Im Galopp zu den Sternen - Giuseppe L.L. Terracciano - E-Book

Im Galopp zu den Sternen E-Book

Giuseppe L.L. Terracciano

4,9

Beschreibung

Der Zug setzte sich in Bewegung. Die Gestalt meines Vaters entfernte sich, bis sie ganz verschwand. Ich hatte die längste Reise meines Lebens begonnen. Die Geschichte von Guiseppe L.L. Terracciano ist nicht nur die Geschichte dieses Romans. Die Sterne sind ein ideales Ziel, eine fast konstante Spannung, ein unstillbarer Durst, ein unersättlicher Hunger nach Schönheit. Eine Spannung, die den Verlauf unseres Lebens lenkt, wie die Navigation in der Nacht auf dem offenen Meer. (Aus dem Vorwort von Mattia Leombruno, Präsident der Mario Luzi Stiftung)

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Inhalt

VorwortBiographie1. Träume und Wirklichkeit2. Der Sonntag3. Die Lehrzeit in Neapel4. Die deutsche Sprache5. Der Schwarzwald6. Heimfahrt und Abreise7. Paris8. Frank9. Olivetti 110. Olivetti 211. Projekte und Verantwortung12. Martini & Rossi13. Wien14. Reisen15. Ein schwüler Nachmittag15. Ein schwüler Nachmittag16. Beginn eines neuen LebensFrühling in Prag und anderswo …

Für meine Mutter, die mich lehrte zu wachsen.

Für Hannelore, die mich lehrte zu reifen.

Für Traudel, die mich lehrte zu leben.

Ein besonderer Dank geht an Ojdana Ständer für die begleitende Literaturkritik.

Alle beschriebenen Orte und Personen existieren, doch wurden die Namen der Personen teilweise geändert.

Vorwort

»Die Geschichte von Giuseppe Terracciano ist nicht nur die Geschichte dieses Romans. Sie ist die Geschichte eines ganzen Lebens, dessen Stück für Stück zusammengesetztes Mosaik Gestalt in diesem Buch annimmt. Seite um Seite taucht in diesem Buch die Kraft auf, die die Erfüllung von Träumen und Wünschen in all den Jahren genährt hat. Es ist die Ausbildung zum Leben, ihre heilbringende Lehre. Ein Mann verfolgt seine Träume zielstrebig wie ein Pferd im Rennen, im Galopp zu den Sternen.

Der Autor hat nicht auf Auskunftsmittel, auf literarische Funde oder auf besondere Wirkungen zurückgegriffen, sondern hat die Ereignisse so geschildert, wie sie sich wirklich ereignet haben. Abgesehen von kurzen ›Ausflügen‹ in persönliche oder biographische Geschichten, war sein sehnlich gewünschtes Ziel ein anderes: die Sterne.

Die Sterne sind ein ideales Ziel, eine fast konstante Spannung, die den Verlauf unseres Lebens lenkt, wie die Navigation in der Nacht auf offenem Meer. Sie sind ein unstillbarer Durst und ein unersättlicher Hunger nach Schönheit. Die Dunkelheit erteilt uns ein inneres Hören, eine Rigorosität des Gewissens. Sie lehrt uns die Hellsichtigkeit der Blinden und stärkt den Wunsch nach Licht und nach Frieden, die die Sterne am Abend ausstrahlen.

Mit dem Blick immer nach oben gerichtet setzt Giuseppe L. L. Terracciano sein Leben so wie die Seiten dieses Romans zusammen.

Es ist nicht nur die Erfüllung seiner Träume, die den Autor bewegt, ständig neue mentale und spirituelle Räume für sich zu erschließen. Mit diesem Buch gibt der Autor die Erfahrung der Weisheit, die als Gemütsbewegung eine unabdingbare Voraussetzung der Existenz ist, an den Nächsten weiter. ›Im Galopp zu den Sternen‹ ist ein Mittel gegen die Geistesentfremdung und Vernichtung, gegen die Wüsten in den Seelen, die sich im Zeitalter des Konsums ausdehnen.

Terracciano wirft einen Blick auf sein bisheriges Leben zurück und findet dort die vielen erlebten Situationen und die Motivation für die Zukunft. Mit diesem Buch bringt Terracciano Licht und Erfahrung, Liebe und Erfüllung in das tägliche Leben, das jeder von uns Tag für Tag aufbaut.«

Mattia Leombruno

Präsident der Mario-Luzi-Stiftung

Biographie

Giuseppe L. L. Terracciano wird in Casoria bei Neapel am 11. April 1940 als letztes von sechs Kindern geboren.

Nach dem Besuch der Volksschule und einer Lehrzeit in Neapel zieht Terracciano 1957, infolge eines Abkommens zwischen Deutschland und Italien, für achtzehn Monate nach Deutschland um. Hier lernt er die deutsche Sprache beim Goethe-Institut in München und erhält eine technische Ausbildung bei der Firma Kienzle-Apparatebau in Villingen im Schwarzwald, die ihn anschließend bei ihrer Filiale in Paris als Techniker einstellt.

Terracciano lebt von 1959 bis 1961 in Frankreich. 1961 kehrt er nach Deutschland zurück und arbeitet bis 1980 bei Olivetti. In diesem Jahr wird er von Martini & Rossi zunächst als System-Analyst-Manager und dann als Direktor der Organisation eingestellt.

1982 kehrt er zu Olivetti zurück und arbeitet als Technischer Direktor bei der österreichischen Schwestergesellschaft in Wien. 1984 übernimmt Terracciano die Position eines Olivetti-Area-Managers für Europa und Skandinavien; sein Aufgabenbereich ist das International Business Development.

Im Alter von 48 Jahren zieht sich Terracciano ins Privatleben in die Toskana zurück, wo er 19 Jahre bleibt. 2007 zieht er nach Argenbühl, in der Nähe des Bodensees, wo er 2013 »Al Galoppo verso le stelle« und 2014 »Finalmente vivere« schreibt. Beide Bücher werden von Fondazione Mario Luzi Editore in Italien publiziert und erhalten 2014 in Italien und 2015 in Paris internationale Literaturpreise.

1. Träume und Wirklichkeit

… Mit vierzehn Jahren befand ich mich an einem Wendepunkt meines Lebens und war startklar für den Flug in die Zukunft. Bald merkte ich, dass mir die Flügel fehlten …

Im September 1943 landeten die alliierten Truppen in Salerno und begannen mit dem Vormarsch in Richtung Neapel. Casoria war zuerst von den Deutschen und anschließend von den Alliierten besetzt, die es als Logistik-Lager benutzten. Die Häuser waren halb zerstört. Auf den Feldern wuchs weder Weizen noch Mohn. Bomben regneten vom Himmel herab und die Minen hinderten die Bauern beim Bearbeiten der Felder.

Fast jede Nacht, wenn wir durch das Heulen der Sirenen aufgeweckt wurden, überquerten wir rennend die Straße – ich auf dem Arm meiner Schwester, mein Bruder auf dem Arm meiner Mutter (er wog ein wenig mehr als ich) –, um Unterschlupf in einem Keller eines nicht gerade stabilen Gebäudes an der Straßenecke zu suchen.

Jahre später sagte meine Schwester zu mir, dass, wenn das Gebäude von einer Bombe auch nur gestreift worden wäre, wir alle wie Mäuse gestorben wären. Der Keller war kein Schutzkeller. Da er aber im Souterrain lag, dachten wir, dass es ein solcher ist.

Von der Abtei von Montecassino, die nur 94 Kilometer von Casoria entfernt war, kam die niederschmetternde Nachricht, dass die Abtei im Begriffe war zum vierten Mal in ihrer Geschichte vollständig zerstört zu werden.

Das von St. Benedikt um das Jahr 529 gegründete Kloster Montecassino wurde auf den Grundmauern einer römischen Befestigungsanlage des Rathauses von Casinum errichtet. An diesem Ort, in einem dem Apollo gewidmeten Tempel, wurde damals noch der heidnische Kult praktiziert.

Die erste Zerstörung erfolgt im Jahre 577 durch die Langobarden. 883 überfallen die Sarazenen das Kloster, plündern es und brennen es nieder. Im Jahre 1349 findet die dritte Zerstörung statt, diesmal von einem schrecklichen Erdbeben verursacht, das nur ein paar Mauern stehen ließ.

Am 15. Februar 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, befand sich Montecassino in der Schusslinie bei der Konfrontation zwischen den Deutschen und den Alliierten.

Die Geschichte erzählt uns, dass vom 15. bis 18. Februar 1944, infolge einer übereilten Fehlentscheidung der angloamerikanischen Befehlshaber, welche fälschlicherweise davon überzeugt waren, dass das Kloster sich in eine deutsche Festung verwandelt hatte, Montecassino mit Tonnen von Bomben belegt wurde.

Vielleicht handelte es sich um einen Fehler in der militärischen Taktik, aber Tatsache ist, dass in der Zwischenzeit alles, was für fast anderthalbtausend Jahre die Kultur und die Arbeit der Benediktiner repräsentiert hatte, in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde.

Casoria war von Alliierten überfüllt; überall Zelte, Motorräder, die hin und her fuhren. Für mich, gerade vier Jahre alt, waren all diese Bewegungen der Menschen in Uniform und der Staub, der bei jeder Durchfahrt der Fahrzeuge aufstieg (es gab damals nur wenige asphaltierte Straßen und die Kutsche war das normale Beförderungsmittel), faszinierend.

Douglas, ein britischer Soldat, hatte sein Feldbett unter der Treppe im Erdgeschoss unseres Hauses aufgestellt.

Morgens, wenn er aufwachte, kamen einige Kriegskameraden zu Besuch.

Als ich ein unverständliches, durch das Treppenhaus verstärktes Geschrei hörte, ging ich die Treppe hinunter, um etwas Essbares, Trinkbares oder irgendetwas zu organisieren. Es spielte für mich keine Rolle, was ich nach Hause bringen würde; für mich war es eine Herausforderung, überhaupt etwas nach Hause zu bringen. Ich begann immer zuerst bei Douglas, weil ich wusste, dass ich ihm sympathisch war.

»Tutta pasta?«, fragte ich ihn. Er lachte: »You don’t need toothpaste«, und ich: »Dann gib mir ein wenig Smocco.«

Douglas lachte wieder »You don’t smoke«, sagte er. »Ist ja okay, aber mein Papà smocca«, erwiderte ich fest.

Jeden Morgen machte ich die Runde durch das Zeltlager und konnte oft etwas mit nach Hause nehmen: eine Zigarette, ein Stück Schokolade, eine leere Tube Zahnpasta. Meinem Papa gelang es immer, aus der leeren Tube noch einige Spuren der Paste herauszuholen, indem er sie nach einem speziellen System glattstrich.

Einmal habe ich es geschafft, ein Stück von etwas nach Hause zu bringen, das wie gelbliche Seife aussah. Es war in einem Papier eingewickelt, das weder Papier noch Folie war.

Douglas sagte mir, dass man es essen könne und dass es sehr gut und wertvoll sei.

Ich lief schnell zu meiner Mutter, welche beim bloßen Anblick ausrief: »Es ist Butter!« Sie nahm ein Stück Brot und mit der Messerspitze bestrich sie es mit einer fast unsichtbaren, winzigen Menge von diesem Ding.

Es ist das Einzige in der Welt, das ich nie hätte essen sollen! Es war ein ekelhaftes Ding, ein ranziger Geschmack, ein fremder Geruch, etwas aus einer anderen Welt: mir wurde es schlecht.

Diese Episode, die mir oft in den Sinn zurückkommt, war für mich wie ein Albtraum, denn ein großer Teil meines Lebens hat sich in Deutschland, Österreich und in anderen Ländern Mittel- und Nordeuropas abgewickelt.

In diesen Ländern gab es kein Wissen und keine Kultur über das Olivenöl und sehr oft, auch heute noch, war und ist es für mich eine Qual, von Freunden zum Abendessen eingeladen zu werden und gestehen zu müssen, dass ich Gerichte, die mit Butter zubereitet werden, absolut nicht essen kann.

Mit sechs Jahren ging ich in die Grundschule, mit acht Jahren verliebte ich mich in ein kleines Mädchen, das ich in der Schule getroffen hatte.

Es war ein sehr süßes Mädchen; ihr Name war Maria Rosa.

Ich zog mich ein paar Mal am Tag um, um mich schön zu machen, und ging immer wieder durch Casoria, um sie zu suchen, aber nicht immer gelang es mir, sie zu sehen. Wenn wir uns zufällig trafen, wagten wir nicht uns die Hand zu schütteln, weil wir beide vor Emotionen rot wurden.

Meine Mutter hatte uns gelehrt, dass wir gehorchen mussten, wenn sie uns mit einer bestimmten Aufgabe betraute. Ich dachte, sie bezöge sich auf meinen Bruder, der wirklich ein viel besserer Junge war als ich. Eines Nachmittags beschloss meine Mutter jedoch, meinen Widerstand gegen den Gehorsam zu testen.

An jenem Nachmittag hatte ich mich schöner angezogen als sonst und wollte ausgehen. Meine Mutter fing mich im letzten Moment auf dem Treppenabsatz ab und sagte mir, ich solle den Mülleimer zu dem Sammelbehälter hinunterbringen.

Ich antwortete, dass ich nicht gehen würde.

Daraufhin befahl sie mir, den Müll doch hinunterzutragen.

Ich antwortete, dass ich keine Zeit hätte.

Nach einem letzten Befehl und meiner wiederholten Ablehnung kippte meine Mutter den gesamten Müll auf meinem Kopf aus. Ich musste danach die ganze Treppe reinigen und mich von Kopf bis Fuß waschen.

An diesem Tag ging ich nicht mehr aus und bot mich als Freiwilliger für die tägliche Müllentsorgung vom ersten Stock zum Erdgeschoss an, auch dann, wenn der Eimer leer war.

Die fünf Jahre Grundschule und die drei Jahre Mittelschule gingen schnell vorbei. Mit vierzehn Jahren befand ich mich an einem Wendepunkt meines Lebens und war startklar für den Flug in die Zukunft. Bald merkte ich, dass mir die Flügel fehlten. Das Leben war für mich eine endlose Zukunft: Träume, Hoffnungen und Illusionen, alles war da und wartete auf mich. Ich wusste nur nicht, wie und in welche Richtung ich mich bewegen sollte.

Ich wollte hoch hinaus und viel Geld haben, um meiner Familie zu helfen.

Ich erzählte meiner Mutter, dass ich hundert Lire besäße. Sie glaubte mir nicht, aber ich bestand darauf: Dreißig Lire habe ich in der Sparbüchse, zwanzig Lire wird mir vielleicht Papa geben, zwanzig Lire werde ich sicherlich vom Onkel aus Neapel bei seinem nächsten Besuch in der kommenden Woche bekommen, zwanzig Lire weiß ich nicht, wer sie mir schenken wird, zehn Lire weiß ich auch noch nicht, woher sie kommen werden, und so habe ich hundert Lire.

Ich weiß nicht mehr, auf welchen Wegen ich die »Dialoge des Sokrates«, die von seinem aufmerksamsten und wichtigsten Schüler Platon übermittelt wurden, in die Hände bekam.

Ich verschlang diese Schriften mit Begierde, war fasziniert von den Idealen, die so weit weg von der Realität des Lebens, das in Casoria stattfand, waren. Diese Werte begannen nach und nach meine eigenen zu werden.

Sokrates war ein Mann von kleiner Statur und nicht auffällig. In den Straßen und Plätzen von Athen sprach er mit jungen Menschen und verwickelte sie in Gespräche über Gott, Freiheit, Gerechtigkeit, Schönheit und Liebe.

Er war sicher nicht schön, aber er war gewandt und von lebhaftem Geist, hatte eine funkelnde Ironie und besaß die Fähigkeit, seine Zuhörer zum Nachdenken anzuregen, welche, anfangs noch skeptisch, zunehmend von seinen Gedanken bezaubert wurden.

Seine Leidenschaft für die Gerechtigkeit und Wahrheit begeisterte die Jugend, verärgerte jedoch die Regierung, die, unter der Beschuldigung, nicht fromm zu sein und die Jugend zu verführen und anzustiften, ihn zum Tode verurteilte. Er verteidigte seine Gedanken vor den Richtern mit erhobenem Haupt und trank den Becher mit Gift, obwohl er die Möglichkeit hatte, zu entkommen. Er hinterlässt uns für alle Zeiten das Beispiel eines Weisen, der bereit war, sein Leben für seine Überzeugung zu opfern.

Es gibt keine Schriften von Sokrates. Durch die Beschreibung seines Schülers Platon entdecken wir so viele Aspekte, die uns immer noch nahegehen und die wir in dieser materialistischen und opportunistischen Gesellschaft als sehr bedeutungsvoll empfinden.

Platon stammt von einer Adelsfamilie aus Athen: ein Mann von Welt. Er war in Ägypten, in Afrika, in Nord- und Süditalien. Er versuchte, seine Ideen als Staatsmann am Hofe des Dionysius in Syrakus zu verwirklichen, fiel aber in Ungnade und geriet sogar für eine gewisse Zeit in die Sklaverei.

In seinen Gesprächen war Sokrates immer sein Partner. Die idealistische und mystische Richtung seiner Dialoge sowie ihre religiöse Wärme waren nicht nur eine Vorarbeit zum Christentum, sondern blieben eine Quelle, aus der jeder neuen Idealismus schöpft.

Ich besorgte mir die Ilias von Homer. Ich wollte die vierundzwanzig Bücher auswendig lernen, um mich dann an einem damals sehr bekannten Fernsehwettbewerb »Alles oder Nichts« zu beteiligen. Ich begann mit den ersten von fast siebzehntausend von J. H. Voß übersetzten Versen …

Singe den Zorn, o Göttin des peleiaden Achilleus,

Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,

Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Ais

sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden.

Ich hielt nach fast hundert Versen an; das war nicht der Weg, der mich in die Zukunft führen würde.

Ich hatte meine eigene Technik entwickelt, um die Verse auswendig zu lernen, die mir später sehr nützte: Ich las einen Vers langsam, danach las ich ihn noch einmal, sprach aber jedes einzelne Wort laut aus, schrieb den Vers nieder, dann rezitierte ich ihn mit geschlossenen Augen und anschließend verglich ich den rezitierten mit dem geschriebenen Text.

Ich erkannte, dass es für mich eine Aufgabe war, welche zu viel Geduld und Vernunft verlangte, während mein Kopf noch voller Fantasie war.

Meine Mutter hatte sieben Schwestern und keinen Bruder. Sie war das drittälteste Kind. Sie war gerade acht Jahre alt, als ihr Vater, mein Großvater, starb. Die Großmutter musste auf den Feldern arbeiten, während meiner Mutter die Aufgabe zufiel, sich um ihre Schwestern zu kümmern, für die sie bis ins hohe Alter ein Bezugspunkt blieb.

Mein Vater war wohlhabend, ein gut aussehender und gebildeter Mann. Er hatte eine schöne Mutter, die als Folge der Ausbreitung der »Spanischen Grippe« im Jahr 1918 starb.

Die »Spanische Grippe« bleibt immer noch als schwerste Grippe-Epidemie der Menschheit in Erinnerung. Zwischen den Jahren 1917 und 1919 starben auf der Welt mehr als fünfzig Millionen Menschen (es war sogar von einhundert Millionen die Rede); mehr Menschen als der Erste Weltkrieg verursacht hatte und mehr als die, die durch die »Schwarze Pest« des vierzehnten Jahrhunderts in Europa umkamen. Die »Spanische Grippe« wurde vom H1N1-Virus verursacht, der dem Vogelgrippe-Virus und dem Virus der Schweinegrippe sehr ähnlich war. Ihre Schwere wurde verschwiegen und nur die spanische Presse berichtete darüber, weil Spanien nicht am Ersten Weltkrieg teilnahm und dadurch nicht der Zensur des Krieges unterlag. Daher der Name »Spanische Grippe«.

Der Vater meines Vaters (mein Großvater) war auch ein schöner Mann, aber er gefiel mir nicht. Ich weiß nicht, ob man die Großeltern mögen muss, nur weil sie Großeltern sind. Ich mochte den Opa nicht, weil ich glaubte, dass auch er mich nicht mochte.

Da mein Bruder zwei Jahre vor mir und acht Jahre nach der letzten der vier Schwestern geboren wurde, war er derjenige, der den Vornamen und den Familiennamen des Großvaters trug. Ich musste mich begnügen, den Namen des Großvaters, Vater von meiner Mutter, zu tragen, den ich nie gekannt hatte und der zu keiner Abstammung führte.

Mein Großvater väterlicherseits ließ es mich immer spüren, dass mein Bruder sein Liebling war. Als wir ihn als kleine Kinder sonntags besuchten, stellte er uns immer die gleiche Frage: Wer von euch beiden ist braver?

Ich bin braver!, antwortete ich.

Dann ist dein Bruder nicht so brav, deshalb gebe ich ihm zwei Lire als Trost.

Am folgenden Sonntag:

Wer von euch beiden ist der unartigere Junge?

Ich bin der Unartigere!

Dann ist dein Bruder brav und ich gebe ihm zwei Lire als Belohnung.

Ich freute mich für meinen Bruder (scheinbar). So hatte es uns unsere Mutter gelehrt. Ich war sehr wütend, weil ich keine Antwort zu geben wusste, die auch mir etwas Trost oder eine Belohnung gebracht hätte. Ich beschloss, meinen Großvater nicht mehr zu besuchen.

Eine Schwester meiner Mutter hatte einen Sohn, der eine eigene Werkstatt besaß. Er reparierte und verkaufte gebrauchte und neue Waagen sowie Allesschneider. Dieser Cousin wurde von uns aus zwei Gründen mit Bewunderung gesehen: Erstens, er lebte in der Stadt Neapel, während Casoria ein Vorort war, auch wenn er nur ein paar Kilometer von Neapel entfernt lag. Der zweite Grund war, dass dieser Cousin als Besitzer einer eigenen Werkstatt, auch wenn dunkel und eng, ein Kaufmann war, eine Kategorie von Menschen in hoher Position und wohlhabend. Ehrlich gesagt, hatte er nicht den Körperbau eines Kaufmannes, denn er war ein schöner Mann: Groß, schlank und elegant, während das unverkennbare Wahrzeichen der Kaufleute ein großer Bauch war. Einen großen Bauch zu haben bedeutete, reichlich gegessen zu haben. In Casoria gab es nicht viele Menschen mit einem Kaufmannsbauch.

Mein Cousin willigte ein, mich in seiner Werkstatt einzustellen.

Mein Berufsleben begann. Ich war dabei, erwachsen zu werden. Ich verdiente 2000 Lire pro Woche; gerade genug, um die Straßenbahn vom Hauptplatz von Casoria nach Piazza Garibaldi in Neapel zu bezahlen. Um von dort zur Werkstatt meines Cousins zu gelangen, waren noch zwei oder drei Kilometer zurückzulegen. Das Geld reichte nicht, um eine andere Straßenbahn zu nehmen, weder morgens noch abends; so blieb mir nichts anderes übrig, als zu Fuß zu gehen. In der Werkstatt gab es weder einen Meister noch einen Gesellen, der das Handwerk hätte lehren können. Wenn mein Cousin gerade eine Reparatur durchführte, musste ich selber sehr gut aufpassen: zuschauen, wahrnehmen und einprägen.

Eine der mir aufgetragenen Aufgaben, die ich gar nicht mochte, war, die Waagschalen zum Verchromen zu bringen und später wieder abzuholen.

Es war ein sehr langer Weg zurückzulegen. Die Firma hatte ihren Sitz in den »Quartieri Spagnoli« (spanische Stadtviertel). Die Schalen waren schwer, sie waren aus Messing, und die einzige Möglichkeit, sie zu tragen, war es, sie auf den Kopf zu laden.

Auf halbem Weg zwischen der Werkstatt und der Firma hatte ich eine kleine Mauer entdeckt, wo ich eine kurze Pause machen konnte. Die Schalen waren so schwer, dass ich sie allein nicht absetzen konnte. Ich beugte meine Knie, bis der Kopf auf Höhe der Mauer war, dann schob ich die Schalen vorsichtig von hinten nach vorne, vom Kopf auf die Mauer und befreite mich vom Gewicht, zumindest für ein paar Minuten.

Mein Cousin war ein guter Mensch, war gut gelaunt und führte seine satirischen und philosophischen Gespräche wie nur die Neapolitaner sie führen können. Ich glaube nicht, dass er mich so schwer arbeiten lassen wollte. Das Problem war mein Körperbau: schmächtig, wenige Muskeln, noch nicht fünfzehn … dann, das schwüle Wetter … Ich schwitzte.

Die Rückkehr zur Werkstatt war ebenfalls hart, weil ich die verchromten Schalen zurückbrachte, die ich das letzte Mal ausgeliefert hatte.

Während ich mich auf der Mauer ausruhte, kam mir jedes Mal eine kleine Geschichte in den Sinn, die mein Vater mir erzählte:

Es war ein Mann, der eines Tages seinen alten Vater auf seine Schultern auflud und sich wortlos auf den Weg machte. Er ging direkt zu einem Ort, den nur er kannte. Auf die Frage seines Vaters, wo er ihn hinbringe, antwortete er nicht. Als er an einer kleinen Mauer vorbeikam, blieb er stehen und setzte sich für eine kurze Pause auf die Mauer. Sein Vater sagte zu ihm: Diese Mauer kenne ich gut. Auch ich hielt an dieser Stelle an, als ich meinen Vater zumAltersheim brachte.

Der Sohn, ergriffen von dieser Äußerung, lud seinen Vater wieder auf seine Schultern und brachte ihn weinend nach Hause zurück.

Ich weiß nicht, warum mein Vater mir diese Geschichte erzählte. Befürchtete er vielleicht, dass ich dasselbe mit ihm hätte tun können? Nur der Gedanke, dass er daran glauben könne, erfüllte mich mit Traurigkeit.

Die Arbeit in der Werkstatt meines Cousins gefiel mir, aber befriedigte mich nicht. Ich wollte mehr tun, aber ich sah keine anderen Möglichkeiten.

Mir kam eine Idee, die ich sofort in die Praxis umsetzte:

Am Abend, als ich von der Arbeit nach Hause kam, wusch ich mich, zog mich um und aß schnell einen Teller Suppe (Fleisch gab es nur sonntags). Mit einer Aktentasche aus schwarzem Kunststoff, die wie echtes Leder aussah, in die ich einige alte Broschüren von Bizerba (bekannte Waage-Marke) und ein paar Notizen von am Lager verfügbaren gebrauchten Waagen und Allesschneidern eingepackt hatte, machte ich mich ich auf den Weg. Straße um Straße, Gasse um Gasse, besuchte ich alle Geschäfte, die eine gebrauchte Maschine hätten brauchen können und die ich bereit war, zu vermitteln. Meinen Cousin zog ich erst in der Endphase der Verhandlung mit ein.

Für jede verkaufte Waage gab mir mein Cousin fünftausend Lire; für jeden Allesschneider zehntausend.

Es gelang mir, im gesamten Gebiet von Casoria, drei Waagen zu verkaufen, aber keine Allesschneider, weil diese zu teuer waren.

Alle besaßen bereits eine Waage. Keiner wollte eine modernere. Nicht, dass unsere Produkte moderner wären, aber sie glitzerten und das war wichtig für das Geschäft und für die Kunden.

Nachdem die Runde durch alle Geschäfte beendet war, hatte ich fünfzehntausend Lire verdient (immerhin das Gehalt von sieben Wochen Arbeit!) und war wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt.

Es war die gleiche Stelle, von der ich vor einigen Wochen gestartet war, aber ich hatte gelernt, mit den Menschen zu sprechen.

Jedes Gespräch hatte mich selbstsicherer gemacht und mein Selbstvertrauen gestärkt. Nach jedem Besuch trug ich den Namen des Geschäftes, seine Adresse und die vorhandenen Geräte in ein Heft ein. Ich spürte, dass diese Informationen ein wichtiges Potenzial darstellen könnten, wusste jedoch nicht, wozu man es hätte verwenden können.

Ich suchte nach einer kontinuierlichen Tätigkeit, nicht nach einer einzigen Provision für jede verkaufte Maschine, zumal es nichts mehr zu verkaufen gab. Ich änderte meine Strategie.

Ich startete eine neue Runde, aber dieses Mal nur auf Lebensmittelhändler beschränkt. Ich fragte, ob ich ihren Allesschneider kostenlos reinigen könne. Alle antworteten mit ja. Ich machte mich an die Arbeit.

Ich öffnete meine Handtasche, die dieses Mal eine Tube Schleifpaste, eine kleine Flasche Spiritus und einen reinweißen Lappen enthielt; zog auch einige Werkzeuge heraus, die ich nicht benutzte, aber die einen guten Eindruck machten, und legte alles, präzise ausgerichtet, auf das weiße Tuch auf der Theke neben den Allesschneider.

Ich fing mit dem Reinigen des Schneidemessers an, dann polierte ich den Lack.

Nach getaner Arbeit sagte ich dem Geschäftsinhaber, dass es besser sei, die ersten Scheiben Schinken nicht seinen Kunden zu geben, weil sie nach Spiritus schmecken.

Fast alle schnitten vier oder fünf Scheiben ab und gaben sie mir. Ich nahm sie mit nach Hause.

Ich sah, dass sie sichtlich mit meiner Arbeit zufrieden waren. In jenem Augenblick schlug ich ihnen vor, einmal im Monat vorbeizukommen, um den Allesschneider zu reinigen sowie das Schneidemesser zu schärfen; zum Gesamtpreis von 500 Lire und einer Packung Zigaretten.

Ich war fünfzehn Jahre alt und durfte noch nicht rauchen, aber mein Bruder, der zwei Jahre älter war als ich, hatte bereits seit einem Jahr die Erlaubnis bekommen, zu Hause rauchen zu dürfen. Das war ein wichtiges Ereignis, um als erwachsener Mensch angesehen zu werden. So verkaufte ich ihm die Zigarettenpackungen zu einem reduzierten Preis.

Später bot ich meinen Kunden auch den »Service« für die Waagen an: Ich polierte den Lack, die Waagschale, demontierte die Frontabdeckung, um zu zeigen, dass ich die Arbeit kannte, trat in das Innere der Waage mit einem dünnen Werkzeug ein, welches einem Haken ähnelte, der zum Ein- und Aushängen von Federn verwendet wurde, aber ich berührte nichts. Anschließend montierte ich alles wieder und bekam fünfhundert Lire pro Waage im Monat.

Die Einstellung des Zeigers auf 00 war im Preis enthalten, aber nicht jeder wollte diese Leistung für sich in Anspruch nehmen.

Wenn bereits ein »Wartungsvertrag« für den Allesschneider bestand, gab ich einen Nachlass in Höhe von 200 Lire auf die Gebühren für die Wartung der Waage.

Ich war froh, dass ich meine Kunden hatte und mein Geld verdiente, welches ich pünktlich meiner Mutter übergab, weil das Geld zuhause nie genug war. Ich blieb bei meinem Cousin bis September 1955.

2. Der Sonntag

… Das Schönste an der Weihnachtsmesse war die Zeremonie nach der Messe. Wenn Don Biagio in die Sakristei zurückkehrte, füllte er ein großes Glas Wermut und gab mir zwei große Kekse, um sie darin einzutunken …

Der Sonntag war immer ein festlicher Tag, ein Tag völlig anders als die anderen Tage der Woche. Es war Fest auf den Straßen.

Die Straßenverkäufer brachten Körbe voll mit frischem Gemüse und Obst direkt aus ihren Gärten.

Um neun Uhr wurde die Messe in der kleinen Kirche San Rocco zelebriert, aber ich ging fast nie hin, weil ich in diesem Stadtteil niemanden kannte.

Um zehn Uhr begann die Messe in der Kirche St. Benedikt, die zu meiner Pfarrei gehörte. In dieser Kirche wurde das älteste Dokument von Casoria gefunden: der Grabstein eines Kriegers, der im Jahre 1281 starb und in einer antiken Kapelle innerhalb der Kirche begraben wurde.

Tatonno (Antonio), der Küster der Kirche, sammelte während der Messe das Opfergeld der Gläubigen. Wer kein Kleingeld hatte, legte einen größeren Geldschein in den Opferkorb hinein und nahm sich das Wechselgeld heraus.

Tatonno war immer sehr aufmerksam, unterbrach seine Sammlung und kniete nieder mit Blick in Richtung Hauptaltar, wenn die Liturgie der Eucharistie gefeiert wurde.

Eine ziemlich seltsame, aber lustige Sache war, dass man außer dem eigenen, einen zusätzlichen Obolus für einen anderen in der Kirche anwesenden Gläubigen geben konnte.

Wenn Tatonno zu diesem Letzteren kam, lehnte er dessen Obolus ab und wies vor allen Leuten auf den Gläubigen hin, der ihm den Obolus an seiner statt gegeben hatte.

Diese freundliche Geste wurde sehr geschätzt. Der Empfänger bedankte sich mit einem kurzen Kopfnicken in Richtung Spender.

Nach der Messe gab es vor dem Kirchenportal das Händeschütteln mit der gebotenen Danksagung für den erhaltenen Obolus. Es war eine nette Geste, aber nicht einfach für den Küster. Dieser benötigte ein Gedächtnis wie ein Computer, um sich alle Spender und vor allem alle Empfänger zu merken, besonders dann, wenn diese mehr als dreißig Personen waren.

Es kam recht häufig vor, dass man vor dem Kirchenportal falschen Leuten dankte. Diese waren überrascht von der Danksagung, wagten aber nicht, nach dem Grund zu fragen.

Dann gab es um elf Uhr die Messe in der Kirche der »Sakramentalisten«, eine Kirche, die mich immer wieder faszinierte, weil während der Eucharistiefeier eine geheimnisvolle Stimmung entstand. In der Luft hing der Duft von Weihrauch. Die Decke war mit einem Sternenhimmel in Giotto-blau bemalt. Die Nonnen waren hinter hohen Fenstern verdeckt. Sie sangen während der Messe Psalmen und andere geistliche Lieder mit ihren zarten und weichen Stimmen.

All das zusammen trug zu einer einzigartigen Atmosphäre bei, die mich umhüllte. Ich fühlte mich in Frieden mit Gott, mit mir selbst und mit der ganzen Menschheit.

Die Kirche mit dem angrenzenden Kloster wurde vom Orden der »Sühneopfer Jesu im Sakrament« zwischen 1893 und 1899 erbaut. Diese Kirchengemeinde wurde von der Nonne Mutter Maria Cristina Brando gegründet.

Die Nonne, eine ehemalige Novizin im neapolitanischen »Kloster der Ewigen Anbeterinnen des Allerheiligsten« zog aus gesundheitlichen Gründen nach Casoria um. Hier rief sie auf Anraten des Padre Ludovico da Casoria die neue Institution ins Leben, die sich mit der Ausbildung von Mädchen befasste.

Die sühnende Spiritualität der Gründerin wurde das Charisma der Institution.

In ihrer Autobiographie heißt es:

»Der Hauptzweck des Auftrages ist die Wiedergutmachung für die Verhöhnungen, die das Heilige Herz Jesu im Allerheiligsten Sakrament erfährt, insbesondere viele Respektlosigkeiten und Achtlosigkeiten, sowie gotteslästerliche Kommunionen, schlechte Aufnahme der Sakramente und Gottesdienste schlecht beigewohnt. Was bitterlich das Heiligste Herz durchsticht, ist, dass darunter so viele seiner Minister und viele Ihm geweihten Seelen zu finden sind, die Sein Herz durchstechen.

Das göttliche Herz Jesu hat den ewigen Anbeterinnen die zarte und erhabene Aufgabe anvertraut, Opfer der ewigen Anbetung und Wiedergutmachung zu ihrem göttlichen Herzen zu sein, welches im Allerheiligsten Sakrament der Liebe furchtbar beleidigt wurde …«

Maria Cristina Brando wurde 2003 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Die Kirche, die auch Kirche der »Sakramentine« genannt wurde, faszinierte mich, weil sie die einzige Kirche in Casoria war, die in einem gemäßigten gotischen Stil erbaut wurde. Dieser Stil war anders als der französische oder der von anderen mitteleuropäischen Ländern.

Der gotische Stil kam nach Italien im dreizehnten Jahrhundert, fand aber eine tief verwurzelte Romanik vor, welche auf einige Werte der klassischen Kunst, wie der Sinn für das Augenmaß und die Proportion, achtete.