Traummänner & Traumziele: Griechische Inseln - Sandra Marton - E-Book
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Traummänner & Traumziele: Griechische Inseln E-Book

SANDRA MARTON

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Beschreibung

Insel meiner Sehnsucht Sehnsüchtig denkt Annie an die Zeit mit Josh Issac auf der malerischen griechischen Insel Skiathos zurück. Dort verlebten sie Wochen des ungetrübten Glücks. Bis der erfolgreiche Journalist ihr nach drei Wochen plötzlich vorwarf, sie würde ihn betrügen, und sie Hals über Kopf verließ … Erst zwei Jahre später trifft sie ihn auf einer Hochzeitsfeier wieder. Wie am ersten Tag sprühen die Funken zwischen Josh und ihr. Und Annie muss sich eingestehen: Er war und ist immer noch ihre einzige große Liebe. Was muss geschehen, damit sie sein Vertrauen - und sein Herz! - zurückgewinnt? Auf der Insel der Sehnsucht Prinz Damian Aristedes hat alles, was das Herz begehrt: Macht, Geld, gutes Aussehen. Nur eine Frau, mit der er sein Leben teilen kann, hat er noch nicht gefunden. Bis er Ivy Madison in New York begegnet. Er brennt vor Verlangen nach der zarten Blondine mit den grünen Augen - und macht einen großen Fehler: Statt sie geduldig zu umwerben, befiehlt er ihr ganz einfach, ihn auf seine Insel Minos in Griechenland zu begleiten. Doch er rechnet nicht mit Ivys Sehnsucht nach einem Liebesgeständnis! Kaum landet sein Privatjet auf Minos, versucht sie zu fliehen ... Dem siebten Himmel so nah Tausend Pläne hat Serena, was ihre Zukunft angeht. Da würde eine feste Bindung nur stören! Aber das heißt nicht, dass sie nicht mal flirten kann. Zum Beispiel mit diesem gutaussehenden Piloten Pete Bennett, der ihr auf einer griechischen Insel über den Weg läuft. Vielleicht ist Pete sogar ein bisschen zu perfekt für eine Sommerromanze: Mit ihm fühlt Serena sich dem Himmel der Liebe so nah wie nie. Doch Pete scheint auch nicht mehr als eine kurze Affäre zu wollen. Bis er ihr plötzlich einen Heiratsantrag macht! Andere Frauen wären überglücklich –Serena ist entsetzt... Wie einst in jenem Sommer Nur ein Urlaubsflirt in Griechenland – trotzdem hat Carrie den attraktiven Andreas Stillanos nie vergessen! Jetzt bringt die Sorge um ein kleines Mädchen sie zurück auf seine griechische Insel. Wie selbstverständlich bestimmt Andreas: Carrie wird bei ihm wohnen, in seiner Villa, am türkisblauen Meer. Und er geht noch weiter: Für das Wohl seiner verwaisten Nichte Lilly schlägt er eine Blitzhochzeit vor. So nah wie einst in jenem Sommer ist das unerwartete Glück… Soll Carrie daran glauben –obwohl Andreas eine Trennung nach zwei Jahren vorsieht? Wie Feuer auf Eis Unter Rose splittert das Eis in letzter Sekunde rettet sie ein attraktiver Mann vor dem Ertrinken! Mathieu Demetrios bringt sie in Sicherheit, doch die Gefahr ist nicht gebannt: Erst küsst er sie glühend, dann besteht er darauf, dass sie sich ab sofort als seine Verlobte ausgibt! Vergeblich weigert Rose sich: Im Privatjet fliegt Mathieu mit ihr von Schottland auf seine griechische Insel. Dort weckt er in einer heißen Nacht die Lust in ihr, und hilflos erkennt Rose: Ihr Verführer hat sie zwar vor dem Eis gerettet, aber seine Leidenschaft droht sie zu verbrennen...

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Sandra Marton, Rosalie Ash, Kelly Hunter, Kathryn Ross, Kim Lawrence

Traummänner & Traumziele: Griechische Inseln

Auf der Insel der Sehnsucht

Insel meiner Sehnsucht

Dem siebten Himmel so nah

Wie einst in jenem Sommer ...

Wie Feuer auf Eis

Sandra Marton

Auf der Insel der Sehnsucht

IMPRESSUM

JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2007 by Sandra Marton Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 1806 (7/1) - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: SAS

Fotos: RJB Photo Library

Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-263-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

1. KAPITEL

Damian stieg gerade aus dem Taxi, als er sie zum ersten Mal erblickte.

Er war übelster Laune, ein Zustand, der bereits die letzten drei Monate über anhielt. Zudem ein Zustand, der ihn während dieser Zeit komplett unempfänglich für alles Schöne gemacht hatte.

Ein Mann müsste allerdings tot sein, um diese Frau nicht zu bemerken.

Umwerfend, so lautete sein erstes Urteil. Zumindest, was er von ihr sehen konnte. Eine große schwarze Sonnenbrille mit breiten Bügeln verdeckte die Augen und den oberen Teil ihres Gesichts, aber der Mund … ihr Mund war voll und versprach unsagbare sinnliche Freuden. Selbst ein Mönch würde bei ihrem Anblick in Versuchung geführt werden.

Sie hatte langes Haar. Eine seidige Mähne, die ihr in hellbraunen und goldenen Strähnen über die Schultern fiel.

Und sie war groß, ungefähr eins achtzig, die perfekte Modelgröße. Sie bewegte sich entsprechend graziös und trug ihre Kleidung so selbstbewusst, dass sie mit der teuren hellbraunen Wildlederjacke, der eng geschnittenen schwarzen Hose und den hochhackigen schwarzen Stiefeln aussah, als wäre sie direkt dem Titelbild der Vogue entstiegen.

Vor drei Monaten hätte Damian nicht nur hingesehen. Vor drei Monaten wäre er auf sie zugegangen, hätte sie angelächelt und sie charmant gefragt, ob sie wohl auch gerade auf dem Weg zum Lunch ins „Portofino’s“ sei.

Heute tat er das nicht.

Wohl auch nicht in absehbarer Zukunft, dachte er mit zusammengepressten Lippen.

Ganz gleich, was sich hinter dieser riesigen Brille verbergen mochte, er war nicht interessiert.

Entschlossen wandte er sich ab und reichte dem Taxifahrer ein paar Dollarnoten durchs Fenster. Hinter dem Taxi hupte jemand ungeduldig. Damian warf einen Blick zu dem Wagen, schob sich zwischen den Autos durch, setzte den Fuß auf den Bürgersteig …

Und dann bemerkte er, dass die Frau die Sonnenbrille abgenommen hatte. Sie schaute jetzt direkt in seine Richtung, mit klarem, offenem Blick.

Sie sah nicht umwerfend aus.

Sie sah sensationell aus.

Ihr Gesicht hatte die perfekte ovale Form, mit ausgeprägten hohen Wangenknochen, dazu eine aristokratische gerade Nase. Unglaubliche Augen. Riesengroß und dunkelgrün, von langen dichten Wimpern umrahmt.

Und dann dieser Mund. Die Dinge, die dieser Mund anstellen könnte …

Verflucht!

Damians Körper reagiert prompt und intensiv. Er konnte es nicht fassen. Andererseits … seit drei Monaten war er nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen.

Es war die längste Zeitspanne ohne Sex für ihn, seit er mit sechzehn zum Weihnachtsfest in die Mysterien der körperlichen Liebe eingeweiht worden war. Von der Geliebten seines Vaters.

Der Unterschied: Damals war er ein Junge gewesen.

Heute war er ein erwachsener Mann. Ein Mann mit kaltem Hass in seinem Herzen und nicht dem geringsten Wunsch nach einer Frau in seinem Leben. Nicht jetzt. Noch nicht. Nicht einmal eine, die so schön war, so begehrenswert …

„He, Mann, das hier ist New York! Bildest du dir ein, der Bürgersteig gehört dir allein?“

Damian wirbelte herum, auf einen Streit oder sogar auf Handgreiflichkeiten eingestellt, und erblickte den Mann, der ihn gerade angesprochen hatte … und fühlte, wie die Angriffslust in ihm verebbte.

„Reyes“, sagte er freudig.

Lucas Reyes grinste breit. „Genau der, wie er leibt und lebt.“

Auch aus Damians Lächeln wurde ein Grinsen. Er streckte die Hand aus, murmelte: „Ach, was soll’s“, und zog seinen Freund in eine kräftige Umarmung. „Tut gut, dich zu sehen.“

„Gleichfalls.“ Lucas ließ die Arme sinken und trat zurück. „Lust auf Lunch?“

„Habe ich jemals keine Lust auf ein Essen im ‚Portofino’s‘ gehabt?“

„Sicher, immer. Ich meinte nur …“ Lucas räusperte sich. „Alles in Ordnung mit dir?“

„Mir geht’s gut.“

„Du hättest dich melden sollen. Bis ich in der Zeitung von … äh … von dem Unfall gelesen hatte …“

Damian versteifte sich. „Vergiss es einfach.“

„Mann, das muss ein Schock gewesen sein. Die Verlobte zu verlieren …“

„Ich sagte, vergiss es.“

„Ich kannte sie ja nicht, aber …“

„Lucas, ich will nicht darüber reden.“

„Wenn du meinst …“

„Genau das meine ich“, erwiderte Damian so klirrend, dass Lucas endlich verstand.

„Na schön.“ Er setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „In diesem Falle … Ich habe die hintere Nische bei Antonio für uns reserviert.“

Auch Damian zwang sich zu einem Lächeln. „Bestens. Vielleicht steht heute ja sogar trippa alle savoiarda auf der Karte.“

Lucas schüttelte sich angewidert. „Was ist los, Aristedes? Ist Pasta nicht mehr gut genug für dich?“

„Kutteln sind eine Delikatesse, du Ignorant.“

Und damit verfielen sie mühelos in den gutmütigen Schlagabtausch, der durch jahrelange Freundschaft ermöglicht wird.

„Ganz wie in alten Zeiten“, meinte Lucas.

Nichts wird mehr wie in den alten Zeiten sein, dachte Damian still, doch er ließ es auf sich beruhen und schenkte seinem Freund einen freundlichen Blick.

Die hintere Nische war gemütlich wie immer, und auch Kutteln standen auf der Karte. Doch Damian bestellte sie nicht. Bei Innereien schüttelte es ihn ebenso wie Lucas.

Die Fopperei gehörte einfach zu ihrer Freundschaft. Dennoch, nachdem sie das Essen bestellt hatten und die Drinks vor ihnen standen – ein doppelter Wodka auf Eis für Damian und ein Whiskey ohne Eis für Lucas –, fehlte ihnen der Gesprächsstoff.

„Also“, setzte Lucas dann schließlich an, „was gibt’s Neues bei dir?“

Damian zuckte die Achseln. „Nicht viel. Wie sieht’s bei dir aus?“

„Ach, das Übliche. Letzte Woche war ich auf Tahiti. Um mir ein Strandgrundstück anzusehen.“

„Das Leben ist hart, was?“, meinte Damian gespielt mitfühlend.

„Tja, aber irgendjemand muss die schwere Arbeit ja übernehmen, nicht wahr?“

Wieder Schweigen.

Lucas räusperte sich. „Ich hab Nicolo und Aimee am Wochenende gesehen. Große Dinnerparty. Jeder hat nach dir gefragt.“

„Wie geht’s den beiden?“ Damian hatte nicht vor, auf die Bemerkung einzugehen.

„Wunderbar. Auch dem Baby geht es prächtig.“ Er nippte an seinem Whiskey.

Es blieb still am Tisch.

„Nicolo sagte, dass er versucht hat, dich anzurufen.“

„Ich weiß, ich habe seine Nachrichten bekommen.“

„Ich hab’s auch versucht. Wochenlang. Ich war wirklich froh, als du gestern endlich den Hörer abgenommen hast.“

„Ja, ich auch.“ Damian sagte es, als würde er es wirklich so meinen. Doch das tat er nicht. Keine zehn Minuten, und schon bereute er, dass er Lucas’ Anruf entgegengenommen und sich auf die Lunchverabredung eingelassen hatte.

Ein Fehler wie dieser konnte zumindest wiedergutgemacht werden.

Er sah auf seine Armbanduhr. „Leider ist mir was dazwischengekommen. Ich glaube nicht, dass ich lange bleiben kann. Ich meine, ich werd’s versuchen, aber …“

„Unsinn.“

Damian sah auf. „Wie?“

„Du hast schon richtig verstanden, Aristedes. Ich sagte, Unsinn. Nichts ist dazwischengekommen. Du willst dich nur aus dem Staub machen, bevor es unangenehm wird.“

„Wieso sollte es unangenehm werden?“

„Weil ich dir eine Frage stellen möchte.“

„Na, dann schieß los.“

„Warum hast du Nicolo und mir nicht Bescheid gegeben, als es passierte? Warum mussten wir es aus der Klatschpresse erfahren?“

„Das sind zwei Fragen“, bemerkte Damian ungerührt.

„Da kommt noch eine dritte. Warum hast du uns nicht um Hilfe gebeten? Es gab keinen einzigen vernünftigen Grund, das alles allein durchzumachen.“

„Was alles?“

„Komm schon, Damian, stell dich nicht blöd. Du weißt genau, was alles. Mann, wenn man die Frau verliert, die man liebt …“

„Bei dir hört sich das an, als hätte ich sie verlegt.“ Damians Stimme klirrte vor Kälte.

„Du weißt genau, wie ich es meine. Nicolo und ich haben uns darüber unterhalten, und …“

„Haben du und Barbieri nichts anderes zu tun, als wie zwei alte Klatschbasen zusammenzuhocken und über mich zu reden?“

Er sah, wie Lucas die Augen zusammenkniff, und konnte esihm nicht einmal verübeln. Mit einer wegwerfenden Handbewegung tat er die Sorge des Freundes ab und warf sie ihm zurück vor die Füße. Doch das scherte Damian im Moment keinen Deut. Das Letzte, was er brauchte, war Mitleid.

„Wir machen uns Gedanken um dich“, sagte Lucas jetzt leise. „Wir wollen dir helfen.“

Damian lachte bitter auf. Er sah Lucas blinzeln und lehnte sich über den Tisch. „Helfen wollt ihr mir? Damit ich meine Trauer verarbeiten kann?“

„Ja, Mann. Warum nicht?“

„Die einzige Art, wie ihr mir helfen könntet, ist Kay zurückzubringen“, sagte Damian leise.

„Das verstehe ich, aber …“

„Nein“, unterbrach Damian, „du verstehst gar nichts. Ich will sie nicht zurückhaben, weil mich die Trauer umbringt.“

„Warum sonst?“

„Ich will sie zurückhaben, damit ich ihr sagen kann, was ich von ihr halte. Sie war eine …“

Der Ober kam mit dem zweiten doppelten Wodka für Damian. Ein knappes Nicken, und schon stand das Glas vor ihm.

„Bringen Sie mir auch noch einen.“ Lucas hob sein Whiskeyglas. „Und machen Sie einen doppelten daraus.“

Sie warteten, bis auch der Whiskey serviert worden war, dann lehnte Lucas sich vor.

„Hör zu, ich weiß, du bist verbittert. Jeder wäre das. Deine Verlobte, schwanger mit deinem Baby. Ein betrunkener Autofahrer, eine enge Straße. Ich meine, ich kannte Kay nicht, aber …“ Er nahm einen langen Schluck. „Das muss hart sein.“

„Jetzt sagst du schon zum zweiten Mal, dass du sie nicht gekannt hast. Und damit hast du verdammt recht.“

„Du hast dich Hals über Kopf in sie verliebt, hast ihr praktisch sofort einen Antrag gemacht, und dann …“

„Mit Liebe hatte das nichts zu tun.“

Lucas riss die Augen auf. „Nicht?“

Damian hielt den Blick eindringlich auf seinen Freund gerichtet. Vielleicht lag es am Wodka. Vielleicht auch daran, wie sein alter Freund ihn anstarrte. Vielleicht hatte auch die Frau, der er vor dem Restaurant begegnet war, etwas in ihm ausgelöst. Schließlich hatte es eine Zeit gegeben, da hätte er sie begehrt und sich nicht dafür verachtet.

Wer konnte schon sagen, woran es lag. Nur eines erkannte er mit absoluter Klarheit: Er hatte die Nase voll davon, die Wahrheit zu verschweigen.

„Ich habe ihr keinen Antrag gemacht. Sie ist bei mir eingezogen, hier in New York.“

„Nun …“

„Sie war schwanger“, fuhr Damian tonlos fort. „Dann hat sie das Baby verloren. Hat sie zumindest behauptet.“

„Was soll das heißen?“

„Sie ist nie schwanger gewesen.“ Damians Wangenmuskeln arbeiteten. „Das mit dem Baby war eine Lüge.“

Lucas wurde blass. „Verdammt! Sie hat dich gelinkt?!“

Hätte auch nur ein Hauch von Mitleid in seinen Worten gelegen, Damian wäre aufgestanden und gegangen. Doch von Mitleid gab es keine Spur. Alles, was er aus Lucas’ Stimme heraushörte, war Schock, Empörung und eine willkommene Andeutung von Wut.

Plötzlich waren die Stimmen und das leise Lachen der anderen Gäste, das Klirren der Gläser und das Klappern von Besteck unerträglich störend. Damian schob seinen Stuhl zurück, legte einige Geldscheine auf den Tisch und sah Lucas an.

„Ich habe eine Eigentumswohnung gekauft, sie liegt nur ein paar Blocks von hier entfernt.“

Lucas stand schon, noch bevor Damian zu Ende gesprochen hatte. „Dann lass uns gehen.“

Und in diesem Moment, zum ersten Mal, nachdem die ganze Geschichte angefangen hatte, überkam Damian das Gefühl, dass er sein Leben wieder in den Griff bekommen würde.

Wenig später saßen die beiden Männer sich in Damians überaus großzügiger Maisonette-Wohnung gegenüber. Wodka und Whiskey waren gegen eine Kanne starken schwarzen Kaffees ausgetauscht worden.

Im Wohnzimmer boten drei Glasfronten einen überwältigenden Blick auf die Stadt, doch die schöne Aussicht interessierte keinen der beiden Männer. Der einzige Blick, der zählte, war der Einblick in die Seele einer eiskalt kalkulierenden Frau, und den gewährte Damian seinem Freund nunmehr ohne Vorbehalt.

„Ihr kanntet euch schon eine Weile“, sagte Lucas leise.

Damian nickte. „Wenn ich in New York war, trafen wir uns.“

„Und du wolltest es beenden.“

„Richtig. Sie war schön wie die Sünde, unvorstellbar sexy … Aber je näher ich sie kennenlernte … Es mag sich verrückt anhören, aber es war gerade so, als hätte sie eine Maske getragen, die sie nun Stückchen für Stückchen fallen ließ.“

„Das ist keineswegs verrückt. Es gibt genügend Frauen, die nur darauf aus sind, sich einen Mann mit Geld zu angeln.“

„Mehr und mehr zeigte sie eine Seite an sich, die mir vorher überhaupt nicht aufgefallen war. Kay interessierte sich nur noch für materielle Dinge und behandelte andere Menschen, als wären sie Dreck. Egal, wen – Taxifahrer, Kellnerinnen …“ Damian trank einen Schluck Kaffee. „Ich wollte raus aus der Beziehung und hatte überlegt, mich einfach nicht mehr bei ihr zu melden, doch das wäre nicht richtig gewesen. Ich wollte es ihr persönlich sagen. Also rief ich sie an und lud sie zum Dinner ein.“ Er konnte nicht mehr still sitzen, stand auf und stellte sich an eine der Glasfronten, um mit grimmiger Miene auf die Stadt zu schauen. „Ich hatte noch keine drei Worte gesagt, da fing sie an zu weinen und eröffnete mir, sie sei schwanger mit meinem Kind.“

„Du hast ihr geglaubt?“

Damian drehte sich zu Lucas um. „Ich war seit zwei Monaten mit ihr zusammen, Lucas. Du würdest es in so einem Fall auch glauben.“

Lucas seufzte. „Ja, wahrscheinlich.“

„Ich versicherte ihr, ich würde sie und das Baby unterstützen. Sie dagegen sagte, wenn ich mir wirklich etwas aus dem Baby mache, dann sollte sie bei mir einziehen dürfen.“

„Herrgott, Damian …“

„Ich weiß. Aber sie trug mein Kind im Bauch. Zumindest glaubte ich das.“

Wieder kam ein Seufzer von Lucas. „Ja, sicher.“

„Es war der reinste Albtraum.“ Damian erschauerte. „Vermutlich dachte sie, dass sie nun alles erreicht hatte und das Theaterspielen aufgeben konnte. Sie behandelte meine Hausangestellten wie Sklaven, hinterließ eine sechsstellige Rechnung bei Tiffany’s …“ Er biss die Zähne zusammen. „Ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.“

„Auch nicht im Bett?“, fragte Lucas offen heraus.

„Nein. Ich konnte mir nicht einmal mehr erklären, warum ich überhaupt mit ihr geschlafen hatte. Sie glaubte, mein Interesse sei erlahmt, weil sie schwanger war.“ Er zog eine Grimasse. „Dann erwähnte sie immer öfter, wie anders die Dinge doch sein könnten, wenn sie nicht …“ Damian ging auf den Serviertisch mit der Kaffeekanne zu, überlegte es sich anders und steuerte den Barschrank an. „Was trinkst du?“, fragte er Lucas.

„Das Gleiche wie du.“

Die Antwort hauchte die Andeutung eines Lächelns auf Damians Gesicht. Er schenkte großzügig Courvoisier in zwei Cognacschwenker ein und reichte Lucas einen davon.

„Keine zwei Wochen später teilte sie mir mit, sie hätte eine Fehlgeburt erlitten. Ich fühlte mich … Ich weiß nicht, was ich fühlte. Ich meine, ich hatte mich mit dem Gedanken an ein Baby angefreundet, es war ein Baby für mich, kein Zellklumpen.“ Er schüttelte den Kopf. „Als ich die Enttäuschung überwunden hatte, verspürte ich eigentlich nur Erleichterung. Wir konnten die Beziehung beenden.“

„Nur, dass sie die Beziehung nicht beenden wollte.“

Damian lachte bitter auf. „Du bist cleverer als ich. Nein, sie wurde komplett hysterisch. Behauptete, ich hätte ihr ein Versprechen gegeben. Was natürlich nicht stimmte. Das Einzige, was uns zusammengehalten hatte, war das Baby, richtig?“

„Richtig.“ Mehr brauchte Lucas nicht zu sagen. Der Damm war gebrochen, alles strömte aus Damian heraus.

„Sie verfiel in Depressionen, so sah es wenigstens aus. Blieb den ganzen Tag im Bett, aß nicht mehr. Sie ging zu ihrem Arzt – behauptete sie –, und der schlug eine erneute Schwangerschaft als Heilmittel vor.“

„Aber …“

„Genau. Ich wollte ja gar kein Kind, nicht mit ihr.“ Damian nahm einen Schluck Cognac. „Sie flehte mich an, bettelte, kam nachts in mein Zimmer …“

„Ihr hattet getrennte Schlafzimmer?“

Ein kaltes Glitzern trat in Damians Augen. „Natürlich. Von Anfang an.“

„Natürlich. Entschuldige.“

„Sie war wirklich gut. Trotzdem schickte ich sie weg. Bis auf die eine Nacht …“ Sein Kinn wurde hart. „Ich bin nicht stolz darauf.“

„He, Mann, mach dir keine Vorwürfe. Wenn sie dich verführt hat …“

„Ich benutzte ein Kondom. Das machte sie verrückt. ‚Ich will ein Kind von dir‘, sagte sie immer wieder. Und dann …“ Damian brach ab.

Lucas beugte sich vor. „Ja?“, hakte er nach.

„Und dann“, Damian holte tief Luft und atmete seufzend aus, „dann sagte sie mir, sie sei wieder schwanger. Ihr Arzt habe es ihr bestätigt.“

„Aber du hast doch ein Kondom …“

„Es sei gerissen, behauptete sie, als sie …“ Damian räusperte sich. „… als sie es mir abgenommen hat. Herrgott, warum sollte ich das anzweifeln? Es ist doch allgemein bekannt, dass diese Dinger reißen.“

„Also war sie wieder schwanger.“

„Nein“, sagte Damian tonlos. „Sie war nie schwanger. Weder das erste noch das zweite Mal. Oh, sicher, sie hat das ganze Repertoire durchgespielt: morgendliche Übelkeit, Pralinen und saure Gurken mitten in der Nacht. Nur schwanger war sie nicht. War es nie gewesen. Kay war nur hinter meinem Namen her, hinter meinem Geld.“ Verbittert lachte er auf. „Sogar der Adelstitel, der heute, wie wir beide wissen, keinen Pfifferling mehr wert ist, reizte sie. ‚Prinzessin‘ wollte sie sein. Sie wollte alles. Und um das zu bekommen, hat sie mir all diese Lügen aufgetischt.“

„Wann hast du es herausgefunden?“

„Als sie verunglückte.“ Damian trank den letzten Schluck aus seinem Glas und schenkte sich nach. „Ich flog wieder nach Athen zurück, geschäftlich. Ich rief sie regelmäßig an, um mich nach dem Verlauf der Schwangerschaft zu erkundigen. Später fand ich heraus, dass sie einen Lover hatte, mit dem sie die ganze Zeit während meiner Abwesenheit zusammen war.“

„Teufel noch eins“, sagte Lucas leise.

„Sie waren auf Long Island, auf einer schmalen gewundenen Straße an der Nordküste. Er saß am Steuer, beide waren sie vollgepumpt mit Alkohol und Kokain. Der Wagen stürzte über die Leitplanke. Für beide kam jede Hilfe zu spät.“ Damian schaute von seinem Glas auf. „Du hast vorhin von Trauer gesprochen. Damals habe ich wirklich getrauert, um mein ungeborenes Kind. Bis ich in Kays Papieren einige Zeitungsausschnitte fand. Sie hatte aus allen möglichen Zeitschriften Artikel über Schwangerschaftssymptome gesammelt. Ich habe dann mit ihrem Arzt gesprochen. Er hat es mir bestätigt. Kay war nie schwanger.“

Die beiden Freunde schwiegen, während die Sonne langsam am Horizont versank. Irgendwann räusperte Lucas sich.

„Ich wünschte, ich könnte dir etwas Hilfreiches sagen.“

Damian lächelte. „Du hast mich zum Reden gebracht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut mir das getan hat. Die Erinnerung daran hat ständig an mir genagt.“

„Ich habe eine Idee. Mein Club, erinnerst du dich noch? Ich treffe mich heute dort mit jemandem, der mich ausbezahlen will.“

„Du stößt den Club ab? Schon?“

„Du weißt doch, wie es in New York ist. Heute noch ‚in‘, und morgen kräht schon kein Hahn mehr danach.“ Lucas sah auf seine Armbanduhr. „Komm mit mir in den Club. Du nimmst einen Drink, während ich das Geschäftliche erledige, und dann gehen wir zusammen aus.“ Er grinste. „Zwei Junggesellen unterwegs. Wie früher.“

„Danke, mein Freund, aber heute Abend wäre ich kein amüsanter Gesellschafter.“

„Natürlich wärst du das. Und wir werden auch sicher nicht lange allein bleiben. Ein paar hübsche Damen lassen sich bestimmt finden.“

„Von Frauen habe ich bis auf Weiteres genug.“

„Verständlich, aber …“

„Nein, wirklich, ich brauche eine Pause.“

„Bist du sicher?“

Aus einem unerfindlichen Grund tauchte das Bild der grünäugigen Frau mit der langen Mähne vor Damian auf. An sie hatte er nun wirklich nicht denken wollen. „Definitiv“, bekräftigte er.

„Du weißt doch, was man über Reiter sagt, die vom Pferd fallen. Man soll sich sofort wieder in den Sattel schwingen …“

„Vor einem Jahr habe ich Ähnliches zu Nicolo gesagt, an dem Abend, als er Aimee traf. Für ihn traf dieser Rat zu, aber nicht für mich. Bei mir ist es anders.“

Lucas’ Lächeln schwand. „Du hast recht. Ich rufe diesen Kerl, mit dem ich mich treffen wollte, einfach an und verschiebe …“

„Nein, tu das nicht. Ich möchte einen ruhigen Abend verbringen, alles überdenken, die Dinge in meinem Kopf sortieren. Damit ich diese Sache endlich hinter mir lassen kann.“

Lucas schaute Damian fragend an. „Das ist kein Problem, wirklich nicht. Ich kann den Mann auch morgen treffen.“

„Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich fühle mich schon sehr viel besser nach unserem Gespräch.“ Damian streckte die Hand aus. „Geh zu deinem Termin. Und, Lucas … danke.“

„De nada.“ Lucas lächelte. „Ich ruf dich morgen an, okay? Vielleicht können wir uns ja morgen Abend zum Dinner treffen.“

„Würde ich gern, aber ich fliege morgen früh schon wieder nach Minos zurück.“ Damian legte Lucas die Hände auf die Schultern. „Pass auf dich auf, filos mou.“

„Du auch.“ Lucas runzelte die Stirn. Damian sah besser aus als noch vor ein paar Stunden, aber da lag immer noch dieser gehetzte Ausdruck in seinen Augen. „Ich wünschte, du würdest es dir noch mal überlegen. Vergiss die Frauen, gehen wir zusammen in den Fitnessclub. Wir stemmen Gewichte, laufen ein paar Runden …“

„Du glaubst, es hilft mir, mich besser zu fühlen, wenn ich dich wieder schlage?“

„Einmal hast du mich geschlagen. Und zwar in Yale. Das ist mindestens hundert Jahre her.“

Beide Männer lachten. Den Arm um Lucas’ Schulter gelegt, führte Damian den Freund zur Tür. „Mach dir keine Sorgen um mich, Reyes. Ich stelle mich unter die Dusche, gönne mir danach noch einen Cognac als Schlummertrunk, und dank deinem Talent als guter Zuhörer werde ich heute zum ersten Mal seit drei Monaten ruhig schlafen.“

Die Freunde schüttelten sich zum Abschied die Hände. Damian schloss die Tür hinter Lucas und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sein Lächeln schwand.

Er hatte Lucas die Wahrheit gesagt. Nach ihrem Gespräch fühlte er sich wirklich besser. Drei Monate lang, seit Kays Tod, hatte er Freunde und Bekannte gemieden und sich stattdessen in die Arbeit gestürzt, in der Hoffnung, so könne er seine Wut loswerden.

Welchen Sinn hatte es, wütend auf eine tote Frau zu sein? Oder auf sich selbst, weil er sich von ihr hatte übertölpeln lassen?

„Keinen“, sagte er laut vor sich hin und stieg die Treppe zu seinem Schlafzimmer empor. „Absolut keinen.“

Kay hatte ihn zum Narren gehalten. Na und? Männer überlebten weit Schlimmeres. Und falls es wirklich irgendwo in seinem Unterbewusstsein einen Teil gab, der um ein Kind trauerte, das nie existiert hatte und von dem er nie gewusst hatte, dass er es wollte … nun, auch dafür gab es eine Lösung.

Er war einunddreißig. Vielleicht war es an der Zeit, sesshaft zu werden. Zu heiraten. Eine Familie zu gründen.

Thee mou, war er jetzt komplett übergeschnappt!?

Ohne eine Frau konnte man weder heiraten noch Kinder zeugen. Und so bald würde er sich auf keine Frau einlassen. Was er brauchte, war genau das Gegenteil von „sesshaft werden“.

Lucas hatte das völlig richtig erkannt. Sich in den Armen einer Frau zu verlieren war das beste Heilmittel. Ein warmer, nachgiebiger Körper. Ein williger Mund. Eine Frau ohne Hintergedanken, eine, die keine Pläne schmiedete, sondern der nur daran lag, Momente der Leidenschaft und der sinnlichen Freuden zu genießen.

Da war es schon wieder, das Bild der Frau mit den herrlich grünen Augen. Teufel, was für eine Chance hatte er sich da durch die Finger schlüpfen lassen! Sie hatte ihn direkt angesehen, und selbst so schlecht gelaunt, wie er war, hatte er sofort gewusst, was dieser Blick bedeutete.

Die Lady war interessiert.

Eine schlichte Wahrheit: Frauen waren generell interessiert.

Und er selbst war ja schließlich auch interessiert. Oder er wäre es gewesen, wenn er nicht so damit beschäftigt wäre, sich selbst zu bemitleiden. Denn genau das war es – Selbstmitleid. Natürlich tobte auch Wut in ihm, aber gemischt mit einem guten Schuss von „Ach, ich Armer“.

Es reichte.

Er würde Lucas anrufen, ihm sagen, dass er es sich überlegt hatte. Der Vorschlag war gut. Gemeinsames Dinner, einige Drinks, ein paar schöne Frauen, selbst wenn sie keine grünen Augen und keine blond gesträhnte Mähne vorweisen konnten.

In dem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Damian hob die Augenbrauen. Zu seinem Apartment gelangte man nur mit dem Privatlift. Der Portier ließ nur Leute passieren, wenn die Erlaubnis von Damian vorlag.

Es sei denn …

Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Lucas.“

Sofort eilte er die Stufen wieder hinunter. Sein Freund hatte nicht aufgegeben und war noch einmal zurückgekommen.

Damian riss die Türen auf. „Reyes“, sagte er strahlend, „hast du telepathische Kräfte? Ich wollte dich gerade anrufen …“

Doch in dem marmorverkleideten Vorraum stand nicht Lucas Reyes.

Sondern die Frau, der Damian vor dem „Portofino’s“ begegnet war.

Die grünäugige Schönheit, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen war.

2. KAPITEL

Welch ein Bild!

Damian Aristedes bekam seinen Mund nicht mehr zu. So etwas Famoses war Ivy schon lange nicht mehr passiert.

Seine Hoheit war wohl nicht an unerwünschte Überraschungen gewöhnt. Damian sei nicht aus der Ruhe zu bringen, hatte Kay gesagt. Nun, so hatte sie es eigentlich nicht ausgedrückt. Man kommt nicht an ihn heran, das war es, was sie gesagt hatte.

Was allerdings auch nicht stimmt, dachte Ivy jetzt. Man musste sich den Mann ja nur ansehen!

„Wer sind Sie? Und was wollen Sie hier?“

Doch sie antwortete nicht. Das Triumphgefühl, ihn überrumpelt zu haben, ließ nach. Gründlich hatte sie sich auf diesen Moment vorbereitet, doch jetzt, da es so weit war … kam sie halb um vor Angst. Ihr Herz hämmerte so laut, er müsste es eigentlich hören können.

„Sie waren heute vor dem ‚Portofino’s‘.“

Damian gewann seine Fassung zurück. Autorität klang jetzt in seiner Stimme mit, die hellgrauen Augen hatte er leicht zusammengekniffen.

„Sind Sie Reporterin? Von irgendeinem Klatschblatt? Ich gebe keine Interviews.“

Er hatte also wirklich keine Ahnung, wer sie war. Sie hatte sich schon gefragt, ob Kay ihm jemals ein Foto gezeigt hatte, oder zumindest ein Bild von ihr in den einschlägigen Magazinen. Doch bereits vor dem Restaurant, wohin sie ihm von seinem Bürogebäude auf der 57th Street gefolgt war, hatte sie diese Möglichkeit verworfen.

Damian Aristedes hatte sie angesehen, wie praktisch alle Männer sie ansahen. Interessiert, verlangend – mit der Art von Begehren, die sie verabscheute. Die Art, die ihr zu verstehen gab, dass sie ein Püppchen war und der Mann gern ein neues Spielzeug hätte.

Obwohl … als dieser Mann sie heute ansah, nur für eine Sekunde – ganz sicher nicht länger! – hatte sie etwas gefühlt …

Ja, was?

Auf jeden Fall hatte es sie durcheinandergebracht. Sie war froh gewesen, dass noch ein anderer Mann dazugestoßen war. Wenn jemand bei ihm war, würde sie ihn nicht mit ihrer Geschichte konfrontieren. Dieses Gespräch musste unter vier Augen stattfinden.

Und was den Verlust ihrer Entschlossenheit anbelangte … zeigte ihr nur überdeutlich, wie gefährlich Damian Aristedes war.

Dass Kay völlig hingerissen und wie hypnotisiert von diesem Mann gewesen war, verwunderte sie nicht. Bei dieser Art Männer hatte bei Kay immer der Verstand ausgesetzt. Sie selbst hatte seine Wirkung für eine Sekunde gespürt, und dieser Moment überzeugte sie davon, dass sie ihn richtig einschätzte.

Der Prinz überschaute sein Reich. Wie eine geschmeidige Dschungelkatze, immer auf der Suche nach Beute. Ein wunderschönes Raubtier. Nur schade, dass er kein Herz hatte, keine Seele, kein …

„Sind Sie taub? Wer sind Sie? Was wollen Sie? Und wie sind Sie hier heraufgekommen?“

Jetzt trat er zwei Schritte vor, gerade weit genug, um den Abstand zwischen ihnen auf eine unbehagliche Nähe zu verringern. Zweifelsohne eine subtile Form der Einschüchterung. Normalerweise hätte sie auch sicherlich die gewünschte Wirkung gehabt. Er war so groß, dass Ivy, trotz ihrer eigenen Größe, den Kopf leicht nach hinten legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. Doch Ivy war an derartige Einschüchterungstaktiken gewöhnt.

Seit Jahren wurde sie von wahren Experten herumkommandiert. Aber man wurde nur verletzt, wenn man es an sich heranließ.

„Drei Fragen“, sagte sie endlich. „Soll ich sie in der Reihenfolge beantworten, oder darf ich wählen?“

Er bewegte sich blitzschnell, packte ihr Handgelenk und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Es tat weh, sein Griff war wie eine eiserne Klammer. Einem verwöhnten Aristokraten hätte sie so viel Kraft nicht zugetraut.

„Nehmen Sie Ihre Hände von mir.“

„Es kostet mich einen kurzen Anruf bei der Polizei, dass ich einen unerwünschten Eindringling in meinem Apartment habe. Wollen Sie das?“

„In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie die Polizei lieber aus dem Spiel lassen, Hoheit.“

Seine grauen Augen schienen sie beinah zu durchbohren. „Und warum?“

Jetzt! Ivy holte tief Luft. „Ich heiße Ivy.“

Nichts, keine Reaktion.

„Ivy Madison“, ergänzte sie, als könnte das einen Unterschied machen.

Der griechische Prinz zuckte mit keiner Wimper. Entweder war er ein exzellenter Schauspieler, oder … Ein alarmierender Gedanke durchzuckte sie. „Sie sind doch Damian Aristedes?“

Er lächelte dünn. „Die Frage kommt ein wenig spät, aber ja, der bin ich.“

„Dann muss Ihnen mein Name bekannt sein.“

„Muss er?“

„Ich bin Kays Schwester. Ihre Stiefschwester.“

Endlich reagierte er – sein Blick wurde eiskalt. Er ließ ihr Handgelenk los. Nein, eher schleuderte er es angewidert von sich. Fast erwartete Ivy, er würde sich die Hand an der Hose abwischen.

Auf Distanz bedacht, trat er von ihr zurück. „Sind Sie hier, um mir Ihr Beileid auszudrücken? Nach drei Monaten?“

„Ich hatte erwartet, dass Sie sich bei mir melden.“

Humorlos lachte er auf. „Warum, zum Teufel, sollte ich das tun? Ich wusste ja nicht einmal, dass Kay eine Schwester hat.“ Er hielt inne. „Falls Sie überhaupt ihre Schwester sind.“

„Was reden Sie da! Natürlich bin ich ihre Schwester. Und Sie kennen mich.“

Diese Frau, die behauptete, Kays Schwester zu sein, sprach mit felsenfester Überzeugung. Damian glaubte ihr trotzdem nicht.

Sie konnte nichts Gutes im Schilde führen. Warum tauchte sie persönlich auf? Sie hätte auch anrufen oder eine E-Mail schicken können. Verdammt, was ging hier überhaupt vor?

Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er griff nach seinem Handy, das auf dem Tisch in der Apartmentdiele lag.

„Was haben Sie vor?“

„Ich lasse Ihren Bluff platzen. Ich rufe die Cops. Mir wollen Sie keine Fragen beantworten? Fein. Sie können Ihre Geschichte auf dem Polizeirevier erzählen.“

„Sie sollten es sich besser noch einmal überlegen, Mr. Aristedes, bevor Sie die Nummer wählen.“

Seine unerwünschte Besucherin hatte anfangs wie ein Pokerspieler mit einer unschlagbaren Hand geklungen, diese Sicherheit war jetzt jedoch verpufft. Ihre Stimme bebte, und die grünen Augen – so grün, dass er sich fragte, ob sie Kontaktlinsen trug – standen riesengroß in ihrem Gesicht.

Ein Täuschungsmanöver. Sie hatte etwas vor. Die Frage war nur, was.

„Prinz.“ Er überraschte sich selbst, dass er seinen Titel anführte. Eigentlich wollte er immer bei Vor- oder Nachnamen genannt werden, nicht bei seinem Adelstitel. Wenn allerdings aristokratische Arroganz nötig war, um diese wildfremde Frau einzuschüchtern, würde er sie einsetzen. „Es heißt Prinz Damian. Und ich gebe Ihnen genau eine Sekunde, um endlich zu reden. Wie sind Sie hier heraufgekommen?“

„Sie meinen, wie es mir gelungen ist, den Wachhund in der Lobby zu überlisten?“

Kokettierend versuchte sie, wieder die Kontrolle an sich zu reißen. Damian würde den Teufel tun und das zulassen. Als er dieses Mal auf sie zutrat, verkürzte er nicht nur den Abstand, sondern drängte sie bis in die Ecke zurück.

„Sie sollten nicht mit mir spielen, Lady. Ich will klare Antworten hören.“

Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne, ließ dann los und fuhr sich flüchtig mit der Zungenspitze über die gereizte Stelle.

Damian spürte ein Ziehen in den Lenden. Lucas hatte es richtig erkannt. Es war viel zu lange her, seit er eine Frau gehabt hatte.

„Ein Bote hat mir die Tür aufgehalten.“ Ein dünnes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Er war sehr zuvorkommend. Ich habe die Feuertreppe benutzt.“

„Wenn Sie Kays Schwester sind, warum haben Sie nicht einfach den Portier gebeten, Sie anzumelden?“

„Ich habe drei Monate darauf gewartet, dass Sie sich melden. Dem Portier zu sagen, dass ich hier bin, erschien mir wenig nützlich.“

„Können Sie sich ausweisen?“

„Wie bitte?“

„Ich will einen Ausweis sehen, irgendeine Bestätigung, dass Sie sind, wer Sie vorgeben zu sein.“

„Ich kann wirklich nicht verstehen, wie Kay Sie hat lieben können“, murmelte Ivy bitter.

Damian ermahnte sich, dass es besser sei, darauf nichts zu erwidern. Stumm beobachtete er, wie sie eine Brieftasche aus ihrer Schultertasche hervorkramte und einen Führerschein hervorzog.

„Hier, bitte. Zufrieden?“

Nein, zufrieden nicht, dafür umso verwirrter. Der Führerschein wies sie als Ivy Madison aus, Alter siebenundzwanzig, wohnhaft in Chelsea. Das Foto passte, es war eindeutig die Frau, die vor ihm stand.

Damian sah von dem Dokument auf. „Das beweist immer noch nicht, dass Sie Kays Schwester sind.“

Wortlos griff sie wieder in die Handtasche und zog eine kleine Fotomappe hervor. Klappte sie auf und hielt sie hoch. Das Foto war schon einige Jahre alt, aber bei den Gesichtern der beiden Frauen konnte kein Zweifel bestehen.

„Also schön. Selbst wenn Sie Kays Schwester sind … Was wollen Sie hier?“

Ivy starrte ihn an. „Die Frage meinen Sie nicht ernst!“

Doch, durchaus. Und dann schoss ihm die Erkenntnis mit erschreckender Klarheit durch den Kopf. Die beiden Frauen mochten sich nicht ähnlich sehen, was jedoch nicht bedeutete, dass der Apfel weit vom Stamm gefallen war.

„Ich erspare Ihnen weitere Bemühungen“, sagte er kalt. „Ihre Schwester hat kein Geld hinterlassen.“

Verachtung leuchtete in den grünen Augen auf. „Ich bin nicht des Geldes wegen gekommen.“

„Es gibt auch keinen Schmuck, keine Kriegsbeute, nichts. Alles, was ich ihr geschenkt hatte, habe ich einer Wohltätigkeitsorganisation gespendet.“

„Darum geht es mir nicht.“

„So?“ Aufbrausend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Sie meinen, Sie sind auf den Jackpot aus.“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Sie egoistischer, überheblicher, eingebildeter Kerl! Glauben Sie mir, Prinz oder Mr. oder wie auch immer, Sie werden nie erfahren, was Ihnen entgeht.“

Eine emotionsgeladene kleine Ansprache, die wohl ihren Höhepunkt darin finden sollte, dass sie sich an ihm vorbeischob und zum Lift strebte.

Umso besser! Wenn sie so schnell aufgab und bereit war zu verschwinden, war es nur vernünftig, sie gehen zu lassen.

Zum Teufel mit der Vernunft!

Damian verstellte ihr den Weg und drängte sie zurück in die Ecke. Sie beschimpfte ihn, weit weniger zivilisiert als zuvor, streckte die Arme aus und wollte ihn wegstoßen.

Aber er lachte nur, fasste ihre Handgelenke und zog ihre Hände an seine Brust. Trotzige Wut färbte ihre Wangen dunkelrot.

„Verflucht, lassen Sie mich los!“

„Ich verstehe nicht, Süße“, raunte er. „Erst wollen Sie mich unbedingt sehen, und jetzt gehen Sie schon wieder?“

Mit voller Kraft trat sie ihn mit ihren Stiefeln gegen sein Schienbein. Es tat verflucht weh, aber er ließ sich den Schmerz nicht anmerken. Stattdessen zog er sie näher zu sich heran, sodass sie der Länge nach an seinen Körper gepresst stand.

Mühsam überzeugte er sich davon, er tue das nur, um zu verhindern, dass sie noch einmal ausholte und ihn trat. Und dass es absolut keinen Grund gab für die heiße Lust, die ihn überkam, während er in ihr hochrotes Gesicht schaute.

Ihre Augen blitzten, ihr Haar glich einer goldenen Flutwelle, ihre Lippen zitterten. Zitterten und waren leicht geöffnet.

Natürlich, deshalb war sie gekommen! Wie konnte er nur so begriffsstutzig sein!

Kay hatte ihr von ihm erzählt. Dass er Geld hatte, einen Adelstitel, eine Schwäche für schöne Frauen. Kay war tot, aber Ivy … Ivy war sehr lebendig.

Sein Blick glitt wieder zu ihren vollen Lippen. „Sie müssen mich ja wirklich für einen Idioten halten. Natürlich weiß ich, warum Sie hier sind.“

„Gott sei Dank! Ich dachte schon …“

Damian brachte sie mitten im Satz zum Schweigen. Er schob seine Finger in ihr Haar, zog ihren Kopf zu sich heran und küsste sie. An seinen Lippen schrie sie auf, trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. Wirklich gute Show, dachte er mit einer Kaltblütigkeit, die seine steigende Libido Lügen strafte.

Sie war gekommen, um den Platz ihrer Schwester einzunehmen. Nun, er würde ihr eine kleine Kostprobe gewähren. Ein Kuss, der ihr zeigte, dass sie keine Chance hatte, und dann würde er sie hochkant hinauswerfen.

Nur … es kam anders, als er sich das vorgestellt hatte.

Vielleicht hatte er wirklich zu lange keine Frau mehr gehabt.

Seine Sinne liefen Amok. Sex und Begehren scherten sich weder um Vernunft noch um Gründe, sie verlangten nur nach Erfüllung. Er wollte sie. Hitze erfasste ihn, so rasend wie Feuer einen Strohhaufen.

Die Frau in seinen Armen wehrte sich, versuchte, sich freizumachen.

Sie tat nur so, das wusste er. Das gehörte alles mit zu ihrer Show. Leicht biss er auf ihre Unterlippe, und sie stieß einen leisen Schrei aus. Seine Lippen versuchten, die ihren zu erobern, und er genoss ihren Geschmack. Ein protestierender Laut entrang sich ihrer Kehle. Er küsste sie, bis der Laut in ein Wimmern überging, bis sie die Hände flach auf seine Brust legte, bis sie sich an ihn schmiegte …

Thee mou!

Damian ließ ruckartig von ihr ab. Die Frau taumelte zurück.

Herr im Himmel, was tat er hier?! Sie war genau wie Kay. Eine Sirene, die einen Mann ins Verderben lockte …

Doch kurz darauf holte sie aus und verpasste Damian einen Kinnhaken. „Mistkerl!“, stieß sie hervor. „Sie widerwärtiger, abartiger Mistkerl!“

„Lassen Sie das Theater“, knurrte er abfällig. „Sonst fallen mir auch noch ein paar Schimpfworte für Sie ein.“

„Wie konnte Kay Sie jemals lieben!“

„Ihre Schwester hat nichts geliebt, an dem nicht ein Preisschild hing. Und jetzt verschwinden Sie endlich, bevor ich meine Meinung ändere und doch noch die Cops rufe.“

„Sie hat Sie auf jeden Fall genug geliebt, um sich von Ihnen zu dem Baby überreden zu lassen!“

Damian hatte sich schon abgewandt, jetzt drehte er sich wieder zu Ivy Madison um. „Welches Baby?“

„Sie wissen ganz genau, welches Baby! Das erste hat sie verloren. Doch anstatt ihr Trost und Mitgefühl zu spenden, wollten Sie Kay vor die Tür setzen, weil sie Ihnen keinen Erben schenken konnte.“

War es möglich, dass die Lügen einer Frau einen Mann sprachlos machten? Damian öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor, während er versuchte, den Sinn dieser Worte zu begreifen.

„Sie wollten die Frau, die Sie liebte, die Sie anbetete, hinauswerfen, weil sie keine Kinder bekommen konnte. Also beschloss meine Schwester, Ihnen Ihren Erben zu geben, ganz gleich, was es kosten würde.“

„Moment mal …“

Die grünen Augen standen groß in Ivys bleichem Gesicht. „Sie haben ihre Liebe ausgenutzt, Ihnen war doch egal, was mit ihr passierte …“

Mit zwei großen Schritten war Damian bei ihr, fasste sie mit eisernem Griff bei den Schultern und hob sie mühelos hoch, bis ihre Augen auf gleicher Höhe waren.

„Raus“, knurrte er gefährlich leise. „Raus aus meiner Wohnung und aus meinem Leben, bevor ich Sie verhaften lassen. Und wenn Sie glauben, man würde Sie nach zwei Stunden wieder auf freien Fuß setzen, dann täuschen Sie sich. Meine Anwälte werden dafür sorgen, dass Sie die nächsten hundert Jahre hinter Gittern verbringen.“

Es war eine leere Drohung. Was sollte man ihr denn vorwerfen? Dass sie eine erstklassige Lügnerin war? Natürlich wusste er, dass er nichts gegen sie in der Hand hatte. Was zählte war, dass sie es nicht wusste.

Doch das hielt sie nicht davon ab, ihre Schwester in Schutz zu nehmen. „Kay hat Sie geliebt.“

„Ich sagte Ihnen bereits, was Kay geliebt hat. Ich gebe Ihnen fünf Sekunden, Miss Madison. Eins, zwei …“

„Sie hat eine Lösung gefunden, um Ihr Kind zu bekommen. Damals waren Sie einverstanden, aber jetzt weigern Sie sich anzuerkennen …“

„Leben Sie wohl, Miss Madison.“ Damit schob Damian Ivy unsanft zur Tür. Sie taumelte auf den Lift zu. „Ich rufe den Portier an. Sollte er Sie in den nächsten Minuten nicht aus diesem Aufzug kommen sehen, werden die Cops Sie abholen.“

„Das können Sie nicht tun!“

„Wollen Sie wetten?“ Die Lifttüren glitten auf. Damian schob Ivy am Ellbogen hinein.

Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie ist in der Lage, auf Kommando Tränen abzurufen, genau wie Kay, dachte er ohne einen Funken Mitleid. Kay hatte es allerdings nie zu solcherPerfektion gebracht. Zwar würde ihr Gesicht rot anlaufen, ihre Haut würde hektische rote Flecke bekommen, aber ihre Nase, die war immer trocken geblieben.

Ivys Augen schimmerten tränenfeucht, ihre Haut war bleich, und ihre Nase … Verdammt, ihre Nase lief!

Netter Touch, sehr realitätsnah, merkte er in Gedanken an, trat aus dem Aufzug und sah zu, wie die Türen sich schlossen.

„Es war dumm von mir, hierherzukommen.“

Damian hielt die Türen mit einer Hand an. Die Worte waren kaum verständlich gemurmelt worden. Noch ein netter Touch. Er lächelte boshaft. „Hat wohl nicht so geklappt, wie Sie sich das vorgestellt haben, oder?“

„Ich hätte es mir denken können. In all den Monaten kein einziger Anruf von Ihnen … Ich hatte Kay gewarnt, dass es keine gute Idee sein würde, aber sie wollte nicht auf mich hören.“

„Da gehe ich jede Wette ein. Zwei Betrügerinnen, die sich zusammentun, um einen reichen Trottel zu überlisten. Das muss ein äußerst interessantes Gespräch gewesen sein.“

„Auf eines können Sie Gift nehmen, Prinz Aristedes.“

„Es heißt Prinz Damian“, korrigierte er kalt. „Wenn Sie auf einen Platz in der Welt des Hochadels aus sind, sollten Sie sich wenigstens mit den richtigen Anreden auskennen.“

„Bilden Sie sich nicht ein, Sie könnten Ihre Meinung ändern, wenn das Baby geboren ist.“

„Nicht einmal im Traum würde mir das ein…“ Er zuckte zusammen. „Von welchem Baby reden Sie überhaupt?“

„Sie werden das Kind nicht bekommen, ganz gleich, wie viele Anwälte Sie auf mich hetzen.“

Vor Verblüffung ließ er die Lifttüren los. Im letzten Moment stoppte er sie, bevor sie sich ganz schlossen. „Welches Baby?“

„Sie wissen genau, welches Baby!“ Ihr Kinn hob sich. „Meines. Ich meine, Kays und Ihres.“

Der Boden schien plötzlich unter seinen Füßen nachzugeben. Es gab doch ein Baby? Unmöglich. Kay war nie schwanger gewesen, ihr Arzt hatte es ihm bestätigt. „Sie sind eine ausgekochte Lügnerin!“

„Fein. Halten Sie immer an diesem Gedanken fest. Denn ich werde mein – Kays – Kind niemals in die Nähe eines solchen Widerlings wie Ihnen lassen.“

Sie stieß einen erschreckten Schrei aus, als er sie an den Armen aus dem Aufzug zerrte, durch die offen stehende Apartmenttür schob und auf einen Sessel im Wohnzimmer drückte.

„Wovon, zum Teufel, reden Sie eigentlich?“ Er stand vor ihr, mit gespreizten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen. „Los, erklären Sie es mir. Und es sollte besser die Wahrheit sein.“

Sie sprang auf. „Gehen Sie mir aus dem Weg!“

„Von welchem Baby reden Sie? Und wer ist der Vater? Antworten Sie endlich!“

Ivy sah in sein Gesicht. Sekunden dehnten sich zu Stunden. Dann riss sie sich aus seinem Griff los und legte eine Hand auf ihren Bauch.

„Dieses Baby hier. Das in mir heranwächst. Ich bin schwanger, Prinz Damian. Von Ihnen.“

3. KAPITEL

Schwanger? Von ihm?

In Damians Kopf drehte sich alles. Thee mou, ein Mann hörte eine solche Eröffnung höchst ungern von einer Frau, die er nicht liebte. Aber gleich zweimal hintereinander …

Dann klärte sich sein Verstand. Diese Frau da, diese Ivy, mochte ja durchaus schwanger sein, aber mit ihm hatte das nichts zu tun. Es sei denn, man hatte einen ganz neuen Weg gefunden, Sex mit einer Frau zu haben, die man noch nie gesehen, geschweige denn berührt hatte.

Sie starrte ihn an, Entrüstung und Verstocktheit in ihren Zügen. Worauf wartete sie? Etwa, dass er sich jetzt entsetzt die Hand an die Stirn schlug?

Er wollte nichts anderes, als sie zur Tür hinauswerfen. Aber zuerst … zuerst …

Damian schnaubte. Schnaubte noch einmal. Und dann begann er zu lachen. Ivy Madison warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Wie können Sie darüber lachen!“

Doch der Prinz lachte noch lauter. Er hatte ja schon so einiges gehört. Sein Vater war da sehr kreativ gewesen, vor allem in der Zeit, als er die Firma an den Rand des Ruins geführt hatte. Aber das hier, das war die Krönung!

Es war richtig drollig.

Und ließ Rage in ihm aufkochen. Hielt sie ihn für einen kompletten Trottel? Ihre Schwester hatte ihn schon dafür gehalten. Aber immerhin hatte er mit Kay geschlafen. Sie hätte also durchaus schwanger sein können.

„Könnten Sie mir vielleicht sagen, was daran so lustig ist, Prinz Damian?“

Lustig? Sein Lachen erstarb. „Um genau zu sein, ich fühle mich beleidigt.“

Sie blinzelte. „Beleidigt?“

„Dass Sie mir so eine ungeheuerliche Lüge auftischen.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und seufzte theatralisch. „Wissen Sie, Miss Madison, man muss mit einer Frau schlafen, damit sie schwanger wird. Aber Sie und ich …“ Plötzlich wusste er, was sie plante. Von solchen Intrigen hatte er schon gehört. Eine Frau suchte sich einen reichen Mann aus. Einen Mann mit einem bekannten Namen. Einen Namen, der sich gut in den Klatschspalten machte. Dann behauptete sie, schwanger von ihm zu sein. Wenn er abstritt, der Vater zu sein, würde sie herzerweichend zu weinen beginnen. Auf der Party sei er betrunken gewesen, würde sie sagen. Er habe sie verführt, würde sie sagen. Ob er sich denn nicht erinnere? Sie erinnere sich nämlich noch ganz genau.

Jedes Wort, jeder Seufzer, jede Berührung habe sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Und wenn er die Details nicht in irgendeinem Skandalblatt nachlesen wolle, dann würde er jetzt das einzig Richtige und Anständige tun.

Ihr nämlich finanziell unter die Arme greifen. Großzügig. Das habe natürlich nichts mit Schweigegeld zu tun, nein, die Summe solle nur helfen, die schwere Zeit zu überstehen.

Manche Männer würden in so einer Situation nachgeben, selbst wenn sie das Gegenteil beweisen könnten. Sie würden alles tun, um dem Medienrummel zu entgehen.

Damian biss die Zähne zusammen. Die schöne Betrügerin würde erfahren müssen, dass er nicht zu dieser Sorte Mann gehörte. Er war einer Madison-Schwester auf den Leim gegangen. Ein zweites Mal würde ihm das nicht passieren.

Er hob die Hände und begann langsam zu applaudieren.

„Ausgezeichnet“, meinte er lächelnd. „Eine erstklassige Darbietung. Eines haben Sie allerdings außer Acht gelassen, kardiamou. Ich habe Sie durchschaut.“

„Wie bitte?“

„Sie haben schon richtig verstanden. Ich kenne das Spiel, das Sie spielen. Nur denke ich gar nicht daran, mich darauf einzulassen.“

„Spiel? Sie halten das für ein Spiel? Nach dem Tod meiner Schwester komme ich zu Ihnen, weil Sie nicht genügend Anstand besitzen, Kontakt mit mir aufzunehmen, und Sie halten das für ein Spiel?“

„Möglich, dass ich den falschen Ausdruck benutzt habe. Melodrama ist vielleicht passender. Sie, die unschuldige Maid, ich, der herzlose Schurke.“

„Was reden Sie da überhaupt?“

Damian ging auf sie zu und bemerkte, wie sie sich versteifte. Sie wollte zurückweichen, sogar weglaufen. Gut, dachte er kalt. Sie hatte Angst vor ihm. Die sollte sie auch haben. „Wollen Sie mir nicht den Rest erzählen? Die Details unserer leidenschaftlichen Liebesnacht?“

Ivy betrachtete ihn, als hätte er den Verstand verloren. „Welche leidenschaftliche Liebesnacht?“

„Kommen Sie schon, Süße. Haben Sie Ihren Text vergessen? Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem Sie mir ins Gedächtnis rufen müssen, wie es zwischen uns war. Ich war ja zu betrunken, um mich erinnern zu können.“ Zentimeter vor ihr blieb er stehen, ein eiskaltes herzloses Lächeln auf den Lippen. „Wo ist es passiert? Hier? Oder in Athen? Vielleicht während einer wilden Party auf meiner Jacht vor der Côte d’Azur? Eigentlich egal. Die Geschichte bleibt immer die gleiche.“

„Ich habe nie behauptet …“

„Richtig, mein Fehler. Ich gab Ihnen ja gar keine Gelegenheit, Ihre kleine Geschichte zu erzählen. Aber warum sollten wir Zeit verschwenden. Ich war betrunken, ich habe Sie verführt, und jetzt ist es … wie viele Monate später, sagten Sie?“

„Drei. Das wissen Sie doch. Genau wie Sie wissen, dass dieser Unsinn, den Sie da von sich geben, nicht stimmt.“

„Habe ich etwa die Tatsachen verdreht?“ Er kniff die Augen zusammen, seine Stimme wurde klirrend. „Ehrlich gesagt, es könnte mich nicht weniger interessieren. Das Einzige, was mich interessiert, ist, dass ich Sie nie wieder sehen möchte, Lady. Ist das klar?“

Oh ja, glasklar, dachte Ivy. Dieser Mann, den ihre Schwester angebetet hatte, dieser … dieser Adonis, bei dem das Herz jeder Frau höher schlagen musste, dieser Mann, für den Kay bereit war, alles zu tun … Er log ihr kaltschnäuzig ins Gesicht.

„Muss ich deutlicher werden, Miss Madison?“ Damian packte sie mit beiden Händen bei den Schultern. „Verschwinden Sie, bevor ich die Beherrschung verliere.“

Der Prinz sprach mit leiser Stimme, seine Finger drückten schmerzhaft in ihr Fleisch. Er war wütend und, da war Ivy sicher, würde auch grob werden können.

Eines jedoch hatte sie auf jeden Fall verstanden: Er wollte nichts wissen von dem Kind, das sie unter dem Herzen trug. Das hatte sie sich schon gedacht, nachdem er sich nach Kays Unfall nicht bei ihr meldete. Nach dem Schock hatte sie auf einen Anruf von ihm gewartet, mit wachsender Verzweiflung, bis ihr klar geworden war, dass das Schweigen des Prinzen die eigentliche Botschaft war.

Doch das reichte ihr nicht.

Damian Aristedes würde den Verzicht auf seine Rechte über sein Kind schriftlich erklären müssen. Sie brauchte ein Dokument in den Händen, dass er das Baby nicht wollte, eine Erklärung, dass er sie für eine Lügnerin hielt, anstatt die Vaterschaft anzuerkennen.

Selbst das war keine Garantie. Aristedes war ein mächtiger Mann. Er konnte sämtliche Anwälte in Manhattan anheuern, ohne seinem Vermögen auffallenden Schaden zuzufügen. Nicht nur konnte er seine eigenen Regeln aufstellen, er war auch in der Lage, sie zu ändern, wenn es ihm in den Sinn kam. Doch falls sie etwas Schriftliches hatte, für den Fall, dass er jemals seine Meinung ändern sollte …

„Ich kann geradezu sehen, wie die Rädchen in Ihrem Kopf arbeiten, Miss Madison.“

Ivy blinzelte. Der Prinz stand vor ihr, mit vor der Brust verschränkten Armen, und musterte sie unverwandt.

Es machte sie nervös. Dabei war sie es gewohnt, angestarrt zu werden. Ein Nebeneffekt ihres Model-Jobs. Wenn einem das eigene Gesicht von unzähligen Titelblättern entgegenblickte, musste man damit rechnen, angestarrt zu werden. Das war der Preis, den man zahlte, wenn man es als Model ganz nach oben geschafft hatte.

Männer starrten sie an. Musterten sie ungeniert.

Aber nicht so.

Damian Aristedes’ Miene drückte weder Bewunderung noch Verlangen aus, sondern Verachtung. Wie konnte er es wagen! Natürlich hatte sie sich auf einen Handel mit dem Teufel eingelassen, das wusste sie selbst. Dennoch … er war es, der das Ganze ins Rollen gebracht hatte. Und jetzt tat er so, als wisse er von nichts.

Auch gut. Nein, perfekt sogar. Das hieß, sie hatte ihr Versprechen gehalten. Jetzt konnte sie die Vergangenheit hinter sich lassen und sich auf die Zukunft konzentrieren. Auf das Kind, das sie bald haben würde.

Ihr Kind. Nicht seines.

Es machte sie nur wütend, dass er sie für eine Lügnerin und Betrügerin hielt.

Aber … da war auch ein Augenblick gewesen – mehrere –, da er sie mit einem anderen Ausdruck in den Augen angesehen hatte. Nicht mit Verachtung, sondern mit Begierde. Mit einem Hunger, den nur sie stillen konnte.

Und in diesen Momenten, da hatte ein Gefühl sie überkommen, ein Gefühl …

„Sie sind so durchschaubar, Miss Madison.“

Jahre vor der Kamera hatten ihr beigebracht, ihre Mimik zu beherrschen. „Interessant. Lesen Sie Gedanken, wenn Sie nicht gerade damit beschäftigt sind, sich um Ihre Verantwortung zu drücken, Hoheit?“

„Sie wollen Kapital schlagen aus dem ersten Schock, der mir anzusehen war, als Sie behaupteten, ich sei der Vater Ihres Babys.“ Er lächelte überlegen. „Glauben Sie mir, das funktioniert nicht.“

Zum Teil hatte er recht. Sie wollte wirklich etwas von ihm. Nur mit Kapital hatte das nichts zu tun. Ivy holte tief Luft. „Ich gehe nur zu gern, und noch lieber wird es mir sein, wenn ich Sie nie wiedersehe, Prinz Damian. Doch zuerst …“

„Ah! Zuerst wollen Sie einen Scheck von mir über … Wie viel? Hunderttausend? Fünfhunderttausend? Eine Million? Schütteln Sie nicht den Kopf, Miss Madison. Wir beide wissen doch, dass Sie mit genauen Vorstellungen über die Höhe der Summe hierhergekommen sind.“

„Ich will keinen Scheck.“

„Dann also bar.“

Das selbstbewusste Lächeln schwand, und Ivy schauderte unwillkürlich. Der Prinz war ein nicht zu unterschätzender Gegner. „Ich will kein Geld. Ich will eine schriftliche Erklärung von Ihnen, dass Sie alle Rechte auf das Kind abgeben.“

Er lachte. Lachte!

„Thee mou, Lady. Wissen Sie nicht, wann das Spiel vorbei ist?“

„Unterschreiben Sie die Erklärung, und Sie hören nie wieder von mir.“

„Jetzt reicht’s!“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Verschwinden Sie, bevor ich etwas tue, das wir beide bereuen.“

„Nur zwei Zeilen, mehr nicht …“

Er sagte etwas in einer Sprache, von der Ivy annahm, dass es Griechisch war. Sie verstand kein Wort, aber das war auch nicht nötig. Damian Aristedes legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie vor sich her.

„Und sollten Sie dumm genug sein, irgendjemandem diese lächerliche Geschichte zu erzählen … Wenn Sie wirklich schwanger sind, wenn ein Mann wirklich beschränkt genug war, sich von Ihrem Gesicht blenden zu lassen, sodass er nicht gemerkt hat, was für ein verschlagenes, raffiniertes Biest Sie in Wirklichkeit sind …“

Ivy schwang herum, holte aus und traf ihn mit der Faust am Kinn. Der Mann war groß und stark, und sicherlich konnte er einiges einstecken, aber sie hatte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Er blinzelte konsterniert und taumelte rückwärts.

Heißes Triumphgefühl schoss in ihr auf. „Sie … Sie aufgeblasener Affe!“ Unsicherheit und Angst waren verschwunden, seine unglaubliche Arroganz trieb sie zur Weißglut. Ivy stieß ihm den Zeigefinger in die Brust. „Hier geht es nicht darum, was oder wer Sie sind oder wie viel Geld Sie haben! Hier geht es überhaupt nicht um Sie! Von Ihnen will ich gar nichts, Prinz Damian. Ich wollte nur …“

„So, Sie wollen nichts von mir?“ Kampfbereit bleckte er die Zähne. „Deshalb sind Sie also gekommen? Weil Sie nichts von mir wollen?“

„Ich dachte, ich sei Ihnen das schuldig. Offensichtlich habe ich mich geirrt. Ich schulde Ihnen gar nichts. Aber ich warne Sie. Sollten Sie sich einfallen lassen, in einem Monat, in einem Jahr, in zehn Jahren Ansprüche auf mein Kind …“

„Verdammt, es gibt kein Kind! Es kann kein Kind geben! Ich habe nie mit Ihnen geschlafen!“ Damian fasste ihr Handgelenk. „Bei Ihrem Plan haben Sie zwei Faktoren nicht bedacht, Miss Madison. Erstens: Ich trinke nie so viel, dass ich nicht mehr weiß, was ich tue. Und zweitens: Ich vergesse nie eine Frau, mit der ich im Bett war.“ Sein Blick glitt anzüglich von Kopf bis Fuß über sie. „Glauben Sie mir, Lady, hätte ich Sie gehabt, würde ich mich daran erinnern.“

„Für mich ist das Thema beendet.“

„Aber für mich nicht.“ Er zog sie zu sich heran, bis sie nur Millimeter voneinander entfernt standen. „Sie behaupten, wir seien intim gewesen. Ich sage, wir waren es nicht. Warum klären wir die Frage nicht ein für alle Mal?“

„Es ist die Sache nicht wert. Und ich habe nie behauptet, wir seien intim gewesen.“

„Ah, Ivy, Ivy. Sie enttäuschen mich. Sie treten schon den Rückzug an? Das ist Ihre Chance. Überzeugen Sie mich davon, dass wir miteinander geschlafen haben. Erinnern Sie mich daran, wir es mit uns war.“

„Hören Sie auf! Und lassen Sie mich endlich los!“ Sie schnappte nach Luft, als er ihr mit einer Hand über den Hals streichelte. „Sie wissen genau, dass wir nie …“

Er küsste sie.

Ihre Lippen waren kühl und weich, und sie gab einen entsetzten Laut von sich.

So ließ sie es zumindest klingen. Aber das gehörte ja alles mit zu der Show, die sie hier abzog, und …

… und sie schmeckte süß. Süßer als beim ersten Mal, als er sie geküsst hatte, vielleicht, weil er ihren Mund schon kannte. Die sinnliche Fülle. Die erotische Seidigkeit …

Augenblicklich packte ihn eine stürmische Erregung. Er legte eine Hand an ihren Rücken und presste sie an sich. Damit sie es fühlte konnte. Himmel, er stand in Flammen!

Noch ein Laut entrang sich ihrer Kehle, er spürte ihn an seinen Lippen. Und dann nahm auch er die Veränderung wahr, die in ihr vorging. Ihre Lippen wurden weicher, ihr Körper nachgiebiger, und sie lehnte sich an ihn.

Damian ermahnte sich, dass das alles nur Teil ihres Plans war.

Doch es half nicht.

Er wollte sie besitzen. Wollte sie schmecken. Wollte sie fühlen. Sie warf ihm etwas vor, das er nie getan hatte. Warum sollte er das jetzt nicht nachholen?

Sie auf seine Arme heben. Nach oben tragen, in sein Schlafzimmer. Sich nehmen, von dem sie behauptete, es sich bereits genommen zu haben. Immer und immer wieder …

„Bitte“, flüsterte sie, „bitte …“

Ihr hilfloses Flehen erregte ihn nur noch mehr. Damian ließ eine Hand unter ihre Jacke gleiten und umfasste die feste Rundung ihrer Brust. „Bitte – was? Ich soll Sie berühren? Sie verführen?“

Mit dem Daumen rieb er über die Knospe unter der seidenen Bluse. Sie wurde sofort hart. Und eine Welle der Lust schlug über ihm zusammen, als Ivy ein leises Stöhnen hören ließ. Eine Lust, die ihn in ihrer Intensität erschreckte.

Ursprüngliches Verlangen flutete unaufhaltsam durch ihn hindurch. Er schob die Hände in ihren Hosenbund, spürte die kühle, samtene Haut ihres Pos an seinen Fingerspitzen. Er wollte sie, ihm war gleich, wer oder was sie war. Und sie wollte ihn, so wie er sie wollte …

Panagia mou! Damian stieß Ivy von sich. Tränen rannen über ihr Gesicht. Wüsste er es nicht besser, er könnte glatt glauben, ihre Tränen seien echt.

„Es ist mir unbegreiflich, dass Kay Sie geliebt hat, dass sie Ihnen ein Kind schenken wollte!“

„Sie wiederholen sich. Außerdem bringen Sie jetzt alles durcheinander. Sie sind doch diejenige, die schwanger ist. Mit der ich geschlafen habe.“

„Das ist doch gar nicht wahr! Wieso sagen Sie so etwas, wenn Sie wissen, dass wir nie zusammen im Bett waren?“

„Ach ja“, seine Stimme triefte vor Sarkasmus, „das vergesse ich immer wieder. Wir waren nicht im Bett. Haben wir etwa dabei gestanden? Oder in einem Sessel gesessen? Vielleicht auch auf dem Sofa …“

„Es gab weder Sessel noch Sofa, das wissen Sie. Nur … nur Ihr Sperma. Eine Injektionsnadel. Und … und mich.“

„Sicher, klar. Sie, mein Sperma, eine Spritze.“ Damian zuckte zurück. „Wie bitte?“

„Das wissen Sie verdammt gut! Sie hatten nicht einmal den Anstand, persönlich zum Termin zu erscheinen. Sie machten sich ja solche Sorgen um die Publicity! Nein, Sie schickten nur ein benutztes Kondom, um …“ Ihre Worte klangen jetzt bitter. „Ich wusste genau, was für ein Mann Sie sind, als Sie es nicht einmal für nötig hielten, sich vorher mit mir zu treffen. Sie hielten es auch nicht für nötig, mit Kay zusammen zu mir zu kommen, als ich … an dem Tag, als es vorgenommen wurde.“

Damian war sprachlos. Er wollte irgendetwas sagen, doch ihm fiel einfach nichts ein. Sein Kopf war völlig leer. Diese Geschichte war wahrhaft fantastisch, eine ganz neue Version der alten „Er-ist-der-Vater-meines-Kindes“-Story.

Die Medien liebten fantastische Stories. Sie würden sich wie die Hyänen darauf stürzen. Bis die nächste Story dieses Hirngespinst von den Titelblättern vertrieb, hätte der Skandal schon nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet. Bei seinem Namen und bei „Aristedes Shipping“, dem Unternehmen, dem er fast zehn Jahre seines Lebens gewidmet hatte, um es wieder aufzubauen.

„Kein Kommentar, Hoheit?“ Ivy stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn vernichtend an. „Oder ist Ihnen endlich aufgegangen, dass Sie mit Abstreiten nicht weiterkommen?“

Die Frau in sein Bett zu zerren war keine Option mehr. Dafür war sie zu clever. „Sie haben recht, Abstreiten bringt uns nicht weiter“, erwiderte er ruhig. „Es wird Zeit, die notwendigen Schritte einzuleiten.“ Er genoss es, dass sie zurückwich, als er einen Schritt auf sie zumachte. „Sie werden sich einem Schwangerschaftstest unterziehen. Wenn Sie tatsächlich schwanger sind, folgt als Nächstes ein Vaterschaftstest.“

Ivy starrte ihn stumm an. Wieso bestand er auf diese Tests? Es sei denn, er sagte die Wahrheit – und er wusste wirklich nichts von dem Baby.

Und wenn er nichts davon gewusst hatte … Was würde passieren, wenn er davon erfuhr?

„Ich werde keine Tests vornehmen lassen“, beeilte sie sich zu sagen. „Sie haben doch schon gesagt, dass Sie das Baby nicht wollen. Ist mir recht. Sie brauchen mir nur diesen Zweizeiler auszuhändigen, und …“

„Oh nein, glyka mou