In der Mitte ihres Lebens - Samuel Joseph Agnon - E-Book

In der Mitte ihres Lebens E-Book

Samuel Joseph Agnon

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Beschreibung

Samuel Joseph Agnon, der von 1912 bis 1924 in Deutschland lebte, ist der Klassiker der modernen hebräischen Literatur, ein Autor von weltweiter Geltung und Wirkung, der 1966, zusammen mit Nelly Sachs, mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sein Werk beschreibt die Hoffnungen und das Scheitern an der Grenze zwischen jüdischer Tradition und säkularer Moderne. Die Erzählung In der Mitte ihres Lebens schildert aus der Perspektive des Mädchens Tirza, das früh seine Mutter verlor, die gesellschaftlichen Zwänge und die Sehnsucht nach geglückter Liebe. In einer bürgerlichen Welt, in der Bildung erwünscht, religiöse Tradition aufgegeben oder am Verblassen ist, wird der heranwachsenden jungen Frau zunehmend bewusst, dass sie sich trotz ihrer eigenen freien Lebensentscheidungen der ihr zugedachten Rolle nicht entziehen kann. Agnons Erzählung In der Mitte ihres Lebens ist unvermutet modern. Sie wurde vor einigen Jahren unter dem gleichen Titel verfilmt.

In der Mitte ihres Lebens erscheint hier erstmals in deutscher Übersetzung und mit einem ausführlichen Kommentar zu Agnons assoziativer Sprache, die sich auf die gesamte jüdische Traditionsliteratur bezieht. Das Nachwort des Übersetzers Gerold Necker hellt diesen Zusammenhang auf.

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Seitenzahl: 160

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Samuel Joseph Agnon, der von 1912 bis 1924 in Deutschland lebte, ist der Klassiker der modernen hebräischen Literatur, ein Autor von weltweiter Geltung und Wirkung, der 1966, zusammen mit Nelly Sachs, mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sein Werk beschreibt die Hoffnungen und das Scheitern an der Grenze zwischen jüdischer Tradition und säkularer Moderne. Die Erzählung In der Mitte ihres Lebens schildert aus der Perspektive des Mädchens Tirza, das früh seine Mutter verlor, die gesellschaftlichen Zwänge und die Sehnsucht nach geglückter Liebe. In einer bürgerlichen Welt, in der Bildung erwünscht, religiöse Tradition aufgegeben oder am Verblassen ist, wird der heranwachsenden jungen Frau zunehmend bewusst, dass sie sich trotz ihrer eigenen freien Lebensentscheidungen der ihr zugedachten Rolle nicht entziehen kann. Agnons Erzählung In der Mitte ihres Lebens ist unvermutet modern. Sie wurde vor einigen Jahren unter dem gleichen Titel verfilmt.

 In der Mitte ihres Lebens erscheint hier erstmals in deutscher Übersetzung und mit einem ausführlichen Kommentar zu Agnons assoziativer Sprache, die sich auf die gesamte jüdische Traditionsliteratur bezieht. Das Nachwort des Übersetzers Gerold Necker hellt diesen Zusammenhang auf.

Samuel Joseph AgnonIn der Mitte ihres Lebens

Aus dem Hebräischen übersetzt und

Die Originalausgabe erschien 1978 unter dem Titel Bidmi jameha bei Schocken Publishing House Ltd., Tel Aviv

eBook Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag Berlin 2014

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe 2014

© der deutschen Ausgabe Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag Berlin 2014

Copyright © Schocken Publishing House Ltd., Tel Aviv, 1978

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In der Mitte ihres Lebens

In der Mitte ihres Lebens starb meine Mutter.1 Einunddreißig Jahre war meine Mutter alt, als sie starb. Kurz und unglücklich verlief ihr Leben.2 Tagsüber blieb sie im Haus; sie verließ das Haus nie. Ihre Freundinnen und Nachbarinnen kamen nicht zu Besuch, und auch mein Vater lud sich keine Gäste ein. Still litt unser Haus vor sich hin, keinem Fremden öffnete sich die Tür. Meine Mutter lag im Bett und sprach nicht viel. Aber wenn sie sprach, war es, als würde ich auf ganz reinen Flügeln, die sich für mich öffneten, in einen Palast des Segens getragen.3 Wie sehr liebte ich ihre Stimme.4 Oft öffnete ich die Tür, damit sie fragte, wer da sei. Ich war noch klein.5 Manchmal kam sie aus dem Bett und setzte sich ans Fenster. Weiß gekleidet saß sie dann am Fenster. Immer war sie weiß gekleidet.6 Einmal war ein Freund meines Vaters zufällig in unserer Stadt, sah meine Mutter und hielt sie für eine Krankenschwester, weil ihn ihre Kleidung in die Irre geführt hatte. Er wusste nicht, dass sie die Kranke war. Ihre Krankheit, eine Herzkrankheit, zerstörte ihr Leben.7 Jeden Sommer schickten sie die Ärzte zu den Heilquellen, aber sie kam zurück, kaum dass sie fort war, weil sie vor lauter Sehnsucht keine Ruhe fand, wie sie sagte. Dann saß sie wieder am Fenster oder lag im Bett.

Mein Vater begann, seine Geschäfte einzuschränken. Er fuhr auch nicht mehr nach Deutschland, wohin er

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