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Alice und Hunter – das Ende der Reise
Befriedigt
Alice ohne Hunter - in Gesellschaft eines Mannes, der das genaue Gegenteil von Hunter zu sein scheint. Höflich, aristokratisch, elegant. Dazu im Besitz einer Firma, die Maschinen der besonderen Art herstellt. Maschinen, die jeden Mann ersetzen können …
Beschert
Die Beziehung zwischen Alice und Hunter ist endlich wieder im Lot, doch alle fürchten einen Anschlag auf Alices Leben.
Alice freut sich auf den angekündigten Besuch. Zwei Männer, die ideal sind, um Hunters Vor-stellung einer MMMF-Session wahr werden zu lassen.
Gebunden
Alices Verletzung verheilt. Ehe die Verursacherin gefunden wurde, findet sie keine Ruhe. Zumindest weiß sie jetzt, was sie will. Eine Zukunft mit ihrem ganz persönlichen Jäger.
Das erste Wochenende mit Gästen verläuft wie geplant. Bis zu dem Moment, an dem Alice unbewacht vor die Tür tritt …
Hier endet die Reise von Alice und Hunter … spannend und erregend bis zum Schluss!
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Table of Contents
Hunters Liste 10-12 Titel
Hunters Liste
Befriedigt
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Hunters Liste Beschert
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Hunters Liste Gebunden
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Epilog
Ein Warnhinweis
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hunters Liste
Befriedigt
Beschert
Gebunden
Margaux Navara
Hunters Liste
Befriedigt
Beschert
Gebunden
Margaux Navara
Margaux Navara
c/o easy-shop K. Mothes
Schloßstraße 20
06869 Coswig Anhalt
margauxnavara.com
Copyright © 2020/21 Margaux Navara
Coverfotos:everyonensk; LiliGraphie; [email protected]
Das vorliegende Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der Übersetzung, des Vortrags, der Reproduktion und der Vervielfältigung.
Alice winkte Missi und Daniel ein letztes Mal zu, dann ging sie zu ihrem Gate. Sie hatte krampfhaft versucht, nicht zu auffällig nach einem bestimmten dunklen Haarschopf zu schauen. Daniel hingegen hatte sehr auffällig Ausschau gehalten und Missi wiederum hatte Alice im Blick behalten.
Sie war sich immer noch nicht sicher, ob die beiden sie zum Flughafen gefahren hatten, um sie vor Hunter zu schützen, oder sie nur in ihrer Funktion als Freunde begleiteten.
Als sie im Flugzeug ihren Platz einnahm und der Sitz neben ihr leer blieb, versuchte sie mit aller Macht, ihre Enttäuschung abzuwehren. Was zum Teufel wollte sie eigentlich? Warum hatte sie gehofft, er würde auftauchen, sich neben sie setzen, und so tun, als wäre alles in Ordnung? Warum konnte sie ihn nicht einfach hassen, wie Missi es tat?
Weil sie nicht nur eine Freundin war. Sie war die Betrogene und zugleich diejenige, die ihn nicht vergessen konnte. Die, die sich ganz tief in ihrem Herzen nach diesem Mann sehnte, nach dem einen, der ihr eine neue Welt gezeigt hatte.
Der vorgegeben hatte, sie zu lieben.
Und da biss sich die Katze in den Schwanz.
Der Schmerz darüber war nicht weniger geworden, sie hatte ihn nur unter Arbeit begraben. Kein Wunder, sie hatte genug zu tun gehabt in den letzten Wochen. Sogar so viel, dass sie sich erst am Abend des 30. Septembers daran erinnert hatte, dass das ihr Geburtstag war. Sie wollte nicht feiern, sie wollte keine Glückwünsche. Niemand wusste davon, nicht einmal Missi. Ihre Mutter hatte jedenfalls nicht angerufen, worüber sie sehr froh war. Sie wollte nie wieder mit ihr reden.
Ihr Paps brütete anscheinend immer noch über der Tatsache, dass seine geliebte und vernachlässigte Tochter so verquer war, dass sie sich von mehreren Männern fesseln und anfassen ließ. Oder er hatte schlicht vergessen, wann sie Geburtstag hatte.
Schluss damit. Sie hatte alles in gute Hände übergeben und sich in den letzten Wochen eingeredet, der Flug nach Großbritannien und eine Auszeit in einer Stadt namens Leeds, von der sie noch nie gehört hatte, würden ihr bestimmt guttun. Tapetenwechsel. Dabei sehnte sie sich jetzt schon nach den Tapeten in der Villa. Die Blüten und Pflanzen, die Jagdszenen und selbst die mit üppigem floralen Muster waren einzigartig und bedeuteten für sie inzwischen Heimat.
Dabei erinnerten sie gleichzeitig an all die Stunden und Sessions, die sie mit Hunter dort erlebt hatte. Schmerzhafte Stunden und glückliche, liebevolle und welche voller Zweifel.
Bruce hatte sich mehrfach gemeldet, aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn einzuladen. Auch nicht Jay. Außer Missi, Daniel und denen, die eh in der Villa lebten und arbeiteten, wollte sie niemanden sehen. Es schien ihr nicht richtig.
Ach, sie machte sich selbst jetzt noch etwas vor! Beim Anblick des grauen Himmels, den sie zurückließ, entschied sie sich, auch die Lügen zurückzulassen, die sie sich selbst erzählte. Sie wollte nicht mit anderen Männern zusammensein, solange er nicht dabei war. So, jetzt hatte sie es gesagt. Vielleicht war deshalb die Aussicht auf Sex mit Maschinen so verlockend gewesen. Mit Maschinen würde sie ihn nicht betrügen, oder?
Ja, ja, sie wusste sehr genau, dass sie ihn nicht betrügen würde. Wie konnte sie das tun, wenn sie gar nicht mehr zusammen waren, es nie wieder sein würden?
Doch das kleine Stimmchen, das letzte Fünkchen Hoffnung, diese in ihr brennende Sehnsucht einer Sub nach ihrem Herrn ließ sich nicht einfach zum Verstummen bringen. Irgendwann, ja, irgendwann würde sie das schaffen. Noch nicht.
Sie glaubte für einen Moment, Springfield durch eine Wolkenlücke auftauchen zu sehen, aber es konnte auch jede andere amerikanische Stadt sein. Sie glichen einander und die Landschaft drumherum war nicht zu erkennen. Dann schloss sich das Loch schon wieder.
Ihr fiel die Geschichte ein, die Linda ihr erzählt hatte. Es ging um den Hotelmanager des Hotels, in dem Linda vorher gearbeitet hatte. Der, der Alice zu Sex zwingen wollte und Linda viel zu lange unter seiner Fuchtel gehabt hatte.
Er hatte wohl eine neue Frau eingestellt, die sich im Laufe der Zeit als nicht so kooperativ herausstellte. Als er bei ihr das Gleiche versucht hatte wie schon bei so einigen Angestellten, entpuppte sich das kleine, zarte Persönchen als sehr herrisch und wehrte sich. Es endete damit, dass Mr Anvil, der Manager, nackt mit einem seltsam geformten Knebel um seine Hoden, der sich nur noch mit einer Flex lösen ließ, dazu geteert und gefedert auf der Straße wiederfand. Da dieses Bild zu einem beliebten Motiv in den sozialen Medien wurde – über 100.000 Klicks – trennte sich die Hotelkette schnell von dem Mann. Ebenso schnell zahlte sie anschließend erhebliche Summen an weibliche Angestellte aus, die danach die Stadt fluteten und so einige Läden leer kauften.
Linda hatte auch einen Betrag bekommen, der sie lächeln ließ. Aber nicht so sehr, wie sie über das Foto gelacht hatte, dem sie mit Begeisterung auf allen Kanälen nach oben gereckte Daumen verpasste oder Herzchen. Selbst auf denen, bei denen sie sich erst anmelden musste, um genau diese eine Handlung vorzunehmen.
Alice glaubte nicht an Zufälle. Es gab zwar mehr dominante Frauen, als man landläufig glauben würde, aber dass ausgerechnet eine von diesen sich so unterwürfig gab, bei Mr Anvil angestellt zu werden, war eher unwahrscheinlich. Zu gerne würde sie die Frau zu sich in den Club einladen und ihr zwei Jahre Mitgliedschaft schenken.
Vielleicht konnte die dem jungen Cop, der Alice damals auf die Brüste gestarrt hatte, Manieren beibringen.
Leeds war genauso grau und verregnet, wie sie sich England vorgestellt hatte. Alice hatte einen Zug von Manchester aus genommen. Trotz des Regens entschied sie sich, zu Fuß zu ihrem Hotel zu gehen. Ein Appartementhotel, in dem sie eine verblüffend luxuriöse Wohnung bezog, mitten im Herzen der Stadt. Dann schlief sie erst einmal. Auch wenn es erst früher Abend in Springfield war, so war es hier schon längst dunkel und kurz vor Mitternacht.
Sie war froh, dass alles geklappt hatte. Der Zug aus Manchester war der Letzte, danach wäre nur noch ein Hotel in Manchester infrage gekommen. Nach fast 24 Stunden Reisezeit war Alice völlig ausgelaugt.
Am Samstag machte sie sich auf, die Stadt zu erkunden. Tatsächlich war sie fasziniert von den alten Gebäuden und Straßen. In einem Einkaufszentrum, dem Victoria Quarter, gingen ihr die Augen über bei der altertümlichen Gestaltung, bei der sie nicht entscheiden konnte, ob sie echt war oder nachgebaut. Egal, es sah fantastisch aus. Sie sandte Missi, Elsa und Linda eine Unmenge Fotos.
Am Sonntag warf der Jetlag sie doch etwas aus der Zeit, aber sie hielt entschlossen durch bis spät abends.
Am Montag war es endlich so weit. Sie ließ sich mit einem Taxi zu der Fabrik bringen.
Joe Harden, eindeutig ein Verkäufer, begrüßte sie dort. Er fragte nicht nach dem Mann, der hatte mitkommen wollen, und Alice fragte nicht nach, ob Hunter sich offiziell abgemeldet hatte. Der Mann führte sie durch die Fabrikation. Alice war schwer beeindruckt. Das sah alles professionell aus und modern. Leeds war wohl das Zentrum für neue Firmen, weil die Preise für das Land niedrig und die Stadt offen für neue Unternehmen war. Das Gebäude lag in einem Industriegebiet zwischen einem Werkzeughändler und einem Elektrobetrieb. Die Firma umfasste nicht nur die Fertigung, sondern auch eine Abteilung für die Entwicklung.
Sie hatten sich auf die Verwendung der Vornamen geeinigt. „Und jetzt, Alice, kommen wir in unser Allerheiligstes.“
Ein Plüschsofa, bunte Wände, viele Kissen. Der Boden war aus Holz, aber es wirkte wie ein Boden, den man früher in Industriegebäuden eingesetzt hatte. Üppig und zweckmäßig zugleich.
„Hier kannst du dich austoben. Ich werde dir jetzt erklären, wie alles funktioniert. Dann lasse ich dich alleine. Dort ist das Bad. Es wäre nett, wenn du hinterher die groben Spuren wegmachen würdest, die Putzfrauen kümmern sich dann um den Rest. Heute ist geplant, dass du den Cowgirl ausprobieren kannst. Dazu gibt es zwei Aufsätze. Die Benutzten bitte einfach hier in den Eimer. Sie werden natürlich gründlich gereinigt und desinfiziert.“ Joe zeigte ihr, wie man die Aufsätze befestigte und das Gerät zum Laufen brachte, dazu die möglichen Einstellungen. Dann wies er Alice noch auf einen Packen Handtücher und verschiedene Tuben Gleitgel hin und verschwand. Sie konnte so lange hierbleiben, wie sie wollte.
Alice schüttelte den Kopf. Verdammt, so alleine in diesem Raum schien ihr das Ganze wie eine vollkommen blöde Idee. Klar konnte sie das Gerät ausprobieren, aber dazu brauchte sie doch keine Stunden oder gar Tage. Es genügte, es zum Laufen zu bekommen, die Hand aufzulegen, und das war’s.
Aber gut, sie würde sich Zeit lassen. Die Leute sollten ihr nicht vorwerfen, sie habe sich nicht mit den Geräten beschäftigt. Dabei hatte sie schon eine ganze Liste von Dingen, die sie hier in Großbritannien tun wollte. Shoppen in diesem viktorianischen Tempel war eines davon. Essen in Pubs und in dem besonderen Markt von Leeds auch. Aber sie wollte auch ganz andere Dinge tun. Herrenhäuser besuchen und Schlösser zum Beispiel, von denen sie bisher nur Bilder gesehen hatte.
Sie legte ihre Tasche ab, zog den Mantel aus und betastete die Aufsätze. Als Erstes prüfte sie, wie gut sie sich aufstecken und wieder abziehen ließen. Dann ließ sie das Gerät summen und rotieren und freute sich über die dezente Lautstärke. Auch die Stabilität schien gewährleistet zu sein. Sie hatte sich vorher im Internet kundig gemacht. Einige Geräte waren laut wie Wäscheschleudern und wanderten genauso durch die Gegend. Dieses hier nicht. Sie prüfte die Weichheit des Stücks, auf dem die Schamlippen aufliegen würden und an das man seine Klitoris reiben konnte. Nicht schlecht. Alles machte einen wertigen Eindruck, das Plastik roch nicht und war weich und angenehm.
Sollte sie oder nicht?
Ach verdammt, sie war den weiten Weg gekommen, da konnte sie auch auf diesem blöden Teil reiten.
Also legte sie Hose und Schuhe ab und setzte sich mit dem Slip auf das Gerät. Da sie die flache Auflage gewählt hatte, brauchte sie nur die Vibration einzustellen anhand eines einfachen Drehrädchens.
Sie schaltete ein.
Innerhalb von Sekunden gingen ihr die Augen über.
Fuck! Was war das, zur Hölle? Die Steuerung fiel ihr aus den Händen und sie klammerte sich an dem Gerät fest, wie an einem durchgehenden Pferd.
Lieber Gott, was passierte hier?
Waren es Sekunden oder dauerte es tatsächlich zwei Minuten, bis sie kam? Aus reinem Selbstschutz rutschte sie seitwärts von dem runden Rücken. Oder hatte das Pferd sie abgeworfen?
Hier lag sie keuchend und bebend auf dem Boden, während das Gerät neben ihr summte. Erst nach einer Weile gelang es ihr, nach der Steuerung zu angeln und es abzustellen.
Was zur Hölle war hier passiert? Hunter hatte sie mit dem Magic Wand traktiert, aber das hier war eine sehr viel schärfere Nummer.
Goodbye Schlösser und Sehenswürdigkeiten. Sie wusste sehr genau, wo sie die nächsten Tage verbringen würde. Sie musste nur dafür sorgen, dass man sie auf einer Liege zum Taxi brachte, wenn sie fertig war.
Alice ließ es genug sein für den ersten Tag. Da sie leider am Wochenende nicht in die Firma durfte, würde sie genau sieben Tage zur Verfügung haben, um alles zu testen. Nicht nur am Vormittag, wie Hunter ihr gesagt hatte. Also verließ sie den Raum, nachdem sie sich wieder in den Originalzustand versetzt hatte.
Nun ja, so ganz hatte das nicht geklappt. Sie glühte immer noch. Lag es daran, dass sie seit ein paar Wochen keinen Orgasmus mehr erlebt hatte? Sie war viel zu sauer gewesen und zu verletzt, um sich mit Sex zu beschäftigen. Ein paar Mal war sie zwar nachts aufgewacht, erhitzt und kurz davor, aber die Erinnerung hatte wie ein Eimer Eiswasser gewirkt.
Beim Öffnen der Tür schaute sie ein letztes Mal in den Spiegel, der direkt daneben hing und rannte prompt in einen harten Körper, den sie nicht gesehen hatte. „Oh, Verzeihung!“
„Ich verzeihe Ihnen gerne, junge Frau, aber verzeihen Sie auch mir?“
Was bei dem Mitarbeiter Joe ein ziemlich heftiger Slang gewesen war, den sie nur schwer verstand, klang aus dem Mund dieses Mannes wie Musik. Oxford English. Es sorgte bei Alice für weiche Knie und ein verzaubertes Lächeln. Wie alle Amerikaner fand sie den englischen Akzent einfach umwerfend.
Oder lag es an dem Aussehen des Mannes vor ihr? Groß, schlank, sehr gut gekleidet, die blonden, lockigen Haare perfekt gestylt über einer hohen Stirn, von vornehmer Blässe und mit einem rötlich angehauchten Dreitagebart. Puh, typisch englisch und doch so ganz anders. Vornehm auf jeden Fall.
„Ich habe Ihnen nichts zu verzeihen.“
„Aber sicher, Ms Wright.“ Sein Blick sprang für den Bruchteil einer Sekunde in den Raum hinter ihr. „Ich hätte mich nicht vor dieser Tür aufhalten sollen.“
Alice schloss die Augen. Fuck! Sie fühlte, wie Hitze in ihre Wangen schoss und auch ihr Dekolletee brannte. So hatte sie eben nicht geschwitzt, wie sie es jetzt tat. Natürlich wusste der Mann, wo sie herkam und was sie dort getan hatte. So, so peinlich!
Sie schaute vor ihm auf den Boden, als würde sie dort ihre Würde wiederfinden. „Sie konnten ja nicht wissen, dass ich da drin bin.“ Was redete sie denn da?
Prompt kam die Retourkutsche. „Doch, das hätte ich wissen müssen. Ich bin nämlich der Eigentümer dieser Firma. Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Charles Stephens.“
„Alice Wright“, antwortete Alice und kam sich sofort wieder blöd vor, weil er sie schon angesprochen hatte und also genau wusste, wie sie hieß. Verdammt, hatte dieser erste Orgasmus nach der Pause ihr das Hirn kurzgeschlossen?
„Ich hätte Sie gerne in Empfang genommen, aber eine lange geplante Besprechung kam dazwischen. Mr. Lamont begleitet Sie entgegen seiner Pläne doch nicht?“
Alice nickte und überlegte, wie sie dieses Thema umschiffen sollte, aber er sprach einfach weiter. „Aber davon sollten Sie sich nicht beeinflussen lassen. Wo sind Sie untergebracht? Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?“
„Danke, ja. Ich habe ein Zimmer im 42 …“
„Ah, wunderbar, ein schönes Hotel, auch wenn es von außen nicht viel hermacht. Sie haben Glück, es wird in wenigen Wochen geschlossen und umgebaut werden. Ich fürchte, der Charme wird dabei verloren gehen, aber Leeds ist eine aufstrebende Stadt, das wollten sich die neuen Eigentümer nicht entgehen lassen.“
„Ja, Charme hat es.“ Alice dachte an die Holzbalken in ihrem Zimmer, die von der Historie des Gebäudes zeugten.
„Es war einmal eine Getreidemühle, deshalb auch der Standort am Fluss zum Verschiffen des Getreides. Die Holzbalken sind original, sehr stabil und urig.“
Vor Alices Augen blitzten Bilder auf. Sie an Seilen, die um diese Balken geschlungen waren. War das Hunters Plan gewesen?
Ein feines Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, als wüsste er genau, was sie sich gerade vorstellte. Nein, das konnte nicht sein. Oder?
„Kennen Sie Mr Lamont?“
„Ein wenig. Wie wäre es, wenn Sie mit mir kommen zu einem schnellen Lunch? Es wäre mir eine Freude, wenn Sie mir dabei Gesellschaft leisten würden.“
Hatte er deswegen extra auf sie gewartet? Oder machte er das mit allen Kunden? Hatte Hunter ihn sogar auf sie angesetzt?
Während Alice noch zögerte, meldete sich ihr Magen und knurrte ganz undamenhaft. Schon wieder flammte die Röte auf, die inzwischen etwas abgeschwächt war. „Ich sollte wohl mitkommen.“
Charles Stephens lächelte nur höflich und ging mit keinem Wort auf das Wolfsknurren ein. „Kommen Sie, Ms Wright.“ Er hielt ihr seinen Ellbogen hin und Alice legte ihre Hand hinein, als hätte sie das schon immer so getan.
Sie schaute ihn von der Seite an. Ein besonderer Mann, schien es ihr. Sie hatte sieben Tage Zeit, ihn näher kennenzulernen.
Charles fragte sie aus. Es gab keine andere Bezeichnung dafür. Über ihren Club, über den Hintergrund, ihre Ausbildung, ihre Herkunft, ihre Eltern. Sie merkte es erst, als es um ihren Vater ging. Warum war ihm das wichtig? Weil Engländer großen Wert auf solche Dinge legten oder weil er etwas plante, das sie nicht einschätzen konnte?
Sie war immer noch unsicher, was er genau wusste. Klar, dass sie einen BDSM-Club führen wollte, sonst wäre sie nicht hergekommen, um sich die Maschinen anzusehen. Ahnte oder wusste er von dem Bruch mit Hunter? War es für ihn normal, sich um mögliche Geschäftspartner zu kümmern?
Alice legte ihre Gabel weg. Sie war darauf gefasst gewesen, sich dumm anzustellen beim Essen mit einem Mann, der auf europäische Art aß, aber er hatte sie zu einem arabischen Restaurant geführt, wo sie Falafel mit einer Creme und einer Art Tortilla aßen, die aber anders hieß. Das alles wurde halb mit den Fingern und zur anderen Hälfte nur mit einer Gabel gegessen. War auch das Absicht oder besser Rücksicht auf ihre tölpelhafte amerikanische Art? Sie traute diesem Mann so einiges zu, auch dass er wusste, wie Amerikaner sich anstellten.
Jeden Versuch, den Spieß umzudrehen und mehr über ihn oder seine Firma zu erfahren, umschiffte er geschickt.
Alice spürte einen Sog, den sie anfangs nicht wirklich zuordnen konnte. Erst im Laufe des Gesprächs wurde ihr klar, was es war. Er zog sie an. Körperlich, aber auch intellektuell. Seine Art, sich auszudrücken, gefiel ihr. Okay, ein Teil davon gehörte zu diesem zauberhaften Akzent, der für ihre Ohren aristokratisch klang.
„Möchten Sie gleich fortfahren oder lieber erst gegen Abend? Der Raum steht Ihnen allein für die Dauer Ihres Aufenthaltes zur Verfügung, Ms Wright.“
„Bitte nennen Sie mich Alice. Ich denke, ich werde lieber den Nachmittag nutzen und den Abend anders verbringen.“ Immerhin brauchte sie nicht Hunters Plänen bis zum letzten i-Tüpfelchen zu folgen. Sie würde heute nicht anrufen in der Villa. Keinesfalls wollte sie als Kontrollfreak angesehen werden. Will und Elsa würden sich schon kümmern.
„Oh, bitte, nenne mich Charles. Darf ich dich zu einem Abendessen einladen? Gerne aufwändiger als das hier.“ Er zeigte mit einer Geste über den Tisch.
„Das Essen war wunderbar, es gibt daran nichts auszusetzen. Nein, danke, Charles, ich möchte deine Geduld nicht überstrapazieren und brauche Zeit für mich selbst. Gehen wir zurück?“
Er stand schon neben ihr und zog ihr den Stuhl zurück, ehe sie es selbst tun konnte. Wow, was für Manieren!
Der Raum war in der Zwischenzeit wieder in seinen Ursprungszustand zurückgeführt und eindeutig gesäubert worden. Sehr gut. Alice fühlte sich gehemmt, weil Charles mit in den Raum getreten war. „Danke, ich komme zurecht.“
„Ich helfe dir, das Gerät deiner Wahl aufzustellen und auszurichten.“
Okay …
Ihr war etwas unwohl dabei, weil sie ihn erst seit einer Stunde kannte. Dabei war ihr das heute Morgen bei dem Mitarbeiter, der ihr auch das Cowgirl erklärt hatte, gleichgültig gewesen. Reiß dich zusammen, Alice. Er ist schließlich auch nur ein Verkäufer, der dir etwas vorstellen will.
Sie entschied sich gegen das Cowgirl. Das konnte sie morgen ausführlicher testen. Sie war hingegen sehr gespannt auf eine der Maschinen, die einen Ausleger besaß, an dem dann ein Dildo befestigt werden konnte.
„Du musst vorher entscheiden, wie du hocken oder liegen willst.“ Charles schob das Gerät ein Stück in den Raum, obwohl es sicher bereits vorher gut gestanden hatte.
Mist. Sollte sie ihm jetzt sagen, ob sie sich von vorne oder von hinten bedienen lassen wollte? Puh, das war ihr echt unangenehm. Eben noch hatten sie sich beim Essen gegenüber gesessen und über ihre Familien gesprochen. Jetzt sollte sie ihm sagen, wie sie wünschte, gefickt zu werden?
„Ich kann das selbst, Charles.“
Er schaute sie nur an, versuchte wohl abzuschätzen, ob das eine Abfuhr war, die er überwinden konnte oder eher nicht. Seine Entscheidung fiel, als er einen Schritt zurücktrat. „Dieser Hocker ist hilfreich, weil man darauf den Oberkörper bäuchlings ablegen kann. Andernfalls ist diese Liege praktisch oder man kann sich eine der Matratzen heranziehen und den Boden verwenden.“
Alice fiel auf, dass er absichtlich alles unpersönlich formulierte. Ein Mann, der sensibel war und nicht über sie hinweg trampelte – auch nett. Sie war inzwischen an zwei Sorten Männer gewöhnt. Hunter, der entschied, und andere, über die sie entscheiden konnte. Das hier war eine nette Abwechslung.
Eher widerwillig verließ er sie. Alice schloss die Tür hinter ihm ab. Dann schaute sie vorsichtig in alle Ecken und Winkel, weil sie befürchtete, dort wären Kameras angebracht. Aber es war nichts zu entdecken. Gut. Viel besser. Sie wusste nicht, warum sie auf diese Idee gekommen war, aber sie wollte lieber vorsichtig sein.
Sie sah sich das Gerät in Ruhe an. Es war schwer, aber man konnte es sicher von einem Zimmer zum nächsten transportieren. Man benötigte nur eine Steckdose – ah ja, sie brauchte eine Ausführung mit amerikanischem Anschluss. Würde sie die Aufsätze auch in den Vereinigten Staaten kaufen können oder musste sie jedes Teil hier ordern? Sie notierte ihre Fragen. Dann ließ sie es probelaufen, um die Lautstärke und Bedienbarkeit zu prüfen. Nach einer Viertelstunde war alles erledigt. Sie seufzte. Nun gab es nur noch eines zu tun. Eigentlich hatte sie keine Lust darauf. Das Cowgirl war irgendwie netter gewesen, es sah nicht so … mechanisch aus. Aber es nutzte ja nichts. Ihre Gäste würden diese Geräte benutzen wollen und sie musste wissen, warum und wie es funktionierte.
Also entkleidete sie sich und stand dann eine Weile zweifelnd da. Am liebsten wollte sie das Gerät nicht sehen, also sich von hinten bedienen lassen. Aber es war gerade beim ersten Mal wichtig, es arbeiten zu sehen, wofür sie sich auf den Rücken legen musste. Sie zerrte eine der Matratzen davor, legte mehrere Handtücher darauf und schraubte und schob dann ewig an dem Aufsatz herum, bis sie ihn dort hatte, wo sie voraussichtlich liegen würde. Jetzt war klar, dass es viel einfacher gewesen wäre, hätte Charles Hand angelegt. Aber das konnte sie doch nicht machen – sich einem vollkommen fremden Mann gleich nackt präsentieren. Das hatte nichts mit Vorführung zu tun, das war einfach aufdringlich. Oder übergriffig. Und fürchterlich peinlich!
Sie hatte das Gerät auf Stoßen eingestellt ohne weitere Bewegung. Das musste für das erste Mal genügen. Schnelligkeit und Tiefe konnte sie mit der Fernbedienung regulieren.
Es war extrem eigenartig, sich vor das Teil zu legen, dann sich ein kleines Stück über den Dildo zu schieben, während dieser erste, ganz langsame Bewegungen ausführte. Es fühlte sich so verkehrt an. Normalerweise lag sie bequem da, wenn sie einen Vibrator benutzte, hier stand der Vibrator bequem und sie musste sich anpassen. Ja, eindeutig eine verkehrte Welt. Beim ersten Eindringen musste sie feststellen, dass sie vollkommen trocken war und das Gleitgel vergessen hatte, auf das Joe sie ausdrücklich hingewiesen hatte. Er hatte vollkommen recht, ohne Gleitgel brauchte sie nicht zu beginnen.
Kein Wunder. Wie sollte man feucht werden beim Anblick einer Maschine? Blöd. Eindeutig, sie kam sich blöd vor und war dankbar, dass niemand sie beobachtete.
Diesmal ging es gut, nachdem sie wieder ewig hin und her geruckelt war, bis alles zusammenpasste. Der Dildo drang in sie ein, nicht zu tief, langsam und gleichmäßig. So wie kaum ein Mann es vermochte, weil sie meist die Kontrolle verloren an diesem Punkt. Na ja, nicht alle. Nicht …
Sie seufzte. Sie musste sich daran gewöhnen, seinen Namen auszusprechen. Er war doch nicht Voldemort!
Nicht Hunter. Der hatte sich unter Kontrolle. Gefühlt immer.
Was vermutlich gar nicht stimmte, aber sie konnte sich nicht erinnern, ob er sich jemals hatte gehenlassen. Selbst wenn er sich hart und tief in sie rammte mit dem ersten Stoß, war es immer absichtlich geschehen. Zumindest nach ihrem Gefühl.
Sie legte sich zurück, nachdem sie die Maschine bei einigen Stößen beobachtet hatte und erkannte, dass sich da nichts weiter tun würde. Entspann dich, Alice. Lass sie machen.
Lass ihn machen. Sie hatte ihn so oft machen lassen. Wann hatte sie das letzte Mal aktiv Sex gehabt? Also ihn geritten oder schon nur sich ihm entgegen gedrückt? Meist war das gar nicht machbar, weil er sie fixiert hatte. Hatte er sie jemals reiten lassen? Sie wusste es nicht mehr. Sie sah sein Gesicht vor sich, seinen Oberkörper, seine Schultern und kraftvollen Arme, auf denen er sich über ihr abstützte. Und viel öfter hatte er sie von hinten genommen. Sie mochte es ja, das konnte sie nicht abstreiten. Es sorgte für ihre Unterwerfung, als wäre alleine der Akt, sich von hinten nehmen zu lassen, schon ein Zeichen ihrer submissiven Einstellung.
Es erschien ihr im Moment ganz falsch. Warum musste es immer so sein? Ach ja, weil er der Dom war und sie die Sub. Es schauderte sie. Die Sub. Nicht seine Sub. Nun hatte sie Monate damit verbracht, genau das sein zu wollen. Ja, sie hatte von Anfang an nach ihm geschmachtet, das gestand sie sich inzwischen ein. Und nun? Sie fühlte sich immer noch so verraten. War es ein Zeichen von Schwäche, dass sie gleichzeitig nach Entschuldigungen für sein Verhalten suchte? War sie ihm hörig, von ihm abhängig? Nein, sie fühlte sich nicht so. Sie war nur … verliebt in ihn.
Gewesen, schalt sie sich selbst.
Aber das stimmte nicht. Sie fühlte es. Fühlte die Liebe zu ihm in ihrem Herzen, in ihrer Muschi, auf ihrer Haut, die sich nach seiner Berührung sehnte. Fuck!
Wie sollte sie sein Verhalten jemals entschuldigen? Er hatte einen Auftrag ihrer Mutter angenommen, sie zu überwachen, sie von der Annahme des Erbes abzubringen und womöglich noch Schlimmeres.
Oder nicht? Er hatte Regina gesagt, er werde den Auftrag nicht annehmen. Oder widerrufen? Sie wusste es nicht mehr genau. Diese Szene war so schmerzhaft, dass sich selbst in der Erinnerung wieder der gleiche Schmerz in sie bohrte wie ein Speer durch ihr Herz. Sie verkrampfte, der Dildo tat weh, weil er irgendwie falsch auftraf, alles tat weh, so weh …
Sie wälzte sich mühsam weg von der Maschine, deren leises Schnurren ihr auf den Wecker ging. Sie wollte allein sein, wollte nichts hören, niemanden sehen.
Von: Missi
An: Alice
Wieso weiß er nicht, wo du bist?
Von: Alice
An: Missi
Wen meinst du?
Von: Missi
An: Alice
H. hat bei mir nachgefragt, ob du in Leeds bist und ob du den gebuchten Flug nutzt.
Von: Alice
An: Missi
Es geht ihn nichts an.
Von: Missi
An: Alice
Kannst du ihm das selbst sagen?
Von: Alice
An: Missi
Ich dachte, du hast keine Angst mehr.
Von: Missi
An: Alice
Haha! Ich habe ihm längst geantwortet. Ich finde, ihr solltet euch mal aussprechen. Wie ist es in Good Old England? Schon was erlebt?
Von: Alice
An: Missi
Ungefähr 100 O’s *supergrinningsmileyface* und einen scharfen Adligen
Von: Missi
An: Alice
Boah, scheiße, nicht dein Ernst, oder? Du lässt wohl nichts anbrennen? Alice, wer bist du? Ich kenne dich nicht mehr.
Der letzte Satz verursachte unverhofft einen Stich in Alices Herz.
Von: Alice
An: Missi
Ich bin immer noch die Alte!
Während sie auf Senden drückte, wusste sie, dass das gelogen war. Sie hatte sich sehr verändert. Nicht so, dass sie Missi nicht mehr als Freundin haben wollte. Auf keinen Fall! Aber sie war nicht mehr schüchtern, unwissend, naiv. Nicht mehr die Alice, die in ein Kaninchenloch purzelte und alles mit Staunen betrachtete.
Von: Missi
An: Alice
Ob das stimmt, werden wir nach deiner Rückkehr sehen. Hier ist alles okay. Hab Spaß, Frau. Du hast es verdient!
Hatte sie das? Und wie viel anders war sie? Als sie auf ihrem Hotelzimmer war, wollte sie auf einmal das Original von Alice im Wunderland lesen. Alice hatte sich doch auch verändert. Wie sehr?
Das alte Englisch las sich schwer, so dass Alice so manche Stelle nur überflog. An einer Stelle blieb sie hängen. Alice beobachtete die Gerichtsverhandlung, der die Königin vorsaß. Diese sagte: „Erst das Urteil, der Ausspruch der Geschworenen nachher.“ „Dummer Unsinn!“, sagte Alice laut, „was für ein Einfall, erst das Urteil haben zu wollen!“
Hatte sie auch vorschnell ein Urteil gefällt? Sie hatte den Beschuldigten nicht einmal angehört, geschweige denn die Geschworenen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Missi Hunter auf seine Anfrage geantwortet hatte. Warum hatte sie das getan? Missi besaß eine gute Menschenkenntnis, die nur dann versagte, wenn es sie selbst anging. Aber bei anderen war sie bisher immer richtig gelegen, soweit Alice sich erinnerte. Auch bei der Einschätzung Hunters. Sie hatte schon früh Zweifel angemeldet, was dessen Motivation betraf. Dennoch hatte sie ihn jetzt nicht zum Teufel geschickt und ihm per Telefon angedroht, ihn zu ermorden. Das bedeutete, dass Missi der Ansicht war, Hunter sei von Alice zu Unrecht verurteilt worden.
Sie schwankte zwischen anrufen und nicht anrufen. Sollte sie bei Missi nachfragen? Nein, lieber nicht. Sprach die Freundin das aus, konnte Alice nicht mehr so tun, als habe sie es anders verstanden.
Sie war noch nicht so weit. Eindeutig. Auch dazu diente diese Auszeit. Ein wenig wie ihre Flucht in das Leben als Katze, nachdem Hunter ihre Liebeserklärung hatte abblitzen lassen.
Ach fuck, ihre Gedanken führten auf keinen guten Weg. Klar konnte nicht immer alles gut und schön sein in einer Partnerschaft, aber sie hatten schon eine ziemliche Berg- und Talfahrt erlebt. Die Fallhöhe wurde immer größer, je enger sie zusammengewachsen waren.
Konnte sie jemals wieder mit ihm auf diese Höhe steigen? Sie bezweifelte es. Wie sollte das gehen?
Alice wälzte sich im Bett von einer Seite auf die andere. Ihr fehlte etwas. So sehr. Konnte sie das wiederhaben?
Sie überlegte lange, ob sie überhaupt noch einmal in diesen Raum gehen sollte. Aber dann schnaufte sie tief durch und machte sich auf den Weg. Sie kam sich ein bisschen vor wie ein Ochse, der seinen Weg geradeaus stampft, ohne nach rechts oder links zu sehen. Vielleicht war das gar keine schlechte Einstellung. Sie oder besser ihre Kunden wollten solche Geräte in ihrem Club, also würde sie welche testen.
Charles verabredete sich mit ihr zum Lunch, wofür sie ihm zusagte, aber sie ließ ihn nicht in den Raum. Sie wollte alleine sein. Alles war gesäubert, das Gerät stand noch mit den gleichen Einstellungen da, auch die Matratze lag noch so wie gestern.
Alice ging diesmal konzentrierter zu Werke. Sie ließ sich nicht ablenken, sondern verteilte großzügig Gleitgel, nahm die Fernbedienung in die Hand und hatte nach ungefähr zwei Minuten schon genug. Na ja, nicht wirklich. Aber sie war kurz davor, zu kommen, obwohl sie es gar nicht wollte.
Sie zog sich von dem stampfenden Ding zurück, ohne es auszuschalten. Was war nur mit ihr los? Sie mochte doch Sex, hatte in den letzten Monaten so viel davon bekommen wie nie zuvor in ihrem Leben. Warum konnte sie nicht einfach genießen?
Weil es so … leblos war. Oder nein: weil es Sex mit einer Maschine war. Punkt. Sie sehnte sich nach einem warmen Körper, nach Berührungen von Haut auf Haut, nach Küssen und Schlägen. Verdammt! Auch ohne es auszusprechen, stand die Lösung in Großbuchstaben in Stein gemeißelt vor ihrem inneren Auge. Hunter. Sie brauchte Hunter.
Dabei wollte sie das nicht. Sie könnte Jay anrufen oder Bruce. Sie würden vielleicht sogar kommen. Na ja, beide hatten Jobs, verantwortungsvolle noch dazu. Bruce arbeitete in einem Hospiz und Jay kochte für eine Schule. Die konnten doch nicht einfach so in ein Flugzeug steigen und ihre Kollegen zurücklassen. Nur sie und Hunter hatten Jobs, bei denen nicht nur tagelange Sexorgien machbar waren oder Ausflüge in alle Welt, sondern er sie sogar bei der Arbeit abfangen konnte, um von ihr Unterwerfung oder Sex zu verlangen in der Form, die er sich vorstellte.
Auch das fehlte ihr. Wie oft war er auf einmal hinter ihr aufgetaucht in der Villa, hatte sie auf die Knie gezwungen und von ihr gefordert, sie solle ihn in den Mund nehmen? So oft, dass sie es nicht mehr zählen konnte.
Sie schloss die Augen, erinnerte sich an das Gefühl, an seinen Geschmack und seinen Geruch. Sie mochte alles an ihm.
Hatte alles an ihm gemocht. Ach verdammt! Wenn sie außer acht ließ, was passiert war, konnte sie ihn tatsächlich schmecken und fühlen. Beim Öffnen der Augen fiel ihr Blick auf die Maschine. Wie würde es sich anfühlen? Konnte man auch den Mund ficken lassen?
Warum nicht?
Zuerst musste sie das Gleitgel wieder entfernen. Das wollte sie auf keinen Fall im Mund haben. Dann trank sie eine Flasche Wasser leer. Ein paar Einstellungen später kniete sie vor dem Gerät, diesmal mit dem Gesicht dazu. Sie hatte die Bewegung auf ein langsames Vor und Zurück eingestellt. Die ersten Berührungen fühlten sich seltsam an, befremdlich. Aber der Dildo schmeckte wie andere Dildos auch, er fühlte sich von der Form her an wie ein echter Schwanz und war geruchlos. Als sie die Stellung gefunden hatte, die ihr erlaubte, sich zurückzuziehen oder ihn mit einer kleinen Bewegung tiefer eindringen zu lassen, schloss sie die Augen.
Sie versuchte es mit Charles. Nein, sie wusste nichts von ihm. Auch wenn er sie unbestritten anzog, konnte sie sich das nicht vorstellen. Jay schon eher, aber den hatte sie nie im Mund gehabt. Nein, das ging auch nicht. Bruce. Ja, das war es. Sie dachte an ihn, wie er ihr seinen Schwanz in den Mund gepresst hatte, ganz tief. Jetzt tauchte ihre Lust auf, breitete sich in ihr aus, füllte sie, überschwemmte sie. Ja, sein Geruch. Sein Geschmack. Oh ja, so war es gut, so heiß, sie musste ihn tiefer nehmen, stellte sich vor, wie er vor ihr stand, seine dunklen Haare, seine Augen, die jetzt mehr grün leuchteten als braun, seine langen Finger, die ihren Kopf umschlossen.
Hunters Augen blieben vor ihr, als sie kam, nur davon kam, dass sie ihn im Mund hatte, ohne dass er sie berührte.
Hunter? Fuck! Er hatte Bruce irgendwann abgelöst, hatte ihn überlagert, wie er alles und alle überlagerte.
Und es war nicht genug. Sie verstellte die Halterung, legte sich hin, brauchte kein Gel, weil sie nass genug war, brauchte ihn aber tief und hart und schnell, ja, schnell, noch schneller, noch härter, kam, schrie seinen Namen dabei und fühlte seine Hände auf ihrem Körper, seine harte Brust hinter ihr, seine Hüften, die sich an ihre pressten, oh Gott, fühlte und fühlte und kam und kam.
Ihr Gesicht war tränennass, als sie endlich zur Ruhe kam und ihre Finger den Knopf fanden, der das Gerät ausschaltete. Die Illusion auslöschten, als wäre sie ein Zaubertrick gewesen, eine Erscheinung, hervorgerufen von ihrer Sehnsucht und ihrem Verlangen.
„Alice, wie geht es dir?“ Elsas Stimme hörte sich so wunderbar vertraut an, dass Alice beinahe zu weinen begonnen hätte.
„Mir geht es gut. Schon besser. Glaube ich.“ Was redete sie denn da? Sie musste doch wirklich nicht Elsa mit ihren Problemen belasten. „Wie läuft alles?“
„Wunderbar. Ein junger Mann ist hier aufgetaucht, Andy. Er will helfen. Er hat gesagt, ihr …“ Sie verbesserte sich. „Du kennst ihn. Aber ich habe nachgehakt, nicht, dass du meinst, wir lassen jeden hier rein. Er ist Polizist, aber das will er nicht an die große Glocke hängen.“ Elsa lachte. „Und dann ist es doch rausgekommen, weil noch ein Polizist hier aufgetaucht ist, um seine Hilfe anzubieten. Der ist zwar nicht in der gleichen Einheit wie Andy, aber sie kannten sich. Ebenfalls ein junger Mann, Gavin, der wohl im Sommer mal hier war. Er ist sehr schüchtern und schaut mir nicht in die Augen.“
„Ah, das muss der Mann sein, der gerne Frauen auf die Brüste starrt. Sollte er das auch nur ansatzweise tun, darfst du ihn gerne in Williams Hände geben. Er soll ihn strafen. Gibt es nicht irgendwo noch eine alte Latrine, die ausgegraben werden muss?“
Elsa schwieg eine Weile und Alice lachte leise, als sie ahnte, was ihr durch den Kopf ging. „Das war ein Witz, Elsa. Also das mit der Latrine, das andere nicht. Du meinst, wir haben jetzt zwei Gesetzeshüter auf unserer Baustelle?“
„Genau. Ich dachte zwar, die würden beide nicht mehr auftauchen, nachdem klar wurde, dass sie quasi Kollegen sind und somit ihr Geheimnis aufgedeckt ist, aber dann kamen sie doch wieder.“
„Wunderbar. Auch wenn sie auf gegensätzlichen Seiten stehen, was ihre Neigung angeht, sollten sie wohl zusammenarbeiten können. Wir können solche Männer gebrauchen. Sie werden sicher mal ein gutes Wort für uns einlegen, auch ohne gleich zu verraten, dass sie selbst den Club frequentieren.“
Elsa kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. „Sie haben gemeinsam den Ständer des Globus ins Haus getragen, den Fred zu einem Käfig umgebaut hat. Ich schwöre dir, dass ich da drei Ständer gesehen habe, nicht nur einen. Natürlich bin ich diskret darüber hinweg gegangen, aber ich schätze, das hat zu feuchten Träumen geführt.“
Sie berichtete noch von diversen Arbeiten. Vor allem der Austausch der Elektroleitungen ging nicht ganz so einfach vonstatten, da dafür immer wieder Wände aufgerissen werden mussten. Elsa schwor Alice, dass die Tapete immer ganz vorsichtig abgelöst wurde, so dass sie hinterher wieder angebracht werden konnte.
Alice sehnte sich nach diesem Gespräch so sehr nach ihrer Villa, dass sie nach Flügen schaute und überlegte, ob sie umbuchen sollte. Aber das wäre nicht fair. Die anderen kümmerten sich um alles, Linda ging in ihrem neuen Job auf. Sie musste ihnen allen eine Chance geben, den Umbau für eine Weile selbst zu regeln.
Vor allem William war aufgeblüht, seitdem er Verantwortung trug und auch mal etwas selbständig entscheiden durfte. Elsa und William hatten in dem Bankencrash nicht nur ihr Haus verloren, sondern auch noch ihre Jobs. Danach waren sie nie mehr richtig auf die Füße gekommen. William war selbst als Makler unterwegs gewesen und hatte danach darunter leiden müssen, dass er für so einige Verkäufe und Pleiten die Verantwortung trug. Nach dem Crash hatte er nur noch Aushilfsjobs gefunden, auch weil er nicht wieder überteuerte Häuser an Menschen verkaufen wollte, die diese gar nicht finanzieren konnten.
In der Villa konnte er sein Wissen über Häuser einbringen, sich handwerklich betätigen und endlich mit Elsa ihre D/s-Beziehung offen ausleben.
Also würde Alice bleiben und ihre Leute in Ruhe lassen.
Charles hatte sie zum Mittagessen ausgeführt. Ein schneller Snack, da er danach noch einen Termin hatte. Gegen Abend, nachdem Alice ein paar Stunden durch die Stadt gestromert war, rief er sie an und lud sie auch zum Abendessen ein.
„Charles, das ist sehr nett von dir, aber ich möchte eigentlich nur noch auf mein Zimmer.“ Alice taten die Füße weh und sie wollte heute keine Gespräche mehr führen.
„Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Nicht nur in den Vereinigten Staaten gibt es Clubs. Hier auch. Möchtest du einen besuchen? Das wäre doch hilfreich, wenn du Vergleiche ziehen könntest.“
Verdammt. Er hatte ihr Interesse geweckt. „Ist einer in Leeds?“
„Hier gibt es nur einen kleinen Club, der heute auch geöffnet hat. Ein Weiterer ist in Manchester, dieser ist viel größer und vielfältiger. Wir könnten heute bei dem vor Ort vorbeigehen und den anderen am Wochenende besuchen. Hast du für diese Gelegenheit passende Kleidung dabei?“
„Nein, habe ich nicht. Ich hatte nicht mit solchen Besuchen geplant.“
„Tut mir leid, ich hätte das auch vorher erwähnen können, aber es ist mir eben erst eingefallen. Lass uns doch heute Abend einen Drink dort nehmen. Es gibt dort haben eine nette Bar. Ganz unverfänglich. Ich kann dich als Clubbesitzerin einführen oder nur als Gast, ganz wie du magst.“
Vielleicht war es nicht die schlechteste Idee. So konnte sie ihre Sehnsucht nach der Villa überspielen. „Okay, auf einen Drink, dafür brauche ich sicher keine Clubwear.“
Alice fuhr zurück zum Hotel, machte sich frisch und wählte dann ihr Kleid. Immerhin hatte sie heute aus Trotz neue Unterwäsche gekauft, aber das wollte sie Charles nicht unter die Nase reiben. Er war ein Geschäftspartner. Mehr nicht.
Er checkte sie höflich und unauffällig ab, aber sprach ihr auch ein Kompliment aus. „Eine hübschere Begleitung hätte ich mir nicht wählen können.“
Alice sah an sich herunter. Dieses Kleid war relativ eng. Sie musste in den letzten Wochen zugenommen haben, denn es zeichnete ihre Kurven ausgeprägter nach, als sie es in Erinnerung hatte. „Danke. Ein kleines Schwarzes geht immer.“ Sie hatte es eingepackt, ohne wirklich zu wissen, warum. Jetzt war sie froh darüber. Während der Taxifahrt dachte sie an die wenigen Male, an denen sie sich wirklich hübsch gefühlt hatte. Leider gehörte zu diesem Bild immer der gleiche Mann. Sie sehnte sich auf einmal inbrünstig nach einem Korsett und nach den Händen, die es so fest schnürten wie möglich.
„Ist bei dir alles in Ordnung, Alice?“
Sie schaute Charles an. Dieser Mann, der nicht Hunter war. Sein Blick glitt nach unten, zu ihrer Brust. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie atmete, als trüge sie ein Korsett. Als könne sie nicht tief Luft holen, als sei ihr Brustkorb eingeschnürt. Er war es auch, aber nicht durch Stoff oder Bänder, sondern nur durch den Schmerz, der sie so heimtückisch überfallen hatte.
Sie wandte sich ab und schaute aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Häuser. Es gab in Springfield, wie vermutlich in den ganzen Vereinigten Staaten, Wohnsiedlungen, in denen alle Häuser gleich aussahen, aber die standen zumindest einzeln. Hier klebten identische Häuser in einer Reihe aneinander, zum Teil verliefen Rohre und Kabel außerhalb der Mauern. Wie konnte man so leben? So … eingeschnürt.
Okay, falsche Richtung. „England ist ganz anders als mein Zuhause.