Im Sog der Technokratie - Jürgen Habermas - E-Book

Im Sog der Technokratie E-Book

Jürgen Habermas

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Beschreibung

Seit 1980 versammeln die Bände der Reihe »Kleine politische Schriften« Analysen, Stellungnahmen und Zeitdiagnosen Jürgen Habermas‘. Titel wie »Die neue Unübersichtlichkeit« sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Im titelgebenden Aufsatz dieser Folge knüpft Habermas an seine viel beachteten europapolitischen Interventionen der letzten Jahre an. Angesichts der Gefahr, dass technokratische Eliten die Macht übernehmen und die Demokratie auf Marktkonformität zurechtstutzen könnten, plädiert er für grenzüberschreitende Solidarität. Neben Habermas‘ hochaktueller Heine-Preis-Rede enthält der Band Porträts von Denkern wie Martin Buber, Jan Philipp Reemtsma und Ralf Dahrendorf sowie einen Aufsatz, in dem der Philosoph sich mit der prägenden Rolle jüdischer Remigranten nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Mit Band XII beschließt der Autor eine Buchreihe, die kaleidoskopisch Grundzüge einer intellektuellen Geschichte der Bundesrepublik widerspiegelt.

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Seit 1981 versammeln die Bände der Reihe Kleine Politische Schriften Analysen, Stellungnahmen und Zeitdiagnosen Jürgen Habermas'. Titel wie Die Neue Unübersichtlichkeit sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Im titelgebenden Aufsatz dieser Folge knüpft Habermas an seine viel beachteten europapolitischen Interventionen der letzten Jahre an. Angesichts der Gefahr, dass technokratische Eliten die Macht übernehmen und die Demokratie auf Marktkonformität zurechtstutzen könnten, plädiert er für grenzüberschreitende Solidarität. Neben Habermas' hoch aktueller Heine-Preis-Rede enthält der Band Porträts von Denkern wie Martin Buber, Jan Philipp Reemtsma und Ralf Dahrendorf sowie einen Aufsatz, in dem der Philosoph sich mit der prägenden Rolle jüdischer Remigranten nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Mit Band XII beschließt der Autor eine Buchreihe, die kaleidoskopisch Grundzüge einer intellektuellen Geschichte der Bundesrepublik widerspiegelt.

Jürgen Habermas, geboren 1929, ist Professor em. für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Im Suhrkamp Verlag erschienen zuletzt: Nachmetaphysische Schriften II. Aufsätze und Repliken (2012) sowie

Jürgen Habermas

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

© Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das

der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der

Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen,

auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert

oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,

vervielfältigt oder verbreitet werden.

Satz: Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlag gestaltet nach einem Konzept

Inhalt

Vorwort

I. Deutsche Juden, Deutsche und Juden

  1. Jüdische Philosophen und Soziologen als Rückkehrer in der frühen Bundesrepublik.Eine Erinnerung

  2. Martin Buber – Dialogphilosophie im zeitgeschichtlichen Kontext

  3. Zeitgenosse Heine: »Es gibt jetzt in Europa keine Nationen mehr.«

II. Im Sog der Technokratie

  4. Stichworte zu einer Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates

  5. Im Sog der Technokratie. Ein Plädoyer für europäische Solidarität

III. Europäische Zustände. Fortgesetzte Interventionen

  6. Der nächste Schritt. Ein Interview

  7. Das Dilemma der politischen Parteien

  8. Drei Gründe für »Mehr Europa«

  9. Demokratie oder Kapitalismus?

IV. Momentaufnahmen

10. Rationalität aus Leidenschaft.Ralf Dahrendorf zum 80. Geburtstag

11. Bohrungen an der Quelle des objektiven Geistes.Hegel-Preis für Michael Tomasello

12. »Wie konnte es dazu kommen?«Eine Antwort von Jan Philipp Reemtsma

13. Kenichi Mishima im interkulturellen Diskurs

14. Aus naher Entfernung.Ein Dank an die Stadt München

Nachweise

Vorwort

Die Nummer XII der Kleinen Politischen Schriften gibt Anlass zu einem kurzen Rückblick auf das Genre der in dieser Reihe versammelten Texte. Die ersten Beiträge stammen aus der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre, während die Reihe selbst erst 1980 begann. Der erste, vier Nummern zusammenfassende Band[1] enthielt Analysen, Stellungnahmen, Reflexionen und Zeitdiagnosen, die ich während der zweieinhalb vorangehenden Jahrzehnte im Zusammenhang mit Hochschulreform, Protestbewegung und Tendenzwende veröffentlicht hatte. Diese Retrospektive diente einem anderen Zweck als die sieben weiteren Bände, die seitdem einzeln im Abstand von jeweils einigen Jahren erschienen sind. Die kommentarlose Wiedervorlage von Publikationen aus früheren Jahren hatte einen apologetischen Sinn; ich wollte mich damit gegenüber Insinuationen, die im aufgeheizten akademischen Klima der siebziger Jahr kursierten, rechtfertigen. Überdies wollte ich mit der Wahl des Reihentitels eine Rollentrennung markieren – die Trennung der »Eingriffe« eines Intellektuellen von der wissenschaftlichen Arbeit des Professors. Ich habe diese Publikationsstrategie in den folgenden Jahrzehnten konsequent fortzusetzen versucht – wenn auch ohne den beabsichtigten Erfolg. Dieser Umstand mag ein allgemeines Problem berühren: Weil wissenschaftliche Professionen jene Rollentrennung nicht akzeptieren, scheuen Wissenschaftler den Preis für ein parteinehmendes öffentliches Engagement und betätigen sich lieber, wenn sie praktisch wirken möchten, in der – durchaus unverächtlichen – Beraterrolle des Experten.

»Das Dutzend voll machen« – das ist normalerweise ein Ausdruck des Aufatmens beim Abschluss eines Vorhabens. In meinem Fall mag vom Beendigen, aber nicht vom aufatmenden Abschließen die Rede sein. Diese Art Praxis öffentlicher Belästigung hat nämlich kein Ziel; sie erschöpft sich in dem Versuch der uneingeladenen argumentativen Beihilfe zum fortlaufenden Prozess der öffentlichen Meinungsbildung.

In der feuilletonistischen Vielfalt der Beiträge zu den Kleinen Politischen Schriften bilden die Aktualität der aufgegriffenen Themen und die öffentliche Präsenz der vorgestellten Zeitgenossen den roten Faden. Dabei wechselt das Textgenre mit den Anlässen. Das Spektrum reicht von Diskussionsbeiträgen und Interviews über Lob-, Jubiläums- und Preisreden bis zu Rezensionen, Vorlesungen und philosophischen oder gesellschaftstheoretischen Zeitdiagnosen, bis zu Beiträgen also, die sich von meinen wissenschaftlichen Arbeiten nicht im Stil unterscheiden und nur wegen des Bezugs zu einem aktuellen Thema an dieser Stelle erscheinen.[2] Zwei Aufsatzsammlungen ähnlichen Charakters habe ich wegen des wissenschaftlichen Anspruchs der titelgebenden Abhandlungen zwar in der edition suhrkamp veröffentlicht, aber nicht in die Reihe der Kleinen Politischen Schriften aufgenommen.[3]

Dank einer gewissen Fixierung des Blicks auf die nationale Bühne spiegelt die Reihe im Ganzen prägnante Züge des letzten halben Jahrhunderts bundesrepublikanischer Mentalitätsgeschichte. Den Basso continuo bildet der Streit um das normative Selbstverständnis zunächst der alten, dann der erweiterten Bundesrepublik. Jeder einzelne Band kreist um ein spezielles, aus dem tagesaktuellen Bezug gewonnenes Thema. Die Folge dieser Themen beginnt mit der Hochschulreform der fünfziger und sechziger Jahre und mit jenem weit in die siebziger Jahre hineinreichenden Gegeneinander von Protestbewegung und Tendenzwende, das ein sarkastischer Herbert Marcuse als Konterrevolution und Revolte beschrieben hat.[4] Es folgen die achtziger Jahre mit dem gewaltlosen Widerstand der ökologischen Jugendbewegung, der Wiederkehr von überwunden geglaubten Fragen der nationalen Identität und dem sogenannten Historikerstreit. Die historische Wasserscheide der nachholenden Revolution von 1989/90 löst eine narzisstische Rückwendung der Nation auf ihre »doppelte Vergangenheit« aus, ebenso Auseinandersetzungen über die Defizite des Vereinigungsprozesses. Die geöffneten Grenzen mit der Folge von Migrationsströmen und brennenden Asylantenheimen nötigen zur Revision der schon längst gegen die Fakten behaupteten Parole »Wir sind kein Einwanderungsland«.[5]

Im Rahmen der neuen Berliner Republik tauchen alte Wünsche nach einer »Normalisierung« der deutschen Verhältnisse wieder auf. Gleichzeitig bescheren die veränderte weltpolitische Lage und die einsetzende Globalisierung der Wirtschaft dem größeren Deutschland im relativ zu den aufsteigenden Mächten kleiner werdenden Europa einen erweiterten Handlungsspielraum. Plötzlich müssen überraschte Bundesregierungen eigene Positionen beziehen, sowohl innerhalb Europas als auch in der Konkurrenz der Weltmächte. Diese Probleme spitzen sich während des letzten Dezenniums zu. Nach dem 11. September 2001 lösen der Irakkrieg und die Spaltung des Westens eine Debatte aus, die Fragen einer neuen politischen Weltordnung mit Fragen der europäischen Einigung und des nationalen Selbstverständnisses verknüpft. In der Folge der auf die Realwirtschaft durchschlagenden Banken- und Staatsschuldenkrise verschlingt sich heute die Frage der Reformierbarkeit eines von der Finanzmarktdynamik getriebenen Kapitalismus mit der Herausforderung, den qualitativ neuen Schritt zu einem politisch geeinten Kerneuropa zu tun. Dieser Umstand erklärt, warum ich die europäischen Dinge, die mich seit der Wiedervereinigung umtreiben,[6] nun – nach Ach, Europa – auch in diesem voraussichtlich letzten Band der Kleinen Politischen Schriften weiterverfolge.

Wie üblich wird dieses aktuelle, in den Abschnitten II und III behandelte Thema durch allgemeinere, über die Tagesaktualität hinausreichende Beiträge ergänzt. Die ersten drei Texte nehmen mit dem Verhältnis von Juden und Deutschen ein Thema auf, das den empfindlichsten Nerv unseres politischen Selbstverständnisses berührt, während Abschnitt IV die Reihe der Dank- und Lobreden, vor allem die bei solchen Gelegenheiten entstandenen Momentaufnahmen von Freunden und Kollegen fortsetzt.

Auch diesem Band ist die kenntnisreiche, sensible und sorgfältige Lektorenarbeit von Heinrich Geiselberger zugutegekommen. Dieser Umstand weckt mein schlechtes Gewissen. Hiermit möchte ich endlich den Dank nachholen, den ich, nachdem mein erster Band in der edition suhrkamp vor 45 Jahren erschienen ist, ihm und seinen Vorgängern Raimund Fellinger und Günther Busch schulde.

Starnberg, im April 2013

Jürgen Habermas

[1] Jürgen Habermas, Kleine Politische Schriften I-IV, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981.

[2] Bei manchen Aufsätzen bedaure ich, dass sie wegen des publizistischen Ortes keinen Eingang in die üblichen wissenschaftlichen Diskurse gefunden haben. Das betrifft nicht nur die Aufsätze, die ich in die Studienausgabe (Philosophische Texte. Studienausgabe in fünf Bänden, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009) aufgenommen habe (siehe Philosophische Texte, Bd. 1/7; Bd. 3/3; Bd. 4/3, 5 und 10; Bd. 5/12.). Das gilt beispielsweise auch für die Aufsätze »Umgangssprache, Bildungssprache, Wissenschaftssprache« (Kleine Politische Schriften I-IV, S. 340-363), für die Klärung des Begriffs »Ziviler Ungehorsam« (KPS V, S. 79-99), für die Interpretation von Heinrich Heines Intellektuellenrolle (KPS VI, S. 25-54), für die Ausführungen zum Verfassungspatriotismus in »Grenzen des Neohistorismus« (KPS VII, S. 149-156), zu Symbol und Ritus (»Symbolischer Ausdruck und rituelles Verhalten«, KPS IX, S. 63-81), zu Fragen einer europäischen Identität (»Ist die Herausbildung einer europäischen Identität nötig und ist sie möglich?«, KPS X, S. 68-82), und zur Europapolitik im Allgemeinen (»Braucht Europa eine Verfassung?«, KPS IX, S. 104-129; »Europapolitik in der Sackgasse. Plädoyer für eine Politik der abgestuften Integration«, KPS XI, S. 96-127).

[3] Jürgen Habermas, Die Postnationale Konstellation, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998; ders., Zur Verfassung Europas. Ein Essay, Berlin: Suhrkamp 2011.

[4] Herbert Marcuse, Konterrevolution und Revolte [1972], Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988.

[5] Vgl. dazu auch Jürgen Habermas, Vergangenheit als Zukunft – Das alte Deutschland im neuen Europa?, München: Piper 1993.

[6] Jürgen Habermas, »Staatsbürgerschaft und nationale Identität« [1990], in: ders., Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1992, S. 632-660, S. 643 ff.

I.Deutsche Juden, Deutscheund Juden

1.Jüdische Philosophen und Soziologen alsRückkehrer in der frühen BundesrepublikEine Erinnerung[7]

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