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Ob die Griechen die Demokratie kannten – daran sollte man zweifeln, weil man sonst so leicht nicht der großen, unsichtbaren Unterschiede gewahr wird, die sie von uns trennen. Sie sind uns ungemein fremd; um so mehr, je weniger wir es bemerken. Was uns an ihnen vertraut zu sein scheint und was ja auch wirklich nicht wie die Hinterlassenschaft eines exotischen Volkes sich ausnimmt, ist nur gleichsam der sichtbare Teil eines Eisbergs. Manch einer könnte auf den Titel: "Kannten die Griechen die Demokratie?" antworten: Kennen wir sie etwa? Noch aber taugt die Überschrift "Demokratie" dazu, jenes Ensemble zu bezeichnen, das uns wichtig ist; Rechtsstaat (auch Sozialstaat), Grundrechte, Verfassung samt bestimmten ihrer Voraussetzungen im allgemeinen Diskurs, das so leicht in andere Weltgegenden nicht zu übertragen ist und das die Griechen nicht kannten. Gleichwohl scheint einiges dabei zu sein, sich zu verschieben – und dann wären die Griechen es heute um so mehr, die nun wirklich die Demokratie kannten; freilich auf ihre Weise.
Der in diesem Band abgedruckte wissenschaftliche Dialog zwischen Christian Meier und Paul Veyne aus den 1980er Jahren erscheint in der mittlerweile dritten Auflage.
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