zu können. Der Beginn unseres »Gesprächs« war bei weitem nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wobei ich nicht wirklich darüber nachgedacht hatte. Die Bitte um eine Unterhaltung war mehr eine Kurzschlussreaktion gewesen. – Nicht das Gespräch an sich, nein. Ich wollte schon mit ihr reden. Nur nicht unbedingt über Gefühle. Oder uns. Falls es sowas wie ein »Uns« überhaupt gab …
Ich wollte mit ihr über Treason sprechen. Und so, wie sich das Ganze entwickelte, schien das mehr als nötig.
Doch nun saß ich hier wie ein kleiner, dummer Schuljunge und ärgerte mich darüber, Hope etwas von meiner Gefühlswelt offenbart zu haben. Aber ich war auch selbst schuld. Normalerweise verbarg ich meine Gefühle vor allen; nichts anderes hatte ich gelernt. Nicht einmal mein eigenes Impro konnte ich ausleben wie die anderen. Hinter Wut und Aggressionen hatte ich es versteckt, um nicht den Verstand zu verlieren. Kein Wunder also, dass nun alles so gelaufen war.
Es war für mich verdammt hart, überhaupt über solche Themen zu reden. Früher schon. Doch was ich nicht wusste: Es wurde noch um ein Vielfaches schwieriger, wenn der Gesprächspartner einem nicht egal war …
Da strich Hope mir auf einmal sanft über die Wange. Eine wohlige Wärme durchfuhr mich und meine ganzen negativen Gedanken, die mich gerade noch niedergerungen hatten, waren auf einmal wie weggeblasen.
Ich sah sie an. Sah ihr in ihre wunderschönen meerblauen Augen.
»Tue das nicht«, wisperte sie.
»Was?«, flüsterte ich ebenso leise zurück.
»Diese ganzen negativen Gedanken.«
»Du kannst Gedanken lesen?«, fragte ich. Meine Stimme klang entsetzter als sie sollte.
Da lächelte sie. »Nein. Ich spüre nur das Negative. Und das ist überhaupt nicht nötig.«
»Aber –«
»Scht«, machte sie wieder und legte mir ihren Zeigefinger auf den Mund. Mich so zum Schweigen bringen zu lassen, hätte ich früher niemals geduldet. Bei keinem! Bis ich Hope kennenlernte … Sie hatte das jetzt schon zum dritten Mal bei mir gemacht, doch ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich wollte es auch gar nicht. Ihr Charme war einfach entwaffnend. Warum nur hatte ich das nicht früher bemerkt? Wie konnte ich ihr bloß eine Einheit zumuten?
Ich Vollidiot! Ich dämlicher, blöder Vollidiot!
»Du solltest doch aufhören«, wiederholte Hope.
Ich wandte den Kopf ab.
»Es tut mir leid«, sagte ich dann.
»Bitte?«
»Alles. Dass ich dich gefangen genommen habe, dass ich dich in einen Käfig gesperrt habe, dass ich dir eine Einheit verpasst habe –«
»Hör auf damit! Du hast nur Befehle ausgeführt«, unterbrach sie mich.
»Nein. Das wäre zu einfach, es so zu entschuldigen. Ich bin ein erwachsener Mann. Ich hätte selbstständig denken müssen. Aber stattdessen gehorchte ich wie irgendein Haustier und brachte die einzige Person in Gefahr, die jemals nett zu mir war.« Ich senkte reumütig den Blick.
»Nun ja … theoretisch hast du mich ja sogar gerettet.«
Ungläubig sah ich sie an. »Ich soll was getan haben?! – Hope, wenn ich dich gerettet hätte, hätte ich dich weit weg von unserem Quartier, von allem hier gebracht. Und was tat ich? Ich habe dich quasi in die Höhle des Löwen höchstpersönlich geschleppt.«
»Aber genau das war es doch«, beharrte sie.
»Das war was?«
»Du hättest mich genauso gut in euer Quartier bringen können. Wie alle meine Schwestern auch. Aber das hast du nicht. Und du hast mir auch nicht die mehrmaligen täglichen Einheiten verpasst.«
»Woher weißt du dav…«, begann ich, doch sie schnitt mir das Wort ab:
»Sag mir, warum du das nicht getan hast?«
Ich knurrte unwillig, begann dann aber doch zu antworten: »Ich könnte dir jetzt schön etwas vorlügen, könnte dir erzählen, dass ich von Anfang an von dir fasziniert war, dass du viel zu hübsch warst, um dir etwas anzutun. Aber das stimmt nicht. Ich habe dich gehasst, Hope. Wirklich abgrundtief gehasst. Selbst dein hübsches Äußeres hätte das nicht wettmachen können. Ich lege Wert auf Charakter und du warst das Sinnbild für all das Leid, das ich jahrelang ertragen musste.«
Hope schluckte hörbar. Mit so viel Offenheit hatte sie wohl nicht gerechnet. Und um ehrlich zu sein: Ich auch nicht …
Doch ich konnte nichts dagegen tun. Es war, als wäre ein Knoten geplatzt und als könnte ich mir ein kleines Stückchen des Frusts von der Seele reden, der sich mein ganzes Leben lang aufgestaut hatte.
»Und warum hast du mich dann zu dir nach Hause gebracht?«, fragte sie schüchtern, hörte sich jedoch nicht so an, als ob sie das wirklich noch wissen wollte.
»Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Nachdem ich dich gefangen hatte, rief unser Oberst an und wollte wissen, ob ich erfolgreich war. Ich log. Dann schmiedete ich den Plan, dich einfach allein umzuschulen, doch ich konnte nicht …« Ich seufzte und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht.
Da saß sie. Meine Lebensretterin. Ein Wesen, von Grund auf gut. Doch ich hatte es verderben wollen. Und außer einem plumpen »Es tut mir leid!« und der Tatsache, dass ich ihr nicht einmal erklären konnte, warum ich sie nicht direkt unserem Oberst zum Fraß vorgeworfen hatte, hatte ich nichts zu sagen.
»Ich weiß es aber«, sagte sie plötzlich und nahm meine beiden Hände.
Wieder durchfuhr mich diese wohlige Wärme.
»Ach ja?«, entgegnete ich demütig.
»Ja«, antwortete sie mit fester, klarer Stimme. »Du bist nicht im Geringsten so ein mieser Kerl, wie du denkst. Oder soll ich lieber sagen: Wie dein Oberst es dir über Jahre versucht hat einzutrichtern? Und du darfst nicht vergessen, dass du mich ja schon aus freien Stücken heraus freilassen wolltest. Mit dem entsprechenden Training wärst du sicher ein wundervoller Proba geworden.«
»Ich hatte aber kein entsprechendes Training. Und die Grundsatzregel kennst du sicher auch, oder? Einmal belehrt, für alles andre gesperrt.«
»Ich glaube, wenn man wirklich will, kann man alles sein, was man möchte.« Damit nahm sie mich in die Arme und ich drückte sie an mich.
»Ich habe Angst davor«, flüsterte ich.
»Das musst du nicht. Wir sind jetzt zu zweit.«
Ich drückte sie noch mal fester. Dann ließ ich sie wieder los.
»Und soll ich dir noch etwas sagen?«, meinte sie.
Aufmerksam sah ich Hope an.
»Ich mochte Spitznamen für mich noch nie.« Das Lächeln, dass sie mir daraufhin schenkte, strahlte so viel Wärme und Zuversicht aus, dass ich alles um mich herum vergaß. Für diesen Moment.
Ich umfasste ihr Gesicht, zog es näher an mich heran. Dann legte ich meine Lippen so zärtlich ich konnte auf ihre und begann sie sanft zu küssen.
Hope legte ihre Hände an meine Taille.
Kurzfristig versteifte ich mich. Berührungen waren für mich eigentlich immer nur mit Schmerz verbunden. Doch nachdem keiner folgte, entspannte ich mich wieder und fing an, diese Nähe zu genießen.
Hopes Küsse schmeckten süß, waren leicht und zart, wie die Berührung eines Schmetterlings. Sie wirkte in meinen Armen so zerbrechlich, so verwundbar. Und wieder fragte ich mich, wie ich jemals denken konnte, dass von ihr Gefahr ausging.
Teufel! Verliebte ich mich etwa in Hope?!
Despair küsste wirklich fantastisch.
Gefühlvoll.
Leidenschaftlich.
Zärtlich.
Stürmisch.
Feinfühlig.
Es war so, wie man es von ihm niemals erwarten würde.
Seine Berührungen waren kühl. Genau wie seine Küsse. Doch keineswegs auf eine unangenehme Weise. Eher wie in einem viel zu heißen Sommer– mit Despair als erfrischende Abkühlung, nach der sich jeder sehnte. Als wäre er genau das, worauf man die ganze Zeit gewartet hatte. Womöglich das ganze bisherige Leben.
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