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Britisch-herb und friesisch-frisch: eine Krimireihe mit Suchtpotenzial In Carolinensiel endet eine Geburtstagsfeier grauenvoll: Ein Toter liegt im Rosenbusch. Als dann auch noch ein Freund der Pensionswirtin Bendine ermordet wird, gerät diese unter Verdacht. Ihre Nichte Hauptkommissarin Fenja Ehlers, und Inspector Bradford, der im sommerlichen Ostfriesland Urlaub macht, kommen dem Täter auf die Spur. Doch der kämpft mit allen Mitteln ...
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Seitenzahl: 360
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Marion Griffiths-Karger verbrachte ihre Kindheit auf einem ostwestfälischen Bauernhof. Nach Kaufmannslehre und Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft wurde sie Werbetexterin in München, später Autorin und Teilzeitlehrerin. Schauplätze ihrer bisher elf Kriminalromane sind Hannover, Ostfriesland und die südenglische Küste. Die Deutsch-Britin ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und lebt mit ihrem Mann bei Hannover.
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.
© 2018 Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: mauritius images/Novarc
Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer
Umsetzung: Tobias Doetsch
Lektorat: Dr. Marion Heister
eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-96041-314-1
Küsten Krimi
Originalausgabe
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Der größte Lump im ganzen Land,das ist und bleibt der Denunziant.
Hoffmann von Fallersleben
Otto Lohmann – ein Nachbar, notorischer Querulant, liegt tot in Bendines Rosenbusch
Irmi Lohmann – seine Frau
Elvira und Martin Holzer – ebenfalls Nachbarn
Rainer und Sigrid Buchner – Gäste aus Münster
Der schwierige Edgar – ein Neffe von Bendines verstorbenem Mann
Heini Sammers – Fischbrötchenverkäufer und Bendines Verehrer
Lore und Kalle Berglin – Bendines Freundin und ihr Mann
Willi Forst – brummiger Eigenbrötler, hat nicht mehr lange zu leben
Bingo – sein Hund
Fenja Ehlers – Bendines Nichte, Hauptkommissarin in Wittmund
Elke Ehlers – Fenjas Mutter, Bendines Schwester
Barne Ahlers – Fenjas Lebenspartner
Marlene Fitz – ihre Freundin
… und Detective Chief Inspector Mark Bradford aus Eastbourne
Carolinensiel, Ostfriesland
Bendine stand in der Küche und blickte hinaus in ihren Garten. Es war heiß und sonnig gewesen. Einer von diesen Tagen, die sie hier an der Nordseeküste nicht oft erlebten. Noch war es still, die Gäste erwartete sie erst in zwei Stunden. Aber alles war vorbereitet. Es würde Schnittchen geben, Würstchen, Kartoffelsalat und Krabben in Weißwein gedünstet. Das hatte ihre Schwester Elke beigesteuert. Elke war schon vor zwei Tagen aufgekreuzt, um ihrer Schwester bei den Vorbereitungen zu helfen. Natürlich war Bendine ihr dankbar dafür, aber sie würde noch dankbarer sein, wenn Elke sie nicht ständig als »jungen Hüpfer« bezeichnen würde. Sie fand das einfach unpassend, ganz besonders, weil sie heute sechzig Jahre alt wurde. Na gut, Elke war fast zehn Jahre älter als sie, aber Bendine musste zugeben, dass man ihr die neunundsechzig nicht ansah.
Sie griff in ihre Schürzentasche und holte den Taschenspiegel hervor, den sie seit dem gestrigen Besuch beim Friseur mit sich herumtrug. Und das war auch Elkes Schuld. Sie ließ sich immer so bekloppte Geburtstagsgeschenke einfallen. Zu ihrem Fünfzigsten hatte sie Bendine in einen Tattooladen geschleppt. Bendine war froh, dass sie selbst die – wahrscheinlich mittlerweile welke – Rose auf ihrem Hinterteil, die sie ihr verpasst hatten, nicht sehen konnte. Damals hatte sie das noch witzig gefunden, da hatte Stella noch gelebt.
Aber Stella, ihr einziges Kind, war gestorben und hatte ihr eine Enkeltochter hinterlassen, deren Geburt sie das Leben gekostet hatte. Nele war mittlerweile sieben Jahre alt und der Mittelpunkt von Bendines Leben. Ihr Mann Friedhelm hatte sich ebenfalls schon vor Jahren aus dem irdischen Leben davongemacht, aber diesen Verlust hatte Bendine nicht als dramatisch empfunden. Wenn sie ehrlich war, kam sie ohne den alten Eigenbrötler viel besser klar. Und sie war ja nicht allein. Fenja, ihre Nichte, lebte seit ein paar Jahren bei ihr in der Pension und kümmerte sich liebevoll um Nele.
Bendine seufzte. Nein, sie konnte sich nicht beklagen, es ging ihr gut. Ihre Pension war im Sommer fast immer ausgebucht, und im Frühjahr und Herbst hatte sie viele Stammgäste, die dem Hauptansturm der Touristen auf Carolinensiel in den Sommermonaten entgehen wollten. Gesund war sie auch, und was das Aussehen anbelangte, konnte sie durchaus zufrieden sein.
Okay, sie war nicht gerade dünn, nicht so dünn wie Elke, aber sagten die Ärzte nicht, dass ein paar Kilo mehr gesünder seien als ein paar zu wenig? Sie fragte sich allerdings, wieso Elke dann so gesund war. Wie auch immer. Sie stand hier in ihrer Küche, ziemlich fit für ihre sechzig Jahre, finanziell unabhängig, sozial konsolidiert, mit einem Tattoo auf dem Hintern und einer unmöglichen Frisur.
Wieso hatte sie sich bloß dazu überreden lassen? Ihre Haare standen ab wie bei einem Staubwedel. Und dann dieses Grau! Als sie vom Friseur nach Hause gekommen war, war sie gleich ins Badezimmer gerannt und hatte den Kopf unter den Wasserhahn gehalten. Danach war’s noch schlimmer gewesen. Elke hatte geschimpft und versucht, die Haare wieder in Form zu bringen. In Form!
Bendine fand, sie hatte genau das Gegenteil damit angestellt. Und in zwei Stunden würden die Gäste kommen und sich wahrscheinlich köstlich über ihre neue Haartracht amüsieren. Egal. Bendine zuckte die Achseln, sie würde jetzt ihre Jeans und das schwarze Spitzenshirt anziehen, das Fenja ihr geschenkt hatte, und ein bisschen Make-up auflegen.
Sie sah auf die Uhr. Fenja war nach Bremen gefahren, um diesen englischen Inspector vom Flughafen abzuholen, der sich für eine Woche in der Pension einquartiert hatte. Bei Männern wie diesem Bradford wünschte sich Bendine, noch zwanzig Jahre jünger zu sein. Den würde sie auch heute noch gern vernaschen. Ein Jammer, dass er kein Deutsch sprach und sie kein Englisch, obwohl sie nach seinem ersten Besuch einen Kurs in der Volkshochschule besucht hatte. Damals hatte er in Carolinensiel zusammen mit Fenja einen Mord aufgeklärt und gleichzeitig ihrer aller Leben verändert. Ja, der Anblick von Inspector Mark Bradford konnte ihr Herz immer noch zum Hüpfen bringen.
Als Bendine die Küche verlassen wollte, lief sie Edgar in die Arme, dem Neffen ihres verstorbenen Mannes. Zwar hatte sie ihn nicht eingeladen, aber das war für Edgar nie ein Hindernis, kostenlos ein paar Tage bei Bendine an der See zu verbringen, wann immer er Zeit und Lust hatte.
»Oh Bendine, ich wollte eigentlich nur schnell einen kleinen Imbiss nehmen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es dauert ja noch ein Weilchen, bis es losgeht, nicht wahr?«
»Tut mir leid.« Bendine war ziemlich gnadenlos, wenn es darum ging, ihre Vorräte zu schützen. »Die Küche ist noch für zwei Stunden geschlossen, du kannst dir ja bei Heini ein Matjesbrötchen schnorren, wenn du nicht mehr so lange durchhältst.«
Edgar steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Cordhose und wippte mit den Zehenspitzen. »Ja … das ginge natürlich auch.«
»Genau, mach das.« Bendine umfasste Edgars schlaffe Oberarme und drehte ihn Richtung Haustür. Dann ging sie in ihr Zimmer, während Edgar unschlüssig in der Diele stehen blieb.
Nachdem Bendine gegangen war, schlich er in die Küche.
***
Marlene war ziemlich betrunken. Und Fenja fühlte sich auch nicht gut. Sie hätten auf die Flasche Sekt verzichten sollen, die sie sich zusammen mit Mark Bradford gleich nach seiner Ankunft gegönnt hatten. Eigentlich hatten Marlene und sie das meiste getrunken. Sie hatte nämlich genau gesehen, wie Bradford bei seinem ersten Schluck den Mund verzogen hatte. Und Fenja musste ihm recht geben. Ein ekelhaft süßes Gesöff hatte ihre Mutter da wieder ausgesucht, um auf Tante Bendines sechzigsten Geburtstag anzustoßen. Sie und ihre Freundin Marlene hatten eine Flasche tapfer geleert und waren dann auf das herbe Jever-Bier umgestiegen. Für die Geschmacksnerven anfangs eine ziemliche Herausforderung.
Mittlerweile waren alle Gäste eingetroffen. Der Frühstücksraum, in dem sich alle versammelt hatten, war angefüllt mit dem Gemurmel und Gelächter der Gäste. Einige von ihnen hatten sich bereits einen ersten Gang vom Büfett einverleibt und nahmen Anlauf für den zweiten. Bradford hatte sich gerade ein Pumpernickel-Kanapee mit Leerdammer Käse vom Tresen geholt. Er lächelte Fenja zu und schob sich das Häppchen mit geschlossenen Augen in den Mund. »Hm … delicious«, murmelte er, während Marlene kicherte. »Wie kann man bloß so auf Pumpernickel stehen?« Sie wandte sich an Fenja. »Was heißt Pumpernickel auf Englisch?«
»Pumpernickel«, antwortete Fenja und nahm einen Schluck Bier aus der Flasche.
»Echt?«
»Ja, die sagen aber eher Pampernickel.«
»Exactly: Pampernickel«, bestätigte Bradford lächelnd.
In diesem Moment trat Barne Ahlers, Fenjas derzeitiger Lebensgefährte, an den Tisch.
»Hallo, Leute«, sagte er, nickte Marlene zu, streifte Bradford mit einem misstrauischen Blick und drückte Fenja einen Kuss auf den Mund.
»Gibt’s hier irgendwo noch einen freien Stuhl?«, fragte er mit erhobener Stimme, denn die Geräuschkulisse im Raum hatte proportional zum Alkoholkonsum der Gäste zugenommen.
»In der Küche«, rief Fenja, und Ahlers verschwand.
In der Zwischenzeit war Marlene näher an Bradford herangerückt und streichelte seine Wange. Meine Güte, Fenja wünschte sich, ihre beste Freundin wäre ein wenig zurückhaltender. Sie saß ja fast auf seinem Schoß! Und ihm schien das zu gefallen. Klar, Marlene war keine Frau, deren Annäherung ein Mann, der halbwegs bei Sinnen war, ablehnen würde. Wenn Marlene einen Mann wollte, dann bekam sie ihn auch. Das war schon immer so gewesen und würde wohl auch so bleiben.
Fenja verzog den Mund. Du bist eifersüchtig, sagte sie sich und setzte die Jever-Flasche an. Dabei hatte sie keinen Grund dazu, sie war schließlich in festen Händen, und Barne brauchte sich hinter dem Inspector wirklich nicht zu verstecken. Sie konnte sich also nicht beklagen und beschloss, großzügig zu sein. Sie würde Marlene Mark Bradford überlassen, zumindest für heute Abend. Barne Ahlers hatte einen Stuhl und eine Flasche Jever ergattert und setzte sich neben Fenja. Dabei warf er Marlene und Bradford, die sich offensichtlich eine Menge zu erzählen hatten, einen zufriedenen Blick zu.
»Ganz schön voll hier«, sagte Ahlers. »Ich hab schon mit Bendine und deiner Mutter angestoßen. Die sind ja alle ganz gut bei Stimmung.« Er sah sich um. Sein Blick blieb an Edgar hängen, der sich am Tresen seinen Teller volllud. »Was macht der denn hier? Hat Bendine den etwa eingeladen? Ich dachte, sie kann ihn nicht ausstehen.«
»Kann sie auch nicht«, sagte Fenja. »Aber Edgar wartet nicht, bis man ihn einlädt, der kommt von allein, so wie ein Schnupfen.«
Sie lachte leise und fragte sich gleichzeitig, seit wann Edgar diese Baseballkappe trug, den Schirm tief ins Gesicht gezogen. Typisch Edgar, total uncool. Wenn schon Baseballkappe, dann doch bitte mit dem Schirm im Nacken.
»Und wer ist das da?«
Ahlers wies auf einen älteren Mann, der allein mit einer Flasche Jever am Fenster stand. Er hatte einen grauen Vollbart und einen Haarschopf, der Ähnlichkeit mit Bendines Frisur hatte. Der Mann drehte den Gästen den Rücken zu und starrte, obwohl es bereits dämmerte und draußen nicht wirklich etwas zu sehen war, stoisch aus dem Fenster in Bendines Garten. Zu seinen Füßen schlief ein Border Collie.
»Das ist Willi«, sagte Fenja. »Ich glaube, mit Nachnamen heißt er Forst oder so. Der ist ziemlich eigen, verbringt die meiste Zeit auf seinem Boot auf der Harle.«
»Scheint nicht viel Wert auf Unterhaltung zu legen.«
»Stimmt, er ist wortkarg und mag nicht angesprochen werden.«
»Wieso geht er dann auf eine Geburtstagsfeier?«
Fenja betrachtete den alten Mann eine Weile versonnen. »Weil er und Bendine sich mögen. Wieso, weiß ich nicht, aber irgendetwas verbindet die beiden.«
In diesem Moment wurde es an einem der Tische laut. Ein Mann war aufgesprungen und drohte seinem Gegenüber mit der Faust.
»Du warst doch schon immer die blödeste Petze von ganz Friesland und wahrscheinlich noch drüber hinaus!«
Der Border Collie war aufgewacht und beteiligte sich mit fröhlichem Gebell an der Auseinandersetzung. Endlich passierte mal was.
»Was ist denn da los?«, fragte Ahlers.
»Das ist Martin Holzer, unser Nachbar. Der ist eigentlich ganz friedlich, aber wahrscheinlich hat Otto Lohmann, das ist der andere Typ, auch ein Nachbar, mal wieder was zu meckern gehabt.«
Fenja erhob sich langsam, sie würde es nicht dulden, dass hier jemand Bendines Geburtstagsparty sprengte, aber ihre Mutter war bereits zur Stelle und klopfte Holzer begütigend auf die Schulter. Die Gäste waren verstummt und warteten gespannt auf das, was der heutige Abend noch an Action für sie bereithalten würde. Willi Forst hatte seinen Hund mit einem kurzen Befehl zum Schweigen gebracht.
»Still, Bingo!« Der Hund gehorchte sofort und legte sich wieder hin.
Holzer schien sich langsam zu beruhigen, während Lohmann, sein Gegenüber, ihn grimmig ansah. Holzers Frau Elvira, eine resolute Endvierzigerin, zog ihren Gatten zurück auf seinen Stuhl. Das Gemurmel der Gäste hob erneut an.
Fenja setzte sich ebenfalls wieder. »Bendine ist einfach immer zu gutmütig. Kein Mensch kann Otto Lohmann leiden, aber ihr tut Irmi leid. Das ist seine Frau«, erklärte Fenja. »Ich würde ihm Hausverbot erteilen.«
»Aber wieso denn?«, fragte Ahlers, der neben Fenja der Einzige am Tisch war, der sich für den Streit interessiert hatte. Marlene und Bradford waren nur mit sich selbst beschäftigt.
»Weil Martin Holzer recht hat. Lohmann ist eine Nervensäge! Und wirklich die größte Petze, die man sich vorstellen kann. Er war früher Wachmann und spielt sich immer und überall als Möchtegern-Polizist auf. Zeigt jeden Falschparker an.« Sie nahm einen Schluck Bier. »Ich hab keine Ahnung, wie viele Anzeigen von ihm wir schon bearbeiten mussten. Neulich hat er doch tatsächlich zwei Touristen zur Schnecke gemacht, weil sie keine Tageskarte für den Strand hatten. Ich frage dich, was zum Teufel geht ihn das an?«
»Er sorgt eben für Ordnung«, schmunzelte Ahlers, dem es gefiel, wenn Fenja wütend und er nicht der Grund dafür war.
Fenja kniff die Augen zusammen. »Einmal ist doch tatsächlich eine Streife hier vorbeigekommen, weil ich die Fenster von meinem Käfer geputzt habe! Die Kollegen haben sich wahnsinnig amüsiert und es bei einer Verwarnung belassen.« Fenja warf Lohmann einen wenig freundschaftlichen Blick zu.
»Guck nicht so böse«, feixte Ahlers, »sonst verklagt er dich noch wegen Bedrohung oder wie man das nennt.«
»Das soll er sich mal trauen.«
»Ich hab Hunger, es sind noch Frikadellen da, willst du auch eine?« Ahlers war aufgestanden.
»Ja, mit Kartoffelsalat.«
Marlene und Bradford hatten offenbar keinen Hunger. Marlene hatte den Kopf an Bradfords Schulter gelegt, während er mit ihren weizenblonden Haaren spielte und neugierig die Geburtstagsgäste beobachtete.
Wie das alles wohl auf ihn wirken mochte, überlegte Fenja. Immerhin verstand er ja so gut wie nichts. Willi Forst schien ihn besonders zu interessieren.
»Was denkst du?«, fragte Fenja auf Englisch.
Bradford lächelte. »Kann es sein, dass der Hund Bingo heißt?«
Fenja war zunächst verblüfft über die Frage, doch dann lachte sie. »Stimmt, so heißt er. Du hast nicht etwa gedacht, der Mann will Bingo spielen, oder?« Bradford konnte ja nicht wissen, dass Bingospielen in Deutschland nicht annähernd so populär war wie in seiner britischen Heimat.
Bradford zuckte mit den Schultern. »Seltsamer Name für einen Hund.«
»In England vielleicht«, sagte Fenja und nahm den randvoll mit Kartoffelsalat und zwei Frikadellen gefüllten Teller, den Ahlers ihr hinhielt, entgegen. »Das kann ich nie im Leben aufessen.«
»Kein Problem, den Rest schaffe ich dann schon, der Abend ist ja noch jung«, erwiderte Ahlers und wies mit seinem Kinn zum Tresen, wo Edgar die Schüssel auskratzte. »Ich musste retten, was zu retten war.«
Marlene hatte die ganze Zeit schweigend an Bradford gelehnt dagesessen. Jetzt hob sie den Kopf und fuhr Bradford durch die Haare.
»Das ist ja süß.« Sie warf Fenja einen amüsierten Blick zu. »Stell dir vor, wir können ganz ungeniert über ihn reden. Er versteht gar nichts.«
»Bist du dir da so sicher?«, fragte Fenja kauend.
»Etwa doch?« Marlene sah Bradford unsicher an, aber seine Miene war unergründlich.
»Wo ist eigentlich Nele?«, fragte Ahlers, nachdem er sich einen Happen Frikadelle in den Mund geschoben hatte.
»Bei ihrer Freundin Elsie. Die hat nämlich auch Geburtstag. Elsies Mutter hat eine Spielenacht organisiert.«
»Oh Gott.« Ahlers stöhnte. »Wieso tun die Mütter sich so was an?«
Das wusste Fenja auch nicht. Wenn Nele Geburtstag hatte, war Fenja meistens zur Stelle, um Bendine im Kampf gegen eine durch exzessiven Zuckerkonsum energiegeladene Horde von Jungen und Mädchen zu unterstützen. Wenn die Gäste sich dann am frühen Abend endlich verabschiedeten, hinterließen sie einen Abendbrottisch, den man nicht anfassen konnte, weil man daran kleben blieb, und einen mit Wachsflecken, Donutresten, abgebissenen Würstchenhälften, Konfetti, zerfetzten Girlanden und Apfelsaftpfützen verdreckten Fußboden, auf dem man sich nur in Zeitlupe bewegen konnte, um nicht auf dem Hosenboden zu landen. Während Fenja und Bendine dann mit vereinten Kräften Ordnung schafften, sprang Nele noch immer wie ein aufgeregtes Eichhörnchen durch die Wohnung.
Ahlers hatte zwar keine eigenen Kinder, aber er wusste, was es bedeutete, eine Meute Halbwüchsiger zu beaufsichtigen. Er unterrichtete an der Gesamtschule in Wittmund Sport und Mathe. Vielleicht war Elsies Mutter gar nicht so dumm, wenn sie die Geburtstagsparty ihrer siebenjährigen Tochter in die Nacht verlegte, dachte Fenja. Womöglich hielt die Horde dann nicht so lange durch. Fenja nahm sich vor, diese Option auf jeden Fall mit Bendine zu erörtern.
Der Abend sickerte dahin, manche Gäste wurden leiser, die meisten jedoch lauter und fröhlicher. Fenja vermutete, dass es daran lag, dass Otto Lohmann, die alte Petze, sich bereits vom Acker gemacht hatte. Irmi, seine Frau, hatte sich schon kurz nach dem Streit, den ihr Mann vom Zaun gebrochen hatte, verabschiedet, was ja kein Wunder war, fand Fenja. Otto, die Petze, war einfach ein Stimmungskiller.
Den Platz der beiden Lohmanns hatten nun Rainer und Sigrid Buchner eingenommen. Buchners waren Gäste aus Münster, die zum ersten Mal ihre Ferien in Ostfriesland verbrachten. Beide waren Ende fünfzig, still und genügsam. Mit anderen Worten, die perfekten Gäste für eine viel beschäftigte Wirtin. Bendine verstand sich prächtig mit ihnen und hatte sie spontan zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Sie schienen sich gut zu unterhalten.
Bendines Freundin Lore Berglin und ihr Mann Kalle waren ebenfalls bester Laune. Vor allem Kalle klopfte sich auf die Schenkel und lachte lauthals. Willi Forst hatte den ganzen Abend mit kaum jemandem geredet. Er hatte sich auf einen einsamen Hocker gesetzt, vor sich hin gestarrt und sich in regelmäßigen Abständen mit einer neuen Flasche Jever versorgt. Irgendwann nach Mitternacht war Bingo, sein Hund, plötzlich in Bendines Garten verschwunden und bellte dort nun halb Carolinensiel zusammen.
»Willi, tu was, dein Hund jagt wieder die Katze«, mahnte Bendine, »und außerdem hetzt uns der olle Lohmann noch die Polizei auf den Hals wegen Ruhestörung.«
Willi stand auf und wankte in die Küche, von dort ging eine Tür hinaus zur Terrasse und in den Garten. Sein durchdringender Pfiff holte nicht nur seinen Hund zurück ins Haus, sondern hatte bestimmt auch Otto die Petze aus dem Bett geworfen. Fenja fragte sich jetzt schon, wen Otto dafür wieder anzeigen würde. Bendine oder Willi?
Dann verabschiedete sich Willi von Bendine, indem er sie eine Weile finster ansah, woraufhin sie ihm schweigend zunickte. Das war genug der Zuwendung für Willi. Er drehte sich um und ging, sein Hund folgte ihm auf dem Fuß.
Wenig später waren auch Marlene und Bradford verschwunden. Fenja und Barne Ahlers saßen noch mit Fenjas Mutter zusammen, die den Freund ihrer Tochter einem gründlichen Verhör unterzog, das mit der Frage endete, ob die beiden nicht mal irgendwann heiraten wollten.
»So eine Hochzeit macht doch Spaß!«, lieferte sie als Begründung, woraufhin Fenja sich für eine Weile mit einer Flasche Jever aufs Klo zurückzog.
Als sie gegen halb zwei zurückkam – sie musste wohl eingeschlafen sein –, war die Gästerunde noch mal beträchtlich geschrumpft. Nur Buchners sprachen noch mit Bendine, die bestimmt todmüde war, und der allgegenwärtige Edgar saß mit einer Flasche Baileys in der Hand bei Ahlers, in dem er offensichtlich einen Leidensgenossen vermutete. Edgar war nämlich Berufsschullehrer.
Fenjas Mutter räumte auf und klapperte unanständig laut mit dem Geschirr. Ein Zeichen für die Gäste, endlich aufzubrechen. Ahlers warf Fenja einen hilfesuchenden Blick zu, aber die machte auf dem Absatz kehrt, um ihrer Mutter beim Geschirrklappern zu helfen. Die Buchners verstanden und gingen in ihr Apartment. Ahlers stand ebenfalls auf und stellte ein paar Teller zusammen. Edgar goss sich noch einen Baileys ein und griff seufzend nach seinem Handy.
Als alle Essensreste im Kühlschrank verstaut waren, sagten auch die anderen einander Gute Nacht.
»Mach das Licht aus, wenn du gehst, Edgar«, erinnerte Bendine ihn und zog sich dann mit leichter Besorgnis um den Inhalt ihres Kühlschranks ebenfalls zurück.
Sonntagmorgen. Die Bewohner von Carolinensiel lagen in tiefem Schlaf. Das Wasser der Harle dümpelte friedlich und still Richtung Nordsee. Über dem östlichen Horizont lugte vor einem klaren Himmel eine strahlende Sonne hervor. Alles sprach für einen dieser heißen Sommertage, die Fenja so liebte. Das Dorf ruhte. Oder?
Fenja schlug unter einer steilen Stirnfalte die Augen auf. Das Licht blendete sie. Irgendetwas hatte sie geweckt. Sie wusste nicht, was es war. Ein Geräusch, ein unangenehmes, störendes Geräusch, das sie nicht ignorieren konnte. Sie lauschte. Jemand schluchzte. Eine Frau.
Fenja richtete sich auf und blickte zum Fenster, das zum Garten ging. Wie spät war es? Kurz nach sechs! Neben ihr röchelte es. Barne Ahlers warf sich auf die andere Seite und strampelte die Bettdecke weg. Das Schluchzen ging in ein leises Jammern über. Jemand rief nach Bendine.
Fenja sprang aus dem Bett, stolperte zum Fenster, öffnete es und warf einen Blick in den Garten. Sie bewohnte den ersten Stock, unter ihrem Fenster stand Irmi Lohmann und blickte zu ihr hinauf. Sie trug einen grauen Morgenmantel, ihr graues, dünnes Haar umgab ihren Kopf wie Spinnweben. Sie rang die Hände.
»Irmi, was machst du denn da?« Fenja zuckte vor ihrer eigenen lauten Stimme zurück. Irmi legte die Hände an ihre Wangen, stöhnte und wies mit der Hand in Richtung Bendines Rosenbusch.
»Ja, was denn?«
Fenja wurde ungeduldig. Irmi atmete schwer und trat von einem Fuß auf den anderen.
»Da, da ist Otto«, sagte sie leise, »ich glaube, er ist tot.« Dann brach sie in Tränen aus.
»Was ist denn hier los?« Ahlers war neben sie getreten. Er war nackt, was Fenja für einen Moment von Irmi ablenkte. Aber nicht lange.
»Hast du gesagt, Otto ist tot?«, vergewisserte sich Fenja.
»Er liegt da im Rosenbusch«, wimmerte Irmi.
Fenja und Ahlers warfen sich einen verwunderten Blick zu. Fenja fing sich.
»Ich komme runter.«
»Ich komme mit«, sagte Ahlers.
Fünf Minuten später standen die drei vor Bendines Rosenbusch. Der Duft der lachsfarbenen, üppig blühenden David-Austin-Rosen war berauschend. Bendines Rosenbeete waren in Carolinensiel ein echter Hingucker, wiesen aber leider an diesem sommerlichen Sonntagmorgen einen eklatanten Schönheitsfehler auf. Unter einem der höher gewachsenen Stämme lag, halb verborgen, Otto Lohmann, die Petze. Er lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite, eine Hand hatte sich im Busch verfangen, sie war an den Dornen hängen geblieben. So als ob er versucht hätte, sich festzuhalten. Die Augen waren geöffnet.
Er war zweifellos tot. Fenja schluckte.
»Ich rufe dann mal den Notarzt«, sagte Ahlers und ging durch die Küchentür wieder ins Haus.
»Wird nicht nötig sein, aber mach ruhig«, murmelte Fenja vor sich hin.
In diesem Moment kam Bendine aus dem Haus. Sie hatte in aller Eile ihr Geburtstagsoutfit vom gestrigen Abend angezogen, was für diesen schockierenden Umstand ein bisschen zu feierlich war. Aber das war ja irgendwie jetzt auch egal, fand Fenja. Sie erwachte aus ihrer Starre und schob die beiden Frauen ins Haus zurück.
»Du machst am besten eine starke Tasse Tee, Bendine. Irmi hat einen Schock. Wir warten, bis der Notarzt kommt.«
Bendine legte ihren Arm um ihre schluchzende Nachbarin und führte sie in ihre Küche.
»Was ist denn eigentlich los?«, fragte sie, während sie den Wasserkessel füllte. »Ist Otto gestürzt oder was?«
»Keine Ahnung«, sagte Fenja, die sich neben die schlotternde Irmi auf die Küchenbank setzte. »Wo ist dein Bruder, weiß Alfons Bescheid?« Fenja wunderte sich, dass Irmis Bruder, Alfons Wecker aus Lüneburg, der, seit ihn seine Frau vor drei Wochen hinausgeworfen hatte, bei Irmi und Otto wohnte, sich nicht blicken ließ.
»Alfons ist heute Morgen ganz früh zum Angeln gefahren«, schluchzte Irmi.
»Gib mir seine Handynummer.«
Irmi hielt sich ihr Taschentuch unter die Nase und schüttelte den Kopf. »Das hab ich schon versucht. Er macht es doch beim Angeln auch immer aus.«
Ahlers betrat die Küche und steckte sein Handy weg. »Sie sind unterwegs.«
Fenja nickte nur. Die Sonne goss warme Strahlen durchs Küchenfenster, was Fenja ebenfalls unpassend fand.
Eine halbe Stunde später stand fest, dass Otto Lohmann wahrscheinlich weder an einem Schlaganfall noch an einem Herzinfarkt gestorben war. Er hatte eine klaffende Wunde an der linken Kopfseite, deren Herkunft sich niemand erklären konnte. Jedenfalls war er nicht auf einen Stein gestürzt, denn es gab im Umkreis der Leiche keinen, der bei einem Sturz eine derartige Wunde hätte hervorrufen können. Der Boden, auf dem sein Kopf gelegen hatte, war blutgetränkt. Fenja rief also zur Sicherheit ihre Kollegen von der Kripo in Wittmund an.
Die Spurensicherung rückte an und Manfred Friedrichsen, der Rechtsmediziner. Alles gute Bekannte von Fenja, mit denen sie normalerweise zusammenarbeitete. Aber abgesehen davon, dass sie Urlaub hatte, gehörte sie dieses Mal nicht zu den Ermittlern, sondern zu den Zeugen; um genau zu sein, sogar zum möglichen Täterkreis. Ein seltsames Gefühl, an das sie sich erst noch gewöhnen musste.
Mittlerweile hatten sich die meisten Bewohner der Pension im Frühstücksraum eingefunden. Vor Bendines Haus versammelten sich die ersten Nachbarn und andere Neugierige. Fenja und ihre Mutter bereiteten das Frühstück für die Gäste zu, und Fenja stellte alles, was sich noch im Kühlschrank befand, aufs Büfett.
Währenddessen saß Bendine verwirrt und traurig mit Irmi Lohmann in der Küche. Mark Bradford war ebenfalls aufgestanden, während Marlene noch schlief. Fenja hatte ihm erklärt, was passiert war, und er hatte nur schweigend genickt und sich mit einem seltsam verwunderten Blick, die Hände in den Hosentaschen vergraben, an Bendines Küchenfenster gestellt. Fenja fragte sich, was in seinem Kopf vorging.
Dann trafen ihre Kollegen von der Kripo in Wittmund ein: Oberkommissar Geert Frenzen und Kommissarin Gesa Münte. Fenja stöhnte innerlich, hatte aber im Grunde nichts anderes erwartet.
Normalerweise leitete Fenja selbst die Ermittlungen bei ungeklärten Todesfällen im Zuständigkeitsbereich der Kripo Wittmund, und dazu gehörte Carolinensiel. Doch eine Leiche im Garten ihrer Tante, noch dazu eine mit einem verdächtigen Loch im Kopf, änderte die Zuständigkeiten. Das waren nicht unbedingt gute Neuigkeiten.
Gesa Münte war eine kluge und umsichtige Ermittlerin, was auf den selbstverliebten Geert Frenzen, Fenjas Stellvertreter, nicht unbedingt zutraf. Die Art, wie Frenzen sich jetzt in Bendines Frühstücksraum breitmachte und den Chef rauskehrte, bestätigte Fenjas Befürchtungen. Er würde jeden der Geburtstagsgäste wie einen potenziellen Täter behandeln. Bendine, die reglos an dem kleinen Tresen lehnte und starr vor sich hin blickte, standen schwierige Stunden bevor.
»So, Herrschaften«, Frenzen hielt seinen Ausweis hoch und drehte sich einmal im Kreis, »mein Name ist Frenzen, Kripo Wittmund, das ist meine Kollegin Münte.«
Fenja verdrehte die Augen und warf zuerst Ahlers und dann Bradford einen Blick zu. Während Ahlers Frenzen fasziniert beobachtete, lächelte der Inspector hintergründig. Er stand jetzt lässig am Fenster und sah einfach unverschämt gut aus. Marlene hing an seinem Arm und starrte Frenzen aus großen Augen neugierig an.
Frenzen räusperte sich. »Wer hat die Leiche gefunden?«
»Irmi, seine Frau«, sagte Elke, die Lohmanns Witwe, die neben ihr saß, unter ihre Fittiche genommen hatte.
»Aha.« Frenzen sah sich suchend um. »Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
»In der Küche«, sagte Elke. »Ich komme mit, Irmi steht noch unter Schock.«
Immerhin, dachte Fenja. Ihre Mutter hatte das Kommando übernommen und würde sich von Frenzen nicht einschüchtern lassen. Dann konnte er nicht allzu viel Schaden anrichten. Er gab Gesa und den beiden Streifenpolizisten, die den Garten abgesperrt hatten, die Anweisung, jeden Einzelnen zum Ablauf des gestrigen Abends zu befragen. Fenja beobachtete Frenzen kritisch, aber der wich dem Blick seiner Chefin konsequent aus und scheuchte Irmi und Fenjas Mutter in die Küche.
»Dann fangen wir mal am besten an, was?«
Gesa war neben sie getreten, während die beiden Uniformierten ihre Notizblöcke zückten und begannen, die übrigen Anwesenden zu befragen.
Fenja zog Gesa zur Seite. »Weißt du schon was Näheres über den Todeszeitpunkt?«
Das waren Interna, die eine Ermittlerin nicht einfach so ausplaudern konnte, das wusste Fenja, aber Gesa war unkonventionell und hatte ihre eigene Meinung darüber, wem sie vertrauen konnte.
»Vor ein paar Stunden, wahrscheinlich zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens, sagt Friedrichsen.«
»Scheiße«, entfuhr es Fenja. Das bedeutete, dass Lohmann wahrscheinlich gestorben war, als Bendines Fest noch in vollem Gange war und alle Gäste anwesend waren.
»Hast du eine Ahnung, was passiert ist?«, fragte Gesa.
Fenja schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste. Irmi stand heute Morgen völlig verstört unter meinem Fenster. Sie ist gestern vor ihrem Mann nach Haus gegangen und hat sich heute Morgen gewundert, dass er nicht im Bett lag. Sie hat ihn zuerst im Haus gesucht, ist dann in den Garten gegangen und hat gesehen, dass die Pforte zu Bendines Grundstück offen stand. Sie wollte sie schließen, und dann hat sie Ottos Bein unter dem Rosenstrauch hervorlugen sehen. Sie ist natürlich gleich hin, hat gedacht, er hätte sich betrunken und wäre im Garten eingeschlafen. Aber … na ja.«
»Und da war nichts, was die Wunde am Kopf erklären könnte?«
»Nein.«
»Also muss ihm ja wohl jemand den Schädel eingeschlagen haben.« Gesa legte den Finger an die Unterlippe wie ein Schulmädchen.
»Hat Friedrichsen eine Vermutung, womit?«
»Ein stumpfer Gegenstand, wahrscheinlich ein Stein.«
»Hm.« Fenja leckte sich über die Lippen. »Wenn ihr ein Motiv braucht, davon gibt’s reichlich. Sogar ich hätte eins.«
Gesa, die bisher versonnen den Parkettboden von Bendines Frühstücksraum gemustert hatte, blickte belustigt auf. »Tatsächlich? Das wird Geert freuen.«
»Das befürchte ich auch«, murmelte Fenja. »Also, dieser Lohmann war ein echtes Ekelpaket, ich weiß nicht, wie viele Leute der schon wegen Nichtigkeiten angezeigt hat. Falschparker, Touristen ohne Kurkarte, Leute, die ihren Hund verbotenerweise frei laufen lassen, solche Sachen. Du wirst da jede Menge im Computer finden.«
»Und was hattest du verbrochen?«
»Ich hab die Fenster von meinem Käfer geputzt«, schnaubte Fenja. »Die Kollegen haben mir einen Vortrag gehalten und fanden das lustig.«
Gesa kicherte. »Hast du einen Verdacht?«
Fenja überlegte und wurde sich plötzlich ihrer seltsamen Situation bewusst. Sollte sie wirklich Bendines Freunde und Nachbarn und ihre Verwandten – die ja auch Fenjas waren – bei der Polizei anschwärzen und ihnen Schwierigkeiten machen? War sie dann nicht auch bloß eine blöde Petze?
So fühlt sich das also an, dachte sie und nahm sich vor, in Zukunft weniger streng über Menschen zu urteilen, die versuchten, die, die sie liebten, zu schützen. Was sollte sie jetzt tun? Das, was sie wusste, für sich behalten? Das ging doch nicht. Sie war Hauptkommissarin bei der Kripo und musste mit gutem Beispiel vorangehen, auch wenn sie sich womöglich bei Bendine unbeliebt machte. Sie schüttelte unwirsch den Kopf, aber es half alles nichts, sie musste mit Gesa reden. Die würde mit den Informationen besonnen umgehen.
»Also, der Tote hat sich gestern Abend mit unserem Nachbarn gestritten, Martin Holzer. Aber das ist nichts Besonderes, Otto Lohmann lag mit jedem im Clinch.«
»Das heißt, jeder hier ist verdächtig«, sagte Gesa.
»Ja. Jeder, der auf der Party war, aber auch jeder Nachbar und alle Leute, die zufällig gegen Mitternacht hier vorbeigekommen sind.«
»Na klasse«, seufzte Gesa.
»Ich mach dir eine Liste der Leute, die da waren, aber es kann auch ein Tourist gewesen sein, mit dem er sich angelegt hat. Der ist zufällig vorbeigekommen oder hat ihm sogar vor seinem Haus aufgelauert und ihn in Bendines Garten erwischt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von den Gästen oder –«
»Das kann man nie, muss ich dir als Kripobeamtin ja nicht erzählen.«
Gesa fuhr sich durch die blonden kurzen Haare. Sie war groß, größer als Fenja, hatte die perfekte Laufsteg-Figur, war aber völlig uneitel. Fenja hatte sie noch nie geschminkt gesehen, und sie reagierte gereizt, wenn sie jemand auf ihr gutes Aussehen ansprach. »Wieso spricht niemand Männer auf ihr Aussehen an?«, hatte sie Fenja mal gefragt, als der Kollege Jannes Tiedemann sie mit Heidi Klum verglichen hatte. »Weil Männer nicht so schön sind«, hatte Fenja geantwortet, war aber damit bei Gesa nicht gut angekommen. Die fand es vorsintflutlich, wenn Männer Frauen auf ihr Aussehen reduzierten, wie sie das nannte. Fenja war da nicht so kleinlich. Sie freute sich über derartige Komplimente. Vielleicht deswegen, weil sie nicht so viele zu hören bekam wie ihre Kollegin.
»Weißt du sonst noch was, das uns helfen könnte?«, fragte Gesa, und Fenja fühlte sich unwohl in der Rolle der Befragten. Auch wenn man dieses Gespräch mit Gesa nicht als Befragung bezeichnen konnte.
Sie war – abgesehen davon, dass sie sich wie eine Verräterin fühlte – nicht gerade zufrieden mit sich als Zeugin. Sie hatte keinen Schimmer, was sich da gestern Abend in Bendines Garten abgespielt hatte. Es gab jede Menge Verdächtige und jede Menge Motive. Die Ermittlungen würden bestimmt nicht einfach werden, was Fenja zumindest ein wenig dafür entschädigte, dass Frenzen sich hier als Boss aufführen konnte.
In diesem Moment kam ihre Mutter mit einer heulenden Irmi Lohmann aus der Küche. Ihr Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes vermuten. Mit Sicherheit hatte Frenzen jede Menge Porzellan zerschlagen. Sie ging auf die beiden Frauen zu und zog ihre Mutter zur Seite, während Frenzen in der Küchentür erschien und Bendine heranwinkte. Die warf zuerst einen Blick auf ihre Schwester, die beruhigend auf die Nachbarin einredete, reckte dann kämpferisch das Kinn und begab sich in ihre Küche. Fenja schmunzelte. Mit Bendine hatte Frenzen erst mal eine harte Nuss zu knacken. Das würde ihr Zeit geben, sich mit Irmi und ein paar anderen Gästen von gestern Abend zu unterhalten.
Ihre Mutter hatte sich mit Irmi mittlerweile an einem der Tische niedergelassen und empfing sie mit vorwurfsvollem Kopfschütteln.
»Na, sag mal, was ist das denn für ein Rüpel? Der hat doch Irmi tatsächlich gefragt, ob sie ihren Mann umgebracht hat. So was! Wie kann man denn eine frischgebackene … äh«, Elke Ehlers war mit ihrer Wortwahl wohl auch nicht glücklich, »… Witwe fragen, ob sie ihren Mann getötet hat!«
Na klar, dachte Fenja und verzog den Mund. Wie nicht anders zu erwarten, war Frenzen mit der Tür ins Haus gefallen. Natürlich gehörten die Ehepartner bei einem Mordfall immer zum engeren Kreis der Verdächtigen, aber das wollte Fenja jetzt und hier nicht thematisieren.
»Irmi, es tut mir wirklich leid«, sagte sie stattdessen, »aber vielleicht können wir der Sache ja auf den Grund gehen. Hast du irgendeinen Verdacht, was passiert sein könnte? Oder kennst du jemandem, der …«, Fenja wusste nicht recht, wie sie sich ausdrücken sollte, »Otto hätte umbringen wollen?« Es gab für diese Frage keine höfliche Umschreibung.
Irmi fuhr mit der Hand über ihre Wangen und schluchzte. »Ich … Otto war bestimmt kein einfacher Mensch, aber … so was hat er nicht verdient. Und ich kenne wirklich niemanden, der zu so was imstande wäre.«
»Hat Otto mal etwas erwähnt, oder gab es in letzter Zeit einen besonderen Vorfall? Wurde er vielleicht bedroht? Oder hat er Post bekommen?«
Fenja fluchte innerlich. Sie hatte keinen Zugang zu Ottos Computer oder seinem Handy. Sie hoffte nur, dass Gesa sie mit Informationen versorgen würde, auch wenn sie sich damit womöglich in Teufels Küche brachte.
Irmi schniefte und knetete gedankenverloren ihr Taschentuch.
»Na ja, gestern Abend hatte er Streit mit Martin, das habt ihr ja sicher mitgekriegt. Aber … neulich hat ihm Gerd …«, sie blickte Fenja aus feuchten Augen an und hob die rechte Schulter an die Wange, »du weißt ja, Gerd Möllering von gegenüber, gedroht, er würde sich was ›Hübsches‹ für Otto ausdenken. Genau das hat er gesagt: was ›Hübsches‹, weil Otto ihn verpfiffen hätte.«
»Weswegen?«
»Na, Gerd hatte doch im Mai den großen Wacholder in seinem Garten gefällt. Und das darf er doch dann gar nicht mehr, wegen der Brutzeit. Ich glaube, Gerd musste ziemlich viel Strafe bezahlen. Aber«, sie blickte zuerst Fenja und dann Elke an, »ist doch wahr, wenn sich keiner an die Regeln hält, dann gibt’s keine Ordnung, und das macht unsere Gesellschaft kaputt. Das hat Otto immer gesagt. Und dass jeder auf jeden aufpassen müsste. Sonst könnte man sich die Gesetze ja gleich sparen. Und da hat er ja auch recht gehabt.«
Sie fing wieder an zu weinen, und Elke klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. Zustimmen wollte ihr aber keine der beiden Frauen, und Fenja wollte sich eine Gesellschaft, wie Otto Lohmann sie propagiert hatte, lieber nicht vorstellen. Eines war jedenfalls klar: Menschen wie Lohmann lebten gefährlich.
»Worum ging’s bei dem Streit mit Martin Holzer?«
Irmi schien zu überlegen. »Ehrlich gesagt, das weiß ich gar nicht. Martin ist plötzlich aufgesprungen und hat Otto … beschimpft.«
»Und du bist gestern Abend, nachdem du heimgekommen bist, direkt ins Bett gegangen?«
Irmi nickte.
»Was ist mit Alfons? War der letzte Nacht zu Hause?«
Irmi dachte einen Moment nach. »Natürlich, wo soll er denn sonst gewesen sein?«
Das wusste Fenja auch nicht, aber das würde ihr Alfons Wecker später persönlich sagen.
»Du hast Otto also nicht mehr gesehen?«, fuhr sie fort. »Ich meine … er ist nicht vielleicht zwischendurch mal kurz nach Haus gekommen und wieder gegangen?«
»Nein. Jedenfalls hab ich nichts gesehen oder gehört. Ich hab heute Morgen nach ihm gesucht und …«
Fenja streichelte Irmis Arm, die Frau hatte keine Neuigkeiten für sie, zumindest nicht im Moment. »Ich denke, du solltest heimgehen. Mama, du gehst besser mit und wartest, bis Irmis Bruder wieder da ist.«
»Natürlich.«
Die beiden erhoben sich, und Fenjas Mutter schob Irmi Lohmann wie ein hilfloses Kind zur Tür.
Fenja sah sich um. Die beiden Uniformierten und Gesa waren noch mit den Befragungen beschäftigt. Im Raum herrschte verhaltenes Gemurmel. Gesa sprach gerade mit Edgar, der ziemlich verkrampft und heute Morgen ohne Baseballkappe vor ihr am Tisch saß. Er hatte schützend die Arme vor seinem kompakten Leib verschränkt und fuhr sich immer wieder durch seinen lockigen Haarkranz oder hantierte an seiner Brille herum.
Wieso ist der so unentspannt?, fuhr es Fenja durch den Kopf. Hatte er etwas zu verbergen oder einfach generell etwas gegen Befragungen durch die Polizei? Normalerweise konnte er sich doch nicht wichtig genug fühlen. Wieso war das denn heute anders? Aber Fenja hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn jemand rief ihren Namen. Frenzen.
Sie drehte sich zur Küchentür und sah gerade noch, wie Bendine wütend das Frühstückszimmer durchquerte, in der Diele verschwand und wenige Sekunden später die Haustür zuschlug. Aha, Bendine schien frische Luft zu brauchen. Auch gut, dann konnte sie sich jetzt mal mit dem Leiter der Ermittlungen unterhalten.
»Reiß dich am Riemen«, murmelte sie vor sich hin, als sie sich in die Küche begab, um mit Frenzen zu sprechen.
Der bat sie, am Küchentisch Platz zu nehmen, als wäre er hier der Hausherr. Das geht ja gut los, dachte Fenja.
Als beide sich gegenübersaßen, begann Frenzen, nun doch etwas unsicher.
»Äh … komische Situation, aber du verstehst ja, dass ich dich genauso behandeln muss wie die anderen Verdächtigen.«
Fenja sackten bei dieser Wortwahl beide Mundwinkel herab. Sie holte tief Luft.
»Ja klar, also, was willst du wissen?«
»Na ja, das kannst du dir doch denken, das Übliche.« Er kicherte. »Ist dir irgendwas aufgefallen, hast du einen Verdacht et cetera et cetera …«
Fenja musterte Frenzen eine Weile schweigend, nicht weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, nein, es machte ihr einfach Spaß, Frenzen zu verunsichern. Das gelang ihr offensichtlich, denn er schien sich unbehaglich zu fühlen und griff sich an den Hals.
»Ich habe Gesa eigentlich schon alles erzählt. Der Tote hat sich eine Menge Feinde gemacht, weil er jeden wegen der kleinsten Ordnungswidrigkeit angezeigt hat. Außerdem hatte er gestern Abend eine kleine Auseinandersetzung mit Martin Holzer, einem anderen Nachbarn. Worum es genau ging, weiß ich nicht, und was sich in Bendines Garten abgespielt hat, weiß ich auch nicht. Ich hab fast die ganze Zeit mit Barne Ahlers, Marlene Fitz und Mark Bradford – an den du dich bestimmt noch erinnern kannst – am Tisch gesessen. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Fenja fand, das reichte aus an Information.
»Ähm …« Frenzen klopfte mit seinem Kugelschreiber auf sein Notizbuch. Er schien irgendwie unbefriedigt von dem Gespräch. »Und das ist wirklich alles, was du sagen kannst?«
»Ja, ich finde das Ganze völlig rätselhaft.« Sie sah Frenzen unschuldig an.
»Hast du keinen Verdacht?«
»Keinen bestimmten.« Fenja beugte sich vor. »Es gibt jede Menge Leute, die ein Motiv hatten, und wie es mit den Alibis aussieht … na ja, wann ist er denn gestorben? Hat Friedrichsen was gesagt?«
Frenzen reckte das Kinn. »Du weißt, dass ich über Ermittlungsergebnisse nicht reden darf.«
Fenja verzog den Mund. Genau das hatte sie erwartet. Sie würde ihm allerdings nicht auf die Nase binden, dass Gesa ihr das bereits gesteckt hatte.
»Ja, dann kann ich dir ja auch zu möglichen Alibis nichts sagen.«
Frenzen merkte, dass er ein Eigentor geschossen hatte, und ruderte zurück.
»Auf jeden Fall nach Mitternacht«, sagte er. »Vielleicht könntest du aufschreiben, wann du wo mit wem gewesen bist, darum bitten wir alle Gäste. Das werden wir dann hinterher auswerten.«
»Okay«, Fenja stand auf, »kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?« Sie grinste und wünschte sich, dass Frenzen die Ambivalenz dieser Frage verstand. Aber das war nicht der Fall.
»Nein, das wäre im Moment alles«, sagte er und plusterte sich auf wie ein Pfau. »Ach, da fällt mir was ein. Es sind in den letzten Tagen wieder vermehrt Anzeigen eingegangen, besonders aus Carolinensiel. Taschen- und auch Ladendiebstähle. Hast du da was mitbekommen?«
»Nein«, antwortete Fenja ärgerlich. »Ich hab im Moment auch echt andere Sorgen.«
»Wie auch immer, wenn noch was ist oder dir was auffällt … Du weißt ja, wo du uns erreichst.«
Fenja verließ grollend die Küche.
***
Mark Bradford lehnte geduldig an Bendines Frühstückstheke und beobachtete schweigend, was im Raum vor sich ging. Marlene hatte sich gerade den zweiten Becher Kaffee geholt und schlurfte zu Bendine, die soeben wieder hereinkam und sich hektisch am Frühstücksbüfett zu schaffen machte. Er sah, dass Marlene Bendine eine Frage stellte, die aber nur unwirsch abwinkte und mit dem Geschirr herumklapperte. Marlene zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Zwar verstand er kein Wort von dem, was um ihn herum gesprochen wurde, aber Fenja hatte ihn schon darüber informiert, dass ein Nachbar und Gast von Bendines Party mit einer Kopfwunde unter den Rosenbüschen lag.
Er beobachtete, wie die zwei Uniformierten und Fenjas Kollegin, die aussah wie ein Fotomodell, die Anwesenden befragten und ihre Personalien aufnahmen. Die beiden Uniformierten verließen den Raum, und Fenja kam mit ihrer Kollegin auf ihn zu.
»Du bist auch noch dran«, sagte Fenja lächelnd. »Tut mir wirklich leid, die ganze Sache.«
»Kein Problem«, antwortete er, »ist mal eine ganz neue Erfahrung. Wie kann ich helfen?«
»Du kennst ja meine Kollegin Gesa noch«, sagte Fenja und fügte mit leiser Ironie hinzu: »Leider kannst du nicht mit dem Leiter der Ermittlungen sprechen, der kann kein Englisch.« Sie zwinkerte ihm zu.
Gesa gab ihm die Hand und begrüßte ihn in perfektem Englisch. Bradford fühlte sich fast wie zu Hause, er schämte sich auch ein bisschen dafür, dass kaum einer seiner Landsleute Deutsch sprach.
Gesa stellte die üblichen Fragen, aber er konnte nichts Hilfreiches beisteuern. Jedenfalls noch nicht. Er musste seine Beobachtungen zuerst mit Fenja besprechen, bevor er möglicherweise Porzellan zerschlug. Vielleicht zog er ja die falschen Schlüsse, und alles, was er gesehen hatte, war völlig normal.
So sagte er aus, dass er gegen zwei ins Bett gegangen war. Er wich Fenjas forschendem Blick aus, beantwortete aber Gesas Frage, noch bevor sie sie stellen konnte. Ja, Marlene war bei ihm gewesen, die ganze Nacht.
»Okay«, sagte Gesa, schloss ihren Notizblock und nickte Bradford zu.
Sie sprach einige Worte mit Fenja in dieser harten Sprache mit den vielen Stopplauten und setzte sich dann zu Marlene an den Tisch. In diesem Moment kam Fenjas Kollege aus der Küche, sein Name hatte ein bisschen wie »Fritz« geklungen, das wusste Bradford noch. Fritz blieb einen Moment breitbeinig in der Küchentür stehen und warf einen Blick in die Runde. Er nickte Bradford etwas verlegen zu, drehte sich dann abrupt um und verschwand wieder in der Küche und von dort aus wohl in den Garten, wo die Spurensicherung noch beschäftigt war.