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ICH WILL DICH NOCH IMMER WIE DAMALS von AMALIE BERLIN Ihr Anblick trifft Prinz Quinn wie ein Blitz aus heiterem Himmel! Die sexy Ärztin, die vor ihm steht, ist seine Ex-Frau Anais! Vor sieben Jahren hat sie die Scheidung eingereicht - und ihm damit das Herz gebrochen. Sein Verlangen nach ihr lodert jedoch noch immer heiß wie am ersten Tag … NACHFOLGER GESUCHT - LIEBE GEFUNDEN von LOUISA HEATON Eigentlich sucht Cameron Brodie nur einen Nachfolger für seine Praxis. Doch die attraktive Ärztin Bethan erobert auch sein Herz im Sturm. Schnell werden sie unzertrennlich. Doch wird sie ihn noch lieben, wenn sie erfährt, was er ihr verheimlicht? DR. MONTOVANO, BITTE ZUM ALTAR! von ANNIE O'NEIL Francesca kann es nicht fassen! Zuletzt hat sie Luca di Montovano auf der Hochzeit ihrer besten Freundin gesehen. Damals knisterte es zwischen ihnen heftig, und auch jetzt herrscht wieder eine erotische Spannung. Aber der sexy Chirurg ist ihr neuer Boss - und damit tabu …
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Seitenzahl: 615
Amalie Berlin, Louisa Heaton, Annie O‘Neil
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 129
IMPRESSUM
JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 129 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2017 by Amalie Berlin Originaltitel: „The Prince’s Cinderella Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Irene Andreadov
© 2018 by Louisa Heaton Originaltitel: „Saving the Single Dad Doc“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Maria Beck
© 2017 by Annie O’Neil Originaltitel: „Tempted by the Bridesmaid“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Katharina Illmer
Abbildungen: golyak / depositphotos, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733713539
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Prinz Quinton war die Liebe ihres Lebens, daran besteht für Dr. Anais Hayes kein Zweifel. Doch ihre überstürzte Ehe hielt damals nur wenige Monate. Dann reichte Anais die Scheidung ein. Denn Aschenputtel und der Prinz – das funktioniert nur im Märchen! Jetzt steht ihr sexy Ex plötzlich vor ihr – und sofort knistert es wieder heftig zwischen ihnen …
Als Ärztin Bethan Monroe in ihre Heimat Schottland zurückkehrt, will sie nur eins: die Vergangenheit hinter sich lassen und sich ganz ihren Patienten widmen. Bis sie Cameron kennenlernt. Der attraktive Kollege weckt in ihr nicht nur sinnliches Ver langen, Cameron berührt auch ihr Herz! Aber Bethan ahnt: Er verbirgt etwas vor ihr …
Chirurg Luca die Montovano lebt nur für zwei Dinge: seine Klinik und die geliebte Nichte, die seinetwegen an den Rollstuhl gefesselt ist. Dann tritt die bezaubernde Francesca in sein Leben und weckt in dem Einzelgänger Gefühle, die er sich seit dem Unglück verboten hat. Luca weiß, er hat ihre Liebe nicht verdient – aber ihre Küsse schmecken so verboten süß …
Diese medizinische Einrichtung war irgendwie seltsam. Die Veränderungen an Almsford Castle, seit Ex-Prinzessin Anais Corlow zuletzt hier gewesen war, machten fast ein neues Gebäude daraus. Oder zumindest eine alternative Realität, sodass sie vorgeben konnte, nie hier gewesen zu sein, nie weggelaufen zu sein.
Manchmal kam es ihr sogar mehrere Sekunden hintereinander so vor.
Dr. Anna Kincaid – so hieß sie nun – sah prüfend auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten Mittagspause, genau nach Plan. Sie stieg auf das Laufband im Fitnessraum, das dem Ausgang am nächsten war. Fünfzehn Minuten würde sie laufen, dann wie der Blitz duschen. Sie wäre zurück, wenn der erste Patient der Nachmittagsschicht kam.
Kaum hatte sie das Band gestartet, erhöhte sie die Geschwindigkeit so stark, dass sie sich anstrengen musste, um mitzuhalten. Vernünftig war das nicht.
Sie war entschlossen, den neuen Job zu behalten, der es ihr erlaubte, in Corrachlean zu bleiben – doch sie hatte ständig das Bedürfnis davonzulaufen. Und es wurde über den Tag hin stärker. Noch mehr, wenn sie keine Patienten zu versorgen hatte und alleine in ihrem Büro saß, nur mit ihren Erinnerungen.
Anais war in der Sekunde gestorben, als sie den Traumprinzen Quinton Corlow, den zweiten Sohn von Corrachlean, verlassen hatte. Ohne ihren Ehemann stand ihr kein Titel zu – wobei sie am Titel ohnehin nie Interesse gehabt hatte. Aber sie hatte auch ihre Ländereien verloren und ihr Zuhause, in dem sie sieben Jahre lang gelebt hatte.
Das Reha-Zentrum Almsford gehörte nun den Soldaten von Corrachlean, also Menschen, die sie hier haben wollten. Menschen, die sie willkommen geheißen hatten, vielleicht mehr noch, als sie beim letzten Mal unerwünscht gewesen war. Diese Menschen hatten es möglich gemacht, dass sie überhaupt einen Fuß auf das Gelände setzen konnte. Die Veränderungen am Gebäude ermöglichten ihr zu bleiben. Und auf der Stelle zu laufen, hielt sie davon ab fortzurennen.
Eine Schutzfolie bedeckte das bunte Glasfenster, das die obere Hälfte der sechs Meter hohen Westwand im ehemaligen, zum Fitnessraum umfunktionierten Ballsaal einnahm. Es sorgte so für eine weitere Abgrenzung zu ihrer Vergangenheit, hielt die verstörenden Erinnerungen davon ab, sie zu überwältigen.
Damit sie es – beinahe – wegstecken konnte.
Draußen auf dem Korridor, von dem aus die Patientenzimmer im ersten Stock zu erreichen waren, hallte das freundliche Lachen eines Mannes.
Ein prickelndes Gefühl wie tausend winzige Küsschen loderte auf, lief ihr über den Rücken, kribbelte an ihrem Hals, über ihre Schultern und bis hinunter zu ihren Schenkeln. Und sie vergaß alles.
Nur nicht, dass sie, ungeachtet ihrer schmerzenden Muskeln und der surrenden Maschine, aufgeregt war und lächelte.
Irgendwo in ihrem Inneren erwachte ein Teil ihrer Seele, und eine Welle der Erregung erfasste sie. Bilder von seidenen Laken und einer Wiese voller Gänseblümchen tauchten in ihrem Kopf auf. Grüne Blätter streiften und kitzelten ihre nackten Waden, als sie halb rennend, halb tanzend durch das Gras lief …
Sie kannte dieses Lachen.
Oh Gott!
Sie stolperte und wäre ohne Sicherheitsbügel vom Laufband gefallen.
Nicht er. Nicht hier.
Sie sprang von der Maschine und schwankte, ihre Beine zitterten.
Quinns Stimme klang aus einiger Entfernung zu ihr herüber, vielleicht ging er aber auch den Korridor in ihre Richtung entlang. Sie könnte ja, um sich zu vergewissern, den Kopf auf den Gang strecken. Und wenn sie sich direkt seinen berühmten Grübchen ausgesetzt sah?
Wohin jetzt? In den Garten?
Zu auffällig.
Wie unangenehm wäre es, wenn der geliebte, spitzbübische Soldaten-Prinz von Corrachlean den Gang entlangkäme und sie nach sieben Jahren des selbst auferlegten Exils hier vorfand? Sie hatte ihr Bestes gegeben, um ihr Äußeres zu verändern. Selbst über die Veränderungen hinaus, die ihr die Welt und ihre Scheidung abverlangt hatten. Vielleicht erkannte er sie nicht? Zumindest bis sie an ihm vorbeihuschen konnte?
Die Patienten hatten keine Ahnung, und sie hielt sich von allen fern, die sie gekannt hatte – außer ihrer Mutter natürlich.
Er sollte gar nicht im Land sein, sondern im Einsatz. Das hatte sie jedenfalls gehört. Oder, wenn man den Klatschblättern Glauben schenken durfte, in einem anderen Land, einem Palast oder sonst wo, und immer mit einem schlanken Model im Arm … Warum auch nicht? Sie hatten recht behalten, dass ihre Ehe den Bach runtergehen würde. Egal wie schmerzhaft und furchtbar es gewesen war, dass sie immer herzlosere Artikel veröffentlicht hatten.
Erst vor vier Wochen war sie zurückgekommen. Auch wenn es ein kleiner Inselstaat war, es hätte möglich sein müssen, ihm wenigstens ein Jahr lang nicht über den Weg zu laufen. Und jetzt – nur einen Monat hatte es gedauert? Dreißig mickrige Tage?
Anna sollte so oder so keine Gefühle für Prinz Captain Quinton Corlow hegen. Wenn sie es den meisten heterosexuellen Frauen gleichtat, die dem dunkelblonden Teufel begegneten, müsste sie von seinem filmstargleichen Aussehen schwärmen.
Jedenfalls sollte ihr nicht der kalte Schweiß ausbrechen und sie überlegen müssen, ob ihr Puls so schnell war, dass sie eine Kardioversion in Betracht ziehen müsste.
Noch bevor sie allen Mut für einen wilden Spurt zu ihrem Büro zusammennehmen konnte, dröhnte seine Stimme den Korridor entlang und verbannte jeden Gedanken aus ihrem Kopf.
Es war kein Lachen.
Keine freudig klingenden Worte. Seine Stimme bebte vor Schreck, und der heisere Kraftausdruck, der folgte, erschütterte sie bis ins Mark.
Einen Atemzug später folgte ein fürchterlicher Schrei um Hilfe.
„Quinn …“
Ihr Herz machte einen Satz, und bevor sie es überhaupt richtig merkte, lief sie bereits den langen Flur entlang.
Seine Stimme hatte weit entfernt geklungen, wie weit genau, konnte sie nicht sagen. Sie jagte an den offenen Türen vorbei, drosselte das Tempo nur, um einen Blick hinein zu werfen, ob sie dort gebraucht wurde. Sie vergeudete dadurch Zeit, weil sie den Menschen ausweichen musste, die aus ihren Zimmern humpelten oder rollten.
Die Bewohner drehten sich um und blickten den Gang hinunter, und sie verließ sich einfach auf deren Reaktion.
Beim drittletzten Zimmer auf der rechten Seite stand eine Tür offen, um die sich eine Menschentraube gebildet hatte. Sie zwängte sich hindurch.
„Entschuldigung. Verzeihung …“, sagte sie, hielt aber nicht inne, bis sie durch die Tür war.
Selbst von hinten und trotz der Veränderungen, die das Soldatenleben über sieben Jahre an seiner Schulterbreite bewirkt hatten, erkannte sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers wieder, ihn, der über einer auf dem Boden liegenden Person kauerte.
Ihr Quinn. Ihr Ehemann.
Nein. Früher einmal vielleicht. Aber jetzt nicht mehr. Während sie seine Gegenwart in sich aufsaugte, ließ sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen.
Das Bett stand gekippt, und an den Gittern des Kopfteils war ein durchgeschnittenes Laken befestigt.
Erhängt.
Sie lief um Quinn herum und kauerte über den Patienten, dessen Haut blau verfärbt war.
„Lieutenant Nettle?“ Sie rief seinen Namen und griff an seine Halsschlagader, um den Puls zu prüfen. Dabei konzentrierte sie sich auf das Wesentliche: ihren Patienten.
Noch bevor sie bis zehn zählen konnte, packte eine große Hand sie am Handgelenk und riss sie hoch, sodass sie den Blick von ihrer Armbanduhr abwandte und Quinn ansah.
Der Schock des Erkennens legte sich über seine attraktiven Gesichtszüge, die im Laufe der Jahre nur noch gefährlicher geworden waren. Sein karamellfarbenes Haar, das er einst kurz und adrett getragen hatte, war länger geworden. Doch es waren seine stürmischen grauen Augen, die sie anklagend anblickten.
„Nicht.“ Etwas anderes fiel ihr im Moment nicht ein. Als sie sah, wie etwas Farbe in Nettles Gesicht zurückkehrte, riss sie sich los und erhob sich. „Ich will, dass er aufs Bett gelegt wird.“
„Und ich will, dass zuerst sein Hals stabilisiert wird“, entgegnete Quinn bissig. Sein ungläubiger Blick drückte allerdings aus, dass es ihm schwerfiel, die beiden sich überlappenden Realitäten miteinander in Einklang zu bringen. Ihr ging es genau so.
Nur dass er besser damit umging. Natürlich musste Nettle zuerst stabilisiert werden. „Ich … Ich hole eine Halsmanschette.“
Im Gegensatz zurr Reaktion ihres Körpers auf sein Lachen ergriff sie nun etwas, das weitaus finsterer war als die aufkommende Panik, die sie antrieb.
Schuldgefühle. Bedauern. Wut. Angst.
Garstige Biester, die an ihrer Kompetenz, an ihrer Professionalität zerrten.
Der vertraute Anflug von Angst und Wut hinterließ einen schalen Geschmack in Quinns Mund.
Vor seinen Einsätzen war diese ätzende Kombination selten aufgetreten, sodass er diese Gefühle ohne Auseinandersetzung damit nicht hätte benennen können. Heute erkannte er sie, sobald sie ihn trafen. Was er jedoch nicht wusste: welche der beiden Personen sie hervorgerufen hatten – sein bester Freund, den er aufgehängt vorgefunden hatte, oder seine Ex-Frau, die ihn im Stich gelassen hatte.
Eines war ihm klar: Anais verdiente nicht, dass er jetzt an sie dachte, auch wenn sie seine Wut verdiente. Allein Ben zählte.
„Ganz ruhig, Mann“, sagte er, während Ben unter seinen Händen kämpfte, dann sah er Anais an. Sie konnte in sein Leben platzen, so schnell, wie sie es verlassen hatte – aber diese unsägliche Verkleidung würde niemanden täuschen.
Reglos stand sie da, starrte ihn an, als hätte sie den Verstand verloren.
„Manschette“, wiederholte er, um den Schock zu durchdringen, der sich auf ihrem Gesicht abzeichnete.
Denk doch nicht über ihren Schock nach. Sie hatte sicher nur Angst, dass er sie anschreien, sie vielleicht entlarven würde. Im Moment war sie nur deswegen wichtig, weil sie Ben helfen konnte.
Rasch wischte er sich die verschwitzten Hände an seinen Oberschenkeln ab, dann legte er sie um Bens Hals, fixierte ihn, damit er sich nicht weiter bewegte. Erst dann setzte sie sich in Bewegung und hastete aus dem Zimmer.
Nachdem der König Quinns Scheidung und seine Einberufung befohlen hatte, hatte man ihm Disziplin eingebläut. Er hatte gelernt, Befehlen zu gehorchen, und er hatte seinem Körper beigebracht zu folgen. Mit Selbstdisziplin würde er diese Situation durchstehen. Egal, wie falsch es gewesen war, Ben dort hängen zu sehen. Egal, wie falsch es war, Anais auf diese Weise wiederzusehen, oder wie sie sich verändert hatte. Braune Haare und Augen, gebräunte Haut … Alles falsch.
Er beschloss, ruhig zu bleiben, und schob seine Verärgerung beiseite, während er seine Aufmerksamkeit auf Ben richtete – der sie offensichtlich nicht erkannt hatte. „Wie heißt die Ärztin?“
„Anna“, antwortete Ben.
Der passte zu ihrer bizarren Rundumerneuerung.
Quinn griff zum einzigen Mittel, das ihm einfiel, um die Trostlosigkeit in den Augen seines Freundes zu vertreiben. „Die gute Nachricht ist, deine Arme funktionieren noch super. Ich bin fast sicher, dass ich ein Veilchen davontragen werde“, scherzte er.
„Du hättest mich in Ruhe lassen sollen“, krächzte Ben mit schmerzerfüllter Stimme.
„Sicher nicht“, murmelte Quinn, dann sah er zur Tür. „Hätte ich das getan, würde Rosalie angeklagt werden – weil sie mich langsam aus Rache umgebracht hätte.“
Wo zum Teufel war Anais hingelaufen, um die Manschette zu holen – ans andere Ende der Stadt?
„Was machst du überhaupt hier, Doc?“
„Du hast meine Anrufe ignoriert. Schlimmer noch als meine Ex-Frau“, antwortete er, gerade als Anais wieder das Zimmer betrat. Sie wurde begleitet vom ratschenden Geräusch der Manschettenriemen, die sie gerade öffnete und die perfekt zu ihrem Gesicht passten, aus dem alle Farbe wich. Sie hatte ihn gehört. Gut.
Er konzentrierte sich auf Ben, und seine Wut verringerte sich augenblicklich. „Ich bin hier, um nach dir zu sehen, Idiot.“
Quinn nahm die Manschette entgegen und legte sie Ben zur Stabilisierung um den Nacken. Erst als sie richtig saß, half er ihm in einen Rollstuhl.
Aufgaben erledigen war hilfreich. Anais nicht anzusehen, half. Würde er sie ansehen, könnte er – so wie sein Herz in seinen Ohren dröhnte – durchaus das Falsche sagen oder tun. Auch das hatte er beim Militär gelernt: Er musste nicht überlegen, wie er etwas sagte. Nur ob er es sagen sollte oder nicht. Soldaten schätzten unverblümte Ehrlichkeit noch mehr als Diplomaten. Woran sich sein Bruder Philip nach Quinns erster königlicher Aufgabe erinnern würde.
„Du hättest mich hängen lassen sollen“, wiederholte Ben, und seine Worte trafen Quinn wie ein Faustschlag in den Magen.
Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte dich sehen, bevor ich zum König gehe. Du siehst, wo meine Prioritäten liegen. Du bist die letzte Person in diesem Raum, die ich hängen lassen würde.“
Auch das würde sie hören. Und das Folgende: „Vielleicht sogar die letzte Person auf Erden – obwohl ich die Cover-Models der Zeitschrift QC ausnehmen muss. Sogar die vom Mai, und du weißt, wie das ausgegangen ist.“
Es fühlte sich gut an, ein bisschen gemein zu sein. Wobei – so gemein war das nicht, schließlich war sie gegangen. Und Ben lächelte fast. Selbst das kleinste Zucken seiner Lippen war besser als die Trostlosigkeit, die Quinn in den Augen seines Freundes las.
„Du wirst ertragen müssen, dass ich dich untersuche.“
Bei ihrer Rückkehr hatte sie eine Tasche dabei und trug einen weißen Kittel über ihren Trainingsklamotten. Auf Brusthöhe war die Lüge eingestickt, die sie als ihren Namen ausgab: Dr. Anna Kincaid.
Kincaid. Ihr Nachname. Das war weder ihr Mädchenname noch sein Name.
Aus ihrer Tasche zog sie ein Stethoskop heraus und reichte es ihm, ohne zu fragen. Ihre Hand zitterte.
War das Angst? Vielleicht zitterte sie aus Sympathie für ihren Patienten oder aus Angst um ihn. Falls sie dieser menschlichen Emotionen überhaupt fähig war.
Er schnappte sich das Stethoskop, setzte die Stöpsel sich in die Ohren und machte sich an die Arbeit. An seine frühere Arbeit. Er war kein Sanitäter mehr; gestern war sein letzter Tag als Soldat gewesen.
Sich auf das schnelle, aber stabile Pochen zu konzentrieren, das er über die Ohroliven vernahm, erforderte mehr Willenskraft, als er dachte. Der Drang, Anais wie einen Neandertaler über die Schulter zu werfen, sie irgendwohin zu bringen, wo er sie zwang, ihm Antworten zu liefern, war genauso groß, wenn nicht stärker. Sieben verdammte Jahre wartete er nun schon auf Antworten, nie hatte er eine befriedigende erhalten. Aber er würde warten, bis er seinem Freund geholfen hatte – denn heute hatte sich sein Glück gewendet. Sie war hier; Antworten waren nur eine Frage der Zeit.
Bens Atmung klang etwas flach, aber normal in Anbetracht der Umstände.
„Lass uns hier verschwinden. Wir brauchen etwas frische Luft.“
„Qui… Prinz … Captain? Es gibt ein Protokoll …“, bemerkte Anais hinter ihm.
Er drehte sich um und sah demonstrativ auf ihr Namensschild. „Dessen bin ich mir sicher. Wer auch immer deswegen auftaucht, schicken Sie ihn in den Garten, Anna.“
„Ja, Sir.“ Sie zuckte nicht mit der Wimper, aber – so bemerkte er – sie sah ihm auch nicht in die Augen.
Die Schiebegriffe von Bens Rollstuhl in der Hand, manövrierte er sie beide aus der Tür hinaus und den Gang entlang. Den Weg zum Garten kannte er.
In diesen Gärten hatte er ein Mädchen geliebt, das offenbar nicht länger existierte.
Wie zum Teufel hatte sie es geschafft, sich unter falschem Namen ins Land zu schleichen und ausgerechnet in einer öffentlichen Einrichtung zu praktizieren?
An der frischen Luft angekommen, fuhr er zu einer Bank, wo er sich setzen und auf Augenhöhe mit der Person sein konnte, die offenbar Redebedarf hatte.
Von der Sommersonne beschienen saß er da und wartete. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um Druck auszuüben. Oder um Ben zu sagen, dass er leben wollen sollte. Oder ihm von seinem eigenen Zustand zu erzählen. Er würde zuhören und über andere Dinge sprechen. Er würde ein Freund sein. Präsent sein.
Und sobald er ging, würde er Bens Verlobte und Familie informieren.
Dieses Theater mit Anais würde er auf später verschieben, denn es war nicht wirklich wichtig. Sie konnte nichts sagen, was die Dinge, die zwischen ihnen vorgefallen waren, wiedergutmachen konnten.
Ich habe dich nie geliebt.
Ich liebe dich nicht mehr.
Du warst mir nie so wichtig …
Was konnte sie sagen, um ihr Weggehen zu erklären?
Der Wunsch, es dennoch zu erfahren, resultierte natürlich daraus, dass er sie wiedergesehen hatte und die Verzweiflung aufkam, die er vor Jahren hinter sich gelassen hatte.
Aber eigentlich war es egal. Sie war ihm inzwischen egal.
Drei Stunden und mindestens einhundert Ermahnungen später, nicht über Anais nachzudenken, fand Quinn sich vor der geschlossenen Tür zu Dr. Anna Kincaids Büro wieder.
Anna Kincaid. Dieser Name ließ ihm die Galle hochkommen. So verzweifelt, wie er sich danach sehnte, durch die Tür zu greifen, um sie zu erreichen, hätten die sieben Jahre durchaus nur sieben Sekunden sein können.
Stellenweise war es ihm gelungen, sie aus seinen Gedanken zu verbannen und für seinen Freund da zu sein. Natürlich hatte er den spärlichen Worten gelauscht, die Ben herausbringen konnte, doch in den langen Pausen spukte sie ihm wieder im Kopf herum. Als der Psychiater sie gefunden hatte, durfte Quinn bleiben, aber wesentlich mehr hatte er nicht über die Ursachen des Versuchs erfahren. Er wusste nur, was Bens Augen ihm mitteilten; und er erinnerte sich daran, wie seltsam er sich gefühlt hatte, als er vergleichsweise unwichtige Teile seines eigenen Körpers im Dienst verloren hatte. Noch heute erschrak er, wenn er an seiner Hand hinuntersah und feststellte, dass nicht nur die Finger, sondern auch sein Ehering weg waren. An manchen Tagen rechnete er sogar damit, dass Anais, wenn er morgens aufwachte, an seiner Seite war.
Eigentlich müsste er jetzt Anrufe erledigen und zum Palast fahren, wo man ihn schon vor Stunden erwartet hatte. Stattdessen stand er vor ihrer verschlossenen Tür. Ob sie da war, konnte er nicht hören. Aber er spürte ihre Gegenwart wie eine Flamme auf der Haut.
Er wollte es kaum sich selbst gegenüber zugeben, aber er hatte ihre Anwesenheit in dem alten Schloss der Familie gespürt, kaum dass er es betreten hatte. Zu dem Zeitpunkt dachte er, es lag an den Erinnerungen, die ihn hier verfolgten. Doch nun stand er hier und musste nicht die Tür berühren, um sie auf der anderen Seite zu spüren. Seine verstümmelte Hand schwebte über dem Knauf, der seine Handfläche wie ein Feuer versengte …
Seine Hand zitterte; er musste sie zurückziehen. Sein Arm war so angespannt, dass er dachte, er bekäme einen Krampf.
Was schlimmer war, wusste er nicht: die Ungewissheit oder dass er wirklich annahm, dass sie der Grund für diese Hitze war. Nein, das war seit Langem schwelender Ärger und Schmerz.
Wenn ihn irgendjemand beobachtete, wie er dastand und die Energie aufsog, die von ihrer Tür ausging, obwohl jeder vernünftige Mensch einfach reingehen würde … Wahrscheinlich würde der Psychiater als Nächstes mit ihm ein paar Takte reden wollen.
Er öffnete die Tür, die prompt gegen etwas knallte, das seinen Vormarsch stoppte.
Anais stolperte hinter der Tür hervor und wirkte verwirrt. Dass sie schwankte, erlaubte ihm, einzutreten und die Tür hinter sich zu schließen.
„Warum standst du da?“
„Ich habe überlegt, die Tür abzuschließen“, sagte sie ohne Umschweife. Dann konterte sie: „Wieso warst du vor der Tür?“
„Anais, ich hatte einen schrecklichen Tag. Ich stand da, weil ich sicher sein wollte, mich unter Kontrolle zu haben. Dass ich nicht schnurstracks hier hereinstürme und dich so heftig schüttle, dass diese Bräune von dir abfällt. Was zum Teufel soll das? Dieser unmögliche Look und die Namensänderung? Hältst du dich illegal im Land auf?“
Sie schrak zurück und entfernte sich ein paar Schritte von ihm, stand nun am anderen Ende ihres winzigen Büros. Wieder hatte er einen Nerv getroffen, was ihn eigentlich nicht freuen sollte. Aber dass sie unter ihrer unnatürlichen Farbe hochrot anlief und sich demonstrativ die Haare glättete, erfüllte ihn beinahe mit Zufriedenheit. Er hatte noch Sticheleien aus sieben Jahren in petto, und so wie es aussah, würde es in nächster Zeit nicht langweilig werden.
„Selbstverständlich nicht. Ich habe meinen Namen geändert, offiziell. Danach mein Aussehen. Meine Mutter wird älter – sie hat Diabetes und letzten Sommer hatte sie einen leichten Herzanfall. Aber ich schulde dir keine Erklärung. Das ist auch mein Land, und ich sollte es nicht für immer verlassen müssen, nur weil ich schlecht verheiratet war, als ich jung und naiv war.“
Sein rechtes Augenlid zuckte bei ihrem Konter.
Eindeutig anders als die Anais, die er gekannt hatte.
„Wie…?“
„Dein Bruder war es, er hat meinen Namen in aller Stille geändert.“ Sie rieb sich die Wange, und so erfuhr er, wo sie die Tür abbekommen hatte. Trotzdem blieb sie dort stehen, und weil hinter ihr die Wand war, war sie nahe genug, dass er sie berühren konnte, wenn er wollte.
Er wollte – und darum schob er die Hände in seine abgewetzte Uniform, die er dieser Tage bevorzugte. Allerdings würde er diese bequeme Kleidung bald ablegen, wenn er den neuen Mantel der Pflicht anlegte.
„Ich habe mich für Anna entschieden, weil es nahe genug an Anais dran ist, falls ich aus Versehen ansetze, meinen alten Namen zu nennen. Kincaid ist der Mädchenname meiner Großmutter, ich habe also eine Verbindung dazu. Der Doktor gehört rechtmäßig mir.“
Früher hatte Anais etwas überaus Weiches umgeben. Ein zartes Gemüt. Sanftes, offenes rotblondes Haar. Kurven, die ihn betörten. Sanfte aquamarinfarbene Augen. Füllige Wangen und Lippen … Weich einfach.
Ein roter Fleck färbte ihre Wange dunkel, zusätzlich zu der allmählich abklingenden Röte. Sie hatte mit dem Ohr an der Tür gelauscht, als er sie forsch geöffnet hatte. Von wegen abschließen!
Sie klang noch härter, als sie schien, und diese körperliche Härte war die größte Veränderung an ihr. Das war es auch gewesen, was ihn von den Socken gehauen hatte, als sie in Bens Zimmer gekommen war. Weder ihre Haarfarbe noch die Augenfarbe. Auch nicht die Brille oder diese dubiose Bräune … Es war vielmehr die Tatsache, wie kantig ihr Kinn nun wirkte, ihre eingefallenen Wangen und der schlanke, aber offenbar starke Körper, der das alles unterstrich. Anna Kincaid war hart.
Ihm fehlten die Worte.
Sieben Jahre lang hatte er jede Menge Fragen gehabt – die meisten in den Anfangsjahren, als alles schwierig war. Nun stand er vor ihr und wollte sie nicht fragen, warum sie gegangen war. Diese alten Wunden konnten bei der kleinsten Gelegenheit aufreißen. Allein den Schatten ihrer selbst, der einst so hell strahlenden Anais, übte einen schmerzhaften Druck auf seine Brust aus.
„Wohnst du wieder in Easton?“
„Nein. Und du? Noch immer im Penthouse?“
„Ja“, bestätigte er. Wieso wollte er sie unbedingt nach seinem Gespräch mit Ben aufsuchen? „Gibt es etwas, das du mir sagen willst?“
Zum Beispiel Entschuldigung?
Sie schüttelte den Kopf, schien aber ihre Meinung zu ändern, denn das Schütteln ging in ein Nicken über. „Woher kennst du Lieutenant Nettle?“, fragte sie ruhig.
„Wir haben zusammen gedient. Der erste Einsatz“, erklärte Quinn. Fühlte sie noch etwas für ihn? Außer Wut? Und wieso eigentlich war sie sauer auf ihn? Denn ihren Ärger und die Tatsache, dass sie ihn weit wegwünschte, konnte er durchaus spüren. Früher hatten ihre Augen gestrahlt, wenn sie ihn sah – selbst beim letzten Mal, obwohl sie gewusst hatte, dass es das letzte Mal sein würde. Aber jetzt waren sie unter diesen unmöglichen braunen Kontaktlinsen verborgen, sodass er sie nicht sehen konnte. Aber vielleicht war das Strahlen auch einfach nicht da. Eine Frau, die noch Gefühle für ihren Mann hegte – selbst für ihren Ex-Mann –, würde nicht so hart wirken, wenn er ihr nie geschadet hatte. Selbst ein Freund wäre erfreut, einen nach sieben Jahren Heimkehrenden zu begrüßen. Doch sie wollte nur, dass er verschwand.
Während seiner Einsätze hatte er gelernt, sich aus heiklen Situationen herauszukämpfen. An erster Stelle stand Kämpfen und Überleben, die Mission zu Ende bringen an zweiter. Hier konnte er sich nicht herauskämpfen. Er wusste nicht einmal, wo er anfangen sollte.
Er konnte sie die Wut spüren lassen, vielleicht höfliches Interesse wecken. Sie zu berühren, würde nur ihm wehtun; da waren keine Wahrheiten zu gewinnen. Er würde so auch nicht das hören, wonach er sich sehnte: dass sie es bereute, gegangen zu sein, dass sie deswegen litt und dass es ihr leidtat.
Erst wollte er seine Arme entspannen, änderte dann aber seine Meinung. Er zog seine verstümmelte linke Hand aus der Hosentasche und hielt sie ihr hin.
„Ben war dabei, als mir die Finger abgeschossen wurden.“ Zu sehen, wie sie erblasste, ermutigte ihn noch. So detailliert wie möglich erinnerte er sich an diesen Tag. Er beschrieb, wie der Ehering, den er noch getragen hatte, zu einem Platinschrapnell geworden war, das Ben aus dem herausziehen musste, was von seiner Hand übrig geblieben war. Wie Ben seine baumelnden Finger wegschneiden musste. „Und das hat trotzdem weniger wehgetan als du mir.“
Ihre Augen wurden groß, als er seine Hand in die Höhe hielt. Und sie atmete schneller, heftiger. Selbst auf diese Entfernung spürte er ihren warmen Atem auf seinen drei Fingern und seiner Handfläche.
„Gewöhn dich daran, mich hier zu sehen. Um Bens willen werde ich versuchen, die Kameras fernzuhalten.“
Ihr schwerfälliges Atmen verwandelte sich nun in ein Würgen. Er erkannte, dass sie sich übergeben würde, eine halbe Sekunde, bevor sie sich tatsächlich abwandte und über ihren Papierkorb gebeugt erbrach. Ihr Körper zog sich bei jedem Würgen krampfartig zusammen.
Und ihm drehte es den Magen um.
Verdammt.
Sie hatten sich beide verändert. Ein paar Überreste des Mannes, der sie geliebt und geheiratet hatte, waren noch da. Diesem Mann war ebenfalls übel, er wollte den Blick abwenden.
Doch der Realist, zu dem er sich entwickelt hatte, konnte sich nicht allzu schlecht fühlen. Was war denn der Grund für diese Übelkeit? Zu hören, wie er seine Finger verloren hatte? Oder der Gedanke, dass die ihm unweigerlich folgenden Kameras auch sie einfangen könnten?
Als ob das wichtig wäre. Er sollte sie stehen lassen und das feine Gefühl der Genugtuung auskosten, das ihn bei ihrer starken körperlichen Reaktion durchflutet hatte.
Er würde ihr nicht die Haare beiseite streichen oder beruhigend über den Rücken streicheln. Er würde auch nicht um Entschuldigung bitten, dass er die Brutalität jener Situation nicht für sie abgemildert hatte, für seine Familie hingegen schon.
Sie gehörte nicht mehr zu seiner Familie. Sie war diejenige gewesen, die gegangen war. Und er hatte nie die Gelegenheit bekommen, ihr darauf etwas zu erwidern, denn seine Familie hatte ihn direkt im Anschluss in die Grundausbildung geschickt.
Was bedeutete es vor dem Hintergrund, wenn sie sich ein bisschen übergab?
Nie zuvor war Quinn in seiner Heimat so angespannt gewesen, während er auf dem Rücksitz eines Autos chauffiert wurde. Bisher war es ihm bei jedem Urlaub möglich gewesen, den Alarmzustand auszuschalten, den eine Fahrt im Humvee im Allgemeinen auslöste.
Erst Ben, dann Anais – beide machten ihn fertig. Aber dass er nun für immer nach Hause kam und nicht nur für einen weiteren Heimaturlaub, das war die Krönung eines furchtbaren Tages.
Trotz seiner späten Ankunft – ihm war nicht entgangen, dass es dunkel geworden war – hatte man Quinn gebeten, am Haupteingang vorzufahren. Normalerweise nahm er eine kleinere, unbeobachtetere Zufahrt.
Aber es war Showtime für die Presse.
Nur dass im Moment relativ wenig los war, er sah lediglich ein paar Kameras an der Seite.
Wenn er schon den prachtvollen Aufgang nehmen musste, würde er wenigstens alleine aussteigen. Sobald das Auto anhielt, sprang Quinn heraus, dankte dem Fahrer über die Sitze hinweg, schloss die Tür und eilte die Stufen hinauf. Beiläufig winkte er den hartnäckigen Fotografen, die gewartet hatten. Kein Gespräch, keine Posen. Er lächelte nur knapp.
Kaum im Gebäude, eilte er an den Bediensteten vorbei – den Prunk ignorierend, in dem er aufgewachsen war – und ging quer durchs Foyer und in den königlichen Flügel. Keine zwei Minuten später klopfte er an die Tür zum Arbeitszimmer des Königs und öffnete sie. Hinter dem Schreibtisch saß Philip.
„Du bist nicht der König“, sagte Quinn und schloss leise die Tür hinter sich.
In seiner Jugend hatte er die Angewohnheit besessen, mit der Erwartung durch Türen zu gehen, dass sie hinter ihm geschlossen wurden – die Taktik hatte er nahezu bei allem angewendet: machen und dann annehmen, dass man hinter ihm aufräumte. Jahrelang hatte seine Familie versucht, ihm dies auszureden. Allein seine Scheidung und das plötzliche Soldatendasein hatten ihn dazu gebracht. Heute achtete er auf Türen. Das war etwas, das er kontrollieren konnte, schließlich stellten sie oft eine Gefahr dar oder boten zusätzlichen Schutz. Heute waren Türen wichtig.
Philip erhob sich mit einem Blick auf die Uhr und lächelte unbeeindruckt. „Und du warst nicht um zwölf Uhr da.“
„Richtig.“ Er sollte wenigstens versuchen, freundlicher zu sein. Aber in diesem Moment rauschte ihm nur Anais’ Bekenntnis in den Ohren, dass Philip ihren Namen geändert hatte. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Anais wieder da ist?“
Er wollte ruhig klingen, aber selbst ein Toter hätte die Bitterkeit in seiner Stimme bemerkt.
Um Quinn zu begrüßen, war Philip um den Schreibtisch herumgegangen und hatte die Hand ausgestreckt, ließ sie nun aber wieder fallen. „Ich wollte es dir sagen, wenn du da bist. Schien mir ein Thema zu sein, das man persönlich bespricht. Hast du sie gesehen?“
„Sie arbeitet im Almsford Castle mit Amputierten. Ich wollte meinen Freund Ben Nettle besuchen. Ich habe dir von ihm erzählt. Aber das ist eine andere Geschichte. Wen will sie damit täuschen, wenn sie sich selbst in braune Farbe taucht?“
„Na ja, mich hat sie getäuscht“, sagte Philip schulterzuckend. Er legte eine Hand auf Quinns Nacken und zog ihn in seine Arme.
„Weil du ein Idiot bist.“ Quinn stand der Sinn nicht nach einer Umarmung, trotzdem ließ er sie geschehen. Ein kleiner brüderlicher Knuff in die Rippen, das musste für den Moment reichen. Nachdem sie einander mehrere Male auf den Rücken geklopft hatten, lösten sie sich voneinander, und Quinn ging sich einen Scotch einschenken.
„Sie hat mehr als das verändert. Ich war überrascht, als sie mir sagte, wo sie arbeiten wollte“, erklärte Philip, der zu seinem Stuhl ging. „Wie war es, sie zu sehen?“
Quinn goss sich etwa drei Fingerbreit der Flüssigkeit ein, die er mit den beiden verbleibenden Fingern an dieser Hand in etwa abschätzen konnte, und nahm das Glas mit an den Schreibtisch, vor dem er Platz nahm. „Ich weiß nicht. Unangenehm, denke ich. Ich will nicht über Anais reden.“
„Du hast angefangen.“
„Ja, und jetzt rede ich über Großvater. Ist er hier oder ist er zur Entspannung in Urlaub gegangen?“
„Er ist hier.“ Mit einem Mal saß Philip aufrechter, seine Stimme wurde auffällig sanft.
Die Härchen in Quinns Nacken stellten sich auf. Als er entschied, der Familie und dem Volk wieder als Prinz zu dienen, hatte er sich Sorgen gemacht. Aber hier spürte er mehr. Irgendetwas stimmte nicht. „Wo ist er?“
„Er schläft. Die meiste Zeit verbringt er jetzt mit Schlafen.“
Diese Worte passten nicht zu ihrem Großvater. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war er ein dynamischer Mann, immer in Bewegung. Doch der nüchterne Ton in Philips Stimme verlieh der Neuigkeit Gewicht. Zum dritten Mal an diesem Tag spürte er dieses spezielle Gefühl in seiner Magengegend.
Die Hitze überkam ihn erneut, und er bestimmte sie sofort: ohnmächtige Wut.
„Wolltest du mir das auch persönlich sagen?“ Er war nicht heimgekommen, um zu streiten. Seit er Almsford Castle betreten hatte, schien er aber genau das zu tun.
Philip zog eine kurze Grimasse und bestätigte so Quinns Verdacht.
„Er wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, solange du weg bist“, gestand Philip leise.
Und just in diesem Moment bemerkte Quinn den Dreitagebart, den sein sonst makellos gepflegter Bruder nun trug.
„Er hat gute und schlechte Tage, ist jedoch am späten Morgen, frühen Nachmittag üblicherweise ein paar Stunden wach.“
Als Quinn hätte kommen sollen.
„Was fehlt ihm?“
„Er ist ein alter Mann, Quinn. Die Zeit holt jeden ein.“
Er schüttelte den Kopf, noch bevor die Fragen aus ihm heraussprudelten. „Wie genau hat sie ihn eingeholt? Herzversagen? Krebs? Schlaganfall? Was ist los? Was ist passiert?“
„Im Moment ist Nierenversagen das große Thema. Es gibt noch ein paar kleinere Diagnosen, doch seine Nieren machen uns zurzeit die größten Sorgen. Er geht zur Dialyse, ist aber zu alt für eine Transplantation. Und die Dialyse macht ihm körperlich zu schaffen.“
Quinn nahm einen großen Schluck, dachte kurz darüber nach, seinen Drink zu leeren, stellte ihn dann aber vorsichtig auf dem Schreibtisch ab.
„Und das bedeutet was?“ Er hatte beim Militär zwar eine Ausbildung zum Sanitäter gemacht – Ben nannte ihn darum Doc –, aber er war kein Arzt. In Kampfsituationen war er nicht mit Dialyse konfrontiert gewesen, er wusste nichts darüber. Wäre er nicht zum Militär gegangen, würde er es besser verstehen. Wahrscheinlich hätte er ein Medizinstudium begonnen, so wie er es geplant hatte. Oder besser gesagt, wie sie es geplant hatten.
Vergangen. Sein Leben als Soldat hatte er genossen, es war eher das Leben als Prinz, das ihn belastete.
„Man kann viele Jahre mit der Dialyse leben, aber sein Körper ist einfach nicht stark genug. Der Portkatheter musste schon zwei Mal versetzt werden. Er entzündet sich immerzu, und er hat bald keine freie Stelle mehr und auch nicht den Wunsch, sie noch eine Stelle ausprobieren zu lassen. Er hat bereits angekündigt, sich keinen weiteren setzen zu lassen.“ Philip ging zur Karaffe und goss sich ebenfalls einen Drink ein.
Nach dem Tod der Eltern in ihrer Kindheit hatte ihr Großvater die Vaterrolle übernommen, auch wenn er mit der Führung eines Landes beschäftigt gewesen war. Quinn wusste nicht, wie er diese Neuigkeit aufnehmen sollte. Noch eine dritte Person, die man retten musste.
Eigentlich waren es nur zwei: Ben und Großvater. Anais musste er nicht retten. Er wüsste auch nicht, wovor. Einem schlechten Bräunungsspray vielleicht?
„Ohne dich unter Druck setzen zu wollen – aber ich hoffe, dass es seinen Kampfgeist weckt, wenn er dich in seiner Nähe hat“, sagte Philip leise. „Ich frage mich, ob ich egoistisch bin, aber ich kann nicht anders. Es sieht nicht gut aus. Ich bin froh, dass du da bist. Wir brauchen dich. Ich brauche dich hier.“
„Ich will ihn sehen.“ Quinn konzentrierte sich auf das, was jetzt zählte. Er konnte sich nur um das kümmern, was unmittelbar vor ihm lag.
„Er schläft.“
„Und ich will ihn sehen. Ich kann ruhig an seinem Bett sitzen, Philip. Ich werde da sein, wenn er morgen aufwacht, aber ich will ihn jetzt sofort sehen. Ich möchte vorbereitet sein, damit ich ihn nicht wie einen Sterbenden anschaue, wenn er mich zum ersten Mal sieht. Seit ich angekommen bin, habe ich schon zwei Mal einen Schock erlebt. Ich glaube nicht, dass ich es ein drittes Mal schaffe, einen Menschen, den ich liebe, so vorzufinden.“
Den er liebte. Gott stehe ihm bei, es war ihm wieder passiert.
„Den ich geliebt habe. Du weißt, was ich meine.“
„Wer war denn der zweite?“
Nicht Anais.
„Ben. Ich sollte eigentlich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich nicht zuerst Großvater besucht habe, aber dann wäre Ben jetzt tot. Er hat heute Nachmittag versucht, sich in seinem Zimmer zu erhängen. Ich bin gerade rechtzeitig gekommen, um ihn aufzuhalten, Hilfe zu rufen und ihn herunterzuholen. Ich werde Anais morgen noch mal treffen, weil ich zurück zu Ben muss.“
Und er musste noch diese Anrufe tätigen. Himmel, dieser Tag war wirklich beschissen.
Sein Bruder deutete nickend auf das beinahe leere Glas. „Trink aus. Du klingst, als könntest du es gebrauchen. Bleibst du heute Nacht hier?“
„Nein“, antwortete er zunächst. Dann, nachdem er ausgetrunken hatte, meinte er: „Ich weiß nicht. Soll ich? Ich wollte eigentlich in meine Wohnung. Außer du denkst, ich sollte bleiben, um da zu sein, wenn er aufwacht.“
Philip schüttelte den Kopf. „Du musst nicht bleiben. Aber du siehst erschöpft aus, Quinn. Deine Räume sind hergerichtet, falls du dich anders entscheidest. Vielleicht täte es dir ganz gut.“
Schlaf würde ihm helfen. Er erhob sich, es kostete ihn jedoch alle Kraft, seinem Bruder die Gänge entlang zur Suite des Königs zu folgen.
Noch bevor sie eintraten, hörte er das leise Summen und Piepsen des lebensrettenden Gerätes und wusste, dass Philip versucht hatte, den Schock etwas abzumildern.
Aber Quinn roch den Tod. Diesen Geruch kannte er nur zu gut.
Anais stand auf ihrem Lieblingslaufband – zum ersten Mal, seit Quinns furchtbarer Hilfeschrei ihren Wunsch, sich zu verstecken, zerschlagen hatte und sie zu ihm gerannt war.
Ihr Arbeitstag war vor einer Stunde zu Ende gewesen, und Quinn war noch immer auf dem Gelände und bei Benjamin Nettle, soweit sie wusste. Soweit es jeder wusste. Kein Prinz konnte sich drei Tage lang unbemerkt im Gebäude aufhalten, ohne dass es sich herumsprach.
Was nicht die Runde machen sollte? Dass sie heute auf ihn gewartet hatte. Das würde zu viele Fragen aufwerfen, und die wiederum führten zu einer Schlussfolgerung, die niemand ziehen durfte, wenn sie bleiben wollte. Sie musste hierbleiben. Als sie aus Corrachlean fortgegangen war, hatte sie ihre Mutter zurücklassen müssen, sodass sie jahrelang voneinander getrennt waren. Besuche waren ausgeschlossen, bis Anna Kincaid geboren worden war.
Quinn hasste den Look von Anna. Sie erkannte es an der Art, wie er sie ansah. Als hätte sie sich selbst verunstaltet. Ihr gefiel es irgendwie. Sie konnte sich dadurch unsichtbar fühlen. Nachdem sie sich stets angepasst hatte – und dabei nie irgendwo dazugehört hatte –, war Unsichtbarsein die zweitbeste Lösung.
Nur dass er mehr als ihr Aussehen hasste. Er hasste sie.
Und, im Ernst, was hatte sie erwartet? Abgesehen davon, ihn für längere Zeit nicht zu sehen? Oder niemals wiederzusehen, wenn es nach ihr ging?
Das Laufband surrte unter ihren Füßen, und sie hielt sich an einem der Sicherheitsbügel fest, während sie die Geschwindigkeit und das Gefälle erhöhte. Vielleicht konnte sie sich mit etwas Sport ablenken und vergessen, dass sie ihn erwartete.
Nach ihrer Trennung hatte sie es nur geschafft weiterzumachen, indem sie willentlich alle Gedanken auslöschte. Sie fragte sich nicht, wie es ihm ging, was er tat, dachte nicht darüber nach, wie er sich fühlte oder ob er je an sie dachte. Sonst hätte sie nicht weitermachen können. Aber damit war sie nur die zweite Person, die nie an Quinns Gefühle dachte – auch er selbst hielt sich nie damit auf, was wehtat. Nicht ihm. Nicht ihr. Keinem, zumindest solange sie verheiratet gewesen waren. Beinahe ein Jahr hatte sie damit zugebracht, aus ihm schlau werden zu wollen. Das Ergebnis: Er mochte den Sex mit ihr und hasste Verantwortung.
Dann, vor zwei Tagen, hatte sie noch etwas erfahren. Etwas, das ihr jedes Mal, wenn sie daran dachte – Hunderte Male täglich –, den Atem raubte: Dass er seine Finger verloren hatte, schmerzte ihn weniger als sie.
Hatte er in dem Ausmaß darunter gelitten, wie sie es sich vorgestellt hatte?
Sie wollte es nicht glauben. Sein Hass war real, und er hatte sie zweifellos verletzen wollen. Daher war es wohl das Beste, wenn sie sich nicht länger damit aufhielt. Dass sie weggegangen war, war auf lange Sicht für sie beide das Beste. Wäre sie bei Quinn geblieben, bis Wayne seine Drohungen wahr gemacht hätte, hätten nicht nur die Menschen von Corrachlean einen schlechten Eindruck von ihr gehabt. Auch Quinns Meinung von ihr wäre drastisch gesunken. Zumindest hasste er sie nun für etwas, das in gewisser Weise gütiger war. Selbst wenn er es nie erfahren durfte.
Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie sich trotz des Wissens, dass er sich seit zwei Tagen in der Klinik aufhielt, nicht überwinden konnte, zu Ben zu gehen und ihn zu bitten, mit ihr zu sprechen. Vielleicht war sie aber auch nur feige. Vielleicht fürchtete sie, dass Ben wusste, wer sie war. Sie konnte es Quinn nicht verdenken, wenn er es ihm gesagt hatte. Er hatte nie versprochen, ihr Geheimnis zu wahren, und er war ihr auch nicht zur Loyalität verpflichtet. Und wenn man etwas aus dem eigenen Leben teilen konnte, war das wie eine Art Tauschwährung, um Freunde zum Reden zu bringen, wenn sie es nötig hatten.
„Hinterlässt du mir jetzt schon Nachrichten?“ Quinns Stimme tönte quer durch den riesigen, zu einem Fitnessstudio umfunktionierten Festsaal und riss sie aus ihren Gedanken. Sie musste sich an den Griffen festhalten, um sich zu fangen.
Würde sie beim Klang seiner Stimme immer aufschrecken?
Mit klopfendem Herzen schaltete sie das Gerät ab. Wenigstens konnte sie dem Training die Schuld dafür geben, dass sie atemlos und angestrengt klang. „Ich habe eine Stunde lang im Foyer gewartet, sogar noch, nachdem es langsam seltsam wirkte. Dann entschied ich mich für eine Nachricht. Der Umschlag war verschlossen, die Vorderseite sah so formell wie möglich aus.“
Sie nahm sich ein Handtuch und trocknete sich ab, während sie auf ihn zuging. Dabei konnte sie so tun, als schlackerten ihre Knie wegen des Lauftrainings.
„Ist mir aufgefallen.“ Quinn schleuderte ihr den Umschlag entgegen und vergewisserte sich, dass sie allein im Ballsaal waren. Erklären zu müssen, warum er die Ärztin angaffte oder übermäßig vertraut mit ihr umging, war das Letzte, was er diese Woche gebrauchen konnte. „Und ich bin hier. Was willst du?“
Das Rachegefühl, das er gespürt hatte, als er sie über den Mülleimer gebeugt zurückgelassen hatte, hatte nicht angehalten, bis er zur Tür hinaus war. Dabei war sie nicht einmal im Entferntesten die Frau, die seiner Frau Anais ähnlich sah. Obwohl ihre Haare und die Augen immer noch die falsche Farbe hatten, war die Brille nun weg und das Haar aus dem Gesicht gebunden, sodass er sie beinahe erkennen konnte. Aber eben nur beinahe.
Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie den Umschlag aufhob, und er musste an sich halten, sie nicht erneut anzufahren, sie nicht wieder mit etwas Brutalem von der Front zu schockieren – immerhin hatte er etliche solcher Geschichten auf Lager.
„Ich wollte lediglich etwas mit dir besprechen. Kommst du mit in mein Büro?“
„Wieso nicht hier?“
„Es ist privat.“
Ihr letztes Gespräch lief in seinem Kopf in Dauerschleife. Als er sich mit seinem Bruder getroffen hatte. Als er erfahren hatte, dass der König im Sterben lag. Selbst als er am Bett seines Großvaters saß, ließ er es wieder und wieder Revue passieren, um dahinterzukommen, was für sie der Auslöser gewesen war.
Noch bevor er die Kameras erwähnt hatte, war sie blass geworden. Ihr war seinetwegen schlecht geworden, nicht ihretwegen. Egal, was sie vorgab – sie fühlte immer noch etwas.
So leicht wäre es gewesen, ihr zu sagen, sie solle zur Hölle fahren. Sie zu ignorieren, so wie er es mehr oder weniger seit ihrer ersten Begegnung gemacht hatte. Er kam, wenn sie beim Essen war, und ging, wenn sie nach Hause gegangen war. Er trieb Ben auf die Palme, weil er sich weigerte, ihn seinem Elend zu überlassen.
Aber sie wollte reden. Und bei Gott, das wollte er auch! Vielleicht war das seine Chance. Vor einer Entschuldigung kam Reue. Ob sie es nun zugeben wollte oder nicht, er sah, dass sie Schuldgefühle hatte.
Mit einer Handbewegung bedeutete Quinn ihr voranzugehen. Die Erleichterung auf ihrem Gesicht machte ihm Hoffnung. Er musste etwas schneller gehen als üblich, um mit ihr Schritt zu halten, und in ihrer Nähe drang sofort ihr Geruch in seine Nase.
Verschwitzt, aber sie roch trotzdem fantastisch. Rein und doch süß. Sexy.
Ihre langen, schweren Locken hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, und die Glättung, die sie ihnen verpasst hatte, wurde von der Feuchtigkeit zunichtegemacht. Die bis in die Spitzen gewellten Haare streiften an ihrem nackten Rücken entlang, wo sich der Schweiß sammelte. Ein quälender Schauer überkam ihn, bescherte ihm am ganzen Körper eine Gänsehaut. Quinn musste wohl dem Schicksal danken, dass er hinter ihr und nicht in ihrem Blickfeld ging.
Die Hormone übernehmen zu lassen war nicht die richtige Basis für diese Unterhaltung – ganz egal, worum es gehen würde.
Bevor sie ihn verlassen hatte, hätte er es mit Leichtigkeit geschafft, jedes Privatgespräch so zu drehen, dass es darum ging, wonach sich sein Körper sehnte.
Er sah ihre Füße an, das schien ihm das Sicherste. Nur auf die Füße, die in schlanke Fesseln übergingen, und sein Blick wanderte über die weiche Haut, die über ihre seit Neuestem definierten Waden spannte. Zu ihren Schenkeln, ihrem Hintern …
Sie trug irre ablenkende Shorts. Knapp darunter konnte er den dunklen kleinen Fleck erkennen, den er gerne geküsst hatte. Er zeigte sich unter dem Saum des rechten Hosenbeins und verschwand bei jedem Schritt, wenn ihre Kleidung sich bewegte.
Als sie endlich bei ihrem Büro waren, musste er sich immer wieder daran erinnern, worum es hier ging. Nur dass der quälende Hunger nach ihr seine Mahnungen zunehmend verstummen ließ.
„Hier drin ist es heiß“, murmelte er, zog seine Jacke aus und warf sie über die Lehne eines Besucherstuhls.
„Nachts heizt es hier auf, tut mir leid. Möchtest du etwas zu trinken?“
„Alles gut.“ Er zog den Stuhl zurück und setzte sich. Mit einem Kopfnicken forderte er sie auf, es ihm nachzutun, hoffentlich außerhalb seiner Reichweite. „Aber nimm zuerst die Kontaktlinsen heraus.“
„Bitte?“ Reglos stand sie da, in ihrem Gesicht spiegelte sich schon beinahe Angst. „Warum?“
Als ob sie etwas von ihm zu befürchten hätte. Abgesehen von Dingen, die er sagen könnte, um sie zu verletzen.
„Du willst mit mir reden? Schön. Ich will mich aber nicht mit Anna unterhalten, sondern mit Anais. Wenn die Linsen eingesetzt sind, habe ich das Gefühl, dich nicht zu sehen, während du mich durchaus siehst. Ich soll bleiben? Dann nimm sie raus.“
„Anna möchte mit dir reden.“
Aha – Anna. Es ging also nicht um sie beide, sondern um die Arbeit.
Er nahm seine Jacke, erhob sich und ging Richtung Tür. Nur ein hoffnungsloser Romantiker hätte sich Hoffnungen gemacht. Es ärgerte ihn, dass er unbewusst genau das gemacht hatte. Sieben Jahre lang war sie verschwunden gewesen, und jetzt plötzlich wollte sie wieder Kontakt? Aber klar doch! Vollidiot.
Seine Hand lag schon auf dem Türgriff, bevor sie nachgab. „Warte.“
Hinter ihm erklangen Geräusche: Eine Schublade wurde geöffnet, etwas wurde auf den Tisch gelegt. Als er sich umblickte, lagen da der Kontaktlinsenbehälter und die Reinigungsflüssigkeit. Eine halbe Minute später hatte sie die Linsen herausgenommen und tupfte mit einem Tuch ihre Augen ab.
„Noch nicht dran gewöhnt?“
„Sie sind okay.“ Anais ließ das Tuch auf ihren Schreibtisch fallen, straffte die Schultern und umrundete erneut den Tisch, um sich zu setzen. Der Stuhl war ihm zugewandt. Als sie ihn endlich ansah, spürte er, wie sich seine Brust zusammenzog. Blaugrüne Augen wie die Südsee. Trotz all der anderen Veränderungen war sie in diesem Moment wirklich seine Frau. Seine Augen brannten bei diesem Gedanken, und er senkte den Kopf, bis dieses Gefühl vorüberging. Er musste sich konzentrieren, um nicht nach ihr zu greifen, seinem schillernden Singvogel, der sich als Taube verkleidete.
Da die Tür geschlossen war, roch er nichts anderes als sie.
Gott, das war ein Fehler.
„Warum wolltest du mit mir reden?“
Fass sie nicht an.
Nicht anfassen. Ja nicht anfassen!
„Ich wollte mit dir über Lieutenant Nettle sprechen.“
Ben, natürlich. Gut. Er verbrachte wegen Ben so viel Zeit in der Einrichtung, und sie gehörte zu seinem Ärzteteam. Das war nachvollziehbar – zumindest bei funktionierendem Verstand.
Quinn sparte sich einen Kommentar, nickte aber. Je schneller sie weitersprach, desto schneller konnte er gehen.
„Dass er dich um sich hat, tut ihm sehr gut. Ich bin froh, dass du immer wieder kommst. Nicht nur, weil du eine Katastrophe abgewendet hast. Sondern weil er sonst nur das Personal sehen würde. Aber jetzt redet er zumindest ein bisschen, hauptsächlich mit dir, nehme ich an. Aber er lässt dich bleiben, wenn der Therapeut kommt, nicht wahr?“
„Ja“, bestätigte er. „Was braucht Ben? Spuck es einfach aus.“
Sie rutschte hin und her, versuchte, sich aufrechter hinzusetzen. Aber ihre Schultern klebten wegen ihrer steifen Haltung ohnehin fast an ihren Ohren.
„Es steht mir eigentlich nicht zu, das zu sagen, denn es hat nichts mit Gliedmaßen zu tun. Ich behandle Knochenverletzungen und kein … Weichgewebe. Da er dich jedoch in seine Behandlung einbezogen hat, erlaube ich mir, dich um Hilfe zu bitten.“
Anais wartete auf sein zustimmendes Nicken und versuchte, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Seit ihrer überstürzten Flucht aus dem Land legte sie besonderen Wert auf Augenkontakt. Blickte man jemandem in die Augen, wurde eine Verbindung geschaffen, die einem irgendwie half: Straßenräuber wurden eingeschüchtert, Professoren merkten, dass man es ernst meinte, Patienten verstanden, dass man für sie da war und sich für das interessierte, was ihnen widerfahren war. Das war nützlich.
Wenn sie Quinn in die Augen sah, fühlte sie sich klein. Und abscheulich. Die Kontaktlinsen beeinträchtigten ihre Sicht in keiner Weise, aber sie vermittelten ihr das Gefühl, unsichtbar zu sein. Und das war sicher. Jetzt musste sie lange nach dem Mut suchen, der ihr, seit sie ihm begegnet war, abhandengekommen war.
Kaum war ein kleines Teilchen ihrer Anna-Rüstung fort, schon stotterte sie und Tränen brannten in ihren Augen.
„Nicht nur seine Beine sind verletzt.“ Ihre Stimme klang schrill, zittrig.
Quinn hob den Blick und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Ich habe seine Krankenakte nicht gelesen. Ihn dazu zu bewegen, über seine Verletzungen zu sprechen, ist beinahe unmöglich. Wurde er angeschossen? Von der Sprengfalle, die Schrapnelle abgeschossen hat, weiß ich.“
„Er wurde nicht angeschossen. Die Schrapnelle haben einige Abdominalwunden verursacht, die aber gut verheilt sind.“ Sie hätte das üben sollen. Die Wörter schienen in ihrer Kehle stecken bleiben zu wollen. Trotzdem: „Er hat einen Hoden verloren.“
Anna wäre stärker. Sie würde ihm in die Augen schauen.
Sie musste sich zwingen, und es erforderte Kraft, die sie im Moment nicht hatte. Dennoch erwiderte sie seinen Blick. Die offenen Worte über die Verletzung wischten die Enttäuschung weg, die darin stand. Jetzt konzentrierte er sich auf Ben, so wie sie es sich erhofft hatte.
„Man konnte die Harnfunktion wiederherstellen. Aber es gibt noch mehr …“ Sie sah ihm deutlich an, dass er allmählich verstand … Und in diesem Moment wünschte sie, sie hätte nichts gesagt.
„Mehr wiederherzustellen?“, hakte Quinn leise und langsam nach, als brauchte er wegen der Anspannung und der Tragweite eine Atempause.
„Bereiche mit Gefäßverletzungen zu reparieren.“ Dann präzisierte sie: „Beim ersten Mal hat man alles getan, was möglich war. Nur dass es nicht richtig heilte. Der Chirurg ist sich sicher, die volle Funktion wiederherstellen zu können, aber Nettle … Ben … möchte mit niemandem darüber sprechen. Sogar ich habe es bereits versucht, weil selbst der Allgemeinarzt der Klinik keinen Erfolg hatte. Wie auch der Psychiater. Er hat sehr schnell dicht gemacht.“
Quinn hörte ihr schweigend zu.
Hatte er sie verstanden? Sie konnte nicht sagen, ob er diese Taktik öfter verfolgte – etwas Schlechtes einfach über sich ergehen lassen – oder ob er ihre Worte gerade verarbeitete. Auf seinem Gesicht spiegelte sich ein sorgenvoller Ausdruck, doch sein Schweigen gab keinen seiner Gedanken frei. Sie würde sich wohl direkt ausdrücken müssen.
„Du solltest mit ihm über den Eingriff sprechen und ihm klarmachen, warum er ihn vornehmen lassen sollte. Vielleicht hört er auf dich …“
Quinn rieb sich den Nacken, und sein Blick schweifte ab. „Er spricht ein wenig, aber ich will ihn nicht drängen. Im Moment ist es ein äußerst empfindliches Gleichgewicht.“
Auch Quinn redete ein bisschen. Das war ein Anfang. Das hatte es noch nie gegeben. Vielleicht war es ihm doch möglich, Probleme zu besprechen, zumindest die seines Freundes. Er hatte nicht rundweg abgelehnt. Er musste nur überzeugt werden.
Anais erhob sich und zog ihren Stuhl näher an ihn heran. So nah, dass sich ihre Knie beinahe berührten.
„Er hat die Chance auf ein normales Leben, wenn er die Operation durchführen lässt. Ich bezweifle, dass ihm der Sinn nach einer Heirat steht, wenn er weiß, dass er keine Kinder wird zeugen können oder … mit seiner Frau … zusammen sein kann.“ Halt dich nicht zu lange am Sex auf. Auch wenn sie wusste, dass Quinn dieses Argument definitiv verstehen würde. „Gerade diese Verletzung ist für ihn ein größeres psychisches Problem als seine Beine. Das ist der Grund für den Zustand, in dem du ihn aufgefunden hast, dessen bin ich mir sicher.“
Quinns Gesichtsausdruck hatte sich nicht geändert. Er war besorgt, vielleicht auch etwas überfordert, und entsetzt von dem Gedanken, mit seinem Freund etwas derart Persönliches besprechen zu müssen. Andererseits – was konnte noch persönlicher sein, als seinen Freund zu bitten, die eigenen Finger abzuschneiden?
Sie redete weiter. „Mit der Operation könnte er ein normales Leben führen. Wir arbeiten mit ihm an seiner Beweglichkeit. Natürlich wird er als doppelt Amputierter nie ein vollständig normales Leben führen, aber er könnte eine Familie haben.“
Eine Familie, wie sie mit Quinn eine wollte. Etwas, das sie auch jetzt noch wollte, nur dass sie sich nie einen anderen Partner dafür vorstellen konnte. Das Wort war zu einer Art Waffe mutiert, die sie beide verletzen konnte. Trotzdem – wenn sie Nettle nicht erreichen konnte, musste sie die Person erreichen, die es konnte.
Egal, was es kostete.
Noch bevor sie es sich recht überlegen konnte, nahm sie seine linke Hand, womit sie ihn zwang, sie wieder anzusehen.
„Was machst du da?“, fragte er, und sein Blick wanderte von ihren Händen zu ihren Augen, blieb jedoch eine Weile an ihrem Mund hängen. Quinn wollte sich losmachen.
„Warte!“ Sie platzierte seine Hand so, dass sie auf ihrer Handinnenfläche lag, und fuhr die durch die Explosion rauen Konturen nach. „Wenn du die Körperteile, die man dir genommen hat, zurückbekommen könntest, voll funktionsfähig – würdest du das nicht wollen? Ich weiß, das war furchtbar für dich, und ich habe nicht …“ Sie schluckte schwer. „Ich kann kaum die Augen schließen, ohne es vor mir zu sehen.“
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sodass sie kaum Luft bekam, geschweige denn reden konnte. Das hatte sie gar nicht sagen wollen! Es ging nicht um sie, sondern um Ben.
„Stell dir vor, du hättest einen Platz für deinen Ehering, wenn du das nächste Mal heiratest.“ Da spürte sie, wie sich bei diesen Worten eine Träne löste. „Gefiele dir das nicht? Ich weiß … Es ist nicht … so gelaufen, wie wir uns das beide vorgestellt haben, aber manchmal …“
„Ich verspüre nicht den Wunsch, noch einmal zu heiraten.“ Diese Worte wogen schwer.
Mit einer heftigen Bewegung entzog er ihr die Hand, und sie begegnete seinem Blick, wobei sie nicht einmal versuchte, die Tränen in ihren Augen zu verbergen.
Sie hatte es vergeigt und bewiesen, dass sie nicht miteinander reden konnten.
Sie spürte eine Berührung an ihrem Nacken, die sie den Kopf heben ließ, und im nächsten Moment presste er seinen Mund auf ihre Lippen. Diesen Augenblick konnte sie nur in Atemzügen und Herzschlägen messen. Erst saß sie noch auf ihrem Stuhl, beim nächsten Herzschlag war sie auf seinem Schoß. Ihr träger Verstand hatte Mühe mitzuhalten.
Und sie wusste nur, dass sie genau in diesem Moment von einer tiefen Sehnsucht ergriffen wurde. Sein Mund erwiderte heiß und verzweifelt dieses rasende Verlangen, das in ihr schwelte, seit sie sein Lachen gehört hatte. Sie war wieder diese dumme, naive Vierundzwanzigjährige, die nach seinen Küssen, seinen Berührungen, seinem Körper hungerte.
Als sie die Augen öffnete, schmerzte sie sein Anblick. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen, als würde es ihm mehr schaden als guttun, sie zu berühren. Als würde er sich mit jedem Kuss quälen, aber nicht aufhören können.
Sie wollte nicht spüren, wie er zitterte oder wie sich die Lust mit erbitterter Sehnsucht mischte und sie innerlich aufwühlte. Trotzdem konnte sie nicht aufhören.
Sie legte die Arme um seine Schultern, zog ihn näher heran, genoss es, wie hart und stark er sich anfühlte. Sein Gesicht war reifer geworden, wie auch sein Körper. Er war ein neuer Mann und doch derselbe.
Er umfasste ihre Taille und zog sie auf den Fußboden. Gerade lange genug legte er eine Pause ein, um die Stühle heftig aus dem Weg zu räumen und Platz für sie beide zu machen.
Die Vernunft hatte keine Chance. Nicht, als sein aufregendes, ungewohntes Gewicht sie auf den kalten Holzfußboden drückte und seine Hände verzweifelt an dem Stoff zerrten, der sie trennte.
Erst schob er ihr Tanktop nach oben. Unter seinen beharrlichen Fingern sprang der vorne verschließbare BH auf. Er löste sich von ihren Lippen, um seine Aufmerksamkeit ihren Brüsten zuzuwenden.
Ihr Atem stockte, und sie stöhnte so laut, dass er sich rasch nach oben schob und ihren Mund zurückeroberte und dabei jedes qualvolle Stöhnen aufnahm, das er ihr entlockte.
Sie bemerkte kaum, wie er sie von der Taille abwärts entkleidete. Verzweifelt erwiderte sie die Zärtlichkeiten seines Mundes, brauchte das, um die Realität auszublenden.
Unnachgiebig und ohne zu zögern, legte er ihre Beine um seine Hüften und drang in sie ein.
Anais fühlte sich benommen und atemlos, nur sein Mund verhinderte, dass das stoßweise Schluchzen ihres Bedauerns und Verlangens durch die Einrichtung hallte.
Wie besessen gab er ein stürmisches Tempo vor, das sie aufzehrte und diese sorgfältig errichteten Schutzwälle niederriss. Anna war verschwunden. Anais auch. Alle Gedanken waren fort. Nichts war übrig außer dem Drang, ihm näher zu sein, ihre Beine um ihn zu schlingen und so zu tun, als hätte es die Jahre dazwischen nie gegeben. Einfach vergessen – die schlechten Zeiten, das Ende. Selbst ihre Hochzeit. So zu tun, als wüsste sie nicht, dass pure Lust und Wut ihn antrieb. Für ihn war das hier Hass-Sex. Diese furchtbare Sehnsucht, einander näher zu sein. Vielleicht würden sie nie davon geheilt werden – aber dass sie gegangen war, hatte diese Sehnsucht verzerrt.
Trotzdem – sie war gefangen in diesem Takt, der sie glauben ließ, sie könnte jene Zukunft haben, die sie sich so verzweifelt wünschte. Mit diesem Mann. Dem einzigen Mann, der sich durch ihre Vorbehalte kämpfen und sie überzeugen konnte, gegen ihre Interessen zu handeln.
Er war zwar bei ihr, mit ihr verbunden, in ihr, trotzdem lehnte er sich zurück, bis es ihm einfiel, ihr einen verzweifelten, erstickenden Kuss zu geben. Immer wieder ging er so auf Distanz, was sie davon abhielt, nach ihm zu greifen, bis er sich herabließ, wieder zu ihr zurückzukommen.
Das letzte Mal, als sie ihn in den Armen gehalten hatte, war er jung gewesen. Überaus attraktiv, sexy. Jetzt, breitschultrig und so herrlich schwer, hatte sie trotzdem das Gefühl, als gehörte er ihr. Trotz seiner Wut. Auch wenn er sie bestrafen wollte, war er ein Teil von ihr.
Es war falsch. Alles! Der Sex. Dass sie ihn sehen wollte. Dass sie ihn kennenlernen wollte … Dumm und falsch.