Im Auftrag der Geister - Christine Stutz - E-Book

Im Auftrag der Geister E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Catrins Leben ist echt bescheiden. Sie hat ihren Job als Ärztin verloren, und bald auch ihre Wohnung. Zu allem Überfluss wird sie auch noch von zwei Geistern um Hilfe gebeten. Sie soll den Onkel ihres kleinen Sohnes aufsuchen und ihn überreden, sich um das Kind zu kümmern. Jetzt hasst Catrin ihre Gabe, mit Verstorbenen reden zu können. Doch dann tut sie den Geistern den Gefallen und landet in einem winzigen Ort, am Ende der Welt, wie es scheint. Dort trifft sie auf Paul Bigwolfe. Einem sturen Mann, der von seinem Neffen nichts wissen will. Doch Catrin gibt nicht auf. Egal, wie stur der Mann ist. Egal, wie oft sie sich streiten. Nachdem Paul Catrin das Leben rettet, kommen sich beide näher. Doch Paul stößt Catrin von sich. Tief gekränkt, reist sie ab.

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Im Auftrag der Geister

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Im Auftrag

Der

Geister

1.Kapitel

1.Kapitel

Das Leben war wirklich nicht fair. Jedenfalls nicht für sie. Catrin drehte ihren Kaffeebecher langsam in den Händen. Es war ihr letzter Kaffee hier im Restaurant. Erst einmal musste sie sich neue Arbeit besorgen, bis dahin musste jeder Cent zweimal umgedreht werden. Warum musste es auch immer wieder ihr passieren, dachte sie deprimiert. Kaum hatte sie sich etwas Stabilität, dann brach gleich darauf alles zusammen.

Catrin hob den Kopf und sah die Frau. Sie kam näher und winkte ihr lächelnd zu. Barras knurrte leise. Beruhigend legte sie ihm die Hand auf den Kopf. „Nicht schon wieder“ bat sie leise. Das fehlte ihr gerade noch. Musste das jetzt sein? Ihr Leben war auch so schon schwierig genug.

„Ich brauche deine Hilfe“ sagte die Frau. Sie schaute sich um, so, als könnten auch andere Menschen sie sehen. Catrin lächelte. Sie wusste, nur sie und Barras konnten diese Frau sehen.

„Ich kann dir nicht helfen, Lady. Mein Leben ist auch so schon beschissen genug“ sagte Catrin leise. Die Bedienung am Tresen sah sie jetzt merkwürdig an. Mit wem sprach die komische Frau dort am Tisch? Mit ihrem Hund? Besser nicht fragen. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder dem Geschirr zu. Der Abwasch wartete.

„Mein Sohn braucht deine Hilfe. Bitte, nur du kannst helfen.“ Sagte die Frau wieder. Sie wollte Catrins Hand greifen, doch ihre Finger gingen durch Catrin durch. Traurig zog sie ihre Hand wieder zurück. Catrin seufzte. Das Problem kannte sie zur Genüge. „Hören sie Lady, wenn sie nicht ins Licht gehen wollen, ist das ihr Problem. Ich bin selbst in großen Schwierigkeiten“ sagte Catrin wieder. Frustriert hob sie ihre Tasse. Ihr Kaffee war eiskalt geworden Kein Wunder, wenn man mit einem Geist an einem Tisch saß. Catrin trank ihn trotzdem, er war schließlich bezahlt.

„Rafael, mein Sohn. Er ist im Westside Waisenhaus“sagte die Frau weiter.„Mein Name ist Susan. Rafael hat einen Onkel hoch im Norden. Den müssen sie finden und ihn davon überzeugen, Rafael zu sich zu nehmen.“ Sie löste sich kurz auf und erschien dann wieder.

Auch das kannte Catrin. Der Geist musste Kraft sammeln, um mit ihr zu reden. „Hören sie Susan. Ich bin völlig bankrott. Eben habe ich meinen Job geschmissen und werde demnächst aus meiner Wohnung fliegen. Ich kann ihnen nicht helfen. Selbst wenn ich wollte.“ Catrin seufzte leise und wieder sah die Bedienung zu ihr herüber. „Alles in Ordnung, Miss?“ fragte sie Catrin misstrauisch. Catrin nickte ihr schnell zu.

„Wenn sie Rafael helfen, werden Joe und ich ihnen auch helfen. Mein Sohn hat etwas Glück verdient.“sagte der Geist wieder. „Joe ist Rafaels Vater. Mein Mann“erklärte Susan, als sie Catrins fragenden Blick sah.

„Warum immer ich? Ich gerate jedes Mal in große Schwierigkeiten, wenn ich euch helfe.“ fragte Catrin sarkastisch. Sie streichelte Barras und starrte ins Leere. Ihr Leben war wirklich kompliziert. Warum immer sie.

„Weil Rafael zur Hälfte Nawacho Indianer ist. So wie sie zur Hälfte Apache sind“ sagte Susan.„er geht im Waisenhaus ein. Mein Sohn ist totunglücklich. Er liebt die Natur und die Tiere. Seit unserem Unfall spricht er kein Wort mehr.“Dann lächelte Susan und wies mit dem Finger auf Barras.„Außerdem können sie und ihr Hund uns sehen und mit uns reden.“ Erklärte Susan lächelnd. Die Bedienung sah sie jetzt an, als wäre sie Verrückt. Frustriert bezahlte Catrin ihren kalten Kaffee und verließ das Restaurant, bevor die Bedienung den Arzt rufen konnte.

„Gehen sie in das Zigaretten-Geschäft gleich links. Ich werden ihnen jetzt helfen.“ sagte Susan wieder.Und keine Sorge. Sie kaufen sich das dritte Los in der Kiste.“Sagte Susan jetzt streng.

Catrin schloss kurz ihre Augen. Sollte sie es wagen? War das nicht eigentlich Betrug? Catrin überlegte, dann tat sie Susan den Gefallen. Sie griff in die Kiste und bezahlte mit ihrem letzten Kleingeld das Los. Jetzt war sie vollkommen blank.

„Gratuliere“ sagte die Verkäuferin. „Wahnsinn. Sie haben, wie es scheint, soeben 2000 Dollar gewonnen.“ Sie nahm der perplexen Catrin das Los aus der Hand, las es ein und gab ihr das Geld. Catrin schluckte. So viel Geld hatte sie lange nicht mehr besessen.

„Siehst du, jetzt kannst du in das Westside Waisenhaus fahren und mit meinem Rafael sprechen.“Sagte Susan glücklich. Dann war sie verschwunden.

„Na ganz großartig. Ich bin 27 Jahre ohne Job , bald ohne Wohnung und soll mich jetzt auf die Suche nach einem Kerl machen“, sagte Catrin leise. Sie streichelte Barras nachdenklich das Fell. Dann ging sie schnell, denn auch die Verkäuferin sah sie merkwürdig an.

2 Kapitel

2 Kapitel

Catrin stand vor dem großen, unfreundlichen Waisenhaus und atmete tief durch. Sie hasste Waisenhäuser, und sie genug Gründe dazu. Ihre gesamte Kindheit und Jugend hatte sich in verschiedenen Waisenhäusern abgespielt. Auch ihre Eltern waren früh gestorben und ihr Großvater, der noch immer im Reservat lebte, hatte sich geweigert sie aufzunehmen. Seine Tochter hatte seiner Meinung nach, die Ehre der Familie beschmutzt, als sie einen weißen Mann geheiratet hatte. Großvater hatte sie verstoßen. Er wollte nichts von seiner Enkeltochter, dem Halbblut, wissen. Catrin atmete noch einmal tief durch dann ging sie langsam die Treppe hinauf.

„Sie müssen Catrin St Williams sein“ wurde Catrin von der Leiterin des Heims begrüßt. „Sie hatten wegen Rafael angerufen.“ Ihr ängstlicher Blick ging zu Barras, der an Catrins Seite das Haus betreten hatte. Catrin machte ihm ein Zeichen und er legte sich still in die Ecke. Dann folgte sie der Heimleiterin.

„Ich würde Rafael gerne sehen. Wir kennen uns gut.“ bat Catrin sie . Das war eine Lüge, doch zu verzeihen, dachte sie. Dann als sie den fragenden Blick der Leiterin sah. „Ich war mit seiner Mutter befreundet. Eine nette Frau.“

Endlich lächelte die andere Frau ein wenig. Catrin atmete etwas auf. Die Leiterin nickte und führte sie die Treppe herauf. Jetzt stockte Catrin kurz. „Haben sie schon versucht, Rafaels Onkel zu finden? Susan hat oft von ihm erzählt.“ fragte Catrin die Leiterin und diese schüttelte den Kopf.

„Das ist uns neu. Wir wussten gar nicht, dass er einen Onkel hat. Kennen sie den Namen des Mannes?“ Antwortete sie. Catrin schüttelte ihren Kopf. Nein, noch kannte sie den Onkel nicht, dachte sie. „Schade“ sagte die andere Frau. Dann öffnete sie eine Tür und Catrin sah einen kleinen Jungen traurig auf einem Bett sitzen. Bei ihrem Erscheinen sprang er auf und umarmte Catrin. Rafael presste sich dankbar an Catrin. Die Heimleiterin lächelte jetzt breit. „Sie scheinen sich wirklich zu kennen „ sagte die Leiterin. „Schade, dass Rafael nicht spricht“. Sagte sie jetzt.

Doch Catrin schüttelte den Kopf. Natürlich sprach Rafael. Er sprach mit seinen großen Augen. Catrin las darin großen Kummer.

„Deine Mama hat dir gesagt, dass ich kommen würde, nicht?“ fragte sie den kleinen Jungen, der heftig nickte. „Und sie hat auch gesagt, dass ich deinen Onkel suchen werde?“ fragte Catrin leise. Wieder nickte er. Stolz hielt er ihr ein selbstgemaltes Bild hin. Es zeigte Berge, Tiere und eine Hütte mitten im Wald. Der Junge war sehr talentiert. Das musste Catrin zugeben.

„Unser kleiner Künstler“ sagte die Leiterin „Sie wollen seinen Onkel suchen?“ Sie strich Rafael sanft durchs Haar. Dann seufzte sie leise. Traurig sah sie dann Catrin wieder an.

„Dann müssten sie sich beeilen. Er kommt in 8 Wochen zu Pflegeeltern. Dann wird Rafael 6 Jahre alt und er ist zu alt für unser Heim, leider. Ich habe selten so nette Kinder, wie ihn hier.“ Bedauernd sah die Leiterin auf Catrin und Rafael.

Deshalb also die Eile. Deshalb sollte Catrin den ominösen Onkel finden. Pflegeeltern waren selten gut zu den Kindern. Für die zählte einzig der Scheck, der jeden Monat vom Amt kam. Die Kinder waren ihnen meist alle völlig egal. Catrin sprach aus Erfahrung.

„Ich brauche Zeit. Der Onkel wohnt ziemlich weit oben im Norden“ sagte Catrin wieder. „Ich muss ihn suchen und davon überzeugen, dass er Rafael zu sich nimmt. Das wird nicht einfach werden.“ Erklärte sie der Leiterin.

„Dann sollten sie sich wirklich beeilen. Denn als ehemaliges Waisenkind kennen sich doch bestens mit Pflegeeltern aus, oder?“ sagte die Leiterin leise. Dann lächelte sie mild. „Ich habe es an ihrem Blick erkannt, als sie unser Haus betreten haben“ erklärte sie als sie Catrins Blick sah. Die Heimleiterin ging. Sie konnte die unbekannte Frau beruhigt bei Rafael lassen, dachte sie.

Catrin blieb noch eine Stunde bei Rafael, dann verabschiedete sie sich und überlegte, wie sie am schnellsten in den Norden kam. Die Leiterin stand am unteren Treppenabsatz und wartete bereits auf sie. Sie führte Catrin in ihr Büro und öffnete den Tresor. Sie entnahm einen Briefumschlag und reichte ihn ihr.

„Das sind ca. 1500 Dollar. Das war das Geld, das Rafaels Eltern besessen hatten. Ich gebe es ihnen, damit sie seinen Onkel finden und ihn herbringen. Bitte enttäuschen sie mich nicht. Wenn Rafael uns in 8 Wochen verlassen muss, muss ich den Pflegeeltern das Geld aushändigen. Und was die damit machen, können sie sich vorstellen. Bitte finden sie den Onkel und ermöglichen dem Jungen eine bessere Zukunft. Rafael hat es verdient .“

Staunend nahm Catrin das Geld entgegen und bedankte sich bei der Leiterin. Diese setzte sich und schmunzelte Catrin an. „Ich habe mich vor ihrem Besuch über sie erkundigt. Sie waren bis vor kurzem eine aufstrebende Ärztin. Was ist passiert? Warum haben sie abgebrochen.“

„Mein Vorgesetzter ist zudringlich geworden und ich musste mich wehren. Er hat den Spieß umgedreht und ich wurde als Schlampe und Flittchen beschimpft. Er ist Chefarzt, ich ein kleiner Niemand. Es wurde unerträglich. Ich habe gekündigt.“ Erklärte sie der Leiterin.

„Finden sie Rafaels Onkel, Ich vertraue ihnen“ sagte die Heimleiterin und reichte Catrin die Hand. „Der Junge hat eine bessere Zukunft verdient. Sein Zeichentalent ist einmalig.“ Erklärte sie.

„Das mache ich. Verlassen sie sich darauf.“ Catrin nickte und gab Barras ein Zeichen. Dann verließ sie mit ihrem Hund den Ort, der so schlechte Erinnerungen in ihr wachrief.

3 Kapitel

3 Kapitel

„Das ist also Onnowity“ sagte Catrin leise. Sie war aus dem kleinen Flieger gestiegen und stand inmitten der Wildnis. Einige wenige Häuser, eine kleine Kirche und jede Menge nichts. Einfach nur Wildnis.

Nicht, das ihr schon kalt genug gewesen wäre, nein, jetzt stand auch noch Joe neben ihr. Barras knurrte leise und Catrin legte dem Hund die Hand auf den Kopf. Ihr Hund musste sich beruhigen.

„Hier bin ich aufgewachsen. Mein Zuhause, toll was? Dort vorne ist das sogenannte Gemeindehaus. Dort findest du die gute Seele der Gemeinde. Tante May kann dir sagen wo du Paul findest“ Joe flüsterte und Catrin erinnerte ihn wieder daran, das außer ihr ihn niemand wahrnehmen konnte. Er musste nicht flüstern. Auf dem Weg hierher war Joe immer an ihrer Seite gewesen und hatte dafür gesorgt, dass sie hier ankam. Dafür war sie dem Geist dankbar. Allein hätte sie nie hierher gefunden.

Catrin nahm ihren Rucksack, machte Barras ein Zeichen und begab sich zum Gemeindehaus. Sie öffnete eine Tür und eine ältere rundliche Frau mit dem freundlichsten Gesicht, das Catrin sich vorstellen konnte, kam ihr entgegen. Sofort bot sie Catrin einen Kaffee an und ließ sie sich an den großen Küchentisch setzen. „Was führt eine so hübsche Frau in unsere öde Gegend? Haben sie sich verlaufen? “ fragte sie dann Catrin.