Konstruktion - Marcellus M. Menke - E-Book

Konstruktion E-Book

Marcellus M. Menke

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Beschreibung

Der sechste Gedichtband von Marcellus M. Menke mit 523 Gedichten, entstanden in der Zeit von Juli 2018 bis Mai 2022. Enthalten sind: Kassengespräche; Leichtigkeit; Der Mond scheint noch; Villa Rotschild; Zeithalterung; Der gestörte Algorithmus; Die Ökologie des Vergessens; Rosa Luft; Das Goldpapier; Die Fliege am Rhein; Die Abendbanane; Wem man seine Geschichte erzählt; Marienkäfer und Schokoladenkugeln; Im Hinterhof des Glücks; Hiobs Erbe; Zeitbegegnung; Im vorderen Teil des Himmels; Großmuttererinnerung; Von des letzten Sommers Blüten; The fridge; Dorningham Hill; The old actor's dialogue; Hinter der Welt gelegenes Brathühnchen; Eurydikes Schwestern; Als die Katze den Löwen fraß; Dioptmat 10 Gold; Glücksverlängerung; Erinnerungspunkt; Die Sommerorange; Die Frau, die ein Baum war; Streitwagen; Das Glück; Hanon; Die unaufgeräumten Gedanken; Beethoven; Glühend verglüht; The little liquid liar; Butterbrot ohne Butter; Kaulquabben; Schlummertaste; Gedankenfaden; Scheidung; Licht am Ende des Tunnels; Werbesprech und Selbstverständnis; Der wirkliche Sinn; The little lady's summer; Hibbelhäschen auf der Bank; Silver lies; Samuel; Troposphärensalat; Screw drivers; Brotboot; Uptugur; Die Vögel der Nacht; Gelandet; Die Stimme des Lärms; The wardrobes Dialogue; Herr Alexa hat heute frei; Der geklaute Zoo; Als wenn es eine Lösung wäre; Die Lüge; Fragen an den Präsidenten; Zum Vergnügen; Ein Schreibtisch in Köln; Dystopie um halb fünf; Kurz vor Intensiv; Die Liste der verlorenen Dinge; Zukunftsaufgaben; Einhundert Jahre Wasserfall; Dialog über die Zukunft der Welt; Konstruktion; Trost. Mit einem Verzeichnis der Gedichttitel in der Reihenfolge ihres Entstehens.

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Inhalt

Gedichte in der Reihenfolge ihres Entstehens

Müde

Zeit zu halten.

Sohn

Gedenkengedanke

Kassengespräche

Konstruktion

Leichtigkeit

Selbstdiagnose

Fernweh

Entschleunigung

Erlaubnis

Gar nicht so ernst gemeinte Verwirrung

Irrtum

Beantwortung

Die Angst vor dem verlorenen Gedächtnis

Du siehst

Der Mond scheint noch

Gedankengang

Villa Rotschild

Mit der Hand.

Begegnung

Als die Briefe

Last October days poetry

Ein Bit

Die gehaltene Zeit

Zeithalterung

Ganz wenig

Zweifelhaft

Rot

Augen.

Rhein

Blick

Ein kurzer Besuch

Phasenwesen

Welt

Laurentius

Lights of the Night

In the glow of the night.

Wühlen

Der gestörte Algorithmus

Das schön gerechnete

Die Ökologie des Vergessens

Erstaunlich

Feuerbaum

Dummerweise

Aufgabe.

Der Bauernhof

Die vielen Augen

Das Summbrausen

Die apokalyptischen Wesen.

1

te

Rede

Rosa Luft

Der Erinnerungen Verwalter

Der grüne Zucker.

Das Goldpapier.

Zukunft

Gärten

Wissen

Index

Durch den Wald meiner eigenen Worte

Gereist

Zwitschern

Gesicht

Die Fliege am Rhein

Die Abendbanane.

Klimawandler Siemens

Gedanke N

o

726

Wind

fernbilder

Libyenkonferenz

Titel

Du gibst mir einen Löffel

Erschossen

Wen

Vergangene Überlegung.

Bauarbeiter

Überlegung um sieben

Gezählt

Mitgegeben

Februar oder: Das Ende eines langen Sommers

Zeit

Und plötzlich

Sprung

Fließen

Welt

Le sel bleue

Wem man seine Geschichte erzählt

Schreiend

UNIQULO.

lösung

Aus der Vergangenheit

Marienkäfer und Schokoladenkugeln

Welche Sorgen

Traumraum

Tränen

Vorsatz

Im Hinterhof des Glücks

Bei den Pferden.

Hört

Der Staub.

In den leeren Wind

Hiobs Erbe

Petersilienbrötchen

Welt

Blaues Licht

Der verlorene Raum

Zeitbegegnung

Die Furcht

Furcht

The limitations

Große Augen

Spiegel

Im vorderen Teil des Himmels

Frage

Großmuttererinnerung

Angst

Lobgesang

Unerledigt

Warum kein Schnee

Der Tanz

Gut

Von des letzten Sommers Blüten

Small

Last Summer’s Papers

Die guten Zeiten

Auseinander eilend

Auseinandereilendes

Auseinandereilende

Im dritten

The fridge.

Kalteichen

Diese

Begegnung

Moon light

Die Butter

Bear.

(

Allmachtsphantasien)

Miniaturen

Sinnspruch bei geöffnetem Fenster

Endzeitbilder

Dorningham Hill

Erinnerungsversprechen

Sonnenblätter.

Die dazwischen

Future

The old actor’s dialogue

Gibelholerlöffelfisch

Hinter der Welt gelegenes Brathühnchen

Regal

Fischer

Nur

Geschichten

Weil

Gab es

Durchreise

Umgestellt

Herbstpetersilie

Gedong für ein Gedöns.

Beobachtung

Beobachtungen

Nachgehaltene Augenblicke.

Broken

Dreamcast

Wir dürften.

Eurydikes Schwestern.

Beschränkt

Development

Als die Katze den Löwen fraß

Pouring out

Sag mir

Im Garten

It was

Easy

Blau

Butterbrot Dosensammler

Dioptmat 10 Gold

Warten

Der Riss

Gast

Glücksverlängerung.

Orte

God dammed.

Erinnerungspunkt

Language confusion

Erinnerungspunkt

Tot

Der Apfel

Die Sommerorange

Warum

Sweets

Gebraten

The morning

Der verlorene Sonntag

Not very well

Der Bardoschlänker des Krieges

Die Frau, die ein Baum war.

Vergraben.

Nachhang.

Streitwagen

Bittersweet cake.

In der inneren

The bitterness.

Vor-Bilder

Das Glück

Drops.

Tanz

The bottle.

Zwei

Epigram

Epigramm

We

Blutige Häuser

Geboten

There

Hanon

Reflexion

Erzählung.

Das Spiel

Brains collection

Das Wildschwein vor dem Spiegel

Rosario

Spat[!]

Our work-dust can’t

Zeit

Garten

Gedanke beim Aufwachen

Aufwachgedanken

Spät und früh.

Halte

Kein Bus

The nose

Die spurenvolle Leidmaschine

Wir

Die unaufgeräumten Gedanken

Welt

Only

About a book

Remembrance

Pausenbrot

The

Eigentlich.

Statement.

...

immer weiter.

Raum Zeit Strudel

Der Berg

Eingefangene Erinnerung.

Beethoven

Graben

Glühend verglüht.

What is left

Prognostik

The little liquid liar

Remind me

English saying N

o

673

Zahlen

Was

Archiv

Nur

My way

In the silent.

Fluss

Why should I read

Bart.

Periods of the day.

Gratitude

Butterbrot ohne Butter

Pan-demie

Lieb-ling

And.

The Re-flection

für Heinz-Albert

Hardanberg.

For Sylvia Plath

The passing eye of the moment

The really good thing, I think.

Wie kurz

Man

Questions.

Grüner Freitag

Tisch

Kaulquabben

As there was no title

The Cow

It

The stolen language.

Schlummertaste.

Erinnerung

The mornings.

Gedankenfaden

Im Licht der heutigen Zeit

Back ground poetry.

It wouldn’t be

Sehnsucht.

Ich denke

Erkenntnis

Nachlass

Das Schöne

The thing I love.

On a lawn

Dahinter

In dem Spiegel

Großmutter.

Die Tablette hinter dem Baum

13.12.2020,

Suchen

Nachts

Every

Der Sinn

Der Sommer des Gärtners

Columbus

Adaptionismus

Welt

Haben

Public.

Noch etwas Zeit

Scheidung

Kante in Rot

Licht am Ende des Tunnels

Schlag-Instrument

Alle

Always Present Future

Klappentext.

Werbesprech und Selbstverständnis

Schrift

Fernzeit nahend.

Abendstimmung

Drei Bilder

Transkriptions Erkenntnis

Modell

Der wirkliche Sinn

Mau

The why project

Zwei Bauern

Staub

Sie hätten Angst bekommen

The little lady‘s summer.

The curious

Routines

Hibbelhäschen auf der Bank

Hervorgeholte Gegenwart

Entropie

Größer

Blumenranken

Lange

Vergessen

The interrogations

Small devices

Falling

Silver lies

The last

Frage

Haufen

Samuel

Sagt nichts

Süß

Der Wunsch

the american

Indeed

Troposphärensalat

Haufen

Everything

Auferstanden

Internationale.

Nicht mehr

Die Kategorie des Verronnenen

Das Bügelbrett der Geschichte

Ver-Wirr-Irrung(en)

Grip

Screw drivers

Imagine.

Brotboot

The smell

Proverb

Uptugur

Veränderung

Dinge.

Ganz schnell

...

and while

Jablomov

Eng

Ein

Ich

Die Vögel der Nacht

Die Zeit rieselt durch meine Ohren.

Der eingelaufene

Konstruktion

Auf der Suche.

Fried-Hof.

The hunters.

You

Fehler.

Als wäre.

Ortsgedanke

Architektur

Gelandet

Lehm

Baumgerede

Home.

Die Stimme des Lärms

Ich

The wardrobes Dialogue

Sinnspruch in der Pandemie

Mindset.

Poetry.

Aus der Schleife.

Abendbegegnung

Gefühl

Zwölf oder einhundertfünfundsiebzig

Alpträume

Zum Tod von Heinz-Albert Heindrichs

Gedanken am Abend

Schreiben

Ins Ungewisse.

Herr Alexa hat heute frei

Tagessummen.

Beinahe verworfen

Eingetragen

Elektrisch

Hin

Arguments

Vergangen

Masahiro Mijamoto

In Short.

Der geklaute Zoo

Irritated Romance

Bild

Trost

Wir leben in Räumen.

Painting.

Salty sweet chocolates.

Brilliant waters

Questionnaire

Apokalypse 4

Empfindung

Vergessen

Als wenn es eine Lösung wäre.

Relatives

In.

Questions of a nearing autumn

mach keinen scheiß

Geliebte

Die Lüge

Sinnspruch N

o

983

Nach den Sternen.

Ich

Blumenreiten

Fragen an den Präsidenten

Einchecken

Under-standing

Der Mensch im Kosmos

und nie

In einer Ecke

Donnergraben

… for a short time

Es hilft

Literatur

The smell

What I was told.

Zum Vergnügen

Nichts sagend.

Blaues Un-Sinns-Gedicht

Die Geschichte

Traurige Überlegung am Abend.

Ein Schreibtisch in Köln

Mond.

Apfel

A book

Kaulquappenluft

Rudimentäre Übergangsverwaltung.

Statement.

Übungen

Verhältnis.

Sinn Spruch

Kraut

Dystopie um halb fünf

Reden Vorlage

Begreifen

Irrtum

Für einen kalten

The water of the fall

Da

Celebrities work

La cuisine en travail.

Bite

Findung

Hahnenbild.

Zwischenraumbürsten

Kurz vor Intensiv

Knobelaufgabe

Texte

Halle

Gesprungen.

Schnaufend

Die Liste der verlorenen Dinge

Tropfenhaufen

Wirk-lichkeit und Wahr-heit

Gedanke

lösung

solution.

Gewissheit

Zukunftsaufgaben

Vermutung

Wand

Some proud games

Perpetual Writings

Geschlossen.

Einhundert Jahre Wasserfall

Winkel

Traurig

Die Kuh

Verloren

Falsch.

Grüne Hose

Aufzählungen

Fundstück

Heard.

Auferstanden

Dialog über die Zukunft der Welt

Konstruktion

Flüchtige Konstruktionen.

Tea

Trost

für dich

Gedichte

Konstruktion

Wie kompliziert

muss eine Welt sein,

damit man sie

versteht?

Müde

Müde am Ende des Sommers

in dem die Hitze begann

und der Schmerz

das Lächeln erlahmt.

Erlaubnis

Es kann durchaus

erlaubt sein

glücklich

zu sein.

[Wie immer

dieser Satz

zu verstehen

ist.]

Ganz ohne Einschränkung.

Zeit zu halten

Die Bilder der heutigen Tage

sind nicht auf dem Speicherchip

meiner Kamera.

Sie liegen im Erinnerten

sind Erinnerung

und wenn ich sie

vergesse

werde ich es

nicht merken,

weil mich nichts

an sie erinnert.

Jetzt liege ich im Bett

und schreibe

um den Augenblick

zu halten

was der Wunsch ist

– eigentlich ein seltsamer –

aber nicht geht.

Sohn

Der Sohn des Schreibmaschinenmechanikers

schreibt Buchstaben auf Papier

mit der Maschine des Vaters

mit dem Stift und mit der

elektronischen Fortentwicklung

der Maschinen des Vaters.

Vater und Sohn.

Gedenkengedanke

Man sollte den Toten

nicht übel nehmen,

dass sie nicht mehr leben,

sich nicht vor ihnen fürchten

nur weil man den eigenen Tod

fürchtet.

Fürchtet euch nicht.

Kassengespräche

Ein szenisches Gedicht in zwei Teilen

Erste Szene: Prälud

An der Supermarktkasse. Eine lange Schlange, auch an den benachbarten Kassen. Ein Kunde legt seine Ware auf das Laufband.

Kunde (zur Kassiererin):

Du hast da gerade meine erste Liebe bedient.

Die hat mir mit 16 das Herz gebrochen.

Kassiererin:

Oh. Wer war das denn?

Kunde:

Die Blonde, die mit der hellblauen Jacke.

(der Kunde schaut kurz Richtung Ausgang und dann

wieder zur Kassiererin.)

Kassiererin:

Hat sie dich erkannt?

Kunde:

Ich glaube nicht,

die wollte mich damals schon nicht.

Und ich hatte ja keine Ahnung.

Ich war so verliebt

und die hat mich einfach abblitzen lassen.

Kassiererin:

Das tut mir leid.

(Sie lächelt den Kunden an.)

Zweite Szene: Hochzeitsgespräch

Einige Tage später. Es ist Abend. Derselbe Supermarkt. An der mittleren Kasse sitzt eine Kassiererin. Hinter ihr steht eine Kollegin. Ein Kunde packt seine gerade bezahlte Ware in den Korb. Die zwei Kassiererinnen unterhalten sich.

Erste Kassiererin:

Wir übernachten im Parkhotel.

Das bezahlt alles sein Vater.

Das ist unmöglich teuer.

Zweite Kassiererin:

Da musst du mir aber ein paar Fotos machen.

Erste Kassiererin:

Ich werde die ganze Zeit Fotos machen.

Das ist ja im Disneyland.

Zweite Kassiererin:

Disneyland?

Da macht er dir bestimmt einen Heiratsantrag.

Erste Kassiererin:

Nee,

der ist viel zu bequem dazu.

Zweite Kassiererin:

Doch, bestimmt.

Dritte Kassiererin (kommt von hinten dazu):

Was macht ihr den hier?

Zwei an der Kasse?

Zweite Kassiererin:

Wir reden über Urlaub.

Die fährt ins Disneyland.

Mit ihrem Freund.

Dritte Kassiererin:

Kenne ich den?

Zweite Kassiererin:

Nee, aber die Susi, die kennt ihn,

auch nicht gut, aber sie kennt ihn.

Dritte Kassiererin:

Disneyland?

Das klingt aber sehr nach Heiratsantrag.

Zweite Kassiererin

(wendet sich zu ersten Kassiererin):

Siehst du, sag ich doch auch. –

Würdest Du das denn wollen?

Erste Kassiererin:

Ja, eigentlich schon.

(Steht auf. Macht eine freudige und auch etwas verschämte

Bewegung).

Kunde (schaut, gerade die letzten Teile seines Einkaufs

einpackend, zur Kassiererin):

Dann mal einen schönen Urlaub.

Leichtigkeit

Ich schreibe immer noch

mit der Leichtigkeit

eines jungen Mannes,

eines gerade ins Leben eingetretenen

Kindes,

für das alles ganz neu

und das die Gedanken

so wie sie ihm kommen

umsetzt,

sie hinaustreten lässt in ihr Sein

mit der Freude daran,

dass sie von ihm hervorgebracht werden,

auch mit der Sicherheit,

dass es gut und wichtig ist,

es ist ja von ihm.

Die Reflexion der Erfahrung

kommt erst später dazu

und das Kind in mir

lässt ihre Kritik,

auch wenn es sie hört,

nur selten gelten.

Selbstdiagnose

Sie hatte es schon immer gewusst,

dass mit ihr etwas nicht stimmte.

Es konnte nicht alles stimmen,

mit ihr, das wusste sie.

Es war erschreckend, wie genau

die Beschreibungen zutrafen

und sie hatte den Test gemacht

vor dem Computer,

20 Minuten,

und sie war schon nach 15 Minuten fertig.

Allein das sagte doch schon etwas.

Sie hatte darum gekämpft.

Keiner wollt es ihr glauben.

Es war doch eine Krankheit,

die nur Kinder hatten.

Bei dem Arzt, der sie behandelte,

war sie die einzige erwachsene Patientin.

Sie würde die Medikamente nehmen

natürlich wusste sie,

dass das gefährlich war,

aber es würde ihr helfen.

Und ich denke an meinen Blick

auf die zerstochene Haut.

Wer hat diesen Menschen

so verletzt?

Fernweh

Nevada

ist recht weit

entfernt

und ein Fußweg

führt nicht

dorthin.

Will ich

dort sein?

Entschleunigung

Die Dinge

geschehen nicht deshalb

schneller

weil ich sie

schneller

mache.

Die Dinge geschehen

nicht deshalb schneller

weil ich sie

schneller

machen will.

Sie geschehen.

Gar nicht so ernst gemeinte Verwirrung

Im Kindergarten

hatten wir Flügel

oder Scheren

um welche aus Karton

zu schneiden.

Die Engel waren aus Goldpapier

hatten einen Kopf aus

industriell gefertigten

weißen Pappkugeln

und es störte niemanden,

dass sie nicht flogen.

Heute hängen an einem Baum,

der direkt an der Mauer steht,

Quitten und der Nachbar

darf sie pflücken,

bevor er zu seiner Mutter

nach Bayern fährt.

Er hat einen Feigenbaum

in seinem Garten stehen

und schon zweimal davon geerntet:

Kölner Feigen.

Über den Hof

fährt eine Frau

mit einem holpernden Stuhl

unter dem man

vier kleine Hartgummiräder,

einen Blei-Akku

und einen Elektromotor

gebaut hat.

Der Mann der erklärt

was es noch so für Modelle gibt

und wie das

mit der Krankenkasse funktioniert

hatte mit 17 Knochenkrebs

und man hat ihm seinen Fuß

an den verbliebenen Schenkelstumpf

angenäht. Mit dem

steuert er jetzt das Stahlrohr

mit dem Holzfuß,

der den Schuh trägt

auf dem er steht.

Der Bogenschütze

legt ein Stück Gras

über die Straße

und weidet

seine Kuh darauf,

bis sie

nicht mehr

essen kann.

Ein Tisch ist ein Stuhl

mit vier Rädern

und einem Griff

für die Marmelade,

sagt man in Spanien

wenn man zu Bett geht.

Wahrscheinlich war das Sprichwort

das die Mutter

gestern im Zug

sagen wollte

ganz anders,

aber ihre beiden Kinder,

der auf den Rücken geschnallte Junge

und das etwas ältere Mädchen,

das nicht in den Buggy der Oma wollte

werden nur die Sprüche lernen,

die die Mutter ihnen sagt

und die Bruchstücke von Kinderliedern

die man ihnen vorsingt.

„Ein Schokobrötchen am Abend

vertreibt Kummer und Sorgen.“

Dreht sich um zur Oma:

„Oder wie hieß das Sprichwort

noch einmal.“

Kopfschütteln bei der Oma.

Die Einheit beginnt zu zweien,

oder war es die Wahrheit?

Wahrscheinlich keine von beiden.

Geh noch einmal schlafen

wenn du Schweinehälften essen willst,

die 600, die du isst in deinem Leben

laut Tierschutzprospekt im Bioladen

oder war es eine andere Zahl?

Irrtum

Im Garten des Irrtums angekommen

und es – natürlich – nicht bemerkt.

Im Garten der Irrungen sich verlaufen

und es – ganz falsch – als Ausweg gesehen.

Im Sumpf des Scheiterns versunken

und – ohne es zu bemerken – gescheitert.

Die Dummen leben heute erstaunlich lange,

aber – gegen den aktuellen Anschein – auch nicht ewig. *

*Gedanken nach der Lektüre eines Artikels über die gestrigen öffentlichen Wutausbrüche Donald Trumps im Angesicht des drohenden (ersten) Impeachments.

Beantwortung

Er konnte die Fragen,

die gestellten und die ungestellten,

nicht beantworten.

Er wusste nicht,

was er sagen sollte,

oder konnte

und noch weniger

schien er zu wissen

wie sie es verstehen würden

doch daran dachte er jetzt nicht.

Es war nur eine Übung gewesen,

hätte er ihnen an liebsten gesagt,

wobei, das hätte er gleich hinzugefügt,

er von jener Sorte Mensch war,

die auch, oder besser gerade,

Übungen sehr gewissenhaft

und auch mit einer gewissen

emotionalen Tiefe ausführten.

Das was sie wissen wollten

und das, was hätte gesagt werden müssen

sagte er nicht

und die anderen

sagten es auch nicht.

Die Angst vor dem verlorenen Gedächtnis

Es lag da irgendwo

in einer Ecke

der Geschichte

oder

– das wusste man nicht so genau –

auf einem Feld

oder Platz

etwas weiter hinten

oder ganz vorne,

an der Kante zum Abgrund,

ja vielleicht auch dort.

Es konnte auch ein Berg sein,

ein Hügel oder eine Erhebung

auf oder hinter dem oder der

es lag oder stand.

Das war ja das Problem,

dass man es nicht wusste,

man nicht

und die anderen wussten es auch nicht,

zumindest sprach man nicht darüber

oder davon.

Ganz sicher konnte es auch nicht sein,

dass es es überhaupt gab

dieses Gedenken oder Gedächtnis

an Jemanden oder Etwas, das einmal war.

Wer mutig war

fragte sich,

ob es denn noch etwas zu bedeuten hätte,

von Bedeutung wäre

und die Entgegnung,

die eigene innere

oder auch die von einem Gegenüber gesprochene

konnte dann sein,

dass man es doch nicht vergessen sollte oder dürfte

und dass es wichtig sei.

Aber was?

Man hatte es leider

aber auch eben wirklich

vergessen, das Gedächtnis.

Das hatte vielleicht sogar

ganz einfach und erklärlich

organische Gründe.

Es war doch ganz natürlich,

dass bestimmte Ereignisse

und Erinnerungen verschwanden

und man sich nicht mehr an sie

erinnern konnte.

Und vieles an das man sich

noch wirklich sehr gut

erinnerte

hatte dann irgendwann seine Bedeutung

verloren und warum sollte man sich

daran erinnern.

Das war doch auch gut.

Und trotzdem

war da die Furcht,

dass das Vergessene

wichtig gewesen war

wichtig wäre

und dass es eine Gefahr sein würde

sich nicht mehr daran erinnern zu können

und dass irgendwann einmal sichtbar würde,

dass es fehlte.

Es fehlte

und es war ein Fehler.

Nur leider hatte man ihn

vergessen

und deshalb würde es nicht mehr lange dauern

bis man ihn wieder beging.

Du siehst

Du siehst mich

und ich dich

aber wir

sehen

gar nichts.

Es ist Nacht

und es ist Tag.

Die Erde war leer

und wir sagten:

„Lasst und Bäume pflanzen

oder nach Kohle graben

oder nach Erz.“

Auf einem Wall

stand eine Eidechse.

Du sagtest nichts

und ich schwieg,

dabei hätten wir beide

das Richtige denken

und besser noch,

tun können.

Der Mond scheint noch

Der Mond scheint noch

rund durch die Nacht

des stillen Morgens.

Im Dunsthimmel

des Taganfangs

liegt Nacht.

Ich würde gerne

noch etwas schlafen.

Gedankengang

Ich war mit dir

nie dort

wo ich jetzt

die Erinnerung

an dich suche.

Villa Rotschild

Ich müsste alleine fahren

nach Paris

und in die Stadt am Meer,

weiter unten

an der Künste

auf der schmalen Insel

zu den tanzenden Fontänen,

wo du geweint hast vor Rührung

und ich suche die Stelle

auf der elektronischen Karte

so oft

doch ich finde dich nicht,

dort,

weil du niemals da warst

wirklich,

auch wenn wir dort

gewesen sind.

Mit der Hand

Mit der Hand in der Tasche

zum Grab gegangen,

dem der Tante

und dem des Vaters.

Davorgestanden,

in Gedanken nur

an die Andersorte.

Der Wirrwarr der Gedanken

löst sich nicht,

er verknotet sich

immer schlimmer

in den Köpfen

der noch Lebenden.

Nero

oder einer seiner kleineren

Brüder oder Kinder,

ein ganz entfernter Nachfahre,

sitzt im Schwesternzimmer

des stillgelegten Krankenhauses,

das jetzt eine Bibliothek sein soll.

Horst Eberhard Richters

„Die Gruppe“

steht gelb mit roter Schrift

abgegriffen im Regal

und ein mit sich wellenden Inkjet-Ausdrucken

beklebtes Würfelpuzzel.

Ich frage mich,

was hier renoviert worden ist?

Viel kann es nicht sein

und auf den Fluren hängen die bemalten Leinwände

des Professors und seines Sohnes.

Ich habe auf einem Bastgeflechtsessel

mit chromglänzendem Stahlrohr gesessen

und gewartet.

Ich war pünktlich, als einziger.

Aus dem Zimmer im Flur gegenüber

sprachen sie über den Termin,

auf den ich wartete.

Zuvor habe ich

mit einem Helmuth

über Löwen gesprochen

und Rinder

in Afrika

an einem Flussdelta,

das austrocknet

wenn die Regenzeit beginnt.

Man könnte das auch

mit den Wölfen machen.

Sollte man vielleicht,

denke ich.

Der Kollege ganz hinten am Tisch

redet sich in Rage

und in einem Duktus,

als stände er am Rednerpult

eines Parteitags.

Vor ihm liegen

offenbar sorgfältig vorbereitete Zettel

von denen er abließt und aus dem Kopf ergänzt.

Ich werde gleich

mit einer Freundin telefonieren,

das weiß ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht

und sie wird mir sagen,

unter Tränen,

dass sie sich von ihrem Freund trennen will.

Er kümmert sich nicht um sie und er trinkt.

Später im Zug denke ich

ich hätte ihr noch sagen sollen,

dass man auf die Versprechungen der Alkoholiker

nichts geben sollte und kann,

die versprechen alles und halten nichts.

Der Alkohol hat ihren Charakter schon zerfressen.

Sie können nicht mehr stehen,

auch im übertragenen Sinne.

Es ist eine Krankheit,

ausgelöst durch eine

völlig unsinnigerweise konsumierte

chemische Substanz.

Traurig.

Begegnung

Begegnung am Abend.

Der Blick in ein Gesicht*,

das ich vor vielen Jahren

gezeichnet habe

und die Frage,

ob ich es noch einmal

so zeichnen könnte.

* Picasso Variationen (http://www.m4art.de/wp-content/up-loads/2013/08/PicassoVariationsEtAltri23.jpg)

Als die Briefe

Als die Briefe

sich noch selbst

schrieben

und man für die Erinnerung

noch nicht viel Zeit brauchte,

war ich in München

in einem großen Haus

in einer Wohnung

mit großen Räumen

und hohen Decken.

Ich stand am Abend

spät noch

vor der Tür,

band mir die Schuhe

um noch einmal hinauszugehen

und einen Brief einzuwerfen.

Die Schnürsenkel waren lang

und sehr breit und leuchtend weiß.

Ich war mir nicht sicher,

ob ich das Haus sofort

finden würde

in den Straßen,

die in der Dunkelheit

so gut beleuchtet waren

und aussahen

wie Wien bei Nacht.

Mein Vater sagte etwas,

aus dem anderen Raum,

glaube ich,

aber nicht,

dass ich nicht gehen sollte,

so spät noch.

Irgendwo war da auch

Erich Kästner

und eine Szene

aus einem seiner Bücher,

ganz flüchtig angetragen.

Und dann wachte ich auf

und man hatte die Zeit umgestellt.

Ein anderes Licht am Morgen

und Sonne

für den viel zu warmen Tag.

Ich werde das Datum

noch aufschreiben müssen.

Last October days poetry

Der Spiegel an der Wand brach

und einige Scherben hingen schief.

„Du hast die Katze

nicht gefüttert

und ich finde es

auch nicht gut,

dass das Katzenfutter

bei uns im Kühlschrank

neben meinen Würsten steht,

aber das ist eben so.“

Und wer

fegt jetzt die Scherben auf?

Ein Bit

Es wird

nichts bleiben,

denke ich,

nichts.

Entropie.

Er ist schleichend

der Wärmetod

des Universums,

aber unaufhaltsam.

Es müsste,

denke ich,

doch eine Möglichkeit geben,

zumindest etwas zu retten

von all dem

was entstanden ist,

was sich entwickelt hat

in der Evolution

und ich denke an das Schlösschen

in dem Park

mit den vertrockneten Bäumen,

den die Kollegin mir

in Hannover

gezeigt hat.

Ein kleines Kästchen bauen,

die wichtigsten Informationen

über unsere Kultur darin kodiert

und dann mit einer Geschwindigkeit,

die um einen erheblichen Faktor größer ist,

als die Ausbereitungsgeschwindigkeit des Universums

auf irgendeinen Punkt

hinter der kosmischen Hintergrundstrahlung

gerichtet,

dass es herauskommt

aus dem Feuerball des Vergehens,

die Mauer, die Feuerwand

unseres Verstehens unserer Verständnisgrenze

durchbricht, ausbricht

aus der Zeit,

zu wem oder was auch immer

da ist.

Ist das möglich,

zumindest denkbar?

Wahrscheinlich ist,

dass nur eine Information

durchkommen würde,

die, das wir waren,

genauer: dass es diesen Kosmos gab.

Nur das, sonst nichts

nicht das wie und nicht das was

und nicht das wer.

Die gehaltene Zeit

Sich in der Kunst

zu üben

die Zeit

zu halten.*

* Wenn wir alles (nur von seinem)