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Iain Ross glaubt nicht an die alten schottischen Mythen und Legenden. Doch als er die schöne Fremde aus dem eisigen Loch Ceo vor dem Ertrinken rettet, ist es, als würde seine Seele berührt. Er kann und will die amerikanische Wissenschaftlerin nicht mehr aus seinem Leben entlassen - womit Billie Harper durchaus einverstanden ist. Und dennoch: ihre Liebe zueinander soll nicht sein: So sehr Ross' Herz sich auch nach ihr sehnt - der jahrhundertealte Fluch, der über seinem Haus liegt, zwingt sie dazu, scheinbar für immer getrennt zu bleiben...
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Seitenzahl: 411
Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.
Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Emilie Richards
In den Armen des Schicksals
Roman
Aus dem Amerikanischen von
Sonja Sajlo-Lucich
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Copyright © 2010 by MIRA Taschenbuch
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Iain Ross’s Woman
Copyright © 1995 by Emilie Richards McGee
erschienen bei: Silhouette Books, Richmond
Published by arrangement with
HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Claudia Wuttke
Titelabbildung: Getty Images, München / pecher und soiron, Köln
Autorenfoto: © by Harlequin Enterprises S.A., Schweiz
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-363-2 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-362-5
www.mira-taschenbuch.de
eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
1965
E s war Blasphemie … aber Margaret Henley wusste, sie hatte schon lange genug gelebt, um das Unheil auf Druidheachd zukommen zu sehen. Wenn die dunkle Wolke sich über dem kleinen Dorf in den schottischen Highlands entlüde, würde sie allerdings nicht mehr leben. Auch wenn Margaret ihre genaue Sterbestunde nicht kannte, so wusste sie doch, dass diese lange vor Druidheachds schwerster Prüfung schlagen würde.
Wie oft hatte sie sich gewünscht, die Sehkraft ihres Zweiten Gesichts, die sie vor den Tragödien im Leben der Dorfbewohner warnte, hätte mit dem Alter ebenso nachgelassen wie die ihrer Augen …
Eine Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. „Mum, du hast heute weder einen Happen gegessen noch einen Fuß aus dem Bett gesetzt! Also, in meinem Haus gibt es so was nicht! Entweder du hilfst mir jetzt dabei, dich in den Sessel beim Fenster zu bugsieren, oder ich rufe Dr. Sutherland an, damit er dich in der Dorfklinik unterbringt. Und das ist mein voller Ernst.“
Margaret hob die Lider. Nun, ihr Augenlicht war scheinbar auch noch nicht genug erloschen. Denn leider konnte sie immer noch sehr deutlich sehen, wie Flora, die eigensinnigste Tochter, die man sich vorstellen konnte, auf sie herabschaute. „Ich habe keine Lust aufzustehen.“
„Und ich habe keine Lust, dich im Nachthemd zu beerdigen! Wenn du schon unbedingt sterben willst, dann steh wenigstens auf und zieh dir dein bestes Kleid an.“
Etwas machte sich tief in Margaret bemerkbar, etwas, mit dem sie wahrlich nicht gerechnet hätte. Sie spürte, wie ihre Mundwinkel sich verzogen und das Lachen sich in ihrer Kehle emporarbeitete. „Flora, es ist ein Kreuz mit dir. Ich beklage den Tag, an dem ich dich empfangen habe.“
„Soll ich den Doktor anrufen?“
Mühsam setzte Margaret sich auf. Das Knacken in ihren Gelenken war nicht zu überhören. Hatte sie etwa mit ihren über neunzig Lebensjahren noch immer nicht genug Hammeltalg vertilgt, um die Gelenke gut geölt zu halten? „Ich werde wohl nie wissen, warum ich Dinge sehe.“
„Weil der Herr im Himmel es so wollte, und weil du ein verknöchertes altes Frauenzimmer und zu stark bist, um dich von ein paar Visionen unterkriegen zu lassen und dich im Bett zu verkriechen.“ Flora war auch lange nicht mehr die Jüngste. Als sie sich bückte, um ihrer Mutter zu helfen, die Beine aus dem Bett zu heben, meldeten die eigenen Gelenke lautstark Protest an.
„Eher sterbe ich!“
Flora hielt eine Haarbürste hoch. „Soll ich dich kämmen?“
„Das bisschen, das noch übrig ist, kämme ich selbst.“ Margaret nahm die Bürste entgegen und zog die weichen Borsten hauptsächlich über kahle Schädelhaut.
„Es gibt neuen Klatsch im Dorf.“ Flora stemmte die Hände in die schmalen Hüften und schürzte die Lippen. „Aber ich denke, den erzähle ich dir nicht eher, bis du etwas gegessen hast.“
„Ich will deinen Klatsch gar nicht hören.“ Margaret hielt abwägend inne. „Es sei denn, es betrifft den Gutsherrn.“
„Aye, das tut es.“
„Dann frühstücke ich beim Fenster.“
Margaret wartete, bis Flora das Zimmer verlassen hatte, bevor sie aufstand, sich anzog und zu dem kleinen Tischchen am Fenster ging. Von hier hatte man einen wunderbaren Blick auf die Highlands. Margaret war agil genug, um sich mit Flora und deren Mann zum Essen zusammenzusetzen, und von Zeit zu Zeit tat sie es auch. Aber meist schützte sie Mattigkeit oder Schmerzen in den alten Knochen vor, damit sie ihre Ruhe genießen konnte. Flora plapperte immer so viel und regte sich über Nichtigkeiten auf.
Jetzt kam Flora mit einem Tablett zurück. „Ein schönes frisches Brötchen und Sahneporrigde. Du bist ja dürr wie ein Stock. Wenn ich eine alte Frau bin, dann hoffe ich, dass meine Tochter genauso gut zu mir ist wie ich zu dir.“
„Du bist eine alte Frau, und du hast nur Söhne geboren.“
Flora verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich erzähle dir nicht einmal das kleinste Fitzelchen von den Neuigkeiten, bis du alles aufgegessen hast.“
Margaret hatte Hunger, dennoch murrte sie rebellisch, einfach, weil es so von ihr erwartet wurde. Sie setzte sich, goss die Extraportion Sahne, die Flora vorausschauenderweise mit auf das Tablett gestellt hatte – Flora war eine wirklich gute Tochter –, über ihr Porridge und aß alles auf, bis auf einen letzten Löffel, den sie absichtlich übrig ließ. Dann strich sie Butter auf das Brötchen und genoss auch noch den letzten Krümel. „So! Bist du nun zufrieden?“
„Halbwegs.“ Flora ließ sich auf dem Stuhl ihrer Mutter gegenüber nieder. „Und ich bin die Verkörperung der Selbstdisziplin, dass ich so lange gewartet habe, um dir die Neuigkeiten zu berichten.“
„Ich bin sicher, im Himmel wartet dafür eine Belohnung auf dich“, erwiderte Margaret trocken.
„Lady Mary Ross hat letzte Nacht ihr Kind zur Welt gebracht.“
„In der Halloween-Nacht?“
„Aye. Hier in Druidheachd. In der Klinik, und Dr. Sutherland hat das Kind geholt.“
„Endlich ein Neugeborenes.“
„Aber das ist noch nicht alles.“ Flora lehnte sich zurück und wartete ein wenig, um die Spannung zu erhöhen.
„Nun sag schon. Ich könnte sterben, bevor du alles losgeworden bist.“
„Melissa Sinclair hat ihren Sprössling zur gleichen Zeit geboren.“
„Du meinst doch sicher nicht zu genau der gleichen Zeit?“
„Doch, das meine ich. Und es hört nicht auf.“ Flora lehnte sich jetzt aufgeregt vor. „Jane MacDougall ist ebenfalls niedergekommen. Drei Babys, die alle im gleichen Moment das Licht der Welt erblickten. Keiner kann sagen, wer zuerst gekommen ist. Man stelle sich das nur mal vor, Mum!“
„Und wer hat die anderen Kinder geholt, wenn Angus Sutherland mit Lady Mary beschäftigt war?“
„Jeanne Maxwell hatte Dienst, sie hat das Sinclair-Kind geholt. Und Jane MacDougall hat sich selbst darum gekümmert.“
„Nein!“
„Aye. Dr. Sutherland hat dem Lord den Sohn in die Arme gedrückt und ist gleich zu Jane weitergerannt, doch Jane wollte wohl nicht so lange warten.“
„Ein Sohn? Der Gutsherr hat einen Sohn?“
„Sie alle haben Söhne geboren. Alles Jungen. Und alle …“, Flora verhaspelte sich vor lauter Aufregung, „um Mitternacht geboren. Um Punkt Mitternacht, zum Glockenschlag!“
„Nein!“ Margaret merkte erst jetzt, dass ihr der Mund offen stand. Sie schloss ihn hastig, aus Angst, ihre dritten Zähne könnten sich vielleicht verselbstständigen. „Das glaube ich nicht!“
„Hat man so etwas schon gehört?! Hat man jemals von so etwas gehört?!“
Doch Margaret achtete kaum noch auf Floras Worte. Sie starrte aus dem Fenster. Drei Babys, geboren um Mitternacht! Drei Jungs!
Jetzt verstand sie endlich so viel mehr als vorher. Klar und deutlich sah sie den Teil der Vision vor sich, der sie den ganzen Tag im Bett gehalten hatte. Und als ihre Sicht sich klärte und sie wieder die braunen und roten Farben des Herbstes vor dem Fenster wahrnahm, da drängten sich neue Bilder vor ihre Augen.
Drei Jungen. Einer mit den gleichen schwarzen Locken wie der Lord, einer mit den durchdringenden grauen Augen wie sein Vater, der Dorfwirt, und einer mit dem Rotschopf des Tunichtguts von einem Fischer, der ihn gezeugt hatte. Drei Jungs, die lachend über das grüne Gras unter dem Fenster tollten, die über die Weiden und Hügel der Highlands rannten. Drei Jungs, die zusammen aufwuchsen, die sich zusammen dem Leben stellten.
Drei Jungs – und eine dunkle Wolke, die nicht mehr ganz so düster war.
„Das ist ein Zeichen. Die drei dürfen nicht getrennt werden“, sagte sie. Margaret kehrte aus ihrer Vision an den Tisch zurück. Flora saß ihr noch immer gegenüber, nur konnte Margaret nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. „Die drei Mitternachtsjungs. Sie haben das Leben gemeinsam begonnen, sie dürfen nicht getrennt werden.“
„Der Lord wird da bestimmt nicht mitmachen, selbst wenn die anderen bereit dazu sind.“
„Aye, er wird einverstanden sein. Denn das ist das Ende des Fluchs, der seit achthundert Jahren auf seiner Familie liegt.“
„Mum, mit Verlaub, du bist verrückt.“
„Richtig, und ich werde noch viel verrückter, solange man mich nicht auf dem Kirchhof begraben hat.“
„Soll ich den anderen erzählen, was du gesagt hast?“
„Aye. Erzähle es jedem, der es hören will.“ Margaret hielt inne. „Natürlich wird jeder es hören wollen.“ Sie drehte den Kopf zum Fenster zurück und hörte nur noch das Klappern von Geschirr und dann die Schritte, als Flora sich zurückzog.
Drei kleine Mitternachtsjungs. Margaret sehnte sich danach, die Babys auf den Armen zu halten. Nun, das würde bald geschehen. Denn man würde auf sie hören. Selbst der Lord respektierte die Visionen, die allein Margaret Henley vorbehalten waren. Eines nach dem anderen würden die Babys zu ihr gebracht werden, und sie würde sicherstellen, dass die Wege der Jungs auf immer miteinander verwoben blieben.
Eines Tages würden aus den Mitternachtsjungs Mitternachtsmänner werden.
Es war Blasphemie … aber sie wünschte, sie würde es schaffen, diesen Tag noch zu erleben.
E s hieß, es lebe ein Ungeheuer in Loch Ceo. Eine grauenerregende Kreatur mit den Schuppen und Flossen eines Fisches und dem Kopf und der Mähne eines Pferdes. Ein fünfzehn Meter großes Ungetüm, das röhrend wie ein Löwe brüllte oder weinend klagte wie eine liebeskranke Sirene. Letzteres hing übrigens davon ab, wer die Geschichte erzählte.
Soweit Iain Ross wusste, hatte bisher niemand das Ungeheuer, das sich in Loch Ceo tummelte, in blauem Denim und dicker Schafswolle gekleidet gesehen, doch genau das war es, was sich seinem Blick jetzt darbot. Wenn er sich nicht täuschte, dann ertrank gerade jemand – ein Junge, wie es von hier aussah – in dem See.
Iain pfiff nach seinem Hund und eilte die Stufen des Turms von Ceo Castle hinunter. Eigentlich stieg er nie bis zum Rundgang hoch. Eigentlich setzte er nicht einmal einen Fuß in die Ruine. Aber der Sonnenschein war heute so schön gewesen und hatte ihn nach einem frühen herbstlichen Schneesturm gelockt, dass er nicht einmal die Zeit gehabt hatte, es sich anders zu überlegen.
Jetzt bereute er seine Voreiligkeit.
„Hollyhock, du dummer Hund! Wo, zum Teufel, steckst du schon wieder?“
Kein Bellen folgte als Antwort. Hollyhock – sicherlich weder Iains Wahl eines Namens für ein Haustier noch seine Wahl eines Haustieres – war mal wieder verschwunden. Was überhaupt Hollyhocks einziges Talent war. In den Monaten, seit man Iain den Welpen aufgedrängt hatte, musste der Hund vom Rand einer Klippe gerettet, aus dem nahen Sumpf gezogen und vor der Kühlerhaube eines viel zu schnell fahrenden Austin Healey weggerissen werden. Scheinbar besaß Hollyhock ebenso viele Leben wie eine Katze, leider mangelte es ihm sowohl an der Schläue als auch an der Vorsicht, die Katzen zu eigen war.
Die Wendeltreppe im Turm war gefährlich; jahrhundertelang hatten Soldatenstiefel die Steine abgewetzt und in eine spiegelglatte Oberfläche verwandelt. Iain nahm die Stufen, so schnell er es wagte. Doch es gab nur wenige Möglichkeiten, um sich festzuhalten, und ein falscher Schritt könnte eine Katastrophe bedeuten. Es schien, als würden endlose Minuten vergehen und er kaum weiterkommen, doch endlich hatte er den untersten Absatz erreicht und spurtete los zum See.
Er konnte sich nicht vorstellen, wie der Junge ins Wasser gefallen sein sollte, aber eine andere Erklärung gab es nicht. Niemand ging in Loch Ceo schwimmen, nicht einmal am heißesten Sommertag. In dem eisigen Wasser würden sich nur Pinguine wohlfühlen, Menschen auf gar keinen Fall. Hin und wieder versuchte ein unbedarfter Tourist sich an einem Kopfsprung und bereute es dann für den Rest seines Lebens – wenn er denn überlebte. Jetzt, im Herbst, war die Wassertemperatur noch um einige Grade gesunken.
Und dann war da ja auch immer noch das Ungeheuer zu bedenken.
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