Im Zeitstrom - Marcellus M. Menke - E-Book

Im Zeitstrom E-Book

Marcellus M. Menke

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Beschreibung

Der vierte Gedichtband von Marcellus M. Menke enthält die gut vierhundert Gedichte aus der ersten Hälfte des Jahres 2017 in der Reihenfolge ihres Entstehens. Darin enthalten die Zyklen "Verstrichen", "Geschriebene Moleküle", "Erschüttert", "Meditationen", "Dialog", "Verloren", "Farbe", "Wirrung", "Fluss", "Meinem Vater", "Früh", "Heilig" und "Feine Linien". Die Zyklen werden durch ein separates Inhaltsverzeichnis am Ende des Bandes erschlossen.

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für Dich

Inhalt

Die Gedichte in der Reihenfolge ihres Entstehens

Begegnung

Die ewige Meditation.

Noch einmal

Hintergrundrauschen

Verwunschene Girlanden

Der zuendegelebte Tag

Die Einfälle des heutigen Tages

Der Papagei der Apokalypse

Kann man

Die Raumschiff-Fiktion.

Titel

auf die leuchtfläche geschrieben.

Ausgepackt

Die einundneunzigste Meditation

Die einunddreißigste Meditation

Die einundzwanzigste Meditation

Fuge

Paul Julius Kleiber

Gruppenbild ohne Dame

Wunsch.

Sanft und Abrupt

Bestand

Erleben

Die Flüchtigkeit

Vorhang

Bitte

Kohelet Gedanke

So viel

Nachterinnerung

Eines der Geheimnisse

Die anderen Geschichten

Ein-Sicht

Der David

E.

Mit Blick auf die Gardine.

Der Geschichtenerzähler in der Krise

Das Grauen.

An den vielen Orten

Noch

Meldung

Gestern

An welchem Morgen

Vergleich

Fluss

Sichtbarkeit.

Systematisierung

Mantra

Keine Möglichkeit

Erzählt

Die Übungen

Erinnerung

Der zweiundzwanzigste Tag.

Sonnentage

Stumpfe Sonne

Identität

Fundstück

Geschichte

Protokolliert

Die wirkliche Möglichkeit

Auf dem See des Vergangenen

Sagen

Sehr schöne Wolken

Meditation

Vordämmerungsdunkel

Spekulation(en).

Du darfst nicht

Das ganze Leben

Ich kann

Gedanken der Alten

Das Randlichtflimmern.

Erinnerung

Sammlung

Fakten

Suche

In einem ganzen Wald

Die Zerstörung

Nähe

Stalingrad.

Augenblick

Falscher Himmel

Welten

Sonnenstreifen

Arrogant

Die zweite Meditation

Blaue Körner

Der Lesende

Die davongelaufenen Pferde

Eine

Von der Möglichkeit

Manchmal

Frage

Zukunft

Licht

Die frühen

Es muss nicht

Die Illusion

Migration.

Something like an equation.

Die siebenundzwanzigste Meditation

Wenn die Toten.

Warte

Gute Lüge

Augenblick

In den Bäumen der Stille

So völlig verlaufen

Verweilen

Sehnsucht.

Ich wundere

Hinzugelegt.

Judas

Der Schweigende

In wie vielen Uhren.

Raum.

Wie viele Worte.

Die Stunde des luftigen Morgens

Man kann gar nicht.

Wie viel.

Studie.

Zornig

Eintauchen

Die Zeit der vielen Bilder

Nach

Licht im Flur

Klein

Monolog

Ihr

Aufstellung

Die Augen der Maschine

Ortung

Veränderung

Du träumst

Wer

Ich

Blaue Nacht

Hinter

Käse im Kühlschrank

Wiederholung

Sprungspur

Optimismus

Time for a walk

Köln

Besuch

Wunder.

Nur eine kleine Notiz.

Ungewissheit

Beobachtung

Gutenachtgedicht.

Es ist schon

Ewigkeit

Das Schieß-Skulptur-Projekt

Wen es trifft

Linie

Frage

Anfangslinien

Möglichkeit.

Anhalten

Blauer Wind

Einmal

Auf dem roten Rasen

Die Morgenluft des 24

ten

April

Titellos

Der verlängerte Löffel.

Beobachtung

Durchgeschrieben

nebenan

Babys

Hinterfragtes Gefallen

Im Nachhinein

Die Aufzeichnungen aus der Zeit dazwischen.

Und abends noch

Ent-spannung

I. Meditation

Übung

Perspektive

zur erinnerung

Zeitschritte

Bedeutung

Spuren

Da

Remote Hands

Eine Übung in einer Aussparung der Zeit

Mein Täubchen.

Radioaktivität.

Traurige Meditation

Hier

Der Tag

Geschichte

Wind

Der Tag

Beständig

Belauscht

Wütende Rose

Warten

Ort

Fluss

Über

Die davongeeilte Zeit

Gedanken.

Ich schreibe

Der Gott im Garten

Nachgeschwungen

Die Königin auf der Fähre

Das Tagebuch der Erleuchtungen

Das Sein

Traumatisierung

Die siebzehnte Meditation

Manchmal

Lichtschreiben

Wie dunkel

Die in Ruhe

Konjunktivische Optionen

Noch einmal eine Option.

für die dafür gehaltenen

Brücke

Rosenklavier

In den Tagen

Im Westen

Meinung

Spurspuren

Sprung-haft(ig)

Traumhaus

Eine

Groß

Schief

Die Luft

Niemand

Das blaue Heft

Die Stadt auf den zwei Planeten

Vergangen, jetzt.

Die Zukunft der Einsamkeit

Sehen

Der Baum hinter dem Berg

Zählen Zahl

Schwer zu sagen

Dareias Mund

Morgen

Frage

Findungsgeschichten

Eine warme Jacke

Industrie und Essen.

Abstellgleise.

Dankbar

Kontemplation

Der Weg zum Bahnhof

Gestern

Zwei Augen.

Aufblick

Wenn

Unser

Nacht in den Wolken

Eine Frage

Beantwortete Frage

Fenster

Vermutung

Veränderung

Prints

Zuviel.

Verborgen

Ende

In former times

Teppich.

Nur der Gedanke

Bruchstücke

Die Ontologie des letzten Sommers.

Bittere Limonen im September

Braune Eier

Impuls

Orte

Die Wiederholung

Wirklich

Als könnte man.

Geblättert.

Windows

Spielplatz vor der Doppelkirche in Bonn

Nachtgedanken

Windungen.

Wohin

Thoughts

Apokalypse*

Seelenuntersuchung

Umgangen

Johannisbeeren

Verschlagwortung.

Sensordorlid

Anhalten

Die große

Zeit – Anhalt – Übung

Verstehen

Gute Nacht

Gedanke

Der kleine Raum

Raum.

Gebrochene Schrauben

Der Schnee

Dummheit

Lächeln

Wie ein Gebet

Ein wirklich poetisches Gedicht

22

Ritus

Bogen.

Früher

Die Meditation der vierten Stunde

Optimismus

Als wenn es nötig wäre

Spekulation

Die Verletzung

Die Freiheit.

Ungewiss

Verteidigung

Die Weisung des Elefanten

Notiz

Trost

Annäherung

Stille Proportionen

Skizze einer Erinnerung.

Gekommen.

Von Zeit zu Zeit

Punkte

Die letzte Meditation

Hinterlassen

Du

Die

Die Minute

Durchgang

Bandbreite

Geschenkt bekommen

Orientierung

Spur

Bitten.

Ein

Todesahnung

Landkarte.

Zerfall

Die Meditation der ersten Stunde

Gedanke II

Ich weiß nicht

Räume

Du weißt es nicht.

Ein Geschenk für Newton

Ras-feld.

Wie jede Blüte

Etwas

Auftakt

Vektorbruch

Gemüse.

Zwei neue Bücher in meinem Regal

Gesuchte Zukunft

Immer noch-nicht

Flugstunde

Gespräch Erinnerung

Seltsam

Stille

Magnification.

Elefantenküche

Gedanken Stücke

Die Uhr

Sonne im Regen

Long List

Am Anfang

Erstaunlich

In der entropischen Wolke der Ewigkeit

Das Wunder des grünen Sommers

Noch nicht einzuordnen

Besuch

Nach-gedacht

Licht im Sommer.

Verblieben

Strandgeschichte

Strandgeschichte II

Der Gedanke

Einfach

Traumerinnerungen

Schmerz- und Emotionsmanagement.

Die Meditation der siebten Stunde der Nacht

Die Meditation in der siebten Stunde der Nacht

Sprudel in den blauen Wolken

Singen

Ganz kleiner Zettel

Wie wenig

Mein kleines Quantenwildschwein

Die Wiederentstehung der Welt

Statusmeldung

Ich

Die verschiedenen Perioden der Erde

Die Erinnerungen meiner Zeit

für das spätere Erinnern

Auf Latein

Das Ganze für ein Bild zusammenlegen.

Fremdbild

Bei den Übungen

Komponist

Das Rätsel der Welt.

Flüchtlinge

Definition

Gedichte
Begegnung

Vom Ort her

gar nicht so weit entfernt,

von der Zeit her

gar nicht so lange vergangen,

aber nicht da gewesen.

Eine Aufzeichnung

von einem der Server

heruntergeladen,

der Blick in ein Bild,

das an ein anderes,

viel älteres Bild

erinnert,

den Weg durch die Zeit zeigt

und Reife und Ruhe und Gelassenheit.

Eine Begegnung

mit einem Menschen,

den ich nie gesehen habe

und der mich doch sehr

beeinflusst (1) und

beeindruckt (2) [hatte] hat.

Mit 77 noch so Oboe

spielen zu können.

[*Am 12.02.2017 in a16k1 im wdr3 Konzertplayer das Konzert mit Heinz Holliger vom 13.01.17 aus dem Sendesaal des WDR gehört.]

Die ewige Meditation

Ich meditiere

ich habe vergessen

den Zeitmesser zu stellen

ich bin auch in keinem Kloster

und in keiner Gemeinschaft

und so sitze ich

und meditiere

immerfort.

Die ewige Meditation

hat keinen Anfang

und kein Ende.

Sie ist immer da

und währt ohne Unterbrechung.

Sie ist alles

und in allem.

Noch einmal

Kann man noch einmal

das gleiche Buch lesen

wenn man ein anderes

in der Hand hat?

Man kann.

Habe das Tagebuch

der Italienischen Reise Goethes

gefunden, gestern in Köln

in der großen Buchhandlung

am Neumarkt

und es ist mir eine wirkliche Freude

das zu lesen.

Mache die Reise also noch einmal.

Denke es wird etwas

holpriger und direkter

sein.

Freue mich auf die Fahrt.

Hintergrundrauschen /geräusche

Die Welt,

die eigene innere,

wahrgenommen vor dem Hintergrund

der Geräusche, die zu uns dringen.

In den Bergen

klingt das in der Nacht

über die Straße fahrende Auto

ganz anders

als auf dem flachen Land.

Unsere (kosmische) Welt

zeichnet sich als Muster

vor der kosmischen Hintergrundstrahlung,

unsere innere vor den

Geflechten der Geräusch-,

Klang- und Lärmteppiche

unserer akustischen

Umgebung.

Bei Eichendorff

war es das Posthorn

im stillen Land,

bei uns sind es

die Flugzeuge und PKW,

Motorenlärm in der Luft.

Verwunschene Girlanden

Einige

verwunschene Girlanden

legen sich

wie Tau

auf die Gräser

und spannen,

von Spitze zu Spitze,

von Halm zu Halm,

Bögen wie Himmelsleitern

sanft in den Wind gelegt.

Im Inneren der Halme

liegen in den Millionen von Zellen,

ganz ähnliche Schnüre,

Ketten von Nukleinen

und wenn man es nicht

gesehen hätte,

wüsste keiner,

dass man mit einer

spitzen chemischen Pinzette

in ihnen die Buchstaben

des genetischen Alphabetes

neu geschrieben hat.

Niemand liest was da jetzt steht

und es gibt noch nicht die Geschichte,

die mir diese Zukunft erzählt.

Verwunschene Girlanden

liegen in den Gräsern

und in der Hand,

die nach der Pinzette

auch den Stift

führt.

Der zuendegelebte Tag

ist ganz da,

selbst wenn ich vergessen habe

welcher es war.

Die Einfälle des heutigen Tages

sind nur eine Sammlung,

von der ich nicht weiß

was aus ihr wird

und doch

freue ich mich schon jetzt,

die kleinen Schnipsel,

die Fragmente und Skizzen

als Spuren meiner Gedanken

wieder zu finden,

zu einer anderen Zeit

an einem Ort

um den ich noch nicht weiß.

Wie jetzt zum Beispiel.

Der Papagei der Apokalypse

Der Papagei der Apokalypse

enthüllt nicht,

er verschleiert mit seinem

Geschrei die Wahrheit,

die (auch) er einmal

gehört

hat

und die

in seinem wirren Kopf

so zerzaust ist,

wie die Federn

seines zerrupften

Kleides.

Er sagt immer wieder

das gleiche

und nichts

wird verstanden.

Weil er ein bunter Vogel ist,

setzt man auch ihn

auf eine Stange,

so wie seine tausend

anderen traurigen

Artgenossen,

nur er

ist der Anfang

vom Ende.

Kann man

über etwas anderes

schreiben

als über das

was einen umgibt?

Die Raumschiff-Fiktion

ein Blick

in die Spitze des Raumes

und mit dem Fuß

etwas tastend

auf den Teppich getreten,

so als beträte man ihn

das erste Mal

und als sei es nicht sicher,

dass er einem Halt gebe.

Auf welcher Reise bin ich

in der Zeit,

noch in der Zeit?

Und welcher Breitengrad

und welche Länge

treffen sich an dem Ort

an dem ich gerade bin,

in diesem auseinandereilenden

Universum?

Gute Reise.

Titel

Auf geschrieben.

Viele Titel aufgeschrieben.

Auf Zettel und in Dateien

geschrieben

und gesucht, vergessen und gefunden

und dann doch noch

verändert.

auf die leuchtfläche geschrieben

mit dem stift

linien gezogen

gerade und gebogene

im geübten rhythmus

in- und aneinander,

um mich

– viel später –

an worte zu er-innern

– immer noch –

auch jetzt

Ausgepackt

Aus den alten, hervorgeholten

Kisten herausgekramt,

etwas angemufft

aber sonst noch gut erhalten

aus dem Archiv genommen

und einfach wieder angemacht.

Die alten Tricks

und Finessen,

das richtige Kabel

an die richtige Stelle

gesteckt

und mit dem schon lange nicht mehr

genutzten Wissen

Klang in den Raum gelegt.

Die einundneunzigste Meditation

Die einundneunzigste Meditation

ist die Meditation

des furchtfreien

Lebens.

Die einunddreißigste Meditation

Die einunddreißigste Meditation

ist die Meditation

des furchtfreien

Lebens.

Sie erfährt viele Erschütterungen,

doch sie wächst beständig.

Die einundzwanzigste Meditation

Die einundzwanzigste Meditation

ist die Meditation

des furchtfreien Lebens.

Sie erfährt viele Erschütterungen

doch sie hat Bestand.

Auch in den Tagen der Unsicherheit

lässt sie ihr Wachsen

nicht mindern.

Sie will auch bei großem Unglück

und Schmerz und Leid

nicht vergessen werden.

Die einundzwanzigste Meditation

ist schwer zu lernen

und verlangt viel Übung.

Fuge

Du hast

in der Nacht

gelacht

und am Abend

davor

geschwiegen.

Das Fest war vorbei

und die Gäste gegangen

aber der Saal war noch nicht

ganz leer.

In der Ecke hinten

stand eine Vase

eine große Amphore

auf einem Sockel

und eine Frau

saß davor

auf einem Hocker

der nicht zu den Stühlen

des Saales passte.

Du kanntest die Frau nicht

sie war keiner der Gäste

sie war fremd

und sie lachte

und als sie sprach

verstandest du

ihre Sprache

nicht.

Irgendwann

stand die Frau auf

und ging.

Du hörtest ihr Lachen

auf dem Flur

und die Worte

die du nicht verstandest.

Du sahst,

dass der Hocker,

auf dem sie

vor der Amphore

gesessen hatte,

ein Klavierschemel war

und stelltest ihn

vor den Flügel,

der auf der Bühne

des Saales stand.

Eigentlich hättest du

jetzt gehen können,

aber du gingst nicht,

du gingst zu der Amphore

stelltest dich

an die Stelle

an der die Frau gesessen hatte

und irgendwann

hattest du das Bedürfnis

etwas in die Amphore

hineinzuwerfen.

Du griffst in deinen Anzug

in die Innentasche

und nahmst den Knopf,

der da auf einem Stoffstück

angenäht war, als Reserve,

und ließest den Knopf

aus deinen Fingern

in die Amphore gleiten.

Erst als du

das Geräusch

gehört hattest,

dass das Auftreffen des Knopfes

auf dem Boden der Amphore

innen verursachte,

konntest du gehen.

Ganz langsam verschwunden.

Paul Julius Kleiber

Ein Exkurs

Der topographische Hintergrund,

vor dem das Werk Paul Julius Kleibers

einzuordnen ist, ist im wesentlichen

der des Europäischen Kontinents.

Das gilt auch für die

während seiner Reisen nach

und seinen Aufenthalten in

Nord- und Mittelamerika

entstandenen Werke.

Ein Beispiel dafür, dass Kleiber

auch darüber hinaus dachte,

sind die jetzt aufgefundenen

Bögen der Australischen Mappe.

Die eigene Dynamik einer Geschichte verstehen.

Gruppenbild ohne Dame

In der Landschaft der

rheinischen Demokratie

stehen jetzt,

auf den Ruinenplätzen

des Nachkriegskapitalismus,

in kleinparzellige Mietobjekte

aufgeteilte Konsumzentren.

Arcarden genannte

wuchtige Baukörper

– ganz sicher nicht mit Arkadien

zu verwechseln –

und sind

in Köln Kalk genauso

ästhetikfern

wie in Spandau.

Ein Kaufhaus-Konzept, dass

sich das Kaufhaus-Sein

nicht zutraut

und das Risiko

auf seine Mieter

abwälzt.

Wunsch

Du solltest dich

willkommen fühlen

in der Welt

und heimisch,

da wo du bist

auch sein mögen.

Und wenn es einmal

– und das wird oft passieren –

doch nicht so ist,

fühle dich

doch an deinem Platz;

entscheide dich,

dich doch an deinem Platz

zu fühlen.

Sanft und Abrupt

Sanfter Ausklang

nach einem abrupten Ende

und die tröstliche Vorstellung,

dass mit dem Tod,

oder besser

durch das Sterben,

die Seele eine Erfahrung macht,

die sie befreit und reifen lässt.

Sicherlich ein Konstrukt,

aber ein schönes.

Bestand

Es gibt Häuser und Menschen

und Tiere und Bäume

und ganz viele Dinge

und Wesen

und alle

haben einen Namen.

Und noch mehr

Dinge und Wesen

haben keinen Namen

und sind doch trotzdem,

nur haben wir keinen Zugriff

auf sie.

Eine Welt jenseits der Wortewelt

und der Welt der Begrifflichkeiten.

An dem Tag,

an dem du beschließt

sie zu lieben,

wirst du frei.

Erleben

Das Verstreichen

der Zeit

als interessantes

aufregendes

Phänomen

als eine Entität

zu erleben.

Im Strom

der Zeit

liegen.

Die Flüchtigkeit

In dem kleinen Döschen,

das hinter den Schrank

gefallen ist,

waren einige Perlen

von einem Spielzeug,

vielleicht auch von einem Schmuck.

So genau weiß ich das nicht mehr.

Die Sonne schien

durch das Fenster.

Ich sah dich

im Spiegel von hinten,

wie du an der Garderobe standest

und die Spange aus deinem Haar

nahmst.

Der Verschluss klickte,

als du die Brosche in die Schale

legtest

und das Geräusch

erinnerte mich an das Klacken,

dass die Perlen in dem Döschen machten

wenn ich es an einen anderen Ort

stellte.

Aber schon als ich mich umdrehte,

um zu dir zu gehen,

hatte ich das Geräusch vergessen.

Und als dich küsste,

wusste ich nicht mehr,

wann es das letzte Mal

so gewesen war.

Es war jetzt,

und jetzt ist es

Erinnerung.

Vorhang

Ich sitze hinter einem Vorhang,

zwischen Fenster und Gardine,

bin nicht mehr ganz im Raum

aber auch noch nicht draußen,

gut von der Scheibe geschützt.

Auf dem Sessel in der Ecke

bei dem Tisch

könntest du platznehmen.

Ich könnte zu dir kommen

und es wäre noch einmal

ein Anfang.

Bitte

gib mir ein Stück

von den Rändern

der Zukunft,

gib mir ein Stück

von dem Gewebe

der Zeit,

gib mir ein Stück

von dem inneren Blau.

Ich möchte die Ecken

der Bögen

in den Händen halten,

mit den Fingern

den Spuren der Linien

folgen

und das Leuchten sehen,

sonnengoldgelb

in dem strahlenden Blau.

[*Nach der Durchsicht der von mir angefertigten Photographien der Grafiken Heinz-Albert Heindrichs.]

Kohelet Gedanke

Es ist nicht

für die ewige Zeit

gemacht,

das Haus.

So viel

So viel gelesen,

von den gesetzten Wörtern

den aneinander gereihten,

den auf-geschriebenen

und immer wieder neu

und anders kombinierten.

So viel,

dass sich mein Kopf fragt

was er versteht

und der, der das liest.

Nachterinnerung

Kurz aufgewacht

aus dem tiefen Schlaf.

Der Mond steht,

etwas milchig

in der Dunkelheit der Nacht,

die er erhellt.

Die unbelaubten Bäume

vor dem Fluss,

groß und breit

und das Mondlicht

auf dem

vom Fließen gekräuselten

Wasser.

In Rotterdam,

wo der Fluss mündet,

und auch das Wasser

was ich jetzt sehe

ankommen wird

– in ein paar Tagen –,

fährt eine türkische Ministerin

mit einer Eskorte

für ihren zornigen Diktator

zum Kampf um eine Wahl,

die das Wählen abschaffen will

und wahrscheinlich schon hat.

Und wenn ich jetzt,

am Morgen,

in den Meldungen lese,

dass eine Polizeieskorte

sie nach Deutschland,

woher sie auf dem Landweg gekommen,

zurückbegleitet hat,

dann frage ich mich

wann das Wasser des Stroms

wieder zurück kommt

auf das Land

das er gerade

durchflossen.

Heute wird es wohl

nicht mehr regnen.

Eines der Geheimnisse

sollte man dir lassen

nicht erfragen

und nicht einfordern.

Die anderen Geschichten

Mit einem Mal auf einer alten Seite

im Netz aufgeschlagen

wie ein Schiffbrüchiger

Meldungen aus vergangen Tagen

nicht mehr im Geflatter

des heute Aktuellen

und erst langsam

ge- und durchdacht

und dahinter die Frage

was die Geschichten sind

die man wirklich erzählen müsste.

Ein-Sicht

Es gab, in der Entwicklung des Selbst

einige Fehleinschätzungen

und Irrtümer:

Einer betraf die Konstanz der Zeit.

Die andere Fehleinschätzung betraf

die Bedeutung der menschlichen Systeme.

Der dritte Irrtum betraf den Gedanken

an die Möglichkeit des Lebens.

––––––––––

Es ist eine wirklich ernsthaft

sich stellende Frage, warum

das apokalyptische Motiv

immer – mal schwächer, mal stärker –

in der Geistesgeschichte eine so prägende Rolle

spielt.

Lange war es die (gewaltige) Natur,

in der die Bedrohung lag

und aus der sie hervorging.

Aber schon sehr früh war es

das dunkle Streben, das aus dem

Inneren des Menschen hervorbrach

das viel bedrohlicher war.

Es war der böse Nachbar

oder der grausliche Ehemann,

die Horde aus dem anderen Dorf

oder, später, die andere Nation.

Es wäre mal eine schöne Aufgabe,

für ein Computermodell zu

berechnen, wo die Menschheit jetzt stehen

könnte, wenn all die Energie, die

in die unzähligen Kriege und

Konflikte gegangen sind,

für konstruktive

Aufgaben eingesetzt worden

wäre.

Der David

Der David

wäre gerne

ein Goliath

gewesen.

Doch

er war es nicht

und das war

durchaus auch gut

so.

E.

Warum denke ich so viel an dich?

Warum?

Warum liegt dein Schrei

noch in meinem Bad,

wo doch alles ausgerissen wurde

und neu gemacht ist?

Warum?

Ich war doch nicht glücklich mit dir,

war mir dir nie gewiss

und doch fehlst du mir

und nur wenn ich daran denke,

dass du mich betrogen hast,

fällt es mir leicht, mich von dir,

auch in der Erinnerung, zu trennen.

Im Januar schickst du Blumen

und im Herbst

kommt der April.

Ich wünsche dir,

dass es dir gut geht.

Mit Blick auf die Gardine

Wünschte ich mir wirklich