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KÜSS MICH, GELIEBTER SCHEICH! von MARTON, SANDRA Erst Blumen und Champagner und dann entführt - in einem Luxusjet! Nach dem Lunch über den Wolken will die schöne Madison zurück nach New York, doch Scheich Tariq al Sayf nimmt sie mit auf die Reise in sein fernes Wüstenreich - ohne sie zu fragen! Madison ist außer sich. Wie kann er es wagen? Zutiefst verletzt und zornig macht sie ihrem Herzen Luft. Und er? Zieht sie in seine starken Arme und lockt sie: verführerisch und unglaublich sexy. So sehr sie der Versuchung auch widerstehen will - plötzlich wünscht Madison sich nur noch eins: Seine Lippen auf den ihren zu spüren ... SINNLICHE NÄCHTE IN PARIS von MARTON, SANDRA Die schöne Layla ist verzweifelt: Ihr Vater will sie zur Ehe mit einem seiner Geschäftspartner zwingen. Da entpuppt sich ausgerechnet Scheich Khalil als Retter in der Not. Kaum hat der ebenso attraktive wie arrogante Wüstenprinz von Laylas Schicksal erfahren, entführt er sie nach Paris. Liegt es nur an der Stadt der Liebe? Layla kann sich immer weniger gegen Khalils erotische Anziehungskraft wehren. Hals über Kopf verliebt, genießt sie leidenschaftliche Tage und sinnliche Nächte in seinen Armen. Bis eine schändliche Intrige jäh ihr unverhofftes Glück bedroht … DIE SÜßE RACHE DES SCHEICHS von MARTON, SANDRA Ein verhängnisvoller Fehler: Grace vergisst, dass der feurige Scheich Salim Al Taj ihr Boss ist! Sie will geliebt werden, und Salim will lieben. Erst eine Nacht, dann noch eine, sogar eine gemeinsame Zukunft scheint plötzlich möglich - da beendet Salim überraschend kühl ihre heiße Affäre. Mit gebrochenem Herzen beschließt Grace, ihn und den Job zu verlassen. Aber vor diesem Mann gibt es kein Entkommen: Stolz und feurig steht Salim vor ihr, macht ihr haltlose Vorwürfe - und entführt sie in seinem Privatjet, um sich quälend süß für ihren "Verrat" zu rächen …
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Seitenzahl: 621
Sandra Marton
JULIA BESTSELLER BAND 145
IMPRESSUM
JULIA BESTSELLER erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Erste Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg, in der Reihe: JULIA BESTSELLER, Band 145 - 2014
© 2008 by Sandra Marton Originaltitel: „The Sheikh’s Defiant Bride“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: JULIA, Band 1860 Übersetzung: Alexa Christ
© 2008 by Sandra Marton Originaltitel: „The Sheikh’s Wayward Wife“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: JULIA, Band 1882 Übersetzung: Alexa Christ
© 2008 by Sandra Marton Originaltitel: „The Sheikh’s Rebellious Mistress“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: JULIA, Band 1890 Übersetzung: Alexa Christ
Fotos: Mlenny / Istockphoto, Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733702946
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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Ein duftendes Blumenmeer, prickelnder Champagner, Gourmetessen: Tariq zieht alle Register seiner Verführungskunst. Doch so einfach ist Madison Whitney nicht zu erobern. Ohnehin hat die toughe Geschäftsfrau von Männern die Nase voll. Da muss sich auch ein Scheich wie Tariq al Sayf schon etwas ganz Besonderes einfallen lassen, ihr Herz für sich zu gewinnen!
Vom Palast aus beobachtet Khalil eine Gestalt, die Anstalten macht, ins Wasser zu gehen. Mit einem Sprint „rettet“ er die vermeintlich Lebensmüde, die sich als hinreißende Frau entpuppt. Layla ist auf der Flucht vor dem ihr bestimmten Ehemann. Und Khalil hat auch schon eine Idee, wie er Layla vor der Hochzeit mit dem skrupellosen Bräutigam bewahren kann …
Endlich hat Salim al Taj, Kronprinz des Königreichs Senahdar, seine ehemalige Angestellte Grace aufgespürt. Fassungslos hört sie sich seine schweren Vorwürfe an. Entweder ist sie eine talentierte Schauspielerin … oder sie war wirklich nicht am Diebstahl des Geldes beteiligt. Dann würde Salim alles tun, um seine sinnliche Exgeliebte wieder in den Armen zu halten.
Königreich Dubaac, Frühsommer
Der Himmel war strahlend blau; die Sonne glänzte wie geschmolzenes Gold.
Unter ihren unbarmherzigen Strahlen saß eine kleine Gruppe von Männern bewegungslos auf ihren Pferden, umfangen von der endlosen Stille der Wüste.
Alle Augen waren auf den Reiter gerichtet, dessen Hengst ein wenig abseits von den anderen stand. Die rechte Hand des Mannes steckte in einem derben Lederhandschuh, an dem sich ein mächtiger Falke festkrallte. Der Kopf des Vogels war mit einer Kappe bedeckt.
Nach einer Weile löste sich ein Reiter aus der Gruppe und trieb sein Pferd an die Seite des Mannes mit dem Falken.
„Es ist an der Zeit, Tariq“, sagte der Reiter sanft.
Der Angesprochene nickte. „Ich weiß.“
Sein Vater hatte recht, doch dieser letzte Gruß an seinen toten Bruder war mindestens so bedrückend wie Sharifs Beerdigung.
Wer hätte gedacht, dass ihm dieser alte Brauch so zu Herzen gehen würde? Tariq war zwar in Dubaac aufgewachsen, doch er lebte schon seit vielen Jahren nicht mehr hier. Er war ein moderner, hochgebildeter, urbaner Mann, und dies war nicht mehr als eine symbolische Geste …
„Tariq?“
Er nickte. Der Falke flatterte nervös mit den Flügeln, denn er spürte, dass ihm gleich die Kappe abgenommen werden würde.
Tariq hob den Arm in Richtung Himmel. Sein Profil war mindestens ebenso elegant wie das eines Falken.
„Sharif, mein Bruder“, sprach er mit rauer Stimme. „Ich schicke Bashashar zu dir. Mögt ihr beiden gemeinsam für immer die Weite des Himmels über unserem Heimatland erkunden.“
Er zögerte kurz, dann entfernte er die Kappe, die den Kopf des Vogels bedeckte, und schwang den Arm nach vorn, worauf der Falke die Flügel ausbreitete und sich in die Luft erhob.
Keiner der Männer sprach oder bewegte sich. Erst nach einer ganzen Weile räusperte sich der Sultan.
„Es ist getan“, erklärte er heiser.
Tariq nickte. Noch immer schaute er in den Himmel, wo der Vogel allmählich den Blicken entschwand.
„Ja, Vater.“
„Dein Bruder ruht jetzt in Frieden.“
Tut er das, fragte sich Tariq. Er wollte es glauben, doch Sharifs Tod war immer noch viel zu frisch. Ein Routineflug. Es hatte Tage gedauert, um nach dem Absturz und der darauf folgenden Explosion das zu finden, was von seinem Bruder übrig geblieben war …
„Er war ein guter Sohn“, sagte der Sultan ruhig.
Tariq nickte.
„Er wäre unserem Volk ein guter Anführer gewesen. Jetzt ist er tot, und wir müssen unsere Pläne für die Zukunft neu überdenken.“
Tariqs Kiefer verkrampfte sich. Natürlich hatte er gewusst, dass dieser Moment kommen würde, aber nicht so schnell. Andererseits – warum sollte er das Unvermeidliche aufschieben?
„Ich verstehe, Vater.“
Der Sultan seufzte. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, mein Sohn.“
Tariq schaute seinen Vater besorgt an. „Bist du krank?“
„Nur wenn das Alter eine Krankheit ist“, erwiderte der Sultan gelassen. „Aber Sharifs Tod ist der beste Beweis, dass das Schicksal jederzeit zuschlagen kann. Du bist jetzt mein Erbe, Tariq. Ich zittere bei dem Gedanken, dass dir etwas zustoßen könnte …“
Mehr brauchte er nicht zu sagen.
Die Last der Thronfolge war Tariq zugefallen. Um die ununterbrochene Linie seiner Familie auf dem Thron von Dubaac fortzusetzen, musste er heiraten und einen Sohn zeugen.
Wenn Sharif doch nur verheiratet gewesen wäre und Kinder gehabt hätte …
Wenn Sharif doch nur noch lebte, dachte Tariq und spürte eine ungewohnte Feuchtigkeit in seinen silbergrauen Augen.
„Ich werde tun, was getan werden muss.“
Der Sultan lächelte schwach. „Das ist gut. Komm jetzt. Wir wollen zum Palast zurückreiten und das Andenken an deinen Bruder feiern.“
„Reite schon mal mit den anderen voraus. Ich … ich möchte eine Weile allein sein.“
Der Sultan zögerte. Doch schließlich wendete er sein Pferd und bedeutete seinen Männern, ihm zu folgen. Sie ritten genauso davon, wie sie gekommen waren – in respektvollem Schweigen.
Tariq stieg aus dem Sattel. Er tätschelte den Hals seines Hengstes und blickte nochmals in den Himmel hinauf.
„Wegen dir, Sharif“, sagte er ruhig, „muss ich jetzt eine Ehefrau finden.“ Er lächelte. Wenn sein Bruder ihn hören könnte, würde er diese Art Neckerei verstehen. Von frühester Kindheit an hatten sie eine innige Verbundenheit geteilt. „Und wie soll ich das anstellen, hm? Wo soll ich sie suchen, Sharif? Hier im Staatenbund? Oder in Amerika? Was meinst du?“
Natürlich war Sharif nicht da, um ihm eine Antwort zu geben, doch das war auch nicht nötig. Tariq wusste genau, was er gesagt hätte.
Die perfekte Frau würde er nicht in Amerika finden.
In Amerika gab es nur zwei Sorten Frauen: die einen, die flatterhaft und oberflächlich waren, und die anderen, die eigensinnig und stur die Fahne des Feminismus hochhielten.
Keine von beiden würde passen.
Ja, er wollte eine Frau, die attraktiv war, doch es gab auch noch andere Kriterien. Sie sollte über eine angenehme Persönlichkeit verfügen. Sie musste in der Lage sein, eine passende Dinner-Konversation zu führen, und zwar in den Kreisen, in denen er verkehrte. Keinesfalls durfte sie streitsüchtig sein.
Mit anderen Worten: Die perfekte Ehefrau kannte ihre Rolle ganz genau – sie war zwar seine Gefährtin, ihm allerdings keinesfalls gleichgestellt.
Eine solche Frau würde er nur hier, unter seinen eigenen Landsleuten, finden.
Der Wind seufzte und wirbelte einen kleinen Streifen Sand auf.
Tariq hatte sein Studium in den USA absolviert; er lebte und arbeitete dort, doch von nun an würde sich sein Lebensstil den Traditionen von Dubaac anpassen, wo ein Mann sowohl über sein Heim als auch über seine Frau herrschte.
Der Hengst stupste ihn mit der Nase an die Schulter. Tariq ergriff die Zügel und schwang sich in den Sattel.
Problem gelöst. Er würde eine Woche in Dubaac bleiben. Vielleicht auch zwei, aber länger sicherlich nicht.
Wie schwer konnte es schon sein, eine passende Ehefrau zu finden?
New York, zwei Monate später
Es kam nicht oft vor, dass Seine Exzellenz Scheich Tariq al Sayf, Kronprinz von Dubaac, eine Fehleinschätzung beging.
Niemals in geschäftlicher Hinsicht. Selbst seine Gegner, die behauptet hatten, er sei zu jung und es käme mit Sicherheit zu einer Katastrophe, als er vor vier Jahren die Leitung der New Yorker Filiale der Royal Bank of Dubaac übernommen hatte, mussten zugeben, dass die Bank unter seiner Führung florierte.
Und auch in seinem Privatleben beging er kaum einen Fehler. Nun gut, es gab da die eine oder andere Exgeliebte, die in Tränen ausgebrochen war und ihn einen kaltherzigen Bastard nannte, nachdem er die Beziehung beendet hatte, doch das war nicht seine Schuld.
Er war immer ehrlich, allenfalls ein bisschen zu schonungslos.
Noch vor zwei Monaten hatte er unter der heißen Wüstensonne seines Heimatlandes gestanden und sich geschworen, innerhalb einer Woche eine Ehefrau zu finden. Im Höchstfall in zwei Wochen. So schwierig konnte dieses Unterfangen schließlich nicht sein.
Nun starrte er aus dem großen Panoramafenster seines Büros, blickte über den Hudson River hinunter auf Lower Manhattan und runzelte die Stirn.
Nein, es war tatsächlich nicht schwierig.
Unmöglich brachte es eher auf den Punkt.
„Idiot“, stieß er zwischen seinen fest zusammengebissenen Zähnen hervor.
Die zwei Wochen in Dubaac waren schnell zu drei und dann zu vier Wochen geworden. Sein Vater hatte ein elegantes Staatsdinner gegeben, zu dem jede hochrangige Familie des Landes eingeladen worden war, die eine Tochter im heiratsfähigen Alter besaß.
Tariq hatte an jeder Einzelnen etwas auszusetzen.
Daraufhin organisierte sein Vater ein weiteres Dinner – diesmal mit allen höheren Töchtern aus dem gesamten Staatenbund. Tariq zuckte noch immer zusammen, wenn er nur daran zurückdachte. All diese jungen Frauen, ordentlich aufgereiht, um ihm präsentiert zu werden, wobei sie ganz genau wussten, aus welchem Grund …
Wie auf einem Pferdemarkt, dachte er an jenem Abend plötzlich, und sobald der Gedanke erst mal da war, gelang es ihm nicht mehr, die Frauen anders zu betrachten. Für ihn waren sie zahme, willige Stuten, die sich fügsam der Inspektion des Deckhengstes stellten.
„Nun?“, hatte sein Vater am Ende des zweiten Dinners ungeduldig gefragt. „Welche magst du?“
Keine.
Sie waren zu groß. Zu klein. Zu dünn. Zu dick. Sie redeten zu viel. Sie redeten zu wenig. Sie waren introvertiert, sie waren extrovertiert … Vollkommen frustriert und wütend auf sich selbst war Tariq schließlich vor einem Monat nach New York zurückgekehrt.
Vielleicht hatte er sich doch getäuscht, was amerikanische Frauen anging. Vielleicht würde er hier eine Kandidatin finden, die seinen Ansprüchen genügte.
Jedenfalls würde es nicht schaden, seine Suche auszuweiten. Er konnte sich doch mal in New York umschauen und sehen, was er hier so vorfand.
Die Antwort lautete: nichts.
Tariq hatte unzählige Einladungen zu Segeltouren in der Bucht angenommen, zu Sommerpartys in Connecticut oder Wohltätigkeitsveranstaltungen in den Hamptons. Er war mit etlichen Frauen zum Dinner, ins Theater oder zu Konzerten im Central Park gegangen. Mein Gott, er hatte sich mit so vielen Frauen verabredet, dass er irgendwann Gefahr lief, ihre Namen zu verwechseln, und was hatte ihm das gebracht?
„Nichts“, sagte er laut und grimmig.
Er war von seinem Ziel, eine geeignete Ehefrau zu finden, noch ebenso weit entfernt wie vor zwei Monaten.
Genau wie in seinem Heimatland waren die Frauen hier in Amerika zu viel von allem – inklusive zu bemüht, ihm zu gefallen. In den USA gab es keine gesenkten Blicke, dennoch war die kriecherische Haltung dieselbe.
Ja, Euer Hoheit. Natürlich, Euer Hoheit. Oh, ich stimme völlig mit Ihnen überein, Euer Hoheit.
Verdammt noch mal, trug er etwa ein Schild um den Hals mit der Aufschrift: Ich suche eine Ehefrau?
Nicht dass er keine fügsame Ehefrau gewollt hätte. Die wollte er durchaus. Schließlich würde er eines Tages der Anführer seines Volkes sein. Da wäre es ihm keineswegs dienlich, eine Frau zu haben, die keinen Respekt zeigte.
Tariq verengte die Augen.
Warum in aller Welt war er dann dazu übergegangen, kleine Tests durchzuführen, die selbst seiner Meinung nach albern waren?
Zum Beispiel erzählte er einen Witz ohne Pointe. Oder er machte eine dümmliche Bemerkung über die Weltpolitik. Dann wartete er ab, wie die potenzielle Heiratskandidatin reagierte. Lange warten musste er nie. Jedes Mal lachte die Frau hysterisch, oder sie nickte heftig und stimmte seiner Bemerkung zu. In diesem Fall schaute er dann überrascht auf die Uhr und sagte: „Mein Gott, wie viel Zeit vergangen ist. Mir war gar nicht klar, dass es schon so spät ist …“
Bei Ishtar, er steckte wirklich in der Klemme!
Vor ein paar Wochen schon war er so verzweifelt gewesen, dass er bei Drinks und Dinner seinen beiden ältesten Freunden von seiner Suche erzählt hatte.
Khalil und Salim hatten ihm zuerst mit unbewegter Miene zugehört. Dann warfen sie sich gegenseitig einen Blick zu.
„Er versucht, eine Ehefrau zu finden“, erklärte Salim feierlich.
„Aber er schafft es nicht“, antwortete Khalil genauso ernst.
Um Salims Mundwinkel zuckte es. Dann auch um Khalils. Plötzlich prusteten die beiden los und konnten sich gar nicht mehr beruhigen.
Tariq sprang empört auf. „Findet ihr das witzig?“, rief er wütend. „Wartet bloß ab, bis ihr heiraten müsst!“
Das Gelächter erstarb abrupt – von unübersehbarem Schaudern ersetzt.
„Bis das passiert, werden noch etliche Jahre ins Land gehen“, entgegnete Khalil, „doch wenn es so weit ist, werde ich es auf die altmodische Art tun. Ich lasse meinen Vater das Arrangement einfädeln. Die Hochzeit eines Prinzen hat nichts mit Romantik zu tun. Es geht nur um Pflichterfüllung.“
Tariq seufzte bei der Erinnerung und starrte weiter aus dem Fenster. Khalil hatte recht. Absolut. Warum brauchte er dann nur so verdammt lang?
Sein Bruder war tot, sein Vater kein junger Mann mehr. Was, wenn etwas passierte? Seinem Vater? Oder ihm selbst? Alles war möglich. Ohne Nachfolger auf den Thron würde das Land vermutlich ins Chaos stürzen. Schlimmstenfalls in einen Bürgerkrieg abrutschen. Das durfte nicht geschehen. Er durfte es nicht zulassen …
Es klopfte. Tariq drehte sich genau in dem Moment um, in dem seine persönliche Assistentin den Kopf zur Tür hereinstreckte.
„Die Fünf-Uhr-Wirtschaftsnachrichten auf CNN laufen, Sir. Sie wollten sie doch anschauen …?“
Er blickte sie verständnislos an.
„Um zu sehen, ob MicroTech seinen neuesten Erwerb verkündet …?“
Keine Ehefrau, und mein Gehirn funktioniert auch nicht mehr richtig, dachte Tariq niedergeschlagen und nickte dankend.
„Ja, richtig. Vielen Dank, Eleanor. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Wir sehen uns dann morgen.“
Die Tür wurde geschlossen. Tariq setzte sich an seinen Schreibtisch, griff nach der Fernbedienung und schaltete den Flachbildfernseher an der gegenüberliegenden Wand an. Kurz durchsuchte er die Programme, dann blickte er auf das großzügige Büro eines Firmendirektors. Blasse Wände, dunkler Boden, Fenster, ein langer Tisch mit einem Mann mittleren Alters in dunkelblauem Anzug, der drei weiteren Männern mittleren Alters in dunkelblauem Anzug gegenübersaß …
Und einer Frau.
Tariqs Augen verengten sich.
Es war schwierig, ihr Alter zu schätzen, denn sie trug eine Brille mit großen und getönten Gläsern. Sie verlieh ihr eine gewisse Strenge, ebenso wie der tief sitzende Knoten, zu dem sie ihr goldblondes Haar geschlungen hatte.
Die Frau saß sehr aufrecht, die Hände im Schoß gefaltet, die Beine dezent übereinandergeschlagen.
Es handelte sich um äußerst hübsche Beine. Lang. Schlank. Wohlgeformt …
Tariq spürte Verlangen in sich aufsteigen.
Vor seinem inneren Auge sah er, wie er die Frau vom Stuhl hob. Wie er ihr Haar öffnete und ausbreitete. Ihr die Brille abnahm, um zu sehen, ob sie nur attraktiv oder atemberaubend schön war …
Verdammt.
Es war nicht seine Art, derartige Fantasien zu hegen. Hatte ihn seine Suche nach einer Ehefrau bereits darauf reduziert? Lust auf eine Frau im Fernsehen? Eine Frau, deren Namen er nicht mal kannte?
Tariq runzelte die Stirn.
Das hatte man also von zu viel Enthaltsamkeit!
Seit zwei Monaten war er mit keiner Frau mehr zusammen gewesen. Er hielt es für klug, sich nicht durch die Talente, die eine Frau im Bett vorweisen könnte, beeinflussen zu lassen.
Es schien eine gute Idee gewesen zu sein.
Das war es auch immer noch.
Er musste einfach nur aufhören, sich wie ein dummer Schuljunge irgendwelchen Fantasien hinzugeben.
Tariq riss den Blick von der Frau los. Der Moderator der Sendung redete gerade mit dem Mann, der ihr gegenübersaß.
„… also wahr, dass MicroTech die Aktienmehrheit von FutureBorn übernommen hat?“
Der Mann nickte.
„Das stimmt. Wir investieren damit in einen großen Zukunftsmarkt. Sehen Sie, Jay, viele Männer und Frauen schieben das Kinderkriegen immer weiter auf. Damit werden FutureBorns neue Techniken immer wichtiger.“
„Aber bewegt sich FutureBorn nicht bereits in einem überfüllten Marktsegment?“
Ein dünnes Lächeln. „Auf den ersten Blick mag das so scheinen. Künstliche Befruchtung gibt es nun schon eine ganze Weile, aber die neuen Techniken von FutureBorn sind … Vielleicht kann das am besten unsere Vizepräsidentin für Marketing erklären.“
Alle Köpfe drehten sich zu der Frau um. Vizepräsidentin für Marketing, dachte Tariq und hob eine Augenbraue. Ein beeindruckender Titel. Ob sie ihn sich verdient hatte? Oder hatte sie sich hochgeschlafen? Er war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass so etwas häufig genug vorkam.
Sie blickte in die Kamera. „Ich werde es gern versuchen.“
Ihre Stimme war dunkel, beinahe rau. Er versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte, doch er war zu sehr damit beschäftigt, sie einfach nur anzusehen …
„… mit anderen Worten, absolut perfekt, um Sperma längere Zeit aufzubewahren.“
Tariq blinzelte. Was hatte sie gerade gesagt?
„Könnten Sie das bitte erklären, Miss Whitney?“
Tariq schickte dem Moderator ein stummes Dankeschön. Die Frau hatte sicherlich nicht gesagt, dass …
„Gern“, entgegnete die Frau ruhig. „Sie haben ganz richtig festgestellt, dass künstliche Befruchtung nicht neu ist, aber die Methode, die FutureBorn entwickelt hat, ist nicht nur neu, sondern revolutionär.“
Tariq starrte auf den Bildschirm. Wie konnte eine Frau nur so reden?
„Und was sind die Vorteile?“
„Nun …“ Die Frau fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Es handelte sich sicherlich um eine unbewusste Geste, doch sie sorgte dafür, dass er selbst einen trockenen Mund bekam. „Nun, ein offensichtlicher Vorteil ist, dass ein Mann, der zurzeit nicht den Wunsch hat, ein Kind zu zeugen, eine Probe seines Spermas bei uns hinterlegen kann. Eine Spende für die Zukunft, sozusagen. Er kann sich sicher sein, dass die Spende noch Jahre später zu seinem Nutzen zur Verfügung steht.“
Eine Spende, dachte Tariq. Interessante Wortwahl.
„Und wenn nicht zu seinem Nutzen, so doch in seinem Sinne.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte der Moderator.
„Nun, zum Beispiel könnte der Mann in seinem Testament verfügen, wie sein Sperma nach seinem Tod verwendet werden soll.“ Sie lächelte höflich. „Gefrorenes Sperma, zusammen mit einem legalen Dokument, wie es benutzt werden soll, wäre die moderne Möglichkeit für einen reichen Mann, sicherzugehen, dass er einen Erben hat …“
Oder ein Kronprinz einen Nachfolger.
Tariq runzelte die Stirn.
Was, wenn er eine – wie hatte sie es genannt? –, eine Spende hinterließ? Wenn ein Reagenzglas mit seinem Samen eingefroren würde, für den Fall, dass das Schicksal zuschlug, ehe er eine passende Ehefrau gefunden hatte?
Himmel. War er verrückt geworden?
Tariq richtete die Fernbedienung auf den Bildschirm und schaltete den Fernseher aus. Dann stand er auf.
Ein richtiger Mann machte keine „Spende“, die in einem Reagenzglas verwahrt wurde. Ein richtiger Mann platzierte seinen Samen im Körper einer Frau.
Er hatte einfach nicht sorgfältig genug gesucht, das war alles. In dieser Millionenstadt wartete mit Sicherheit die perfekte Heiratskandidatin auf ihn. Er musste sie nur finden.
An diesem Abend war er zu einer Party eingeladen. Sein Anwalt hatte ein Stadthaus in der East Side gekauft und wollte das feiern. Während Tariq sein Jackett anzog, kam ihm ein Sprichwort in den Sinn: Aller guten Dinge sind drei. Zuerst hatte er in Dubaac nach einer Ehefrau gesucht. Dann im ganzen Staatenbund. Jetzt würde er eben in Amerika fündig werden …
Ab heute würde sich sein Blatt zum Guten wenden.
„Okay, Leute. Wir sind nicht mehr auf Sendung.“
Madison Whitney stand auf, entfernte das kleine schwarze Mikrofon, das an ihrem Revers steckte, und reichte es dem wartenden Toningenieur.
„Madison“, sagte ihr Chef, „Sie haben sich gut geschlagen.“
„Vielen Dank.“
„Exzellent, um genau zu sein.“ Er lachte – ho, ho, ho, wie eine schlechte Imitation des Weihnachtsmannes, dachte Madison. „Was halten Sie davon, wenn wir etwas trinken gehen und die Dinge besprechen?“
Was besprechen? hätte sie am liebsten geantwortet. Wie du mich am besten ins Bett kriegst, ohne dass deine Frau etwas davon erfährt? Doch ihre Mutter hatte keine dumme Tochter großgezogen, und so lächelte Madison strahlend – so wie sie es bereits die ganze Zeit tat, seit MicroTech FutureBorn übernommen hatte – und erwiderte, dass das ganz wunderbar wäre, doch dass sie leider bereits eine Verabredung hätte.
Sie spürte, wie seine Augen ihr folgten, als sie das Gebäude verließ.
Zwanzig Minuten später schlüpfte sie an einen Tisch in einer ruhigen Bar auf der Lexington Avenue. Zwei Dinge warteten hier auf sie: ein kalter Caipirinha und ihre alte College-Zimmergenossin Barbara Dawson.
Madison seufzte, griff nach dem Cocktail und nahm einen langen, tiefen Schluck. „Dem Himmel sei Dank, dass du bereits bestellt hast. Den habe ich wirklich gebraucht.“
„Gern geschehen“, erwiderte Barb lächelnd und deutete mit dem Kopf zu dem Fernseher über der Bar. „Ich habe die Sendung gesehen. Du versteckst dich immer noch hinter dieser Brille, hm?“
Madison grinste. „Sie verleiht mir einen intellektuellen Touch.“
„Du meinst wohl eher, dass sie dich unberührbar wirken lässt.“
„Wenn’s denn so wäre“, seufzte Madison und nahm einen weiteren Schluck.
„Sag bloß, der alte Lüstling ist immer noch hinter dir her?“
„Ha, wusstest du, dass du mein Date für den heutigen Abend bist?“
„Oh Maddie“, zwitscherte Barb und klimperte heftig mit den Wimpern, „ich wusste ja gar nicht, dass du solche Gefühle für mich hegst.“
„Hey, das wäre eine Idee. Vielleicht wird das meine nächste Ausrede.“ Madison schüttelte den Kopf. „Er ist einfach unmöglich, aber was will man erwarten – schließlich ist er ein Mann.“
„Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass es an der Zeit wäre, nicht jeden Mann für einen verlogenen Mistkerl zu halten, nur weil dein einstiger Verlobter einer war?“
„Nein“, erklärte Madison bestimmt. „Weil sie alle Mistkerle sind. Und das schließt meinen eigenen Vater mit ein, der meine Mutter nur deshalb nicht mehr betrogen hat, weil er gestorben ist. Männer sind alle gleich. Das ist eine Tatsache.“
„Falsch.“
„Richtig. Es gibt keine anständigen Kerle, Barb. Nun, mit Ausnahme deines Freundes, aber Hank ist der letzte auf diesem Planeten.“
„Maddie …“
„Hast du unseren letzten Rundbrief ehemaliger Studenten gelesen?“
Barb schaute düster drein. Sie wusste ganz genau, was jetzt kam. „Nein.“
„Erinnerst du dich noch an Sue Hutton? Die ein Jahr nach uns den Abschluss gemacht hat? Geschieden. Sally Weinberg? Geschieden. Beverly Giovanni? Geschieden. Beryl Edmunds? Ge…“
„Okay, okay, die Nachricht ist angekommen, aber das heißt nicht, dass …“
„Doch, das heißt es.“ Madison trank einen weiteren Schluck ihres Cocktails. „Ich werde nicht heiraten, Barb. Niemals!“
„Kein Ehemann? Keine Familie? Keine Kinder?“
Madison zögerte. „Kein Ehemann bedeutet nicht zwangsläufig keine Kinder. Genau genommen … genau genommen, möchte ich Kinder. Sehr sogar.“ Wieder eine Pause. „Aber ich will keinen Ehemann, der mir in die Quere kommt.“
Barb hob eine Augenbraue. „Und wie genau willst du das anstellen?“
Okay, dachte Madison, jetzt ist der Zeitpunkt.
„Künstliche Befruchtung“, erklärte sie, und wenn sie nicht so nervös gewesen wäre, weil sie zum ersten Mal offen über ihre Pläne sprach, dann hätte sie über Barbs entsetzten Gesichtsausdruck gelacht. „Du wirkst überrascht?“
„Das kann man wohl sagen.“
„Nun, ich weiß eine Menge über künstliche Befruchtung. Es ist sicher, zuverlässig – und es bedeutet, dass eine Frau zwar eine gewisse Menge Sperma braucht, nicht aber den Mann, der dieses Sperma geliefert hat.“
Barb warf ihr einen langen Blick zu, dann sagte sie schließlich: „Madison, darf ich ganz offen sein?“
„Natürlich. Wir sind Freundinnen.“
„Hast du dir das wirklich gründlich überlegt? Ich meine, hast du dir die Frage gestellt, warum du ein Kind willst? Könnte es sein, dass du damit deine eigene Kindheit ungeschehen machen willst? Indem du die Fehler deiner Mutter auslöschst? Oh Himmel“, stöhnte sie, als Madisons Lächeln verschwand. „Maddie, ich wollte nicht …“
„Nein, ist schon in Ordnung. Du hast ja gesagt, dass du ganz offen bist. Und das werde ich auch sein.“ Madison beugte sich vor. „Meine Mutter war in jeder Hinsicht von den Männern abhängig, die sie geheiratet hat. So wollte ich nie sein. Ich war immer fest entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen. Mich auf niemanden stützen zu müssen. Es war wichtig, dass ich gute Leistungen in der Schule erbrachte, dass ich studiert habe und die Karriereleiter raufgeklettert bin.“
„Honey, du musst mir nichts erkl…“
Madison griff über den Tisch hinweg nach Barbaras Hand. „Ich war mir sicher, dass ich niemals eine Ehe oder Kinder haben wollte, all dieses Zeug.“ Sie zögerte. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme ganz weich. „Dann, eines Tages, habe ich mich umgeschaut und festgestellt, dass ich alles erreicht hatte. Der Collegeabschluss. Mein Master in BWL. Der großartige Job. Das Apartment in Manhattan … Nur etwas hat gefehlt. Etwas, das ich nicht benennen konnte.“
„Siehst du? Ich habe recht, Maddie. Ein Mann, den du lieben und …“
„Ein Kind.“ Madison lächelte schnell, um verdächtige Tränen in ihren Augen zu vertreiben. „In meinem Büro hängt ein tausend Dollar teurer Picasso-Druck. Meine Sekretärin hat auf ihrem Schreibtisch ein Foto ihrer kleinen Tochter stehen, und weißt du was? Eines Morgens ist mir schlagartig bewusst geworden, dass ihr Foto viel kostbarer ist als mein Picasso.“
„Okay. Ich hätte nicht sagen sollen, dass …“
„Und dann ist mir eingefallen, dass ich bald dreißig werde. Das Geräusch, das du da hörst, ist meine biologische Uhr.“
„Dreißig ist doch kein Alter.“
„Das stimmt nicht. Meine Mutter ist sehr früh in die Wechseljahre gekommen. Soweit ich weiß, vererbt sich so etwas.“
„Trotzdem bleibe ich dabei – da draußen ist ein Mann, der für dich bestimmt ist.“
„Nicht wenn sich der schlechte Männergeschmack meiner Mutter auch vererbt. Jetzt schau mich nicht so an! Sie war dreimal verheiratet – immer mit reichen, umwerfenden, einmaligen Mistkerlen. Wenn sie nicht diesen Unfall gehabt hätte, wäre sie jetzt wahrscheinlich zum vierten Mal verheiratet.“
„Aber Kinder brauchen beide Elternteile!“, sagte Barb trotzig.
„Hattest du vielleicht beide Elternteile?“
„Nun, nein, aber …“
„Ein liebender Elternteil ist besser als zwei, die alles vermasseln. Und ja, ich weiß, künstliche Befruchtung mag nicht für jeden das Richtige sein, aber für mich ist es das.“
„Du meinst es wirklich ernst“, erkannte Barb.
„Ja.“ Madison lächelte schwach. „Ich wünsche mir so sehr ein Kind … es tut schon weh, nur daran zu denken. Deshalb habe ich bereits alles in die Wege geleitet.“
Barbs Augen weiteten sich. „Was?“
„Ich war bei meinem Gynäkologen. Ich habe über meine Periode Buch geführt, und ich bin die Spenderkartei bei FutureBorn durchgegangen und habe einen Mann ausgesucht, der perfekt wirkt.“
„Und das heißt genau?“
„Er ist in den Dreißigern, hat einen Doktortitel, erfreut sich ausgezeichneter Gesundheit, mag Oper und Lyrik und …“
„Wie sieht er aus?“
„Durchschnittliche Größe und Statur, hellbraunes Haar, haselnussfarbene Augen.“
„Das meine ich nicht. Wie sieht er aus?“
„Oh, du bekommst keine Fotos. Es ist alles sehr anonym. Es sei denn, der Spender möchte, dass sein Sperma zu seinem eigenen zukünftigen Nutzen verwahrt wird, aber wenn eine Frau Sperma kauft, dann …“
„Kauft?“, hakte Barb nach und hob eine Augenbraue.
Madison zuckte die Achseln. Über die technischen Details zu sprechen war deutlich einfacher als über ihre Gefühle. „Das ist nicht wie in einem Liebesroman“, erklärte sie trocken. „Sinn und Zweck ist es, ein Baby zu bekommen, nicht eine Beziehung zu führen.“
„Und … wann genau wirst du das tun?“
„Montag. Wenn alles gut geht …“
„Montag? So bald?“
„Warum sollte ich länger warten? Ja, Montag um zwei. Wenn alles gut geht, werde ich in neun Monaten Mutter sein.“ Madison zögerte. „Du wünschst mir doch Glück, oder?“
Barb schaute sie lange an. Dann seufzte sie, hob ihr Glas und hielt es ihrer Freundin entgegen.
„Natürlich. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Das weißt du. Ich hoffe nur …“
„Mir wird es gut gehen.“
Die Freundinnen stießen an. Sie lächelten – die Art Lächeln, die Frauen teilten, wenn sie einander liebten, aber in einem wirklich wichtigen Punkt unterschiedlicher Meinung waren. Schließlich räusperte sich Barb.
„Also“, erklärte sie entschlossen, „da Montag dein großer Tag ist, könnten wir doch heute Abend noch feiern?“
„Ich dachte, du triffst dich mit Hank?“
„Genau genommen dachte ich, wir beide treffen Hank. Sein Boss hat dieses Haus in der East Side gekauft, und der schmeißt heute Abend eine große Party.“
Madison klimperte mit den Wimpern. „Eine Party in der City mitten im Juni?“, sagte sie mit allerbestem Ostküstenakzent. „Wie unpassend.“
„Komm schon, sag nicht Nein. Es wird lustig werden.“
„Und vielleicht, nur vielleicht, treffe ich dort auf meinen Traumprinzen.“ Madison lachte, als ihre Freundin errötete. „Du bist so leicht zu durchschauen, Barb.“
„Himmel, wir haben erst Freitag. Dein Date mit dem Reagenzglas findet erst am Montag statt.“
„Sehr witzig.“
„Komm schon, Maddie, tu mir den Gefallen.“
Madison seufzte. „Es war ein langer Tag, und ich bin nicht richtig angezogen, um …“
„Die Party ist nur ein paar Blocks von deinem Apartment entfernt. Wir können dort haltmachen, und du ziehst dich um. Bitte!“
„Manchmal vergesse ich, wie du bist, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast.“
Barb grinste. „Wie ein Hund mit einem Knochen, genau so. Pass auf, ein letzter Versuch, den Traumprinzen zu finden, kann nicht schaden.“
„Es gibt keine Prinzen, nur Frösche.“
„Du bist ein harter Brocken, Madison Whitney.“
„Nein, ich kann einer alten Freundin nur nichts abschlagen.“
„Das heißt, du kommst mit?“
Madison nickte. Sie würde mitgehen, aber nur deshalb, weil es Barb so viel bedeutete. Spätestens am Montag würde sie all diesen Unsinn hinter sich lassen.
Der Eingriff würde stattfinden.
Und sie würde schwanger werden.
Sie würde ein Baby bekommen, es allein großziehen und ihm all ihre Liebe schenken.
Als das Taxi vor dem eleganten Stadthaus auf der Sechzigsten Straße hielt, hatte Tariq es sich beinahe schon wieder anders überlegt.
Warum in aller Welt war er hierhergekommen? Er suchte nach einer Ehefrau, und wie groß war wohl die Chance, sie ausgerechnet bei einer Sommerparty in Manhattan zu finden?
Der Taxifahrer schaute ihn ungeduldig an. „Mister? Steigen Sie jetzt aus oder nicht?“
Nein, dachte er, aber jetzt bin ich hier. Ich kann ja ganz kurz vorbeischauen.
Als das Taxi davonfuhr und Tariq sich dem Hauseingang näherte, hörte er schon von Weitem überlaute Rockmusik.
Sein Finger schwebte über der Klingel, doch er zögerte erneut.
Es war noch nicht zu spät, seine Meinung zu ändern. Er konnte nach Hause fahren, seine Laufsachen anziehen und eine Runde durch den Central Park drehen. Dabei würde er vielleicht den Kopf freibekommen, sodass er nicht länger über Pflichten und Verantwortung nachdenken musste und …
Die Tür wurde geöffnet.
Mindestens hundertzwanzig Dezibel eines Gitarrensolos schlugen ihm entgegen. Eine Brünette mit Zigarette in der einen Hand und Feuerzeug in der anderen legte den Kopf zurück und lächelte ihn erfreut an.
„Sieh mal einer an“, gurrte sie, „was für ein hübsches Paket, das ich da auf der Türschwelle entdecke!“
Sie selbst war ebenfalls hübsch anzuschauen, ganz besonders in dem durchsichtigen Kleid, das sie trug und das in Tariqs Heimatland als Nachtwäsche gegolten hätte, die nur für die Augen des Ehemannes bestimmt war. In hiesigen Kreisen entsprach es jedoch der allerneuesten Mode.
„Ist es nicht ein Glück für uns beide, dass ich mich genau in diesem Moment entschlossen habe, nach draußen zu gehen, um eine Zigarette zu rauchen?“, fragte sie kokett.
Ihr Lächeln, ihre Stimme … es war die Eröffnungssequenz eines Spiels, das er schon hundertmal gespielt hatte. Die Frau war schön, doch von ihrer Sorte würde es da drinnen noch mindestens ein weiteres Dutzend geben. Schöne Frauen, die sich ihm aufgrund seines Aussehens an den Hals warfen– es bestand kein Grund, den Bescheidenen zu mimen. Sein Aussehen war in erster Linie ein Geschenk der Natur, das aber nichts mit ihm zu tun hatte.
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