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Erzogen Alice arbeitet Hunters Liste ab, um endlich herauszufinden, ob sie in die Welt der Dominanz und Unterwerfung gehört oder nicht.
Erziehung steht auf dem Plan. Dazu gehört es, sich in Gehorsam zu üben. Doch Alice tut sich schwer. Sie ist doch kein Hund, der auf Kommando Männchen macht!
Sir Cecil und die anderen Herren aus dem Club in Orlando, Florida geben sich Mühe mit der aufsässigen Frau, die gerne Sub sein möchte und doch nicht mit dem Herzen dabei ist.
Vielleicht schafft Hunter, was die anderen nicht erzwingen können?
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Inhaltsverzeichnis
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Fortsetzung folgt ...
Über die Autorin
Hunters Liste
2
Erzogen
Margaux Navara
© 2020 Margaux Navara – alle Rechte vorbehalten.
Coverfoto ©silvae - Depositphotos.com
Margaux Navara
c/o Papyrus Autoren-Club
Pettenkoferstr. 16-18
10247 Berlin
margauxnavara.com
Alice hat sich auf Hunters Vorschlag eingelassen, erst seine Liste Punkt für Punkt durchzugehen, ehe sie selbst einen Club eröffnet. Die Liste soll ihr helfen, ihre eigenen Kinks zu finden und sich über ihre Wünsche klarzuwerden.
Alice sucht voller Sehnsucht nach dem gewissen „Etwas“, das sie in der Welt des BDSM zu finden glaubt,
Nachdem sie sich von Jay in die Geheimnisse des Bondage einweisen ließ, schickt Hunter sie im März nach Florida in einen Club, dessen Eigentümer sie erziehen soll.
Kann Alice hier lernen, ob sie eine gute Sub ist, die ihrem Herrn gehorchen wird? Wenn sie nur wüsste, welchem Herrn, dann würde sie auch verstehen, was es bedeutet, eine gut erzogene Sub zu sein …
Alice sollte nur Kleidung für zwei oder drei Tage mitnehmen und sich dabei auf sonniges Wetter vorbereiten. Klar, in Orlando würde es warm sein, erheblich wärmer als in Springfield.
Die Vorstellung, dass sie in der Zeit, die sie dort verbringen würde, ihre eigene Kleidung nicht benötigte, beunruhigte sie. Sollte sie etwa nackt herumlaufen? Oder würde man sie dort neu einkleiden? Sie ahnte, was das bedeutete. Hunter wollte sie von ihrem gewohnten Umfeld lösen. Sie sollte neu geformt werden, erzogen werden, und das machte ihr Angst. Ja, jetzt hatte sie den Gedanken ausformuliert: Es machte ihr Angst.
Die Anweisungen waren bis ins Letzte aufgeschrieben. Was sie mitnehmen sollte, was nicht. Was sie tun sollte, wenn sie dort ankam, wen sie kontaktieren sollte, wenn etwas nicht nach Plan lief. Aber es lief alles nach Plan. Die Maschine hob pünktlich ab, sie setzte pünktlich auf. Sie nahm sich ein Taxi und stand nach kaum zehn Minuten vor dem Gebäude. Nicht annähernd genug Zeit, sich an das Klima zu gewöhnen. Warm, zum Glück nicht schwül. Kein Regen in Sicht, stattdessen der immerwährend blaue Himmel Floridas.
Sie war noch nie hier gewesen, aber sie glaubte, Florida zu kennen aus tausend Filmen. Dass die Straßen hier genauso aussahen wie im Rest der Staaten, hatte sie immerhin beobachten können. Die gleichen Tankstellen, Schnellrestaurants, Kaufhausketten. Auch das Gebäude, in dem sich ein Kinkclub namens The Woodshed inmitten von Autowerkstätten und kleinen Industriebetrieben befand, wirkte wie Millionen von Hallen, die man überall in den Staaten fand.
Die Tür ließ sich nicht öffnen, stattdessen entdeckte Alice einen Klingelknopf daneben. Keine überraschenden Besucher erwünscht.
Der Mann, der ihr die Tür öffnete, war fast zwei Meter groß, korpulent und wirkte wie einer der Automechaniker, die nebenan an einem Toyota gearbeitet hatten. „Du bist Alice.“
„Ja.“ Leider wusste sie nicht, mit wem sie es zu tun hatte, da sie dazu keine Angaben gefunden hatte.
Sein Gesicht wirkte auf einmal härter, nicht mehr so jovial wie eben. „Sir.“
Eins, zwei, drei. Klick.
Shit! „Ja, Sir. Entschuldigen Sie bitte, Sir.“
Er öffnete die Tür so weit, dass sie durchschlüpfen konnte. Sie betrat einen Vorraum mit Garderobe, kühl und nicht gerade elegant. Oh Himmel. Was erwartete sie hier?
Der Mann ging voran, was Alice Gelegenheit gab, ihn weiter zu betrachten. Kurze helle Haare, ein Stiernacken, dicke Arme und Beine.
Kein Zögern in seinen Schritten, er war hier zuhause. Der Chef eines Clubs oder doch der einer Autowerkstatt?
Sie betraten den nächsten Raum. Er war groß, bestimmt hundert Quadratmeter. Eine Bar rechts von ihr, mit Abstand verteilt Sessel und Hocker und Liegen. An der Wand Holzkreuze, in denen Alice Andreaskreuze erkannte. Ein Bondagegestell in Form eines Spinnennetzes. Mehrere Käfige, teils für aufrecht stehende Menschen, andere so niedrig, dass man hineinkriechen musste und höchstens auf allen vieren darin kauern konnte.
Alice war stehengeblieben, um sich in Ruhe umschauen zu können. Der Mann hatte es ihr gleichgetan, nur dass er nicht den Raum betrachtete, sondern sie. Ihr Blick fiel auf ihn und sie sah, dass er genau das Schaudern registriert hatte, das sie beim Anblick der Käfige überlaufen hatte. Die Gewissheit, dass sie ihm schon innerhalb der ersten Minute so einiges über sich verraten hatte, ließ ihren Magen ein Stockwerk tiefer rutschen.
„Setz dich hierher. Ich habe eine Menge Papiere vorbereitet, die du unterzeichnen solltest. Lies sie dir in Ruhe durch. Ich habe zu tun. Warte hier, bis ich zurückkomme.“
Alice hockte sich an den Platz an der Bar, den der Mann ihr zugewiesen hatte. Es ärgerte sie, dass er sich nicht vorgestellt hatte.
Die Papiere waren ausnahmslos Verzichtserklärungen. Sie gab quasi alle Rechte für eventuelle Schadensfälle ab, außerdem erklärte sie, freiwillig an der Schulung teilzunehmen und dass diese von beiden Seiten ohne Erklärung jederzeit abgebrochen werden konnte ohne Ersatz der Kosten. Von Kosten hatte Hunter nicht gesprochen. Übernahm er die etwa?
Sie seufzte. Hunter war schuld. Er hatte sie auf diesen Trip gesandt. Sie hätte nein sagen können, aber sie hatte es nicht getan. Die Versuchung, endlich tiefer in den Lifestyle einzusteigen, von dem sie glaubte, es sei auch ihrer, war zu groß gewesen. Und Hunters Angebot zu verführerisch.
Erst ganz unten im Stapel fand sie die für Clubs typische Liste von Kinks und Präferenzen. Jeder einzelne Punkt sollte mit einer Zahl von 1 bis 10 bewertet werden, wobei 1 einem ‚mache ich nicht mit‘ und 10 der Aussage ‚kenne ich, will ich‘ entsprach.
Da Alice außer Bondage kaum etwas ausprobiert hatte, konnte sie bei allen anderen Punkten maximal fünf Punkte vergeben. Immerhin setzte sie entschlossen eine 1 bei Spielen mit Ausscheidungen und bei Kliniksex. Sie fand auch die Variante Little/Daddy, die sie ebenfalls mit einer 1 kennzeichnete. Ihre sexuelle Ausrichtung gab sie mit Bottom an, also die unterwürfige Seite, aber sie traute sich nicht, sich als devot oder masochistisch zu bezeichnen.
Genau hier lag ja das Problem. Nicht umsonst hatte Hunter seine Liste erstellt. Ob sie tatsächlich jeden Punkt abarbeiten würde, wusste sie noch nicht, aber das Bondage-Experiment im Februar hatte ihr sehr zugesagt. Immerhin hatte sie so einiges über sich und ihre Vorlieben gelernt, genauso wie über die Anziehungskraft der Seile.
Nun würde sie eben erfahren, wie es sich anfühlte, sich den Regeln zu unterwerfen, die andere sich ausgedacht hatten.
„Hi!“ Eine helle Frauenstimme erklang voller Begeisterung von hinten. „Du musst Alice sein! Schön, dass du da bist! Wie war dein Flug? Hat alles gut geklappt? Muss es ja, du warst ja superpünktlich. Das hat Master Cecil bestimmt gut gefallen. Ach, was rede ich denn da auf dich ein und lasse dich nicht zu Wort kommen! Entschuldige, ich bin ein bisschen aufgeregt, wenn wir Zuwachs bekommen. Ich bin Daisy. Master Cecils Eigentum.“ Die Frau, ungefähr Mitte vierzig, fingerte an dem Stahlhalsband, das sie wie eine Halskette trug. Aha, der Beweis ihrer Zugehörigkeit zu ihrem Master.
„Hi Daisy. Dann war das also dein Herr, der mich reingelassen hat? Er hat sich nämlich nicht vorgestellt.“ Sie konnte diese Spitze nicht vermeiden. Leider wurde ihr in diesem Moment klar, dass sie sich nie trauen würde, den Mann selbst darauf anzusprechen. Er hatte nicht sehr zugänglich oder gesprächig gewirkt. Und schon gar nicht nachgiebig.
„Oh, das ist aber gar nicht seine Art. Hast du ihn verärgert? Ich hoffe nicht, wer würde schon Master Cecil im ersten Moment verärgern wollen? Hast du alle Papiere ausgefüllt? Soll ich dir was zu trinken geben?“
„Danke, ja, die Papiere sind fertig und ich würde gerne ein Glas Wasser trinken. Außerdem müsste ich zur Toilette.“
„Komm, ich zeige dir, wo sie ist.“
Als Alice von ihrem Toilettengang zurückkam, wirkte die Temperatur in der Halle um zehn Grad kälter. Nicht, weil die Klimaanlage ausgefallen war, sondern weil der Mann von eben, vermutlich also Master Cecil, neben dem Tisch mit den Papieren stand. Zu seinen Füßen kniete Daisy, den Blick zu Boden gerichtet, bewegungslos.
Was war los? Was hatte dieser Mann nur? Verärgert war er, da hatte Daisy recht. Aber worüber?
„Runter!“ Der Befehl war eher ein Knurren.
Runter? Alice starrte ihn an, warf einen Blick auf Daisy, wieder zurück zu ihm. Meinte er, auf die Knie? So wie sie? Ihr Blick zuckte zu den Papieren. Sie lagen neu sortiert da, das von ihr unterschriebene Blatt zuoberst.
Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff. Ab jetzt gab es nur noch die Möglichkeit, die ganze Sache mit ihrem Safeword, wie schon bei Jay das Wort ‚Mayday‘, abzubrechen und zu gehen. Oder mitzumachen.
Ein Zittern lief über ihren Körper, dann ließ sie sich auf die Knie herab und senkte den Kopf. Sie traute sich nicht, etwas zu sagen, sie hatte keine Ahnung, ob dabei die richtigen Worte herauskommen würden oder das eine, das sie nicht aussprechen wollte. Immerhin war hier auch ihr Stolz gefragt. Wie würde sie das Hunter gegenüber rechtfertigen? Er hat mich böse angeschaut, also habe ich das Safeword gesagt? Nie im Leben.
„Einige Regeln sollten wir sofort klarstellen.“ Cecil machte eine Pause.
Leider hatte sie die beabsichtigte Wirkung. Alice wurde immer hibbeliger, was das Knien zu einer echten Willensprobe machte.
„Meine Anweisungen werden befolgt. Selbst wenn du dich dabei einnässen solltest. Ist das klar?“
Immerhin fiel ihr die richtige Form der Antwort ein. „Ja, Sir.“
„Du beantwortest jede von mir gestellte Frage. Du wirst mich immer mit Sir ansprechen. Du wirst nicht sprechen, wenn dir keine Frage gestellt wurde. Du darfst die Hand heben und um Erlaubnis zu sprechen bitten, aber ich warne dich. Sollte es sich um dumme Fragen oder unnützes Geschwätz handeln, wirst du dafür bestraft.“
Alice überlegte fieberhaft, ob sie eine solche Anweisung nicht mit einem ‚Ja, Sir‘ bestätigen sollte, aber sie ließ es bleiben. Er hatte sie nicht gefragt, oder?
„Tagsüber, solange wir nicht in einer bestimmten Szene sind, darfst du aufrecht gehen. Sollte es mir aber einfallen, dich einzubeziehen, wirst du auf den Knien bleiben. Weiterhin wirst du deine Kleidung ablegen, sobald Daisy dir dein Quartier gezeigt hat. Sie wird dir etwas zuteilen, das du in der Zeit bei mir tragen wirst. Für eine Sklavin ist Zugänglichkeit oberste Voraussetzung, und zwar bezieht sich das auf alle Stellen, die ihr Herr zu berühren beabsichtigt. Da du für die Zeit, die du hier bist, wie meine Sklavin behandelt wirst, gilt das auch für dich.“
Alice wusste jetzt schon, dass ihr das am schwersten fallen würde. Musste sie wirklich für ihn zur Verfügung stehen? Was hatte das mit Erziehung zu tun?
„Damit du verschiedene Arten von Erziehung kennenlernen kannst, wirst du immer wieder anderen Herren zugeordnet. Diese werden dir ihre eigenen Regeln erklären, an die du dich zu halten hast. Auf diese Weise wirst du nicht auf mich fixiert und bleibst flexibel. Die einzige Gelegenheit, in der du dich wie früher verhalten kannst, ist die Zeit, die du alleine mit Daisy verbringst. Wobei ich verlange, dass du sie genauso wie mich mit Respekt behandelst. Kommt mir zu Ohren, dass du sie auf irgendeine Weise verletzt hast, wirst du auch dafür bestraft werden. Ich dulde kein Gezicke zwischen Sklavinnen, keine Machtkämpfe oder Eifersüchteleien.“
„Daisy“, wandte sich Master Cecil an seine Sklavin, „zeige ihr die Räumlichkeiten hier. Ich erwarte, dass du jeden Verstoß gegen meine Regeln vorträgst. Die Bestrafung wird heute Abend erfolgen. Ihr könnt dann nach Hause fahren, ich habe noch zu tun.“
Alice tat es Daisy gleich, die bis zu dem Moment kniete, in dem Cecil den Raum verlassen hatte.
„Du hättest mir sagen müssen, dass mein Master dir befohlen hatte, hier sitzen zu bleiben, Alice. Na komm, ich zeige dir alles. Wir haben hier einen fantastischen Club mit vielen Events. Partys, Kurse, Treffen von BDSM-Gruppen aus der ganzen Umgebung. Und manchmal sogar Führungen für Autoren. Das ist besonders witzig. Die wollen lieber tagsüber kommen, weil sie sich abends nicht trauen.“
Daisy schwatzte die ganze Zeit auf Alice ein, während sie sie durch die verschiedenen Räume führte. Alice achtete weniger auf die Frau als auf die Einrichtung. Wenn das hier ein erfolgreicher Club war, konnte sie sich so Einiges davon abschauen.
Sie fand die Einrichtung eher spartanisch. Gerade bei voller Beleuchtung wirkte alles sehr kalt. Eine Wand mit Schlagwerkzeugen, Handtüchern, Seilen. Gestelle, vor allem für Bondage, aber auch einige kleinere Möbel, wohl für Spanking oder Fixierung von Subs gedacht. Vermutlich würde das Ganze im Halbdunkel besser aussehen.
Alice erfuhr, dass die Räume nach der Wandfarbe benannt waren, es gab einen lilafarbenen Purple Room, einen roten und einen schwarzen Raum. Sie war enttäuscht von dem Club, da er so weit von dem abwich, was sie sich vorstellte.
In einem weiteren Raum, dem Green Room, war Cecil dabei, einen metallenen Gynstuhl zu reparieren. Daisy blieb in respektvollem Abstand hinter ihrem Herrn stehen und senkte sogar ihre Stimme bei den Erklärungen. Alice war hin und her gerissen zwischen der Abscheu vor dem Metallstuhl, Daisys Geplapper und der beunruhigenden Nähe des Mannes, der sie heute Abend noch strafen wollte, wie ihr eben wieder eingefallen war. Was würde er tun?
„Magst du kein Metall, Alice?“
Sie schaute ihn mit großen Augen an. „Äh, ich weiß nicht, Sir.“ Was meinte er?
„Dann ist es der Gynstuhl, der dir die Gänsehaut auf die Arme treibt?“
Lieber schob sie es darauf als auf seine Anwesenheit. „Ich denke ja, Sir. Welche Frau mag so ein Ding schon?“
Er grinste und wirkte auf einmal durchaus menschlich. Trotzdem hatte Alice das Gefühl, dass er sich über die Information freute.
„Hast du alles gesehen?“
„Ich denke ja, Sir.“
Cecil nickte seiner Sklavin zu, die Alice am Arm packte. „Komm, ich zeige dir, wo du schlafen wirst.“
Alice hoffte auf ein eigenes Zimmer, doch sie war sich inzwischen gar nicht mehr sicher, ob sie nicht eher auf einer Strohmatte in der Küche würde liegen müssen. Das Gehabe des Masters erschien ihr reichlich archaisch. So arg hatte es bisher noch kein Paar betrieben, das sie im Club gesehen hatte. Das sollte sie also innerhalb eines Monats lernen? Oh Mann.
Die Tatsache, dass Daisy Alice und ihre Reisetasche in einen riesigen SUV packte, verwirrte sie. Als sich die Frau dann noch hinter das Steuer setzte, starrte Alice sie mit großen Augen an. „Du fährst?“
Daisy stutzte. „Ja, wieso, willst du fahren? Aber du weißt doch gar nicht, wohin.“ Dann sah Alice das Begreifen in Daisy aufflackern. „Oh nein, Liebes. Nicht du auch. Sag mal, bist du wirklich noch so neu? Und du bist sicher, dass du das hier durchziehen willst?“
Alice seufzte und fühlte sich blöd, weil sie tatsächlich angenommen hatte, dass Daisy niemals selbst ein Auto fahren würde. „Entschuldige bitte. Das war … mein früheres Ich. Oder die Seite in mir, die mir ständig sagt, dass in meinem Leben etwas falsch läuft, dass ich irre bin oder krank oder … abnormal.“
Daisys Augen flammten warm auf. „Okay, ich verstehe. Vielleicht ist es gut, dass du hier bei uns gelandet bist. Wir können dir zeigen, wie wir leben und ich glaube, du wirst uns und dich besser kennen, wenn deine Zeit um ist. Sofern du dich darauf einlässt.“
Alice schluckte. Ihre übereilte Reaktion tat ihr schon entsetzlich leid. „Ich werde mich darauf einlassen, versprochen. Aber ich muss so viele Werte neu einschätzen, dass es einfach ein bisschen dauern wird. Ich entschuldige mich schon im Voraus für all die Male, in denen ich dich anstarren werde wie ein zweiköpfiges Wesen. Denn so erscheinst du mir im Moment noch.“
Daisy lachte herzlich. „Na danke, immerhin nur zwei Köpfe und nicht die Hydra!“
Fuck, gebildet war die Frau auch noch! Okay, Alice würde sich anstrengen, nicht uralten Vorurteilen aufzusitzen.
Daisy fuhr den Wagen routiniert durch den stärker werdenden Verkehr, bis sie in ein ruhiges Wohnviertel abbog. „Warst du schon mal in Orlando? Bei Disney World vielleicht?“
Alice schüttelte den Kopf. „Nein, meine Mutter war kein Fan solcher Parks.“ Dabei wollte sie als Kind immer hin. Aber keine Chance. Mutter hatte sich gegen ‚flache‘ Vergnügungen gesperrt. Museen und Konzerte, das war ihre Welt.
Sie fuhren entlang einer der typischen Straßen mit einzeln stehenden Häusern und riesigen Gärten, bogen einmal ab in den Bayshore Drive und dort bis zum letzten Grundstück. Das Gebäude darauf war ein wenig zurückgesetzt und die Fläche von einer hohen Hecke umgeben, auch die Einfahrt war so gestaltet, dass man keinen direkten Blick aufs Haus hatte.
„Wir mögen die Abgeschiedenheit. Deshalb kann ich mich auf dem Grundstück frei bewegen. Du wirst es schätzen lernen.“
Daisy legte noch vor dem Haus das Kleid ab, das sie bisher getragen hatte. Darunter trug sie außer ihrem Halsreif nichts. Auch die Schuhe stellte sie ordentlich unter einer Bank ab. Erst im Haus nahm sie aus der Garderobe ein einfaches Kleid aus dünnem Stoff, streifte es über und schlang sich einen schmalen Ledergürtel um die Hüfte.
Das Haus war nett eingerichtet, groß und geräumig. Im Garten konnte Alice einen Pool entdecken, die Terrasse war riesig und mit vielen Stühlen möbliert, als Würden die beiden häufig Gäste erwarten.
„Habt ihr Kinder?“
„Nein. Ich kann keine bekommen.“ Alice hörte die Traurigkeit in Daisys Stimme. „Aber damit haben wir uns abgefunden. Ich habe auch gar keine Zeit für Kinder. Wir haben mit dem Woodshed so viel zu tun, die kämen garantiert zu kurz.“
Alice nahm Daisy spontan in den Arm, die sich nach einer Sekunde entspannte und halten ließ. Als sie sich löste, schaute sie Alice mit anderen Augen an, dann lächelte sie. „Komm, ich zeige dir alles.“
Nach einer Führung durch das Haus brachte sie Alice in eines der Zimmer. „Das ist deines für die Zeit, die du hier bist.“
Ein normales Zimmer. Überhaupt nicht das, was sie erwartet hatte. Okay. Das ließ sich ja doch ganz gut an.
„Du solltest dich gleich umziehen, Cecil könnte jederzeit kommen. Das hier ist für dich. Solltest du zu kalten Füßen neigen, darfst du diese Flipflops tragen, aber wenn möglich, läufst du barfuß. Dir ist sicher aufgefallen, dass wir die Klimaanlage nur ganz leicht laufen lassen, so dass es nicht zu warm wird, aber es auch nicht zu kalt ist.“
Alice starrte das Kleid an, das auf ihrem Bett lag. Es war Daisys Kleid sehr ähnlich. Der Stoff wirkte so schon durchsichtig, aber vor allem die Abwesenheit von Stoff fiel Alice zuerst ins Auge. Das Kleid sah so kurz aus, es würde kaum ihren Hintern bedecken.
Daisy grinste schelmisch. „Genau so, wie du es vermutest. Dieser Gürtel gehört dazu. Den darfst du immer tragen. Im Schrank hängen noch zwei weitere dieser Kleider, so dass du eines in die Wäsche tun kannst am Abend. Ich habe dir Flipflops besorgt, die stehen dort. Und hier im Schrank hängt ein Kleid, das du überziehen kannst, wenn wir das Grundstück verlassen. Du wirst es gleich so gefaltet nach unten zu meinem legen. Sobald wir den Woodshed betreten, legst du es wieder ab. Hast du das verstanden?“
Alice nickte schwach.
„Du hast ein eigenes Bad. Mein Herr verlangt eine saubere Rasur, überhaupt gute Pflege, also kümmere dich rechtzeitig um Nägel und Haare. Schminke ist nicht erwünscht, es sei denn für einen besonderen Auftritt. Du findest alles Nötige im Bad. Mach dich fertig, ich erwarte dich unten. Ich muss die Anmeldungen für unsere Kurse durchgehen und den Eingang der Gebühren kontrollieren. Du findest mich in meinem Büro.“
Alice plumpste auf das Bett, sobald Daisy die Tür hinter sich geschlossen hatte. Okay. Sie konnte das. Daisy mochte zwar eine Sklavin sein, aber sie war zugleich eine kompetente und liebenswerte Frau. Kein willenloses Wesen. Kein Monster. Keine Schwachsinnige. Oh Himmel. Es war unglaublich schwer, das alles unter einen Hut zu bekommen.
Das Kleid saß so knapp, wie sie es befürchtet hatte. Der Ausschnitt ging so tief nach unten, dass ihre Brüste halb entblößt waren, ihr Hintern schaute zur Hälfte heraus und ihre Muschi wurde nur geradeso von dem Stoff bedeckt, sofern sie sich nicht zu sehr aufrichtete.
Während Alice sich im Spiegel betrachtete und hier und dort zupfte, trat sie innerlich einen Schritt zurück und sah auf einmal das, was andere sehen würden. Was Cecil sehen würde. Oder der Mann, dem sie zugeteilt werden würde. Einem Mann, dem sie gehorchen sollte, dem sie zu Willen sein sollte. Er würde eine Frau sehen. Eine Frau mit Brüsten, mit Arsch, mit Pussy.
Seltsam. Sie trug normalerweise Hosen, Sweatshirts, Sneaker oder Stiefel. Musste sie schließlich im Winter.