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Ein heißer Großstadtsommer, zu heiß für lange Haare. Doch als Ann-Kathrin plötzlich mit neuer Frisur daherkommt, weiß Jonas, daß Veränderungen vor der Tür stehen. Keine guten: Ohne ein Wort ist Ann-Kathrin auf und davon, und noch dazu in Begleitung von Jonas' Chef persönlich; im Reisegepäck ein Bild, das Jonas gehört, ein Mädchenporträt von möglicherweise großem Wert. So daß fraglich ist, ob die Galeristin Ira Constantin tatsächlich hinter Jonas her ist, und nicht nur hinter dem Bild ... Arno Geiger inszeniert eine immer schnellere Jagd kreuz und quer durch die Stadt und aus ihr hinaus: Auch ein moderner Taugenichts (und heimlicher Romantiker) wie Jonas möchte doch gerne wissen, warum seine Freundin lieber mit einem anderen auf Reisen geht ... Nicht nur aus Liebe und Melancholie fragt er sich das, denn am Ende ist es doch vor allem das Bild von sich selbst, das die jungen Rad- und Autofahrer in den anderen suchen und das im Tempo des unaufhörlichen Hin und Her immer wieder zu verwischen droht.
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Seitenzahl: 233
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Ein heißer Großstadtsommer, zu heiß für lange Haare. Doch als Ann-Kathrin plötzlich mit neuer Frisur daherkommt, weiß Jonas, daß Veränderungen vor der Tür stehen. Keine guten: Ohne ein Wort ist Ann-Kathrin auf und davon, und noch dazu in Begleitung von Jonas' Chef persönlich; im Reisegepäck ein Bild, das Jonas gehört, ein Mädchenporträt von möglicherweise großem Wert. So daß fraglich ist, ob die Galeristin Ira Constantin tatsächlich hinter Jonas her ist, und nicht nur hinter dem Bild ... Arno Geiger inszeniert eine immer schnellere Jagd kreuz und quer durch die Stadt und aus ihr hinaus: Auch ein moderner Taugenichts (und heimlicher Romantiker) wie Jonas möchte doch gerne wissen, warum seine Freundin lieber mit einem anderen auf Reisen geht ... Nicht nur aus Liebe und Melancholie fragt er sich das, denn am Ende ist es doch vor allem das Bild von sich selbst, das die jungen Rad- und Autofahrer in den anderen suchen und das im Tempo des unaufhörlichen Hin und Her immer wieder zu verwischen droht.
Arno Geiger
Irrlichterloh
Roman
Carl Hanser Verlag
Hey little sister what have you done?(Billy Idol, White Wedding)
Nehmen wir den Mond für bare Münze, soll er rund sein und Kopf oder Zahl. Auch das übrige soll sein, was es scheint, die acht jungen Leute, die nicht acht sind, sondern zwölf, vierzehn, fünfzehn, solange sie durcheinanderwirbeln, lachend, johlend, um eine Einbahntafel Ecke Hosek-/Lucasgasse.
Da ein Soldat. Dort eine Frau in Jeans mit einem Begräbniskranz unterm Arm. Eine andere Frau mit einem Heizlüfter in der Hand. Ein Mann in gelber Gardeuniform. Eine Frau in Schwarz, zu der vielleicht der Mann im dunklen Anzug dazugehört. Ein anderer Mann, ebenfalls im Anzug, aber salopp, hat ein Röntgenbild bei sich. Und alle, Männer, Frauen, sind mehr als nur eins, sind zwei, bald drei, wenn der Übermut in die Gruppe fährt, vervielfacht wie unter Stroboskoplicht.
Der Begräbniskranz fliegt mehrmals hoch, bis er an der Einbahntafel hängenbleibt.
— Es lebe die Einbahntafel! Auf leichtverständliche Art weist sie uns den Weg und verschafft uns nebenher die Mittel, diesen Weg auf bequeme Art zu beschreiten. In Pumps, in schwarzen Orthopädieschuhen. In Schnürstiefeln, Schnallenschuhen, Halbschuhen. Na kommt schon, hierher ins Licht!
Die jungen Leute verbeugen sich. Einer der Männer wedelt mit dem Röntgenbild über den Asphalt vor seinen lochgemusterten Straßenschuhen. Als er sich aufrichtet, zerschillt ein Schwall Wasser auf der Fahrbahn.
— Ruhe! Ruhe da unten! Etwas mehr Rücksichtnahme!
Aber Franziska, die den Begräbniskranz über die Einbahntafel geworfen hat und nächtlicherweise das Schuhwerk ihrer Theaterspieler würdigt, fordert mit großer Gebärde Geduld: Einer fehlt noch! Caspar Zelzer! Alles hergehört! Holder Gönner und Arbeitgeber, du Monopolist, Erbe einer florierenden Fertigungsanstalt für Straßenschilder. Und deine Schuhe? Halbschuhe? Trotteurs? Aus Ziegenleder?
— Verdammtes Mondgeheul! Schert euch zum Teufel! empört sich dieselbe Stimme wie schon vorhin.
— Aus gewalktem Chevreau? fragt Franziska. Oder du, Caspar Zelzer? walk on the wild side? aus Wildleder?
— Ruhe, Ruhe da unten! Ihr Schlafdiebe! Zuckendes Nachtgelichter! Gebt endlich Ruhe! Ich warne euch, ich rufe die Polizei!
Die jungen Leute wirbeln erneut durcheinander. Lachen. Ein Blumentopf platzt auf dem Gehsteig. Plastikblumen. Scherben mischen sich unter die vielerlei Schuhe.
— Halbschuhe, sagt Caspar, das schon, doch sonst zuviel der Ehre. Er zieht den rechten Schuh aus, schaut mit gerümpfter Nase ins Fußbett. Er hebt die Hand: Freunde, ich bitte um eure Aufmerksamkeit. — Ein weiterer Blumentopf springt aus dem Zylinderhut der Nacht. — Die Tradition, die wir heute fortgesetzt haben, vor dem Betriebsurlaub im Hof unserer Fabrik ein Theater zu veranstalten, ruiniert mich. — Eine Fernbedienung. Eine Kartonrolle, die Jonas trifft. Eine Keramikschale mit Süßigkeiten. Schon besser. Und überhaupt, die Schale war aus Porzellan. Zwei Bücher. Eine Lautsprecherbox. Fliegt alles auf die Straße.
— Ruhe! Ruhe, verdammt!
Eine Schreibmaschine. Der Deckel springt ab. Die Buchstaben wirbeln durcheinander.
Caspar reißt den Aufkleber aus dem Fußbett des Schuhs. Der Beweis: Obermaterial echtes Kunstleder!
Caspar zerknüllt den Aufkleber und folgt, ohne den Schuh wieder anzuziehen, den Mitgliedern der Theatergruppe, die vor den weiterhin aus dem Fenster fliegenden Gegenständen geflohen sind, gegen die Einbahnstraße. Dann rechts die Simonidesstraße entlang. Er imitiert ein Hupen, als ein Hund die Straße überquert. Er holt die Gruppe ein, wo die Simonidesstraße nach einem Stoppschild in die Dossenastraße mündet. Dort bleiben alle stehen. Drei Sekunden.
Eins … zwei … drei.
Dann rennen sie weiter. Sie kicken die Kartonrolle, die Jonas’ Kopf getroffen hat, vor sich her: Tanzschuhe, Schnallenschuhe, Schnürstiefel, Halbschuhe.
Erst als die Kartonrolle unter ein Auto zu liegen kommt, fischt sie Jonas hervor. Er nimmt die Rolle unter den Arm und küßt Ann-Kathrin. Es ist das allererste Mal. Sie duldet den Kuß, erwidert ihn, zwei Sekunden, drei Sekunden, bis sie seine Hände von ihren Hüften löst: Los, mach schon, mach die Rolle auf, mal sehen, was drin ist.
— Was wird schon groß drin sein? Haben wir nichts Besseres zu tun?
Ann-Kathrin lächelt. Sie schlingt sich, sie renkt sich um die Stange eines Vorrangschilds. Der Heizlüfter schlägt gegen die Stange.
— Mag schon sein, genaugenommen sehr viel Besseres … Wo sind denn die andern alle hin?
Es ist halb sechs. Ein schmutzig-grünliches Spülicht schwappt an den offenen Stellen zwischen die Häuser. Ein kurzer Blick. Dann ist alles halb so wichtig. Die Koordinaten des leeren Himmels hinterlassen nicht den Eindruck, als ob eine Gleichung ähnlicher Weitläufigkeit in einen Kopf zu bleuen wäre. Im Gegenteil: der Mensch muß verwirrt sein oder ist es, und gerade dann, wenn er eine Ordnung zu erkennen meint, einen Zusammenhang, eine Logik, einen Zweck — die gerade gezogenen Fallstricke des Himmels.
Da ist es, bei allem, das klügste, sich an einem festen Punkt zu orientieren und sich an die Sonne zu halten, der vorerst die Stadt im Wege steht. Aber Jonas, mit der Zuversicht desjenigen, der keine Pläne hat und nichts versäumen kann, der glaubt, daß ein guter Stolperer nie fällt, balanciert den Randstein und jene Schnittstelle entlang, an der sich Nacht und Tag nach kurzem Austausch von Gemeinsamkeiten in Zweierlei trennen.
Die Nacht geht rechts. Der Tag geht links. Und Jonas hintendrein, den Geigenkoffer schlenkernd, mit achtlosem, nachtlosem Schritt, als der Balanceakt irgendwann im Tag geendet hat. Er mag sein Gehen, das Gehen auf einem leeren Blatt Papier, nichtssagend, allessagend, kalligraphisch, als ob er es als Kunst beherrschte oder besser verstünde denn je, als ob er sich beneiden könnte. Das wär’s: sich selber beim Gehen zusehen, vom Fenster eines der oberen Stockwerke aus, und denken, der da unten, das ist einer, der ewig aushält, der durchhält, der immer entkommt.
Während Jonas den Markt durchquert, ist seine Wahrnehmung verzerrt, wie so oft, wenn er völlig übernächtigt ist, wenn ihn die Erschöpfung in ein vages Glück zieht. Die Arbeiter bei den Lastwagen haben dadurch etwas Leichtes und Müheloses. Selbst eine Kiste mit Salatköpfen fällt mit ungewöhnlich viel Verstand. Die Köpfe springen durcheinander, rollen davon. Ein Mann springt hinterher und liest die Köpfe auf. Jonas geht weiter, rechts einen stadtseitigen Quergang, dann den Hauptgang hinunter, und dort, kurz vor dessen Ende, als ihm eine Marktfrau den Rücken zukehrt, schiebt er sich einen Bund Spargel in die Jacke. Er tut es mit spielerischen Bewegungen, die seine Sicherheit verraten, an diesem Morgen nicht erwischt zu werden. Nicht an diesem Morgen, nachdem er eben erst zwei Streifenpolizisten das Nachsehen gelassen hat.
Die Marktfrau hat ein rundes Gesicht. Sie ist stämmig und untersetzt. Da sie etwas guthat, geht ihr Jonas zur Hand, sich beiläufig nach den Spargelpreisen erkundigend, die horrend sind. Es sei die falsche Jahreszeit, entschuldigt sich die Frau, lächelnd, als Jonas eine Grimasse zieht, bis zum Mittag habe sich der Spargel verfärbt, schimmere stellenweise, stelle sich schlecht, obwohl er einwandfrei in Ordnung sei. Was wolle man machen, erwidert Jonas, dem Himmel fehle lediglich das Schild mit Vorsicht frisch gestrichen! (der Firma Zelzer’s Nachfahren). Darauf die Marktfrau, eine blitzartige Einsicht: Es komme einem vor wie die Tage, als Rom brannte und Nero schmutzige Lieder gesungen habe. Der hier sei vom Vortag, aber erste Klasse, das verstehe sich. Den könne er geschenkt haben. Die jungen Leute hätten spürbar nicht mehr soviel Geld. Und Künstler seien, wie man höre, so und so angeschmiert.
Ein Künstler. Ja. Aber was für einer: im Herrschaftsbereich der Nacht, ständig vor den Nachstellungen städtischer Agenten auf der Hut. Einer, der seine Kunst vor Anbruch der Dämmerung einstellt, ohne eine andere Signatur als seine Handschrift zu hinterlassen. Aus der Rubrik Gegen unbekannt sind genügend Strafanzeigen hinter ihm her, daß er schlagartig ruiniert ist, sowie ihm der entscheidende Fehler unterläuft. Aber wenigstens klopft das Herz tüchtig, daß es gesund bleibt. Und auch der Schlaf ist tief und fest, denn die Nerven waren adäquat gereizt.
Nach einem Studium, das genau so lange dauerte wie sein Stipendium, mußte Jonas’ Glaube, daß an gut orientierten Köpfen gerade in Zeiten allgemeiner Rezession Bedarf bestehe, wie er nach der Logik eigentlich bestünde, eine jähe Erschütterung erfahren. Niemand wartete auf ihn. Er mußte Arbeit in der Schilderfabrik Zelzer’s Nachfahren annehmen, für die er seither Hausnummern und Verbotstafeln entwirft. Betteln und Hausieren unerwünscht. — Ein muffiger Job, die ideale Verlernanstalt. Deshalb investiert Jonas seine tagsüber unnützen Talente in die Verbrechensspezialität, Verkehrsschilder, diese Insignien der Unzweideutigkeit, zu erweitern, zu vereinfachen, sie mit Zeichen zu versehen, die niemand je zuvor gesehen hat oder jeder schon einmal in einem gänzlich anderen Zusammenhang.
Vergangene Nacht hat er östlich des Tiergartens besenberittene Hexen in Stopp- und Fahrverbotsschilder eingepaßt und anschließend, bis zwei Streifenpolizisten auf ihn aufmerksam wurden, Geschwindigkeitsbegrenzungen reduziert, auf 17, 32 und 32½.
Jonas legt den Geigenkoffer, der ihn immer wieder auf überraschende Weise unverdächtig macht, über die Tomaten, die zornroten, denen sein Rotzbubenstück nicht entgangen ist, und macht sich an den Schnippverschlüssen zu schaffen. Für den geschenkten Spargel reicht der Platz im Koffer. Von den normalerweise darin festgeschnallten Spraydosen fehlen zwei, weil sie Jonas weggeworfen hat, die eine, als sie leer war, die andere, als er seine Hände zum Rennen brauchte. Dreißig Meter Vorsprung. Das war die Entfernung, um die es zu streiten galt.
Jonas bedankt sich nochmals für den Spargel, im Weggehen mit Kußhand. Er hält sich links zum Blumenmarkt, wo es wie beinahe überall nach Müll und Urin riecht, weil die Straßenmeisterei wegen des akuten Wassermangels seit einer Woche darauf verzichtet, die Hydranten zu öffnen. Von einem Lastwagen herunter ersteht er einen Strauß Margeriten. Eine vertraute Unruhe macht sich breit, und Jonas gesteht sich widerwillig ein, daß die Blumen sein schlechtes Gewissen, erst jetzt nach Hause zu kommen, eher verdeutlichen als übertönen und dabei nichts rechtfertigen. Laufend, fast rennend, auf dem Mittelstreifen die Lücke einer roten Ampelphase abwartend, überquert er die schon beinahe ununterbrochen befahrene Kammerergasse. Das Tuten eines Baukrans. Von irgendwoher tönt ein Knall. Eine Fehlzündung. Ein Reifenplatzer. Plätze sind unsere Paletten. Straßen unsere Pinsel. Jonas springt die Steintreppe, deren Stufen teilweise gebrochen und von Löwenzahn unterwachsen sind, zum Kloster hoch. Das Blumenwasser läuft ihm über die Jacke, tropft auf die Bluejeans. Schattenhaft bewegen sich weiter oben in der nach hinten offenen Straße Gestalten, die Konturen im Gegenlicht aufgelöst, beinahe strahlend, als ob ihre Charaktere frühmorgens noch nicht verdorben wären (und darin dem Spargel vergleichbar). Jonas streut den Konturen die welken Blumen entgegen, die sich dem Strauß untergemogelt haben, ohnehin nur drei. Er wechselt die Straßenseite, sowie er in den Schatten eines Giebels zu geraten droht, drohnig faul, den Kopf in den Wolken, die nicht sind oder anderswo, die hier und jetzt als solche nicht existieren. Die Gedanken in einer schlafwarmen Achselhöhle Ann-Kathrins. Verkrochen. Unauffindbar.
— Rede mit mir, Jonas, bitte, rede mit mir. Ich hab die ganze Nacht auf dich gewartet. Ich war so allein.
Seit Jonas mit Ann-Kathrin zusammenwohnt, seit exakt drei Jahren, hat sie keine Nacht darauf vergessen, am Abend die Jalousien herunterzudrehen. Im Halbdunkel streift er die Schuhe ab, den rechten an der Garderobe, den linken vor der Schlafzimmertür, die er hinterher vorsichtig öffnet, nahezu lautlos, damit er Ann-Kathrin, ehe sie aufwacht, eine Weile für sich alleine hat. Er denkt, daß es Unsinn ist, einen Menschen, den man liebt, zu wecken, die Unverfänglichkeit von Empfindungen, von denen niemand weiß, aufzugeben, dieses schöne Unerkanntsein. Trotzdem wird er es tun, wie schon so oft. Er wird, wenn er den Punkt erreicht hat, an dem er sogar seinen Gefühlen traut, dem Trügerischen des Momentanen aufsitzen. Er wird sich ausziehen. Die Gürtelschnalle wird klingeln. Anschließend wird er den Bindestrich zwischen den Hälften von ihr, Ann und Kathrin, teilen, öffnen.
Zwischen den Strichen, zwischen den Zeilen, passiert dann das Große. Oder das Große würde passieren, wenn es dazu käme.
Doch dazu kommt es nicht.
Die Lichtstreifen von den Lamellen der Jalousie teilen das Zimmer in Scheiben, als hätte man das Haus durch einen Eierschneider gedrückt. Die bei gutem Mond gefütterte Steppdecke ist am Fußende aufgeschlagen (wie die Bibel an einer mehrdeutigen Stelle) oder aufgerissen (apokryph, Tobias 6, Vers 3)? Ein langer Blick. Aber Ann-Kathrin ist nicht da. Sie ist schon weg. Nein, dafür ist es zu früh. Gar nicht nach Hause gekommen? Bei Franziska geblieben? Schwer vorstellbar. Und der Bindestrich ist ein Gedankenstrich. — Jonas’ Verlangen ist letztlich einer dieser Bocksprünge über das Wahrscheinliche hinweg ins Unmögliche. Bestimmt hat Ann-Kathrin sogar angekündigt, nicht zu Hause zu sein, weil mit Jonas nicht zu rechnen war, weil an den Fingern zu errechnen war, was ihm zuerst unter den Nägeln schwelte, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, mit Polizisten wettzulaufen, bis schließlich selbst die halbwegs kühle Nachtluft in der Lunge brannte.
Schade, daß Ann-Kathrin nicht versteht, daß seine Empfindungen gerade beim nächtlichen Gehen von einem bestimmten Punkt hinter Mitternacht an mit jedem Schritt zunehmen, daß seine Empfindungen auch mit der Angst wachsen, entdeckt und verfolgt zu werden. Schade auch, daß Ann-Kathrin nicht versteht, daß sie ihm nie näher ist als in der Vorstellung von einem Mädchen, das unsichtbar Schmiere steht, das neben ihm läuft, das zwei Meter vorausläuft, ausdauernd, mit dem Gespür für den finsteren Winkel, für die engen Löcher, durch die man schlüpfen kann. Zuversichtlich keuchend, zwinkernd, markiert sie den immer ersehnten Moment des Atemholens auf der Flucht. Ein Aufblicken. Ein Innehalten. Die Ruhe inmitten des Aufruhrs.
Und dann die Vorstellung, daß sich das Mädchen bei Sonnenaufgang, der Nacht entlaufen, über ihm wiegen wird, während er selber davon träumt, die Flucht fortzusetzen, immer weiter, laufend, im Traum von einem Träumenden, der träumt, er halte sich versteckt und träume davon zu fliehen.
Aber wovor? Wohin? Hauptsache, fliehen.
Wo sind wir stehengeblieben?
Wir sind gar nicht stehengeblieben, vor allem Jonas nicht. Meistens gibt es nichts, wofür es sich lohnte stehenzubleiben. Sie wird bald kommen, sagt er sich. Sie wird mich überraschen, wenn ich gerade aufgehört habe, nach Geräuschen im Treppenhaus zu horchen. Sie steht im Zimmer, das Gesicht voller Fröhlichkeit, wie nur Gesichter Heimkommender fröhlich sind im Maß der gestiegenen Treppen. Sofort ist alles erinnert. Plötzlich bekommt der Wunsch, ihr nahe zu sein, einen Anflug möglicher Dauer. Die Zäsur des Vormittags. Das Atemholen. Denn vorerst hat auch das Weitergehen in der leeren Wohnung etwas Fluchtartiges, weil Ann-Kathrin in der Küche nicht weniger nicht ist als anderswo.
Ein paar Verrichtungen.
Die Zeit überbrücken.
Wasser für die Blumen in eine Vase lassen.
Für Licht sorgen.
Sogar in der Küche ist das Rollo heruntergezogen, ein chinesisches Seidenrollo mit einem Batikdruck in hellen, abgestuften Gelb- und Grüntönen, das Jonas hochschnellen läßt. Der Raum, zuvor durch den Farbenwurf des Rollos in verschiedenen Schattierungen abgedämpft, hellt sprunghaft auf. Der Sprung in Anns Lieblingsvase wird sichtbar. Die neuen Farben pendeln sich über den Gegenständen aus und ein. Die Flächen sind jetzt glatt. Die Umrisse kantig.
Dann das Fenster öffnen.
Schon werfen sich die Flächen wieder. Linien, die eben waagrecht verliefen, beginnen unter Geräuschen zu schwingen und verdichten sich zu einem schleierartigen Gewebe, in dem sich jene Sorglosigkeit verfängt, die ein heißer Sommer mit sich bringt. Alles vibriert vom Getrillere der Vögel im Kirschbaum zwanzig Meter weiter hinter der Mauer aus nackten Luftziegeln. Und selbst am Rascheln der Blätter kann man hören, daß es lange nicht geregnet hat.
Jonas steckt den Blumenstrauß in die Vase, den Spargel in den Kühlschrank. Anschließend, solange die Kaffeemaschine ungestört sein will, vertreibt er sich die Zeit im Badezimmer. Eine Plastikschnur, an der Anns Wäsche hängt, ist quer durch den Raum gespannt. Jonas denkt mit wieder aufloderndem Verlangen, daß Ann-Kathrin in der Waschküche ist. Er denkt es umsonst und weiß es, weil seine Nase Realist ist und die Hoffnung durch bloßes Erinnern als vergeblich entlarvt. Das Bett ist nicht benutzt worden. Anns Parfüm, auf das sie vor drei Wochen umgestiegen ist, eine Richtungsänderung, weil ihr Shalimar, der Name und nicht der Duft, auf den sie zuvor geschworen hatte, plötzlich zu verspielt geklungen habe, liegt, aller Sinnlichkeit entledigt, zu Kristallen erstarrt in den Kissen.
Gähnend angelt sich Jonas seine Zahnbürste. Er kratzt sich mit der Zahnbürste den Nacken, die unteren Halswirbel, wo er den Sitz seines Unbehagens vermutet. Er quetscht an der fast leeren Tube, schaut sich blödsinnig beim Bürsten zu. Die Zahnpasta schmeckt heute anders, metallen. Zuviel gerannt. Er duscht, rasiert sich, spült das Gesicht ab. Trinkt Kaffee. Hört nebenbei den Anrufbeantworter ab, ohne Näheres über Anns Verbleib zu erfahren. Ihm ist mulmig. Plötzlich liebt er Ann wie schon lange nicht mehr. Er läuft ins Treppenhaus, halbnackt, beugt sich über das Geländer. Enttäuscht legt er sich ins Bett. Er versucht zu schlafen, eine halbe Stunde, noch eine halbe. Es fehlt ihm an der Konzentration, als ob ihn das Bett im Stich ließe. Er steht auf, macht sich zurecht, vom schlechten Gewissen in den Hintern getreten, die ganze Nacht straßensausend ausgeblieben zu sein. Er nimmt im Arbeitszimmer der Büste Elogabals die Sonnenbrille ab. Er löst die Schnur, die an einer Tatze der Badewanne festgemacht ist, und seilt das Fahrrad von der gut drei Meter hohen Decke ab. Er faßt es an Lenkstange und Sattel, schiebt es aber erst auf den Flur, nachdem er die Klospülung betätigt hat, nur so, wie das jeder zuweilen tun sollte, wenn ein Gefühl, aus dem Bauch kommend, Mitte des Rückgrats stolpert und sich nicht mehr hochrappelt. Man atmet erleichtert durch, während das Wasser in die Kanalisation strudelt, und vergewissert sich seines Hosenladens. Das hilft garantiert.
Auf der Straße ist die Sonne derart grell, daß Jonas mit der Sonnenbrille trotz der frühen Stunde kein Aufsehen erregt. Er schlüpft in die Tretriemen und schlängelt sich zwischen den im Stop-and-go-Verkehr nur langsam, stoßweise vorankommenden Autos Richtung Stadtrand. Die Straßen sind gespannt (wie Strumpfbänder), strecken sich, dehnen sich. Der Morgen eines Arbeitstages spreizt sich, um keinen Wagen abweisen zu müssen. Erster Gang, kuppeln und stopp, kuppeln und Leergang, kuppeln und stopp. Das Trillern der Pfeife eines Verkehrspolizisten diktiert den gesetzlichen Rhythmus, kuppeln und stopp, verfolgt Jonas, verstummt, verschwindet aber erst aus seinem Ohr, als er zwanzig Minuten später einen Lagerpark für fabrikneue japanische Autos an einem Industriegleis der Bahn erreicht.
Eine Autospur führt entlang des Maschendrahtzauns, der das Gelände abschließt, durch ein Sonnenblumenfeld. Jonas folgt der Spur, sie läuft auf die Schnauze eines ausrangierten Doppeldeckerbusses zu, schwenkt kurz vor dem Bus in einem Bogen aus und endet am Hinterrad einer weißen Limousine, die längsseits des Busses in dessen Schatten parkt.
Jonas öffnet die Falttür des vorderen Auftritts. Was früher auf Knopfdruck, hydraulisch betrieben, mit Pusten und Zischen funktionierte, bedarf mittlerweile, weil der Motor des Busses ausgebaut ist, eines kräftigen Stoßens und Ziehens. Franziskas Katze schlüpft zwischen Jonas’ Beinen ins Innere des Busses. Während die Katze den Kopf in eine Keramikschale neben dem Herd steckt, setzt sich Jonas nach einem kurzen Blick auf Franziska, die mit dem Rücken zu ihm Kaffee kocht, still ächzend auf den Fahrersitz. Er legt die Hände an das spröde Gummi des Lenkers. Er dreht das Rad wahllos hin und her, fährt Schlangenlinien. Hey, driver, where are we driving to? My mama says, you are a fucking driver. Jonas lacht in sich hinein. Lehnt sich zurück. Er schaut über das Sonnenblumenfeld zum südlichen Horizont, der in einem schmierigen Wasserblau über einer parallel verlaufenden Allee von Pappeln durch die Windschutzscheibe schneidet. Er fährt weiterhin Schlangenlinien, mal große, mal zackige, und denkt dabei an nichts, oder es kommt ihm nur so vor, und er denkt vielleicht im Peripheren und wenn, dann einen unbedeutenden Moment lang, an Franziskas neuen Liebhaber (woher? seit wann?), der dieses teure Auto fährt. Eine Zeitlang umrundet er imaginäre Häuserblocks, in rasender Geschwindigkeit die Blocks in bunte Spurenknäuel hüllend. Er imitiert Motorengeräusche, mit flatternden Lippen, bis ihm einfällt, daß er fragen wollte, wo Ann-Kathrin geblieben ist.
Einem plötzlichen Impuls folgend, knallt er die flache Linke auf den inneren Ring des Lenkrads. Franziska fährt unter dem Hupen herum und läßt eine massive Viertellitertasse fallen, die in drei große Scherben zerbricht. Sie schweigt ihn Augenblicke an, fast duldsam auch in der Begutachtung des Malheurs. Sie bückt sich nach den Scherben, den Morgenmantel mit einer Hand zusammenhaltend. Sie legt die Scherben ineinander, schaut dann auf: Diesen Tag hat das Leben aus der untersten Schublade geholt.
Jedes Wort unter einer rauhen Onkel Fritz-Schlafmütze.
Jonas: Dorther kommt jeder Tag nach einem Fest, sogar der übernächste, wenn man lange genug feiert.
Er stützt die Unterarme auf das Lenkrad, mit zurückhängenden Schultern: Was soll’s, das Theater vorgestern war wieder grandios, wie jedes Jahr. Und immerhin — er richtet sich auf — beginnt heute unser Betriebsurlaub.
— Und damit hat es sich schon wieder.
Franziska schmeißt die Scherben in den Mistkübel: Ich will dir sagen, warum ich heute nur Kaffee koche.
— Heraus damit, sagt Jonas.
— Weil mir der Toast mit der Butterseite voraus in die Katzenkiste fallen würde. So ein Tag ist heute.
— Du hast deinen Morgenmantel verkehrt herum an.
Franziska blickt nach ihrer Schulter, wo die Innennaht hochsteht. Sie öffnet die Schleife des Gürtels, der den Mantel notdürftig zusammenhält. Sie schlüpft aus dem rechten Ärmel, den sie dabei umkehrt. Umkehren ist immer eine trostlose Sache, ein Eingeständnis, sich geirrt zu haben, sich übernommen zu haben. Er, Jonas, tue ihr überhaupt sehr leid, weil er sprichwörtlich und buchstäblich zur falschen Zeit den falschen Bus nehme. Dort sei das Trittbrett, sie, Franziska, an seiner, Jonas’, Stelle würde es benutzen, solange noch Zeit sei.
Inzwischen ist die bessere Seite des Morgenmantels nach außen gekehrt, und für wenige Sekunden steht Franziska nackt da, zwar halb verdeckt von dem Bausch Flanell zwischen ihren Händen, doch nackt genug, daß es Jonas leichtfällt, das Fehlende zu ergänzen. Ihm kommt es vor, als schaue er durch das Schlüsselloch einer verschlossenen Tür auf einen Augenblick fremden Glücks.
— Dreh dich herum. Klingt nicht sehr verheißungsvoll, was du bisher gesagt hast.
— Wie auch, wo von vornherein feststeht, daß die anderen die Brezel bekommen, du die Löcher von der Brezel.
Jonas: Und von dir die Haut, immerhin.
Auf engstem Raum zwischen den Küchenkästen auf der einen und der Linie von Kühlschrank, Herd und Spüle auf der anderen Seite dreht sich Franziska mit mehreren schwungvollen Schritten, eine Hand bereits im Ärmel, um die eigene Achse. Einmal ganz, ein zweites Mal halb. Dann bricht auf dem Oberdeck ein Radau los, in dem sich Fauchen, Kreischen und Jaulen und das Bersten von Glas vermischen. Flüche einer Frauenstimme. Wessen Stimme? Einem weißen Schoßhund gelingt es, aus dem Gewebe zu flüchten. Er wuselt die Treppe herunter, an Jonas vorbei zur offenstehenden Tür. Die Katze setzt in großen Sprüngen hinterher.
Jonas schaut nach draußen. Er versucht den Hund und die Limousine, die er jetzt erst in ihrer ganzen Besonderheit wahrnimmt, in einen Zusammenhang zu bringen. Er wechselt einen schnellen Blick mit Franziska, deren Morgenmantel plötzlich geschlossen ist. Er mustert sie fragend, enttäuscht. Unsichere Skepsis zieht in ihrem müden Gesicht die Fäden. Der rechte Mundwinkel weicht zurück, die Brauen rücken zusammen, als wäre ihnen kalt: Der Kaffee dauert noch, sagt sie. Gehen wir nach oben. Dein Leben hat Chancen, nach drei langweiligen Jahren wieder interessant zu werden.
Weiße Haarflocken wirbeln über das Parkett des Oberdecks. Scherben von einer Vase haben sich neben grünen Lackschuhen ausgebreitet. Die Schuhe gehören zu einer Frau, die auf dem zerfledderten Bett unter dem Heckfenster sitzt, wo früher die letzte Bank des Busses war. Alles an der Frau ist knallfarben, alles übertrieben, alles zuviel, zu grün, zu gelb, zu rot. Ihr Haar, ihr hinter einem scharfgezogenen Mittelscheitel zu einer Pyramide hochgeknotetes Haar: Es ist rot, wie es Rosen nur sind, wenn man sie auf dem Jahrmarkt schießt, und das ist allerhand.
Franziska nimmt verlegen die Scherben auf. Ira Constantin, Jonas Kreuzer, sagt sie. Ira Constantin grüßt höflich, lächelnd. Jonas erwidert das Lächeln, aber flüchtig aus abwartender Vorsicht, aus Angst vor dieser Durchsichtigkeit im ersten Blick, der nichts und alles offenläßt. Er wendet sich zu Franziska. Er habe sich Ann-Kathrin bei ihr ausgerechnet. Es entsteht eine Pause. Franziska schaut ihn mitleidig an, vorwurfsvoll, als wolle sie sagen, daß das kommt, wenn man Nacht für Nacht auf dem Besen ist. Und laut: Sie ist mit dem Bild unterwegs.
— Mit welchem Bild? fragt Jonas.
Franziska verzieht das Gesicht. Weiß er doch selber am besten, fällt ihm genau auf den Kopf, und jetzt das Bild, wie vor drei Jahren die Kartonrolle, in der das Bild war, genau auf den Kopf: Mit welchem Bild wohl? Mit dem Bild aus der Kulisse. Etwas Besonderes soll es sein.
— Das Rauchende Mädchen, ergänzt Ira Constantin.
Jonas: Keinen Pfifferling ist es wert.
— Im Gegenteil.
Ira Constantin schürzt ihre dunklen, ebenfalls plastikblumenfarbenen Lippen, kosmetisches Impasto. Sie füllt eine Kunstpause mit einem nachsichtigen Seufzer.
— Vermutlich ein Spätwerk, sagt sie — eine Botschaft vermeintlicher Überlegenheit, aufsteigend über dem fernen, mit teurem Lippenstift gezogenen Horizont.
— Unsinn, sagt Jonas und merkt, indem er redet, daß seine Berichtigungen bloße Floskeln sind: Das Bild ist falsch. Das Herz des Mädchens ist aus Pappmaché.
— So kann man es sehen. Man kann es natürlich auch anders sehen. Wer entgeht schon dem Irrtum. Am Ende bleibt es allemal ein schönes Bild, ein schönes Mädchen, sagen Sie selbst, Herr Kreuzer, das Rauchende Mädchen, ich möchte es kaufen.
Verdutzt (gleichzeitig die Möglichkeiten erwägend, was die Frau mit dem Bild anfangen will, alleine daß sie etwas damit anfangen will, versetzt ihn in Unruhe) schaut Jonas Franziska an. Franziska stöhnt. Sie zuckt die Achseln. Es sei nicht ihre Schuld. Gestern, sie seien mit dem Abbau der Bühne fast fertig gewesen, er, Jonas, habe sie wie üblich im Stich gelassen, sei mit einmal Frau Constantin vor ihr gestanden. Sie habe ein Bündel Banknoten aufgefächert, ob das Geld für das Bild, das bei der Vorstellung in der Kulisse war, angemessen sei. Sie habe Frau Constantin die Besitzverhältnisse auseinandergesetzt, ihr seine, Jonas’, Adresse gegeben, und eine Stunde später sei Ann-Kathrin aufgekreuzt, gemeinsam mit dem Chef, Caspar. Sie habe Ann-Kathrin das Bild gegeben, sie habe gedacht …
— Logisch, fällt ihr Jonas ins Wort, Rußland ist Rußland, und Ann-Kathrin ist …
— Ist sie das wirklich? fragt Ira Constantin mit einem Fragezeichen, das sich in die Gerade streckt.
— Was geht das Sie an? erwidert Jonas. Und ehe Mißverständnisse entstehen, das Bild kann mir gestohlen bleiben. Lassen Sie mich aus dem Spiel.
— Liebend gern. Doch zuerst verraten Sie mir, wie ich das anstellen soll, denn die junge Frau, Ann-Kathrin? sagten Sie, daß sie heißt, behauptet, daß das Bild Ihnen gehört.
Die beiden, Jonas und Ira Constantin, sehen einander an. Wieder, in diesem Blickwechsel, wie schon von Anfang an, als würden statt Blicken Blüten gewechselt, fühlt sich Jonas herausgefordert, vielleicht von der mondänen Zutraulichkeit der Frau, von diesem Kopfschmerzen verursachenden Effekt ständigen Kippens, einmal alles von ihr zu wissen und im nächsten Moment wieder nichts.
— Am besten, sagt er, Sie fassen, was Ann-Kathrin sagt, als Lüge auf. Es ist einmal so, daß man gewissen Leuten gegenüber aus Reflex lügt. Sie entschuldigen. Und in dem Fall, wiederum, als einen ganzen Haufen Lügen, mit dem Sie es zu tun haben, eine Lüge in der andern, weil ich das Bild Ann-Kathrin geschenkt habe oder versprochen habe, es ihr zu schenken, ohne daß es mir gehört, was Ann weiß, was alle wissen, auch daß das Bild nicht echt ist. Also was interessiert mich das Bild. Mich interessiert, wo Ann-Kathrin geblieben ist.