Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter - Martha Schad - E-Book

Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter E-Book

Martha Schad

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Beschreibung

Die Erzherzoginnen Sophie, Gisela und Marie Valerie, die Töchter von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph, standen bisher immer im Schatten ihres berühmten Bruders: Kronprinz Rudolf, dessen Leben so früh und tragisch 1889 in Mayerling endete. Anhand von Briefen, Tagebüchern, Gemälden und Fotografien zeichnet die Historikerin Martha Schad die Lebenswege der Töchter des Kaiserpaares und die ihrer Nachkommen bis in die Gegenwart.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

 

Für Annette und Wolfgang

19. Juli 1997

 

ISBN 978-3-492-95179-1

Mai 2017

Piper Verlag GmbH, München

© Langen Müller in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München 1997

Covergestaltung: semper smile, München

Covermotiv: Alinari/Galleria d'Arte Moderna, Palazzo Pitti, Florenz/bridgemanart.de

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Dank

An erster Stelle geht mein herzlicher Dank an I.K.K.H. Prinzessin Theresa von Bayern, Erzherzogin von Österreich, und ihren Gemahl S.K.H. Prinz Rasso von Bayern. Sie waren an diesem Band von Anfang an interessiert und bei der Beschaffung vieler Informationen sehr hilfreich.

Für den warmherzigen Empfang auf Schloß Wallsee danke ich bestens I.K.K.H. Erzherzog Franz Salvator und seiner Gemahlin Erzherzogin Dr. Hedwig.

Zu gerne bedanke ich mich herzlichst bei I.K.H. Prinzessin Hella von Bayern, Witwe von S.K.H. Prinz Eugen von Bayern, Enkel der Kaisertochter Gisela, die mir unermüdlich mit Rat und Tat zur Seite stand und zum Gelingen dieses Bandes den größten Teil beitrug.

Eine glückliche Fügung war das Zusammentreffen mit der Ausstellungsleiterin Frau Brigitte Urban von Schloß Niederweiden.

Für die gute Zusammenarbeit bedanke ich mich bei meinem Lektor Herrn Rochus von Zabuesnig und bei der Buchherstellerin Frau Angelika Geiß. Auch bei diesem Buch stand mir mein Mann stets hilfreich zur Seite, und ich danke ihm sehr.

Martha Schad, Augsburg

Grußwort

Es gibt nur mehr wenige von uns, die sich an Großmama Marie Valérie erinnern, die meisten ihrer Enkelkinder sind ja erst Jahre nach ihrem Tode geboren. Trotzdem lebt ihr Geist in ihren zahlreichen Nachkommen fort und bricht immer wieder mehr oder weniger stark hervor.

Im Namen aller Enkel, Urenkel und Ururenkel, die mittlerweile über die halbe Welt verteilt leben, möchte ich Frau Dr. Martha Schad dafür danken, daß sie es unternommen hat, dem Leben der Erzherzogin Marie Valérie und dem ihrer beiden älteren Schwestern Sophie und Gisela nachzuforschen, handelt es sich doch um die Töchter von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph.

Dem Buch von Dr. Martha Schad wünsche ich viel Erfolg in der Hoffnung, daß es zu einem besseren Verständnis einer vergangenen Zeit beitragen kann.

Theresa Prinzessin von Bayern

Erzherzogin Sophie von Österreich 

1855–1857

»Habsburgs jüngste Blüte«

Ganz Wien war in einem großen Freudentaumel. Es war der 24. April 1854 um halb sieben Uhr abends, als der 23jährige Kaiser Franz Joseph seine wunderschöne Braut Elisabeth, Herzogin in Bayern, – noch keine 17 Jahre alt – zur Augustinerkirche führte. Die Kirche war von 15 000 Kerzen hell erleuchtet, den Hochaltar umstanden 50 Bischöfe und der Erzbischof von Wien, Kardinal Rauscher, der die Trauung vollzog. Der Kaiser, eine jugendlich-stolze Erscheinung in ordenübersäter Feldmarschallsuniform, betrat als erster des Brautzuges die Kirche, dahinter seine Mutter, Erzherzogin Sophie, und Elisabeths Mutter, Herzogin Ludovika in Bayern, die zugleich auch die Schwester der Erzherzogin war. Zwischen ihnen schritt anmutig, allerdings sehr blaß, Elisabeth in gold- und silberbesticktem weißem, reich mit Myrten geschmückten Schleppkleid. Auf dem Haupt trug sie das funkelnde Brautdiadem der Erzherzogin Sophie, an der Brust frische weiße Rosen.

Die Vermählungsfeierlichkeiten waren in ihrem Glanz durch nichts mehr zu überbieten. Und wer wünschte diesem strahlenden Brautpaar nicht alles Glück dieser Erde?

Elisabeth, die glückliche Kaiserin, schlug alle in ihren Bann. Wo immer das junge Paar erschien, gewann die mädchenhafte, bildschöne Kaiserin die Herzen ihrer Untertanen. Der Kaiser verbrachte mit seiner Gemahlin im Juni 1854 zwei glückliche Flitterwochen in Böhmen und Mähren. Als die Mutter des Kaisers bei ihrer Schwiegertochter erste Anzeichen einer Schwangerschaft bemerkte, teilte sie dies in einem Brief vom 29. Juni 1854 ihrem damals nicht in Wien weilenden Sohn mit, gleich mit den entsprechenden Verhaltensmaßregelungen, nämlich ab sofort seine stürmischen Liebesbezeigungen bei seiner Frau zu unterlassen. Weiter schrieb sie, daß Sisi sich nicht zu sehr mit ihren Papageien abgeben solle, da »zumal in den ersten Monaten man sich so leicht an den Tieren verschaut, die Kinder Ähnlichkeit mit ihnen erhalten. Sie solle lieber sich beim Spiegel und Dich anschauen. Dies Verschauen lass’ ich mir gefallen.«

Elisabeths Mutterfreuden begannen mit vielen körperlichen Beschwerden. Dem Kaiser tat es weh, Sisi so leiden zu sehen. Er berichtete seiner Mutter: »Sisi konnte nicht erscheinen, da sie gestern recht miserabel war. Sie mußte schon aus der Kirche weg und erbrach sich dann mehrere Male, auch litt sie an Kopfweh und brachte fast den ganzen Tag auf ihrem Bett liegend zu; nur abends nahm sie mit mir den Tee auf unserer Terrasse beim herrlichsten Abend …« Dieses Unwohlsein steigerte Elisabeths sowieso schon vorhandenes Heimweh nach ihrer Mutter, die zwar regelmäßig schrieb und »Ratschläge und Vorsorgeempfehlungen eines Mutterherzens für die kleine bereits hoffende Tochter« schickte, doch erst Ende Juli nach Ischl kam. Dort hatte Erzherzogin Sophie die Villa Marstallier für das junge Paar gekauft, aus der nach und nach die repräsentative Kaiservilla wurde, der Sommersitz der kaiserlichen Familie.

Die junge Kaiserin fand es »ganz gräßlich«, als sie erfuhr, daß sie sich täglich im Laxenburger Park, der von der Schwiegermutter plötzlich für alle zugänglich gemacht wurde, zeigen sollte. Die Schwiegermutter bestand darauf, daß Sisi dem Volk zu zeigen hatte, daß sie wirklich schwanger sei. Doch die junge Frau widersetzte sich und ging fast gar nicht mehr spazieren. Es war ihr verhaßt, als werdende Mutter angestarrt zu werden.

Der Erzbischof von Wien erließ am 15. Januar 1855 die Anordnung zu Gebeten um eine glückliche Entbindung der Kaiserin. In der Domkirche zu Linz wurden am 28. Januar Betstunden für eine gute Entbindung abgehalten, und dies galt dann auch für alle Pfarrkirchen der Diözese. Am 28. Februar 1855 gab der Kaiser aus Anlaß der bevorstehenden Entbindung seiner Frau einen Gnadenakt über den Nachlaß von Strafen wegen Majestätsbeleidigung und Störung der öffentlichen Ruhe. Der ungarische Politiker Graf Stefan Széchenyi hatte für sein Land schon bei der Vermählung des Kaisers mit einem »weiblichen Engel« eine Amnestie erhofft. So gab es in Ungarn nun ein tiefes Aufatmen, als sich anläßlich der zu erwartenden Geburt die Kerkertore endlich auftaten.

Am 5. März 1855 zählten die Wiener gespannt die donnernden Kanonenschüsse. Nach dem 21. Salut schwiegen die Rohre: Am Kaiserhof war kein Thronfolger, sondern eine Erzherzogin geboren worden. Glückwünsche zur Geburt kamen aus der ganzen Monarchie. Die anläßlich dieses Ereignisses eingegangen Geldgaben, Material- und Naturalspenden übertrafen alles bisher dagewesene.

Die Entbindung selbst hat Sisis Schwiegermutter Sophie in allen Details in ihrem Tagebuch aufgezeichnet: Die Wehen setzten um sieben Uhr morgens ein. Der Kaiser holte seine Mutter, die sich mit einer Handarbeit vor dem kaiserlichen Schlafzimmer postierte. Als die Wehen stärker wurden, eilte die Schwiegermutter an das Bett der jungen Frau, wo schon der Kaiser saß.

»Sisi hielt die Hand meines Sohnes zwischen den ihren und küßte sie einmal mit einer lebhaften und respektvollen Zärtlichkeit; das war so rührend und machte ihn weinen; er küßte sie ohne Unterlaß, tröstete sie und klagte mit ihr und schaute mich bei jeder Wehe an, um zu sehen, ob ich damit zufrieden war. Als sie jedesmal stärker wurden und die Entbindung begann, sagte ich es ihm, um Sisi und meinem Sohn neuen Mut zu geben. Ich hielt den Kopf des guten Kindes, die Kammerfrau Pilat die Knie und die Hebamme hielt sie von hinten. Endlich nach einigen guten und langen Wehen kam der Kopf und gleich danach war das Kind geboren (nachts drei Uhr) und schrie wie ein Kind von sechs Wochen. Die junge Mutter sagte mit einem Ausdruck von so rührender Seligkeit: ›Oh, jetzt ist alles gut, jetzt ist mir einerlei, was ich gelitten!‹ Der Kaiser brach in Tränen aus, er und Sisi hörten nicht auf, sich zu küssen, und sie umarmten mich mit der lebhaftesten Zärtlichkeit. Sisi schaute ihr Kind mit Entzücken an, und sie und der junge Vater waren voll Sorge für das Kind, ein großes und starkes Mädchen.«

Sisi strahlte mit ihrer neugeborenen Tochter im Arm. Wenigstens in diesem Augenblick ließ Sophie ihre Enttäuschung nicht spüren, daß Sisi keinen Thronfolger geboren hatte. Bei all der Fürsorglichkeit ihrer Schwiegermutter fehlte ihr jedoch etwas Entscheidendes: ihre eigene Mutter Ludovika. Angeblich soll sie nicht zur Entbindung ihrer Tochter nach Wien »eingeladen« worden sein. Hier zeigt sich wohl eher, daß Ludovika ihrer starken Schwester den unumstrittenen Mittelpunkt am Hofe nicht streitig machen wollte. Ludovika nannte ihre Schwester »die Seele von allen« und fand die Liebe des Kaisers zu seiner Mutter »ein herrliches Verhältnis«. Und das schien sie auf keinen Fall stören zu wollen.

So schrieb Sisi den Eltern nach Possenhofen:

»Meine Kleine ist wirklich schon sehr nett und macht dem Kaiser und mir ungeheuer viel Freude. Anfangs kam es mir recht sonderbar vor, ein ganz eigenes Kind zu haben; es ist wie eine ganz neue Freude, auch habe ich die Kleine den ganzen Tag bei mir, ausser wenn sie spazieren getragen wird, was bei dem schönen Wetter oft möglich ist.«

Unter größtem Pomp ging die Taufzeremonie vor sich. Patin des Kindes war Erzherzogin Sophie, die Mutter des Kaisers. Das Kind erhielt bei der Taufe in der Hofburg-Pfarrkirche die Namen Sophie Friederike Dorothea Maria.

Den Alltag mit ihrem Kind hatte sich Sisi völlig anders vorgestellt als ihre Schwiegermutter. Sophie hatte ihre eigenen, am spanischen Hofzeremoniell orientierten Vorgaben, und die junge Frau hatte sich dem Hofprotokoll zu beugen. Erzherzogin Sophie sah es von Anfang an als ihre Pflicht an, die Lebensgefährtin ihres Sohnes zu einer Kaiserin im traditionellen Sinn zu erziehen. Die kleine Sophie kam genauso wie ihre nachfolgenden beiden Geschwister in die sogenannte »Kindskammer«, die bezeichnenderweise neben dem Zimmer der Großmutter Sophie lag.

Der glückliche Vater sandte seiner Mutter Sophie immer wieder Neuigkeiten über das Töchterchen. So schrieb er am 9. Juni 1855 aus Laxenburg: »Die Kleine ist gestern geimpft worden und befindet sich sehr wohl und frisch. Vor den Gelsen (Schnaken) ist sie durch ein Netz an ihrem kleinen Wagen geschützt. Desto mehr leiden wir darunter. Ich habe Sisi vorgeschlagen, während meiner Abwesenheit ihre Familie in Possenhofen zu besuchen. Sie wird daher in 10–12 Tagen dahin abreisen und nur 8 Tage dort zubringen, da sie die Kleine nicht zu lange verlassen wird.« So verließ Elisabeth bereits Ende Juni 1855 die Stadt Wien und flüchtete erst einmal für einige Tage nach Hause, zu ihrer Familie in Possenhofen am Starnberger See.

Am 7. August informierte der Kaiser seine Mutter wieder aus Laxenburg: »Wir sind sehr wohl und die Kleine war besonders heute sehr lustig. Sie jauchzte in einem fort und war sehr damit beschäftigt, ihren Fuß in den Mund zu stecken und daran zu schnullen. Sie scheint viele gymnastische Anlagen zu haben. Ich küsse Ihnen und dem Papa mit Sisi die Hände und bleibe Ihr treuer Sohn Franz.«

Schon im August 1856 kränkelte die kleine Sophie. Ziemlich beunruhigt schrieb der Kaiser in einem Brief an seine Mutter: »Die kleine Sophie war gestern etwas unwohl. Nachdem sie noch um 3 Uhr ganz frisch in den Garten gegangen war, brachte sie das Kindermädchen Gabriele Tlamka in einer Stunde wieder herauf. Sie war unruhig geworden und hatte gebrochen; das Erbrechen wiederholte sich noch 5–6mal, und sie sah recht übel aus, ist aber um 7 Uhr recht ruhig eingeschlafen und muß eine gute Nacht gehabt haben, denn es ist uns nichts gemeldet worden, was bei dem geringsten alarmierenden Anzeichen geschehen wäre. Seeburger glaubt, daß sie sich den Magen verdorben hat, auch arbeitet sie wieder an einem Stockzahn.« Doch leider sollte der Schein trügen.

Erzherzogin Gisela von Österreich

1856–1932

»Gisela ist von einer unglaublichen Lebhaftigkeit und immer lustig«

Als dem Wiener Hof die erneute Schwangerschaft der Kaiserin bekannt gegeben wurde, erfolgte wieder die Gebetsanordnung des Erzbischofs, außerdem vom Bischof von Linz die Aufforderung zu einer gesonderten Kollekte. Die israelische Synode zu Jerusalem veranstaltete einen feierlichen Gottesdienst, um eine glückliche Entbindung Ihrer Majestät zu erflehen, wie in den Zeitungen von Wien am 1. Juli geschrieben stand.

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