Jacks letzte Chance - Frank Callahan - E-Book

Jacks letzte Chance E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). In Jack Braham tobte ein Wirbelsturm der Gefühle. Niemals hätte er geglaubt, sich so sehr verlieben zu können! Aber jetzt war es passiert. Er war auch davon überzeugt, dass Jeanys Vater ihn am nächsten Ast hängen lassen würde, wenn er dahinterkam, was sich zwischen Jeany und ihm angebahnt hatte. Trotz allem war Jack bereit, es auszukämpfen. Jack Braham zügelte den Rapphengst hinter einem Dickicht und spähte zur Ranch hinüber, die ungefähr zweihundert Meter entfernt in einem wunderschönen Tal lag. Sanftes Mondlicht legte einen silbernen Hauch über das Gelände. Im Ranchhaupthaus und auch im Mannschaftsgebäude waren die Lichter schon vor über einer Stunde ausgegangen. Die O'Mulligan Ranch schien im tiefen Schlaf zu liegen. Nur das Muhen von Kühen klang hin und wieder durch die nächtliche Stille. Mitternacht war vorüber. Jack schob den Stetson in den Nacken. In seinen dunklen Augen spiegelte sich Mondschein, als er angestrengt zu den Ranchgebäuden hinüberblickte. Der junge Cowboy rückte nervös den Revolvergurt zurecht. Wo blieb Jeany? Ob sie es sich noch in letzter Minute anders überlegt hatte? Nicht weit entfernt warteten zwei Pferde hinter einem Gebüsch, die hin und wieder schnaubten und mit den Hufen scharrten. Jack Brahams Körper straffte sich plötzlich, als er eine schemenhafte Gestalt ungefähr fünfzig Meter entfernt zwischen zwei Bäumen entdeckte, die aber schnell wieder hinter einem Dickicht verschwand. Jacks Hand krallte sich so fest um den Revolvergriff, dass die Knöchel hell zu schimmern begannen. Dann aber entspannte sich Jack wieder, als er endlich erkannte, wer sich ihm näherte.

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Die großen Western – 350 –

Jacks letzte Chance

Unveröffentlichter Roman

Frank Callahan

In Jack Braham tobte ein Wirbelsturm der Gefühle. Niemals hätte er geglaubt, sich so sehr verlieben zu können! Aber jetzt war es passiert. Er war auch davon überzeugt, dass Jeanys Vater ihn am nächsten Ast hängen lassen würde, wenn er dahinterkam, was sich zwischen Jeany und ihm angebahnt hatte. Trotz allem war Jack bereit, es auszukämpfen. Wenn auch die Schlinge des Todes drohte, so wollte er doch keinen Schritt von dem Weg abweichen, den er einmal eingeschlagen hatte …

Jack Braham zügelte den Rapphengst hinter einem Dickicht und spähte zur Ranch hinüber, die ungefähr zweihundert Meter entfernt in einem wunderschönen Tal lag. Sanftes Mondlicht legte einen silbernen Hauch über das Gelände.

Im Ranchhaupthaus und auch im Mannschaftsgebäude waren die Lichter schon vor über einer Stunde ausgegangen. Die O‘Mulligan Ranch schien im tiefen Schlaf zu liegen. Nur das Muhen von Kühen klang hin und wieder durch die nächtliche Stille.

Mitternacht war vorüber.

Jack schob den Stetson in den Nacken. In seinen dunklen Augen spiegelte sich Mondschein, als er angestrengt zu den Ranchgebäuden hinüberblickte.

Der junge Cowboy rückte nervös den Revolvergurt zurecht.

Wo blieb Jeany? Ob sie es sich noch in letzter Minute anders überlegt hatte?

Nicht weit entfernt warteten zwei Pferde hinter einem Gebüsch, die hin und wieder schnaubten und mit den Hufen scharrten.

Jack Brahams Körper straffte sich plötzlich, als er eine schemenhafte Gestalt ungefähr fünfzig Meter entfernt zwischen zwei Bäumen entdeckte, die aber schnell wieder hinter einem Dickicht verschwand.

Jacks Hand krallte sich so fest um den Revolvergriff, dass die Knöchel hell zu schimmern begannen.

Dann aber entspannte sich Jack wieder, als er endlich erkannte, wer sich ihm näherte.

Kurze Zeit später schloss er Jeany O‘Mulligan, die zwanzigjährige Tochter des Ranchbosses, in seine Arme.

Ihre Lippen suchten seinen Mund, und Jack spürte die Wärme ihres bebenden Körpers.

»Endlich ist es so weit, Jack«, hauchte Jeany, nachdem sie einen Schritt zurückgewichen war. »So sehr habe ich diesen Augenblick herbeigesehnt. Nun wird uns nichts mehr auf dieser Welt trennen können.«

Jack Braham strich zärtlich über Jeanys blondes, kurz geschnittenes Haar.

»Hast du dir das auch wirklich reiflich überlegt, Darling?«, fragte er. »Dein Vater ist gegen eine Verbindung zwischen dir und mir und wird diese Einstellung auch niemals ändern.«

Jack Braham legte sanft einen Finger auf Jeany O‘Mulligans Lippen, als sie antworten wollte.

»Du weißt, dass ich nur wenige Dollars besitze, Jeany. Du dagegen bist eine der reichsten Frauen im Umkreis von vielen hundert Meilen. Dein Vater ist ein großer Mann. Er hat über fünfzig Reiter und ist in diesem County der King.«

»Ich liebe dich, Jack«, hauchte die blondhaarige Frau. »Es war Liebe auf den ersten Blick. Du hast mir sofort gefallen, und ich wusste, dass du der Mann bist, mit dem ich mein Leben teilen will. Du hast dich sehr dagegen gesträubt und es mir sehr schwer gemacht. Ich weiß genau, dass du es nicht auf das Geld und mein Erbe abgesehen hast.«

Jack Braham nickte.

»Das ist richtig, Jeany. Wenn wir beide jetzt fliehen, dann wirst auch du alles verlieren, denn dein Vater drohte dich zu enterben, wenn du mit mir nicht Schluss machst. Vor ein paar Tagen jagte er mich davon und versprach mir feierlich, mich am nächsten Baum aufzuhängen, sollte ich nicht von dir lassen. Das weißt du aber alles. Es gab keine Möglichkeit, vernünftig mit deinem Vater zu sprechen. Er will wie immer mit dem Kopf durch die Wand – wie es nun einmal seine Art ist. Du musst dir darüber klar sein, dass wir in den nächsten Wochen keine ruhige Minute haben werden. Dein Vater jagt seine Männer hinter uns her. Sie werden mich jagen wie einen steckbrieflich gesuchten Verbrecher.«

Jeany O‘Mulligan schmiegte sich erneut gegen Jack Braham.

»Das weiß ich alles, Darling«, flüsterte sie. »Und doch komme ich mit dir, denn ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ich werde Trevor McShane niemals heiraten, auch wenn er Vaters Favorit ist. Daddy möchte nur die beiden Rinderreiche vereinen, um noch mächtiger zu werden. Da spiele ich aber nicht mit. Und das hat überhaupt nichts mit dir zu tun. Ich habe Trevor McShanes Anträge mehr als einmal abgewiesen.«

»Das weiß ich alles, Sweetheart«, antwortete Jack. »Dann sind wir uns einig, Jeany. Dort drüben warten die Pferde. Vor uns liegt ein langer Ritt. Wir müssen mehr als hundert Meilen reiten, um dem Machtbereich deines Vaters zu entkommen. Ich hoffe nur, dass uns sein langer Schatten nicht einholen wird, sonst ist alles umsonst gewesen.«

»Wir schaffen es«, antwortete Jeany O‘Mulligan voller Überzeugung. »Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft, denn wir sind beide noch jung und werden die Ärmel hochkrempeln und hart arbeiten. Ich bin nicht das verwöhnte Girl, wie du vielleicht zu glauben scheinst. Doch das wirst du schon bald mit eigenen Augen sehen. Die Hauptsache aber ist, dass wir beide zusammenbleiben können. Ich liebe dich, Jack. Und ich hoffe, dass es immer so bleiben wird.«

Jack Braham lächelte und küsste Jeany O‘Mulligan sanft auf den Mund, ehe er ihre Hand ergriff und mit ihr zu den Pferden lief. Kurze Zeit später ritten die beiden davon.

*

Nach ungefähr hundert Metern zügelten Jack Braham und Jeany O‘Mulligan abrupt ihre Vierbeiner. Eine dunkle Gestalt löste sich aus dem tiefen Schatten einer Eiche und blieb nach wenigen Schritten stehen.

Der Lauf einer Winchester funkelte im silbernen Mondlicht, der auf den jungen Cowboy gerichtet war.

»Absteigen, mein Junge. Hier ist eure Flucht zu Ende. Jeany, du kehrst ganz schnell zur Ranch zurück und ziehst dir die Decke über die Ohren, wie es sich für ein anständiges Girl um diese Zeit gehört.«

Die krächzende Stimme verstummte.

Jack und Jeany starrten auf einen stämmigen Oldtimer, der breitbeinig wie ein Fels in der Brandung vor ihnen stand. In dem wettergegerbten Gesicht, das von einem mächtigen Vollbart umrahmt wurde, funkelten zwei listige, erstaunlich jung gebliebene Augen.

»Lass die Pfoten vom Eisen, Jack!«, knurrte der graubärtige Alte grimmig, als sich Brahams Hand langsam dem Colt näherte. »Du wirst doch nicht auf deinen väterlichen Freund schießen wollen, zum Henker!«

»Natürlich nicht, Old Hickory«, antwortete Jack Braham ruhig. »Du solltest dich jetzt wieder ganz schnell hinter die Büsche verziehen, damit wir weiterreiten können. Du hast deine Pflicht getan und wolltest uns zurückhalten. Das geht aber auf keinen Fall, denn Jeany und ich reiten für immer weg. Niemand wird uns aufhalten. Auch du nicht!«

Old Hickory seufzte tief und senkte das Gewehr.

»So nimm doch Vernunft an, Jack«, stieß er dann krächzend hervor. »Heiliger Rauch, das geht ins Auge. Big Boss Roger O‘Mulligan und seine Leute werden wie der Teufel hinter einer armen Seele hinter euch her sein. Ihr habt nicht den Hauch einer Chance, der wilden Meute zu entkommen. Der Cattle King wird dich töten lassen und seine Tochter zurückholen. Ich meine es doch nur gut mit dir.«

»Das weiß ich doch, Oldman. Jeany und ich haben es uns nicht leicht gemacht, wie du dir denken kannst. Da der Big Boss nicht mit einer Heirat zwischen mir und Jeany einverstanden ist, bleibt uns keine andere Wahl, als das County zu verlassen. Jeany wird schon bald volljährig.«

Jack Braham winkte ab.

»Warumsoll ich dir das alles vorkauen, du weißt doch genau, was gelaufen ist. Wir sehen einfach keinen anderen Ausweg. Und jetzt reiten wir weiter. Vielleicht lässt du uns einen kleinen Vorsprung, ehe du uns bei dem Big Boss verpfeifst. Den Gefallen könntest du uns tun.«

Old Hickory senkte den Kopf, nachdem er ihn mehrmals geschüttelt hatte. Es schien, als lausche er in sich hinein.

»Na gut, mein Junge«, murmelte er. »Du weißt, dass ich dich immer gemocht habe. Aus diesem Grund mache ich mir auch so große Sorgen um dich, denn ich möchte nicht, dass du vor die Hunde gehst. Das ist kein Spiel mehr, sondern wird bald höllisch ernst werden. Bestimmt unterschätzt du Big Boss O‘Mulligan.«

Old Hickory schwieg, als er das abweisende Gesicht und die hartfunkelnden Augen des jungen Cowboys sah.

»Dann reitet weiter. Meinen Segen habt ihr. Ich kann euch nur alles Glück dieser lausigen Welt wünschen.«

»Danke, Old Hickory«, sagte Jeany O‘Mulligan lächelnd. »Kümmere dich ein bisschen um Dad. Du hast einen gewissen Einfluss auf ihn, denn immerhin bist du schon sehr lange auf der Ranch.«

»Ich will‘s versuchen«, antwortete der Oldtimer. »Viel Sinn wird es zwar nicht haben, doch ich will alles tun, damit ihr abhauen könnt. Noch etwas, ihr beiden Turteltäubchen. Reitet nicht an der alten Weidehütte am See vorbei, denn dort ist ebenfalls ein Wachtposten, der euch nicht ungeschoren reiten lässt. Passt nur auf, denn der Big Boss rechnet irgendwie damit, dass ihr abhauen wollt, und hat einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«

Jack Braham lächelte blitzend.

»Wir schaffen das schon, Old Hickory. Danke für die Warnung, und lass es dir gutgehen.«

Jack und Jeany trieben ihre Pferde an und ließen den Oldman zurück, der tief durchatmete, schaurig fluchte und dann langsam in Richtung der O‘Mulligan Ranch davonstiefelte.

Die beiden Reiter ließen es schneller angehen und ritten verschwiegene Pfade. Dabei achteten sie immer wieder auf ihre Umgebung und zügelten sogar hin und wieder ihre Vierbeiner, um in die Nacht zu lauschen.

Einmal vernahmen sie Hufschlag aus der Ferne, der aber schnell leiser wurde und bald verstummte.

»Ob dein Vater schon bemerkt hat, dass du nicht mehr auf der Ranch bist?«, fragte Jack eine Stunde später. »Old Hickory wird uns nicht verraten haben. Wie ich ihn kenne, liegt der inzwischen in seinem Bett, nachdem er einige Whisky durch die Kehle gejagt hat.«

»Vater hat in den letzten Tagen öfter nachts nach mir gesehen. Ich habe aber die Decke ausgestopft. Wenn Daddy nur flüchtig hinschaut, dann wird er annehmen, dass ich noch in meinem Bett liege.«

Jack grinste und nickte Jeany zu. »Das hoffe ich, Darling.«

Er beugte sich zu Jeany hinüber und küsste sie auf die Wange, ehe er den Rapphengst wieder antrieb.

Eine Viertelstunde später stieß Jeany O‘Mulligan einen Aufschrei aus und deutete zu einem Hügel hinüber, der sich zweihundert Meter entfernt dunkel gegen das hellere Firmament abzeichnete.

Auch Jack Braham erkannte die Silhouetten von fünf Reitern, die auf der Hügelkuppe ihre Pferde gezügelt hatten.

»Es sieht so aus, als hätten wir uns zu früh gefreut«, sagte der schlanke Cowboy. »Das sind bestimmt Männer deines Vaters. Die Hetzjagd auf uns hat allem Anschein nach längst begonnen.«

*

Jack Braham und Jeany O‘Mulligan waren hinter einem Dickicht aus den Sätteln gesprungen und lauschten in die nächtliche Stille. Die fünf Reiter waren von der Hügelkuppe verschwunden.

Es dauerte aber nicht lange, dann vernahmen Jeany und Jack tackenden Hufschlag, der rasch lauter wurde.

Jack Braham unterdrückte einen Fluch.

»Es sieht ganz so aus, als wären wir entdeckt worden«, sagte er mühsam. »Wir müssen weiterfliehen, sollten die Jungs unserem Versteck zu nahe kommen. Du musst immer dicht hinter mir bleiben, Liebling. Und sollten wir doch getrennt werden, dann treffen wir uns an der alten Missionsruine.«

Jeany O‘Mulligans Gesicht ähnelte einem hellen Fleck in der Dunkelheit. Sie griff wie hilfesuchend nach der Hand ihres Freundes.

»Du kannst aber immer noch umkehren, wenn du das möchtest«, sagte Jack und lächelte verkniffen.

»Kommt nicht infrage«, erwiderte das Girl. »Glaube nur nicht, dass du mich wieder loswirst. Wir bleiben zusammen, egal was auch immer geschehen mag. Vergiss niemals, dass ich dich liebe.«

Jack legte den Arm um Jeanys Schulter. Die beiden jungen Menschen lauschten erneut und stellten fest, dass sich der Hufschlag ihrem Versteck immer mehr näherte. Es sah ganz so aus, als wüssten ihre Gegner, wo sich die beiden verborgen hielten. Und das gefiel beiden überhaupt nicht.

Es dauerte auch nicht lange, dann tauchten die fünf Reiter hinter einigen Büschen auf. Sie fächerten auseinander. Gewehre blitzten im Mondlicht auf, und das Schnauben der Pferde wurde lauter.

Sekunden später zügelten die Reiter ihre Gäule. Jacks Hand legte sich auf den Griff des Revolvers, dann aber nahm er sie wieder weg.

Nein – er konnte nicht auf seine Kollegen schießen, die ihm nichts getan hatten und nur einen Befehl ihres Bosses befolgten.

Er war mit fast allen Weidereitern der O‘Mulligan Ranch gut ausgekommen. Natürlich hatte es auch hin und wieder Ärger gegeben, doch der war nicht auszuschließen, wenn viele Menschen aufeinandertrafen.

Jeany griff nach der Hand ihres Freundes und drängte sich fest gegen ihn. Angst lag in ihren blauen Augen, als sie Jack forschend ansah.

»Was willst du tun?«, wisperte sie.

»Vielleicht entdecken uns die Männer nicht«, antwortete Jack leise. »Bestimmt wissen die Jungs nicht, wo wir uns befinden. Ganz ruhig bleiben. Das schaffen wir schon, Liebling.«

So sicher war sich Jack Braham da nicht und hoffte von ganzem Herzen, dass ihre Pferde sich ruhig verhielten.

Die fünf Cowboys der O‘Mulligan Ranch hatten noch immer ihre Gäule gezügelt und beobachteten das vor ihnen liegende Gelände. Ein leichter Wind rauschte in den Wipfeln der Bäume und in den Blättern der Büsche.

Dann zogen die Reiter ihre Pferde zur Seite und ritten langsam davon. Der Hufschlag verklang in der Ferne.

Jeany O‘Mulligan atmete tief auf.

»Wir müssen uns noch eine Weile ruhig verhalten«, sagte Jack Braham. »Es ist gut möglich, dass einer der Männer zurückgeblieben ist und das Gelände beobachtet, während seine Partner weitergeritten sind, und einige hundert Meter entfernt auf ihn warten.«

Jeany lächelte, obwohl sie noch immer Angst hatte, von den Leuten ihres Vaters entdeckt zu werden.

»Das ist eine gute Gelegenheit, um mich zu küssen«, hauchte sie. »Das wird uns auch auf andere Gedanken bringen.«

Jeany legte beide Arme um Jacks Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, ehe ihre leidenschaftlichen Lippen seinen Mund suchten. Die beiden hielten sich lange umschlungen, ehe Jack einen Schritt zurückwich und den Stetson aufhob, der ihm vom Kopf gefallen war.

»Ich denke, dass wir jetzt weiterreiten können, Darling«, sagte er leise. »Und sollten wir wirklich getrennt werden, dann weißt du, wo du auf mich warten musst. Komm jetzt.«

Jeany O‘Mulligan und Jack Braham stiegen in die Sättel, sahen sich nochmals um und lauschten. Dann gaben sie den Vierbeinern die Zügel frei. Der ehemalige Cowboy der O‘Mulligan Ranch übernahm die Führung.

Jack Braham ritt seitwärts davon und wollte erst nach einigen Meilen wieder auf den alten Trail zurückkehren. Im weiten Rund blieb alles ruhig. Die beiden jungen Menschen ritten im Schritt, damit der Hufschlag nicht so weit zu hören war.

Noch immer blieb alles ruhig.

Jack atmete nach einer Viertelstunde auf.

Im Osten stachen erste Lichtspeere in das Grau der sterbenden Nacht und kündeten den Beginn eines neuen Tages an. Die ersten Vögel begannen schon bald in den Zweigen der Büsche und Bäume zu zwitschern.

Die funkelnden Sterne verblassten immer mehr. Bodennebel waberten über der Prärie und ähnelten riesigen Leichentüchern. Tautropfen glitzerten auf den Grashalmen. Die Morgendämmerung griff immer mehr um sich.

Jack Braham nickte seiner Verlobten lächelnd zu und drehte den Kopf, um einen Blick auf ihre Fährten zu werfen.

Da sah er sie kommen.

Es waren mehr als zehn Reiter, die hinter einem Hügel auftauchten und genau auf ihn und Jeany zuhielten. Erst jetzt vernahmen die beiden den Hufschlag. Vorher mussten die Verfolger ebenfalls langsam geritten sein, solange sie sich in der Deckung des Hügels befunden hatten.

»Jetzt gilt‘s, Darling!«, rief Jack Braham und trieb den Rappen an. Jeanys zierliche Fuchsstute folgte.

Die Verfolger waren noch über fünfhundert Meter entfernt und hatten inzwischen ihren Pferden ebenfalls die Zügel freigegeben. Der Abstand zwischen ihnen und den Flüchtenden blieb einige Minuten lang gleich.

Dann stellte Jack fest, dass sich ihr Vorsprung vergrößerte. Die Verfolger hatten bis jetzt noch keinen Schuss abgegeben.