Ich - die Lügnerin - Ulla Burges - E-Book

Ich - die Lügnerin E-Book

Ulla Burges

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Beschreibung

Der vorliegende Roman setzt sich, in Anlehnung an einen Tatsachenbericht, exemplarisch mit den Themen Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung und Manipulation auseinander. Er kann, was die prominenten zwischenmenschlichen Bereiche Gewalt und Abhängigkeit betrifft, als symptomatisch für eine gesamtgesellschaftliche zivilisatorische Erscheinung gesehen werden.

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Die Gegenwart im Jahr 2023: Circa ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse haben bereits sexuellen Missbrauch erfahren. Die Kriminalstatistik ist ungenau, denn zur Anzeige werden viele Fälle niemals gebracht. Das Dunkelfeld ist enorm groß.

Fast immer sind die Betroffenen handlungsunfähig, aus Scham, aus Angst, weil sie am kürzeren Hebel sitzen. Aber es ist möglich, auch nach langer Zeit des Stillschweigens und des missglückten Vergessens einen Weg zu finden, sich mit dem früher erlebten Dilemma so auseinanderzusetzen, dass die eigene traurige Geschichte als ein Teil der Persönlichkeit Anerkennung finden kann, in einem selbst und auch vor anderen. Niemals ist es zu spät dazu. Es braucht Mut, sich dem schmerzhaften und am liebsten ausgelöschten Kapitel im eigenen Leben noch einmal zu stellen – Mut, jetzt sehr genau hinzusehen, den Schmerz von damals noch einmal zuzulassen, allerdings jetzt unter anderen Vorzeichen: Wo früher schulterzuckendes Annehmen, resigniertes Dulden und eigenes Infragestellen im Vordergrund standen, ist der Blick heute wacher, das Denken klarer, der Wortschatz größer und die Angst kleiner geworden. Wo früher die empfundene Lähmung die Bewegung verhinderte, oder wo Bewegung verhindert, gar bestraft wurde, wo Scham, Angst vor Gewalt und Schuldgefühle den Mund fest verschlossen, oder wo innerhalb von Abhängigkeiten verlangte zielgerichtete Tatsachen-Ignoranz das Irrewerden am Erlebten nicht mehr ausschlossen, kann heute der Schritt heraus aus der Passivität befreiend wirken. Spontane, kecke Fragen können heute gestellt, skrupellose Verhaltensweisen unter die Lupe genommen, gewagte Hypothesen aufgestellt werden – ohne Angst vor Bestrafung. Zumindest in Teilen kann die Opferrolle verlassen werden. Wer sich dem stellen mag in einem länger dauernden Prozess, wird das innewohnende enorme Unbehagen überwinden, wird befreiendes Sprechen lernen über ein bitter-düsteres Kapitel in seinem Leben, denn er wird erkennen, dass er sich zu lange für das Handeln der Täter geschämt hat und dass kein Täter es verdient, dass über sein Verhalten und sein Tun geschwiegen wird. Und eine Täterin genauso wenig.

Liebste Mama,

was ist das für eine Anrede. Immer habe ich sie benutzt. Floss leicht aus dem Hirn, ging mir leicht von der Hand. War so lange Jahre das Normalste von der Welt: liebste Mama. Superlativ von lieb. Wie lieb Du zu mir warst! Obwohl ich doch immer wieder ein böses Mädchen war. Sogar bereits vor meinem ersten Atemholen, vor meiner Zeugung, und anhaltend, bis heute. So eine Bösigkeit scheint unausrottbar. Und Mädchen war einmal. Wie siehst Du mich heute? Als Deine merkwürdige, hart und Dir fremd gewordene älteste Tochter, auf sinnlose Weise stur geblieben? Vielleicht müsste ich entfernt werden aus der Reihe Deiner Töchter.

Da setzt man Kinder in die Welt, aber dankbar sind sie einem nicht. Obwohl man ihnen doch ein tolles Leben geschenkt hat. Nach reiflicher Überlegung und im Bewusstwerden eigener Endlichkeit will man das eigene tolle Leben in den Kindern fortgesetzt wissen. Diese ganze Einzigartigkeit. Oder wenigstens dafür sorgen, dass es den eigenen Kindern besser gehen soll als einem selbst. Große Aufgabe, es besser hinzukriegen als die Eltern. Und immer diese Zeiten, die einem dabei in die Quere kommen, diese schwierigen Zeiten, die es stets allen Eltern schwermachen oder schuld sind am Misslingen dieses Vorhabens. Aber schafft man es dann tatsächlich, alle schwierigen Zeiten überlistend, kann man so irre stolz sein. Nur verdammt, die Kinder wollen das nicht sehen, nicht wahrhaben, was man da geleistet hat. Stattdessen üben sie sich in Geringschätzung und Missachtung. Stehlen sich davon, sang- und klanglos, wenn es ihnen passt oder wenn ihnen die eigene Mutter nicht mehr passt. Ohne Verehrung sind sie, ohne Respekt für alle Mühe, die man sich gab.

Und Du hast Dir wirklich viel Mühe gegeben.

Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Brief beginne. Auf jeden Fall mit einer anderen Anrede. Mutter! wollte ich schreiben – einfach nur Mutter mit Ausrufezeichen. Aber wie klingt denn das: Mutter! In diesem Wort, zusammen mit diesem Satzzeichen, schwingen Enttäuschung, Verärgerung, Verbitterung, Kompromisslosigkeit mit. Anklage, Zurechtweisung. Von all dem bin ich doch weit entfernt. Mütter weist man nicht zurecht. Mütter sind die Lebenserfahrenen, Klugen, und grünschnäbelige Kinder sind zeitlebens die Hinterhertappenden, die mit dem Nachholbedarf. Andererseits:

Das Wort Mutter, wenn ich es leise sage, mit wenig Stimme, nahe an Deinem Ohr, geflüstert, klingt innig, zärtlich, wie ein liebevolles Umfangen. Wovon ich leider ebenso weit entfernt bin. Dir ins Ohr flüstern und dabei lächeln – tut mir leid, geht nicht. Ich wollte etwas Neutraleres finden, in der Bedeutung ein Attribut zwischen lieb und – ja was? An der Stelle ist unsere Sprache arm an Möglichkeiten. Sehr geehrte ist auch noch vorhanden, sogar Sehr verehrte, passt alles nicht, sagt man nicht im Zusammenhang mit nahen Verwandten, außerdem: Habe ich nicht lange genug gelogen? In zurückliegenden Zeiten schrieb man Werte Frau Mutter – das klingt ordentlich förmlich, unherzlich und in meinen heutigen Ohren ein bisschen albern. Du würdest denken, ich sei jetzt vollends verrückt geworden – woran Du siehst, dass ich mich schon wieder oder immer noch damit befasse, was Du wohl denken magst. Meine Tochterkrankheit. Es stimmt: Alle zwischenzeitlichen Bemühungen, zu Dir einen Abstand ohne Verfallsdatum aufzubauen, sind fehlgeschlagen.

Die Anrede also. Die Anrede einer guten Tochter für ihre gute Mutter. Schön wäre das. Wäre die Tochter gut gewesen. Früher war das ganz einfach. In unseren Büchern: Seelenbücher, durch Dich ins Leben gerufen, durch Dich so oder ganz ähnlich benannt. Wie selbstverständlich nannte ich Dich Meine liebe Mama! und Liebste Mama! Es waren Antworten auf Mein geliebtes Kind! und Meine liebe Tochter! und Hallo mein Schatz! Dein Tiefgang. Deine Fröhlichkeit. Deine guten Ideen. Wie wohltuend das war. Weil ich Dich doch stets so schmerzlich vermisst hatte in den Jahren zuvor.

Noch weiß ich gar nicht, was ich in diesen Brief hineinschreiben möchte. Ich denke gerade, er wird kunterbunt werden, weil mir so vieles einfällt. Und noch immer bin ich über die Art der Anrede nicht hinausgekommen – kleine Verzögerungstaktik, weil ich Angst habe, mich zu verheddern im Labyrinth aus Bildern, Ereignissen und Worten, den zu oft wiederholten – auch den weggelassenen, den immer ungesagt gebliebenen.

Du kennst mich ja: Meine Überlegungen gebe ich auf, wenn sie zu keinem anständigen Ergebnis führen: Ich bin nicht so intellektuell wie Du. Ich gehe dann eben weiter auf meinem Weg mit den ganzen Stolpersteinen, wissend, dass es nur meine allesamt bekannten Stolpersteine sind. Ich weiß sie zu umgehen, zu übersteigen, sie beiseite zu schichten. Der hier ist allerdings neu, der mit der Anrede in einem Brief an Dich, womit ich früher niemals Schwierigkeiten hatte. Nach wochenlangem gedanklichen Hin und Her wählte ich nun das altgewohnte Liebste Mama, weil mir nichts eher Zutreffendes einfiel. Die Macht der Gewohnheit. Und ich möchte schließlich, dass Du meine Zeilen liest! Jemand hatte mir geraten, ganz ohne Anrede einfach loszuschreiben. Aber das finde ich unhöflich – Du hast mich Höflichkeit gelehrt! – und auch ein bisschen würdelos, wobei Würde ein schwammiger Begriff ist und individuell betrachtet werden muss, da bereits Deine Würde eine andere ist als meine. Zum Erlangen meiner Würde konntest Du gar nichts beitragen – ich meine, ich hatte niemals eine, oder wenn, dann habe ich sie mir irgendwann selbst erarbeitet. Ich weiß auch nicht, ob Mütter das tun müssen: Sorge tragen für die Entwicklung der kindlichen Würde. Aber wenn ich darüber nachdenke, stünde es den Müttern nicht schlecht an, wenn sie sich dafür interessierten. Angeblich ist sie unantastbar, jene Menschenwürde – laut Grundgesetz. Und Kinder sind meines Wissens davon nicht explizit ausgeschlossen. Aber das wird ganz schnell politisch, was wir vielleicht beide nicht wollen, weil wir uns da beide nicht auskennen. Schwierige Angelegenheit, aber vielleicht ganz spannend.

Wenn das mit einer Anrede heute, nach langer Zeit, so ist, wirst Du sagen, sollte ich tatsächlich konsequent die Anrede weglassen und Dir zu gegebener Zeit dieses neutrale Schriftstück übergeben oder zusenden – Du wieder mit Deiner Logik! Aber genau das ist es ja: Es wird kein neutrales Schriftstück werden. Es ist an Dich adressiert, Dich meine ich, nur Dich geht es etwas an. Und logisch – sag selbst: War ich je logisch?

Ich habe Dich niemals mit Deinem Vornamen angeredet – auch das wäre noch eine Variante. Ich habe das oft vor mich hingesprochen: Liebe Thekla! Hört sich fremd an, es stimmt nicht, ich konnte mich dafür nicht erwärmen. Du bist mir vertraut. Allerdings: Wie vertraut bist Du mir – noch? Ich weiß gar nichts mehr von Dir. Zum Unvertrauten würde auch noch das heutzutage übliche Guten Tag passen oder einfach das dämliche Hallo und sonst nichts, machen viele so, ist so eine Marotte geworden, salopp und schnodderig, nichtssagend und dumm, Zeichen betonter Lässigkeit, die garantiert etwas zu verbergen hat. Sind irgendwie arm dran, diese Hallo-Sager. Vielleicht will ich nur einfach nicht arm dran sein?

Zunächst unbestreitbar ist: Du bist meine Mutter. Also neuer Versuch.

Liebste Mama! Dabei wird es wohl bleiben. Wie geht es Dir damit? Freust Du Dich über die Anrede? Vermutest Du die Rückkehr der endlich reumütigen Tochter? Oder bist Du eher misstrauisch ob des zu Erwartenden? Ich will ja auch nicht sogleich wieder aufhören mit meinem Schreiben.

Liebste Mama! Sagen wir so: Es gelingt mir nicht, die altvertraute Formel ohne Stirnrunzeln niederzuschreiben. Stolpersteinchen.

Sagen wir so: Neben der alten Gepflogenheit – auch wenn zwanzig Jahre der Kontaktlosigkeit zwischen uns liegen – haben die beiden einleitenden Wörter keinerlei Bedeutung. – Verletzt Dich diese Äußerung?

Du siehst, ich kann nichts Spontanes sagen, ohne an die Möglichkeit Deiner Verletztheit zu denken. Wie soll das denn hier weitergehen, wenn ich andauernd zu Dir hinschiele, was Deine Mimik mir gerade verraten will. Höflichkeit! Rücksichtnahme! Streben nach Harmonie! Soll ich an der Stelle Besserung geloben – wenigstens für diesen Brief? Besserung geloben, kommt mir sehr bekannt vor. Ich glaube, ich bin schon ganz schön gut geworden, aber vielleicht geht ja immer noch mehr gut. Und Harmoniebestrebungen sind in der Tat was Feines, Ehrenwertes, aber gibt es irgendwo tatsächlich Harmonie? Zudecken kann man, unter den Tisch oder den Teppich kehren, das meint man wahrscheinlich damit, aber dieser ganze Dreck dann überall. Das riecht doch auch.

Ich bin in der Tat ziemlich durcheinander.

Der erste Satz des Briefes sollte lauten: Ich habe Dich überlebt. Denn das ist ein Satz, der mir seit Jahren immer wieder in den Sinn kommt, sobald ich an Dich denke. Und ich denke oft an Dich. Obwohl er gar nicht stimmt, wörtlich genommen, denn Du lebst und erfreust Dich, wie ich um zahlreiche Ecken erfahre, einer zähen Lebenskraft – fast hätte ich gesagt: einer unerschütterlichen Gesundheit, aber das träfe nicht den Kern, denn – Du erinnerst Dich? – warst schon verdammt oft am Sterben. Weißt Du noch, wie ich Dich ohrfeigte, damit Du – gar nicht so sehr tot – wieder die Augen öffnen konntest? Stirbst Du eigentlich noch so oft wie früher? Immerhin hattest Du bereits ganze elf Tode überlebt, darunter einige Herzstillstände, Multiorganversagen, komatöse Zustände, als ich mich aus der Familie und aus Deinem sogenannten Verein zurückzog. Nach Deinem dritten Tod begann ich in kindlich-weiser Voraussicht eine heimliche Strichliste mit Filzstift an der Wand über meinem Bett. Mensch, war ich stolz, mit zehn Jahren schon Rettungssanitäter! Elfmal Hinübersein, alle Achtung – von Katzen sagt man, dass sie sieben Leben haben. Wieso magst Du Katzen nicht? Sind doch gar nicht mehr Deine Sterbekonkurrenten. Immer war ich dabei oder kam eben noch rechtzeitig, wenn Du gerade starbst. Aber das war logisch, denn ohne mich wärest Du kaum in die Verlegenheit gekommen zu sterben. Ich hoffe, Dir damit nicht unrecht zu tun, falls ein Tod dabei war, an dem ich nicht die Schuld trug. Aber ich will nicht vorgreifen.

Ja, also dieser Satz mit dem Dich-überlebt-Haben ist doppeldeutig. Falsch ist er nämlich nicht. Und ich frage mich, ob er für Dich nicht etwas Gemeines hat, etwas Hinterhältiges. Eindeutiger könnte er vielleicht lauten: Ich habe Dich überwunden. Aber, so formuliert, im Sinne von Etwas-hinter-sich-Lassen – nein, so gefällt er mir auch nicht. Denn hinter mir gelassen habe ich Dich nicht. Ich schleife Dich gewissermaßen mit, überall hin – und ich sage Dir: Mütter haben ein Gewicht! Oder bist nur Du so schwergewichtig? Manchmal – um im Bild zu bleiben – gelingt es mir jetzt, Dich abzuhängen oder abzuschneiden, leichtfüßig und beschwingt weiterzutänzeln ohne Dich. Sobald ich mich aber umdrehe und das zurückgelassene Mutter-Häufchen wohlig geschrumpft in der Ferne kaum noch auszumachen ist, scheint es augenblicklich anzuschwellen, eilends auf mich zuzurollen, sich wieder festzumachen an mir, und die Schinderei mit Dir beginnt von Neuem.

Nun gut, mein Satz vom Dich-überlebt-Haben lautet nun einmal so, und ich möchte ihn stehenlassen, zumal ich die Schärfe herausgenommen habe, indem ich ihn nicht als Satz eins niederschrieb. Wie Du weißt, gehören Heftigkeit, Grobheit und Schärfe nicht zu meinen Eigenheiten.

Ich möchte Dir etwas aus meinem Leben erzählen. Ja, ich glaube, das ist die Absicht dieses Briefes. Zwar warst Du immer bei mir, als ich Kind war, und auch, als ich längst erwachsen war – zumindest in der Nähe warst Du, auch ohne Deine körperliche Anwesenheit. Kamst immer wieder zurück. Dennoch weißt Du nichts von meinem Leben.

Was soll das, fragst Du jetzt, natürlich kennst Du mein Leben. Nicht alles, aber das Wesentliche. Tu ich Dir unrecht, wenn ich sage, Du weißt nichts von meinem Leben? Du kennst vielleicht alles, aber Du weißt nichts. Haarspaltereien? Meine spezielle Vorliebe? Mag sein, dass Du recht hast. Ich bin so oft hängengeblieben im Gestrüpp unserer Beziehung, die ich nicht durchschaut habe. Du warst klug, Du hattest den Durchblick, während ich mich pausenlos verirrte.

Waren wir nicht immer auf der Suche nach der Wahrheit?

Wenn ich das so sage, merke ich, dass die Frage so nicht gestellt werden darf. Denn erstens: Wer sind wir? Du und ich? Du warst im Besitz der Wahrheit – nur ich war am Suchen. Zweitens: Suche nach der Wahrheit? Die musste nicht gesucht werden, sie lag auf der Hand, auf Deiner Hand, eindeutig, zweifelsfrei. Du warst bestrebt, sie mir zu vermitteln – unermüdlich, geduldig, gründlich. Sie war klar, von keinem Schleier der Unsicherheit oder des Unbehagens je getrübt: Deine Wahrheit, die mich immer wieder verblüffte in ihrer Einfachheit, in ihrer Glattheit. Mein kindlicher Anspruch war ein ungeheuerlicher: Ich verlangte auch eine Wahrheit. Ich beharrte auf meiner Wahrheit! Und dazwischen die Frontlinie. Kindlicher Egoismus, kindliche Anmaßung, kindliches Bestreben nach Bedeutsamkeit! Nun, mein Beharrungsvermögen war niemals von langer Dauer, denn Du warst die Stärkere. Ich weinte ein bisschen, suchte nach Essbarem und fügte mich: Mein Erleben entsprach nicht der Wahrheit, denn es konnte doch nur eine Wahrheit geben. Und in deren Besitz warst Du! Oder gab es am Ende mehrere Wahrheiten? Eine von Dir und eine von mir? Und von wem noch? Meine war auf jeden Fall winzig klein und nicht der Rede wert. Irritiert durch das, was ich erlebte, was jedoch nicht wahr sein konnte, zweifelte ich an meinem Erleben. So war ich offenbar hoffnungslos hineingeboren in ein Märchen, in eine einzige Lügengeschichte. Ständig hatte ich Prüfungen zu bestehen – das mussten die Leute in Märchen auch. Unter dieser Voraussetzung ließ es sich aushalten: Mein Leben gab es gar nicht. Dich auch nicht. Die anderen auch nicht. Nichts war mehr wichtig, alles egal, alles nur Phantasie, ganz einfach. Am Ende der Sieg des Guten über das Böse. Und Du warst immer gut.

Liebste Mama! Hier hast Du mein ganzes falsches Erleben! Mein ganzes falsches Leben! Mein Lebensmärchen! Ich möchte es Dir servieren wie eine fürstliche Mahlzeit. Fühl Dich eingeladen zu diesem einzigartigen Mehr-Gänge-Menü. Du wirst das Exotische, das Köstliche schmecken, denn ich bin sicher, genauso hattest Du es Dir für mich gewünscht. Und wenn nicht, wenn es nicht Deinem ausdrücklichen Wünschen entsprach, so hattest Du zumindest nichts gegen die Köche, hast hier und da noch ein wenig nachgewürzt, das ist ja erlaubt. Solltest Du Dich überfressen, weil Du nicht genug bekommen kannst, so geh zwischendurch einfach ab und zu kotzen – das schafft wieder Platz fürs Nächste. Ich spreche aus Erfahrung.

Ich merke, dass ich mir offenbar eine ziemlich ironische Art angeeignet habe – oder ist das schon Zynismus? Passt gar nicht zu mir, sagst Du? Stimmt. Das bin ich im Grunde gar nicht. Denn schon, indem ich diese letzten Sätze niederschrieb, plagte mich das schlechte Gewissen: So darf ich nicht zu Dir sprechen, so spricht man nicht mit der eigenen Mutter, das gebietet schon der Anstand.

Allein dieses Wort: Anstand. Vielleicht hatte ich dieses Ding, das sich so nennt, viel zu lange. War nicht mein Rückzug von Dir ganz schön anständig? Stell Dir mal vor, ich wäre geblieben, wäre fähig gewesen, mich gegen Dich zur Wehr zu setzen! Anstand. Vielleicht ist es tatsächlich Ironie, die sich meiner bemächtigt hat, ein wenig Sarkasmus. Denn wenn ich davon Gebrauch mache, wenn mir solche Gedanken entschlüpfen, so parallel zum Anstand vielleicht, dann merke ich deren wohlige Entspannung wie in einer warmen Badewanne. Sehr egoistisch. Und offenbar gewachsen, nach Deiner Einflussnahme, erst allmählich und etwas mühsam gereift. Früher undenkbar. Ich muss mich mal vorm Spiegel damit drehen, ob mir das steht. Oder wen fragen, ob ich mich damit sehen lassen kann. Weil ich mich immer noch nicht so ganz verlassen mag auf das, was nur meine Sinne wahrnehmen.

Es ist so viel Zeit vergangen, weißt Du, diese raumgreifende Sprachlosigkeit hatte mich befallen, was Dich betrifft, und ich denke, wir haben uns beide geändert, die Zeit hat uns geändert.

Wie kommt es, dass ich bei fast jedem niedergeschriebenen Satz denke, dieser Satz stimmt nicht? Die Zeit ist schuld, diese böse Zeit. Immer brauchen wir etwas oder jemanden zum Schuldigsprechen. Verflixte Zeit. Aber Veränderung können wir gelten lassen. Wir haben uns verändert in der Zeit. Du und ich. Wobei ich jetzt nicht den unvermeidlichen Alterungsprozess meine. Ich meine dieses Innendrin. Und könnte das heißen, dass wir beide etwas verstanden hätten? Dass wir zu einer Einsicht gekommen wären? Dass die Zeit – oder unsere Erfahrungen in ihr – eine Wandlung in unserem Denken bewirkt hätten? Ist mein jahrzehntelanger Rückzug von Dir nicht vielmehr gleichbedeutend mit Gedankenlosigkeit oder Fühllosigkeit in all den Jahren, die uns nun trennen?

Wenn ich so nachsinne, denke ich: Ich habe nichts verstanden. Ich dachte früher viel. Ich fühlte früher viel. Ich wollte früher viel. Ich verstehe heute genauso wenig wie früher, was und warum so manches geschehen ist. Ich denke nicht mehr so viel darüber nach, weil es in den letzten Jahren andere Aufgaben zu lösen galt als die damaligen. Mein Denken hat mit der Zeit etwas Zähflüssiges bekommen und drehte sich vorrangig um mein eigenes, jeweils gegenwärtiges, Leben. Das Fühlen war in den Hintergrund getreten – der Einfachheit halber, schon vor dem Denken, meine ich. Und das Wollen hat sich reduziert auf das Wesentliche, auf das noch Verbleibende, auf Konkretes, Handfestes. Dazu gehört seit kurzem auch dieser Brief an Dich, der sich mir, noch ohne jegliche Kontur, ins Hirn heftete wie ein diffuses Herbstgespinst ohne eindeutige Verankerungen.

Geht es überhaupt um Verstehen?

Meine Hoffnung auf Dein Verstehen ist schwammig und klein. Denn was um alles in der Welt solltest Du verstehen oder verstanden haben, das nicht längst schon die unerschöpfliche Truhe Deiner Weisheit anfüllt? Deine Weisheit war stets eine ganz einfache, weil doch Weisheit die Vereinfachung aller menschengemachten Komplikationen ist, die schlichte Reduktion aufs Wesentliche, was am Ende jegliches Um-die-Ecke-Denken unnötig macht, sich aufhebt in einer großen Glorie des Lebens. Die hattest Du doch längst erfunden, entwickelt, warst deren eifrige Hüterin wie geduldige Vermittlerin, und nur ich mit meinem Widerwillen, meiner Renitenz fügte mich nicht. Jedenfalls nicht in genügender Vollkommenheit und Dauer. Gibt es noch Neues zu verstehen oder zu erkennen für Dich? Du hast bereits frühzeitig alles verstanden.

Überhaupt ist es so eine Unsitte, verstanden werden zu wollen. Wozu soll das denn gut sein. Will ich immer noch verstanden werden? Von Dir? Da versteht einer, wie der andere denkt, und der versteht wiederum das Denken des einen. Und dann? Dann wird das gegenseitige Verstehen nicht akzeptiert, man sagt aber trotzdem oder gerade weil, und derjenige, der die Macht hat, spielt sie aus, benutzt den längeren Hebel, an dem er sitzt, einfach weil er es kann, und schon erschießt man sich oder schmeißt Bomben.

Ist es anders, wenn wir den Maßstab verkleinern? Wenn wir ihn auf die Familie anwenden? Hat nicht in der Familie alles seinen Ursprung? In dieser kleinsten Zelle menschlicher Gemeinschaft. Wer hat das Sagen, wer hat die Hosen an? Manchmal sind es die Frauen mit ihrem schrecklichen fadenscheinigen Leibchen.

Was will ich denn, verdammt nochmal, mit diesem Brief? Du willst ihn weder haben, noch wirst Du ihn lesen. Momentan bin ich ganz beruhigt: Ich werde schon noch dahinterkommen, warum ich ihn schreibe, zunächst Ergebnis-offen, wie man so sagt. Vielleicht suche ich nach etwas. Nach etwas im Zusammenhang mit Dir. Auch wenn ich allein damit bin, vielleicht hilft ein lustiges Rätselraten: Ich seh etwas, was Du nicht siehst.

Sieh es mir nach, wenn ich mich wiederhole. Das haben Gedanken so an sich, sie verschwinden nicht einfach, sobald sie gedacht oder gesagt oder geschrieben sind. Kann sein, dass sie heute irgendwo zum Stillstand kommen, abgewürgt werden, versickern wie Tropfen im Sand, aber morgen sind sie wieder da, wie lästige kleine Nager, die doch nur irgendwohin wollen.

Ich nannte meine Idee, wir beide hätten uns verändert. Und könnten uns, durch Erkenntnis einen neuen Weg einschlagend, nun aufeinander zu bewegen. Wieviel Irrwitz enthält diese Vorstellung?

Was müsste passiert sein auf unserer Reise, die nun lange schon jeder allein unternimmt? Einsicht, hatten wir schon, jeder für sich innerhalb des eigenen Nachdenkens. Und nein, weder ist mir etwas klarer geworden, noch habe ich mir, wie Du es stets verlangtest, eine andere Betrachtungsweise des Vergangenen erworben. Denn ich habe in zwanzig Jahren nicht mehr allzu viel über die Zeit mit Dir nachgedacht – das Bild des Mitschleifens Deiner Person ist nicht gleichzusetzen mit einem Nachsinnen über Dich. Strich drunter und einfach nur vergessen. Weiß gar nicht, ob das meine Absicht war. Vielleicht so in der Richtung. Abhaken, Ende schlecht, Neubeginn kann nur besser werden.

Aber diese Schubladen, liebste Mama! Ich weiß doch, was da drin ist!

Ich habe meine Erinnerungen nicht geschwärzt. Habe das nicht einmal versucht. Meine sture Tochter, wirst Du sagen, hartnäckig – sprach ich nicht gerade von meinem nur kurzen Beharrungsvermögen? Scheint sich auch etwas geändert zu haben –, zumindest wünsche ich mir, dass meine schwerfälligen Gedankengänge im Verlauf dieses Schreibprozesses zu einer Einsicht heranreifen.

Und wie gesagt, ich gehe davon aus, dass sich auch Deine Sicht der Dinge nicht gewandelt hat seit der Zeit unseres schmerzvollen Auseinandergehens, weil sie immer schon so klar war und es nichts herumzudeuteln gab. Du hast mich nicht weggeschickt, hast mich nicht aus Deinem Leben verbannt, denn Du warst die Liebe in Person, würdest niemals jemanden vertreiben, der in Deinen Kreis gehört und dort auch bleiben möchte. Ich war es, die Dein Kreisrund störte, der das erklärt gehörte, die sich daraufhin entfernte, nicht rundlaufen mochte, die ausscherte, geradenwegs weiter wollte oder sich dazu gezwungen sah. Die Dich verriet. Gut gegangen ist es mir seitdem nicht – oder nur zeitweise, wenn ich spürte, wie unter meterhoch Verschüttetem sich Lebendiges zeigte, ein grünliches Hälmchen mir das Herz warm machte. Du wirst sagen, ich sei es schließlich selbst gewesen, die diese Entscheidung getroffen hat, die Deine allumfassende Liebe verschmähte, und Du habest damit gar nichts zu tun. Ich gehe von keiner Einsicht Deinerseits aus. Gäbe es die, und auch nur dann, könnte es zu einer Aussöhnung zwischen uns kommen. Ja, auch jetzt noch.

Heißt nicht Einsicht, dass etwas eingesehen, anders gesehen wird als vor einer Zeit? Ansichten hattest Du immer. Fest in der Liebe und fest im Glauben. Deine Ansichten werden unverändert sein. Die Zeit, das heißt mein dickköpfiges Dir-Fernbleiben, hat Dich vielleicht ein wenig resignierter gemacht: Ach ja, meine abtrünnige Tochter, meine älteste … Jederzeit darf sie, freilich unter bestimmten Voraussetzungen, zurückkehren in meine weit offenen Arme, in mein Lächeln.

Da gleichen wir uns: in den fehlenden Einsichten. Und daher ist es nicht hoch genug einzuschätzen, bei derart divergierenden Standpunkten die Entfernung zwischen beiden keinesfalls zu verringern, eingedenk der Reichweite diverser Bomben, einschließlich anderer Mordmöglichkeiten.

Nichts scheint richtig, nichts in Ordnung. Alles dreht sich, kein Anfang, kein Ende. Was hat die Zeit mit mir gemacht? Schon wieder die Zeit. Die Zeit ist eine Hure. Sie wird benutzt. Und verachtet. Weil sie benutzt werden kann. Herhalten muss für alles, was in ihr geschieht. Sie schert sich einen Dreck um uns. Wir lassen sie vollkommen kalt. Können mit ihr machen, was wir wollen. Sie wehrt sich nicht einmal. Wir können sie so schön verantwortlich machen für unser missglücktes Leben. Die Zeit ist schuld. Wir sagen: Es war eine andere Zeit, nicht vergleichbar mit heute. Und schon sind wir fein raus. Dabei vergeht sie einfach. Sonst macht sie gar nichts. Dafür schlagen wir sie gern. Oft sogar tot. Nur gestorben ist sie noch nie.

Alt hat sie mich werden lassen, körperlich weniger beweglich, weniger belastbar durch allerhand Krankheiten, mit denen ich mich zu arrangieren habe mit fraglicher Aussicht auf Heilung. Und was Dich betrifft, hat die Zeit mir recht gegeben: Den von Dir vorgegebenen Weg zu verlassen, hat mich Kraft gekostet, aber nur dadurch konnte ich meinen Weg finden. Retten musste ich mich, ein Ufer erreichen, den Untiefen entrinnen, als der See Deiner Liebe mich zu ertränken drohte.

Unser letzter Zusammenstoß war heftig. Von da aus mussten sich unsere Wege trennen. Während Du weiter selbstgerecht und unbeirrt im Mittelpunkt Dich umkreisen ließest von Deinen Auserwählten wie eine Sonne von ihren Planeten, war schließlich für mich kein Platz mehr, und ich, aus der Bahn gestoßen, bewegte mich weg aus Deinem Magnetfeld, erschrocken, verlassen, einsam, trotzig, ohne Aussicht auf ein Wiedereintreten in Deine Umlaufbahn.

*

Du kennst mich. Ich bin ein sanfter Mensch. Habe ich mich je aufgelehnt Dir gegenüber? Früher ein paar Ausraster, wie man so sagt, ja, nichts wirklich ernst zu Nehmendes. Hab keine Angst, ich werde das auch heute nicht tun, werde weder klagen noch anklagen. Fragen werde ich stellen, alte Fragen, an die Du Dich sicher erinnern wirst, da ich sie auch schon als Kind stellte. Und neue Fragen, vielleicht, wenn ich so allmählich das Denken wieder verflüssige, sofern mir das gelingt. Über Gefühle werde ich Dir nichts erzählen. Du bist die Expertin der richtigen Gefühle – ich könnte auf diesem Gebiet nur herumstümpern, denn meine Gefühle waren immer falsch. Deswegen bevorzugte ich beizeiten, sie auszuzupfen wie lästiges Unkraut. Dann waren sie weg, das Terrain wieder gesäubert und bereit für neues Erleben. Aber dieses Erleben – dass ich nicht verrückt geworden bin, ist doch sehr verwunderlich –, dieses Erleben war doch ebenso falsch wie meine Gefühle! Die Welt, in der ich lebte, war eine falsche. Das, was ich Dir erzählte, war falsch, war Lüge. Wie geduldig Du warst mit diesen Zurechtrückungen meiner Wahrnehmungen! Ich als Märchenfigur in meiner Märchenwelt! Scheinwelt nanntest Du sie. Andauernd erfand ich neue Seltsamkeiten, tischte Dir allerhand Böses auf und wunderte mich anfangs immer wieder, wie Du es mit einem Handstreich wegwischen konntest. Mitunter war es kein Handstreich; mitunter brauchte es Zeit, bis ich geständig war und zugab, eine Lügnerin zu sein. Das strengte Dich tüchtig an, denn es waren durchaus hartnäckige Lügen, die Deine Liebe wiederholt auf die Probe stellten. Aber Liebe – so dachte ich mir –, muss ein wunderbares Gefühl sein: machtvoll, umwerfend. Du setztest Deine Liebe ein, meine Boshaftigkeit gleichsam darin einzuhüllen, fest, ganz fest, auf dass die Boshaftigkeit erstickt würde. Deiner Liebe widerstand ich nicht. Aber immer wieder blühte meine hässliche kranke Phantasie auf, begegnete Deiner Liebe und – schmolz. Wo Liebe herrscht, in den Märchen, werden alle Proben bestanden. Liebe als Herrscherin! Als Beherrscherin, wie ich heute weiß.

Entschuldige, liebste Mama! Ich sollte mein Denken, das wieder verwendungsfähige, an die Kandare nehmen. Aber wenn es doch herumspringt wie ein übermütiges Fohlen! Wenn Deine alt und seit langem stumm gewordene Tochter Freude am wiedergefundenen Sprechen findet! Hab keine Angst, von Freude will ich nicht weiter reden und ebenso wenig von Ungemach. Von Liebe auch nicht, denn das war stets Dein Ressort. Gefühle haben hier nichts zu suchen – Du hast darüber die Oberhoheit. Niemand sonst hat eine Ahnung davon. Im Übrigen habe ich Angst davor, Worte wie Liebe oder Gefühl heute zu aktualisieren, weil ich meine, wir haben in früheren Jahren diese Worte missbraucht. Worte sind zu Wörtern geschrumpft – wenn Du verstehst, was ich mit dieser Unterscheidung meine. Du riefst sie einst ins Leben als Titel unserer Bücher – eines davon liegt vor mir: Das Buch der Liebe – von Sophia und Mama. Diese Wörter waren Dir so wichtig, diese Wörter und die Wort-Girlanden darum herum, auf Hunderten von Seiten, verflochten, verwoben zu einem Wörter-Teppich. Du riefst sie ins Leben zu einer Zeit, als ich längst mein Gefühlsunkraut ausgemerzt hatte. Und sie taten mir gut. Ich legte mich gern auf diesen Teppich, ließ mich schaukeln, einrollen, webte ein wenig mit daran herum, schulte mich im Wörterverweben, lernte rasch die Regeln dieses Umschmeichelns, dieser wörtergymnastischen Übungen, worunter wir uns so elegant verbiegen konnten. Du spieltest vorzüglich dieses Spiel, hattest eine gelehrige Tochter, wie früher bereits, nur dass Du jetzt behutsamer vorgingst, sanfter, und mich wissen ließest, dass es von jetzt an nur noch Gewinner geben würde. Wie schön für mich: endlich nicht mehr verlieren zu müssen! Endlich war ich keine infame Lügenperson mehr! Wir nahmen uns beide so wunderbar ernst. Waren endlich auf Augenhöhe miteinander. Wiegten uns im gleichen Takt Deiner Wörtermusik. Dachten nicht mehr an früher. Ich sah mich gewachsen – gewachsen an Dir. Hatte sich doch alles gelohnt. Kein Leid umsonst gelitten.

Heute, wenn ich hineinlese, kommt mir ein anderes Wort in den Sinn: Infektion. Infiziert hast Du mich, in ein Fieber gelegt, in dem ich wahnartig Deine Worthülsen mitstammelte. Ich halluzinierte in Wörtern, von deren Gehalt ich keine Ahnung hatte. Schon wieder gab ich Dir nach, schmolz, wollte eine gute Tochter sein, genau wie die Jahre zuvor. Nur dass es sich jetzt richtig anfühlte. Allerdings: Was wusste ich denn vom Fühlen! Kann man überhaupt etwas wissen vom Fühlen? Von dem, was unter einem Außen verborgen und gar nicht beschreibbar ist? Konnte ich darüber etwas wissen? Noch dazu vom richtigen oder falschen Fühlen? Darum ging es bei Dir doch immer. Ich erfüllte meine Aufgaben jetzt besser, wurde dafür in besonderer Weise belohnt von Dir, mit dem Buch der ehrlichen Liebe und sonnte mich in der Gewissheit, endlich selbst geliebt zu werden und auch selbst lieben zu dürfen, lieben zu können – wozu ich früher nicht in der Lage war als unreifes dummes Kind. Ich hatte meine Lektionen gelernt, Du hattest sie mich gelehrt.

Du merkst, wie ich fortwährend am Straucheln bin, wie ich vielfach in meine alte Rolle des bösen Kindes schlüpfe, wenn ich zum Beispiel sage, Du hast mich infiziert. Das würde Deine eigene Erkrankung voraussetzen – würde es? Es gibt auch Keimüberträger, die selbst nicht erkrankt sind. Es gibt auch Infektionen unfreiwilliger Art, durch gewisse Verunreinigungen; in dem Fall hättest Du sie erkannt und bekämpft. Es war anders. Liebste Mama! Meine Infektion war Dir recht, war die Fortsetzung Deiner eigenen Krankheit. Dein Versuch, mich anzustecken, gelang Dir mühelos. Geteiltes Leid ist doppelte Freude. Zwei Möglichkeiten: War Deine eigene Erkrankung derart infektiös? Oder war mein Immunsystem derart geschwächt? Schwierigkeiten hatte ich Dir lange genug bereitet. Jetzt war ich fügsam, gezeichnet durch hundert Reue-Anfälle, fett gefressen, und Deine mitleidige Liebe traf auf eine fast totgespielte Puppe. Ein paar Liebesvitamine würden sie schon wieder mit Leben erfüllen. Und wie das funktionierte mit diesem Buch! Ein seliges Hin und Her, ein Wiegen war das, lächelnd und geschlossenen Auges. Ein Einlullen. Du mich – und ich Dich auch? Nein: ich Dich nicht. Du erntetest lediglich die Früchte Deiner immensen Arbeit. Das machte Dich stolz.

Schätze ich Dich so ein: so überaus berechnend? Ich will diese Frage nicht beantworten, denn ich will nichts bewerten, nichts beurteilen oder gar verurteilen. Sie stellt sich mir nur im Zusammenhang mit meinen widersprüchlichen Betrachtungen.

Ich höre, wie Du stöhnst und wie Du sagst, ich möge doch endlich mal auf den Punkt und dann auch zum Ende kommen. Verstehe ich. So schnell geht das aber nicht. Wie wäre es, wenn Du davon ausgehst, dass mein Brief ein Lobgesang auf Deine Liebe zu mir ist? Dann wirst Du gewiss gern weiterlesen. Nur ab und an bin ich leider immer noch das Dir wohlbekannte böse Mädchen mit rechthaberischen Behauptungen, spitzfindigen Bemerkungen, frühreifen Anwandlungen, frechen Fragen und einem losen Mundwerk. Man trägt schließlich immer sein eigenes inneres Kind mit sich herum – ei-ei-ei, ich schon wieder, aber sorge Dich nicht: Ich werde nicht psychologisch, denn auch diese Domäne der Psychologie will ich Dir voll und ganz überlassen. Ich verstehe davon zu wenig. Und wenn ich nun endlich auch damit beginne, Dir aus meinem Leben zu erzählen, von meinen Verwirrungen, aus denen Du mir stets wieder herausgeholfen hast, will ich Dir damit danke sagen, von weither, obwohl wir in benachbarten Städten leben. Ich scheue den Weg zu Dir hin – die Entfernung durch eine persönliche Begegnung zu minimieren, gelänge nicht. Es ist mir immer schon zu glatt gewesen bei Dir. Heute weiß ich das. Und jetzt, seit ich unsicher und kleinschrittig umhertappe, ist die Gefahr des Hinschlagens größer denn je. Ein Denkmal möchte ich Dir und Deiner Liebe dennoch setzen.

*

Schön, Du willst also, dass ich auf den Punkt komme. Ich sagte Dir eingangs: Du kennst alles, aber Du weißt nichts. Und ich erwähnte gerade meine frühreifen Anwandlungen, die Dir immer missfielen. Das wäre doch ein guter Anfang, Dir heute noch einmal zu erzählen, wie das alles so zustande kam. Wobei ich noch an dem Begriff der frühreifen Anwandlungen hänge, den ich für wenig aussagekräftig halte – um nicht zu sagen: für falsch. Und völlig unmöglich. Weil sie einem Kind Fähigkeiten unterstellt, die es gar nicht haben kann. Ich war nicht reif, also auch nicht früh-reif. Ich war ein Kind. Und Anwandlungen? Überforderungen waren es. Du ahnst, worauf ich hinauswill?

Die Liebe ist ewig und unendlich, höre ich Dich sagen – was ist dagegen eine unmaßgebliche kleinkindliche Überforderung! Fürs Leben zu lernen, heißt, die Liebe beizeiten begreifen zu lernen?

Ein Apfel im Mai, der, abgerissen und zu überstürzter Reifung verdonnert, im heißen Backofen verdorben wurde, das war ich.

Oh, liebste Mama, mir wird gerade schlecht, verzeih, denn mir wird in dem Moment klar, dass ich diesen Brief nicht für Dich schreibe, da ich erkenne, wie wenig Du gewillt oder imstande bist, etwas wissen zu wollen. Dein Glauben an die Liebe, Deine praktizierte Liebe schließt Wissenwollen geradezu aus! Ähnlich wie mit dem Gottesglauben. Wer glaubt, dem ist an Wissen nicht gelegen. Wissensaneignung hieße für Dich Zerstörung Deiner Liebesvorstellung. Ich, als kleines Kind bereits, wollte Dir ein Wissen vermitteln, welches Deiner Liebesidee zuwiderlief und das Du keinesfalls dulden durftest.

Natürlich: Das ist die Erklärung für alles früher Erlebte und Gesagte! So könnte ich mir alle weiteren Worte sparen.

Wenn ich dennoch weiterschreibe, dann deshalb, weil ich offenbar das Aufschreiben soeben neu entdecke als eine besondere Art, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Zwischen Oma und Opa liege ich im Bett.

Ich wache auf, mein Popo wird gestreichelt.

Opa atmet schwer, stinkt aus dem Mund.

Opa hat mich wohl sehr lieb, weil er mich ja streichelt. Mich streichelt.

Wann wird Oma denn wach?

In diesen fünf Zeilen schwirrt die vier- oder fünfjährige Sophia in ihrem Erleben. Mir fällt auf: Ich kann das gut. Vieles hat inzwischen gelitten – mein Gedächtnis nicht. Ich kann mich als das Kind sehen, das ich war, wenn ich die Augen schließe oder wenn ich vor mich hinstarre. Die Situation von damals erlebe ich dann wie in einer Kopie, nicht unterscheidbar vom Original. Daher sind die Formulierungen knapp und geben alles wieder, genauso, wie ich es damals in mich aufnahm. Die eben geschilderte Erinnerung entspricht der am weitesten zurückliegenden dieser Art. Nichts als Ortsbenennung, sinnliche Wahrnehmung, Vermutung und Frage. Die ist interessant: Ich frage nicht, wann wird Oma endlich wach. Da steht nur ein denn, wann wird Oma denn wach. Leichte Irritation liegt darin. Verwunderung vielleicht: Oma bekommt das offenbar gar nicht mit. Ob das wohl wichtig wäre, so ein Mitbekommen?

Ich weiß, ich wollte gar nichts interpretieren, denn das liegt mir nicht und steht mir nicht zu. War nur ein spannender Gedanke.

Oje, ich habe dunklen Saft auf dem Teppich verschüttet.

Papi kommt von der Arbeit, sieht den Fleck. Ich sage, Mami war das. Mami.

Bekommt Mami jetzt auch Haue, so wie ich?

Nein, denn ich bin ein böses Kind, wollte ja nur, dass Mami Haue bekommt.

Deswegen bekomme ich nun richtig Haue von Papi.

Ich bin kein artiges Kind, ich lüge und ärgere Mami und Papi.

Der bestraft mich, schmeißt meinen Hansi, den Hamster, gegen die Wand.

Warum? War ich wieder unartig?

Meine Lügen beginnen, haben begonnen. Mir war schon beigebracht worden: Nur böse Kinder lügen. Böse Kinder wollen keine Strafe, beschuldigen andere, noch schlimmer. Wollen denn gute Kinder Strafe? Gute Kinder sind keine Saftverschütter. Ich log schlecht, wurde sofort entlarvt, und dann kam die Strafe. Also beim nächsten Mal, wenn was passiert, besser lügen. Hätte ich auch dann gelogen, wenn ich keine Prügelstrafe zu befürchten gehabt hätte? Macht Lügen Kindern einfach Spaß? Passieren Lügen nicht ausschließlich aus Strafangst? Und sind nur so lange interessant, solange sie notwendig sind? Für den Selbstschutz? Und warum musste mein kleiner Hamster sterben? Ich war doch das böse Kind. Warum hat Papi mich nicht totgeschmissen? Diese Welt war schwer zu verstehen.

Immer diese Hilflosigkeit. Eltern schlagen aus Hilflosigkeit. Kinder lügen aus Hilflosigkeit. Was sicher nicht ganz richtig ist. Eltern schlagen auch aus Hass, meine ich. Denn ein böses Kind kann ja nur gehasst werden. Und weil Schlagen so mühelos immer geht.

Papi und Mami spielen Kaspertheater. Die Kinder, meine Geburtstagsgäste, und ich finden das toll. Kaspertheater.

Wenn ich alleine bin mit Papi, macht er mir mit dem Krokodil von Kasper immer ganz doll Angst. Das macht ihm Spaß. Im dunklen Keller macht mir Papi auch Angst. Er steht um die Ecke, mit einer Taschenlampe im Mund und macht komische Geräusche.

Ich muss lieb sein … Dann sind alle lieb zu mir – oder?

Wir lachen, der Papi und ich, haben Spaß, denn wir machen eine Kissenschlacht. Huch, ich habe Papi ins Gesicht getroffen, seine Brille, die Brille ist schief!

Er zeigt mir nun, wie es ist, wenn man ein Kissen auf dem Gesicht hat.

Papi nein! Nicht so doll!

Ich habe Angst. Er hört nicht auf zu drücken.

Ich bewege mich nicht mehr, bin erstarrt. Jetzt nimmt er das Kissen vom Gesicht.

Also Kissenschlacht ist doch nicht so lustig.

Was empfindest Du, wenn Du das liest? Erinnerst Du Dich an etwas? Sicher nicht, denn das sind nicht Deine Erlebnisse. Und wenn es meine sind, sind sie gelogen. Macht nichts, das ist jetzt mal wichtig, da müssen wir durch. Ich will, ich muss mich erinnern.

Aber kommen Dir Assoziationen? Zu Deinem eigenen Leben, zu Deiner Geschichte? Wunderst Du Dich, wie präsent mir alles noch ist? Stellst Du infrage, was ich hier tief aus meiner Erinnerung ans Licht hole? Sagst Du, so etwas gehöre ins Reich meiner blühenden Phantasie? Behauptest Du, Derartiges, falls es denn geschähe, vergäße ein Kind ganz schnell, weil es zu bedrohlich daherkommt, um weiter mit ins Leben hineingenommen zu werden? Psychologin Du! Hast doch die Besonderheiten Deiner eigenen Entwicklung auch nicht vergessen wie einen Regenschauer, der Dich mal nass gemacht hat! Kann es sein, dass Du meine Erinnerungen Lüge nennst, weil sie an Deine Erinnerungen rühren, die Du weit von Dir geschoben hast?

Oje, liebste Mama, was mache ich hier! Ich versuche, Zusammenhänge herzustellen, wozu ich doch mitnichten in der Lage bin! Ich rede wie ein Blinder von der Farbe. Schlimmer noch: Ich benutze Farben für mein Bild, deren Sichtbarkeit wie auch deren Benutzung mir beizeiten verboten worden sind, denn Du wolltest die Malerin meines Bildes sein.

Schau nur weiter – ich nehme Dir den Pinsel aus der Hand.

Es ist schön, wenn ich zu Papi und Mami ins Bett darf. Mami schläft, und

Papi ist ganz lieb zu mir. Er streichelt mich. Ich darf jetzt immer öfter zu ihm

ins Bett kommen. Er ist dann immer lieb zu mir.

Irgendwann zeigt er mir, wie ich ihn streicheln darf.

Er ist lieb zu mir und ich zu ihm.

Dieser Papi. Was der alles so drauf hatte. Gestern verdroschen, warum, hatte ich gleich wieder vergessen, und wenn nicht, so war er jetzt um Ausgleich bemüht, und wie sollte mir das nicht recht sein. Bestimmt bereute er das von gestern, was er nur nicht sagen konnte, denn er redete nie viel. Dafür wurde jetzt gekuschelt, das verstand ich schon, konnte ihm im Stillen verzeihen. Und Du schliefst zwanzig Zentimeter entfernt. Zumindest trugst Du die Augen geschlossen.

Mami muss jetzt viel arbeiten, darum hat Papi mehr Zeit für mich.

Er zeigt mir, wie ich seinen Pillermann und ihn noch mehr liebhaben kann

und sagt, dass das schön ist.

Iiiih, der schmeckt aber nicht, streicheln ist schöner. Es riecht so komisch.

Aber ich muss lieb sein.

Das ist unser Geheimnis, sagt er.

Gut, wenn das Papi gefällt. Was macht man nicht alles, um den Eltern zu gefallen. Da ist schon allerhand Pflichtbewusstsein gewachsen bei der kleinen Sophia. Sicher auch ein bisschen Angst, sie weiß ja nicht, was geschähe, wenn sie sich weigerte. Und vielleicht ist es ratsam, auch etwas auf Vorrat zu streicheln, damit er nicht so schnell wieder schlägt, der Papi, der die Hälfte seines rechten Beins zum Schlafen auf den Stuhl neben dem Bett legt, um sie sich am Morgen wieder ans Knie zu schnallen, diese Hälfte.

Oje, ich erzähle Mami das Geheimnis.

Sie nimmt mich mit zu ihrer Freundin, und ich soll es noch einmal erzählen.

Habe ich etwas falsch gemacht?

Ich glaube, Mami glaubt mir nicht.

Ach ja, ich lüge ja immer.

Papi ist heute sehr böse auf Mami, schmeißt ein Marmeladenglas nach ihr.

Puh, das Glas knallt an die Wand, die rote Marmelade läuft an der Küchentapete runter. Jetzt nimmt er den Küchenstuhl.

Ich schreie. Mami weint. Jetzt will er mich hauen. Mami geht dazwischen.

Mami geht dazwischen, ja.

Papi sperrt Mami in den Schrank und verhaut mich dann weiter. Warum?

Warum haben wir Papi so wütend gemacht?

Okay, es muss ein Geheimnis bleiben. Ein Geheimnis.

Mami glaubt mir nicht und Papi sagt, er tut Mami weh, er bringt Mami um,

wenn ich noch einmal etwas sage. Oh nein!

Mami ist so oft weg, aber ich bin zu Papi lieb.

Ich will doch immer artig sein.

Meine Mama als meine Beschützerin, meine Dazwischengeherin. Wieso ließest Du Dich in den Schrank sperren, Mama? Du wolltest Schlimmeres vermeiden, stimmt’s? Musstest aus seinem Gesichtsfeld verschwinden, denn es war doch wichtig, dass wenigstens eine von uns in Sicherheit war. Oder überlebt. Na ja, die Kleine würde er gewiss nicht ganz totschlagen. Außerdem war die immerhin die Wurzel des Übels, Verräterin für Papi, Lügnerin für Dich. Wieso brachtest Du meinen Geheimnisverrat überhaupt zur Sprache, ihm gegenüber, wenn doch alles nur Quatsch und Ausgeburt meiner üblen Phantasie war? Sollte ich sehen, wohin solche Spinnereien am Ende führen würden? Meine geliebte Mami umgebracht und Papi danach abgehauen oder im Knast? Und Sophia allein auf der Welt? Da das nicht sein durfte, hatte ich nun wohl begriffen, was das Wort Geheimnis bedeutet. Lieb sein, lieb sein, lieb sein zu Papi und Klappe halten – einzige Option zum Erhalt der Familie. Ich trug die Verantwortung.

Anstrengend ist es nicht, sich die alten Situationen zu vergegenwärtigen. Anstrengend war es, das nicht zu tun, vor Zeiten, als ich die Begebenheiten auszublenden hatte auf Dein Geheiß hin und weil ich durchaus aus eigenem Bedürfnis heraus den fröhlicheren Seiten des Lebens den Vorzug geben wollte. Verdrängt, wie man so sagt, habe ich gar nichts, also vergessen, zu meinem eigenen Schutz – nein, nein, hab nichts vergessen.

Was bringt es, wenn ich Dir das erzähle? Ich sehe ein: nichts. Du siehst: Ich sehe doch etwas ein.

Das sind doch die ganz alten Sachen! Was soll das bringen? Deine alten Lügengeschichten in neuem Gewand, höre ich Deine Stimme.

Ein neues Gewand besitze ich für sie nicht, liebste Mama. Sie tragen die alten, abgewetzten Kittelchen. Heissa, Kasperpuppen, aus der Kiste mit euch! Spielen wir! Die Komödie fängt erst an.

Manchmal cremt mich Papi ein, weil es da so juckt und brennt bei der Pippi. Irgendwann hat er mich ganz doll eingecremt, und wir sehen uns einen so komischen Film an. Diesen Film.

Da ist eine Frau, die macht gerade sauber, und es klingelt an der Tür. Zwei Männer wollen ihre Heizung saubermachen, drehen die Heizkörper auf und ziehen sich aus, wollen der Frau beim Saubermachen helfen. Die gucken bei der Frau auch nach, ob alles in Ordnung ist, ziehen sie auch aus. Ich verstehe nicht, was sie da machen und frage Papi.

Er stoppt den Film, geht mit mir ins Schlafzimmer.