Jockele und seine Frau - Max Geißler - E-Book

Jockele und seine Frau E-Book

Max Geißler

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Beschreibung

Jakobus Sinsheimer, der als Student mit seinen Liebesgeschichten ganz Weimar in Unruhe versetzt hatte, hat die Malerei aufgegeben und in Jena den Doktor gemacht. In Bonn schließt er den Bund der Ehe mit Doris Rinkhaus, die mit ihm nach Norwegen geht, wo Jockele naturwissenschaftliche Studien betreibt. Zurück in Weimar erleben sie die Geburt ihres Kindes Heidi, des "Frühlingskinds", führen ein geselliges, bereicherndes Leben in ihrem großen Freundeskreis und erleben viele heitere Episoden.-

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Seitenzahl: 332

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Max Geißler

Jockele und seine Frau

Roman

Saga

Der Doktor Jakobus Sinsheimer — lieber Gott, wer kennt den Doktor Jakobus Sinsheimer nicht! Hat er nicht als „der Jockele“ wegen seines heftigen Betriebes mit den Mädchen die kleine Stadt Weimar in grosse Aufregung versetzt? Der Jockele, der als Zigeunerbüblein von der guten Tante Veronika auf der Schwelle des Hauses am Walde gefunden wurde! Der Jockele, der sich hernach so kraftvoll hineinliebte ins Leben! Der zuerst ein Maler werden wollte, und zu dem dann sein väterlicher Freund Ernst Haeckel in Jena sagte: „Ein rechter Kerl geht nicht unter — auch ohne Matura; deutsche Hochschulprofessoren sind keine Philister, und aus einem Zigeuner wird durch die kluge Sorge seiner alten Tante ein gelehrter Doktor.“

In Bonn, wo er mit Doris Rinkhaus Hochzeit feierte, sprach er ein Wort von grundlegender Bedeutung. Er sagte: „Mit Männern, in deren Leben die Frauen nicht eine ungeheure Rolle spielen, hat es ein Aber.“ Das schmetterte er so über die Hochzeitsgesellschaft hin. Und die Welt hielt davor den Atem an. Eine ältere Dame sagte sogar: „Ooh!“

Papa Rinkhaus, der Fabrikbesitzer, war ein gescheiter, eigenwilliger und reicher Mann. Es kam ihm gar nicht darauf an, den Schwiegersohn gleich an seinem Ehrentag ein bisschen in Reparatur zu nehmen. Seiner väterlichen Würde war sowieso eine harte Probe zugemutet worden, weil seine Tochter Doris ihre Herzensangelegenheit durchaus zu eigener Sache gemacht hatte. Nun konnte er gleich anfangen, das Versäumte nachzuholen; denn — wie gesagt — die Hochzeitsgäste hielten den Atem an. Der Jockele, der aus dem Thüringer Walde gezogen worden wie Moses aus dem Schilfe des Nil, schien ja mit recht netten Grundsätzen in die Ehe zu treten! Oh!

Aber Xaverius Rinkhaus zerplatzte nicht gleich, wie das die ältere Dame erwartet hatte. Nein, nein, er war auch ein vorsichtiger Mann und fragte: „Wie meinen Sie das?“ Es klang steil.

„Ganz anders, als Sie erwarten, meine Herrschaften,“ sagte Jockele mit Genugtuung. „Was mich betrifft, so werde ich mich in die Sonne meiner Frau stellen, wie sich die Erde stellt in das Licht des Frühlingshimmels.“

„Wie schön!“ seufzte die ältere Dame bekehrt. Aber „Na na!“ sagte Fräulein Hanna von Fellner, die ein halbes Jahr mit einem Oberleutnant verlobt gewesen war. Im Grunde war es ihr gar nicht unangenehm, dass man es bei diesem deutsamen „Na na“ nicht bewenden lassen wollte. Sie hatte gegen die Liebesfähigkeit junger Männer ihre Bedenken — zum mindesten gegen die Ausdauer dieser Liebesfähigkeit. Und weil der Hochzeiter Jockele so vergnügt um sie herschien, getraute sie sich, mit ihm eine Lanze zu brechen. Oho!

„Lieber Doktor, Sie sind ja nur in die Enge getrieben worden. Sie wollen Ihre junge Frau nicht ängstlich machen. Und Sie fürchten sich vor dem gewappneten Heer, das um Sie lagert! Wetten wir, dass Sie vor dem ehelichen Dasein alle Bangigkeit befallen hat, die die Männer nun einmal davor aufbringen?“

Es war ein roter neunzehnjähriger Mädchenmund, der das daherredete, wunderhübsch aufgeblüht und wissend — aber nicht zu sehr. Und gar nicht verkümmert in ungestillten Sehnsüchten.

Deshalb setzten namentlich die jungen Frauen der Tafelrunde gleich alle Lichter heraus. Teufel auch — wenn solche Weisheiten zwischen angewelkten Lippen hervorgesickert wären, so hätte man sich verstohlen mit den Füssen ein Zeichen gegeben und hätte gedacht: „Nun ja, die Konzession hat sie nicht bekommen — deshalb verschenkt sie nun den Wermut der Liebe.“ Aber auf Hanna von Fellner traf das nicht zu. Nein, es traf nicht zu — trotz der aufgetrennten Verlobung; denn erstens war sie Dos ausgezeichnete Freundin, und zweitens war sie dieser aufrechten und klaren Do leuchtendes Ebenbild. Wer die beiden nicht kannte, hielt sie für Schwestern.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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