Ich will dem Durstigen geben ... - Ansgar Hörsting - E-Book

Ich will dem Durstigen geben ... E-Book

Ansgar Hörsting

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Beschreibung

Jedes Jahr begleitet die Jahreslosung Christen aller Konfessionen. Der Präses des Bundes FeG schreibt über das Wort für 2018, "Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst". Dabei geht er im ersten Teil des Buches von den biblischen Hintergründen und Zusammenhängen aus, in die die Jahreslosung eingebettet ist. Im zweiten Teil leitet er daraus auf anschauliche Weise konkrete Haltungen und praktische Handlungsimpulse ab, die helfen, die eigenen Sehnsüchte von Gottes Gnade und Hoffnung stillen zu lassen - und zwar nicht erst im Himmel!

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Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-5823-7 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-5812-1 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:CPI books, Leck

© 2017 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse wurden folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006

SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen

Des Weiteren wurden verwendet:

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen. (ELB))

Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB)

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)

Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.

Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel. (HFA)

Und die eigene Übersetzung des Autors. (eig. Übers.)

Umschlaggestaltung: Miriam Gamper-Brühl | Agentur 3Kreativ | Essen

Titelbild: Rudchenko Liliia, Tatiana_Kost94 (shutterstock.com)

Satz: Christoph Möller, Hattingen

Inhalt

Über den Autor

Vorwort

Teil 1: Gott wird’s gut machen!

1 Von Schleiern, Nebel und Nebelschleiern

2 Kostbare Gnade

3 Fieberhafte Sehnsucht

4 Gestillte Sehnsucht

5 In Gottes neuer Welt

Teil 2: Und jetzt?

6 Überwinden

7 Schwärmen von dem, was kommen wird

8 Gott anbeten

9 Keine Angst haben

10 Offen reden von dem, was kommen wird

11 Kraft zum Durchhalten

12 Ablegen, was uns beschwert

13 Warnen vor dem, was kommen wird

14 Jetzt schon genießen, was später perfekt sein wird

15 Leidenschaftlich leben

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über den Autor

Ansgar Hörsting (Jg. 1965) ist seit 2008 Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG). Mit seiner Frau Susanne lebt er in Witten.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Jemand hat einmal gesagt: »So, wie Durst auf die Existenz von Wasser hinweist, so weist unsere Sehnsucht nach Gott auf dessen Existenz hin.« Darum geht es in der Jahreslosung 2018: Durst – Wasser – Gott.

»Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.«

(Offenbarung 21,6; LUT)

Dieser Satz ist prägnant. Er tut gut – auch dann, wenn ich aktuell keinen Durst habe. Er spricht dieses existenzielle Bedürfnis jedes Menschen nach Wasser an. Aber es geht um mehr: um Gott, um seine Gegenwart in unserem Leben, um unseren Durst nach ihm. Er selbst wird unseren Durst löschen. Um dieses Gefühl, um Gottes Geschenk, sein Wirken und seine Perspektive für die Welt und für Sie ganz persönlich geht es in diesem Buch.

Es hat zwei Teile. Im ersten Teil beleuchte ich den Vers der Jahreslosung von verschiedenen Seiten. Die Quintessenz ist zugleich die Überschrift: Gott wird’s gut machen! Im zweiten Teil zeige ich, was die Tatsache, dass Gott es gut machen wird, für jetzt und hier und heute und mich und uns bedeutet. Die Kapitel des zweiten Teils schließen jeweils mit Fragen zum persönlichen Weiterdenken, und Sie werden angeregt, jeweils einen Satz für sich persönlich mitzunehmen.

Dann sage ich mal: »Prosit!«

Prosit heißt übersetzt: »Es nütze.« Mir hat es nämlich schon genützt. Der Text und die Arbeit an diesem Buch haben mich durch schwere Zeiten getragen. Mir ging es nicht gut – und ich bekam Hilfe aus diesem Bibelvers. Sie werden ein wenig davon erfahren, und ich vertraue darauf, dass dieses Wort auch Ihnen nützen wird.

Ansgar Hörsting, Witten im Frühjahr 2017

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Teil 1 Gott wird’s gut machen!

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

1 Von Schleiern, Nebel und Nebelschleiern

Es war mir absolut schleierhaft, wie bei diesem Zahnschmerz das Gebiss jemals wieder normal funktionieren könnte. Der Schmerz machte mich dumpf. Aber der Zahnarzt strahlte Zuversicht aus. Er erklärte mir seinen Plan und versprach: Alles wird gut. Er machte eine Zeichnung meines Gebisses und davon, was er zu tun gedachte. Er machte einen kompetenten Eindruck. Der muss es wissen, dachte ich. Und er strahlte ebendiesen Optimismus aus, der mich ansteckte. Es ging mir gleich viel besser, obwohl der Schmerz noch da war. Aber ich fühlte mich in guten Händen. Seine Zeichnung, seine Kompetenz und sein Optimismus zeigten mir, was kommen kann. Ich bekam im dumpfen Schmerz doch noch Zuversicht.

Schmerz ist wie Nebel. Man weiß manchmal nicht weiter und sieht nicht den nächsten Schritt. Beim Skifahren bin ich schon oft in Nebelbänke geraten. Man sieht dann nichts mehr. Auf Pisten ist das kein so großes Problem, weil alles präpariert ist und man immer irgendwie herunterkommt. Aber wenn es einen neben der Piste erwischt, kann es gefährlich werden. Es ist immer ein besonderes Ereignis, wenn der Nebel weicht, wenn man plötzlich wieder etwas sieht, wenn man ein Stück blauen Himmel sieht. Ich atme dann auf! Ich weiß wieder, wo es langgeht. Das macht den Schritt oder den nächsten Schwung wieder sicher.

Das letzte Buch der Bibel heißt im Griechischen »Apokalypse« und das heißt wörtlich »Entschleierung«. Es hebt den Schleier. Oder um es in dem anderen Bild zu sagen: Es vertreibt den Nebel. Es zeigt, was ist und werden wird. In deutschen Bibeln wird das Buch, in dem die Losung für dieses Jahr zu finden ist, meistens Offenbarung genannt.

Und so fängt das Buch an:

Dies ist eine Offenbarung von Jesus Christus, die ihm Gott gegeben hat, um seinen Dienern die Ereignisse, die in Kürze eintreten, bekannt zu machen. Ein Engel wurde gesandt, der sie Johannes, dem Diener Gottes, verkündete … Gott segnet jeden, der diese prophetische Rede an die Gemeinde liest, und er segnet alle, die sie hören und befolgen …

(Offenbarung 1,1-3)

Das mag ich. Keine langen Vorreden. Der kommt zur Sache. Hier wird eine Offenbarung Gottes angekündigt, eine »Entschleierung«. Schon die ersten Sätze dieses letzten Buches der Bibel haben es in sich. Wie war das nun genau? Gott gab also Jesus Christus die Offenbarung. Der gab sie über einen Engel an Johannes. Der schrieb sie auf. So wurde sie den Gemeinden übermittelt. Es ist eine lange Kette. Der Beginn dieses Buches verdeutlicht, dass Gott der Ursprung dieser Offenbarung ist und Johannes ein Übermittler, der alles an die Gemeinden weitergibt.

Es folgen 22 Kapitel voller Botschaften, Visionen, Gottesbegegnungen, Kriege, Katastrophen, Kämpfe, Ungeheuer, himmlische Einsichten, Gottesanbetungen, Siegel und Posaunen. Wie im ersten Satz handelt es sich hier um eine Abfolge von Ereignisseen. Es kann einem schwindelig werden, wenn man diese Kapitel liest. Man stolpert durch eine fremde Landschaft und fragt sich, wie das alles zu verstehen ist. Und genau darüber wurde viel nachgedacht und manchmal auch spekuliert. Deswegen kann einem noch schwindeliger werden, wenn man liest, wie dieses Buch während der letzten zwei Jahrtausende interpretiert wurde.

Aber dann: Wenn man sich durch die ersten 20 Kapitel gearbeitet hat und im 21. Kapitel landet, dann wird endlich alles gut! Wie nach einer langen, mühsamen, zum Teil gefährlichen Wanderung durch einen dichten Wald voller Abgründe und Dornensträucher, den man hinter sich lässt, tritt man dann im 21. Kapitel plötzlich und unvermittelt aus dem Dickicht hervor und sieht das ersehnte Ziel!

Und das Gute ist: Es ist erlaubt, direkt auf die Lichtung zu treten. Ohne Umwege betreten wir mit der Jahreslosung 2018 die Vision von dem, was kommen wird. Wir lassen alles hinter uns und schauen uns das Ziel an, in das der Vers eingebettet ist. Ich bitte Sie, den folgenden Bibelabschnitt ganz langsam zu lesen. Auch wenn Sie ihn schon kennen, vielleicht schon hundertmal gelesen haben: Nehmen Sie sich die Zeit und lassen Sie das Bild vor Ihrem inneren Auge entstehen, das hier in Offenbarung 21,1-8 gemalt wird:

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der alte Himmel und die alte Erde waren verschwunden. Und auch das Meer war nicht mehr da. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen wie eine schöne Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat. Ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: »Siehe, die Wohnung Gottes ist nun bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und Gott selbst wird bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen.«

Und der, der auf dem Thron saß, sagte: »Ja, ich mache alles neu!« Und dann sagte er zu mir: »Schreib es auf, denn was ich dir sage, ist zuverlässig und wahr!« Und er sagte auch: »Es ist vollendet! Ich bin das A und das Z – der Anfang und das Ziel. Jedem, der durstig ist, werde ich aus der Quelle, die das Wasser des Lebens enthält, umsonst zu trinken geben!

Wer siegreich ist, wird dies alles empfangen; ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Doch die, die feige den Glauben verlassen, und die Treulosen und diejenigen, die abscheuliche Taten tun, und die Mörder und Unzüchtigen und die, die Zauberei treiben, die Götzendiener und alle Lügner – sie erwartet der See, der mit Feuer und Schwefel brennt. Das ist der zweite Tod.« (Hervorh d.A.; eig. Übers.)

Das ist mächtig und schön.

Ein neuer Himmel – eine neue Erde. Neu! Wie sehen sie aus? Das Bild ist noch vage und verschwommen. Die letzten Nebelschwaden scheinen noch durchzuziehen. Und doch sieht man schon genug. Schon entsteht ein Bild, das alle Erwartungen übertrifft und Zuversicht vermittelt. Der alte Himmel und die alte Erde sind vergangen, auch das Meer. Es ist etwas ganz Neues geschaffen worden. Und das neue Jerusalem, die Heilige Stadt, kommt herab, zurechtgemacht, geschmückt, schön. Eine sehr schöne Stadt!

Plötzlich hört Johannes eine Stimme vom Thron. Eine große, laute Stimme. Sie erklärt, worauf es bei dieser Stadt und in dieser neuen Welt ankommt. Nämlich: Gott wohnt bei den Menschen, mitten unter ihnen. Sie werden seine Völker sein. Interessant, dass hier wirklich »seine Völker« und nicht »sein Volk« steht. Es ist Gottes Volk, ja, aber es ist ein buntes Volk aus allen Sprachen, Volksgruppen und Nationen (vgl. Offenbarung 7,9).

Jede Träne wird Gott abwischen.

Der Tod wird nicht mehr sein.

Trauer wird nicht mehr sein.

Kein Weinen wird mehr sein.

Kein Schmerz wird mehr sein.

Denn all das gehört zur Ersten, zur gefallenen, von Schuld zerstörten Welt. Lassen Sie das auf sich wirken.

Nun spricht der, der auf dem Thron saß. Jesus selbst.

»Ja, ich mache alles neu!«

Gibt es eine kürzere Beschreibung von dem, was Gott tut? Er macht alles neu.

Er fordert Johannes auf, aufzuschreiben, was er sieht und hört. Es sind wahre Worte: Es ist geschehen. Ich bin das A und Z, der Anfang und das Ziel. Ich werde dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, wird dies alles empfangen; ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Doch die, die feige den Glauben verlassen, und die Treulosen und diejenigen, die abscheuliche Taten tun, und die Mörder und Unzüchtigen und die, die Zauberei treiben, die Götzendiener und alle Lügner – sie erwartet der See, der mit Feuer und Schwefel brennt. Das ist der zweite Tod (vgl. Offenbarung 21,6-8 nach Luther; Hervorh d.A.; eig. Übers.).

Im Schmelztiegel der Westtürkei

Wie ist es zu dieser Offenbarung und diesem Text gekommen? Wer war Johannes? Und welche Bedeutung hatten die Worte damals, als sie die Gemeinde erreichten?

Johannes war einer der Jünger Jesu und mit ihm in Israel unterwegs gewesen. Im Johannesevangelium liest man, wie er die ganze Sache mit Jesus erlebt hat.1

Johannes ließ sich später in Ephesus nieder. Ephesus hatte sich zu einer religiösen und wirtschaftlichen Metropole für die römische Provinz »Asien« entwickelt. Und bald schon war Ephesus wie die gesamte Provinz auch für die ersten Christen von hoher Bedeutung. Hier entstanden Gemeinden, hier wuchsen sie. Manche Forscher behaupten, Ephesus habe bald schon den frühen Gemeindezentren Jerusalem und Antiochien den Rang abgelaufen, bevor später Rom eine vorherrschende Stellung in der Christenheit einnahm. Dort also lebte Johannes, und er war bald der letzte noch lebende Jünger, der letzte von den Zwölfen, der »Alte«2.

Ephesus liegt in der heutigen Westtürkei, im damaligen Kleinasien oder der Provinz »Asien«. Ich muss mir das selbst immer wieder vor Augen halten, welche Bedeutung dieser Landstrich früher hatte. Ich vergesse es ständig, weil die heutige Westtürkei eher geringe Bedeutung hat. Politisch, wirtschaftlich und kulturell ist die Westtürkei keine hervorzuhebende Zone. Und religiös? Sie ist muslimisch dominiert. Die Orte der sieben Sendschreiben der Offenbarung sind antike Stätten. Man muss schon graben und forschen, um etwas von der Bedeutsamkeit dieser Gegend kennenzulernen.

Aber genau diese Gegend war im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung extrem vital. Die Provinz Asien wurde durch einen friedlichen Anschluss im Jahre 133 v. Christus Teil des Römischen Reiches. Sie wurde bald zu einem Umschlagplatz für allerlei Waren für den gesamten Mittelmeerraum. Aus Osten und Westen strömte eine Vielzahl religiöser Kulte in die Gegend. Manche existierten nebeneinander her. Andere konkurrierten miteinander. Es gab keine homogene Kultur oder dominierende Volksgruppe. Es war ein Mischmasch aus allem. Politisch war Rom die dominierende Macht. Das Römische Reich stand in voller Blüte. Extrem effizient in seiner Verwaltung, intelligent in der Schaffung von Infrastruktur wie Straßen und Häfen und bewundernswert in der Baukunst. Die Römer wussten, wie viel Freiheit sie den Provinzen lassen mussten und wie viel Strenge anzuwenden war, um dieses Riesenreich zusammenzuhalten. Zuckerbrot und Peitsche, damit kannten sie sich aus.

Man kann sagen, dass viele Merkmale von dem, was wir heute Globalisierung nennen, damals in Kleinasien wie in vielen Ecken des Mittelmeerraumes zu finden war. Während unsere Vorfahren in Deutschland noch in den Wäldern hockten, war hier schon ein globalisierter »Melting Pot« (Schmelztiegel) entstanden. Etwas zugespitzt gesagt, war das Einzige, was fehlte, das Internet und somit die Schnelligkeit und Dichte der Informationsvermittlung.

Kein Wunder, dass Paulus in dieser Gegend missionarisch tätig war. Und siehe da, die Gemeinden entwickelten sich dort recht schnell und stark. Zunächst galten sie in den Augen der Menschen als jüdische Sekte. Sie stellten ja den Juden Jesus in den Mittelpunkt, zitierten die jüdischen Schriften als Gottes Wort und waren den Synagogen irgendwie verbunden. Das war aber nicht mehr lange haltbar und es wurde klar, dass es sich um einen eigenen »Kult« handelte. Die »auf dem Wege«, die »Christen«, die »Jesus-Leute«.

Neben den wirtschaftlichen, religiösen und politischen Entwicklungen gab es auch noch die Bewegung der sogenannten »Hellenisierung«. »Hellas« heißt nichts anderes als »Griechenland«. Die griechische Kultur war Impulsgeberin für vieles, was in Rom Bedeutung bekam. Viele römische Führungspersönlichkeiten hatten in Griechenland ihre Bildung genossen oder waren von ihr beeinflusst. Die Götterwelt, die Philosophie, die Suche nach Wahrheit, die Lehre vom Menschen und vieles mehr hatten griechische Wurzeln. »Hellenisierung« bedeutete, dass diese Art zu denken in das gesamte Miteinander der Menschen und Kulturen Einzug halten sollte und Einzug hielt. Der gebildete Mensch stand hoch im Kurs. Und zu dieser Bildung gehörte auch ein hohes Maß an Toleranz. »Hellenisierung« war die Geisteshaltung, die helfen sollte, diesen riesigen Melting Pot beisammenzuhalten.

Denn je mehr verschiedene, miteinander konkurrierende Kräfte aufeinanderstoßen – und das ist in einer globalisierten Welt der Fall –, desto wichtiger ist eine Geisteshaltung, die den Einzelnen tolerant macht. Und wer nicht tolerant ist, der ist gefährlich für das Miteinander. Deswegen meinten manche: Keine Toleranz dem Intoleranten. Diese Haltung kann man sehr gut in Apostelgeschichte 17 ablesen, als Paulus in Athen, einem Zentrum von »Hellas«, wirkte. Die Stadt war vollgestellt mit verschiedenen Götterbildern. Es gab auch einen Altar mit der Inschrift »Dem unbekannten Gott«. Man weiß ja nie, was es noch so gibt, und da geht man auf Nummer sicher. Von den Athenern und denen, die dort als Fremde lebten, wird gesagt, sie »brachten ihre Zeit mit nichts anderem zu, als etwas Neues zu sagen und zu hören« (Apostelgeschichte 17,21). Sie waren auch an dem interessiert, was Paulus an neuer Lehre zu sagen hatte (Apostelgeschichte 17,19).

Diese Art zu leben und zu denken, war eine starke Kraft der damaligen Welt in Kleinasien. Sie war nicht die einzige, aber eine, die man kennen musste.

Es spitzte sich zu

Nun trat in den 80er-Jahren des ersten Jahrhunderts eine andere Macht auf. Domitian bestieg in Rom den Kaiserthron und machte einen guten Anfang, wie ihm allgemein attestiert wurde. Aber später entwickelte er sich zu einem Tyrannen sondergleichen. Ab 86 nach Christus ließ er sich »Gott, der Herr« nennen. Man huldigte ihm wie einem Gott. »Heil dem Herrn! Wer ist dir gleich, du allein, würdig bist du. Würdig ist er, zu nehmen das Reich. Herr der Herren, Höchster unter den Hohen. Gott aller Dinge, Herr für ewig …«3