Kautsky, Lenin und die Debatte um die 'Diktatur des Proletariats' - Timo Luks - E-Book

Kautsky, Lenin und die Debatte um die 'Diktatur des Proletariats' E-Book

Timo Luks

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2003
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: sehr gut, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Geschichte und Theorie des Demokratischen Sozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit geht auf eine Auseinandersetzung ein, die Karl Kautsky und Wladimir Iljitsch Lenin im Anschluss an die russische Revolution (1917/18) führten. Dabei stehen ihre Schriften „Die Diktatur des Proletariats“ (Kautsky, Wien 1918) und „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“ (Lenin, Moskau 1918) im Mittelpunkt. Beide bearbeiteten „die Frage nach dem Wesensinhalt der proletarischen Revolution, eben die Frage der Diktatur des Proletariates“, jene Frage, von der man „ohne Übertreibung sagen [könne], daß [sie] die wichtigste Frage des ganzen proletarischen Klassenkampfes“ sei. Kautsky kritisierte u.a. „daß unsere bolschewistischen Genossen nicht dabei stehen blieben, ihr Vorgehen aus der eigenartigen Lage Rußlands zu erklären“, sondern, dass sie „dazu über[gingen], eine ganz neue Theorie zu zimmern, für die sie allgemeine Geltung beanspruchen“. Im Gegenzug behauptete Lenin, Kautsky habe „in der Theorie ein unglaubliches Durcheinander vorgesetzt, dazu den völligen Verzicht auf den Marxismus und in der Praxis Liebedienerei vor der Bourgeoisie“. Seitens Lenin wurde weiter argumentiert, Kautsky habe „die Marxsche Lehre völlig entstellt, [...] verfälscht und die Revolution [...] preisgegeben“. Dabei wurde unter Zuhilfenahme diverser Beleidigungen der Vorwurf des Renegatentums erhoben. Die Kontroverse lebte vom Kampf, den Lenin gegen alle von seinem Verständnis abweichenden Theorien, Interpretationen und Vorgehensweisen führte, um sowohl praktisch als auch theoretisch die Vorreiterrolle in der eigenen Partei und in der internationalen Arbeiterbewegung erreichen und sichern zu können. Der Streit um den „richtigen“ Marxismus kann natürlich nicht endgültig und absolut entschieden werden. Im Anschluss an Gary P. Steenson soll hier eher darauf verwiesen werden, dass beide lediglich verschiedene Elemente der marx´schen Schriften betonten.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung.
II. Begriffsbestimmungen
1. Staat und Herrschaft.
2. Demokratie.
3. Diktatur
III. Theoretisches Konzept
1. Kautsky
2. Lenin
3. Zusammenfassung.
IV. Praktische Anwendung: Die russischen Verhältnisse.
2. Freiheitsrechte und Gewaltherrschaft
3. Konstituierende Versammlung/Parlament und Sowjets/Räte
V. Schlußbemerkung.
VI. Literatur

Page 1

Timo Luks

Carl-von-Ossietzky Universität-Oldenburg

Magister Geschichte / Politikwissenschaft

Seminar: „Geschichte und Theorie des Demokratischen Sozialismus“ (Sommersemester 2000)

Hausarbeit im Fach Politikwissenschaft, eingereicht von Timo Luks

Kautsky, Lenin und die Debatte um die „Diktatur des Proletariats“

Page 3

I. Einleitung

Diese Arbeit geht auf eine Auseinandersetzung ein, die KarlKautskyund Wladimir IljitschLeninim Anschluss an die russische Revolution (1917/18) führten. Dabei stehen ihre Schriften „Die Diktatur des Proletariats“ (Kautsky, Wien 1918) und „Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“ (Lenin, Moskau 1918) im Mittelpunkt. Beide bearbeiteten „die Frage nach dem Wesensinhalt der proletarischen Revolution, eben die Frage der Diktatur des Proletariates“, jene Frage, von der man „ohne Übertreibung sagen [könne], daß [sie] die wichtigste Frage des ganzen proletarischen Klassenkampfes“ sei.1

Kautskykritisierte u.a. „daß unsere bolschewistischen Genossen nicht dabei stehen blieben, ihr Vorgehen aus der eigenartigen Lage Rußlands zu erklären“, sondern, dass sie „dazu über[gingen], eine ganz neue Theorie zu zimmern, für die sie allgemeine Geltung beanspruchen“. Im Gegenzug behaupteteLenin, Kautskyhabe „in der Theorie ein unglaubliches Durcheinander vorgesetzt, dazu den völligen Verzicht auf den Marxismus und in der Praxis Liebedienerei vor der Bourgeoisie“. SeitensLeninwurde weiter argumentiert,Kautskyhabe „die Marxsche Lehre völlig entstellt, [...] verfälscht und die Revolution [...] preisgegeben“. Dabei wurde unter Z uhilfenahme diverser Beleidigungen der Vorwurf des Renegatentums erhoben.2Die Kontroverse lebte vom Kampf, denLeningegen alle von seinem Verständnis abweichenden Theorien, Interpretationen und Vorgehensweisen führte, um sowohl praktisch als auch theoretisch die Vorreiterrolle in der eigenen Partei und in der internationalen Arbeiterbewegung erreichen und sichern zu können. Der Streit um den „richtigen“ Marxismus kann natürlich nicht endgültig und absolut entschieden werden. Im Anschluss an Gary P.Steensonsoll hier eher darauf verwiesen werden, dass beide lediglich verschiedene Elemente der marx´schen Schriften betonten.3

1Lenin, Proletarische Revolution, S. 93f.

2Kautsky, Diktatur des Proletariats, S. 82f.; Lenin, Proletarische Revolution, S. 172, 91ff.; dieser le-

nin´sche Vorwurf wurde jedoch weitestgehend widerlegt, indem darauf verwiesen wurde, daß Kautsky

fast von Anfang an (also auch schon als Lenin in ihm noch einen „Meister des Marxismus“ sah) ein rela-tiv kohärentes Theoriegebäude vertrat, siehe dazu die umfangreiche Argumentation bei: Salvadori, S. 13,

369.

3Mattick, S. 10; Steenson, S. 181, dort heißt es, Kautsky „represented the more determinstic, less violent,

more humanistic implications of Marx´s writings“, während Lenin für „the more voluntaristic, more vio-

lent, less humanistic implications of those same writings“ stünde.