John Sinclair 1765 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1765 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Kann jemand über zweihundert Jahre leben? Im Prinzip nicht. Nur mussten Bill Conolly und ich das bei einer Nonne namens Dahlia erleben. Sie hatte man in einem Kloster versteckt, wo es für sie keine Probleme gab, die Zeit zu überbrücken. Dann erwachte sie, denn sie wollte den treffen, den sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Es war DER SCHATTENPRINZ!

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Seitenzahl: 121

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Schattenprinz

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Hildebrandt/Luserke

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-1783-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Schattenprinz

Die Gestalt, die durch die Dunkelheit der Nacht glitt, fiel kaum auf, weil sie dunkle Kleidung trug. Sie war nur dann zu sehen, wenn die blasse Scheibe des Mondes eine Lücke in der dichten Wolkendecke fand. Es war ein Mann mit längeren grauen Haaren, dessen Körper von einem Mantel umflattert wurde, der ihm bis zu den Knöcheln reichte. Er war schnell und er blieb erst stehen, als er das alte Schloss erreichte …

Ein kurzes Schütteln, dann legte er den Kopf in den Nacken und schaute an der Wand des Turms hoch, der zum Schloss gehörte. Er war recht hoch und aus dicken Steinen erbaut, die auf ihrer Oberfläche tiefe Risse und kleine Vorsprünge hatten.

Er sah dort oben einen gelblich-roten Lichtschein, der aus einem kleinen Fenster fiel. Er glitt über das Gestein und verlieh ihm einen schwachen Glanz.

Der Mann, der unten am Turm stand, war zufrieden. Er zeigte es durch ein Nicken. Danach reckte er die Arme hoch. Seine Hände klatschten gegen das Gestein.

Unter seiner Kleidung am Rücken begann sich etwas zu bewegen. Der Mann zuckte einige Male, dann trat er nah an die Mauer heran, um das zu tun, weshalb er gekommen war. Er wollte an der Außenwand des Turms in die Höhe klettern.

Seine Finger fanden Halt an den Vorsprüngen, die Füße in den Rissen. Höher und höher kam er und damit seinem Ziel immer näher. Er befand sich auf dem direkten Weg zum Fenster und damit auch zum Licht hin.

Die Gestalt rutschte nicht einmal ab. Sie gab auch keine verräterischen Geräusche von sich. Kein Ächzen, kein schweres Atmen – nichts.

Und so kletterte sie weiter. Sie hielt erst an, als sie das Licht erreichte und ihr Gesicht davon erfasst wurde.

Wie ein übergroßer Käfer klebte sie an der Außenseite des Turms fest. Das graue Haar des Mannes schimmerte hell im Licht. Es fiel über die dichten Augenbrauen und berührte die Pupillen, die eine rötliche Farbe zeigten.

Er wartete. Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Nicht grundlos war das Fenster für ihn offen gelassen worden. Man erwartete ihn. Es gab jemanden, der sich auf ihn freute. Auf ihn, der sich einen besonderen Namen gegeben hatte.

Der Schattenprinz!

***

Die junge Frau mit den langen schwarzen Haaren lag in ihrem Bett und warf sich immer wieder von einer Seite auf die andere. Sie konnte nicht schlafen, aber das wollte sie auch nicht, denn sie wartete auf jemanden, der seinen Besuch angekündigt hatte.

Es war ihr Herr, ihr Beherrscher. Ihr Galan der Nacht. Er kam nur in der Dunkelheit und holte sich das, was ihn am Leben hielt und ihr so gut tat, auch wenn sie dabei immer schwächer wurde. Aber sie wusste, dass sie irgendwann so weit war wie ihr nächtlicher Besucher, und das stellte alles in den Schatten.

Sie hieß Dahlia, und sie lebte nicht allein in diesem Schloss. Es gab noch ihre Eltern und einige andere Verwandte. An all das dachte sie nicht, nur an ihren Geliebten. Niemand außer ihr wusste von ihm. Aber die Verwandten schienen etwas zu ahnen. Ihnen war Dahlias Zustand aufgefallen, denn sie war in der letzten Zeit blass und schwach geworden. Das versuchte sie zwar zu verbergen, aber es war nicht zu übersehen.

Und einen gab es, der sie sogar auf die kleinen Wunden am Hals angesprochen hatte. Ihm hatte sie von Kratzspuren erzählt, und er hatte es auch akzeptiert, allerdings mit einem nachdenklichen Blick.

Dahlia verbrachte die Tage im Schloss. Da dort genug anderes zu tun war, mit dem sich die Bewohner beschäftigen mussten, ließ man sie in Ruhe, was ihr sehr entgegen kam. Tagsüber war es nicht ihre Welt. Sie mochte die Helligkeit und die Sonne nicht mehr. Sie verdunkelte das Fenster ihres Zimmers und wartete sehnsüchtig auf die Ankunft der Dunkelheit.

Er kam. Aber er gab nie genau bekannt, in welcher Nacht er wieder unterwegs war. In dieser aber würde er kommen, das wusste sie, deshalb hatte sie auch das größte Fenster in ihrer Schlafkemenate geöffnet, um ihm den nötigen Platz zu schaffen.

Noch war er nicht da. Ihre Unruhe steigerte sich von Minute zu Minute. Sie blieb auch nicht mehr liegen, sondern setzte sich auf, drehte ihr Gesicht dem offenen Fenster zu, wobei sie ihre Lippen bewegte und etwas flüsterte.

Es gab Licht. Eine Öllampe verbreitete ihren Schein.

Wieder setzte sich Dahlia hin. Sie atmete schnell wie jemand, der keine Luft bekam oder schwer damit zu kämpfen hatte. Ein Schweißfilm lag auf ihrem Gesicht, das bleich wie die Scheibe des Mondes war, der sich hin und wieder zeigte, wenn die Wolkendecke aufriss. Im Gegensatz dazu waren ihre Haare rabenschwarz. So wie sie aussah, wurde in dem Märchen immer das Schneewittchen beschrieben.

Sie wartete.

Sie lauschte.

Sie hielt die Hände wie zum Gebet gefaltet. Ihre Augen waren auf die Fensteröffnung gerichtet. Wenn er kam, dann schob er sich durch die Öffnung, und sie würde in seinen Augen das Strahlen sehen, auf das sich die Wartende schon freute.

Noch kam er nicht. Sie hätte sonst etwas gehört, denn um sie herum war es totenstill. Da waren auch die Geräusche zu hören, die von draußen an ihre Ohren drangen.

Noch war alles ruhig. Aber die Zeit blieb nicht stehen, und die Unruhe steigerte sich bei der jungen Frau. Sie war knapp zwanzig Jahre alt und sehr gut entwickelt. Ein Blickfang für die Männer, was sie auch wusste und nicht mochte. Deshalb versteckte sie ihre Formen gern unter weiter Kleidung.

Nicht im Bett. Und nicht, wenn sie ihren Galan der Nacht erwartete. Da wollte sie seine Hände auf ihrer Haut spüren. Deshalb trug sie auch nicht viel am Leib. Ein Hemd mit einem tiefen Ausschnitt, das ihr bis knapp zu den Knien reichte. Das war alles, was sie am Körper trug, und sie wartete ungeduldig darauf, dass dieser Körper von harten Händen gestreichelt und geknetet wurde.

Wieder glitt ihr Blick zum Fenster. Sie sah nichts, aber diesmal drehte sie sich nicht so schnell weg, denn sie hatte etwas gehört.

Dahlia lauschte.

Ja, es stimmte. Die absolute Stille war dahin, denn es kam jemand von außen. Sie vernahm Geräusche, die jemand verursachte, der über das Gestein glitt.

Und das tat der Schattenprinz!

Dahlia riss sich zusammen. Sie stand nicht auf, um zum Fenster zu eilen. Sie blieb sitzen und wartete darauf, dass er kam, dass sich die Fensteröffnung verdunkelte und die Gestalt, die keinen Schatten warf, aber im Schatten lebte, ihr Zimmer betrat, um sich an ihr zu laben und sie wieder ein Stück näher an das ewige Leben heranzubringen. Ja, daran glaubte sie fest. Das ewige Leben, das ihr die andere Seite geben würde.

Und dann war er da.

Er war kein Schatten, aber er sah trotzdem so aus wie einer, der keinen Laut von sich gab. Und er war schnell. Er hatte sich nicht damit aufgehalten, seine Blicke durch das Zimmer gleiten zu lassen, er huschte sofort herein. Er ließ sich nach vorn fallen, stützte sich am Boden ab, bewegte sich lautlos ein Stück weiter und stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf, wobei er seinen Umhang zur Seite schlug.

Jetzt war er da.

Und im Bett saß eine junge Frau, die vor Glück und Erwartung kaum atmen konnte …

***

Sekunden vergingen. Dahlia zitterte. Sie hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen, was Unsinn war, denn sie würde sich ihm bald anders präsentieren.

Er blieb stehen. Seine Augen waren auf sie gerichtet. Er konnte mit seinem scharfen Blick bis in ihre Seele schauen, jedenfalls empfand sie es so.

Je mehr Zeit verstrich, umso stärker löste sich ihre Anspannung. Ihre Hände hatten verkrampft die Decke gehalten, die ihr jetzt aus den Fingern rutschte.

Jetzt war sie bereit.

Sie sprach ihn an. Die Worte kamen flüsternd über ihre Lippen, und sie wusste selbst nicht, was sie da eigentlich gesagt hatte, aber sie hatte ihn begrüßt, und das nahm er mit einem Nicken zur Kenntnis.

»Ich habe auf dich gewartet …«

»Das weiß ich.«

Plötzlich wurde sie nervös und wagte kaum, die nächste Frage zu stellen. »Werde ich in dieser Nacht das ewige Leben erhalten? Wenn du mein Blut trinkst, ist es dann so weit? Gehöre ich dann zu dir? In deine Kreise?«

Der Schattenprinz schaute sie über eine längere Zeit an und nickte. Allerdings nur schwach, sodass sie mit dieser Antwort nicht zufrieden sein konnte.

Sie schüttelte den Kopf und fragte mit leiser Stimme: »Nicht …«

»So ist es.«

Damit hatte Dahlia Probleme. »Wann denn? Ich habe alles für dich getan, ich lebe schon nicht mehr so richtig wie ein Mensch, sondern kann vor Schwäche kaum mehr gehen. Warum also willst du …«

Er legte einen Finger auf seine blassen Lippen. Sie verstand und hielt ihren Mund.

Jetzt waren andere Dinge wichtig, und Dahlia schaute zu, wie er sich mit einem langen Schritt in Bewegung setzte und auf ihr Bett zukam, in dem sie auf ihn wartete.

Nichts war von ihm zu hören. Kein Einatmen, kein Flüstern, kein Räuspern, gar nichts. Es war alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Dann stand er neben dem Bett. Er hielt den Kopf gesenkt und blickte auf sie nieder.

Dahlia hatte den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Sie schaute in sein Gesicht, in dem der Mund noch geschlossen war, was sich bald ändern würde.

Zuvor aber ging er in die Knie und setzte sich auf die Kante des Betts.

Es war wie immer, und Dahlia hörte sich in wilder Vorfreude schon stöhnen. Dieses Spiel trieb sie in den Wahnsinn, aber in einen, der ihr ungeheure Lust bereitete.

Er schaute sie an.

Sie gab den Blick zurück. Und sie zog die Nase hoch, um seinen Geruch in sich aufzunehmen. Es war ein Geruch, der sie anmachte, obwohl er nach Moder, nach Vergänglichkeit und nach leichter Verwesung stank.

Dahlia wollte eine Antwort auf die Frage haben. »Wann – wann ist es möglich, dass ich so sein werde, wie du es bist?«

»Noch zwei Besuche.«

»Nimmst du mich dann mit?«

»Ja, das werde ich. Dann gehört die Welt uns. Darauf kannst du dich verlassen. Du wirst tot sein und dennoch leben. Du bist dann eine Untote, eine Wiedergängerin, vor der die Menschen eine unbeschreibliche Angst haben, denn wir sind ihr Schicksal. Wir, die Geschöpfe der Nacht, und du wirst meine Prinzessin sein.«

Sie hatte jedes Wort aufgesaugt. Ihr Blick hing an den Lippen ihres Besuchers. Sie wartete darauf, dass ihr Schattenprinz endlich über sie kam und ihr Blut trank.

Jetzt öffnete er den Mund. Er zog die Lippen zurück, um endlich seine beiden Blutzähne zu zeigen. Jetzt war er zu dem geworden, auf den sich die Frau gefreut hatte. In großer Vorfreude stöhnte sie auf, bewegte unter der Decke ihre Beine und streckte dem Eindringling ihre Arme entgegen.

Er kannte das Spiel.

Sie kannte es auch.

Beide ließen sich darauf ein.

Dahlia spürte die streichelnde Hand auf ihrer Wange. Dann wurde ein leichter Druck ausgeübt, denn er wollte ihren Kopf in der richtigen Lage haben.

Genau das gelang ihm auch. Wichtig war die linke Halsseite. Sie musste freiliegen.

Bisher hatte das Opfer gesessen. Nun aber sank Dahlia mit einem leisen Seufzen nach hinten, als wollte sie sich in das übergroße Kopfkissen schmiegen.

»Komm endlich, komm! Ich will dich spüren, trink mein Blut, mach mich zu deiner Dienerin und auch Gefährtin.«

Der Schattenprinz wüsste nicht, was er lieber getan hätte. Er warf sich nach vorn, sein Blick war auf die linke Halsseite fixiert, und er rammte dann den offenen Mund nach unten …

***

Der Vampir war jemand, der immer darauf achtete, den Rücken freizuhaben. Das war ihm auch gelungen, denn bisher war er nicht aufgefallen. Man hatte ihn nicht stellen können, es war alles immer wunderbar gelaufen, und er hatte auch zugesehen, dass in seinen Nächten alles perfekt war.

Aber er konnte nicht an alles denken. Und er hatte vor allen Dingen keine Augen am Rücken. Auch in dieser Nacht hatte er fest damit gerechnet, freie Bahn zu haben. Das Blut der Frau zu trinken, sich daran zu laben und sie immer näher an seinen Zustand heran zu holen.

Wie gesagt, er hatte am Rücken keine Augen.

Und deshalb sah er auch nicht, dass die Tür des Zimmers geöffnet wurde. Zuerst nur einen schmalen Spalt, der allerdings wurde sehr bald größer, und darin erschienen die Umrisse zweier Männer.

Sie sahen, was da passierte.

»Und? Habe ich gelogen?«, flüsterte der eine Mann.

»Nein«, erwiderte der zweite Mann und schob die rechte Hand mit dem Degen vor.

»Dann bitte! Retten Sie meine Tochter, solange sie noch zu retten ist.«

»Ich werde tun, was ich kann«, erwiderte der Angesprochene, glitt lautlos in die Kemenate und stieß den Degen genau in dem Augenblick nach vorn, als der Blutsauger seine Zähne in den Hals der Frau auf dem Bett schlagen wollte …

***

Der Schattenprinz hatte gespürt, dass eine Veränderung eingetreten war. Er sah nichts, weil sie hinter ihm stattfand, aber er spürte die Berührung einer Spitze in seinem Nacken. Sicherheitshalber biss er nicht zu und wartete zunächst, ob die andere Seite ihm etwas zu sagen hatte.

»Wenn du das Blut trinken willst, durchbohre ich zuerst deinen Hals und danach dein Herz …«

Der Blutsauger hob den Kopf etwas an. »Ja, ich verstehe.«

Der Mann mit der Klinge ging einen Schritt zurück. Dabei löste sich die Waffe vom Nacken des Mannes.

»Kann ich aufstehen?«

»Ja.«

»Danke.«

Er erhielt keine Antwort, und so erhob sich der Schattenprinz vom Bett in eine sitzende Stellung. Er nahm sogar seine Hände hoch, obwohl das niemand von ihm verlangt hatte. Seinen vorläufigen Bezwinger hatte er noch nicht zu Gesicht bekommen und fragte deshalb: »Wer bist du?«

»Hast du es noch nicht an meiner Stimme erkannt?«

»Schon, aber ich will sicher sein!«

»Dann kannst du dich umdrehen.«

Das tat der Vampir.

Sein Opfer sagte nichts, Dahlia war völlig verstört. Sie lag da und schüttelte immer wieder den Kopf. Dabei sagte sie leise Worte, die keiner verstand.

Der Vampir sagte ebenfalls nichts. Er schaute auf den Mann, der einen Degen in der Hand hielt, dessen Spitze auf seinen Hals wies und die dünne Haut berührte.

»Du bist es!«

Er nickte. »Ja, ich bin es. Du hättest meinen Namen ruhig aussprechen können.«

Das tat der Vampir jetzt. Er setzte zweimal an und flüsterte: »Hector de Valois …«

»Genau der.«

»Der Mann mit dem Kreuz!«