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Sie soll ihn heiraten? Terris bester Freund Nick Caroselli meint es wirklich ernst: Er muss eine Familie gründen, um sein Millionenerbe nicht zu verlieren. Und Terri wünscht sich schließlich sehnlichst ein Baby. Was passt da besser als eine Scheinehe, spätere Scheidung bereits inbegriffen? Sex wäre natürlich nur Mittel zum Zweck! Aber schon der erste Kuss weckt ungeahnte Gefühle in Terri - erregend und erschreckend zugleich. So sinnlich wurde sie noch nie geküsst! Und nach einer heißen Liebesnacht ist nicht nur die Freundschaft zu Nick in Gefahr, sondern auch Terris Herz …
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Seitenzahl: 206
Michelle Celmer
Im Bett mit dem besten Freund
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2012 by Michelle Celmer Originaltitel: „Caroselli’s Christmas Baby“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1798 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Ute Augstein
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733720148
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Giuseppe, als dein Anwalt und dein Freund muss ich dir sagen, dass ich es für keine sehr gute Idee halte.“
Giuseppe Caroselli saß in einem ledernen Lehnsessel. Er hatte ihn von seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau Angelica zum fünfundachtzigsten Geburtstag geschenkt bekommen. Marcus Russo hatte auf dem Sofa Platz genommen. Er wirkte aufgebracht – und das völlig zu Recht. Der Plan, den Giuseppe ersonnen hatte, konnte durchaus fehlschlagen und eine noch tiefere Kluft in die ohnehin zerstrittene Familie reißen. Doch Giuseppe war ein alter Mann, und die Zeit lief ihm davon. Natürlich könnte er sich zurücklehnen und nichts tun, aber das war nicht seine Art. Nein, er musste einfach etwas unternehmen.
„Es gibt keinen anderen Weg“, erklärte er. „Ich habe schon lang genug gewartet.“
„Ich weiß immer noch nicht, was schlimmer wäre“, entgegnete Marcus und stand auf, um zum Fenster zu gehen. „Wenn sie zusagen oder wenn sie ablehnen.“
„Sie lassen mir keine andere Wahl.“ Der Fortbestand des Caroselli-Erbes war für Giuseppe schon immer das Wichtigste gewesen. Aus diesem Grund war er mitten im Zweiten Weltkrieg aus seiner Heimat geflohen. Er hatte kaum ein Wort Englisch gesprochen und nur ein paar Dollars in der Tasche gehabt – sowie das Geheimrezept seiner Großeltern für Schokolade, das er damals wie heute auswendig kannte. Doch er war immer fest davon überzeugt gewesen, dass die Carosellis Großes leisten würden.
Er hatte hart gearbeitet und so lange gespart, bis er genügend Geld zusammenhatte, um den ersten Caroselli-Chocolate-Shop in der Innenstadt von Chicago zu eröffnen. In den darauffolgenden sechzig Jahren war der Name Caroselli weltberühmt geworden – doch jetzt stand er möglicherweise kurz vor dem Aussterben. Von seinen acht Enkeln und sechs Urenkeln gab es nicht einen einzigen Erben des Familiennamens. Obwohl seine drei Söhne alle jeweils selbst einen Sohn hatten, waren diese immer noch Singles. Seine Enkel schienen nicht im Geringsten daran interessiert zu sein, zu heiraten und Familien zu gründen.
Giuseppe blieb also keine andere Wahl, als die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und ihnen ein Angebot zu unterbreiten, das sie nicht ablehnen konnten.
Es klopfte leise an der Tür, und ein schlanker, hochgewachsener Butler, der beinahe so alt war wie sein Dienstherr, kam näher. „Sie sind hier, Sir.“
Genau zur rechten Zeit, dachte Giuseppe lächelnd. Eins musste man seinen Enkeln lassen: Pünktlich waren sie immer. Und sie waren genauso ehrgeizig wie Giuseppe in ihrem Alter, weswegen er davon überzeugt war, dass sein Plan funktionieren würde. „Vielen Dank, William. Schicken Sie sie herein.“
William nickte, und ein paar Sekunden später traten Giuseppes Enkel ein. Zuerst betrat Nicolas, der von allen Nick genannt wurde, den Raum. Er war charmant und daran gewöhnt, dass sein Lächeln ihm stets dabei half, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und Frauenherzen zu brechen. Gefolgt wurde er von seinem Cousin Robert „Rob“ Caroselli, der sich durch Ernsthaftigkeit und eine unbeirrbare Loyalität auszeichnete. Und schließlich war da noch Giuseppes ältester Enkel, der zuverlässige und anspruchsvolle Antonio Junior, den alle nur Tony nannten.
Bedächtig erhob Giuseppe sich aus seinem Sessel. „Danke, dass ihr gekommen seid, Jungs.“ Er deutete auf das Sofa. „Bitte setzt euch doch.“
Sie taten, worum er sie gebeten hatte. Giuseppe entging nicht, dass sie alle ein wenig besorgt wirkten. „Vermutlich fragt ihr euch, warum ich euch hierhergebeten habe“, sagte er und nahm wieder Platz.
„Ich würde gerne wissen, warum wir es niemandem erzählen durften.“ Nick runzelte die Stirn. „Und weswegen ist Marcus hier? Stimmt etwas nicht?“
„Bist du etwa krank?“, erkundigte sich Tony.
„Fit wie ein Turnschuh“, beruhigte Giuseppe ihn. So fit zumindest, wie man sich mit zweiundneunzig Jahren eben fühlte. „Wir haben eine wichtige Angelegenheit zu besprechen.“
„Ist das Unternehmen in Schwierigkeiten?“, fragte Rob, für den die Firma stets an erster Stelle kam, was Segen und Fluch zugleich war. Wäre er nicht so versessen auf seine Karriere, dann könnte er schon verheiratet sein und Kinder haben. Das galt übrigens für alle drei.
„Es geht nicht ums Geschäft“, sagte Giuseppe. „Zumindest nicht direkt. Es geht vielmehr um den Familiennamen der Carosellis, der unweigerlich aussterben wird, wenn ihr nicht heiratet und Kinder bekommt.“
Seine Enkel bedachten ihn alle gleichzeitig mit dem gleichen entnervten Blick.
„Nonno, wir haben doch schon darüber gesprochen“, erwiderte Nick. „Ich bin noch nicht bereit, eine Familie zu gründen. Und ich denke, dass ich für uns alle spreche, wenn ich behaupte, dass auch weitere Vorhaltungen von dir nicht dazu beitragen, unsere Meinung zu ändern.“
„Das weiß ich. Deswegen biete ich euch dieses Mal einen Anreiz an.“
Plötzlich wurde ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil. Tony beugte sich vor. „Was für einen Anreiz?“
„Ich habe einen Fonds gegründet, in dem sich dreißig Millionen Dollar befinden, die zu gleichen Teilen unter denen von euch aufgeteilt werden, die heiraten und einen männlichen Erben in die Welt setzen.“
Perplex starrten ihn seine Enkel an.
Nick erholte sich als Erster. „Du willst uns tatsächlich zehn Millionen Dollar dafür bezahlen, dass wir heiraten und ein Kind in die Welt setzen?“
„Einen Sohn. Und es gibt Bedingungen.“
„Falls du versuchen willst, uns mit hübschen Italienerinnen aus der alten Heimat zu verkuppeln, dann vergiss es“, sagte Rob.
So viel hatte Giuseppe gar nicht erst zu hoffen gewagt. Obwohl er entzückt gewesen wäre, wenn sie alle eine hübsche italienische Ehefrau gewählt hätten, durfte er nicht wählerisch sein. „Ihr dürft heiraten, wen ihr wollt.“
„Wo ist also der Haken an der Sache?“, erkundigte sich Tony.
„Zunächst einmal dürft ihr keiner Menschenseele von dieser Vereinbarung erzählen. Weder euren Eltern noch euren Schwestern und auch nicht euren zukünftigen Ehefrauen. Falls einer von euch es doch tut, erlischt sein Anspruch und seine zehn Millionen werden unter den Verbleibenden aufgeteilt.“
„Und?“, fragte Nick.
„Falls ich innerhalb der nächsten zwei Jahre eurer Nonni Gesellschaft leiste – Gott sei ihrer Seele gnädig –, bevor ihr alle einen männlichen Erben vorweisen könnt, dann gehen die dreißig Millionen wieder in mein Vermögen über.“
„Die Uhr hat also zu ticken begonnen“, stellte Nick fest.
„Möglicherweise. Natürlich kann ich gut und gerne auch hundert Jahre alt werden. Meine Ärzte haben mir versichert, dass ich mich bester Gesundheit erfreue. Aber ist einer von euch bereit, dieses Risiko einzugehen? Das heißt, falls ihr mit meinen Bedingungen einverstanden seid.“
„Was ist mit Jess?“, fragte Nick. „Sie hat vier Kinder. Soll sie denn gar nichts bekommen?“
„Ich liebe deine Schwester Jessica, Nick, und alle meine Enkelinnen, aber ihre Kinder werden leider niemals den Namen Caroselli tragen. Ich schulde es meinen Eltern und Großeltern und all denen, die vor ihnen waren, dass unser Familienname auch in Zukunft erhalten bleibt. Aber natürlich will ich nicht, dass meine Enkelinnen sich übergangen fühlen, weswegen unsere Vereinbarung auch unbedingt ein Geheimnis bleiben muss.“
„Sollen wir etwa eine Art Vertrag unterzeichnen?“ Tony wandte sich an Marcus.
„Das habe ich vorgeschlagen“, erwiderte der Rechtsanwalt. „Aber Ihr Großvater ist dagegen gewesen.“
„Niemand unterzeichnet irgendetwas“, sagte Giuseppe. „Ihr müsst schon mit meinem Wort vorliebnehmen.“
„Natürlich vertrauen wir deinem Wort, Nonno“, versicherte Nick und sah mahnend zu seinen Cousins. „Du hast uns nie einen Grund gegeben, daran zu zweifeln.“
„Mit euch geht es mir genauso, und deswegen vertraue ich auch darauf, dass ihr die Angelegenheit geheim haltet.“
Tony runzelte die Stirn. „Aber was ist, falls du stirbst? Erfährt die Familie es dann nicht doch?“
„Die anderen werden keinen Verdacht schöpfen. Das Geld ist bereits zur Seite gelegt worden, und als mein Anwalt und Bevollmächtigter hat allein Marcus Zugriff darauf. Er trägt dafür Sorge, dass es gerecht unter euch aufgeteilt wird.“
„Was, wenn wir nicht bereit sind, Familien zu gründen?“, wollte Rob wissen.
„Dann verlierst du deinen Anteil, und er wird unter deinen Cousins aufgeteilt“, erwiderte Giuseppe schulterzuckend.
Die jungen Männer sahen einander an. Da Giuseppe wusste, wie stolz und unabhängig sie sich normalerweise gaben, war es durchaus möglich, dass sie sein Angebot ausschlugen.
„Müssen wir dir heute schon eine Antwort darauf geben?“, wollte Nick wissen.
„Nein, aber ich möchte zumindest von jedem von euch sein Wort darauf, dass ihr ernsthaft über meinen Vorschlag nachdenkt.“
Sie tauschten einen weiteren Blick aus, dann nickten alle drei.
„Natürlich machen wir das, Nonno“, entgegnete Rob.
Große Erleichterung durchströmte Giuseppe, und er spürte, wie eine große Last von seinen Schultern abfiel. Zwar konnte er nicht sicher sein, dass sie seinen Vorschlag annahmen, aber zumindest hatten sie ihn nicht sofort abgelehnt. Und da sie alle über einen ausgeprägten Sportsgeist verfügten, war es mehr als wahrscheinlich, dass sich alle drei darauf einlassen würden, wenn nur einer den Anfang machte.
Nachdem sie ein paar weitere Minuten über das Geschäft und die Familie gesprochen hatten, verabschiedeten sich Nick, Rob und Tony wieder.
„So“, meinte Marcus, als sie weg waren. „Was werden sie wohl deiner Meinung nach dazu sagen, wenn sie erfahren, dass es gar keine dreißig Millionen Dollar gibt?“
Giuseppe zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, sie sind dann so glücklich und dankbar dafür, dass ich ihrem Liebesleben auf die Sprünge geholfen habe, dass Geld ihnen nichts mehr bedeutet.“
„Aber du bist reich genug, Giuseppe. Hast du eigentlich jemals ernsthaft darüber nachgedacht, ihnen das Geld zu geben, wenn sie sich auf deine Bedingungen einlassen?“
„Und damit meine anderen Enkel zutiefst zu verletzen?“, fragte Giuseppe empört. „Für was für einen Mann hältst du mich eigentlich?“
Verzweifelt schüttelte Marcus den Kopf. „Und wenn du dich täuschst? Wenn sie nur auf das Geld aus sind? Wenn sie dir böse sind, dass du sie belogen hast?“
„Das werden sie nicht.“ Für den Fortbestand der Familie war Giuseppe außerdem gerne bereit, dieses Risiko einzugehen.
Schon wieder zu spät.
Verärgert und amüsiert zugleich beobachtete Terri Phillips ihren besten Freund Nick Caroselli dabei, wie er zielstrebig das Bistro durchquerte und auf ihren Lieblingstisch neben der Bar zuhielt, wo sie sich jeden Donnerstagabend zum Dinner trafen.
Mit seinem tiefschwarzen Haar, den dunkelbraunen Augen, dem sonnengebräunten Teint und seinem muskulösen, aber schlanken Körperbau war Nick genau die Art Mann, nach der sich alle umdrehten, wenn er an ihnen vorbeiging. Doch Nick schien es gar nicht zu bemerken. Das bedeutete allerdings nicht, dass er sich seiner Wirkung auf Frauen nicht bewusst war oder sich etwa scheute, seinen Charme einzusetzen, wenn es nötig war.
Nicht dass der bei ihr noch Wirkung zeigte.
„Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, sagte er und lächelte so, wie er immer lächelte, um andere zu beschwichtigen. Dicke Schneeflocken bedeckten die Schulterpartie seines Wollmantels sowie sein dunkles Haar. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte. Daraus schloss Terri, dass er die beiden Blöcke vom Caroselli-Chocolate-Hauptgeschäftssitz bis zur Bar zu Fuß gegangen war. „Ich hatte heute wahnsinnig viel zu tun.“
„Ich bin auch erst seit ein paar Minuten hier“, erwiderte Terri, obwohl sie schon seit mehr als zwanzig Minuten am Tisch saß. Damit hatte sie ausreichend Zeit gehabt, die beiden Gläser Champagner zu leeren, mit denen sie eigentlich hatten anstoßen sollen.
Nick beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. Terri spürte das leichte Kratzen seines Bartschattens auf ihrer Haut. Sie atmete den würzigen Duft des Duschgels ein, das sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Der Geruch vermengte sich mit dem süßen Schokoladenaroma, das Nick immer anhaftete, wenn er den Tag in der Testküche des Unternehmens verbracht hatte.
„Schneit es immer noch?“, erkundigte sie sich.
„Schneien ist gut, das ist schon beinahe ein Schneesturm.“ Nick schlüpfte aus seinem Mantel und hängte ihn an einen Haken an der Wand.
„Oh, wie schön.“ Da Terri ihre ersten neun Lebensjahre in New Mexico zugebracht hatte, hatte sie zum ersten Mal Schnee gesehen, als sie nach Chicago gezogen war – sie liebte ihn bis zum heutigen Tag. Und weil sie von zu Hause aus arbeitete, konnte sie sich dieses Vergnügen auch unbeschwert leisten, da sie sich nicht täglich mit den winterlichen Straßenverhältnissen herumplagen musste.
„Ich habe das Gleiche wie immer bestellt“, sagte sie, als Nick sich setzte.
Er lockerte seine Krawatte und deutete auf die Champagnerflasche. „Feiern wir etwas?“
„Das kann man wohl sagen.“
„Und was?“, fragte er und legte die Serviette über seinen Schoß.
„Zunächst einmal“, begann sie, „wird es dich freuen zu hören, dass ich mit Blake Schluss gemacht habe.“
„Ha!“, entgegnete er begeistert. „Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist.“
Terri wusste, dass Nick Blake nie hatte leiden können. Blake bildete augenblicklich den Abschluss einer deprimierenden Folge von gescheiterten Beziehungsversuchen. Wobei Nick sie von Anfang an gewarnt hatte, dass Blake seiner Meinung nach nicht das Zeug dazu hatte, sie glücklich zu machen. Es schien ganz so, als hätte Nick recht damit gehabt. Leider hatte Terri selbst vier Monate gebraucht, um es herauszufinden.
Doch als Blake letzte Woche überraschend verkündet hatte, dass er ebenso gut bei ihr einziehen könne, wenn er sowieso schon die meiste Zeit über bei ihr wohnte, war sie nachdenklich geworden. Trotz ihrer Bereitschaft, zu heiraten und endlich eine Familie zu gründen, hatte sie sich einfach nicht vorstellen können, es mit Blake zu tun. Im Grunde genommen war ihr in diesem Moment bewusst geworden, dass sie rein gar nichts für ihn empfand. Und das war nicht unbedingt vorteilhaft in Bezug auf einen zukünftigen Ehemann und Vater ihrer Kinder.
Nick schenkte sich ein Glas Champagner ein und trank einen Schluck. „Und was hat er gesagt, als du mit ihm Schluss gemacht hast?“
„Dass ich niemals wieder einen Mann wie ihn finden würde.“
„Tja.“ Nick lachte. „Darum geht es doch aber, oder etwa nicht? Blake ist so interessant wie eine Büroklammer, und er hat nur halb so viel Charisma …“
Zugegeben, Terri konnte nicht leugnen, dass Blake ein wenig … nun, fade gewesen war. Seine Vorstellung von einem tollen Abend hatte darin bestanden, vor dem Computer zu sitzen und stundenlang World of Warcraft zu spielen, während sie Fernsehen geschaut oder ein Buch gelesen hatte. Vermutlich würde Blake ihren Computer mehr vermissen als ihre Gesellschaft.
„Ach, er war schon ganz in Ordnung. Er war nur nicht der Richtige für mich“, gab sie zu.
Die Kellnerin servierte ihnen eine große, saftige Pizza mit hohem Rand nach einem original Chicagoer Rezept. Als die Bedienung wieder gegangen war, sagte Nick: „Er ist irgendwo da draußen, weißt du? Der Richtige für dich. Du findest ihn schon noch.“
Das hatte sie früher auch immer gedacht, aber jetzt war sie beinahe dreißig Jahre alt, und weit und breit war kein Lichtstreif am Horizont zu sehen. Ihrem Lebensplan zufolge hätte sie schon längst verheiratet und mehrfache Mutter sein sollen. Deswegen hatte sie beschlossen, die Angelegenheit endlich selbst in die Hand zu nehmen.
„Wir feiern noch etwas“, verriet sie Nick. „Ich werde ein Baby haben.“
Erschrocken hob er den Kopf und knallte dann das Glas so heftig auf die Tischplatte, dass Terri schon befürchtete, es könnte zerspringen. „Was? Wann? Ist es von Blake?“
Nick versucht immer, auf mich aufzupassen, dachte Terri liebevoll. Das hieß, wenn er nicht damit beschäftigt war, sie in Schwierigkeiten zu bringen. Obwohl es normalerweise andersherum war. Terri neigte dazu, übereilte Entscheidungen zu treffen, und Nick versuchte unermüdlich, sie zur Vernunft zu bringen. Doch dieses Mal wusste sie genau, was sie tat.
„Es gibt keinen Vater“, sagte sie und legte ihnen beiden ein Stück Pizza auf den Teller. „Eigentlich bin ich auch gar nicht schwanger. Noch nicht jedenfalls.“
Nick runzelte die Stirn. „Aber warum hast du dann gesagt, dass du ein Baby bekommst?“
„Weil ich das hoffentlich nächstes Jahr tue. Ich habe vor, alleinerziehende Mutter zu werden.“
Überrascht lehnte Nick sich zurück. „Wie denn? Ich meine, wer ist der Vater?“
„Ein Samenspender.“
„Ein Samenspender?“, fragte er verwirrt. „Das ist doch nicht dein Ernst?“
Seine Reaktion enttäuschte sie zutiefst. Sie hatte gehofft, dass Nick es verstehen und sich für sie freuen würde. Offensichtlich war das nicht der Fall. „Es ist mein völliger Ernst. Ich bin bereit. Finanziell geht es mir gut, und weil ich von zu Hause aus arbeite, würde ich das Kind auch nicht in die Krippe geben müssen. Das Timing ist perfekt.“
„Wäre es nicht besser, wenn du verheiratet wärst?“
„Ich habe mich ganz schön angestrengt, um Mr Right zu finden. Ich habe mein erstes Baby mit dreißig gewollt, und das bin ich beinahe. Du weißt doch, dass ich mir immer eine eigene Familie gewünscht habe. Seit dem Tod meiner Tante habe ich niemanden mehr.“
„Du hast mich“, erwiderte Nick so ernsthaft, dass Terri vor Rührung ganz warm ums Herz wurde.
Ja, sie hatte ihn – und seine ganze verrückte Familie dazu, aber das war einfach nicht dasselbe. Sie würde sich immer wie eine Außenseiterin vorkommen.
„Es bedeutet ja auch nicht, dass wir nicht weiterhin Freunde sein können“, sagte sie. „Um ehrlich zu sein, brauche ich dich dann mehr als je zuvor. Du sollst auch ein Teil der Familie sein … Onkel Nicky.“
Doch schien dieser Gedanke nicht dazu beizutragen, seine Enttäuschung zu mindern. Nick schob den Teller beiseite, als wäre ihm plötzlich der Appetit vergangen. „Du verdienst etwas Besseres als einen Samenspender.“
„Ich habe nicht unbedingt Glück bei Männern.“
„Aber was ist mit dem Baby?“ Nick klang zusehends bestürzter. „Hat es denn nicht Mutter und Vater verdient?“
„Du weißt doch ganz genau, dass Mutter und Vater kein Garant für eine glückliche Kindheit sind.“
Sein Stirnrunzeln verriet ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Obwohl er es nicht zugab, hatte seine Kindheit ihm tiefe Wunden zugefügt.
„Ich habe gehofft, dass du mich verstehst“, sagte sie und fühlte sich dummerweise mit einem Mal den Tränen nah, dabei weinte sie so gut wie nie. Zumindest nicht vor anderen.
„Das tue ich doch auch.“ Nick griff nach ihrer Hand. „Ich will doch nur, dass du glücklich bist.“
„Das werde ich ganz bestimmt sein.“
Er lächelte und drückte leicht ihre Hand. „Dann bin ich es auch.“
Sie hoffte, dass er wirklich meinte, was er sagte, und ihr nicht nur einfach so nachgab. Während sie Pizza aßen und sich dabei unterhielten, wirkte er nämlich leicht abgelenkt. Terri begann sich schon zu fragen, ob es eine gute Idee gewesen war, ihm von dem Baby zu erzählen. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, was Nick daran stören sollte.
Nach dem Dinner zogen sie die Mäntel an und gingen zur Tür. „Bist du mit dem Auto da oder mit dem Bus?“, fragte Nick.
„Mit dem Bus“, antwortete sie, denn sie entschied sich immer für die öffentlichen Verkehrsmittel, wenn sie vorhatte, etwas zu trinken. Wäre der Mann, der damals ins Auto ihres Vaters gekracht war, auch nur halb so verantwortungsvoll gewesen, dann wäre sie keine Waise geworden.
„Wenn du mit mir zum Büro gehst, dann fahre ich dich nach Hause.“
„Okay.“
Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Wind war schneidend kalt und der Gehsteig rutschig vor Glätte, sodass sich der Weg äußerst beschwerlich gestaltete. Nick war die ganze Zeit über ungewöhnlich still und nachdenklich.
Als sie bei der Hauptzentrale von Caroselli Chocolate ankamen, war die Eingangstür bereits verschlossen, sodass Nick seine Schlüsselkarte benutzte, um ins Gebäude zu gelangen.
Der größte Teil des Erdgeschosses wurde von einem Süßwarengeschäft eingenommen, und die Luft war erfüllt von dem köstlichen Duft der Schokoladen, die in den Verkaufsregalen lagen. Dort fand sich von der normalen Tafel Schokolade bis zum schokolierten Apfel einfach alles.
Nick griff in seine Tasche und fluchte leise. „Ich habe die Autoschlüssel im Büro gelassen.“
„Soll ich hier unten warten?“
„Nein, komm ruhig mit nach oben.“ Er lächelte. „Es sei denn, du bist unter die Industriespione gegangen und versuchst, das Geheimrezept für Carosellis Schokoladen zu stehlen.“
„Klar doch, vor allem, weil wir beide wissen, was für eine tolle Köchin ich bin.“ Sie ließ nahezu alles anbrennen, weswegen sie häufig auswärts aß oder sich mit Mikrowellengerichten zufriedengab.
Am Fahrstuhl zog Nick ein weiteres Mal die Schlüsselkarte durch ein Lesegerät. Lediglich autorisiertem Personal und ausgewählten Besuchern war es gestattet, das Erdgeschoss zu verlassen. Und nur den Carosellis und einigen wenigen Angestellten war es erlaubt, die Testküche zu betreten.
Während der Fahrt in die vierte Etage schwieg Nick. Daran änderte sich auch nichts, als sie den Flur entlang zu seinem Büro gingen. Unwillkürlich musste Terri lächeln, als er die Tür aufschloss, das Licht anschaltete und sie die zahlreichen Papierstapel auf seinem Schreibtisch bemerkte, die fast die ganze Fläche beanspruchten und jegliches Arbeiten dort eigentlich unmöglich machten. Das war vermutlich einer der Gründe dafür, dass Nick so viel Zeit in der Küche verbrachte.
Er öffnete die Schreibtischschublade und nahm die Autoschlüssel heraus, doch dann blieb er stehen. Irgendetwas beschäftigte ihn offensichtlich.
„Was ist los, Nick? Mit dir stimmt was nicht, das sehe ich doch.“
„Ich denke nach.“
„Darüber, dass ich ein Baby bekomme?“
Er nickte.
„Ich wünsche mir wirklich ein Kind.“
„Dann müssen wir über etwas reden.“
„Okay“, sagte sie enttäuscht, als ihr auffiel, dass Nick es vermied, sie anzusehen. Offenbar erwartete er, dass ihr Gespräch länger dauern würde, denn er zog den Mantel aus und warf ihn über die Sessellehne. Sie folgte seinem Beispiel und schob einen Stapel Papiere zur Seite, um sich neben Nick an die Schreibtischkante zu lehnen.
Eine Weile schwieg er nachdenklich, bevor er endlich zu sprechen begann. „Du willst es also wirklich tun? Ein Baby bekommen, meine ich?“
„Ja, wirklich.“
„Was würdest du sagen, wenn ich einen besseren Weg wüsste?“
„Einen besseren Weg?“
Er nickte. „Für uns beide.“
Für sie beide? Sie konnte sich nicht vorstellen, was für einen Vorteil er sich von ihrem Baby versprach. „Ich weiß nicht, was du mir damit sagen willst.“
„Ich kenne den perfekten Vater für dein Kind. Jemand, der immer für euch da wäre. Ein Mann, der auch finanziell ein ganzes Leben lang für dein Kind sorgen kann.“
Das klang viel zu schön, um wahr zu sein. „Oh, wirklich?“, fragte sie. „Wer ist es?“
Er beugte sich zu ihr herüber und sah sie ernst an. „Ich.“
Einen Augenblick lang war sie zu verdutzt, um etwas erwidern zu können. Nick wollte ein Baby mit ihr? „Warum? Du hast doch bisher immer betont, dass du keine Kinder willst.“
„Vertrau mir, wenn ich dir verspreche, dass diese Übereinkunft für uns beide sehr vorteilhaft sein würde.“
„Wie vorteilhaft?“
„Was ich dir gleich erzähle, darfst du niemals jemandem verraten. Niemandem.“
„Okay.“
„Sag: Ich verspreche es.“
Sie rollte die Augen. Wie alt waren sie? Zwölf? „Ich verspreche es.“
„Letzte Woche hat Grandpa mich, Rob und Tony für eine heimliche Unterredung zu sich gebeten. Er hat jedem von uns zehn Millionen Dollar angeboten, wenn wir einen männlichen Erben zeugen, der den Namen Caroselli erhält.“
„Du liebe Güte.“
„Das habe ich zunächst auch gedacht. Ich wusste nicht, ob ich auf das Angebot eingehen soll. Ich bin eigentlich noch gar nicht bereit dazu, eine Familie zu gründen, aber als du eben von deinem Plan gesprochen hast …“ Er zuckte mit den Schultern. „Hey, das wäre doch perfekt. Du bekommst das Baby und ich das Geld.“
Auf eine verrückte Art und Weise ergab es durchaus einen Sinn, aber sie und Nick?
„Natürlich müssten wir vorher heiraten“, fügte er hinzu.
„Heiraten? Hast du mir nicht immer erzählt, dass du auf keinen Fall heiraten möchtest?“
„Du weißt doch, wie altmodisch Nonno ist. Mir bleibt keine Wahl. Aber sobald ich das Geld habe, können wir die Scheidung einreichen. Und sicherheitshalber setzen wir einen hieb- und stichfesten Ehevertrag auf, um Komplikationen zu vermeiden. Obwohl ich nicht glaube, dass es welche gibt.“
„Das klingt irgendwie zu einfach.“
„Na ja, wir müssen dafür sorgen, dass wir überzeugend wirken.“
Warum hatte sie nur auf einmal das Gefühl, dass ihr nicht gefallen würde, was jetzt kam? „Was genau meinst du denn mit überzeugend?“
„Du musst bei mir einziehen.“
Eine Scheinehe war eine Sache, aber zusammenwohnen? „Ich halte das für keine besonders gute Idee.“
„Ich habe viel Platz. Du kannst das Gästeschlafzimmer haben und aus dem Arbeitszimmer dein Büro machen.“