Ich liebe dich, mein Engel - Lori Foster - E-Book

Ich liebe dich, mein Engel E-Book

Lori Foster

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Beschreibung

Was für eine Nacht voller Erotik und Lust - Josie ist glücklich, dass sie das "erste Mal" mit ihrem Blind Date Bob erleben durfte. Jede Nacht küsst er sie auf seinem Hausboot in den Himmel der Liebe. Doch dann merkt Josie, dass Bob nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat …

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Seitenzahl: 204

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IMPRESSUM

Ich liebe dich, mein Engel erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1998 by Lori Foster Originaltitel: „Tantalizing“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 848 - 1999 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Sarah Falk

Umschlagsmotive: teksomolika / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733736507

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Den Saum ihres Minirocks zurechtzupfend, ging Josie Jackson noch tiefer in die verrauchte Bar hinein. Das andere Ende des Raums war wegen der spärlichen Beleuchtung fast nicht zu sehen. Aber dann entdeckte sie schließlich doch den Mann, der mit dem Rücken zu ihr am Ende des langen Tresens saß, so wie es ausgemacht gewesen war.

Nur keine falsche Bescheidenheit, ermunterte sie sich, um sich auf die Rolle einzustimmen, die sie jetzt zu spielen hatte. Gib dich selbstbewusst und sexy. Sie würde den armen Kerl zu Tode erschrecken, sodass er gar nicht schnell genug von hier verschwinden konnte.

Josie hatte diesen beliebten Singles-Treffpunkt in der Hoffnung ausgewählt, dass die Angelegenheit mit diesem Vorschlag schon erledigt sein würde. Doch erstaunlicherweise hatte er ihm widerspruchslos zugestimmt. Zumindest war es das, was ihre Schwester sagte. Aber sie hatte ja auch behauptet, er sei genau der Richtige für sie, was für Josie buchstäblich schon so etwas wie eine Garantie dafür war, dass sie ihn nicht mögen würde. Verantwortungsbewusst sei er, hatte Susan behauptet. Reif. Und durch und durch solide.

Josie war der Verabredungen, die ihre Schwester für sie traf, allmählich überdrüssig, aber noch mehr grauste ihr vor den Männern, von denen ihre Schwester glaubte, sie wären die richtigen für sie: bieder, spießig und viel zu sehr um ihren guten Ruf besorgt. Männer, die weder eine Romanze suchten noch ein Abenteuer. Das einzige, was sie wollten, war, eine Partnerin mit ähnlichen Vorstellungen zu finden, um zu heiraten und ihr langweiliges, ödes Leben fortzusetzen.

Josie war jetzt fünfundzwanzig und hatte viele Jahre hart gearbeitet, um ihre Lebensziele zu verwirklichen. Und die hatte sie erreicht, sodass es nun Zeit für andere Dinge wurde. Sie verdiente es wirklich, ein bisschen Spaß zu haben. Bob Morrison mochte sich ein nettes kleines Haus in einer netten Nachbarschaft und eine Familie wünschen, aber Josie hatte andere Pläne, und falls der Ort für dieses Treffen ihn nicht schon abgeschreckt hatte, würde es ein Blick auf sie ganz sicher tun.

Mit herausforderndem Hüftschwung ging sie auf ihn zu. Jemand hinter ihr pfiff anerkennend, und sie wurde rot. Das nächste, was sie spürte – eine große Hand, die ihren Po berührte – hätte sie beinahe dazu veranlasst, auf der Stelle wieder umzukehren. Stattdessen jedoch schaffte sie es, dem Übeltäter einen ärgerlichen Blick zuzuwerfen und auf ihren hohen Absätzen nicht zu stolpern. Was keine geringe Leistung war angesichts der Tatsache, dass sie normalerweise flache Schuhe trug. Du schaffst es schon, ermahnte sie sich, du brauchst nur …

Und da drehte sich der Mann am Tresen langsam zu ihr um.

Sie vergaß zu atmen und starrte ihn aus großen Augen an. Nicht zu fassen, dachte sie. Dieser Typ sah überhaupt nicht spießig aus in seiner engen Jeans und dem schwarzen Polohemd. Das konnte unmöglich der vielgepriesene Bob sein. Dafür war er viel zu männlich, attraktiv und sexy. Das Schicksal konnte doch nicht so grausam sein, ihr einen Spießer herzuschicken, der so unglaublich gut aussah. Oder doch?

Sie zwang sich, einen weiteren Schritt nach vorn zu tun, was gar nicht so einfach war mit ihrem engen Minirock, den aberwitzig hohen Absätzen und ihren Hemmungen. „Bob Morrison?“

Seine Augen waren fast so schwarz wie das glatte Haar, das ihm auf einer Seite über die Augenbraue fiel. Sie sah, wie sein Blick langsam über ihre langen Beine glitt und an ihrer Taille einen Moment verweilte, bevor er schließlich ihr Gesicht erreichte. Und dann atmete der Mann tief durch, offenbar ebenso verblüfft wie sie. Sie schwieg und wartete, ob er etwas tun oder etwas sagen würde, was bewies, dass sie sich nicht geirrt hatte und er nicht das war, was sie suchte, sondern nur ein weiterer typischer Kandidat von Susan, der ihr Leben in noch geordnetere Bahnen lenken sollte.

Aber dann erhob er sich, richtete sich zu seiner vollen Größe von mindestens eins fünfundachtzig auf und lächelte. Dieses Lächeln ist die absolute Gefahr für sämtliche Frauen, schoss es ihr durch den Kopf. Der Mann strahlte Charme und Wärme aus, und es war überhaupt nichts Biederes oder Spießiges an ihm. Ganz im Gegenteil.

Er reichte ihr seine Hand – eine große Hand, in der ihre eigene fast verschwand – und sagte mit tiefer, ein wenig heiserer Stimme: „Ich bin Bob. Freut mich, Sie kennenzulernen, Josie.“

Normalerweise war er kein Lügner.

Nick Harris betrachtete die bezaubernd schöne Frau vor ihm und verzieh sich diese kleine Lüge. Sie war notwendig gewesen, ja unumgänglich sogar, wenn man bedachte, dass die aufregendste Frau, die er je gesehen hatte, vor ihm stand – so nahe und dennoch nicht für ihn bestimmt. Er war bereit, ihr hundert Lügen zu erzählen, wenn er damit verhindern konnte, dass sie ging. Bob würde natürlich nicht begeistert sein, dass er sich für ihn ausgab, aber Bob wollte ja eigentlich auch gar nichts von ihr. Ihn interessierte ihre Schwester, diese spröde, zielstrebige Frau, die das Treffen arrangiert hatte. Was Bob in Susan Jackson sah, war Nick unverständlich, aber jetzt konnte er nur froh darüber sein. Denn Bobs Vorliebe für nüchterne Geschäftsfrauen hatte er es schließlich zu verdanken, dass er an einem Samstagabend hier in dieser Bar saß, um seinen Freund und Partner zu vertreten.

Gut, dass er sich darauf eingelassen hatte. Sonst wäre er ihr vielleicht nie begegnet, und sie war die Footballtickets wert, die er verfallen ließ. Für sie hätte er auf jeden Sport verzichtet.

Aus großen grünen Augen schaute sie ihn an, offensichtlich ebenso verblüfft wie er, denn sie vergaß, den Mund zu schließen. Ihre vollen Lippen waren in einem hellen Rosaton geschminkt, und er konnte ihre Zunge sehen. Was für ein wunderbarer, verlockender Mund! Wie geschaffen zum …

Etwas verspätet erinnerte er sich an seine Manieren. „Möchten Sie sich nicht setzen?“ Eigentlich galt er als vernünftiger, intelligenter Mann, der ungemein charmant sein konnte. Aber jetzt er war wie vom Blitz getroffen. Und es wurde noch viel schlimmer, als Josie ihr langes rotes Haar zurückwarf und sich mit ihrem wohlgeformten Po auf dem Hocker neben ihm niederließ. Ihr Po war derart faszinierend, dass es einen Moment dauerte, bis es Nick gelang, den Blick davon zu lösen. Ihr superkurzer schwarzer Rock, der jetzt noch höher rutschte, gab den Blick auf schlanke Schenkel frei. Sie schlug die Beine übereinander und wippte mit einem ihrer Füße, die in hochhackigen Schuhen steckten. Er schluckte und befahl sich energisch, sich zusammenzureißen, denn er durfte ihr nicht zeigen, wie sie auf ihn wirkte.

„Kann ich Ihnen einen Cocktail bestellen?“

Josie zögerte und schüttelte dann den Kopf. Der kokette Blick, den sie ihm aus ihren grünen Augen zuwarf, raubte ihm für einen Moment den Atem. „Es gibt sehr viele Dinge, die ich tue, aber Trinken gehört nicht dazu.“

Er brauchte eine Sekunde, um sich von diesem Blick und ihrer Bemerkung zu erholen. Er konnte nur hoffen, sie richtig interpretiert zu haben. „Oh! Aus religiösen Gründen oder aus gesundheitlichen?“

Sie lächelte und senkte die Lider, sodass er ihre langen Wimpern bewundern konnte. „Ich möchte wissen, was ich tue, wie ich es tue und mit wem ich es tue. Alkohol benebelt nur.“

Während sie sprach, breitete sich eine zarte Röte von ihren Wangen über ihren Hals bis zum Ansatz ihrer Brüste aus, der in ihrem Blusenausschnitt zu erkennen war. Nick entdeckte winzige helle Sommersprossen dort und fragte sich, wo sie sonst noch welche haben mochte. Er hatte gewisse Dinge über Rothaarige gehört, sie aber bisher immer als reine Phantasie verworfen. Jetzt musste er seine Meinung revidieren. Diese Rothaarige schien mit jedem Atemzug pure Sinnlichkeit auszustrahlen. Ihr bloßer Anblick genügte, um ihn zu erregen.

Er durfte ihr nicht die Kontrolle überlassen, wenn er überleben wollte. Noch nie hatte er sich von einer Frau beherrschen lassen – oder zumindest nicht mehr, seit er ein Teenager gewesen und unter die Fuchtel seiner Stiefmutter geraten war. Er dachte nicht im Traum daran, die Josie die Oberhand gewinnen zu lassen, mochte sie auch noch so aufreizend sein.

Zugegeben, sie hatte ihn im ersten Moment überrumpelt, aber jetzt gewöhnte er sich daran, sie anzusehen, ihren Duft einzuatmen und ihre leise, kehlige Stimme zu vernehmen. Und sie hörte nicht auf, ihm verstohlene Blicke zuzuwerfen, als ob sie schüchtern wäre, was aber unmöglich war, so wie sie aussah. Vielleicht fühlte sie sich einfach genauso stark zu ihm hingezogen wie er zu ihr?

Er bestellte zwei Colas und schob dann langsam, um Josie Zeit zu geben, sie zurückzuziehen, seine Hand unter ihre, die auf dem Tresen lag. Wieder wurden ihre Augen groß, aber sie zog die Hand nicht fort. Ihre Finger waren kalt, und er fragte sich, ob das auf die Kälte draußen oder auf Nervosität zurückzuführen war. Aber sie machte nicht den Eindruck, als wäre sie unsicher.

„Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte.“ Da er Bobs Geschmack in puncto Frauen kannte, hatte er damit gerechnet, eine konservative, selbstgerechte Moralistin anzutreffen, jemanden, der ihrer Schwester Susan ähnelte. Susan konnte einen Mann mit einem Blick gefrieren lassen – und genau das hatte sie bei ihm versucht, als sie das erste Mal wegen einer Werbekampagne zu ihm gekommen war. Sie hatte eine sofortige Abneigung gegen ihn gefasst, und daher hatte er die weiteren Verhandlungen seinem Partner Bob überlassen. Und als die Verabredung getroffen worden war, hatte er eine Frau erwartet, die kalt, reizlos und verklemmt – die sprichwörtliche graue Maus, die sich nicht aus ihrem Loch traute.

Josie Jackson besaß nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrer Schwester. Es war verdammt gut, dass Bob nicht selbst gekommen war. Wahrscheinlich wäre er so schnell vor ihr davongerannt, dass er einen Herzanfall bekommen hätte. Der Gedanke veranlasste ihn zu einem Grinsen.

„Es belustigt Sie, dass Ihre Erwartungen sich nicht erfüllt haben?“

Das klang beinahe verwundert, und er lachte. „Oh ja. Sie sind eine sehr angenehme Überraschung für mich.“

Kleine weiße Zähne gruben sich in ihre Unterlippe. Er hätte sie jetzt gern auf seiner eigenen gespürt und …

„Sie sind auch nicht so, wie ich erwartet hatte. Sonst versucht meine Schwester immer, mich mit diesen furchtbar soliden, spießigen Männern in Schlips und dreiteiligen Anzügen zusammenzubringen. Ich meine Typen, die an nichts anderes denken können als an Dinge wie Verantwortung, Geschäft und Image.“ Wieder warf sie ihm einen herausfordernden Blick zu. „Aber zu der Sorte gehören Sie nicht, oder?“

Er verkniff sich ein Lachen. Sie glaubte ihn zu verspotten, das konnte er sehen. Aber es gab nichts, was ihm im Moment ferner lag als Verantwortung und Geschäfte, und er hoffte, dass sie nicht von ihm erwartete, sich um sein Image zu sorgen. Das hatte er noch nie getan.

Bob würde es ganz sicher, aber er war nicht Bob.

„Niemand kann mir Spießigkeit vorwerfen.“ Das stimmte, denn Bob beklagte sich häufig über seine übertriebene Gelassenheit. Wahrscheinlich war es gerade diese Nonchalance, die ihn ihrer Schwester so unsympathisch machte. Was ihm natürlich völlig schnuppe war. Förmlichkeit war die ausgeprägteste Charaktereigenschaft seiner Stiefmutter gewesen, und deshalb war sie ihm verhasst. Er hielt es für wichtig, sich für seine Firma einzusetzen, aber er dachte nicht daran, sein ganzes Leben darauf auszurichten. Josie war offenbar der gleichen Meinung, obwohl sie schockiert von seiner Antwort schien. Interessant.

Es drängte ihn, sie zu berühren. Da er keine Minute länger warten wollte, stand er auf und zog sie vom Hocker. „Lassen Sie uns tanzen.“

Sie sträubte sich, und ihr Gesichtsausdruck war beinahe komisch. Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er war nicht bereit, sie freizugeben.

„Was ist? Tanzen Sie auch nicht?“

„Wieso auch nicht?“

„Wie das Trinken, meine ich.“ Beruhigend strich er mit dem Daumen über ihre Handfläche. Er wollte sie nicht erschrecken, aber wenn er sie nicht bald in seinen Armen halten konnte, würde er den Verstand verlieren. Es hatte ihn noch nie so schlimm erwischt, aber er konnte sich nichts Schöneres vorstellen.

„Natürlich tanze ich“, sagte sie und schaute dann auf ihre Füße. „Nur normalerweise nicht in solchen Schuhen.“

Auch er richtete den Blick auf ihre Füße. Sexy kleine Füße in Pumps mit sündhaft hohen Absätzen. Während er Josies Hand ergriff, versprach er leise: „Ich lasse Sie nicht stolpern, das verspreche ich Ihnen.“

Nick nutzte das Gedränge auf der überfüllten Tanzfläche, um Josie fest an sich zu ziehen. Sie fühlte sich wundervoll in seinen Armen an, ganz warm und weich, und er spürte, wie heftiges Verlangen ihn erfasste. Ein Ziehen ging durch seine Lenden, und pulsierende Hitze breitete sich in seinem Körper aus.

Selbst auf ihren hohen Absätzen war sie sehr klein und zierlich. Er legte das Kinn auf ihren Scheitel und atmete den Duft ihres seidigen langen Haares ein, das ihr offen auf die Schultern fiel und in weichen Locken ihre Brüste umrahmte. Unwillkürlich fragte er sich, wie es sein mochte, wenn ihre Locken über seine nackte Haut strichen, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um sich zu beherrschen. Es war beinahe absurd, welch heftige Reaktion Josie in ihm auslöste. Aber ihm war, als wäre sie die Verkörperung seiner geheimsten Phantasien. Von ihrem wundervollen roten Haar bis hin zu ihren zierlichen Füßen war sie die aufregendste Frau, die ihm je begegnet war. Und er konnte sich auch keine verführerischere Stimme als ihre vorstellen oder ein bezaubernderes Erröten.

Unwillkürlich zog er sie noch fester an sich. Ihre kleinen festen Brüste pressten sich an seine Rippen, ihre schlanken Schenkel streiften seine. Sie seufzte, ein leiser Ton, der ihn über die laute Musik fast nicht erreichte. Aber die Art, wie die Steifheit aus ihrem Körper wich, war nicht zu übersehen.

Mit den Lippen berührte er ihr Ohr und atmete ihren Duft ein. „So ist es gut. Entspannen Sie sich. Ich halte Sie fest.“

Und das war auch seine Absicht. Zumindest für den Augenblick.

Er fragte sich, wie er Bob und ihre Schwester umgehen könnte. Susan Jackson würde sicher nicht begeistert über seine Beziehung zu ihrer Schwester sein. Obwohl er sich die größte Mühe gegeben hatte, charmant zu dieser Frau zu sein, hatte sie bereits nach einer knapp fünfzehnminütigen Unterhaltung keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen ihn gemacht. Energische, despotische Frauen wie Susan irritierten ihn, denn sie erinnerten ihn an seine Stiefmutter, die die tyrannischste Frau gewesen war, die er kannte.

Wann sollte er Josie gestehen, wer er wirklich war? Bob hatte behauptet, sie werde sehr enttäuscht sein, wenn er nicht zu der Verabredung erschien; sie sei ein Mauerblümchen, das seiner Schüchternheit und seines anstrengenden Berufes wegen auf die Vermittlung der Schwester angewiesen war. Aber die Frau, die sich mit ihm über das Parkett bewegte, ohne wirklich auf die Musik zu achten, erinnerte weder an ein Mauerblümchen noch an eine von ihrem Beruf besessene Karrierefrau.

Es war gut möglich, dass Bob darauf bestehen würde, die Verabredung nachzuholen, sobald er merkte, was ihm entgangen war. Aber das würde Nick jetzt natürlich nicht mehr erlauben. Die Umstände hatten bestimmt, dass er Josie zuerst begegnete. Und somit hatte er als erster Anspruch auf sie. Sollte Bob sich doch auf die unsympathische Susan konzentrieren, wenn er eine Ehefrau suchte. Warum Bob sich überhaupt mit einem solch ermüdenden Hausfrauentyp beschäftigte, war Nick ein Rätsel. Vor allem, wenn es Frauen wie diese hier gab, die noch zu haben waren.

Indem er einen Fuß zwischen ihre schob, gelang es ihm, einen noch engeren Kontakt zu ihrem Körper herzustellen. Jetzt konnte er die Hitze zwischen ihren Schenkeln spüren, und mit einer kleinen Drehung gelang es ihm, sein Knie ganz zwischen ihre Beine zu schieben. Sie schnappte verblüfft nach Luft, ihre Brüste hoben und senkten sich, und ihre Finger krallten sich in sein Hemd. Was für eine heftige Reaktion, dachte er, und sein Herz schlug schneller.

„Ich bin froh, dass ich gekommen bin.“ Die Worte klangen heiser vor Erregung, aber er wollte, dass sie wusste, wie froh er war, für Bob eingesprungen zu sein. Die ganze Sache würde gewiss noch einige Komplikationen mit sich bringen, dessen war er sicher, aber er wollte vermeiden, dass sie seine Motive missverstand.

Das Lächeln, das sie ihm schenkte, elektrisierte ihn förmlich.

„Wissen Sie, ich dachte, Sie würden entsetzt sein über diesen Laden“, sagte sie.

Verwundert schaute er sich um. „Wieso?“

Da sie schreien mussten, um sich zu verständigen, begann er auf eine Ecke zuzutanzen, fort von den anderen Tänzern. Er wollte mit Josie reden und so viel wie möglich über sie erfahren, um den Widerspruch zwischen ihrem unfassbar guten Aussehen und ihrem scheuen Lächeln zu verstehen. Aber vor allem wollte er sie küssen.

„Nach dem, was meine Schwester mir über Sie sagte, glaubte ich, Sie wären ein bisschen … gesetzter.“

Bob war gesetzt. So gesetzt, dass er beinahe schon tot war. „Was hat Ihre Schwester sonst noch über mich gesagt?“, wollte Nick wissen.

„Dass Sie verlässlich seien.“

Sie hatten das Ende der Tanzfläche erreicht, und er schnaubte spöttisch. „Verlässlich? Das klingt, als wäre ich ein Hund.“

Als sie leise lachte, überlegte er es sich anders mit der Ecke und führte sie stattdessen zur Terrassentür. Es war für Anfang September schon ziemlich kalt, vor allem hier am Flussufer, sodass sie keine anderen Gäste auf der Terrasse antrafen. Als sie hinaustraten, ließ Nick Josie los, und sie schlang die Arme um den Oberkörper, um sich zu wärmen.

Die abendliche Brise bewegte ihr langes Haar, und Nick streckte die Hand aus und nahm eine lange Strähne zwischen seine Finger.

„Sind Sie enttäuscht, dass ich nicht verlässlich bin?“

„Sind Sie es denn tatsächlich nicht?“

„Nein.“ Sie verdiente eine aufrichtige Antwort, und seine Einstellung zum Leben war etwas, was er vor keiner Frau verbarg. Nicht einmal vor einer, die er so ungestüm begehrte wie diese hier. „Ich bin ungefährlich. Vertrauenswürdig. Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben.“ Sie lächelte, und er zog an ihrem Haar, bis sie näher trat, dann ließ er sie los und schaute über ihren Kopf zum Himmel. „Ich bin nett. Korrekt. Aber nicht der Typ, auf den Sie sich verlassen sollten, Josie.“

Sie hob die Hand, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und musterte ihn prüfend. „Sind Sie unterhaltsam?“

Die personifizierte Verführung, stand sie so dicht vor ihm, dass sie sich fast berührten, und schaute mit großen Augen zu ihm auf. Lächelnd berührte er ihre Wange. „Möchten Sie, dass ich es bin?“

Josie ging über die Terrasse und legte die Hände auf die Balustrade. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück und ließ den Wind ihr Haar zerzausen. „Ja. Ich denke, ich habe ein bisschen Vergnügen verdient. Ich möchte Dinge tun, die ich noch nie getan habe, und aus dem gewohnten Trott ausbrechen. Ich möchte die Arbeit ruhen lassen und mir zur Abwechslung einmal ein bisschen Spaß gönnen.“

Als er sie betrachtete, wie sie da stand und sehnsüchtig zum Mond aufschaute, da konnte er einfach nicht mehr anders. Er trat hinter sie und zog sie an sich, bis seine Schenkel ihren Po berührten. Ihm war klar, dass sie seine Erregung spüren musste, aber das kümmerte ihn jetzt nicht.

Als er sie an sich drückte, spürte er ihr Erschrecken, ihre Überraschung und auch, dass es ihr gefiel. Sich vorbeugend, küsste er ihren Nacken und ihr Ohrläppchen.

„Ich könnte Ihnen sehr viele Wege zeigen, Spaß zu haben, Josie“, flüsterte er ihr zu.

Einen flüchtigen Augenblick lang glaubte er, sie werde sich ihm jetzt entziehen, aber dann legte sie den Kopf an seine Brust und neigte ihn zur Seite, um seinen Lippen besseren Zugang zu verschaffen. Er küsste ihren Nacken, strich mit der Zungenspitze über ihre zarte Haut und hinterließ eine feuchte Spur darauf, die sie erschauern ließ. Dann legte er eine Hand auf ihren Bauch und streichelte sie. Sein Herz hämmerte so sehr, als hätte er gerade einen anstrengenden Dauerlauf hinter sich.

„Ja.“

Das Wort klang wie ein Stöhnen, und Nick Schloss die Augen, weil er nicht sicher war, richtig gehört zu haben. „Josie?“

Langsam drehte sie sich in seinen Armen um, schaute mit einem nervösen, unsicheren Lächeln zu ihm auf und sagte noch einmal: „Ja. Zeigen Sie es mir.“

Seine Erregung wuchs ins Unerträgliche. Sein Körper pulsierte vor Verlangen. Langsam beugte Nick sich vor und schaute ihr fragend in die Augen. Sie atmete schnell und flach, und er erkannte, dass sie ebenso aufgewühlt war wie er. Als seine Lippen ihren Mund berührten, gab sie einen leisen Laut der Zustimmung von sich, und ihre Hände schlossen sich um seine Schultern.

Ihr Lippenstift schmeckte nach Kirschen, und er leckte ihn ab, langsam, um jeden Atemzug, jeden Seufzer von ihr auszukosten. Sie versuchte, ihn zu küssen, aber er zog ihre Unterlippe zwischen seine Zähne und knabberte daran, bis ihre Lippen geschwollen waren von seinen Zärtlichkeiten und nach seinen Küssen lechzten.

Ihre Zunge berührte seine, und außerstande, noch einen Moment länger zu warten, nahm er ihre Lippen in Besitz. Sie war so bezaubernd, so unglaublich verführerisch.

Und er brauchte etwa dreißig Sekunden, um festzustellen, dass sie auch verdammt unschuldig war.

Sie erwiderte weder seine Küsse noch seine Zärtlichkeiten. Sie ließ ihn nur gewähren und hielt sich an seinen Schultern fest, als schwindele ihr vor Staunen und Verwunderung. Er führte, aber obwohl sie willig war, folgte sie ihm nicht. Es war fast so, als ob sie gar nicht wüsste, wie.

Aufstöhnend löste er sich von ihr, trat zurück und ließ den Blick über ihren Körper gleiten, der umwerfend sexy wirkte in diesem kurzen Rock und der tief ausgeschnittenen Bluse, betrachtete ihr aufgelöstes rotes Haar und ihr Lächeln, das scheu und einladend zugleich war. Einladend wozu? Sein Herz drohte ihm fast die Brust zu sprengen, und im Stillen fluchte er vor Frustration.

Josie Jackson war eine kleine Schwindlerin. Trotz ihres provokanten Outfits und ihren verführerischen Worten und Gesten passte sie vermutlich besser zu Bob. Aber die Idee machte Nick halb krank vor Ärger, und er schwor sich, dass sein Partner sie nie berühren würde. Das würde er nicht zulassen.

Er kannte die Frauen, er hatte sie studiert, seit er ein Teenager gewesen war. Er kannte das Gute in ihnen und wusste, wieviel Freude sie bereiten konnten. Und durch die weiblichen Mitglieder seiner Familie, insbesondere durch seine Stiefmutter und seine Mutter, kannte er auch die schlechten Seiten der Frauen, ihre Manipulationen und ihre Intrigen.

Dieses Schätzchen hier heckte irgendetwas aus. Niemand konnte Nick Harris vorwerfen, je einer Herausforderung ausgewichen zu sein – vor allem keiner so verführerischen. Er zwang sich zu einem Lächeln und berührte sanft ihre Stirn und ihre Wange. „Wir beide wissen, was wir wollen, Süße. Warum verschwinden wir also nicht von hier und suchen uns ein ruhigeres Plätzchen?“

Er erwartete, dass sie seinen Bluff durchschauen und sich weigern würde. Dann würde sie ihm erklären, was hier lief, und er konnte es ihr auch erklären, und sie würden noch einmal ganz von vorn beginnen und sich kennenlernen. Und eine Sekunde lang sah es tatsächlich so aus, als würde sie seinen Vorschlag ablehnen.

Doch dann überraschte sie ihn, indem sie nickte und leise sagte: „Sie können vorangehen.

Oh ja. Und ob er vorangehen würde. Auf direktem Wege in den Wahnsinn! Er war es nicht gewöhnt, so kurz nach dem Kennenlernen mit einer Frau ins Bett zu steigen. Er war schließlich kein Idiot. Trotzdem nahm er ihre ausgestreckte Hand und führte Josie zum Ausgang. Seine Erregung wuchs mit jeder Sekunde.

Erregung und die sichere Gewissheit, dass er im Begriff war, einen riesigen taktischen Fehler zu begehen, den er vermutlich sein Leben lang bereuen würde, aber einfach nicht verhindern konnte.

2. KAPITEL

„Sind Sie mit dem Wagen hergekommen?“, fragte Nick.