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Wer Stille sucht, um über das eigene Leben zu reflektieren, der muss nicht erst ins Kloster gehen. Stille lässt sich auch im Alltag finden, davon ist Christoph Zehendner überzeugt. Der Journalist, Musiker und Autor begleitet die Leserinnen und Leser auf dem Weg in die Stille. Er gibt kurze, persönliche Impulse, regt an zur Reflektion und macht Mut, Erkenntnisse aus den Zeiten der Stille im Alltag umzusetzen, um so zu einem guten Rhythmus von Leben und Arbeiten zu finden. Die Gedanken und Liedtexte, die er zitiert, motivieren dazu, aus der Begegnung mit Gott und der Reflektion über Worte aus der Bibel das eigene Leben aktiv zu gestalten. Ergänzt werden die Impulse durch Liedtexte von Christoph Zehendner, die das Thema vertiefen
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Seitenzahl: 136
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Christoph Zehendner
Den richtigen Rhythmus für mein Leben finden
Christoph Zehendner, Jahrgang 1961, lebt und arbeitet mit seiner Frau (Kunsttherapeutin) im Kloster Triefenstein bei Würzburg, das von der evangelischen Christusträger-Bruderschaft betrieben wird. Der gelernte Journalist und studierte Theologe schreibt Liedtexte, macht CDs und Bücher und ist zu Konzerten, Predigten und Moderationen unterwegs. www.christoph-zehendner.de
Bibeltexte Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Bibelverse Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe,© 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Bibeltexte der Übersetzung Hoffnung für alle®, © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis.
© 2023 Brunnen Verlag GmbH, Gießen
Lektorat: Stefan Loß
Umschlagfoto: Mauritius images / Andreas Föll
Umschlaggestaltung: Jonathan Maul
Satz: Brunnen Verlag GmbH
ISBN Buch 978-3-7655-3627-4
ISBN E-Book 978-3-7655-7695-9
www.brunnen-verlag.de
Warum dieses Buch – und was es Ihnen bringen könnte
Teil I: In der Stille ankommen
1. In der Stille ankommen
2. In der Stille ablegen
3. In der Stille ausdrücken
4. In der Stille aufatmen
5. In der Stille entdecken
Und am siebten Tag Stille
Teil II: Aufbrechen aus der Stille
1. Aus der Stille aufbrechen und mein Leben neu ordnen
2. Aus der Stille aufbrechen und einen gesunden Rhythmus finden
3. Aus der Stille aufbrechen und die richtigen Ziele anpeilen
4. Aus der Stille aufbrechen und gute Beziehungen entwickeln
5. Aus der Stille aufbrechen und neue Inspirationen entdecken
6. Aus der Stille aufbrechen und in Bewegung bleiben
7. Aus der Stille aufbrechen und Hilfe annehmen
8. Aus der Stille aufbrechen und einen guten Draht nach oben pflegen
Zum Schluss: Das Leben ist ein Geschenk
Literaturhinweise und Links
In der Stille angekommen, werd ich ruhig zum Gebet.
Große Worte sind nicht nötig,
denn Gott weiß ja, wie’s mir geht.
Danken und loben, bitten und flehn.
Zeit mit Gott verbringen.
Die Welt mit offnen Augen sehn.
Reden, hören, fragen, verstehn.
Zeit mit Gott verbringen.
Die Welt mit seinen Augen sehn.
In der Stille angekommen, leg ich meine Masken ab.
Und ich sage Gott ganz ehrlich,
was ich auf dem Herzen hab.
In der Stille angekommen, schrei ich meine Angst heraus.
Was mich quält und mir den Mut nimmt,
all das schütt ich vor Gott aus.
Danken und loben …
In der Stille angekommen, nehm ich dankbar, was Gott gibt.
Ich darf zu ihm „Vater“ sagen,
weil er mich unendlich liebt.
Danken und loben …
Text: Christoph Zehendner; Musik: Manfred Staiger
Dieses Lied können Sie sich den Link https://zehendner.lnk.to/ betenpp anhören. Weitere Links zum Anhören der Lieder finden Sie ab Seite 148.
Stille ist das Luxusgut der Zukunft. Wenn ich Menschen frage, wonach sie sich am meisten sehnen, höre ich immer öfter die Antworten: »Dinge in aller Ruhe tun können«, »Stille« und »Schweigen«. Ich glaube, dass Stille die vergessene oder vernachlässigte Kraft ist, die uns zu einem Leben zurückleiten kann, in dem wir sowohl Wurzeln als auch Flügel besitzen.
(Aus: Thomas Sjödin, Wenn Stille eine Sprache wäre,© 2022 SCM R. Brockhaus)
Achtung, liebe Leserin, lieber Leser,
seien Sie bitte ganz vorsichtig.
Was Sie hier lesen, könnte sich auf Ihr Leben auswirken.
Denn:
Sie selbst haben es in der Hand.
Sie sind Programmdirektorin bzw. Programmdirektor Ihres Lebens.
Sie entscheiden.
Auch darüber, ob Ihr Leben in einem gesunden Rhythmus verläuft.
In dem Ruhe, Stille, Aufatmen ihren Platz haben.
Oder eher nicht.
Ich kann Ihnen hier lediglich berichten, wie es mir ergangen ist. Was ich im Laufe meines Lebens erfahren und gelernt habe. Und warum die Stille und der richtige Umgang damit mir im Laufe meiner Jahre immer wichtiger geworden ist.
Es wäre doch möglich, dass manche meiner Erfahrungen auch für Sie gewinnbringend, ja vielleicht sogar kostbar werden könnten? Vielleicht heben Sie beim Lesen dieses Buches ja sogar einen Schatz, der Sie und Ihr Leben tief bereichert.
Dabei muss ich Ihnen gleich zu Beginn gestehen: Eigentlich ist es ganz schön verrückt, dass ausgerechnet ich hier über die Stille schreibe.
Gerade mir fällt es doch so schwer, zur Ruhe zu kommen.
Ich arbeite in der Regel zügig, schnell oder sehr schnell. Wohlmeinende Freunde bezeichnen mich schon mal lächelnd als „nimmermüden Hektiker“. „Mr. Christoph is always busy“, hat mir vor Jahren ein Asylbewerber aus Afrika rückgemeldet, der mich ein paar Tage lang erlebt hatte.
Und dann ist da auch noch der stets gleichbleibende Ton, den ein nicht abzuschüttelnder Begleiter durchgängig in mein Ohr hinein abgibt. Wer – wie ich – einen Tinnitus hat, der kann natürlich nie wirklich in der Stille ankommen.
Kein Zweifel, ich bin kein leuchtendes Beispiel für einen gesunden und regelmäßigen Umgang mit Stille, Entspannung, Gebet. Aber vielleicht ist ja genau das der Grund, warum ich mich so sehr nach Stille sehne und warum ich immer wieder darüber schreibe. Zum Beispiel viele Liedtexte, die von dem Wunsch nach einer wohltuenden Auszeit vom Getriebe des Alltags sprechen. Und vom Wunsch nach einer lebendigen Begegnung mit Gott in der Stille. Worte, die ausdrücken sollen, was ich in seltenen Momenten der Stille erlebe. Was mir dann kostbar und stärkend ist. Wofür ich dankbar bin und wovon ich noch viel mehr erleben möchte.
Ich staune darüber, dass sich gerade etliche meiner Lieder zum Thema Stille und Gebet weit verbreitet haben. Dass sie ihren Weg in Liederbücher der unterschiedlichsten christlichen Kirchen und Konfessionen gefunden haben. Dass manche von ihnen regelmäßig in Gottesdiensten gesungen und von Gemeinden mitgebetet werden.
„In der Stille angekommen“ beispielsweise ist schon fast so etwas wie ein „Klassiker“, abgedruckt in zahlreichen Liederbüchern, gesungen in Kirchen und Gemeinden überall im deutschsprachigen Europa, vielfältig angeklickt und angesehen als Musikvideo. Die wunderbare Melodie, die mein Freund Manfred Staiger zu meinem Liedtext komponiert hat, macht aus dem „Gedicht“ ein kleines Kunstwerk, das viele Menschen anspricht und in dem sie sich offensichtlich auch selbst entdecken können. Wie schön! Am Ende des Buches finden Sie eine Liste aller zitierten Lieder und Links, über die Sie sich die Lieder direkt anhören können.
Aus dieser schönen Erfahrung heraus haben meine Frau Ingrid und ich vor gut zwei Jahrzehnten damit begonnen, Seminare zum Thema „In der Stille angekommen“anzubieten. Zunächst geschah das im Kloster Triefenstein bei Würzburg, wo wir leben und arbeiten. Später dann zusätzlich auch im christlichen Tagungszentrum Schönblick bei Schwäbisch Gmünd.
Für uns ist es schier nicht zu fassen, wie viele Menschen sich im Laufe der Jahre schon zu diesen Seminaren angemeldet haben. Für sie und mit ihnen haben wir auf der Grundlage des Liedtextes ein ganz besonders Programm entwickelt. Ein Wochenende lang machen wir uns in kleinen, nicht zu anstrengenden Schritten in Richtung Stille auf. Für viele Teilnehmer eine neue Erfahrung mit Auswirkungen auf ihren Alltag nach dem Seminar.
Später dann entwickelten wir ergänzend ein Wochenendprogramm mit dem Titel „So viel Leben gönn ich mir“. Eine Art Fortsetzung mit vielen praktischen Hilfestellungen. (Das gleichnamige Buch wurde gerne und oft gelesen, ist aber seit einigen Jahren vergriffen.)
Immer wieder werden wir am Ende der Seminare gefragt: Kann ich diese Anregungen schriftlich mit nach Hause nehmen?
So entstand das Buch, das Sie jetzt in der Hand halten. Gedanken, Erfahrungen, Anregungen aus der Praxis.
Als Leserin oder Leser können Sie es von Anfang bis Schluss in einem Zug durchlesen.
Oder Sie können es systematisch „durcharbeiten“ und Schritt für Schritt ausprobieren.
Oder Sie blättern ein wenig im Buch herum und lassen nur das auf sich wirken, was Sie spontan anspricht.
Mit Ihnen gemeinsam möchte ich eine „Bergwanderung“ wagen. Aus dem Alltag heraus hin zur Stille. Und anschließend wieder zurück in den Alltag. Vielleicht ein bisschen so, wie Jesus und eine Handvoll seiner Jünger es erlebt haben (Lukas 9,28-36, HfA).
Jesus nahm Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten.
Während Jesus betete, veränderte sich sein Gesicht, und seine Kleider strahlten hell.
Plötzlich standen zwei Männer da und redeten mit ihm: Mose und Elia.
Auch sie waren von einem herrlichen Glanz umgeben und sprachen mit Jesus über seinen Tod, den er nach Gottes Plan in Jerusalem erleiden sollte.
Petrus und die beiden anderen Jünger hatte der Schlaf übermannt. Als sie aufwachten, sahen sie Jesus in seiner himmlischen Herrlichkeit und die zwei Männer bei ihm.
Schließlich wollten die zwei Männer gehen. Da rief Petrus: »Herr, wie gut, dass wir hier sind! Wir wollen drei Hütten bauen, für dich eine, für Mose eine und für Elia eine!« Petrus wusste aber gar nicht, was er da sagte.
Während er redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf die drei Jünger. Als die Wolke sie ganz einhüllte, fürchteten sie sich;
dann hörten sie eine Stimme, die aus ihr sprach: »Dies ist mein Sohn, ihn habe ich erwählt. Auf ihn sollt ihr hören!«
Dann war Jesus wieder allein. Die Jünger behielten all das für sich und erzählten damals niemandem, was sie erlebt hatten.
Jesus macht sich mit Petrus, Johannes und Jakobus auf den Weg. Gemeinsam steigen sie auf einen Berg.
Oben kommt es zu einer sehr intensiven, persönlichen Begegnung mit Gott. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „glanzvolle“ Zeit. Petrus will diese Erfahrung festhalten und einfach an Ort und Stelle bleiben. Doch es geht wieder zurück ins „Tal“, in den Alltag, zu den Aufgaben, die noch vor ihnen liegen. Erst einmal reden sie mit niemandem über das besondere Erlebnis. Aber sie kommen anders in den Alltag zurück, als sie gestartet sind.
Nicht jeder stille Moment hat eine solch tiefe Wirkung auf die Menschen, die ihn erleben. Und doch birgt eine Zeit der Stille im entsprechenden Rahmen viele Möglichkeiten in sich. Manche Menschen empfinden Zeiten der Stille als Oasen und Kraftquellen. Andere überprüfen in der Stille eigene Gewohnheiten. Wieder andere entscheiden über Umkehr und Neuorientierung. Im Idealfall bieten Zeiten der Stille sogar die Chance zu einer lebendigen Begegnung mit Gott.
Auf dem Weg in die Stille hinein und aus der Stille heraus ist vieles möglich. In diesem Buch beschreibe ich vieles, was ich selbst erlebt habe. Und ich ergänze meine Erfahrungen mit dem, was andere Menschen mir berichtet haben.
Versprechen aber kann ich Ihnen gar nichts. Garantieren erst recht nicht. Ich kann nur berichten von mir und von vielen Menschen, die sich auch auf den Weg in die Stille hinein und dann aus der Stille heraus in den Alltag gemacht haben. Ich hoffe, dass Sie dabei von manchen Aspekten angesprochen, angesteckt, ermutigt werden.
Und dann Ihre ganz eigene, ganz persönliche „Bergwanderung“ starten.
Jedenfalls wünsche ich Ihnen, dass beim Lesen, Durcharbeiten oder Blättern in diesem Buch Ihre Sehnsucht nach Stille wächst. Und dass Sie Mittel und Wege finden, Ihre ganz persönlichen „stillen Zeiten“ in Ihren Tag einzubauen. Und sich Ihren Alltag, Ihr Leben in Beruf und Familie, in Arbeit und Freizeit davon immer mehr prägen zu lassen.
Von Herzen wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Gottes Segen dazu!
Christoph Zehendner
Triefenstein im Frühling 2023
Lass deinen Mund stille sein –
dann spricht dein Herz.
Lass dein Herz stille sein –
dann spricht Gott.
(Spruchweisheit aus der koptischen Kirche)
Jesus sagte: Geht ihr allein
an eine einsame Stätte und ruht ein wenig.
(Markus 6,31a)
Haben Sie Strophe 1 meines Liedtextes noch in Erinnerung?
Für dieses Thema bin ich eigentlich (wie oben schon erwähnt) eine Fehlbesetzung. Zumal ich schon seit Jahren gar nicht mehr so ganz genau weiß, was Stille eigentlich ist. Und eher hastig als still durchs Leben eile.
Ich und ruhig? Ich bin ein Mundwerker. Gelegentlich ein Lautsprecher. Und ein Vielredner. Bei meinen verschiedenen beruflichen Aufgaben auf der Bühne, im Studio, bei Veranstaltungen oder Freizeiten muss ich fast immer reden. Oder singen. Oder singen und reden. Und ausgerechnet ich soll „ruhig“ werden?
Na fein, ausgerechnet das, was ich am besten kann, zählt nicht mehr. Aber vielleicht ist es ja genau das, was ich jetzt gerade brauche: mal aufzuhören mit dem, was mich sonst ausmacht. Mein vertrautes Handwerkszeug aus der Hand zu legen. Zu begreifen, dass ich jetzt niemanden beeindrucken muss. Dass es jetzt nicht mehr auf meine Fähigkeiten ankommt. Dass ich hier einfach sein kann.
Mir persönlich tut es gut, mich immer mal wieder an diese Zusagen zu erinnern: Gott weiß, wie es mir geht. Er sieht mich. Er hört mich. Er versteht mich. Schwer zu verstehen, oder? Fast ein bisschen unglaublich, ja verrückt. Und doch ist die Bibel voll von Beispielen davon, wie gut Gott Menschen kennt. Darauf kann ich mich verlassen.
Egal, ob ich ein Stille-Typ bin oder nicht.
Egal, ob ich beim Beten gutklingende Worte finde oder nur herumstammle.
Egal, ob ich Stille-Phasen genießen kann oder ob ich sie kaum aushalte.
Gott weiß, wie es mir geht.
Er weiß, was ich brauche.
Er weiß, was mich beschäftigt.
Und das ist ausgesprochen wohltuend für mich. Und beruhigend.
Ebenfalls beruhigend (also zu meiner „inneren Ruhe“ beitragend) ist ein gutes Vorbild. Gottes gutes Vorbild.
Kaum zu glauben: Auch er gönnt sich Ruhe. Auch Gott sucht die Stille. Erstaunlicherweise. Sechs Tage lang schafft er etwas großartig Neues. Und dann: Pause. Ruhe. Stille.
Im 2. Buch Mose, Kapitel 31,17c habe ich den für mich gerade sensationellen Satz entdeckt:
Nach der Schöpfung sucht Gott die Stille auf, um seine Batterien wieder aufzuladen.
Echt jetzt? Gott braucht eine Pause? Er gönnt sich Ruhe? Genau so steht es hier.
„Gott ruhte und schöpfte Atem.“ Diesen Satz aus der Bibel lasse ich mir gerne auf der Zunge zergehen und wiederhole ihn wieder und wieder.
Mir geht durch den Kopf: Wenn der allmächtige Gott sich eine Auszeit nimmt, wenn er in der Stille nach getanem Werk Atem holt, dann sollte ich Menschlein mich von ihm „anstecken“ lassen. Gerade dann, wenn es um mich herum besonders laut, wild, anstrengend, hektisch und unruhig zugeht. Gerade dann, wenn ich Aufgaben vor mir habe, die mich ausgesprochen fordern. Und auch gerade nach solchen Aufgaben. Ich brauche das mit Sicherheit auch: Atemholen. Ruhe. Stille. Besinnung.
Meine Erfahrung ist: Dieser Weg in die Stille ergibt sich bei mir in den seltensten Fällen automatisch, „durch Zufall“. Im Normalfall ist dazu eine klare Willensentscheidung nötig. Eine Entscheidung von mir. Ich muss „Stille“ wollen. Und mich dafür entscheiden. Und dann auch handeln, sonst passiert nichts.
Die Stille drängt sich nicht auf (Ausnahmen wie Krankheiten, Lockdowns, Ausgangssperren bestätigen die Regel, auch das habe ich am eigenen Leib erlebt).
Apropos eigene Entscheidung: Wenn ich zu dieser Frage ins Neue Testament schaue, dann kann ich entdecken: Auch Jesus sucht die Stille ganz bewusst. In vielen unterschiedlichen Situationen:
Vor Beginn seines öffentlichen Wirkens zieht er sich 40 Tage lang in die Stille und Abgeschiedenheit der Wüste zurück (Matthäus 4,1-11).
Nachdem er in Kapernaum viele Menschen heilte, steht er am nächsten Morgen „noch vor dem Tage“ auf, heißt es bei Markus (1,35). Er geht hinaus an eine einsame Stätte und betet dort.
Die Nachricht über die grausame Hinrichtung seines Freundes Johannes beschäftigt ihn so sehr, dass er sich in die Stille zurückziehen muss und keinen Menschen um sich haben mag (Matthäus 14,13).
Nachdem er 5000 Menschen satt gemacht hat, steigt Jesus auf einen Berg, um zu beten – berichtet Matthäus (14,23). Und am Abend ist er dort
„auf dem Berg allein“
.
Bei einem Besuch bei Maria und Martha lobt er Maria, weil sie sich Zeit nimmt, ihm zuzuhören. Anschließend – berichtet Lukas (11,1) – zieht Jesus sich zurück und betet.
Auch bevor sein Leidensweg beginnt, sucht Jesus die Stille. Im Garten Gethsemane wirft er sich auf die Knie und betet, beobachtet Matthäus (26,36).
Das sind nur einige der Szenen, in denen wir miterleben können, dass Jesus aktiv die Stille sucht. Gerade nachdem er große Aufgaben zu erledigen hat oder bevor solche Aufgaben vor ihm liegen. Ganz bewusst sind bei ihm Aktion und „Kontemplation“ (also Besinnung, Versenkung, Stille, Gebet) eng miteinander verknüpft.
Ich glaube: Was für ihn gilt, kann auch uns guttun:
Wer aktiv sein will, braucht Stille.
Und: Stille ist eine Willensentscheidung.
Diese Entscheidung trifft jede und jeder für sich selbst.
Vor der Tür rumort der Alltag, doch hier drin ist’s mir egal.
ich tauch ein ins Meer der Ruhe und versink darin total.